9. JUNI 2017 NR.11/60.JG. S�DTIROLER LANDWIRT
SONDERDRUCK, SUPPL . S.I.A.P. 50%
Raiffeisen Mitteilungen des Raiffeisenverbandes Südtirol Genossenschaft
Südtirols Obst- und Weinwirtschaft sehen dem Brexit aktuell noch relativ gelassen entgegen.
Genossenschaften bleiben gelassen Ende März hat Großbritannien bei der EU den Austrittsantrag eingereicht. Das Wann und Wie des Brexit ist noch offen – und auch die Konsequenzen. Doch was bedeutet der Brexit für die heimischen Genossenschaften? Die erste Runde der Austrittsverhandlungen beginnt am 19. Juni mit der Klärung grundsätzlicher Fragen. „Die Details des Brexit müssen erst ausverhandelt werden, die Auswirkungen für die Genossenschaften in Südtirol sind noch nicht eindeutig abzuschätzen“, meint der Finanzexperte der Raiffeisen-Landesbank, Martin von Malfèr. Dies hänge auch davon ab, ob es zu einem harten oder zu einem weichen Brexit oder gar zu einer Rückkehr Großbritanniens in die EU kommen wird. Bei einem „hard“ Brexit würden Südtirols Unternehmen die Folgen am deutlichsten spüren. Der Innsbrucker Universitätsprofessor Walter Obwexer, der bei einer Informa tionstagung von IDM Südtirol in der Han-
delskammer in Bozen zum Thema Brexit spricht, rechnet damit, dass Südtiroler Produkte Zöllen unterliegen und in Großbritannien nur noch verkauft werden könnten, wenn sie den dort geltenden Vorgaben entsprechen. Unternehmen aus Südtirol, die in Großbritannien tätig sind, wären britischem Recht unterworfen. Die unterschiedlichen Normen und Auflagen würden eine Platzierung europäischer Produkte in Großbritannien beschränken. Martin von Malfèr spricht von einem unterbrochenen Zugang zum Londoner Kapitalmarkt für die Genossenschaftsbanken, erwartet sich bei einem harten Brexit höhere Kosten im Finanzbereich und geht von einer Abwer-
tung des Pfunds und einer sinkenden Kaufkraft Großbritanniens aus – eine weitere Erschwernis für den Export von Südtiroler Produkten aus Landwirtschaft und Industrie.
Apfelwirtschaft zuversichtlich Für den Verband der Südtiroler Obstgenossenschaften VOG sowie auch für den Obstverarbeitungsbetrieb VOG Products ist Großbritannien ein durchaus wichtiger Markt. Der Absatz von Äpfeln oder Produkten wie Dunstäpfel, Konzentrate, Säfte und Pürees läuft sehr gut, und bis auf Währungsschwankungen, die sich jedoch aufgrund der Devisentermingeschäfte in Grenzen halten, gibt es derzeit
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