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Podiumsdiskussion Quo vadis, Kreuzfahrt?

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Editorial

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Quo vadis, Kreuzfahrt?

Für die Reisebüros ist Kreuzfahrt nach wie vor ein wichtiges Segment.

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Thomas Bösl Geschäftsführer rtk

Unter dem Titel „Kreuzfahrt – Quo vadis?" diskutierten Alexander Ewig, Vice President Marketing und Direct Sales von AIDA Cruises, Carsten Sühring, Vertriebsleiter Hapag-Lloyd Cruises, Benjamin Krumpen, Geschäftsführer Phoenix Reisen, Oliver Wulf, Geschäftsführer Travel and Cruises Company sowie rtk Chef Thomas Bösl über die Erfolgsaussichten im Sommer und den Ausblick für den kommenden Winter.

Die Kreuzfahrtbranche gehörte zu den am schwersten getroffenen Tourismussparten der Pandemie, doch nun scheint für die Veranstalter und Reedereien endlich wieder Land in Sicht. Alle an der Podiumsdiskussion teilnehmenden Experten bestätigten, dass das Kreuzfahrtsegment derzeit sehr gut läuft. Nach einem schwachen Start ins Jahr hätten die Buchungen seit März wieder deutlich angezogen. Oliver Wulf von Travel and Cruises Company bezeichnete die Buchungseingänge für den April sogar als „sensationell“. Zudem sind fast alle Schiffe wieder im Einsatz. Bei AIDA seien nur die beiden kleinsten Schiffe, AIDAvita und AIDAaura, noch nicht wieder im Dienst, berichtete Vertriebs- und Marketingchef Alexander Ewig. Als Gewinnerin der Krise bezeichnete Phoenix Reisen-Geschäftsführer Benjamin Krumpen die Flusskreuzfahrt. So habe beispielsweise Phoenix 2021 sechs zusätzliche Schiffe gechartert. Auch der Neukundenanteil sei gestiegen. Nach den vielen Einschränkungen und Restriktionen der vergangenen Jahre sind nach Auskunft der Kreuzfahrtanbieter zudem fast alle Angebote an Bord wieder frei zugänglich und die Hygienevorschriften wurden gelockert. So ist etwa für Reisen mit TUI Cruises oder AIDA keine Booster-Impfung mehr nötig. Auch die Pflicht zum Tragen von Masken an Bord ist entfallen. Nur an den Schnelltests vor der Abreise hält AIDA vorerst fest. Das halte aber keine Urlauber von Buchungen ab.

Generell zeigen sich die Kreuzfahrtkunden derzeit fest zur Buchung entschlossen. Selbst der nach wie vor akute Ukraine-Krieg habe nur eine kleine Buchungsdelle hinterlassen, berichteten die Reedereivertreter übereinstimmend. Zwar könnten einige Fahrten im Donau-Delta nicht stattfinden, ansonsten akzeptierten die Kunden aber die Umroutungen und die Tatsache, dass St. Petersburg nicht angelaufen werden kann. Der Erklärungsbedarf und damit die Beratungszeitdauer sei dadurch allerdings recht hoch, so Oliver Wulf. „Für die Reisebüros ist Kreuzfahrt nach wie vor ein wichtiges Segment“, stellte rtk Kooperationschef Thomas Bösl von Vertriebsseite fest. Anders als bei den Flugpauschalreisen seien die Preise in der Kreuzfahrt allerdings stabil geblieben. Obwohl die Kunden hochzufrieden mit dem Produkt seien, täten sich die Anbieter schwer, die Preise anzuheben. Zudem bedauerte Bösl veraltete Provisionssysteme und eine nach wie vor „katastrophale“ Erreichbarkeit einiger Reedereien.

Letzteres wollten die Reedereivertreter nicht unkommentiert stehen lassen. So erklärte Hapag- Lloyd-Vertriebschef Sühring, dass das Servicecenter zwar voll besetzt sei, doch die Telefonate wesentlich länger dauerten als noch vor der Pandemie. Habe die durchschnittliche Gesprächszeit vor der Krise bei fünf Minuten gelegen, so seien es jetzt 25 Minuten. AIDA-Vertriebschef Ewig ergänzte, dass oftmals Mitarbeiter durch Anfragen gebunden würden, die von den Fragestellern sehr gut selbst und schnell gelöst werden könnten. Sein Vorschlag: „Vielleicht können wir gemeinsam schauen, dass solche Anfragen anders als bei uns im Callcenter gelöst werden können.“

Ob das Buchungshoch auch den Winter über anhalten wird, darüber wollten die Kreuzfahrtexperten noch keine Prognose abgeben. Manche Destinationen wie die Kanaren seien zwar eine sichere Bank, doch das helfe Anbietern wie Hapag-Lloyd oder Phoenix, deren Produkte sich durch abwechslungsreiche Destinationen verkauften, nicht. Ersatzrouten wie in den vergangenen Jahren – so die Sorge der Veranstalter – würden von den Gästen nicht mehr akzeptiert werden. „Die Kunden waren die vergangenen zwei Winter auf den Kanaren. Das machen sie nicht noch mal“, stellte Carsten Sühring nüchtern fest. Bei Phoenix Reisen sei man deshalb bereits mit den Häfen im Gespräch, um die Fahrten sicherstellen zu können, die es eben derzeit gebe, berichtete Geschäftsführer Benjamin Krumpen.

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