Treue Kameraden 03/21

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131. Jahrgang – Nr. 3 Mai/Juni 2021

Der Afghanistan-Einsatz endet

FRAGEN BLEIBEN


INHALT

3/2021 4

LEITARTIKEL Richard Drexl:

Die NATO verlässt Afghanistan: „Wofür 20 Jahre Krieg? Wofür sind unsere Soldaten gefallen?“

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AUS DEM PRÄSIDIUM Termine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6 Online-Präsidiumssitzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 7

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4, 12

TRAUERSPIEL UM AFGHANISTAN

Leitartikel und Titelthema beschäftigen sich mit dem – in Kürze zu Ende gehenden – Einsatz in Afghanistan. – Foto: Camp Marmal, Masar-i Sharif; RC North © Bundeswehr/Sebastian Wilke

AUSSENANSICHT Dr. Erich Vad:

„Auf Augenhöhe“ Richard Drexl: „Zwei Personen, zwei Meinungen“ . . . . . . . . . . . 10

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NACHRICHTEN AUS DER BUNDESWEHR

TITELTEMA Dr. Dieter Ose:

„Das Trauerspiel um Afghanistan“

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8 AUF AUGENHÖHE Außenansicht. Dr. Erich Vad fordert von den Europäern eine gemeinsame Strategie, um mit den USA auf Augenhöhe zu © Peoplefotograf Marko Greitschus kommen.

AUS BAYERISCHEN STANDORTEN inkl. Pilotprojekt Landesregiment Bayern (16), Pilotprojekt Freiwilliger Wehrdienst im Heimatschutz (18), Covid-19-Hilfseinsatz in Bayern (19)

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AUS DEN BEZIRKEN Inkl. Kommentar: Wer gegen Extremismus?“ (Jürgen Reichardt) . . 53

16 ZUVERSICHTLICH

Titelfoto: Ein deutscher Soldat des 20. Einsatzkontingents ISAF (International Security Assistance Force - Internationale Sicherheitsunterstützungstruppe) beobachtet das Geschehen in Feyzabad (2009). Foto: © Bundeswehr/Dana Kazda

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Pilotprojekt Landesregiment. Der Kommandeur des Landesregiments Bayern sieht seinen Verband auf einem guten Weg. © Bundeswehr / Réné Teich


treue Kameraden Zeitschrift des Bayerischen Soldatenbundes 1874 e.V.

ZU DIESER AUSGABE Sehr geehrte Leserinnen und Leser, sehr geehrte Kameraden,

IM NETZ BSB-Kreisvorsitzender Bernd Finkenberger und Josefine Mühlroth lassen sich was einfallen in Sachen Öffentlich© privat keitsarbeit.

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WER GEGEN EXTREMISMUS?

Jürgen Reichardt hat eine klare Meinung zur OnlineInitiative #WirGegenExtremismus.

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DEM FRIEDEN

In einem Beitrag der Süddeutschen Zeitung geht es um die Umwidmung eines Krieger- zum Friedensdenkmal.

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ALLGEMEINES Richard Drexl: „Der Erste Weltkrieg“ (7) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 56 Josef Kraus: „Kapitaler Fehler“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 70

bereits eineinhalb Jahre ist es her, dass das Corona-Virus weltweit das Leben der Menschen in vielen Bereichen bestimmt. Auch wir im BSB spüren die Auswirkungen deutlich, Vereinsleben findet vielerorts kaum noch statt. Wir merken das auch daran, dass wir deutlich weniger Beiträge aus den Kameradschaften erhalten. Ich wünsche uns, dass bald wieder mehr „Normalität“ einkehrt und wir – wie vor der Pandemie – aktiv sein können. Seit fast zwei Jahrzehnten sind deutsche Soldaten auch als Teil eines NATO-geführten Kontingents am Hindukusch stationiert. Nun wurde beschlossen, diese Truppen abzuziehen. Der Abzug läuft bereits, spätestens zum höchst symbolischen Datum 11. September soll die Mission beendet sein. Mehrfach haben wir in treue Kameraden über den Afghanistan-Einsatz berichtet, in diesem Heft greifen Dr. Dieter Ose im Titelthema und Richard Drexl im Leitartikel das Thema aus unterschiedlichen Blickwinkeln auf. Schließlich möchte ich Ihren Blick auf einen Artikel lenken, der im April in der Süddeutschen Zeitung erschien und der sich mit dem zum „Friedensdenkmal“ umgewidmeten Kriegerdenkmal im schwäbischen Gundelfingen befasst. Den Nachdruck des Beitrags nebst Anmerkungen unseres Präsidenten finden Sie ab S. 73. Lesen Sie selbst, bilden Sie sich Ihr eigenes Urteil! Foto: Kai Mörk

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Ihr Klaus D. Treude Oberstleutnant a.D. und Verantwortlicher Redakteur

Rainer Schmitt: „Der Vítezi Rend – Orden des Standes der Tapferen“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 Florian Fuchs, Hans Kratzer u. Matthias Köpf: „Dem Frieden“ (Nachdruck aus der SZ) . . . . . . . . . 73 Buchbesprechungen Dr. Michael Stumpf: „La Croix de Fer“ (Philippe Blaise) . . . . . . . . . . . . . 62 Jürgen Reichardt: „Blutiger Sommer 1945“ (Jiří Padevět) . . . . . . . . . . 63 Christian T. Petersen: „Die Rudel-Affäre 1976“ (Daniel Schilling) . . . . . . . 65 „Unbekannte Helden des Alltags“ (Alois Bach, Carola Hartmann, Hrsg.) . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 Richard Drexl: . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . „Militärmacht China – Auf dem Weg zur Hegemonie?“ . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 67

IMPRESSUM treue Kameraden ist die offizielle Zeitschrift des Bayerischen Soldatenbundes 1874 e.V. Sie erscheint zweimonatlich und wird allen Vereinen im Rahmen der Mitgliedschaft geliefert. Die Zeitschrift kann auch im Abonnement bezogen werden. Inhaber u. Verleger: Bayerischer Soldatenbund 1874 e.V., Fürst-Wrede-Kaserne, Ingolstädter Str. 240, 80939 München, Tel.: (089)18999962, Fax (089) 18999963, Internet: kontakt@bsb-1874.de Bankverbindung: Stadtparkasse München, IBAN: DE41 7015 0000 0053 1299 20, BIC: SSKMDEMM Verantwortlicher Redakteur, einschließlich Anzeigen: Klaus D. Treude. Redaktionsanschrift: Bayerischer Soldatenbund 1874 e.V., Fürst-Wrede-Kaserne, Ingolstädter Str. 240, 80939 München, Tel. 08241/6242, Telefax 08241/4093710, E-Mail: Treue.Kameraden.Redaktion@gmx.de Es gilt die Anzeigenpreisliste vom September 2017 (s. S. 55). BSB-Sozialwerk: München – Spendenkonto: Hypo-Vereinsbank, IBAN: DE47 7002 0270 0090 1509 01, BIC: HYVEDEMMXXX BSB-Versicherungsreferent: Stefan Schmid, Am Tradl 29, 92545 Niedermurach; Tel. 09671/8269473, Telefax 0941/46392812; Email: versicherung.schmid@gmail.com Satz und Druck: Schneider-Druck GmbH, Erlbacher Str. 102, 91541 Rothenburg o.d.T., Telefon 09861/400-135, Fax 09861/400-139 Bezugspreis: 3,60 € + Versandkosten

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KRIEGERDENKMÄLER (Marxgrün, Naila/Oberfranken)

Nachdruck nur mit Genehmigung der Redaktion. Einsender von Manuskripten, Briefen u.a. erklären sich mit redaktioneller Bearbeitung einverstanden. Texte mit Autorenvermerk geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. Alle Angaben ohne Gewähr. Keine Haftung für unverlangte Einsendungen. Titel Raute: Tim Reckmann/pixelio.de, www.pixelio.de Redaktionsschluss für treue Kameraden 4/2021 ist der 5. Juli 2021

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Die NATO verlässt Afghanistan

Leitartikel

Foto: Angie Ehinger

WOFÜR 20 JAHRE KRIEG? WOFÜR SIND UNSERE SOLDATEN GEFALLEN?

treue Kameraden 3/2021

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S-Präsident Biden hat entschieden, dass der NATO-Einsatz in Afghanistan bis spätestens 11. September 2021 beendet wird. Bis Mitte Juli soll auch die Bundeswehr das Land am Hindukusch nach einem bald zwei Jahrzehnte währenden Kriegseinsatz verlassen. Haben die Taliban bald wieder freie Bahn für ihren Steinzeit-Islamismus in dieser geschundenen Region?

Allen diplomatischen Floskeln zum Trotz blieb den 30 NATO-Außen- und Verteidigungsministern gar nichts anderes übrig, als sich dem US-Vorgehen anzuschließen. „Gemeinsam rein, gemeinsam raus“ äußerte dazu Verteidigungsministerin Kramp-Karrenbauer. Der Truppenabzug hat denn auch bereits begonnen. 10.000 NATO-Soldaten sind noch in Afghanistan stationiert, davon etwa 1.100 von der Bundeswehr. Der eigentliche Kampfeinsatz wurde bereits 2014 beendet. Seither lagen die vornehmlichen Aufgaben in der Unterstützung der Regierung durch Ausbildung von Sicherheitskräften sowie in der Beratung der afghanischen Armee im Kampf gegen die islamistischen Taliban. Um den Rückzug des Militärs mit tausenden Tonnen Material abzusichern, könnten vorübergehend zusätzliche Kampf- und Logistiktruppen eingesetzt werden. Die US-Militärführung hatte von einem vollständigen und bedingungslosen Abzug abgeraten. Ein allmählicher Rückzug je nach Sicherheitslage hätte Einflussmöglichkeiten bei den laufenden „Friedensgesprächen“ der afghanischen Regierung mit den Taliban erhalten, so der Chef des zentralen US-Militärkommandos, General McKenzie. Er befürchtet den Zusammenbruch der afghanischen Armee, die werde sich ohne Unterstützung nicht behaupten können. Nachdem die archaischen Talibankämpfer wieder auf 50.000 Mann angewachsen sind, ist unschwer vorherzusagen, was nun – ähnlich der Sowjetarmee 1989 – droht: Dem Westen wird nach zwei Jahrzehnten Kriegseinsatz mit ein paar tausend Gefallenen eine bittere Lektion erteilt. Sie erinnert an die US-Niederlage in Vietnam: Deren Streitkräfte hatten trotz waffentechnischer Überlegenheit in einem brutalen Krieg keine Siegchance. Nach dem Abzug der Amerikaner übernahmen die Vietcong die Macht im Lande.

Uneingeschränkte Solidarität Zurück zum Ausgangspunkt. Unter dem Eindruck der Terroranschläge des 11. September 2001 traf die rot-grüne

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Schröder-Regierung die Entscheidung, sich mit einem Bundeswehrkontingent am Krieg gegen den Terror zu beteiligen. Die ersten deutschen Soldaten landeten am 2. Januar 2002 in Kabul. Niemand wird sich damals vorgestellt haben, dass deutsche Truppen dort über zwei Jahrzehnte stationiert sein werden. Eine Bilanz dieses größten Kriegseinsatzes deutscher Streitkräfte seit dem Zweiten Weltkrieg ist daher überfällig. Ob Krieg nun im Rahmen einer „Koalition der Willigen“, oder im Rahmen einer Militärallianz wie der NATO geführt wird: Jede Nation wird sich selbst die Karten legen müssen um zu klären, was aus den ursprünglichen Zielen geworden ist. Das erwarten mit Recht nicht nur die Angehörigen der Getöteten, sondern auch die Kriegsversehrten und Traumatisierten. Etwa 160.000 Bundeswehr-Soldaten wurden für jeweils vier bis sechs Monate nach Afghanistan geschickt. In den gefährlichsten Jahren um 2010 waren zeitweise mehr als 5.000 Bundeswehrangehörige im Einsatz. Gefechte mit den aufständischen Taliban waren zu bestehen, weitere Zinksärge mussten in die Heimat transportiert werden. Die Bundeswehr ist damit erwachsen geworden, heißt es beschönigend. Auch der deutsche Steuerzahler hat ein Anrecht darauf zu erfahren, wofür die über 15 Milliarden Euro einschließlich Entwicklungshilfe etwa für den Bau von Schulen, Krankenhäusern, Straßen und Brücken ausgegeben worden sind. Eine realistische Vorstellung hatte die Bundesregierung 2001 weder von der Dauer des Einsatzes, noch von den bevorstehenden Herausforderungen. Ein Blick in die afghanische Geschichte hätte genügt, um zu erkennen, dass dieses Land nicht mit bewaffneter Hilfeleistung zu befrieden ist. Deutschland hatte sich im so genannten Petersberg-Prozess engagiert: Über eine Beteiligung der verschiedenen Volksgruppen in Konferenzen sollte eine Übergangsregierung und eine verfassungsgemäße Ordnung etabliert werden, Recht und Gesetz sollte im Gegensatz zum islamischen Fundamentalismus des Taliban-Regimes Geltung verschafft werden. Zeitsprung: „Die Bundeswehr verlässt Afghanistan mit Stolz. Unsere Soldaten haben alle Aufträge erfüllt, die das Parlament ihnen gegeben hat“, so unlängst Ministerin Kramp-Karrenbauer. In Anbetracht der Ergebnisse ist die Frage zu stellen, von welchen Aufträgen die Ministerin spricht und welche Ziele von wem verfolgt wurden. US-Präsident George W. Bush hatte unter anderem das Taliban-Regime in Afghanistan unter Mitwirkung von


Osama bin Ladens Al-Qaida für die Terroranschläge des 11. September haftbar gemacht. Nach einem nicht erfüllten Ultimatum zur Auslieferung führender Mitglieder begann der Krieg gegen den Terror. Mit dem schlechten Gewissen im Hintergrund, dass drei der September-Attentäter zuvor unbehelligt in Hamburg gelebt hatten, sagte Bundeskanzler Gerhard Schröder den Vereinigten Staaten die „uneingeschränkte Solidarität“ Deutschlands zu.

US-Hegemonie Die NATO-Bündnissolidarität hätte nach dem Schock des 11. September unbestritten kein Beiseitestehen Deutschlands erlaubt. Die Bundeswehr saß damit unversehens im Boot der Amerikaner. Diese waren allerdings unabhängig davon auf dem Weg, als selbst erklärte „einzige Weltmacht“ (Zbigniew Brzezinski, ehemaliger Nationaler US-Sicherheitsberater) die politische Landschaft im Nahen und Mittleren Osten umzugestalten. Der 11. September erwies dem weltweiten US-Hegemonialanspruch den höchst fragwürdigen Dienst einer Begründung für den Einmarsch in Afghanistan (und 2003 in den Irak). Die Deutschen waren mit an Bord, allerdings ohne eigenen Fahrplan. Außer den hehren Wünschen nach Ausschaltung der früher von den USA unterstützten Mudschaheddin gab es keine festen Ziele, anhand derer die eigene Mitwirkung gemessen werden konnte. Schöne Worte von Mädchenschulen und einer Verringerung der Säuglingssterblichkeit können nicht über die fehlende Strategie hinwegtäuschen. Und so stolperte man im NATO-Convoi von einer Mission in die nächste, mehr oder weniger am Gängelband der Amerikaner. „Es ist Zeit, Amerikas längsten Krieg zu beenden“, beschied nun US-Präsident Biden. Die USA hätten verhindert, dass Afghanistan wieder Ausgangspunkt für Terroranschläge gegen die Vereinigten Staaten werde. Damit sei das ursprüngliche Ziel der Afghanistan-Mission erfüllt. So einfach sollte Biden aber nicht davonkommen. An die 18.000 zivile US-Söldner und Geheimdienstler werden dem Vernehmen nach im Land bleiben. Afghanistans Präsident Aschraf Ghani konnte mit diesem Wissen leichten Fußes erklären, dass die US-Entscheidung zum Abzug respektiert werde. Die Streitkräfte gehen, private Söldner bleiben. Der Krieg wird privatisiert. Hintergründe und Motive dieser Entwicklung sind von außen kaum zu überblicken. US-Interessen in Zentralasien an der Grenze zu Rotchina, auch gegenüber Pakistan und Indien sollen offenbar gewahrt werden. Der weltweite Heroinmarkt soll mit eine Rolle spielen. Apropos Rauschgift: Seit dem Ausschalten des Taliban-Regimes 2001 ist die Opiumproduktion in Afghanistan von 350 Tonnen pro Jahr bis 2017 auf 9.000 Tonnen angestiegen. Was ist dort unter dem Schirm der NATO eigentlich noch so alles vor sich gegangen? Jedenfalls konnten die Deutschen wie auch die Bündnispartner nur im Beiboot dem Agieren der USA zuschauen. Interessanterweise haben Franzosen wie Briten den Kriegsschauplatz bereits nach 2014 verlassen.

Halbwegs ehrliche Aufarbeitung Was lehrt uns das? Welche Schlussfolgerungen sollte unsere politische Führung für künftige Auslandseinsätze ziehen? Zu fordern ist eine halbwegs ehrliche Aufarbeitung des bald 20-jährigen Einsatzes. Von zentraler Bedeutung ist, dass künftig ohne weitreichende Strategie mit klaren Zielen keine Einsätze stattfinden dürfen. Hierzu gehört das Festlegen von Bedingungen, unter denen Auslandseinsätze zu beenden sind (Exit-Strategie). Auch müssen dem Militär die erforderliche militärische Ausrüstung wie auch die notwendige Operationsfreiheit zugestanden werden (robustes Mandat). Wenn sich - wie in Afghanistan geschehen - die Politik lange Jahre weigert, Artillerie und Panzer einsetzen zu lassen, wird das mit Soldatenblut bezahlt. Auf die Notwendigkeit bewaffneter Drohnen muss an dieser Stelle nicht erneut hingewiesen werden. Die Regierungspartei SPD verhindert nach wie vor deren Einsatz. Die zuständigen Generale dürfen sich diesbezüglich auch gerne mal mit Forderungen an die Öffentlichkeit wagen. Den Primat der Politik greift niemand deshalb an, weil aus militär-sachlichen Gründen konkrete Forderungen gestellt werden. Mutlosigkeit und Bedenkenträgerei kosten Soldatenleben. Die Afghanistan-Mission scheiterte aber auch, weil das Militär allein gelassen wurde. Wer „vernetzte Sicherheit“ propagiert, muss das Notwendige dafür tun, dass zivile Organisationen mit den Streitkräften partnerschaftlich zusammenwirken. Zivile Polizeikräfte im zugesagten Umfang gehören auch dazu. Deutschland hat seine Zusagen hierfür bei weitem nicht eingehalten. Im Kern ist die Erkenntnis zu beherzigen, dass Militäreinsätze ohne Verbesserung der gesellschaftlichen Rahmenbedingungen zum Scheitern verurteilt sind. Gewehrläufe können zwar militärische Konflikte beenden, nicht aber Länder befrieden. Gegen die Bevölkerung ist mit noch so viel Geld, Militär und den edelsten Motiven kein Krieg zu gewinnen. Dann sterben Soldaten und noch mehr Zivilisten vergeblich! Zur Aufarbeitung gehört nicht zuletzt auch, der 59 Toten zu gedenken, die getreu ihrem Fahneneid für das Vaterland ihr Leben eingesetzt und verloren haben. Das macht unsere Republik mit einem Ehrenmal hinter den Mauern des Verteidigungsministeriums. Oder mit dem Wald der Erinnerung in der Henning-von-Tresckow-Kaserne bei Potsdam. Jedoch nicht vor dem Reichstag, wo die Gedenkstätte für die Gefallenen einer angeblichen „Parlamentsarmee“ eigentlich hingehört. Die Frage „gefallen wofür?“ ist Angelegenheit der ganzen Gesellschaft. In Treue fest!

Richard Drexl Oberst a.D.

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Niederbayern Soldaten- und Reservistenkameradschaft (SRK) Thyrnau

Aus den Bezirken

THYRNAUER KAMERADEN TRAUERN UM IHREN LETZTEN KRIEGSTEILNEHMER Adolf Maier im 102. Lebensjahr verstorben

treue Kameraden 3/2021

Gosting – Die SRK Thyrnau ist in tiefer Trauer um ihr langjähriges Mitglied Adolf Maier, der jetzt im 102. Lebensjahr verstorben ist. Er war als ehemaliger Frontsoldat der letzte noch lebende Kriegsteilnehmer in der Gemeinde Thyrnau. Der gebürtige Gostinger besuchte die Schule in Thyrnau und weil er von dort immer wieder sehr gute Noten heim brachte, sollte er eigentlich Pfarrer werden. Aber es kam schließlich ganz anders und “Schuld” daran war der 2. Weltkrieg. Im Oktober 1940 bekam Adolf Maier den Bereitstellungsbefehl, so nannte man damals den Einberufungsbefehl, nach Linz. Genau an seinem 22. Geburtstag wurde seine Kompanie nach Russland verlegt, bei klirrenden 42 Grad Kälte. Das damals bereits eingeschlossene Leningrad wurde sein Schicksalsort, wo er über drei brutal harte Jahre stationiert war. Als zum Jahresende 1944 der Rückzug begann, wurde Maier schwer verwundet. Mit einem Lazarettschiff kam er nach Danzig und von dort ins Lazarett nach Marienburg. Im Januar 1945 erhielt er zwar Heimaturlaub, aber bereits wenige Tage später musste er wieder zurück zu seiner Einheit in Stettin. Nach einem weiteren Rückzug geriet er schließlich in Arnswalde in russische Gefangenschaft und wurde nach Posen in ein Kriegsgefangenlager gebracht. Anfang September 1945 kam er dann nach Frankfurt/Oder, von wo aus er schließlich entlassen wurde. Es folgte ein langer Fußmarsch mitten auf der Autobahn nach Berlin, wo ihm in der alliierten Kommandantur die Entlassungspapiere ausgehändigt wurden. Vom Anhalter Bahnhof fuhr er mit dem Zug bis Halle a.d.Saale, dann ging es zu Fuß weiter über Coburg nach Nürnberg. Von dort aus wieder mit dem Zug nach Passau und von da ab standen ihm nur mehr zwei Stunden Fußmarsch bevor, bis er endlich wieder in Gosting vor seiner Haustüre stand. Er packte wieder auf dem elterlichen Hof fest mit an, den ihm sein Vater 1964 überschrieb und den er 1985 unverheiratet und kinderlos an eine Nichte weitergab. Nach den grausamen Fronterlebnissen war Maier 1951 einer der treibenden Gründungsväter des Thyrnauer Krieger- und Veteranenvereins und seitdem hielt er dem Verein über 70 Jahre hinweg die Treue. In Würdigung seiner Verdienste wurde er 1992 zum Ehrenmitglied ernannt. Bis zuletzt machte Adolf Maier täglich kleine Spaziergänge im Ort und interessierte sich für jegliches Geschehen in seinem Heimatdorf. Dort feierte er 2020 bei bester Gesundheit auch seinen 100. Geburtstag, an dem er eine von BSB-Präsident Richard Drexl unterzeichnete Urkunde erhielt. „In Anerkennung und Würdigung der besonderen Leistungen als Frontsoldat im 2. Weltkrieg sowie als Gründungsmitglied des Veteranenvereins im Jahr 1951 und der fast 70-jährigen Mitgliedschaft wird diese Urkunde zum 100.Geburtstag von Adolf Maier überreicht“, konnte der Jubilar zu seiner Freude darauf lesen. Text: Franz Stangl/Foto: privat

Krieger- und Reservistenverein (KRV) Fürstenzell

TRAUER UM LETZTEN KRIEGSGEDIENTEN VEREINSKAMERADEN Fürstenzell – Der KRV Fürstenzell trauert um seinen letzten Weltkriegs-Veteranen und Ehrenmitglied Franz Fuchs, der am 25. April 2021 im Alter von 96 Jahren verstarb. Franz Fuchs wurde im Januar 1943 zur Grundausbildung in die Wehrmacht eingezogen und anschließend gleich an die Front in den Kaukasus beordert. Am 8. März 1944 wurde er verwundet. Nach seiner Genesung wurde er in Italien zu einem weiteren Einsatz befohlen. Am 24. April 1945 kam er in amerikanische Kriegsgefangenschaft, aus der erst er am 26. Juni 1947 zurückkehrte. Als 1955 der Krieger- und Veteranenverein neu aufgestellt wurde, trat Fuchs sofort dort ein. Im Juli 2007 wurde er zum Ehrenmitglied ernannt. Für seine Treue zum Verein bekam er an seinem 95. Geburtstag die Treuenadel für 70 Jahre Vereinszugehörigkeit. Die Beerdigung fand am 29. April unter Corona-Bedingungen im engsten Familienkreis und einer kleinen Abordnung des Vereins in aller Stille statt. Die Kameraden werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Text: Peter Birner/Foto: privat

Bitte senden Sie Ihre Beiträge* an den Pressebeauftragten des für Ihren Verein/Kreisverband zuständigen BSB-Bezirks: Niederbayern: Siegfried Wolf, Email: s.wolf-bsb-niederbayern@t-online.de; * gem. „Redaktionelle Hinweise” unter https://bsb1874ev.de/verbandsmagazin.html

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Oberpfalz Soldaten- und Reservistenverein (SRV) Eilsbrunn

WIEDERENTDECKUNG EINES TAPFEREN SOLDATEN Karl Petz aus Sinzing wurde 1915 mit der Bayerischen Militär-Verdienstmedaille geehrt Eilsbrunn – Die letzten Inhaber der höchsten bayerischen Tapferkeitsauszeichnungen sind längst verstorben. Ihre Namen sind uns heute nicht mehr geläufig, ihre tapferen Taten fürs Vaterland weitgehend unbekannt und ihre Leistungen in Krieg und Frieden lange vergessen. Dies gilt für die überlebenden Ordensträger ebenso wie für ihre gefallenen und vermissten Kameraden. An den Kriegerdenkmälern und Grabstätten in unseren Ortschaften sind ihre Namen zwar eingemeißelt, aber nur noch die Nachfahren lesen diese vielleicht noch bewusst. Den Zusatz „Inh. der bay. Tapferkeits-Med.“, wie im Viehhausener Ehrenmal von 1914 bis 1918, können wir nicht mehr deuten oder zuordnen. Meist besteht aber auch kein Interesse daran, zu erfahren, welch herausragend tapferes Handeln aber auch bitteres Leiden und Sterben als Soldat sich dahinter verbirgt. Selbst in den Kriegervereinen, den traditionellen Hütern und Bewahrern der Gedenkkultur in den Gemeinden, gibt es nur noch wenige Kameraden, die um die Bedeutung dieser Persönlichkeiten, ihre hohen Auszeichnungen und ihre Taten wissen. Dabei waren die überlebenden Ordensträger einst auch überregional hochgeachtete und angesehene Mitbürger, galten vielen als Vorbild, die gefallenen Inhaber der höchsten Tapferkeitsauszeichnungen wurden als Helden verehrt. Sie alle genossen

hohes Ansehen und weiteste Wertschätzung bei ihren Mitmenschen, in den Gemeinden und im Staatswesen. In der heutigen Großgemeinde Sinzing war bisher vor allem der Träger des Ritterkreuzes des Militär-Max-Joseph-Ordens, Oberst-

Gerahmtes Gedenkbild für Karl Petz mit Signatur von König Ludwig III.

leutnant der Reserve Maximilian Ritter von Schönborn, das berühmteste Mitglied des SRV Eilsbrunn, als hoher bayerischer Ordensträger bekannt. Nun wurde mit Karl Petz aus Schneckenbach der Inhaber einer weiteren äußerst seltenen höchsten bayerischen Tapferkeitsauszeichnung wiederentdeckt. Bei Nachforschungen des Autors zum Krieger- und Militärverein Viehhausen, gegr. 1907, dem ersten Patenverein des SRV Eilsbrunn, der seit 1945 nicht mehr existiert, wurde das Sterbebild des im 1. Weltkrieg gefallenen Karl Petz, das diesen als Inhaber der bayerischen Militär-Verdienst-Medaille ausweist, aufgefunden. Ebenso wurde in einem kleinen privaten, bisher verborgenen Nachlass die originale an ihn verliehene Medaille entdeckt. Trotz Verwundung kaltblütig gehandelt Gedenktafel 1914/18 an der Viehhausener Kirche.

Karl Petz als Kriegsfreiwilliger beim 11. Inf Rgt „von der Tann“.

Petz wurde am 15. Mai 1915 die bayerische Militär-Verdienst-Medaille in Silber (auch als bayerische Tapferkeits-Medaille bezeichnet) verliehen. Diese Tatsache wie

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Oberpfalz

Aus den Bezirken treue Kameraden 3/2021

Vorder- und Rückseite des Sterbebilds für Karl Petz von 1915.

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Die Kriegseinsätze des Karl Petz 31.03.1915 mit MG-Kompanie 2. Res Inf Rgt ins Feld 03.04.1915–08.05.1915 Stellungskämpfe im Artois 09.05.1915–11.05.1915 Schlacht bei Arras 11.05.1915 um 2:30 Uhr bei Arras durch Artilleriebeschuss an linker Brust und linkem Arm leicht verwundet 12.05.1915–21.05.1915 im Kriegslazarett 21.05.1915 Reserve-Lazarett Hannoversch Münden 12.07.1915–05.09.1915 Stellungskämpfe im Artois 05.09.1915 um 1:30 Uhr bei Arras: Gewehrschuss in den Kopf – gefallen Die Bayerische Militär-Verdienst-Medaille Die Königlich Bayerische Militär-Verdienst-Medaille wurde am 30. Oktober 1794 von Kurfürst Carl Theodor von Bayern zur Belohnung von herausragenden, tapferen Kampfhandlungen der bayerischen Unteroffiziere und Mannschaften gestiftet. Sie war die höchste Tapferkeitsauszeichnung Bayerns für Nicht-Offiziere und dem Militär-Max-Joseph-Orden für Offiziere ebenbürtig. Die Medaille wurde in den Stufen in Gold und Silber verliehen und im Laufe der Zeit bis 1921 mehrfach in der Darstellung des Brustbildes verändert, die letzte Ausgabe (1914 bis 1921) ist geprägt mit der Signatur des Stempelschneiders J. Ries. Seit dem 2. März 1918 wurde die Medaille dann auch offiziell als bayerische Tapferkeits-Medaille bezeichnet. In den Statuten der Ordensgemeinschaft war in Artikel VI festgelegt: Die silberne Stufe wird verliehen für „tapfere Handlungen“, die goldene Stufe für „allerausgezeichnetste Handlungen“. „Nur demjenigen soll ein solches Ehrenzeichen zugewendet werden, der persönlich eine tapfere Handlung begangen hat, wo der Mann in einer Gelegenheit vor dem Feinde, zur Beförderung des Dienstes, zum guten Ausschlag einer Unternehmung, zur Rettung eines in Gefahr gestandenen Kameraden, Siegerzeichen oder ärarischen Gutes beigetragen hat und eine solche Tat mit glaubenswürdigen Zeugen bestätigt worden ist.“ Es wurden zusätzlich hohe moralische Ansprüche gestellt, denn nach dem gleichen Artikel waren Verleihungen für solche Taten von vornherein ausgeschlossen, die „dumme Vermessenheit oder Raubgier zum Grunde haben“. Von 1914 bis 1921 wurden 998 Medaillen in Gold und 2.839 in Silber verliehen. Insgesamt seit der Stiftung waren 1.474 goldene und 4.868 silberne Verdienstmedaillen verliehen worden.

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auch sein Andenken waren leider völlig in Vergessenheit geraten. In Bayerns Goldenem Ehrenbuch (München 1928) ist der Begründungstext für die Verleihung abgedruckt: „Der kriegsfreiwillige Infanterist Karl Petz der MG-Kompagnie bay. Res Inf Rgts 2 wurde am 15.5.1915 bei einem franz. Angriff vor Arras als Schütze eines MG durch eine in der Nähe platzende Granate, die den Gewehrschützen und 3 Mann der Bedienung tötete, an der Brust und am rechten Oberarm verwundet. Kaltblütig zerlegte er das beschädigte Gewehr, steckte das Vorratsschloss zu sich und brachte das Gewehr nebst dem Schlitten in den Unterstand eines anderen Gewehrs in Sicherheit.“ Karl Petz wurde am 19. Juli 1895 als erster Sohn der Landwirts- und Sattlermeisterseheleute Georg und Rosina Petz in Schneckenbach bei Viehhausen (heute Gemeinde Sinzing) geboren. Vater Georg Petz war zeitweise in den 1920er Jahren Vorstand des 1907 gegründeten Krieger- und Militär-Vereins Viehhausen. Als Kriegsfreiwilliger 1915 gefallen Karl erlernte nach der Schulzeit das Malerhandwerk. Der ledige Malergeselle trat dann am 14. Dezember 1914 als Kriegsfreiwilliger seinen Militärdienst bei der Maschinengewehr Kompanie des kgl. bay. 11. Infanterie Regiments „von der Tann“ in Regensburg an. In der kgl. bay. Armee gab es zu Beginn des 1. Weltkrieges nur sehr wenige dieser mit einer relativ jungen Waffenart ausgestatteten Spezial-Einheiten. Sein jüngerer Bruder Heinrich wurde 1917 ebenfalls zum Kriegsdienst eingezogen, er hat den 1. Weltkrieg überlebt. Nach der Grundausbildung und der Ausbildung zum MG-Schützen kam Karl Petz im Frühjahr 1915 an die Westfront. Das Bayerische Kriegsarchiv verzeichnet die im nebenstehenden Info-Kasten aufgeführten Kriegseinsätze des Karl Petz. Er gehörte ab 14.12.1914 der 11. InfRgt MGKp, ab 31.03.1915 der 2. Res Inf Rgt MG-Kp, ab 23.06.1915 der 1. Ers MGKp des I. ArmeeKorps und schließlich ab 09.07.1915 dem 2. Res Inf Rgt an. Beerdigt wurde er auf dem 200 Meter westlich vom Wäldchen Maisonblanche (Frankreich) gelegenen Solatenfriedhof. Dies hat sein Kompanieführer Leutnant Willibald Wagenberger als Zeuge dokumentiert. Fester Platz in der Sinzinger Heimatgeschichte Nachdem die Eltern die Nachricht über den frühen Soldatentod ihres Sohnes erhalten hatten, wurde in der Kirche Viehhausen, die damals zur Pfarrei Eilsbrunn gehörte, ein Gedenkgottesdienst abgehalten. Zu


Oberpfalz diesem Anlass ist das Sterbebild mit der patriotischen Darstellung auf der Rückseite angefertigt und zum Gedenken an den Gefallenen während des Gottesdienstes verteilt worden. Diesem erhalten gebliebenem Sterbebild verdanken wir nach über 100 Jahren die Kenntnis über die Verleihung der hohen TapferkeitsAuszeichnung. Karl Petz ist eine Persönlichkeit der bayerischen Militärgeschichte, die einen festen Platz in der Sinzinger Heimatgeschichte verdient. Sein Andenken sollten wir in Ehren halten und für die Zukunft bewahren. Text/Fotos: Hans Nama Vorder- und Rückseite der Bayerischen Tapferkeitsmedaille (Militär-Verdienstmedaille). (Foto: Alfons Kollmer)

– Nr. 4 130. Jah rga ng

130. Jahrgang – Nr. 5

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Oberpfalz Soldaten- und Reservistenkameradschaft (SRK) Freihung

Aus den Bezirken

Militärhistorische Ausstellung im Grafenwöhrer Wasserturm

DEUTLICH ERWEITERT

treue Kameraden 3/2021

Grafenwöhr/Freihung – Der Wasserturm ist das Wahrzeichen des Truppenübungsplatzes und der Stadt Grafenwöhr. Der 110 Jahre alte, stattliche Turm dient nach wie vor der Wasserversorgung und erzählt in drei Etagen auch von der wechselhaften Geschichte des Übungsplatzes. Nun soll die Ausstellung im Turm erweitert und ergänzt werden, der scheidende Command Sergeant Major Franklin Velez hat sich der Aufgabe zuletzt angenommen. Weltweit bekanntes Erkennungsmerkmal „Wasserturm“ Auf tausenden von Postkarten, Bierkrügen, Bildern und anderen Souvenirs trug der Wasserturm den Namen Grafenwöhr in alle Welt hinaus und wurde zusammen mit dem Forsthaus zum unverwechselbaren Erkennungszeichen des Übungsplatzes. Erbaut wurde der 43,5 Meter hohe Turm zwischen 1909 und 1911 für die Wasserversorgung, noch heute sorgt ein 450 Kubikmeter fassendes Becken in der obersten Etage für den nötigen Leitungsdruck im Lager. Zusammen mit dem Forsthaus hat der Turm auch zwei Luftangriffe im Frühjahr 1945 unbeschadet überstanden. Mehrmals wurde das Gebäude saniert, zuletzt musste die Kanonensil-

Die historische Ausstellung im Wasserturm mit Timeline, Karten und Bildern soll mit Uniformen der verschiedenen militärischen Perioden der vergangenen 100 Jahre erweitert werden. Unser Foto zeigt (v.l.): Projektbeauftragte Barbara Buchfelder, Oberstleutnant d.R. Norbert Bücherl, Command Sergeant Major Franklin Velez, Stabsfeldwebel d.R. Gerhard Lindthaler, Pressesprecher Franz Zeilmann und Gerald Morgenstern. houette auf dem Treppenturm im Jahr 2013 erneuert werden. Im Jahr 2010 wurden der Wasserturm und das Forsthaus in die Denkmalliste aufgenommen und sind somit staatlich anerkannte schützenswerte Bauwerke. Zum 100-jährigen Jubiläum des Übungsplatzes im gleichen Jahr entstand in drei Etagen des Turmes auch eine historische Ausstellung. Diese sogenannte „Timeline“ zeigt im Zeitraum von 1910 bis 2010 alte Karten, Bilder sowie amerikanische Uniformen und berichtet von der wechselhaften Geschichte des Militärareals. Ein Classroom und ein

großzügiger Konferenzraum sorgen für weiteren Betrieb im Turm. Für Ehrengäste und Besucher ist es ein Highlight, über die annähernd zweihundert Stufen der Wendeltreppe aus Sandstein bis auf den Dachboden des Wasserturms hoch zu steigen, um dort einen Rundblick über das Lager, den Truppenübungsplatz und die Stadt zu erhaschen. Vor den Corona-Einschränkungen existierten gar regelmäßige Führungen im und auf den Turm. Dies soll, sobald es wieder ermöglicht wird, Gästen erneut angeboten werden. Erweitert wurde auf den Museums-Etagen mittlerweile die 100-jährige Timeline, die in der obersten Zeile unter anderem eine Bildergalerie der Übungsplatzkommandeure seit der Gründerzeit bis heute präsentiert. Dem kommandierenden Oberstabsfeldwebel des 7. US-Armee Ausbildungskommandos (7th ATC), Command Sergeant Major (CSM) Frank Velez, lag die Geschichte des Truppenübungsplatzes schon immer am Herzen. Mitte März ist seine Dienstzeit in Grafenwöhr abgelaufen, kurz vor diesem Wechsel lud er nochmals zu einem Treffen auf den Wasserturm ein. Exponate von der vormaligen militärhistorischen Ausstellung Amberg

Der Wasserturm kurz nach der Fertigstellung um 1911. Auf Tausenden von Postkarten, Bierkrügen und Bildern ist der Wasserturm als Wahrzeichen der Stadt- und des Übungsplatzes abgebildet.

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Die US-Armee hegt und pflegt den Wasserturm, der Namensgeber für die „Tower Barracks“ ist, und seit 2010 unter Denkmalschutz steht. Im Jahr 2013 wurde die herabgestürzte Kanonensilhouette erneuert. Einer der Kommandeure ließ vor etlichen Jahren gar die ursprünglichen Fensterläden wieder anbringen.

Als Unterstützer zum Ausbau und Erweiterung der Ausstellung stellten sich die SRKVorsitzenden Oberstleutnant d.R. Norbert Bücherl und Stabsfeldwebel d.R. Gerhard Lindthaler ein. Beide werden die Ausstellung mit Uniformen der Bundeswehr vervollständigen, die überwiegend aus dem Fundus der vormaligen militärhistorischen Sammlung Amberg durch den damaligen Initiator und Museumsleiter, Stabsfeldwe-


Oberpfalz bel d.R. Hubert Hüttner, zur Verfügung gestellt werden. Nachdem der Stab der Panzerbrigade 12 „Oberpfalz“ im Herbst 2018 die Leopold-Kaserne in Amberg verlassen und in den neuen Standort Cham umgezogen war, musste mangels geeigneter Ausstellungsflächen die umfangreiche Militärhistorische Sammlung Amberg zum Leidwesen der Oberpfälzer Militärkameradschaften und Traditionsverbände aufgelöst werden. Grafenwöhrer Kultur- und Militärmuseum unterstützt ebenfalls Bilder zum Wasserturm und Forsthaus steuert der Autor des Bildbandes über den

Truppenübungsplatz, Stabsfeldwebel a.D. Gerald Morgenstern, aus seinem umfangreichen Archiv bei. Eingebunden in die Erweiterung der Museumsräume ist auch der Grafenwöhrer Heimatverein, der im Fundus des Kultur- und Militärmuseums Uniformen der NVA aus der Zeit des kalten Krieges beisteuern wird. Auch sind die OriginalBaupläne für den Turm im Archiv des Museums, berichtete Kulturmanagerin Brigit Plößner. Für Exponate der königlich-bayerischen Epoche wurde das Armee-Museum in Ingolstadt angefragt. CSM Frank Velez wird diese und weitere Aufgaben in der Geschichtsdarstellung des Übungsplatzes an seinen Nachfolger CSM Mark Morgan

übergeben. Federführend bei der Ausstellungserweiterung werden die Projektbeauftragten Chris Irwin und Barbara Buchfelder vom Sachgebiet „Protokoll“ des 7th ATC sein. Text/Fotos: Norbert Bücherl / Gerald Morgenstern

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Mehr zur Geschichte und Entwicklung des Truppenübungsplatzes Grafenwöhr erfahren Sie aus Gerald Morgensterns Buch „Truppenübungsplatz Grafenwöhr – Gestern – Heute“ (s. auch Rezension in tK 2/2021, S. 52ff).

Soldaten- und Reservistenkameradschaft (SRK) Freihung

DEM „SCHORSCH“ ZUM 75. GEBURTSTAG GRATULIERT Großschönbrunn – Im Namen der SRK Freihung gratulierte deren 2. Vorsitzender, Stabsfeldwebel d.R. Gerhard Lindthaler, zusammen mit dem 3. Vorsitzenden, dem Stabsgefreiten d.R. Dominik Falk, unter strikter Beachtung der Coronabedingten Auflagen Georg („Schorsch“) Dotzler aus Großschönbrunn zum 75. Geburtstag. Als kleines Präsent übereichte der Reservistenvize dem Jubilar, der seinen Geburtstag bei bester Gesundheit beging, einen guten Tropfen Wein, versehen mit dem Wappen der Kameradschaft. Lindthaler dankte dem Jubilar auch für seine Treue zum BSB und seine Verbundenheit zum Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Seit über 15 Jahren beteiligt sich Dotzler – abwechselnd für die SRK und die Freiwillige Feuerwehr seines Heimatortes – an den jährlichen 2. Vorsitzender Gerhard Lindthaler (r.) gratulierte zusammen mit 3. Vorsitzenden Dominik Haussammlungen des Volksbundes Falk (l.) dem Jubilar Georg „Schorsch“ Dotzler zum 75. Geburtstag. für den Erhalt deutscher Soldatengräber. Für dieses außergewöhnliche ehrenamtliche Engagement erhielt er vor einigen Jahren die Verdienstspange in Silber des Volksbundes. Georg Dotzler ist seit 23 Jahren Mitglied der 1998 neu formierten SRK Freihung. Bei der Bundeswehr diente er 1966/67 als W 18. Nach der Grundausbildung im Luftwaffenausbildungsregiment 3 (Roth) erfolgte die vertiefende Ausbildung zum Flugabwehrsoldaten in Scheyern bei Manching, wo er anschließend als Sicherungssoldat eingesetzt wurde und als Obergefreiter ausschied. Text: Norbert Bücherl/Foto: SRK Freihung

Bitte senden Sie Ihre Beiträge* an den Pressebeauftragten des für Ihren Verein/Kreisverband zuständigen BSB-Bezirks: Oberpfalz: Alfons Kollmer, Email: Alfons.Kollmer@t-online.de; * gem. „Redaktionelle Hinweise” unter https://bsb1874ev.de/verbandsmagazin.html

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Gesehen bei der Übung „Angriff über ein breites Gewässer“ der GebJgBrig 23/GebPiBtl 8 in Ingolstadt: Um auf matschigem Untergrund am Gewässerrand besser voran zu kommen, legt ein Spezialfahrzeug eine Faltstraße aus zusammengesetzten Aluminiumteilen aus. Den Aufbau einer bis zu 46 Meter Spannweite langen Faltfestbrücke können sechs Soldaten in rund 90 Minuten bewerkstelligen. Mit einer Traglast von 110 Tonnen können zwei Leopard-Panzer im Abstand von 2,5 Metern die Faltfestbrücke befah(Foto: Christian Kunerl) ren.

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Oberpfalz

Aus den Bezirken

7er- und Kameradschaftsbund Weiden

ZUHAUSE GEEHRT

treue Kameraden 3/2021

Weiden – Da pandemiebedingt die Jahreshauptversammlung der „7er-Kameradschaft“ im Januar ausfallen musste, konnten auch bedeutende Ehrungen verdienter Mitglieder nicht vorgenommen werden. Nun wollte Vorsitzender Peter Ertl nicht mehr warten und zeichnete Hans Kohl (linkes Bild) für 60 Jah-

re und Franz Schneider (rechtes Bild) für 65 Jahre Treue zum BSB zuhause aus. Josef Lang, der stellvertretende Vorsitzende des BSB-Kreisverbands, schloss sich den Glückwünschen an und betonte, wie Ehrenkreisvorsitzender Kohl, den Wert von „Kameradschaft“ innerhalb des Verbands. Kohl ist seit 1968 Mitglied bei den „Technischen Truppen“, später trat er auch der „Soldatenkameradschaft 1883 Rothenstadt“, den „7ern“ und der Marinekameradschaft bei. Als Kreisvorsitzender führte er viele Jahre lang die gesamten Weidener

Soldatenverbände des BSB, initiierte auch die Traditionsräume in der Asylstraße und wurde bei seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst zum Ehrenkreisvorsitzenden ernannt. Schneider trat 1956 als „Mitglied Nr. 8“ in den „7er- und Kameradschaftsbund“ ein. Mittlerweile ist er dessen langjährigster Kamerad - ein „Urgestein“ des Vereins, wie Ertl sagte. Er sei durch Arbeitskollegen, Verwandte und Freunde zu den „7ern“ gekommen, erinnert er sich. Text/Fotos: Bernhard Czichon

7er- und Kameradschaftsbund Weiden

EHEMALIGE LANDESSCHÜTZENLIESEL WURDE 80

Gerda Riedl

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Weiden/Hammergmünd – Gerda Riedl, die langjährige Frauensprecherin der „7er-Kameradschaft“, landesweit erfolgreiche Sportschützin und Mitarbeiterin im Seniorenkreis „Spätlese“, feierte ihren 80. Geburtstag. 7er- Vorsitzender Peter Ertl, sein Stellvertreter Bernhard Czichon und Margareta Czichon, Vereinsausschussmitglied und 2. Schriftführerin, gratulierten für alle Kameraden – besonders die Frauen- und Schützengruppe – und überbrachten einen Präsentkorb. Die gebürtige Schlesierin war nach dem Krieg mit ihren Eltern in die Max-Reger-Stadt gekommen. Nach dem Berufsleben engagierte sie sich vielfältig, unter anderem im Martin-Schalling-Haus. Als Vertreterin der weiblichen Mitglieder des „7er- und Kameradschaftsvereins“, vielfache Vereinsmeisterin und „Landesschützenliesel 2011“ erhielt sie die höchste Auszeichnung des Bayerischen Soldatenbunds 1874 für Frauen, den „Frauenorden mit Rubin“. Text/Foto: Bernhard Czichon


Oberfranken

Bezirksverband (BV) Oberfranken Kranzniederlegung statt Wallfahrt

TRADITION VERPFLICHTET Lichtenfels-Vierzehnheiligen – Auch in diesem Jahr musste die Soldaten- und Friedenswallfahrt nach Vierzehnheiligen wegen der Corona-Maßnahmen abgesagt werden. Dennoch gedachte man getreu dem Motto „Tradition verpflichtet“ am dortigen Ehrenmal (Kriegerdenkmal) der Gefallenen und Vermissten beider Weltkriege – wenn auch im kleinen Rahmen. Mitglieder der Vierzehnheiligen-Arbeitsgemeinschaft trafen sich zu einem von Pater Alexander zelebrierten und von Organist Hauptmann d.R. Georg Hagel musikalisch umrahmten Gedenkgottesdienst in der Basilika. Im Anschluss an den Gedenkgottesdienst legte der Kreisvorsitzende der Bayerischen Kameradenvereinigung Bad Staffelstein, Roland Leicht sen., zusammen mit dem Volksbund-Bezirksgeschäftsführer Robert Fischer und im Beisein des BSB-Kreisvorsitzenden Lichtenfels, Udo Rudel, am Eh-

Robert Fischer (l.) und Roland Leicht bei der Kranzniederlegung am Ehrenmal renmal unter den Klängen des Lieds vom „Guten Kameraden“ einen Kranz nieder. Fischer erinnerte an die Bedeutung der Wallfahrt: „Damit die Toten nicht schweigen, damit wir ihre Stimme hören, begehen wir alljährlich die Soldaten- und Friedenswallfahrt in Vierzehnheiligen. Das Nicht-

vergessen brachte er mit dem Gedicht „Du toter Kamerad“ von Lorenz Scheck zum Ausdruck, der vor 80 Jahren am 25. Mai 1941 auf Kreta fiel. Mit dem Abspielen der Nationalhymne endete das kurze Gedenken. Text/Foto: Peter Vietze

Soldatenkameradschaft (SK) Aufseß u. Umgebung

DANKESCHÖN! Unteraufseß – Auch wenn das Jahr 2020 wegen des Corona-Lockdowns fast keine Vereinstätigkeiten zuließ, galt es bei der SK Aufseß und Umgebung doch noch etwas Wichtiges zu erledigen. Anlässlich des 130jährigen Gründungsjubiläums im Mai 2019 hatten die Kameraden Baron Christof von und zu Aufseß versprochen, bei der Entbuschung des Schlossparks zu helfen. Im Gegenzug durfte die SK ihr Fest im wunderschönen Ambiente des Schlosshofes von Schloss Unteraufseß feiern. Ende letzten Jahres wurde das Versprechen eingelöst. Die SK-Kameraden kümmerten sich um das Fällen und Schneiden der Bäume und Büsche, den Abtransport des Reisigs, das Aufschichten des Nutzholzes sowie das Säubern des Geländes. Die Freunde der historischen Militärfahrzeuge würden den Schlosspark kaum wiedererkennen,

hatten sie diesen doch noch im „Urzustand“ beim Jubiläumsfest als Ausstellungsfläche für ihre Fahrzeuge genutzt. Das Ergebnis der Dankeschön-Aktion konn-

te sich durchaus sehen lassen. Der Baron war sichtlich zufrieden und bedankte sich herzlich mit einer zünftigen Brotzeit bei den Helfern. Text/Foto: SK Aufseß

(v. l.): 2. SK-Vorsitzender Karl-Heinz Schnörer, Baron Christof von und zu Aufseß, SK-Vorsitzender Wilhelm Scheuring, Günter Konschake, Manfred Scheuring, Hans-Peter Hertlingund Svein Følsvik.

Bitte senden Sie Ihre Beiträge* an den Pressebeauftragten des für Ihren Verein/Kreisverband zuständigen BSB-Bezirks: Oberfranken: Dr. Klaus-Dieter Nitzsche, Email: klaus-dieter.nitzsche@web.de; * gem. „Redaktionelle Hinweise” unter https://bsb1874ev.de/verbandsmagazin.html

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Mittelfranken

Aus den Bezirken

Kreisverband (KV) Neustadt/Aisch-Bad Windsheim Video-Reihe zum Thema Soldaten- und Kriegervereine

KREISVORSITZENDER IM INTERNET

treue Kameraden 3/2021

Neustadt/Aisch-Bad Windsheim – Voller Ideen steckt Bernd Finkenberger, Vorsitzender des BSB-KV Neustadt/ Aisch-Bad Windheim, wenn es darum geht, den Soldaten- und Kriegervereinen in der Öffentlichkeit ein Gesicht zu geben – gerade in Corona-geprägten Zeiten. Mit Josefine Mühlroth fand er eine Fachfrau, die seine Ideen professionell in die Tat umsetzt. In tK 2/21 druckten wir einen Beitrag der im Print-, Online- und Videojournalismus tätigen Dame über Problematik und Perspektiven der Mitgliedergewinnung der Vereine ab, die Finkenberger mit dem Organisationsleiter des Reservistenverbands, Dieter Hummel, angeht. In abgewandelter Form hatte sie diesen Artikel bereits in der Fränkischen Landeszeitung veröffentlicht. Mit ihrem neuesten Projekt geht das Team Mühlroth/Finkenberger nun online. Auf der Internet-Plattform YouTube sind die ersten Videos der beiden engagierten Personen zu sehen; von der Internet-Seite des BSB https://bsb1874ev.de etwa gelangt man problemlos dorthin. Josefine Mühlroth berichtet für treue Kameraden von den Dreharbeiten mit Bernd Finkenberger:

„Die Kamera bewegt sich langsam auf Bernd Finkenberger zu. Ehrfürchtig zieht er seine Uniform an. Ich traue mich kaum zu atmen, fühle mich geehrt, Zeugin dieses ganz privaten Augenblickes zu sein. Ich bin Gast in seiner Welt. Eine Nah-Aufnahme seiner Augen. Sein Gesicht strahlt. Seine Finger richten, streicheln langsam, liebevoll die altgoldene Paspelierung seiner Jacke. Finkenberger reist durch die Zeit, für eine Sekunde gefangen in schönen Erinnerungen. Er wurde Soldat, um des Friedens willen. Er wird immer Soldat sein. Weil ihn das ausmacht. Er ist stolz, seine Uniform zu tragen. Dass er das sagt, ist obsolet. Er lebt es. Ich spüre es.“ Die beiden begegneten sich eines Tages zufällig auf Facebook. Aus dem entspannten Austausch über das soziale Medium wurde ein erfolgreiches Video-Projekt zum Thema Kriegervereine. Den beiden fiel auf, dass sie eine einzigartige Leidenschaft für den Frieden verbindet. Er, der Reservist, sie, die freie Journalistin. Beide mit einem Wunsch, der zur persönlichen Mission und Berufung wurde: Sich sozial zu engagieren, um Menschen zu helfen. Soldatenvereine leiden seit Jahren unter Mitgliederschwund. Dabei leisten sie eine wichtige Arbeit. Sie mahnen zum Frieden

„Und action!“ - Dreharbeiten vor dem alten Munitionslager.

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Josefine Mühlroth produziert mit Bernd Finkenberger die Video-Trilogie.

und setzen sich aktiv dafür ein. Die Gesellschaft, das sind wir. Ohne Soldatenvereine würde etwas fehlen. Bernd Finkenberger und Josefine Mühlroth beschlossen, die Öffentlichkeit per Video auf die Soldatenvereine aufmerksam zu machen. Die freie Journalistin hinter der Kamera, der Reservist davor. Sie überlegten sorgfältig, wie das Drehbuch aussehen soll.

Stolz präsentiert Bernd Finkenberger seine Uniform.


Mittelfranken

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Sie nahmen die Aufgaben der Soldatenvereine in den Fokus, aber auch ein paar andere wichtige Aspekte aus diesem Themenbereich. Im ersten Film der Trilogie beschreibt der Hauptfeldwebel d.R., was ihm seine Uniform bedeutet. Er nutzt das Medium Film für seine Botschaft an die Welt: „Unterstützt die Kriegervereine, erlebt die Kameradschaft!“ Im zweiten Video erklärt Finkenberger, was es mit dem Gruß „In

Treue fest“ auf sich hat und erläutert seine persönliche Verbindung zur Armee. Im dritten Teil der Video-Reihe nimmt Finkenberger die Zuschauer mit zu einem kurzen Besuch in einer alten Munitionsanlage. Er informiert über die Aufgaben der Soldatenvereine und warum man Mitglied werden sollte. Text: Josefine Mühlroth/tK Fotos: privat

Wie gelange ich zu den Videos? über die Website des Bayerischen Soldatenbundes (https://bsb1874ev.de/ mehr_zum_thema_reserve.html) auf YouTube einfach „Bernd Finkenberger“ eingeben auf Facebook (Facebook Gruppen Reservistenkameradschaft Oberdachstetten-Marktbergel-Burgbernheim und BSB Bayerischer Soldatenbund 30700 Kreisverband Neustadt/Aisch)

Kreisverband Erlangen-Höchstadt

TRAUER UM PETER DITTRICH Aisch – Der Krieger- und Soldatenverein (KSV) Aisch 1883 musste Abschied von seinem langjährigen Kameraden Peter Dittrich nehmen. Er erlag seiner schweren Krankheit am 31. Januar kurz vor seinem 72. Geburtstag. Obwohl aufgrund der gegenwärtigen Situation starke Einschränkungen bei den Bestattungen eingehalten werden müssen, ließen es sich die Kameradschaften des Kreises nicht nehmen mit einer Fahnenabordnung Abschied zu nehmen (Foto). Peter Dittrich leistete seinen Wehrdienst am Standort Regensburg ab und trat 1993 in den KSV ein. Er war immer aktiv und hilfsbereit und setzte sich stets kameradschaftlich für alle ein. Aus diesem Grunde übernahm er auch die Funktion des Kassiers, die er akribisch und engagiert ausführte. Aufgrund seiner Leistungsbereitschaft wurde er auch bald Kassenführer im Kreisverband Erlangen-Höchstadt und weil er sich auch hier bewährte, übernahm er zusätzlich noch die Verantwortung über die Kasse des Bezirksverbands Mittelfranken. Verein, Kreis- und Bezirksverband verlieren in dem Verstorbenen einen gutherzigen, stets aktiven und guten und treuen Kameraden. Er hinterlässt eine große Lücke und man wird sein Andenken stets in Ehren halten. Das Mitgefühl gilt ebenso seiner Familie. Text/Foto: Jörg Buff

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Redaktionsschluss für treue Kameraden 4/2021 ist der 5. Juli 2021

Münzen, Medaillen, Geldscheine, Postkarten, Ansichtskarten, Orden & Ehrenzeichen, Urkunden, Säbel, Dolche, Bajonette, Uniformen«

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Unterfranken

Aus den Bezirken

Kameraden- und Soldatenverein (KSV) Kürnach Unter Corona-Auflagen

treue Kameraden 3/2021

WALD UND FLUR GEREINIGT Kürnach – Nachdem pandemiebedingt die Wald- und Flurreinigung mit Biwak und Bewirtung im vergangenen Jahr zum Leidwesen der Bevölkerung und der Kameraden des KSV in Kürnach ausgefallen war, konnte in diesem Jahr die Aktion in abgespeckter Form stattfinden. KSV-Vorsitzender Peter Ockfen konnte mit Genehmigung der Gemeinde Kürnach die diesjährige Sammlung unter erschwerten Bedingungen organisieren. Biwak und persönliche Treffen fielen aufgrund der gesetzlichen Maßnahmen aus. Die Sammeltrupps mussten sich einzeln auf den Weg begeben, persönliche Abstände, Maskenpflicht und gesetzliche Vorgaben

Sammeltrupp Schmitt einhalten. Die Ausgabe von Säcken und Greifern fand durch den Vorstand zeitlich gestaffelt am KSV-Heim statt. Der gesammelte Müll konnte dann an einem am Gemeindebauhof abgestellten Hänger abgegeben werden. Annähernd 40 Sammler, Kinder und Erwachsene, sowie drei Traktorengespanne machten sich am frühen Morgen des 24. April auf den Weg, um Wald und Flur zu reinigen. Der meiste Unrat wurde entlang der Autobahnen und in den Industrie- und Gewerbegebieten gesammelt. Auffallend waren die unzähligen „Corona-Masken“ die sich im gesamten Sammelgebiet fanden. Gegen 13 Uhr gaben die letzten fleißigen

Trupp Schubert (von links Schubert, Dill, Dehmel)

Helfer ihre gesammelten „Schätze“ am Bauhof ab. Als besonderes Dankeschön und als Ersatz für die ausgefallene Bewirtung durch KSV und Gemeinde gab es von Seiten der Gemeinde Kürnach einen Einkaufsgutschein von 10 Euro für jeden Sammler. Hoffentlich kann im nächsten Jahr die Wald- und Flurreinigung wieder in gewohnter Art mit Übernachtungsbiwak der Kameraden, gemeinschaftlichem Mittagessen der Sammler und gewohnter Kinderbetreuung stattfinden, um somit das Vereinsleben wieder zu beleben und in den gewohnten Gang zu bringen. Text: Rainer Schmitt Fotos: Matthias Dehmel

Trupp der Jugend

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Oberbayern

Krieger- und Soldatenkameradschaft (KSK) Hohenbrunn Franz Gailer erhielt Böllerschützenabzeichen „Silber“

SEIT 20 JAHREN DIENST AM BÖLLER

DENKEN SIE DARAN … uns Beiträge zu „zeitlosen“ Ereig-

Hohenbrunn – Alexander Bujak, 1. Vorsitzender der KSK Hohenbrunn, zeichnete den Kanonier Franz Gailer mit dem Silbernen Böllerschützenabzeichen des Bayerischen Soldatenbundes (kleines Bild) aus. Gailer, seit 1987 KSK-Mitglied, pflegt und beschützt seine Gerätschaft seit 20 Jahren mit wachem Auge, damit die nächsten Salutschüsse erfolgreich abgegeben werden können. Mit seiner Kanone, der „Barbara“, ist Gailer dafür zuständig, beispielsweise am Volkstrauertag einen Ehrensalut abzufeuern. Das dreimalige Schießen mit der Kanone habe ausdrücklich nichts mit „kriegslüsternem Geknalle“ zu tun, betonte Bujak. Der Böllerschützenordnung nach ist das Böllerschießen im Rahmen der Brauchtumspflege – etwa zur Totenehrung – anerkannt. Auch kulturell kam die Kanone zum Einsatz: 1998 mit 17 Salutschüssen beim Klassik-Open-Air unter den Klängen der „Ouverture solennelle 1812 op 49“ von Peter Tschaikowski. Das Abfeuern muss jeweils bei der Polizei und dem Landratsamt angemeldet werden. Zusätzlich gilt die Bayerische Böllerschüt-

BSB-Böllerschützenabzeichen.

zenordnung. Böllerschützen brauchen eine gültige Erlaubnis nach dem Sprengstoffgesetz. Neben der Kanone betreut Franz Gailer auch den Salutböller (Sirius). Beide hat die Kameradschaft im Jahr 2000 der Gemeinde Hohenbrunn übergeben. Text/Foto: Alexander Bujak / aus Chronik der KSK

nissen in Ihren Vereinen zuzusenden. Damit können wir auch in veranstaltungsarmen Zeiten alle zwei Monate im wahrsten Sinne des Wortes vielseitige treue Kameraden gestalten.

Ihre Redaktion

V.l.: KSK-Vorsitzender Alexander Bujak und Kanonier Franz Gailer mit ihrer „Barbara“. Die Kanone ist vermutlich mehr als 100 Jahre alt. Sie überstand die beiden Weltkriege und war lange Zeit im alten Feuerwehrgerätehaus eingemottet. Mit dem Neubau des Feuerwehrhauses wurde sie dorthin umgezogen. Gailer hatte die eingemottete Vereins-Kanone nicht nur wiederentdeckt, sondern auch vorgeschlagen, diese auf Vordermann bringen zu lassen. Der KSK-Vorstand war einverstanden und die Lafette wurde in Eigenregie aufpoliert. Der Hinterlader-Kartuschen-Flachkeilverschluss wurde von einem Fachmann erneuert. Die Gemeinde half finanziell. Dann konnte das Landratsamt den Probeschuss durchführen und die Erlaubnis nach dem Waffengesetz erteilen.

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Schwaben Soldaten- und Reservistenkameradschaft (SRK) Oettingen 1873 e.V. Erinnerungen an den 1. Weltkrieg

Aus den Bezirken

DER TOD WAR UNSER BESTER FREUND Der Mönchsdegginger Friedrich Herrmann hat seine Kriegserlebnisse in einem Tagebuch festgehalten. aufgezeichnet von Werner Paa

treue Kameraden 3/2021

In den Geschichtsbüchern sind meist die Namen der Schlachtenlenker nachzulesen: Erich von Falkenhayn, Ferdinand Foch, Douglas Earl of Haig, Paul von Hindenburg, Helmuth von Moltke und Erich Ludendorff. Kaum einmal aber erfahren wir Näheres über das Schicksal der einfachen Soldaten beider Seiten, die die Leidtragenden der irrsinnigen Materialschlachten und der grauenvollen Stellungskämpfe waren. Im Gegensatz zu den Feldherren, die fern der Front in Sicherheit ihre Entscheidungen trafen, mussten sie, oft genug in morastigen Schützengräben inmitten von Leichen und Ungeziefer und im Trommelfeuer der gegnerischen Artillerie, um ihr Leben kämpfen. Umso größere Bedeutung haben deshalb

Aufzeichnungen des kleinen Mannes. In manchen Familien werden noch Tagebücher ehemaliger Soldaten aufbewahrt, die die schrecklichen Erlebnisse bei den Kämpfen schriftlich festgehalten haben. Eines dieser Kriegstagebücher ist im Besitz der Familie Herrmann aus Wörnitzostheim, das der Schreinergehilfe Friedrich Herrmann schrieb. Ein großer Teil seiner Aufzeichnungen widmet sich den Erlebnissen während seiner Gefangenschaft im 1. Weltkrieg in Frankreich. Es ist ein wichtiges, zugleich aber bedrückendes Zeitzeugnis. Vaterländische Hochstimmung „Nun kommt das Jahr 1914. Wer steht da nicht still bei diesem Klang heute noch nach Jahren! Europa steht in Flammen, die Völker stehen gegeneinander auf. Auch das deutsche Vaterland ruft seine Söhne auf zur Verteidigung seiner Grenzen, zum

Friedrich Herrmann

Schutze des heimischen Herdes. Welche Jünglingsbrust schlug da nicht höher? Mit meinem Freunde stand ich am Abend des ersten Mobilmachungstages noch lange – bis tief in die Nacht hinein – und beratschlagte. Auf welche Weise könnten wir beide unserem Vaterlande am besten die-

Friedrich Herrmann (vorne rechts) und seine Kameraden. In den Händen hält er die in der Gefangenschaft selbst gebaute Mandoline.

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nen? Erster Gedanke natürlich, als Freiwilliger in die Reihen der ausrückenden aktiven Regimenter eintreten.“ Da Herrmann, geboren 1896, seinerzeit erst die Hälfte seiner Lehrzeit hinter sich gebracht hatte, wurde er nicht eingezogen. Er erinnert sich: „Bald brauchte das Vaterland auch unsere jungen Kräfte. Bahnstrecken mussten bewacht werden und wir durften Patrouille schieben. Ein richtiges Gewehr auf der Schulter, wenn auch altes Modell, scharfe Patronen in der Ledertasche am Gürtel. Wessen Herz schlug da nicht höher? Und stolz und stramm taten wir auch ohne Fahneneid unsere Pflicht. Ach, wie viele hundert Züge rollten an uns vorüber, den bedrohten Grenzen zu! Junges Blut, voll Kraft und Mut, mit Blumen des Sommers geschmückt. So wurden sie hinausgefahren auf das blutige Schlachtfeld.“ Postkarte mit vaterländischer Parole Sehr bald aber ist zwischen den Zeilen des Tagebuchs nach der anfänglichen Euphorie eine erste Ernüchterung heraus zu lesen. „In den Jubel mischte sich gar bald auch die Totenklage, denn auch die ersten Trauerbotschaften hatten ihren Weg nach Hause gefunden. Der Herbst brachte noch keine Entscheidung, wie man gehofft. So kam das zweite Kriegsjahr 1915 heran. Mich traf der Ruf zu den Waffen im Herbst. Tauglich für Infanterie – die Krone aller Waffen. Der Abschied ist mir unvergesslich geblieben. Als der Zug sich in Möttingen in Bewegung setzte, warf ich noch einen langen, letzten Blick auf mein schönes Heimatdorf. Bald verdeckte der Rollenberg das liebliche Heimatbild.“ Wie so viele andere junge Männer aus dem Ries wurde Herrmann in die Garnison nach Neuberg eingezogen. Im Mai des Jahres 1916 kam er zur Ausbildung am Maschinengewehr nach Neu-Ulm. Seine nächste Station waren die Vogesen, wo er nach einigen Stunden Fußmarsch das Kampfgebiet von 1914 erreichte und nach wenigen Tagen das Schlachtfeld von Verdun. „Auf dem Weg nach der Stellung durften wir schon den Vorgeschmack von Verdun kennen lernen. In einem zerschossenen Kirchlein sprach ich ein kurzes Gebet und bereitete mich vor für die Ewigkeit. Denn wer bei Verdun eingesetzt wurde, hatte keine Garantie für eine glückliche Heimkehr.“ Die Schlachtfelder um Verdun Die Schrecken des Krieges zeigten sich in grauenhaftesten Bildern am Morgen des

Gefechtsorte um Verdun.

15. Dezember. „In einem lumpigen Unterstand hatten wir die Nacht verbracht. Von Schlaf keine Rede. Unser Befehl lautete, unter allen Umständen nach vorne zu gehen. Bis über die Knöchel wateten wir im Dreck. Über lauter Leichen krochen wir dem Berghang zu und entdeckten schließlich ein Loch. Der Stollen lag voll Verwundeter. Leichte und schwerere und Todwunde stöhnend in qualvollem Durst. Hätte einer versucht den Unterstand zu verlassen, er wäre des Todes gewesen.“ In Gefangenschaft geraten Am selben Tag wurden sie in ihrem Graben von französischen Soldaten umzingelt und gefangen genommen. „Fünf handfeste, waffenstarrende Kerle packten mich an der Gurgel. Hände hoch! Und dabei kitzelten mich fünf Revolverläufe auf der Brust. Mit einem Fußtritt fliege ich durch die Postenkette. Die anderen Mitgefangenen folgen. Die Waffen wurden mir abgenommen. Ich glaubte mit dem Leben abschließen zu dürfen. Unser Weg führte durch die Stadt Verdun. Sie war gräulich verwüstet, etwa zu zwei Dritteln dem Erdboden gleich gemacht. Völlig erschöpft baten wir dort um etwas Essen. Der Dolmetscher aber meinte höhnend: Wenn sie haben Hunger, singen halt Deutschland, Deutschland über alles . . .!“ In Verdun waren 16.000 Gefangene zusammengepfercht. Ein Häufchen Elend

zum Erbarmen. Hunger und Durst quälten uns unheimlich. Man stürzte sich gierig auf alle Straßenpfützen, um nur etwas die Zunge zu benetzen. Gewöhnlich aber hatte man den Mund voll Kot. Wer umfiel blieb liegen, ein Kolbenstoß erlöste ihn für immer von seinen Leiden.“ Ausführlich hat Herrmann in seinem Tagebuch die unmenschlichen Bedingungen während der Gefangenschaft festgehalten. „Eben führen zwei Schergen einen unserer Offiziere vorüber zum Verhör. Er wendet sich um und erkennt mich. ‚Herrmann, wo sind die übrigen Kameraden?‘ Noch hatte ich nicht geantwortet, da bekommt der Treue einen Kolbenstoß ins Kreuz, dass er taumelt. Ich hätte aufschreien mögen, es war mein braver Zugführer. Nie habe ich ihn vergessen, nie habe ich ihn wieder gesehen. Auch wir wurden dann einzeln zum Verhör geführt. In einem schlechten Zelt mussten wir uns nackt ausziehen und wa-

DRUCKFEHLERTEUFEL Im Bericht über den Tod des „Grüntenpfarrers Völk“ (tK 2/2021, S. 64) hat sich ein Fehler eingeschlichen. Unter „Quellen“ muss es Josef und nicht Frank Onody heißen.

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Schwaben

Aus den Bezirken treue Kameraden 3/2021

ren ziemlich lange der schneidenden Dezemberkälte ausgesetzt. Alles wurde uns weggenommen, auch die teuren Andenken an die Lieben zu Hause. Neben mir stand ein älterer Landsturmmann, abgemagert bis auf die Knochen. Händeringend bat er, ihm doch ein eben hervor gekramtes Bildchen einer Frau mit ihren Kinderchen zu belassen, aber die Scheusale weideten sich an seiner Qual und traten die Photographie in den Kot. Viele von den Kameraden hatte in den sechs Tagen unter freiem Himmel bereits der Tod gezeichnet. Erschöpft sanken sie auf die Pritsche der dürftigen Baracke, um am anderen Morgen nicht mehr aufzustehen. Der Tod wurde in jenen Tagen unser bester Freund. Er allein hatte Mitleid mit uns. Einer der Sterbenden bat mich inständig um einen Schluck Wasser. Er habe auch Frau und Kinder zu Hause. Ich versprach ihm, wenn irgend möglich abends Wasser mit herab zu bringen. Es war uns nämlich verboten, Wasser für die Kranken zu besorgen. Der Arme brauchte keines mehr. Als ich am Abend an sein Lager trat, war er bereits tot. Der Verwesungsgeruch im Stollen wurde allmählich unerträglich. Unseren Peinigern fiel es gar nicht ein, die Leichen weg zu schaffen. Unsere Einsprüche wurden höhnend mit der Bemerkung ‚Boches sollen nur alle kaputt gehen‘, abgetan. Die Unterkunft bestand aus feuchten dunklen Erdstollen. Auf dem morastigen Boden streckten wir uns auf ein paar Stündchen unsere zerschundenen Glieder aus. Ein Bett zum Schlafen war nicht vorhanden. Ratten jagten in tollem Spiel einander nach über unsere müden Leiber hinweg.“ Im Januar 1917 wurden die Gefangenen, von einstmals 1.000 lebten gerade noch die Hälfte, weggeführt. Die andere Hälfte blieb tot in den Erdlöchern zurück. „Wir sahen auch nur noch wandelnden Leichen ähnlich. Meine Schuhe waren ohne Sohlen und das Hemd bis auf die Ärmel abgerissen. Ich wickelte es um die blutenden Füße. Der Durchmarsch durch einige Ortschaften war direkt lebensgefährlich. Mit Steinen und Kot wurden wir beworfen, beschimpft und bespien. Was sie sonst noch taten kann ich

Die von Friedrich Herrmann gebaute Mandoline befindet sich heute noch im Familienbesitz.

Postkarte mit vaterländischer Parole.

unmöglich hier aufzeichnen. Ich müsste mich sonst vor mir selber schämen.“ Die Lage besserte sich für Friedrich Herrmann erst im Frühjahr 1918, als er im Lager Sisteron an der Grenze zu Spanien als Schreiner eingesetzt wurde. Zuvor hatte er in einem Kohlebergwerk arbeiten müssen. In Sisteron begann er Bilderrahmen zu schnitzen und verdiente dabei etwas Geld. In dieser Zeit baute er sich mit primitiven Werkzeugen eine Mandoline und brachte sich selbst das Spielen bei. Während der Gefangenschaft erlernte er auch die französische Sprache.

wir doch zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammengeschweißt worden in der langen schweren Zeit, da wir zusammen hungerten und froren. Manch rührende Szene war zu beobachten. Am 19. Februar 1920 vormittags 9 Uhr kam ich auf der Bahnstation Möttingen an. Dort waren zwei mit Tannengrün und Girlanden reich geschmückte Chaisen zu meinem Empfang bereit. An der Bahnsteigsperre empfingen mich Vater und Mutter und mein jüngster Bruder war auch da. Welche Freude! Ganz überrascht war ich aber, als wir in die Nähe meines Heimatortes kamen. Donnernde Böllersalven vom Buchberge herab mischten sich in ein richtiges Infanteriefeuer. Sogar die Schuljugend hatte frei und sang mir zum Empfang das Lied vom guten Kameraden mit dem schönen Schlußrefrain: In der Heimat, in der Heimat, da gibt’s ein Wiedersehen. Freudentränen sah ich in aller Augen glänzen – ich war daheim!“ Friedrich Herrmann starb am 21. Januar 1970. Nach seinem Bekunden hat ihm nur der Glaube geholfen, diese Schrecken lebend zu überstehen. Text: Werner Paa Fotos: Friedrich Herrmann, Werner Paa

Der Empfang in der Heimat Das zermürbende Warten auf die Entlassung aus der Gefangenschaft dauerte für Friedrich Herrmann 38 Monate. Anfang Februar 1920 mussten die Gefangenen heraustreten und ihre Namen wurden verlesen. Dann marschierten sie zum Bahnhof Chaulnes, wo bereits ein Zug wartete. Erst nach Stunden setzte er sich langsam in Bewegung und am Nachmittag erreichte er die belgische Grenze. Nachdem sie neu eingekleidet wurden, wandte sich jeder seiner Heimat zu. „Es fiel uns nicht leicht. Waren

Bitte senden Sie Ihre Beiträge* an den Pressebeauftragten des für Ihren Verein/Kreisverband zuständigen BSB-Bezirks: Schwaben: Manfred Thorwarth, Email: mgthorwarth@web.de * gem. „Redaktionelle Hinweise” unter https://bsb1874ev.de/verbandsmagazin.html

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Selbstständige Kameradschaften Reservisten- und Veteranenkameradschaft (RVK) Pfronten Corona

WIEDER KEINE BERGMESSE DER SPIELHAHNJÄGER AM FALKENSTEIN Pfronten – Wie bereits im vergangenen Jahr musste auch heuer die Bergmesse der Spielhahnjäger – die 65! – am Falkenstein wegen der Corona-Pandemie abgesagt werden. Für den 16. Mai war die Messe geplant und es sollte eine besonders schöne Feier werden. Die alten Kameraden hätten es sich wohl nie träumen lassen, dass ein kleiner Virus die Gedenkfeier in den herrlichen Allgäuer Bergen, mit Blick in die Tiroler Bergwelt, ausbremsen kann. Ostern 1944 hatten sich die Kameraden der 97. Jägerdivision der Spielhahnjäger aus Bad Tölz im Fronteinsatz das Versprechen gegeben, einmal im Jahr derer zu gedenken, denen es nicht vergönnt sein werde die Heimat wiederzusehen. So entstand die Gedenkstätte hoch über Pfronten am Falkenstein, wo auch König Ludwig der II. von Bayern einst ein Prunkschloss erbauen lassen wollte. Ausgerichtet wird die Messe stets von der RVK Pfronten, die den Spielhahnjägern einst versprochen hatte, sich um deren Andenken stets zu bemühen und einmal im Jahr die Feier zu organisieren und auszurichten. Bis zum Jahr 2019 konnte die Bergmesse bei Wind und Wetter abgehalten werden. Daher schmerzen die beiden Absagen 2020 und 2021 sehr.

Im Oktober 2020 nahmen die RVK-Mitglieder Dieter Kiesling, Vorsitzender Johann Haug und Wolfgang Baisch (v.l.) den Korpus ab, um ihn über den Winter einzulagern.

Wolfgang Baisch und Vorsitzender Johann Haug brachten den Korpus auch 2019 wie jedes Jahr im Frühling an seinen Platz.

Die Bergmesse mit Gedenkfeier – abwechselnd katholisch und evangelisch - sowie die Einladungen an befreundete Kameradschaften und die Bundeswehr mit Ehrensalutschießen, das alles musikalisch umrahmt von der Harmoniemusikkapelle aus Pfronten, sind immer eine organisatorisch sehr ordentliche Aufgabe für die Kameraden aus dem Ostallgäu. Die Pflege der Gedenkstätte findet trotz Pandemie jedes Jahr statt und wird von den Denkmalpflegern der Kameradschaft stets pflichtbewusst durchgeführt. Im Herbst wird der Corpus am Kreuz abgenommen und bei Wolfgang Baisch über den Winter

eingelagert, um ihn dann wohlbehalten im Frühling wieder an seinen angestammten Platz zu bringen. Das Vorstandsehepaar Haug kümmert sich um eine schöne Bepflanzung der Gedenkstätte, damit sich Besucher und Wanderer auf ihrem Weg zum Falkenstein-Gipfel an der Blumenpracht erfreuen können. Nun bleibt einmal mehr die Hoffnung, dass die Corona-Pandemie endlich zu einem guten Ende führen wird und man dann im kommenden Jahr die traditionelle Gedenkfeier wieder würde- und ehrenvoll in ihrer gewohnten Form durchführen kann. Text/Fotos: Wolfgang Baisch

Diese Ansicht der Fahnenabordnungen von 2019 gibt es 2021 nicht zu sehen.

Die Gebirgsschützen der RVK Pfronten werden in diesem Jahr keinen Schuss am Falkenstein abfeuern können, wie im Jahr 2016, als dieses Bild entstanden ist. V.l.: Die Kanoniere Wolfgang Baisch, Dieter Eckart und Andreas Endras, der im Mai 2018 verstarb.

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Sportschützen

AUS DEM SPORTSCHÜTZEN-LANDESVORSTAND Aus den Bezirken

Bereits zum sechsten Male tagte am 18. April 2021 der Landesvorstand der BSB-Sportschützen online. Neben der Sicherheitspartnerschaft des Bundesministeriums des Innern (BMI) mit den Schießsport treibenden Verbänden ging es u.a. um die Terminierung der anstehenden Jahreshauptversammlung und das Landesschießen 2021.

treue Kameraden 3/2021

Sicherheitspartnerschaft Es wurden verschiedene Vorschläge erarbeitet, die als Beitrag des BSB an das BMI versendet werden sollen: Screenshot von der Online-Sitzung 1. Intensivierung des Problembewusstseins durch Aufnahme von Unterrichtseinheiten zum Thema „Möglichkeiten der Extremismuserkennung“ bei der Schießleiterausbildung und ggf. der Waffensachkunde. 2. Sensibilisierung der Schießwarte durch Unterweisungen im Rahmen von Jahreshauptversammlungen der Sportschützen. 3. Sensibilisierung über alle Gliederungsebenen des Verbandes hinweg zu dieser Problematik insbesondere im Rahmen von Kreis- und Bezirksveranstaltungen. 4. Bereitstellung von Handreichungen (Konzepte, Broschüren, etc. - idealerweise seitens BMI bereitgestellt). Jahreshauptversammlung Auch der aktuelle Termin (04.07.21) ist wahrscheinlich wegen der Pandemie bedingten Vorgaben nicht zu halten. Hier sind noch weitere Absprachen notwendig. Alternativ könnte die Versammlung am 24.10.21 stattfinden. Landesschießen 2021 Das für den 25./26.06.21 geplante Landesschießen muss leider abgesagt werden. Die Lage lässt hier keinen Spielraum zu und es fehlen die Qualifikationen und der Vorlauf zur Vorbereitung. Die Termine für 2022 werden schon mit dem Schießstättenbetreiber vereinbart. Text: Thomas Stelzer (Landesschießwart) Foto: Klaus D. Treude

Krieger- und Soldatenkameradschaft (KuSK) Loitzendorf

DREI SCHUSS ALS WILLKOMMENSGRUSS Die KuSK hält eine Tradition aufrecht Loitzendorf – Wenn am Fronleichnamstag um 6 Uhr morgens im Loitzendorfer Tal drei Schuss Salut abgefeuert werden und sich das Echo am Gallnerberg bricht, ist das der Willkommensgruß an unseren Herrgott, welcher Stunden später in Gestalt der Hostie, auch der Leib Christi genannt, durch das Dorf getragen wird. So ist es Brauch seit Jahrhunderten, und die beiden Kanoniere Luggi und Robert Daiminger setzen diese Tradition mit absoluter Zuverlässigkeit fort. Das Schießen mit Massiveisen-Standböllern, Handböllern oder

Diese Eisenstandböller sind fast hundert Jahre alt, links und rechts seitlich ist die Pulverpfanne erkennbar.

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Sportschützen

mit der Salutkanone ist alte bayerische Tradition und die KuSK Loitzendorf hat sich mit dem Luggi, dem Robert und vor vielen Jahren mit dem Kuglmeier Sepp die Bewahrung des bayerischen Brauchtums auf ihre Fahnen geschrieben. Beim Jahrtag der KuSK, an Fronleichnam, bei der Beerdigung eines KuSK-Mitglieds oder bei Fahnenweihen und großen Vereinsfesten ist die Salutkanone im Einsatz. Das Schießen mit den Böllern, eine alte Sitte und Brauchtum der Soldaten, um ihren Gefallenen die letzte Ehre zu erweisen, geht Jahrhunderte zurück und ist zeitlich nicht mehr genau belegbar. Der Mensch benutzte aber schon immer Hilfsmittel, um Lärm zu erzeugen. Sei es, um eine Nachricht zu übermitteln oder aber Geister abzuwehren. So ist es historisch nachgewiesen, dass seit dem 14. Jahrhundert beim Eintreffen von Gästen die Kanonen leergeschossen wurden, um den Ankommenden die friedliche Absicht mitzuteilen. Wenn man mit Böllern, Kanonen und mit Schwarzpulver umgeht, bleiben Unfälle – auch solche mit Todesfolge – manchmal leider nicht aus. Ein Verbot des Schießens durch die Behörden ließ dadurch oft nicht lange auf sich warten. Findig und eigenwillig, wie der Bayer nun mal ist, setzte er seinen Kopf durch und so wurden im 17. Jahrhundert, nachdem die Behörden alle Böller eingezogen hatten, die großen Kirchenschlüssel zu Schießböllern aus Massiveisen umfunktioniert. Trotz Widerstand in der Bevölkerung verschwand der Brauch des Böllerschießens in Niederbayern fast ganz. Erst Ende des 18./Anfang des 19. Jahrhunderts lebte der Brauch wieder auf, und der Veteranenverein Loitzendorf beschaffte im Jahr Jahre 1925 Böller aus Massiveisen, bei denen das Schwarzpulver oben eingefüllt, und dann mit einem Holzstopsel verdichtet wurde. Seitlich des Böllers befand sich eine kleine sogenannte Pulverpfanne und von dort erfolgte die Zündung. Eine drei Meter lange Holzstange, die mit einem Eisenstift versehen war, welcher in einem Kanonenofen zum Glühen gebracht wurde, war hierzu erforderlich. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden von den Besatzungsmächten alle Vereinstätigkeiten verboten. Die KuSK Loitzendorf war davon ebenfalls betroffen. Ihre Böller aber waren so gut versteckt, dass sie nicht gefunden wurden. Nach dem Aufleben der Vereinstätigkeiten 1951 dauerte es nicht lange und die Böller krachten wieder. Seit 1959 besitzt die KuSK nun eine Salutkanone, hergestellt von der Firma Wenig in Pocking. Der Kaufpreis be-

Die KuSK-Salutkanone mit den Schießmeistern Luggi und Robert Daiminger.

trug damals 690 D-Mark. Der Nachfolger der Firma Helmut Kühner (jetzt Voglmayr) bietet dasselbe Modell heute für rund 10.800 Euro an. Mit dem Modell M 635, so die offizielle Bezeichnung der Salutkanone mit 46 Millimeter-Kaliber, können pro Schuss maximal 70 Gramm Schwarzpulver verschossen werden. Laut Betriebsführung der Firma aus Pocking (Landkreis Passau) liefern sie die Salutkanonen weltweit, wobei ein großer Teil der Kunden aus den islamischen Ländern kommen. Bisher gingen seit 1979 rund 400 Kanonen unter anderem an den Sultan von Brunei, Saudi-Arabien und Marokko. Sogar nach Mexiko wurden die Kanonen exportiert. In Deutschland sind es vor allem die Traditionsvereine wie Soldatenkameradschaften, welche die Kanonen bestellen. Allerdings darf das Kaliber von 50 Millimeter nicht überschritten werden. Vor der Auslieferung an den Kunden erfolgt eine Abnahme durch das Beschussamt in München. Die nötigen Papiere werden dann durch das jeweilige Landratsamt erfasst und dokumentiert. Die Ausbildung zum Kanonier erfolgt in einem theoretischen und praktischen Teil durch das Landratsamt. Volljährigkeit und einwandfreier Leumund sind absolut erforderlich. Ebenso muss eine entsprechende Versicherung abgeschlossen werden oder bereits abgeschlossen sein. Die KuSK Loitzendorf hat, seit mit der Kanone geschossen wird, alle Nachweise erbracht und einen lieb gewordenen Brauch im Pielmühlbachtal erhalten. Seit über 30 Jahren übt Luggi Daiminger

und sein Sohn Robert seit 20 Jahren dieses angesehene Ehrenamt des Kanoniers zur Zufriedenheit aller aus, denn bei großen Vereinsfesten sind sie immer sehr gefragt. Sie werden auch weiterhin bei Fahnenweihen, an Fronleichnam und beim Jahresfest der KuSK die Kartuschen mit Pulver füllen, die Zündkapsel einlegen und nach getaner Arbeit, leicht Schwarzpulver geschwärzt, bei einer guten Halben über eine Tradition, welche über fünfhundert Jahre alt ist, fachsimpeln. Text/Fotos: Hans Stöger

In diesem Kanonenofen wurde einst die Eisenspitze zum Zünden des Böllers zum Glühen gebracht.

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Sportschützen

Soldaten- und Kriegerkameradschaft (SuKK) Untertraubenbach

Aus den Bezirken

VEREINSMITGLIEDER SCHUFEN ZWEI PRÄCHTIGE SCHAFTBÖLLER

treue Kameraden 3/2021

Untertraubenbach – Dank der beiden Mitglieder Christian Fuchs und Konrad Schweiger darf die SuKK Untertraubenbach ab sofort zwei wunderschöne Schaftböller ihr Eigen nennen. Die beiden Unikate wurden stellvertretend an den 1. Vorsitzenden Daniel Zimmermann übergeben. Der Pfingstmontag ist bei der SuKK Untertraubenbach seit fast eineinhalb Jahrhunderten untrennbar mit der Dankeswallfahrt zum Marienheiligtum nach Streicherröhren verbunden. „Zu diesem Anlass wollten wir eigentlich auch unsere neuen Schaftböller segnen lassen“, so 1. Vorsitzender Daniel Zimmermann. Doch wegen der Pandemielage konnte die Wallfahrt heuer nicht im gewohnten Rahmen stattfinden. Zimmermann: „Deshalb verschieben wir die Segnung der neuen Schaftböller auf die Pfingstwallfahrt 2022.“ Nichtsdestotrotz wurde das Streicherröhren-Umfeld genutzt, um die beiden neuen Schaftböller zu präsentieren. „Es ist ein absoluter Glücksfall, dass Christian Fuchs und Konrad Schweiger zu unseren Mitgliedern gehören und die beiden Kameraden ihre Fertigkeiten im Bereich Metall bzw. Holz ehrenamtlich zum Wohle des Vereins in fantastischer Weise eingebracht haben“, so Daniel Zimmermann mit Riesendank an die beiden Reservisten. Christian Fuchs aus Penting nahm sich in Handarbeit den notwendigen Metallarbeiten an. Herausgekommen ist am Ende ein klassischer Schaftböller mit Perkussionszündung und einem Kaliber von 20mm. „Ziel war es auch, den Schaftböller vom Gewicht her so leicht wie möglich zu halten“, so Fuchs, der in der Materie bereits

Die handgearbeiteten neuen Schaftböller der SuKK Untertraubenbach.

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SuKK-Vorsitzender Daniel Zimmermann (Mitte) freut sich mit Christian Fuchs (l.) und Konrad Schweiger (r.) über die beiden prächtigen Schaftböller, die die beiden in Handarbeit gebaut haben..

auf eine gewisse Erfahrung bauen kann und auch anderen Vereinen bei der Anfertigung von Böllern schon zur Seite gestanden ist. Als ehemals ausgebildeter Waffenmechaniker während der Bundeswehrzeit wurde Christian Fuchs bereits früh mit der Waffenmechanik vertraut und auch „davon infiziert“. Das Gesamtgewicht von sechs Kilogramm ist insgesamt „gut zu schultern“. Auch das nordamerikanische Nussbaumholz für die beiden neuen Schaftböller hat Christian Fuchs besorgt und mit Konrad Schweiger aus Untertraubenbach einen absoluten Fachmann im Schreinermetier gefunden. Was das Holz angeht, war ebenfalls absolute Handfertigkeit gefragt. Die Endmontage aus Metall- und Holzkomponenten wurde wieder von Christian Fuchs vorgenommen. Die beiden Unikate sind nun in das Vereinseigentum der SuKK Untertraubenbach übergegangen. „Damit geht auch ein langer Wunsch aus den Reihen unserer Kanoniere in Erfüllung“, so der Kameradschaftsvorsitzende. Denn mit den Schaftböllern ist der Verein nun wesentlich mobiler und flexibler als beim Schießen mit der Kanone, etwa bei Beerdigungen. „Und es ist auch eine wichtige Investition in die Zukunft der

Kameradschaft“, stellt Zimmermann weiter heraus, „wir hoffen mit den Schaftböllern wieder Nachwuchs begeistern und gewinnen zu können. Die altgedienten Kanoniere haben nämlich bereits um Unterstützung von Seiten der jüngeren Kameraden gebeten.“ Nicht zu verschweigen ist außerdem der finanzielle Aspekt, denn dem Verein ist mit den ehrenamtlichen Arbeiten der beiden Mitglieder Christian Fuchs und Konrad Schweiger im Vergleich zu einer Fremdanschaffung doch auch einiges Geld erspart geblieben. Zunächst werden die beiden Schaftböller nun eingelagert, „doch auch wir hoffen schon bald wieder auf bessere Nach-Corona-Zeiten“, so Zimmermann. Momentan dürfte die Schaftböller ohnehin nur Kamerad Christian Fuchs bedienen, denn dazu ist auch ein entsprechender Schieß-Lehrgang notwendig. Mitglieder und Reservisten, die Interesse an der entsprechenden Ausbildung und am Vereinsdienst als Kanonier haben, können sich gerne bei Zimmermann melden. „Bis zur Segnung bei der Pfingstwallfahrt 2022 hoffen wir dann auch entsprechenden Nachwuchs gefunden und ausgebildet zu haben.“ Text/Fotos: Redaktionsbüro Schmidbauer


Reservisten

Kommentar

WER GEGEN EXTREMISMUS? Von Jürgen Reichardt Soldaten dienen. Seit allen Zeiten, in allen Armeen der Welt. Wofür, das bestimmt der „Souverän“, der Dienstherr: Für Sold, für eine Aufgabe, für sein Volk, für sein Land. „Wir dienen Deutschland!“ drückt das ebenso knapp wie vollständig (und auch noch schön!) aus. Deutschland ist unser Dienstherr, vertreten durch den Staat, dieser durch die Exekutive, also durch die Regierung (und nicht etwa durch das Parlament, der Legislative). Fehlt jemandem: Für eine Idee? Dafür wird gekämpft, natürlich, und sogar am leidenschaftlichsten, auch militärisch. Doch zählt man solche Formationen im allgemeinen nicht zu den regulären Armeen, sondern rechnet sie bewaffneten politischen Bewegungen zu. „Revolutions-“ oder „Befreiungs“-Armeen, bewaffneten Parteiorganen. Sie mögen gelegentlich legitim sein. Doch wo es die gibt, fehlt eine gesetzliche Grundlage, fehlt die Gewaltenteilung. Das kennzeichnet totalitäre Staaten, nämlich die Bindung der militärischen Organisation an die ideologischen Dogmen ihrer politischen Führung. Während des Ost-Westkonflikts war dieser Sachverhalt der Kern unserer politischen Bildung. Allen regulären Armeen – unabhängig von der staatlichen Verfassung – ist gemeinsam, daß sie nicht für eigene oder selbstgesetzte Ziele tätig werden, sondern ihre militärischen Aufgaben von der staatlichen Führung erhalten. Der Unterschied ergibt sich aus der jeweiligen staatlichen Verfassung. Konstitutionelle Verankerung, also grundsätzlich und immer geltende gesetzlich geregelte Bedingungen (im Rechtsstaat) oder bedingungslose Gefolgschaftspflicht bei beliebiger Anwendung und opportunistischer Auslegung durch die Regierung (unter totalitärer Herrschaft). Die Ausführung der Befehle im Rechtsstaat ist unabhängig von eigenen politischen Anschauungen, die zulässig, wenn nicht sogar erwünscht sind, jedoch ohne Einfluß auf

den Gehorsam bleiben müssen. Deshalb sind sie unerheblich. Grundrechte gelten auch in den Streitkräften. Totalitäre Herrschaft sucht sich dagegen unablässig der unbedingten Gefolgschaft ihrer Truppen zu vergewissern, weshalb ständige Treuebekundungen und Ergebenheitsadressen verlangt werden. Im totalitären Staat ist die absolute Identität persönlicher Anschauungen in den Streitkräften mit der regierungsamtlichen Weltanschauung von existenzieller Bedeutung. Je größerer Wert dagegen auf rechtsstaatliche und freiheitliche Grundlagen gelegt wird, desto sorgfältiger wird im Regelfall darauf geachtet, daß die Befehlsgewalt nicht zur Durchsetzung politischer Dogmen genutzt oder gar mißbraucht wird. Das läßt sich anschaulich an unseren gesetzlichen Grundlagen ablesen: Das Grundgesetz verpflichtet die staatliche Gewalt, daß niemand wegen seiner … politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden darf. (Art. 3). Was bedeutet: Auch nicht in den Streitkräften! Es garantiert ferner die unverletzliche Freiheit des … weltanschaulichen Bekenntnisses (Art. 4). Und ganz wesentlich: Der Staat hat zu garantieren, daß jeder seine Meinung … frei äußern und verbreiten darf! Eine Zensur findet nicht statt. Der Eid des Soldaten verpflichtet ihn, … Deutschland treu zu dienen. Deutschland: Das heißt unserem Land, unserem Volk, unserem Staat in seiner Gesamtheit. Der Sammelbegriff dafür ist unser deutsches Vaterland, wie es auch in der Nationalhymne (und in der Bayernhymne) gesungen wird. Die zweite Verpflichtung, „das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes“ tapfer zu verteidigen, ist eine Folgerung aus der ersten. Der deutsche Soldat hat weder politische Ideen zu verbreiten noch zum Allgemeinwohl der Welt beizutragen. Er hat Recht und Freiheit des

deutschen Volkes zu schützen, wo und sobald sie angegriffen werden. Da seine Mittel die Waffen sind, nicht die politische Betätigung, ist die Aufgabe auch zweifelsfrei als eine militärische anzusehen. Das Soldatengesetz zieht daraus die notwendige Konsequenz, indem es politische Zurückhaltung verlangt: „Im Dienst darf sich der Soldat nicht zu Gunsten oder zu Ungunsten einer bestimmten politischen Richtung betätigen“. (§ 15 ff.) „Politische Richtung“ – das ist sehr weit gefaßt und geht über Parteipolitik deutlich hinaus. Deshalb präzisiert das seit 1956 unveränderte Gesetz die möglichen Auslegungen: – Das Recht des Soldaten, im Gespräch mit Kameraden seine eigene Meinung zu äußern, bleibt unberührt. – Der Soldat hat sich so zu verhalten, dass die Gemeinsamkeit des Dienstes nicht ernstlich gestört wird. – Der Soldat darf … nicht als Werber für eine politische Gruppe wirken. – Die gegenseitige Achtung darf nicht gefährdet werden. – Ein Soldat darf als Vorgesetzter seine Untergebenen nicht für oder gegen eine politische Meinung beeinflussen. Diese Vorschrift bekommt noch besonders Gewicht mit dem § 12: „Der Zusammenhalt der Bundeswehr beruht wesentlich auf Kameradschaft. Sie verpflichtet alle Soldaten (also auch die Vorgesetzten!), die Würde, die Ehre und die Rechte des Kameraden zu achten …. Das schließt gegenseitige Anerkennung, Rücksicht und Achtung fremder Anschauungen ein. Vom Grundgesetz über den Eid bis in den Pflichtenkatalog des Soldatengesetzes zieht sich also ein Prinzip: Dienst am Vaterland durch gewissenhafte Pflichterfüllung und Gehorsam bei Inanspruchnahme der fundamentalen Grundrechte im gesetzli-

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chen Rahmen. Das eine durchzusetzen wie das andere zu gewährleisten ist Aufgabe der Disziplinarvorgesetzten. Aus historischer Erfahrung hat der Gesetzgeber 1956 darauf bestanden, daß jeder Disziplinarvorgesetzte selbständig entscheidet und Vorgesetzte ihn nicht übersteuern dürfen. – Als diese gesetzlichen Regelungen beschlossen wurden, standen sich unsere freiheitlich-demokratische Grundordnung und der Marxismus-Leninismus in seiner stalinistischen Ausprägung kompromißlos gegenüber. Im Kampf gegen unsere freiheitliche Weltanschauung wurde diese als „Faschismus“ und „Imperialismus“ diffamiert, der „Sozialismus“ sowjetischer Lesart als „Antifaschismus“ und „Anti-Imperialismus“ als Aufgabe legitimiert, die alle Mittel heiligt. Der Sozialismus ist an seinen Widersprüchen und Legenden zerbrochen. Der Antifaschismus hat das überlebt und ist dabei, zu einer allgemein verbindlichen Aufgabe, wenn nicht für manche gar zu einer Art Staatsräson der Bundesrepublik zu werden. Sein bewährtes Prinzip ist nicht etwa, strafbare Handlungen oder gesetzwidrige Machenschaften aufzudecken, sondern gerade das, was unser Grundgesetz schützt und damit unangreifbar macht, nämlich freie und unbedenkliche Meinungen, die ihm aber unerwünscht sind, durch Verdächtigung und Diffamierung in die Nähe des Unzulässigen zu rücken, bis sie zunächst als unangebracht, allmählich als nicht hinnehmbar und schließlich als strafbar angesehen werden. Kein Stigma entfaltet derzeit größere und raschere Wirkung als das Etikett „rechts“. Ursprünglich „rechtsextrem“ oder „rechtsradikal“ im Sinne verfassungsfeindlicher Handlungen oder Bestrebungen, reicht

heute der Verdacht einer „rechten Gesinnung“, um eine akute Gefahr für den Rechtsstaat zu beschwören. Was das genau ist, braucht gar nicht mehr gesagt zu werden. Millionen staatlicher Haushaltsmittel werden aufgewendet für den „Kampf gegen rechts“, gelangen indessen auch in die Hände politischer Interessengruppen. Das ist oft ärgerlich, gehört aber zum Wesen der freiheitlichen Demokratie, zum Streit der Parteien und der Vielfalt des Meinungsspektrums – solange damit nur das Geschäft politischer Parteien oder Organisationen betreiben wird. Den Unterschied macht, ob Parteien oder einschlägige Medien gegen bestimmte Gesinnungen polemisieren oder ob staatliche Stellen freie Meinungen zu unterdrücken oder zu verfolgen suchen, wenn sie nicht mit vorgegebenen Anschauungen oder regierungsamtlichen Verlautbarungen übereinstimmen. Bedenklich wird es vollends, wenn staatliche Dienste Meinungen zu bewerten beginnen. Soweit die Beschreibung gültiger Grundregeln. Anlaß, daran zu erinnern, gab eine jüngst losgetretene Kampagne einzelner Personen, die das ausdrücklich als „Reservisten“ taten, somit die Vorschriften des Soldatengesetzes in Anspruch nahmen. Die Kampagne heißt: „Wir gegen Extremismus“. Persönlich gegen Extremismus zu sein, gleich welcher Art, ist gewiß völlig harmlos. Dagegen ist nichts zu sagen. Übertreibungen, Übersteigerungen, Einseitigkeit, Übereifer – das ist auf keinem Gebiet ratsam. Reservisten könnten ebenso gut gegen Alkoholismus, Kommunismus, Gendersprache, Geschwindigkeitsüberschreitung, Gesetzesübertretung, Unkameradschaftlichkeit, Unterwürfigkeit usw. sein. Die Parole

„Gegen Extremismus“ ist daher nichts anderes als ein Pleonasmus – überflüssig, da selbstredend. Das Problem ist allerdings: Wer bestimmt, was extrem ist? Für den Begriff „Extremismus“ gilt längst, daß damit in der herrschenden politischen Auseinandersetzung eine ganz bestimmte Richtung gemeint ist. Da helfen Beteuerungen wenig, nichts Bestimmtes zu meinen. Es findet sich bisher nirgendwo ein Anzeichen, daß mit „Extremismus“ etwa die ANTIFA oder Berliner Hausbesetzer gemeint sein könnten. Die Parole soll „eine Haltung“ zeigen – schon das erinnert an das von der vorherigen Ministerin beobachtete „Haltungsproblem“ in der Bundeswehr. Haben wir es nötig, uns als Musterschüler aufzuführen? Noch deutlicher wird die Absicht mit der Forderung, „klare Kante gegenüber Extremisten“ zu zeigen. Das ist ein politisches Programm und erinnert doch fatal an die Spruchbänder der Betriebskampfgruppen zur SED-Zeit. Es kann gar nicht ausbleiben, daß der Parole alsbald aktives Handeln folgen soll. Es reiche nicht, unsere Werte gutzuheißen, schreibt der „Funkkreis Reserve“. „Sie müssen jeden Tag gelebt werden.“ Wie lebt man gegen Extremismus? Das kann doch gar nichts anderes bedeuten, als daß einzelne Kameraden verdächtigt, bezichtigt, vermeintlich „überführt“ werden, daß Gesinnungen insgeheim ermittelt, bewertet, geprüft, verurteilt werden, daß Kameraden isoliert und ausgeschlossen werden. Daß die Pflicht zur Kameradschaft, die ja stattdessen Zuwendung, Gespräch, Argument, Aufklärung verlangt, aus politischen Gründen von Fall zu Fall ausgesetzt wird. Somit der Zusammenhalt der Streitkräfte. Das sind schwere Verstöße gegen die gesetzlichen Pflichten des Soldaten und des Vorgesetz-

INFO Generalmajor a.D. Jürgen Reichardts Beitrag „Wer gegen Extremismus?“ liegen wiederholte Werbekampagnen für eine politische Initiative einzelner Reservisten zugrunde, u. a. der Artikel #WirGegenExtremismus von Benjamin Vorhölter im „Forum Reserve“ der Loyal 4/2021. Vorhölter schildert darin, wie es zu dieser Aktion kam. #WirGegenExtremismus ist eine private Initiative, hinter der als Initiator (der den Lesern von treue Kameraden durch diverse Veröffentlichungen bekannte) Oberstleutnant i.G. Marcel Bohnert steht. Bohnert war 2020 in den Fokus der Medien geraten, als er auf Instagram Beiträge eines (laut Panorama/ NDR) Angehörigen der rechtsextremen „Identitären Bewegung“ mit „Gefällt mir“ markiert hatte. Dem Offizier wurde

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unterstellt, dass er die Nähe zu rechtsradikalen Nutzern pflege. Bohnert distanzierte sich öffentlich von der „Identitären Bewegung“ und allen Rechtsradikalen.Die Kampagne „Wir gegen Extremismus“ soll das offensichtlich belegen. General Reichardt ist es ein Anliegen, auf die möglichen Wirkungen derartiger gutgemeinter Initiativen hinzuweisen. Sie werden von interessierter Seite für politische Zwecke instrumentalisiert um nicht zu sagen missbraucht, die sich mit dem Status des Staatsbürgers in Uniform und dem Soldatengesetz nicht vertragen. Dass dies bereits in dem zitierten LOYAL-Artikel der Fall ist belegt der Umstand, dass dort linksradikalen Offizieren des sogenannten Darmstädter Signals Raum zu dessen Wiederbelebung eingeräumt wird. Und das in der offiziellen Zeitung des Reservistenverbandes! RD


ten. Haben wir solche Beweise eilfertigen Wohlverhaltens nötig? Gibt es Veranlassung, daran zu zweifeln, daß die Disziplinarvorgesetzten aller Ebenen fähig oder willens sind, Dienstvergehen zu ahnden? Wohin die Reise unweigerlich geht, zeigt bereits der einschlägige Bericht im Magazin LOYAL (4/21). „Extremismus hat kein Platz im Reservistenverband“ heißt es dort in erschreckend schlechtem Deutsch. In dem Beitrag wird dem berüchtigten „Darmstädter Signal“, ein früherer kleiner Zusammenschluß linksradikaler Offiziere, der unablässig gegen die NATO, die Bundeswehrführung und die deutsche Sicherheitspolitik agitierte, inzwischen aber in Vergessenheit

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deln unterstellt, sie wird strafbarer Handlungen bezichtigt. Wir gegen Extremismus! Als langjähriges Mitglied des VdRBw kann ich dem Verband nur dringend empfehlen, diese unselige Kampagne schnellstens wieder einzustellen. Sie ist in höchstem Maße unsoldatisch. Wer sich politisch betätigen möchte, soll einer Partei beitreten.

Zum Autor: Generalmajor a.D. Jürgen Reichardt ist Präsident der Arbeitsgemeinschaft der Reservisten-, Soldaten- und Traditionsverbände in Bayern e.V. sowie Ehrenpräsident des Bayerischen Soldatenbundes 1874 e.V.

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geraten ist, Raum zu seiner Wiederbelebung gegeben. Von dort wird nun bestimmt, wie „Extremismus“ zu bekämpfen ist: Man dürfe nicht nur nach rechts, links oder unten schauen. Der ExtremismusFisch stinke bedenklich auch am Kopf und in der Mitte. Es gälte, „mehr Demokratie zu wagen“. Und es heißt in der Zeitschrift unseres Reservistenverbandes wahrhaftig (S. 45): Ein „Kulturwandel“ könne nicht gelingen …, solange nicht „auf höchster Ebene die Verfassung wieder uneingeschränkt respektiert“ werde. Mit anderen Worten: Im Kampf gegen Extremismus wird unserer obersten militärischen und politischen Führung grundgesetzwidriges Han-

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540,00 375,00 280,00 190,00 145,00 75,00

Die Anzeigen können im gesamten Heft platziert werden mit Ausnahme der Titel- und Rückseite, des Leitartikels und der Außenansicht. Bei Abdruck auf der hinteren Umschlaginnenseite erhöhen sich die Preise um 25 Prozent. – Die Seiten 2 und 3 sowie „Aus den Bezirken“ werden online gestellt. Für auf diesen Seiten platzierte Anzeigen ist dennoch kein höherer Preis zu zahlen. Rabatte für Mehrfacherscheinungen der gleichen Anzeige: 3-fach ………. 6 Prozent 6-fach ………. 12 Prozent Für Traueranzeigen von dem BSB angehörenden Vereinen/Verbänden werden 50 Prozent der Geschäftskundenanzeigen berechnet.

Hinweis: Die komplette, detaillierte Anzeigenpreisliste für das Verbandsmagazin treue Kameraden des Bayerischen Soldatenbundes 1874 e.V. (BSB) finden Sie im Internet unter https://www.bsb1874ev.de/anzeigenpreisliste_stand_september_2017.pdf

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KRIEGERDENKMAL IN MARXGRÜN (Naila/Oberfranken)

Das nach einem Entwurf des Ingenieurs Goller in Naila aus heimischem Horwagener Marmor gefertigte Denkmal für die 15 Gefallenen des ersten Weltkrieges fand seinen ersten Standort vor dem Anwesen des Landwirts Adam Sinterhauf (ehem. Haus-Nr. 16). Nach dem Bau der Christuskirche im Jahre 1939 fand die Umsetzung des Denkmals an seinen heutigen Standort auf dem Friedhof statt. Die Ehrentafeln für die 77 Gefallenen des zweiten Weltkriegs (davon 18 Flüchtlinge bzw. Heimatvertriebene) wurden an der in den 1950er Jahren errichteten Leichenhalle angebracht. Der ehemalige Vorsitzende Alfred Plank und der Kassier Hans Goller von der Soldatenkameradschaft Marxgrün 1890 setzten sich besonders für eine Neugestaltung und Zusammenlegung der Ehrenmale ein. Am 21. September 1986 wurde das nach einem Modell des BSB-Kreisvorsitzenden Franz Urban neu gestaltete Ehrenmal feierlich eingeweiht. Text/Foto: Michael Quecke


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