Treue Kameraden 06/20

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Oberpfalz

Das Deckblatt des Kassenbuches aus dem Jahr 1899.

Ehrenmal nach Einweihung 1921 – Das Kriegerdenkmal, das 1921 eingeweiht wurde.

gent Luitpold von Bayern“ begangen. Auswärtige Festbesuche standen u.a. in Amberg, Auerbach, Michlfeld an. Derartige Festbesuche dauerten meistens den ganzen Tag und nicht selten brach man bereits vor 3 Uhr auf und kam erst nachts wieder heim. Entweder ging es zu Fuß hinaus oder man fuhr mit einem „dekorierten Wagen“. Die Fahne trägt um das Bayerische Wappen die Inschriften „Mit Gott für König und Vaterland“ und darunter „In Treue fest“. In den Ecken sind die Städtenamen Wörth, Paris, Sedan und Orleans eingestickt. Dies deutet auch sicherlich darauf hin, warum der Veteranen- und Kriegerverein Waldeck gegründet wurde. Alles hängt vermutlich mit dem Feldzug gegen Frankreich 1870/71 zusammen, denn danach wurden die Veteranenvereine in ganz Deutschland gegründet, der erste 1874. Die Mitglieder waren sicherlich noch selbst an diesem Krieg beteiligt. Aus den Satzungen und Ordnungen geht als Zweck hervor, dass die verstorbenen Mitglieder mit militärischen Ehren zu Grabe getragen wurden, an die Hinterbliebenen Beihilfen zu den Kosten der Beerdigung gewährt und bedürftige Mitglieder bei Bedarf unterstützt werden sollten.

gewähren“. Die Kassenberichte bei den Generalversammlungen 1915 bis 1919 konnten deshalb nur einen geringen Kassenstand aufweisen. In der Generalversammlung am 1. Februar 1920 beschloss man, für die aus dem ersten Weltkrieg zurückgekehrten Kameraden am 7. März 1920 ein Heimkehrerfest abzuhalten. Dazu kam es aber nicht, weil es „trotz einer persönlichen Vorstellung des Vorstandes beim Bezirkstierarzt nicht möglich war, Fleisch zu diesem Fest zu bekommen“. Stattdessen wurde ein kleines Gartenfest abgehalten. Hier zeichnete sich schon deutlich die bevorstehende schlechte Zeit ab. Beispiele dazu sind die Einträge im Kassenbuch für die Jahre 1922 und 1923. Wegen der Währungsreform standen 1922 Einnahmen von 8.531 Mark Ausgaben von 6.033 Mark gegenüber. Ein Jahr später waren es Einträge von 87.298 gegenüber 77.541 Mark. 1920 wurde ebenfalls beschlossen ein Kriegerdenkmal zu errichten. Trotz der überall finanziellen schlechten Lage konnte am 10. Juli 1921 das Kriegerdenkmal eingeweiht werden. Das Denkmal hat der Bildhauer Burger aus Auerbach angefertigt. Eine Vielzahl von Spenden ist ebenfalls genannt und bei jeder Gelegenheit wurde gesammelt. Bittbriefe gingen sogar nach Amerika, wahrscheinlich an Auswanderer von Waldeck und der Umgebung. Letztere hatten anscheinend Erfolg, denn nach der Einweihungsfeier wurden fünf Fotos vom Kriegerdenkmal (Foto mit Treppe und Gedenkstein) als Dankeschön nach Übersee zurückgeschickt.

Ein frühes Sozialwerk Das Vereinsleben wurde in der Folgezeit sehr intensiv gestaltet. So fand jeden Monat eine Mitgliederversammlung statt. Die Mitglieder verstanden es, die Feste würdig zu feiern. Sie traten aber auch in Erscheinung, wenn es zu helfen galt. So wurde am 5. August 1914 der Beschluss gefasst „hilfsbedürftigen Hinterbliebenen von Reservisten, die zur Fahne gerufen wurden, vorläufig aus der Vereinskasse eine wöchentliche Unterstützung von zwei Mark zu

Fortbestand trotz Auflösung Zur Generalversammlung am 6. Januar 1931 heißt es u.a.: „Von der Abhaltung ir-

gendeiner Festlichkeit wird Abstand genommen, denn die heutige schwere Zeit ist nicht angetan zu Vergnügungen, sondern zu ernster Arbeit“ und weiter: „Die dem Ernst der Zeit entsprechende Versammlung wurde mittags um 1 Uhr vom Vorstand geschlossen.“ Der Jahresbericht des Schriftführers macht das noch deutlicher, der mit folgendem Satz abschließt: „Not und Schrecken, Tod und Verderben. Möge Gott es anders lenken und die Welt wieder zur Besinnung zurückführen, Menschen können es nicht mehr bewerkstelligen.“ Obwohl das NS-Regime den Verein 1935 auflöste, sind noch bis 1940 Beträge aufgeführt. Alle Beträge sind danach mit dem Vermerk „America“ durchgestrichen oder entwertet worden. Was dieser Eintrag bedeuten soll, ist nicht bekannt. Aus den durchgestrichenen Einträgen ist aber auch zu schließen, dass der Verein trotz Verbotes offensichtlich in eingeschränkter Form noch bestanden hat. Auch im Protokollbuch lässt sich in den folgenden Jahren die Sorge um die Zukunft aus jedem Eintrag entnehmen. Der letzte Bericht vor dem Krieg erscheint unter dem Datum 17. Februar 1935. Das alte Kassenbuch wurde 1953 übernommen und weitergeführt, wobei auf dieser Seite alle namentlich aufgeführt, die bei der Neugründung dabei waren. Gleiches galt für das alte Protokollbuch. 1953 am Fronleichnamstag traten dann 30 frühere Mitglieder zusammen, um den Veteranen- und Kriegerverein wieder neu zu gründen. 1955 traten die Mitglieder aus Schönreuth aus dem Verein aus, und gründeten selbst einen Kriegerverein, bei dem die Waldecker die Patenschaft übernahmen. Das 80-jährige Gründungsfest wurde mit der Einweihung des neugestalteten Kriegerdenkmals an der bisherigen Stelle groß gefeiert. Das neue Denkmal wurde von der Firma Zwack aus Kohlbühl gestaltet und geliefert. Ebenfalls wurde im gleichen Jahr eine Böllerkanone angeschafft. 1957 wurde beschlossen, den Verein in „Kriegerund Soldatenkameradschaft Waldeck“ umzubenennen. Am 6. Januar 1970 bestimmte die Generalversammlung einstimmig, dem DSKB beizutreten. Zum 100-jährigen Gründungsfest wurde das Kriegerdenkmal wiederum von der Firma Zwack neu gestaltet und eingeweiht. Auf die einzelnen Ereignisse nach der Wiedergründung nach dem 2. Weltkrieg wird nicht näher eingegangen, weil es den Rahmen dieses Artikels sprengen würde. Zu erwähnen ist noch, dass Karl Mößbauer aus Waldeck der Gründungsvorsitzende war und derzeit Karl Reger aus Köglitz der KSK vorsteht. Text/Fotos: Hans Lukas

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