24. NOVEMBER 2017 NR.21/60.JG. S�DTIROLER LANDWIRT
SONDERDRUCK, SUPPL . S.I.A.P. 50%
Raiffeisen Mitteilungen des Raiffeisenverbandes Südtirol Genossenschaft
Moderne Genossenschaft: (v.l.) Arnulf Perkounigg, Anton Josef Kosta, Nadja Germann, Michael Stappel, Dietmar Rößl und Justus Reichl.
Treiber von sozialer Innovation „Brauchen wir noch Genossenschaften?“ Unter diesem Motto stand die 21. Tagung des Internationalen Instituts für Genossenschaftsforschung im Alpenraum (IGA), die Anfang November in Innsbruck stattfand. IGA-Vorsitzender Arnulf Perkounigg betonte gleich zu Beginn, dass die erfolgte Ernennung der Idee und Praxis der Genossenschaft zum Unesco-Weltkulturerbe kein Abgesang auf die über 150-jährige erfolgreiche Unternehmensform sei, sondern im Gegenteil eine Anerkennung für ihre Bedeutung und Wirkungskraft. Dietmar Rößl, Vorstand des Instituts für KMU-Management und Leiter des Forschungsinstituts für Kooperationen und Genossenschaften an der Wirtschaftsuniversität Wien, sprach zum Thema „Genossenschaften als Motor für unternehmerische und soziale Innovationen“. Rößl erinnerte an die Sozialreformer F.W. Raiffeisen und Hermann Schul-
ze-Delitzsch, die laufend soziale und unternehmerische Innovationen umgesetzt hätten. Genossenschaften sind keine Selbstläufer. Vielmehr muss der genossenschaftliche Förderauftrag auf die Anforderungen in der Gesellschaft ständig hin interpretiert werden.
Sachzielorientierung Genossenschaften entwickeln dort neue Märkte, wo noch keine Rendite erwirtschaftet wird und erbringen kooperative Leistungen dort, wo die kollektive Leistungserbringung versagt. Menschen erleben neue Leistungsdefizite, formulieren daraus neue Sachziele und bilden eine Genossenschaft, um diese zu
erreichen. Die Sachzielorientierung macht die Genossenschaften zu Treibern von sozialer Innovation, weil sie versuchen, die Probleme der Menschen vor Ort zu lösen. Als Beispiele nannte Rößl u. a. Stadtteilgenossenschaften, Genossenschaften in der Seniorenbetreuung und Pflege, in der Nahversorgung, Regionalentwicklung und in der Unternehmensnachfolge. Rößl sagte: „Die Menschen trauen den Genossenschaften zu, dass sie soziale Innovationen umsetzen, nachhaltig wirtschaften und die regionale Entwicklung fördern können.“ Genossenschaften mobilisieren ein großes Sozial- und Humankapital, und das sei ein wichtiger Grund für die Zukunfts- und Innovationsfähigkeit. „Auch darf man nie
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