Allgäu Dribbler 2016/17 - Das Fußballmagazin

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HINTERGRUND

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Naim macht sie alle rein Porträt Stürmer Nimanaj von Memmingen Ost ist Torschützenkönig in der Bezirksliga Süd VON TOBIAS SCHUHWERK Kopfballtore und Fernschüsse? Naim Nimanaj winkt ab: „Das ist beides nicht so mein Ding.“ Dennoch war der 29-Jährige von der DJK SV Ost Memmingen der TopTorjäger in der Saison 2015/2016 in der Bezirksliga Süd. 30 Treffer gelangen dem gebürtigen Kosovo-Albaner, der längst zu den gefährlichsten Allgäu-Dribblern zählt. Seine Spezialität: Er trickst einen Gegenspieler nach dem anderen aus und läuft quasi mit dem Ball ins Tor. „Naim ist unsere Garantie für den Klassenerhalt. Er hat einen sehr großen Stellenwert in der Mannschaft und in unserem Verein“, lobt Abteilungsleiter Michael Hundegger und fügt hinzu: „Er hat ja nicht nur 30 Tore gemacht, sondern auch noch 25 Vorlagen gegeben.“ Davon profitierte beispielsweise sein Stürmerkollege Mario Marjancic, dem stattliche 22 Buden gelangen. Als Aufsteiger gelang dem Team von Trainer Samir Ibisevic (50) mit Platz fünf mehr als „nur“ der Klassenerhalt. Für die nun beginnende Saison träumt Topstürmer Nimanaj sogar von einer Platzierung unter den Top Drei der Liga. „Wir haben uns an die Liga gewöhnt und auch noch gut verstärkt“, sagt der Lagerist, der erneut einen Knaller nach dem anderen vom Stapel lassen will.

Mehr als der persönliche Erfolg zählt die Mannschaft Seine Ausbeute ist seit Jahren überdurchschnittlich: Satte 53 Treffer gelangen ihm beispielsweise in der KreisligaSaison 2012/2013. Und in der abgelaufenen Saison wurde er im Fußball-Internetportal 17 Mal für die „FuPa-Elf der Woche“ nominiert – öfters schaffte dies kein Spieler in der Bezirksliga Süd. Auch in der Halle ist der gefürchtete Techniker eine Marke. Bei der Unterallgäuer Meisterschaft 2015 in Hawangen wurde er beispielsweise zum besten Spieler gewählt. Die Auszeichnung nahm er freilich nicht persönlich entgegen. Vielmehr wurmte es ihn zu diesem Zeitpunkt nämlich, mit „seiner“ DJK das Finale gegen Ottobeuren verloren zu haben.

Läuft seinen Gegnern auf und davon: Naim Nimanaj (in rot) von der DJK SV Ost Memmingen. Das Foto entstand beim Pokalspiel gegen Dietmannsried. Foto: Erwin Hafner

„Mir geht’s nicht um meine Person“, sagt Nimanaj und relativiert seine persönlichen Erfolge und Leistungen. „Man muss die Dinge auch richtig einordnen: Wir spielen Bezirksliga – und nicht Bundesliga“, sagt der 1,88 Meter große Motor des „Balkan-Express“, wie die „Ostler“ ihre Offensiv-Abteilung gerne nennen. Der Verein ist zugleich das zweite Zuhause von Nimanaj. Und das hat einen besonderen Grund. Als er mit seinen Eltern 1994 nach Deutschland kam und zunächst kein Wort

Deutsch konnte, fand er auf dem Fußballplatz der DJK seine ersten Freunde. „Hier habe ich die Sprache schneller gelernt als in der Schule“, sagt er schmunzelnd und fügt ernst hinzu: „Dem Verein habe ich viel zu verdanken. Denn hier zählt nicht, woher du kommst.“ Bis heute ist er dem Klub treu geblieben und kickt mit seinen Kumpels. Dabei klopfen regelmäßig andere Vereine an. Als 18-Jähriger hätte er sogar beim FC St. Pauli vorspielen dürfen. Doch Naim, dessen Vater zu dieser

Hier ist Naim daheim: Nimanaj ist beinahe täglich auf dem Trainingsgelände der DJK SV Ost Memmingen zu finden. Foto: Schuhwerk

Zeit starb, ließ die Chance verstreichen. Auch der FC Memmingen zeigte damals Interesse, doch nach ein paar Wochen zog es Nimanaj wieder zurück zur DJK. „Hier ist Naim eben daheim“, sagt er grinsend. Wobei er heute, mit knapp 30 Jahren, den vertanen (Wechsel-)Chancen gelegentlich nachtrauert. „Ich hätte mich damals mehr reinhängen müssen. Aber im Nachhinein ist man immer schlauer.“

„Das würde ich nicht mehr machen!“ Das gilt auch für seine pikante T-Shirt-Aktion, mit der er im November 2013 für Schlagzeilen sorgte. Im Derby gegen Buxheim zog er nach dem Treffer zum 2:0 das Trikot hoch – und zeigte ein T-Shirt mit der Aufschrift: „Das einzige, was an Buxheim geil ist, ist XYs Frau“ (Der Dribbler verzichtet aus Anstandsgründen auf den Namen). Diese Provokation brachte ihm ein halbes Jahr Sperre ein. „Das mit dem Shirt sollte eigentlich nur ein

Witz sein. Wir haben uns mit den Buxheimern halt immer wieder hochgeschossen. Aber das war nie was Ernstes. Jedenfalls ging das Ganze wohl nach hinten los. Ich würde das auf jeden Fall nicht mehr machen“, gibt sich Nimanaj geläutert. Bei der DJK ist dieser Schnitzer ohnehin kein Thema mehr. Dort schwärmen sie vielmehr nicht nur vom Stürmer, sondern auch vom Menschen Naim Nimanaj. Als „treue Seele“ im Klub ist er inzwischen Trainer der D-Jugend und gibt talentierten Spielern schon mal Einzelstunden. „Für die Kinder ist er ein echtes Vorbild. Wenn Naim nachts zum Training rufen würde, würde mein Sohn selbst mit dem Rad hinfahren“, sagt Elias Snouno (51) aus Trunkelsberg, dessen Sohn Emanuel (15) von Nimanaj betreut wird. Nicht nur für Vater und Sohn steht fest: „Bei der DJK ist Naim daheim.“


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