JUGENDFUSSBALL
83 KURZPÄSSE Elfmeter im Zeitlupen-Tempo Das nennt man fair: Am letzten Spieltag der Kreisliga A „verursachte“ Torwart Jürgen Waibel vom FC Lindenberg beim 3:2-Sieg in Seibranz einen Elfmeter, der keiner war. Das sah auch der Gegner so – und schoss den unberechtigten Strafstoß absichtlich in Zeitlupengeschwindigkeit, sodass Waibel den Kullerball locker aufnehmen konnte. Der SV Sebranz war ohnehin Meister.
Ungewöhnliche EM-Sieger
Weiß seine Jungs bestens zu motivieren: Dr. Martin Schulz, „Wundertrainer“ aus Kaufbeuren.
Foto: Harald Langer
Der Wunder-Trainer Porträt Kaufbeurer Nachwuchs genießt exzellenten Ruf – selbst bei Profi-Scouts. Der Erfolg trägt einen Namen: Dr. Martin Schulz VON MANUEL WEIS Sie kommen mittlerweile aus Ingolstadt, Nürnberg, Fürth – aus München und Augsburg sowieso. Regelmäßig beobachten Scouts der großen Bundesliga-Klubs Spiele der Kaufbeurer Fußball-Sprösslinge. Was im Parkstadion in den letzten Jahren entstanden ist, hat sich herumgesprochen. Die D-Jugend der SpVgg Kaufbeuren ist das Aushängeschild und Dr. Martin Schulz der Trainer. Schulz ist beim Bundesligisten FC Augsburg Koordinator der Partnervereine aus der Region. Er gehöre zu den besten drei oder vier Nachwuchsausbildern in ganz Bayern. Das sagt man zumindest über ihn. Solche Komplimente bringen den Mann, der Kalbschnitzel als sein Lieblingsessen angibt, eher in Verlegenheit. Die nackten Zahlen aber sprechen für ihn und seine Kaufbeurer Mannschaft. Nachdem er schon in der Saison 2014/15 mit seinen Buben alles abräumte und bayerischer Hallenmeister wurde, ist auch heuer die Meisterschaft in der Bezirksoberliga Schwa-
ben weit vor Saisonende zugunsten der Kaufbeurer entschieden gewesen. „Das ist der Wahnsinn“, sagt Schulz und freut sich, dieses hohe Niveau ein weiteres Mal gehalten zu haben. Das ist nicht selbstverständlich. Allein in den vergangenen drei Jahren haben acht Leistungsträger die Kaufbeurer verlassen. Sie wechselten zu den Bundesligavereinen FC Bayern München oder FC Augsburg.
Unglaubliche Auszeichnung „Für uns ist das natürlich eine unglaubliche Auszeichnung“, betont Schulz und sagt, dass die SpVgg unter anderem das Ziel verfolge, Sprungbrett für größere Klubs zu sein. Gleichwohl wird das Scouting der Bundesligisten in Kaufbeuren auch mitunter kritisch gesehen. „Das Abwerben erfolgt mittlerweile sehr aggressiv“, sagt Kaufbeurens Jugendleiter Toni Pisanu, selbst Trainer der Kaufbeurer C-Jugend. Und: Es sei nicht immer angenehm, nach Abgängen quasi wieder von null beginnen zu müssen. Pisanu glaubt, große Vereine würden zu wenig auf die Kin-
der schauen. Es sei nicht zumutbar, dass ein 13-Jähriger pro Woche fünf oder sechs Mal nach München zum Training fahre. „Der soziale Aspekt, die Leistungen in der Schule, das bleibt oft außen vor“, meint Pisanu. Ganz gut würde es der TSV 1860 München machen. Das Nachwuchsinternat dort genießt über Bayerns Grenzen hinaus einen außerordentlich guten Ruf. Dem eifert nun auch der große FC Bayern München nach. Unweit von der Allianz Arena entfernt, entsteht das neue Nachwuchszentrum der Rot-Blauen. „Damit wird der FC Bayern im Nachwuchsbereich die Macht schlechthin in Europa“, ist sich Pisanu jetzt schon sicher. Er warnt aber auch: In der Bayern-Jugend zu spielen, sei noch lange keine Garantie für einen Profi-Vertrag. Bittere Rückschläge gebe es immer wieder. Wie den eines Schützlings von Pisanu aus dem Oberallgäu, der komplett mit dem Fußball aufgehört hat, nachdem er bei einem großen Verein scheiterte. Sein Rat: Wer in jungen Jahren nicht abgebrüht ist, der sollte lieber noch warten mit einem
Wechsel. Zumindest in Pisanus Augen ist es zudem fraglich, ob das Training in München oder Augsburg wirklich besser ist als in Kaufbeuren. Auch Martin Schulz habe ein fundiertes Trainingsprogramm. Der Ball ist für ihn in den Übungseinheiten stets zentrales Element. Die Ausbildung habe drei Schwerpunkte: Im technischen Bereich legt er Wert auf Passspiel. Im zweiten Bereich werde die Dynamik trainiert. Und im dritten geht es um die Spielintelligenz. Ein konkretes System lernen die Akteure der D-Jugend derweil noch nicht. Dafür sind sie noch zu jung. Erste Anzeichen, ob jemand eher defensives oder offensives Talent besitzt, seien aber durchaus erkennbar, meint Schulz. Und noch etwas ist für ihn klar: Fußballspieler, die es weit bringen wollen, dürfen und sollen Ecken und Kanten haben. Da beruft sich Schulz auf eine alte Weisheit von Otto Rehhagel. Schon der habe festgestellt: „Wenn ein Spieler mir als Trainer keine Probleme bereitet, wie er soll dann dem Gegner Schwierigkeiten machen?“
Russland und Schweiz haben eine besondere Fußball-EM gewonnen. Während des echten Turniers haben Erst- bis Viertklässler der Kaufbeurer Konradin Schule das Turnier nachgespielt.
Besonders faires Verhalten Für faires Verhalten wurde Lars-Andreas Schüßler (Kaufbeurer G-Jugend) vom Bayerischen Fußball-Verband ausgezeichnet. Er schoss nach einem Zusammenstoß zweier Spieler den Ball direkt ins Aus und forderte Mitspieler wie Trainer zum Fairplay auf. Dafür gab’s T-Shirt, Urkunde und eine Fahrt ins Legoland.
Auf Papas Spuren: Jordi Wegmann Große Ziele hat der 14-jährige Jordi Wegmann: Der Burgberger ist Kapitän der U14 beim FC Augsburg. Entdeckt hatten ihn die Fuggerstädter vor drei Jahren bei einem Talenttag in Sonthofen. Seitdem hat der Achtklässler viel erlebt und gesehen: Allein in diesem Jahr trat er bei großen Turnieren in Frankreich auf. Später will Jordi, der Sohn von ExProfi Uwe Wegmann (u.a. VfL Bochum und 1. FC Kaiserslautern), ins Ausland wechseln und natürlich für die deutsche Nationalmannschaft auflaufen.
U14-Kapitän beim FC Augsburg: Jordi Wegmann. Foto: Krieger