Raiffeisen Mitteilungen 8/2020

4. SEPTEMBER 2020 NR.8/63.JG.

SONDERDRUCK, SUPPL . S.I.A.P. 50%

Raiffeisen Mitteilungen des Raiffeisenverbandes Südtirol Genossenschaft

Das neue Bildungsprogramm für Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften steht unter dem Motto „Building Bridges“.

„Mensch soll im Mittelpunkt stehen“ Vor Kurzem wurde das Bildungsprogramm für Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften 2020–2022 ­vor­gestellt. Über den neuen Bereich Personalentwicklung im RVS spricht der Leiter Walter Eisendle im ­Interview. von irene schlechtleitner Die zunehmende Internationalisierung der Märkte stellt Unternehmen vor vielfältige Herausforderungen. Betriebe, die sich auf den sich rasch ändernden Märkten behaupten wollen, müssen anpassungsfähig bleiben. Dies gilt auch für Genossenschaften. Mit dem neuen Bildungsprogramm für Waren- und Dienstleistungsgenossenschaften ist es dem Bereich Personalentwicklung & Aus- und Weiterbildung gelungen, ein praxisorientiertes Programm zu organisieren, das Unternehmen darin unterstützt, ihre vorhandenen Kompetenzen und Stärken zu verdichten und kontinuierlich neue Kompetenzen aufzubauen. Das Angebot für

Führungskräfte, Verwaltungs- und Aufsichtsräte sowie Mitarbeiter von Genossenschaften ist in sechs Bereiche gegliedert: fachspezifischer Bereich, Management und Führung, Persönlichkeit & Entwicklung, RAIFFEISEN. GOES.GSUND, Arbeitssicherheit und Arbeitstechniken.

Neu: Personalentwicklung Neben dem vielseitigen Bildungsangebot bietet der Raiffeisenverband seit Kurzem auch Personalentwicklung für Mitgliedsgenossenschaften an. Warum Personalentwicklung oft

über den Erfolg eines Betriebes entscheidet, erklärt Walter Eisendle, Leiter des Bereichs.

Raiffeisen Mitteilungen: Warum sind Bildung und Personalentwicklung so wichtig?

Walter Eisendle: Weil der Mensch den Unterschied macht. Technik und Maschinen kann sich jeder kaufen, nicht aber sie so einsetzen, dass der Kunde den Mehrwert schätzt und dafür bezahlt. Dies erfordert kompetente und engagierte Mitarbeiter, die gut zusammenarbeiten, sich absprechen und ergänzen.

Ein Beispiel: Es gibt Betriebe, die technisch

1

raiffeisen

identisch ausgestattet sind, und dennoch hat der eine Erfolg und der andere nicht. Den entscheidenden Unterschied machen eben die Mitarbeiter und Führungskräfte aus.

Wo liegen diesbezüglich die größten Entwicklungspotenziale?

Viele Betriebe sind sich nicht bewusst, welches Potential in ihren Mitarbeitern steckt.

Ich finde, der Mensch muss im Mittelpunkt stehen, weil dadurch u. a. die Identifikation mit dem Betrieb verstärkt wird. Wer sich mit seinem Betrieb und dessen Produkten identifiziert und stolz darauf ist, dass der Kunde diese annimmt, leistet mehr und macht die Arbeit mit Freude. Wer etwas gerne macht und sich beteiligen darf, macht es automatisch besser, interessiert sich und bleibt up to date.

Wie geht der Bereich Personalentwicklung & Aus- und Weiterbildung auf diese Themen ein?

Unsere Aus- und Weiterbildungsprogramme sind inzwischen sehr gut eingeführt und werden gut genutzt, vor allem Inhouse-Schulungen, die auf den Betrieb zugeschnitten sind.

Neu ist der Bereich „Personalentwicklung“.

NR. 8 4.9.2020

Hier geht es um individuelle, an den Betrieb angepasste Lösungen. Im strukturierten Vorgespräch mit den Verantwortlichen analysieren wir unverbindlich die Bedürfnisse und Möglichkeiten des Betriebes, um zu erkennen, welche Themen aktuell herausfordernd sind.

Mit maßgeschneiderten Lösungen werden diese Themen dann gemeinsam angegangen.

Welche Themen könnten das sein?

Personalentwicklung umfasst die Betreuung und Begleitung von Menschen auf drei Ebenen: Individuum, Team und Organisation. Auf der Ebene des Individuums fallen alle Themen vom Moment der Bewerbung bis zum Austritt an, z. B. Onboarding, Entwicklungsplanung oder Konfliktmanagement. Teams arbeiten an Zusammenarbeit, Rollenklarheit und Zielfindung. Organisation wiederum setzt sich mit Themen wie Leit- und Wertebild, Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen, Unternehmenskultur, Mitarbeitergespräche oder Eigenmarke auseinander. Wichtig ist, dass Personalentwicklung immer eng mit der Entwicklung der Organisation einhergeht.

Hat sich durch die Corona-Krise in ihrem Bereich etwas verändert?

Bereichsleiter Walter Eisendle: Der Mensch macht den Unterschied aus.

Wir merken, dass die Nachfrage an Onlinelearnings und Webinaren zugenommen hat.

Der Vorteil liegt auf der Hand: Die Fahrtzeit fällt weg, die einzelnen Module sind meist kürzer und auf mehrere Sessions aufgeteilt.

Die Teilnehmer sind konzentrierter und haben die Gelegenheit, vom einen zum nächsten Mal Fragen zu stellen. Künftig können auch Pflichtschulungen und Prüfungen online erfolgen.

Superbonus stand im Mittelpunkt Der von der italienischen Regierung lancierte Superbonus für energetische Sanierungsmaßnahmen stand Ende Juli im Mittelpunkt eines Treffens mit Unterstaatssekretär Riccardo Fraccaro im Raiffeisenhaus.

Mit verschiedenen Maßnahmen versucht die italienische Regierung die von der CoronaKrise gebeutelte Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen. Zu den Maßnahmen zählen auch der sogenannte Superbonus von 110 Prozent und das Steuerguthaben für energetische

Sanierungsmaßnahmen. Die Regierung erwartet sich davon starke Impulse für die schwächelnde Wirtschaft.

Die Umsetzung der neuen Fördermöglichkeiten stand im Mittelpunkt eines Besuches von Riccardo Fraccaro, Unterstaatssekretär im

Unterstaatssekretär Riccardo Fraccaro (links im Bild) bei einem Treffen im Raiffeisenhaus in Bozen

2

Ministerratspräsidium, Ende Juli im Bozner NOI Techparc. Dort ist der lokale Koordinierungstisch aus Vertretern von Verbänden, Organisationen und heimischen Banken angesiedelt, der die Art und Weise der Umsetzung des Superbonus in Südtirol plant und steuert.

Im Rahmen seines Besuches traf Unterstaatssekretär Fraccaro auch mit Vertretern des Raiffeisenverbandes und der Raiffeisen Landesbank zusammen. Bei dem Treffen im Raiffeisenhaus stand ebenso die Thematik rund um den Superbonus im Mittelpunkt und welche Unterstützung die Raiffeisenkassen bei der konkreten Umsetzung leisten können.

Thema am Rande des Treffens bildete zudem der aktuelle Stand in Sachen institutsbezogenes Sicherungssystem (IPS) der Südtiroler Raiffeisenkassen, dessen Anerkennung durch die Aufsichtsbehörde noch aussteht, und für welche Unterstaatssekretär Riccardo Fraccaro seine Unterstützung zusicherte.

raiffeisen

4.9.2020 NR. 8

Obst: Kollektivvertrag erneuert Ende Juli wurde im Raiffeisenhaus in Bozen der erneuerte Kollektivvertrag für die Beschäftigten der Obstmagazine Südtirols unterzeichnet.

Arbeitgeber- und Arbeitnehmervertreter besiegelten den erneuerten Kollektivvertrag im Obstsektor.

Der Vertrag betrifft in Südtirol 21 Obstgenossenschaften bzw. Obstverbände und rund 1800 Arbeitnehmer.

Die Neuerungen berühren sowohl den wirtschaftlichen als auch den normativen Bereich. So werden etwa die Gehaltstabellen ab 1. Januar 2020 abgehoben. Für den Zeitraum Januar bis Juli 2020 ist eine Nachzahlung in Form einer Una-tantum-Zahlung vorgesehen.

Im normativen Teil wird die Einkommenssicherung der Saisonarbeiter nachhaltig im Vertrag verankert.

Dadurch kann eine gute Flexibilität im Einsatz der Saisonarbeiter gewährleistet werden.

Der neue Vertrag wurde sowohl den neuesten gesetzlichen Entwicklungen, aber auch den betrieblichen Bedürfnissen und Erfordernissen des Marktes

angepasst, was zu einem insgesamt ausgewogenen Bild der Vertragserneuerung führte.

Bei der Vertragsunterzeichnung wurde die Arbeitgeberseite von Raiffeisenverband-Obmann Herbert Von Leon und Raiffeisenverband-Vizedirektor Christian Tanner sowie von den Obmännern der Genossenschaftsverbände VOG, ViP und Fruchtverband vertreten. Auf der Arbeitnehmerseite fanden sich die Vertreter der Gewerkschaftsorganisationen ASGB, FLAI AGB-CGIL, FAI SGB-CISL und UILA SGK-UIL ein.

Der Vertrag gilt für den wirtschaftlichen Teil bis zum Jahresende 2021 und für den normativen Teil bis zum Jahresende 2023.

Interessen noch besser vertreten Der Raiffeisenverband ist seit Kurzem außerordentliches Mitglied des Österreichischen Raiffeisenverbandes. Damit ist die Verbindung offiziell besiegelt.

Dem Beitritt des Raiffeisenverbandes Südtirol geht eine lange Tradition wirksamer Zusammenarbeit voraus. Besonders in den Bereichen der genossenschaftlichen Interessenvertretung, der Revisionstätigkeit sowie der Aus- und Weiterbildung fand seit Jahren ein intensiver Austausch statt. Mit der Mitgliedschaft wurde die langjährige informelle Verbindung institutionalisiert.

Verbandsobmann Herbert Von Leon betont: „Das Genossenschaftswesen in Südtirol und in Österreich sieht sich immer häufiger mit ähnlichen Themen und Herausforderungen konfrontiert, beispielsweise bei der Umsetzung der europäischen Richtlinien und Vorschriften für die Genossenschaftsbanken.

Eine Zusammenarbeit mit dem ÖRV ist daher von großem Interesse.“ Ähnlich sieht es Generaldirektor Paul Gasser: „Die Verbindung zum Österreichischen Raiffeisenverband hat durch die Mitgliedschaft einen institutionellen Charakter erhalten. Der ÖRV ist europaweit gut vernetzt und nimmt die Interessen seiner Mitgliedsgenossenschaften wirkungsvoll wahr. Gemeinsam mit den genossenschaftlichen Zentralverbänden in Rom können wir die Interessen unserer Mitglieder in Brüssel nun noch besser vertreten.“ Beide Raiffeisenverbände verbindet das Bemühen um eine stärkere Verankerung des Genossenschaftswesens in der Wirtschaft und im Sozialen.

wkr

1,6 Mio. Euro ausbezahlt Der Wechselseitige Krankenbeistand Raiffeisen (WKR) bietet Mitgliedern und Mitarbeitern der Raiffeisen Geldorganisation ergänzende Gesundheitsvorsorge, übernimmt anfallende Sanitätskosten und ergänzt Leistungen des öffentlichen Gesundheits­ systems.

Unlängst zog der WKR in Bozen Bilanz über das Geschäftsjahr 2019. Präsident Ulrich Untersulzner und Vizepräsident Christian Tanner zeigten sich mit der Entwicklung zufrieden. 2019 zählte der WKR 2451 Mitglieder, es wurden 4857 Schadensakten ­bearbeitet und knapp 1,6 Mio. Euro für eingereichte Schäden an die Mitglieder rückerstattet.

Im Geschäftsjahr wurde unter anderem die Reorganisation des WKR in Angriff genommen. Auch wurde eine neue webbasierte Software-Plattform in Auftrag ­gegeben, um künftig das Mitgliedswesen und die Leistungsabwicklung online zu erledigen.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat der WKR auch die Umwandlung in die Gesellschaft zur gegenseitigen Unterstützung (società di mutuo soccorso) vollzogen.

Der WKR setzt zudem schon länger auf Netzwerke und den Austausch mit gleichartigen ­Organisationen. So erweist sich beispielsweise der Zusammenschluss mit Mutual Help und EMVA in Mutual.doc als Vorteil für die Mitglieder. Mit Mutual Help soll künftig besonders im Bereich der Konventionen und Empfehlungsverträge enger zusammengearbeitet werden.

3

raiffeisen

weiterbildung

Arbeitssicherheit Ausbildung: Sicherheitsbeauftragte, Modul A Zielgruppe: Anwärter für Leiter und Beauftragte der Dienststelle für die Arbeitssicherheit, Sicherheitssprecher Inhalt: Rechtliche Grundlagen, Risikobewertung, Notfallplanung, Unfall- und Gesundheitsrisiken Referent: Systent GmbH, Algund Termine/Ort: 13./14.10. und 20./21.10.2020 (4 Tage), Bozen Kosten: 1100 Euro exkl. MwSt.

Steuerrecht Onlineworkshop: Aktuelle Steuerinfos Inhalt: Im Kurz-Webinar werden ausgewählte aktuelle steuerliche Themen behandelt. Vorab gesammelte Teilnehmerfragen werden integriert.

Termin: 22.10.2020 (2 Stunden)

Personal- & Arbeitsrecht Workshop: Arbeitsrechtliche Aspekte in der Praxis Zielgruppe: Personalverantwortliche und -sachbearbeiter Inhalt: Aufarbeiten von aktuellen Themen und gemeinsamer Erfahrungsaustausch Termin/Ort: 28.10.2020, Bozen

NR. 8 4.9.2020

Erich Kobler zum Gedenken Am 4. August ist der ehemalige Obmann des Raiffeisenverbandes Erich Kobler ­verstorben. Kobler hat das Genossenschaftswesen über Jahrzehnte m ­ itgestaltet.

Verbandsobmann Herbert Von Leon würdigte Erich Kobler bei der Begräbnisfeier am 8. August in Marg­ reid als Genossenschaftler, der Respekt, Achtung und Wertschätzung genießt. „Erich Kobler war ein Mensch voller Tatendrang. Er verstand es, Netzwerke zu knüpfen, und setzte sich mit ganzer Energie für die Interessen der Genossenschaften ein.“ Erich Kobler begann seinen Weg im Genossenschaftswesen 1960 als Gründungs- und Aufsichtsratsmitglied der Obstgenossenschaft Kurmark, der er fast ein Vierteljahrhundert als Obmann vorstand.

Im Raiffeisenverband begann seine Laufbahn 1970 als Mitglied im Aufsichtsrat. 1973 wurde er zum Verbandsobmann gewählt. Hier legte er unter anderem den Grundstein für das Raiffeisen Rechenzentrum und ebnete den Weg für neue Kassenfilialen.

Von 1976 bis 1991 war er Obmannstellvertreter, und zwei weitere Perioden war er Verwaltungsratsmitglied.

1973 wurde Erich Kobler zum ersten Präsidenten der wiedergründeten Raiffeisen-Zentrale Südtirols, der heutigen Raiffeisen Landesbank, gewählt. Da­ran anschließend war er im Verwaltungsrat tätig. Über Jahre vertrat Erich Kobler die Raiffeisenorganisation in den genossenschaftlichen Zentralverbänden Confcooperative und Federcasse in Rom.

Erich Kobler, Altobmann des Raiffeisenverbandes

Darüber hinaus war er in zahlreichen Genossenschaften tätig. In der Raiffeisenkasse Salurn war er im Verwaltungsrat und als Vizeobmann tätig. Er war Aufsichtsrat in der Kellerei Nals-Margreid-­ Entiklar und Vorstandmitglied im VOG. Zudem war er viele Jahre Vizepräsident der Landesgenossenschaftskommission.

Für seine genossenschaftlichen Verdienste erhielt er 1996 die Raiffeisen-Ehrennadel in Gold. Erich Kobler wurde 92 Jahre alt.

Gesundheitsfonds wächst weiter Mutual Help hat im Geschäftsjahr 2019 die 20.000-Mitglieder-Marke überschritten und kann auf eine ausgeglichene Bilanz verweisen.

MS-Office-Schulungen PowerPoint – Training für die Praxis II Inhalt: Professionelle Bildschirmpräsentationen erstellen und vorführen Termin/Ort: 16.10.2020, Bozen Information & Anmeldung

rvs.bildungswesen@raiffeisen.it oder 0471 945 450

Im Raiffeisenhaus in Bozen fand unlängst die Vollversammlung der wechselseitigen Hilfsgesellschaft Mutual Help statt. Der Südtiroler Gesundheitsfonds hat zum Jahresende 2019 die Marke von 20.000 Mit­ gliedern überschritten – ein Zuwachs von 20,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. „Mit einer Bilanzsumme von 2,5 Mio. Euro und einer ausgeglichenen Bilanz stehen wir solide da“, sagte Koordinator Klaus Gufler.

Mutual Help steht den Mitgliedern als lokaler, kompetenter Partner zur Seite. „Neben den ausbezahlten Leistungen schafft das lokale Netzwerk mit

kompetenten Partnern und Konventionen Win-winLösungen für die Eingeschriebenen und fördert den lokalen Wirtschaftskreislauf“, sagte Präsident Stefano Ruele.

Mutual Help hat im vergangenen Geschäftsjahr die lokalen Konventionen weiter ausgebaut.

Die wechselseitige Hilfsgesellschaft Mutual Help bietet im soziosanitären Bereich Dienstleistungen für die Bürger und die Angestellten von Südtiroler Unternehmen an. Mutual Help ergänzt damit den gesamtstaatlichen Gesundheitsdienst.

Impressum: Herausgeber: Südtiroler Bauernbundgenossenschaft, Druck: Athesia Druck

Raiffeisen Nachrichten

Ermächtigung vom Landesgericht Bozen, 13. 4. 1984, Nr. 13/84

Presserechtlich verantwortlich: Bernhard Christanell, Redaktion: Thomas Hanni

(Raiffeisenverband Südtirol, 0471 945454, rvs.genossenschaftskommunikation@raiffeisen.it, www.raiffeisenverband.it)

Mehr Informationen aus dem Raiffeisen Genossenschaftswesen: www.raiffeisen-nachrichten.it

4