Sonderdruck aus „Der Landwirt“ Nr. 1 vom 19. Jänner 2006 Suppl. S.I.A.P. 50%
Raiffeisenverband Südtirol M 50. Jahrgang
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Bozen, 19. Jänner 2007
N Nr. 1
Verbund stärken – Mitglieder entlasten Jahresausblick 2007 von H. Nicolussi-Leck, Obmann des Raiffeisenverbandes
Heiner Nicolussi-Leck, Obmann des Raiffeisenverbandes
Jede Kritik hat einen wahren Kern, aber wenn beides stimmen sollte, dann liegt der Verband richtig: Auf der einen Seite braucht es im Verbund eine oft langwierige Überzeugungsarbeit und Konsensfindung, auf der anderen Seite müssen einmal getroffene Entscheidungen dann konsequent umgesetzt werden und dürfen nicht wieder zerredet werden. Dass der Raiffeisenverband sowohl als Verbundsteuerer als auch als Dienstleistungsbetrieb trotzdem immer noch besser werden kann und soll, ist unser aller Anliegen.
dungshoheit bewahren und womöglich stärken. Den richtigen Weg zu gehen und den Spagat zu schaffen zwischen Entlastung und Bevormundung der Mitgliedsgenossenschaften ist eine der Herausforderungen. Das Verbundsbewusstsein muss gestärkt werden und die Verabschiedung einer Verbundkonvention soll dem sichtbaren Ausdruck verleihen. Ein weiteres Anliegen ist mir, dass Genossenschaften in der Öffentlichkeit als eine Möglichkeit sinnvollen Wirtschaftens in zunehmend internationalisierten und globalisierten Wirtschaftsräumen wahrgenommen werden und, beginnend in den Schulen, genossenschaftliches Denken, Handeln und Wirtschaften vermittelt wird. Die ständigen und nicht immer positiven Neuerungen auf Staatsund Europaebene einhergehend mit immer neuen Versuchen, die Genossenschaften kapitalistischen Unternehmen gleichzustellen, zwingen dazu, stärker in den gesamtstaatlichen Verbänden mitzumischen und gleichzeitig die Kooperation mit den befreundeten Genossenschaftsverbänden über
Sie sind seit Kurzem Vorsitzender der Arbeitgeberdelegation in Arbeitsrechtsfragen der Federcasse in Rom. Was glauben Sie bewirken zu können? Die Führungskräfte und Mitarbeiter unserer Raiffeisenkassen sind eine der Säulen unseres Erfolges. Es kann uns nicht gleichgültig sein, wie die Kollektivverträge aussehen, die ja die Beziehungen zwischen den Raiffeisenkassen und ihren Mitarbeitern regeln. Dazu kommt, dass es wünschenswert ist, dass nicht alles zentral in Rom entschieden wird, sondern entsprechender Spielraum geschaffen wird für Landesergänzungsverträge. Gerade in Zeiten von Reformen im Arbeitsrecht und Pensionsrecht ist es wichtig, entscheidend mitreden zu können. Abschließend möchte ich allen unseren Mitgliedsgenossenschaften, deren Verwaltern, Mitarbeitern und Mitgliedern ein gedeihliches Jahr 2007 wünschen. Möge es unseren Genossenschaften auch heuer wieder gelingen, ihrem Förderauftrag entsprechend, Nutzen zu stiften und das Wohl der Mitglieder zu mehren. Interview: Stefan Nicolini
Herr Obmann, die Zahl der Genossenschaften im Raiffeisenverband steigt. Dabei fällt auf, dass es gerade Energiegenossenschaften sind. Wie reagiert der Verband darauf? Heiner Nicolussi-Leck: Nicht nur Energiegenossenschaften, sondern beispielsweise auch Genossenschaften im Sozial- und Dienstleistungsbereich oder im Wohnbau nehmen zu. Genossenschaften wurden und werden gegründet, wenn das Bedürfnis verspürt wird, eine Problematik durch gemeinsames Handeln in den Griff zu bekommen und dadurch Nutzen für die Genossenschaftsmitglieder zu schaffen. Es ist statutarische Aufgabe des Raiffeisenverbandes, die Errichtung neuer Genossenschaften anzuregen, soweit dies aus wirtschaftlichen oder auch sozialen und kulturellen Gründen sinnvoll erscheint, und die dafür notwendige Hilfestellung zu leisten. Das haben wir im Bereich Energie getan und tun dies auch für alle anderen Bereiche. Welche Schwerpunkte wollen Sie im kommenden Jahr setzen? Das Jahr 2007 bringt viel Arbeit für die Fachabteilungen des Verbandes. Gesetzliche und sonstige normative Vorgaben für die Mitgliedsgenossenschaften, die im immer komplexer werdenden bürokratischen Aufwand schier ersticken, müssen aufbereitet und entsprechende Abläufe und EDV-Unterstützung erarbeitet werden. Auf der einen Seite drängen die Mitgliedsgenossenschaften den Raiffeisenverband dazu, ihnen bürokratischen Aufwand und Obliegenheiten abzunehmen und immer mehr Dienstleistungen zu erbringen, und auf der anderen Seite wollen und sollen die Genossenschaften ihre Selbstverwaltung und Entschei-
die Grenzen hinweg auszubauen und zu stärken. Dies alles mit dem Ziel günstige Rahmenbedingungen für das Genossenschaftswesen im Allgemeinen zu gewährleisten und unsere Autonomie zu sichern. Ein Regionalgesetz für das Genossenschaftswesen ist in Ausarbeitung.Was bringt es Neues? Was es Neues bringt, entscheidet die Politik. Das geltende Gesetz aus dem Jahre 1954 ist ein sehr gutes Gesetz, musste aber immer wieder an die veränderten Rahmenbedingungen angepasst werden, so dass die Verabschiedung eines einheitlichen Textes sinnvoll erscheint. Ich wünsche mir, dass das neue Gesetz klare Rahmenbedingungen für die Errichtung, Betreuung, Förderung und Überwachung der Genossenschaften schafft, keine zusätzliche Bürokratie bringt und den Genossenschaften entsprechende Entfaltungsmöglichkeiten eröffnet. Es gibt manche Kritik am Raiffeisenverband: Er sei zu zentralistisch und in seinen Entscheidungen zu träge. Was entgegnen Sie diesen Kritikern?
Südtiroler Landwirt
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