Maultrommelspieler | Allgäu andächtig Alfred Hüttlinger beim Auftritt mit einer Raffelemusikgruppe im Kemptener Stadttheater.
Etui für die Hosentasche.
Schachtel aus China.
Maultrommel aus Jakutien.
Hüttlingers Eigenbau.
Maultrommel aus Österreich.
Ein zweiter Erklärungsversuch für das zwischenzeitliche Verschwinden des „Hosensack-Instruments“ (Hüttlinger) geht in eine ganz andere Richtung. Es gab Zeiten, da war das Maultrommelspielen schlichtweg verboten und wer es trotzdem tat, landete im Gefängnis, berichtet der Hobbyforscher, der sich intensiv mit der Geschichte des handlichen Instruments beschäftigt hat. „Man sagte, dass die Burschen das Weibervolk damit narrisch gemacht haben“, erzählt Hüttlinger und muss schmunzeln. Neben der erotisierenden Wirkung wurden der Maultrommel aber auch magische Fähigkeiten bei der Geisterbeschwörung nachgesagt. Beides war der kirchlichen und weltlichen Obrigkeit zu unheimlich. Als Alfred Hüttlinger in den 70er Jahren im Radio erstmals wieder Maultrommel-Klänge hörte, wurden Kindheitserinnerungen wach. Die Wiederentdeckung, meint er, habe er Fritz Mayr zu verdanken, der sich als ehemaliger Leiter der Volksmusikabteilung beim Bayerischen Rundfunk um die Tradition des Maultrommelspielens verdient gemacht hat. Hüttlinger hatte sich zu diesem
Maultrommel aus China.
Zeitpunkt als Raffele-Spieler einen Namen im Allgäu gemacht. Raffele, das ist ein altes, mit der Zither verwandtes Volksmusikinstrument. 1973 gründete der Vollblutmusiker mit Hermann Kracker und Michael Bredl das Oberallgäuer Maultrommel-Trio. Weil es nirgendwo Lehrer gab, mussten die Musiker forschen, experimentieren und improvisieren. Für Alfred Hüttlinger war es der Beginn einer spannenden Entdeckungsreise, die ihn in viele Länder führte. Der Oberallgäuer trat mit seinen kleinen Instrumenten vor einem begeisterten und überwiegend deutschstämmigen Publikum in Brasilien, Argentinien, Namibia und Südafrika auf – ganz zu schweigen von den zahlreichen Gastspielen im europäischen Ausland. Das Oberallgäuer Maultrommel-Trio gibt es schon lange nicht mehr. Inzwischen ist Hüttlinger mit seinem Sohn Fredi und den Brüdern Alexander und Raimund Milz unterwegs. Auch mit seinem jüngsten Sohn Martin (37) tritt er im Duett auf. Als Höhepunkte bezeichnet der weit gereiste und trotzdem bodenständige Allgäuer seine Stippvisiten bei den MaulGriaß di’ Allgäu | 139