5x11 Vom Architektonischen in der Landschaft

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Aufbau und Positionierung

Das zentrale Thema in der ersten Phase der Bürogeschichte ist der

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allgegenwärtige Aufbau: dem des Landes nach dem Krieg, dem des Büros und dem der eigenen Formensprache. Zu dieser Zeit standen Grün- und Freiraumgestaltungen von Hausgärten, Wohnsiedelungen und Schulen im Mittelpunkt. Heinrich Raderschall wirkt dabei überwiegend am Sitz seines Büros: in Bonn. Gemäß des großen Bedarfs und der wenigen Mittel sind die Arbeiten geprägt von Reduktion und Einfachheit. Nach und nach zeichnet sich eine planerische Handschrift ab: in den konsequenten Geometrien sowie im dualistischen Zusammenspiel des Architektonischen mit der organischen Kraft der (oft auch einzelnen) Pfl anze.

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1951

Garten im Grugapark Essen

Am Anfang steht eine klassische G채rtnerarbeit f체r den zu dieser Zeit bedeutendsten Park in Nordrhein-Westfalen.

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1951

Garten Sandmann Bonn


Im anspruchsvollen Umgang mit Flächen, Kanten und Fassungen zeigt sich erstmals ausgeprägt die Raderschall‘sche Handschrift.

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1952

Wohnsiedlung LotharstraĂ&#x;e Bonn


Weite und Fläche im Öffentlichen sowie Differenziertheit im Privaten kennzeichnen die Einfachheit der frühen Jahre.

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1954

Wohnsiedlung Reuterstraße Bonn

Ein parkartiger Freiraum schafft Großzügigkeit mit wenigen Mitteln – eine Zusammenarbeit mit Prof. Max Taut.

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1952-1956

Wohnsiedlung Kreuzbergweg Bonn


Stadtbegrünung und privates Wohnen, Baumbestand und moderne geometrische Erschließung – so entsteht urbaner Lebensraum.

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1958

Wohnsiedlung Finkenhof Bonn


Starke Geometrie im Kontrast zur Großstruktur der Siedlung schafft eigenständige Funktionsräume in der Landschaft.

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1958

Till-Eulenspiegel-Schule Bonn

Ausformulierung der persönlichen Formensprache: Intarsienspiel innerhalb der rechtwinkligen Fläche, vertikal verstärkt durch Solitärpfl anzen und Bänke.

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1960

Pädagogische Hochschule Bonn

Inmitten indifferenten Grüns entsteht durch feingliedrige Flächen, Befestigungen und Überlagerungen bewusst gestaltete Struktur.

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1958

Elly-Heuss-Knapp-Gymnasium Bonn

Aus den typisch Raderschall’schen Mauerscheiben, Stufen und Vorsprünge entsteht eine spannungsvolle, das Gebäude tragende, Topografi e.

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1967

Juridicum Bonn

Sich 端berlagernde Ebenen aus Vegetation und architektonischen Interventionen bilden eine k端nstlerische, den Innenhof belebende Gestaltung.

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11 Stufen, Natursteinplatten und Rasen bilden eine natürliche Bühne für das bedeutende Gebäude.

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1962

Universitäts- und Landesbibliothek Bonn


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HEINRICH RADERSCHALL GARTENARCHITEKT

Der Weg zum Gartenarchitekten Teil 1

Auszüge aus einem Manuskript von Heinrich Raderschall, Dezember 2000

In Fachzeitschriften suchte die Stadt

genden Planungen und Arbeiten.

Abschnitten mit Prof. Max Taut.

Bonn einen Grünplaner für den

Deshalb kündigte ich bei der Stadt

Hier bekam ich Verbindung zum

Auf bau der Stadt. Ich bewarb mich,

Bonn nach drei Jahren und ließ mich

Direktor der Rheinischen Heim-

stellte mich am 7. Februar 1948 bei

am 1. Juli 1951 in Bonn als „Freier

stätte, Dr. Jessen in Düsseldorf.

dem damaligen Beigeordneten Marx

Gartenarchitekt“ nieder.

Die Rheinische Heimstädte baute

vor und wurde zum 1. Mai 1948 als

bald für englische Besatzer Sied-

Leiter der Ent wurfsabteilung beim

Mit den städtischen Bauämtern hat-

lungen für Offi ziere und Unteroffi -

städtischen Gartenamt eingestellt.

te ich sehr gut zusammen gearbei-

ziere in Geilenkirchen, Wildenrath,

Am selben Abend lernte ich auf einem

tet und die guten Kontakte blieben

in der Nähe von Mönchengladbach

privaten Karnevalsfest meine Frau

erhalten. Das war für mich sehr

und Düsseldorf. Mir wurden über

Eröffnung der BUGA 1957 in Köln.

Jahre hinweg Planung und Baulei-

V.l.n.r.: Bundespräsident Heuss,

tung der Grünanlagen über tragen,

Bürgermeister Burauen und

jedoch zu einem Spott honorar von

Heinrich Raderschall

2,5%. Das war nur möglich, da die Zusammenarbeit mit der Rheinischen Heimstätte völlig unbürokratisch war ... Der Zentralverband Gartenbau war in Bonn ansässig und auf mich aufmerksam geworden. 1954 fragte ken nen. Anfang Mai fand ich mei-

wich tig. So erhielt ich auch wegen

man mich, ob ich eine kleine Aus-

nen Arbeitsplatz im Stadthaus am

der Unbeweglichkeit des Garten-

stellung für den deutschen Garten-

Bottlerplatz. Das Anfangsgehalt be-

amtes die ersten Aufträge für neue

bau in Mailand planen und im Auf-

trug etwa 650 DM. Es war für mich

Schulen und andere Anlagen. Doch

bau überwachen wolle – viel Geld

sehr schön, in meiner Schul stadt

der Anfang war schwer und nie-

stünde nicht zur Verfügung. Ich

arbeiten und bei meinen Eltern in

mand konnte verstehen, dass ich

sagte zu, fuhr zur Vorklärung der

Oberkassel wohnen zu können.

meinen sicheren Arbeitsplatz – mit

Probleme hinaus, plante und baute

der Aussicht, Leiter des Amtes zu

mit Studenten in wenigen Tagen

werden – verlassen hatte ...

und Nächten eine kleine Ausstel-

Mit Elan ging ich an meine Aufga-

lung deutscher Gartenbauerzeug-

ben ... Eng war die Abstimmung

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mit dem Leiter des Uni-Bauamtes,

Im Anfangsstadium wurde ein Wohn -

nisse auf ... Es folgten von 1956

Herrn Gelderblom. So ließ er mir

zimmer als Büro eingerichtet, meine

bis 1965 Ausstellungen in London,

freie Hand bei der Instandsetzung

Frau wurde Sekretärin und Buch-

Gent, Nantes und Turin, jeweils mit

des Alten Zoll, wo ich für die Stadt

halterin. Ich suchte die Bonner Ar-

gutem Erfolg. Damals standen noch

den Stadtgarten plante und anlegte

chitekten-Kollegen auf, bot mich als

sehr wenig Mittel zur Ver fügung.

... Aber die Zusammenarbeit im

Wettbewerbspartner an und hatte

Es musste improvisiert werden.

Gar tenamt war unerfreulich. Bei

Erfolg ... Es gelang mir, Fuß zu fas-

Zum Aufbau kamen immer die glei-

den alten Kollegen fand ich wenig

sen bei den beginnenden Bauten von

chen Studen ten der gärtnerischen

Hilfe und Unterstützung, eher be-

Wohnsiedlungen. Zuerst Reuter-

Fachbereiche mit, für ein geringes

hinderte man meine vorwärts drän-

straße mit 500 Wohneinheiten in

Entgeld, aber mit Interesse und


großer Einsatz bereitschaft. Für

1963 errangen wir – bei ca. 60 inter-

das Erforderliche ab, denn im Norden

mich blieben im Wesentlichen

nationalen Teilnehmern – mit nur

von Montreal gab es keine Baum-

Erfolg, Preise und Medaillen und

einer Stimme weniger den 2. Preis

schulen. Der Leiter der Baumschule,

die so spannende Arbeit in ande -

des großen Wettbewerbes der IGA

ein Deutscher aus der Eifel, hatte

ren Ländern ...

Hamburg nach dem Kollegen Schul-

lange Jahre in einer Baumschule

ze. Das war dann sieben Jahre nach

in Bad Godesberg gearbeitet, so

1957 fand die BUGA in Köln statt.

Bürogründung der Durchbruch über

dass es keine Probleme gab. Wir

Unser Büro plante die Eröffnung

Bonn hinaus ... Es gelang mir, den

fl ogen zurück über New York, um

und eine Lehrschau auf der damals

damals noch jungen Frei Otto, Assis-

die dort laufende Weltausstellung

neuen Verbindungsbrücke zu den

tent an der TH Berlin, für die Pla-

zu besichtigten. Ich fl og dann noch

neuen Messehallen. Bundespräsi-

nung seiner beschwing ten leichten

drei Mal rüber, traf Prof. Frei Otto

dent Theodor Heuss eröffnete die

Zeltbauten auf dem Heilig-Geist-

wieder, welcher mit Prof. Rolf Gut-

Ausstellung ... Ich durfte führen und

Feld (Marokko Chalet) zu gewinnen.

brod das große Ausstellungszelt

anschließend an einem kleinen

Bei der Eröffnung 1963 konnten wir

plante. Unsere Arbeit wurde Dank

Empfang mit Bundespräsident Heuss,

dann Bundespräsident Heinrich

der großen Bäume und tausender

Bürgermeister Theo Burauen, Stadt-

Lübke mit Frau Wilhelmine durch

Blumenzwiebeln, welche ich in

direk tor Max Adenauer, Kurt Schön-

unsere Ausstellung führen ...

einer dortigen Gärtnerei in Kästen

bohm, dem Planer der Gartenschau,

vortreiben ließ, ein guter Erfolg.

und dem 90-jährigen Ehrengast

Durch die Bauvorhaben der Bundes-

Grün und Blüten drangen von außen

Karl Förster, dem großen alten

baudirektion bekam ich direk ten

unter das zum Teil offene Zelt und

Gärtner und Staudenzüchter aus

Kontakt zu dem damaligen Präsiden-

sprangen hinüber auf eine kleine

Potsdam-Bornim teilnehmen ...

ten. Im Sommer 1965 schrieb uns

Insel, da die Anlage unmittelbar

dieser an den Campingplatz in Cala

an einem Binnensee auf einer Insel

1957 planten wir die Außenan lagen

Gogo in Spanien: „Wir brauchen

im St.-Lorenz-Strom lag.

der großen Siedlung Finkenhof. Der

einen Planer für die Außenanlagen

planende Architekt Prof. Selg hatte

des Deutschen Pavillons auf der

Das Büro war inzwischen ange-

sein Büro in der Langenbachstraße.

Weltausstellung in Montreal. Post-

wachsen auf 12 bis 18 Mitarbeiter ...

Ich sah neben seinem Hause in der

karte mit Ihrer Zustimmung ge-

Carl Möhrer und Friedrich-Wilhelm

Böschung zum alten Trajekt – der

nügt“. Ich ging zu Gisela und den

Peters bot ich 1968 eine Partner-

Fahrbereitschaft des Bundes – eine

Kinder an den Strand und fragte:

schaft zur Probe auf drei Jahre bis

schmale lange Baulücke. Der Stadt-

„Gisela, kommst Du im Herbst mit

zur Entscheidung an. Wir schlossen

planer Schubert meinte, „die kann

nach Kanada? Ich brauche einen

dann einen Vertrag und blieben zu-

man nicht bebauen, aber ich würde

Dolmetscher.“

sammen ...

begrüßen, wenn der Straßenraum dort geschlossen würde. Versuchen

Wir fl ogen im September 1965, sahen

Sie es“. Ich erwarb die 50 m lange

uns die Baustelle an, in formierten

Par zelle von etwa 800 m . Architekt

uns bei dem örtlichen Vertreter der

Ernst van Dorp plante den Bau, und

Bundesbaudirek tion, Herrn Galandti,

wir zogen mit dem Büro Ende 1958

fl ogen nach Toronto in eine große

ein. Dort hatten wir zum ersten Mal

Baumschule, suchten dort gleich

ideale Arbeitsverhältnisse ...

große Bäume aus und stimmten

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1951-2006

RMP Landschaftsarchitekten in Bonn

Seit 55 Jahren planen und bauen

Der Rheinauenpark wurde seiner-

RMP Landschaftsarchitekten für

zeit von einer Planergemeinschaft,

und in Bonn. Vom Aufbau nach dem

zu der auch Heinrich Raderschall

Krieg bis heute hat das Büro in die-

gehörte, entworfen. Die ausführende

ser Zeit wesentlich an der Gestal-

Planung stammt von Kollegen (hell-

tung der Stadt teilhaben können.

grüne Flächen). RMP Landschafts-

Dieser Grünplan enthält über 300

architekten haben innerhalb der

Projekte, kleine und große, ausge-

Bundesgartenschau Mustergärten

führte und noch in Planung befi nd-

verwirklicht.

liche, alle auf ihre Art für ihre Nutzer und die Entwicklung des Büros wichtig.

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Aufbau und Positionierung

Bald etabliert sich das Büro über Bonn hinaus. Mit anspruchsvolleren

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Gebäudearchitekturen der öffentlichen Hand sowie mittlerweile auch privater Auftraggeber wachsen die Anforderungen an die Landschaftsarchitektur. Anlässlich zahlreicher Gartenausstellungen beginnt „eine Reise in die Welt“. Heinrich Raderschall hat über Jahre seine Qualitäten beweisen können und versteht es sehr wohl, den gestiegenen Ansprüchen gerecht zu sein. Seine Formensprache ist gereift und deutlich erkennbar. Allerdings wird diese nicht dogmatisch angewendet. Abhängig von den Aufgaben, zeigt sich immer wieder ein angemessener Pragmatismus.

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1959

Wohn- und B체rohaus Raderschall Bonn

Durchlaufende horizontale Stapelungen und vertikale Pflanzungen sorgen f체r harmonische Gleichwertigkeit von Garten und Geb채ude auf kleinstem Raum.

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1966

Palais Beauharnais Paris

Die St채rkung des Vorhandenen unterst체tzt die repr채sentativen Funktionen des ehemaligen deutschen Botschaftsgeb채udes.


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1967

Residenz des Deutschen Botschafters Br체ssel

Im formalen wie materiellen Spiel von Putzfassade und Natursteinterrasse wird die moderne Sprache des Geb채udes in den Freiraum 체bersetzt.

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1962-1964

Königlich Niederländische Botschaft Bonn

Linearität und flache Bepflanzung geben dem kubischen Gebäude Halt und Erhabenheit zugleich.

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1960-1963

Frankenbad Bonn


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Frankenbad Bonn

Die schräge Rasterung verleiht der Freifläche eine eigenständige Kraft. Am Eingang schaffen Felder und Rahmen Ordnung und Orientierung. Im Innenhof wird die Strenge durch zusätzliche Plattenelemente, Wasser und Pflanzen partiell aufgelöst. Der Hof wird zum Garten.

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1960-1963

Universit채tssportanlage Melbtal Bonn

Felder auf verschiedenen Ebenen, Architekturen aus Sockeln, Mauern, Wegen und Pl채tzen, Lichtungen und ein partiell dichter Baumbestand lassen Sport zu einem landschaftlich dreidimensionalen Erlebnis werden.

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Universit채tssportanlage Melbtal Bonn

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1959

Beethovenhalle Bonn


Markante Grün-Raumstrukturen prägen einen der zentralen Orte der Stadt: zum Rhein hin und am Gebäude wirkt eine sich steigernde Dichte durch die Konzentration von Beeten, Stufen und Wegen, hinten entsteht Weite durch einen von Grün überlagerten Platz.

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Beethovenhalle, Bonn

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1986-1989

Rheinufer Bonn


Feingliedrigkeit und Weite, hohe Aufenthaltsqualität und Durchlässigkeit – das befestigte Ufer wird zum erlebbaren Teil des Flusses und der Stadt.

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1956-1965

Gartenausstellungen Europa

Köln, Chelsea, Dortmund, Darmstadt, Stuttgart, Mailand, Gent, Nantes, Turin, Delft, Düsseldorf, Istanbul, Frankfurt – der Gartenarchitekt als früher Botschafter ambitionierter Grüngestaltungen.

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1967

Deutscher Pavillon, Weltausstellung Montreal

Das prominenteste Beispiel f체r die langj채hrige Zusammenarbeit mit dem Architekten Frei Otto.

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1963

Internationale Gartenausstellung IGA Hamburg

Ein Meilenstein in der Bürogeschichte, entstanden aus der Kooperation der drei Planer Plomin, Schulze und Raderschall: Die großzügigen Grün- und Freiräume der Kleinen Wallanlagen bringen angenehme Weite und unter dem Motto „Spiel – Wasser – Feuer – Muße im Garten“ vielfältiges Erleben mitten in die dicht bebaute Stadt.

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Internationale Gartenausstellung IGA Hamburg

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Internationale Gartenausstellung IGA Hamburg

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Internationale Gartenausstellung IGA Hamburg

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HANS-DIETER COLLINET MINISTERIALDIRIGENT IM MINISTERIUM FÜR BAUEN UND VERKEHR DES LANDES NRW

Gartenkunst in Nordrhein-Westfalen – ein Ausblick

Mit der ersten dezentralen Landes-

bare kulturelle Profilierung über

Schwerpunkt des Leitprojektes

gartenschau im Jahr 2002 rund um

die Industriekultur gelungen. Der

„Straßen der Gartenkunst“ ernannt.

das Zentrum für Gartenkunst und

Emscher Landschaftspark ist das

Denn die Attraktivität der Städte

Landschaftskultur auf Schloss Dyck

großartigste landschaftliche Gesamt-

wird unstreitig von der Qualität ihrer

wurde ein Meilenstein in der Land-

kunstwerk von weltweiter Beach-

öffentlichen Räume und des öffent-

schaftsplanung des Landes Nord-

tung im nördlichen Ruhrgebiet.

lichen Grüns bestimmt. Ein Blick in

rhein-Westfalen verwirklicht. So

Dieses hat dem amorphen Sied-

die Geschichte der europäischen

sind sieben historische Parkanla-

lungsgefüge des Ruhrgebiets einen

Stadt, das immer noch attraktivste

gen am Niederrhein nach denkmal-

neuen Landschaftstypus geschenkt

Stadtmodell weltweit, bestätigt dies.

pflegerischen Parkpflegewerken

und eine ökologische wie ästheti-

Urbanität und Landschaft sind wichtig für Lebensqualität und wirtschaftliche Dynamik

Einen eindrucksvollen Beweis lieferte dazu auch die Stadt Münster. In einem internationalen Wettbewerb der UNESCO mit mehr als 500 Städten hat Münster 2005 wegen

wieder in Wert gesetzt worden. Zu-

sche Antwort auf den Schrump-

seiner planvoll geschaffenen Frei-

gleich gelang mit dem wogenden

fungsprozess einer alternden In-

raumqualitäten, im Verbund mit

Chinaschilf auf dem Dycker Feld die

dustrieregion gegeben. Mit seinen

ihrem wirtschaftlichen, kulturellen

Verwirklichung eines für Landes-

Ikonen der Industriekultur, seinen

und urbanen Profil, die Auszeich-

gartenschauen ganz neuen Parkbil-

unterschiedlichen Ausprägungen

nung „Lebenswerteste Stadt“ er-

des. Dyck steht für die Übersetzung

von Orten zwischen dem Industrie-

halten. Alle einschlägigen Raum-

des kulturellen Erbes der europäi-

wald auf Zeche Rheinelbe in Gelsen-

beobachtungen bestätigen: Neben

schen Gartenkunst in die Jetztzeit

kirchen und dem postindustriellen

verkehrsgünstiger Lage, sozialer

sowie einer neuen Partnerschaft

Stadtpark im Innenhafen Duisburgs

Stabilität und Breite des Bildung-

von Ökologie und Ästhetik. Mit Dyck

wurde zudem ein landschaftsräum-

sangebotes sind auch das baukultu-

wurden wichtige Impulse für die

liches Ordnungssystem mit weithin

relle Profil, Urbanität und Land-

weitere Entwicklung der Kulturland-

sichtbaren Landmarken auf den

schaftsqualität wichtige Parameter

schaften in NRW, verknüpft in einem

künstlerisch überformten Halden

für die Lebensqualität und die wirt-

europäischen Netzwerk, gesetzt.

geschaffen. Der Weiterbau des Em-

schaftliche Dynamik von Städten

scher Landschaftsparks im Sinne

und Regionen in Europa. Was in

Ausgangspunkt für diese Entwick-

der nordrhein-westfälischen Indus-

Münster richtig ist, kann auch in

lungen ist der Emscher Landschafts-

triekultur war auch Erfolgsgarant

schrumpfenden Städten und Stadt-

park der Internationalen Bauaus-

für die Bewerbung der Stadt Essen

teilen mit urbanen wie landschaft-

stellung in den 1990er Jahren. Schon

und des Ruhrgebietes um die euro-

lichen Defiziten nicht falsch sein:

mit diesem wurde die europäische

päische Kulturhauptstadt 2010.

eine planvolle Investition ins Grün

Gartenkunst auf vorbildhafte Weise

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für mehr Lebensqualität, eine fami-

fortgeschrieben. Hier ist das Be-

Landschaft ist Teil dieser Städte-

lienfreundliche und zukunftsfähige

wusstsein für städtebauliche wie

region. Im Rahmen der Landesini-

Stadt. In allen „REGIONALEN Kul-

landschaftsräumliche Qualitäten

tiative StadtBauKultur wurde 2005

tur- und Naturräumen in NRW“, die

entstanden und eine unverwechsel-

der öffentliche Stadtpark zum

in zweijährigem Turnus seit dem


Jahr 2000 in NRW durchgeführt

Daraus leiten sich, gerade auch im

turelle Ereignisse in seinem Wesen

werden, wird dieser Zusammen-

Kontext des EGHN-Projektes, drei

als Kulturort erkannt.

hang immer wieder aufs Neue ent-

Aktionsfelder ab:

deckt und herausgearbeitet. Beglei-

Kulturlandschaften sind das Produkt

tet und erweitert werden all diese

1. Wir stärken im Rahmen der Ini-

einer Zeitreise durch die europä-

Bemühungen um das Grün in und

tiative Stadtbaukultur die Bedeutung

ische Geschichte. Die Reflektion der

am Rande der Städte durch das von

des öffentlichen Raumes und des

Vergangenheit schafft Vorbilder, die

Dyck geführte Projekt European-

öffentlichen Grüns: für mehr Le-

für die Lösung von Gegenwartsfra-

Garden-Heritage-Network (EGHN),

bensqualität in der Stadt, als Beitrag

gen übersetzt werden können, und

mit Partnerregionen in England und

gegen Stadtflucht und als Antwort

regt Visionen an für die Lösung von

Frankreich. Die vier „Straßen der

auf den demografischen Wandel.

Zukunftsfragen, wie eben der Gestal-

Gartenkunst“ zwischen Rhein und

2. Wir entdecken das gartenkultu-

tung unserer Lebensumwelt. Und

Maas, im Gartenreich Ost-West-

relle Erbe und suchen den denk-

Fragen stellen sich angesichts des

falen-Lippe (OWL), in der Parkland-

malpflegerisch richtigen Umgang

wirtschaftlichen, demografischen

schaft Münsterland und im Ruhr-

mit dem wachsenden und sich

und gesellschaftlichen Umbruchs

gebiet stehen damit in einem über-

immer verändernden Gartenmonu-

unserer Städte zuhauf. Kultur und

regionalen Kontext der öffentlich-

ment, um die ästhetische Grundidee

Natur begleiten uns auf dem Weg in

keitswirksamen Vermittlung der

zu erhalten.

eine neue zukunftsfähige Harmonie

städtebaulichen und kulturland-

3. Wir nutzen die vielfältigen und

einer sich erneuernden Stadtland-

schaftlichen Bedeutung und der

abwechslungsreichen Kulturland-

schaft. Das können wir 2010 anläss-

Förderung des kulturtouristischen

schaften mit Gärten und Parks zur

lich der Kulturhauptstadt Essen im

Potenzials in den Regionen.

kulturtouristischen Profilierung

Ruhrgebiet und in der REGIONALE

nach innen wie nach außen.

Rheinland mit zahlreichen spannen-

Künftig geht es um einen Dreiklang

den Landschaftsprojekten unter Be-

in der Grünraumentwicklung unse-

Touristische Konzepte benötigen drei

rer Städte: um die Verbindung von

Bausteine: ein Produkt, die Veranke-

weis stellen.

Natur, Kultur und Stadt(-Landschaft).

rung im Raum und Kommunikation.

Dass all dies notwendig und nütz-

Landschaften sind immer von Men-

Das Produkt im Rahmen des EGHN

lich ist, hat schon Hermann Fürst

schen geschaffenes, ja geformtes

sind qualitätvolle historische wie

von Pückler-Muskau erkannt: „Was

Land – ein Abbild seines Verhält-

einzigartige neue Gärten und Park-

ist eigentlich nützlich? Bloß was uns

nisses zur Natur, der Nutzung und

anlagen, unverwechselbare, memo-

ernährt, erwärmt, gegen die Witte-

Veränderung. Das Ergebnis ist eine

rable Räume in vier Regionen un-

rung beschützt? Und weshalb hei-

Kulturlandschaft, mit der wir positive

seres Landes. Nicht der einzelne

ßen denn solche Dinge nützlich?

Bilder assoziieren, wenn zugleich

Garten verändert die Wahrnehmung

Doch nur weil sie das Wohlsein

ihre natürlichen Eigenarten erkenn-

einer Region sondern die Familie

des Menschengeschlechts leidlich

bar bleiben, die Eingriffe und Ver-

der Gärten, ihre Vernetzung im Raum

fördern. Das Schöne aber befördert

änderungen eine spezifische Typo-

über vier „Straßen der Gartenkunst“.

es in noch höherem und größerem

logie erzeugen, schließlich Nutzung,

Der Garten lebt zwar aus sich her-

Maße. Also ist das Schöne unter den

Gestalt und Natur ein neues ökolo-

aus, aber als Rahmen und wunder-

nützlichen Dingen eigentlich das

gisches Gleichgewicht finden.

bare Kulisse wird er erst über kul-

Nützlichste“.

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Neufindung und Aufbruch

Kurz nach der Jahrtausendwende wird mit der Übernahme des Büros

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durch Stephan Lenzen die nunmehr dritte Bürophase eingeläutet. Das Büro behält sein Standbein in der Region Bonn, doch ist durch die europäische Marktliberalisierung ein verstärktes Engagement über die bisherigen Wirkungskreise erforderlich. Wettbewerbserfolge für international beachtete Gartenschauen, anspruchsvolle Projekte im Objektbereich wie der Landschaftsplanung zeigen ermutigende Wege. Die Erneuerung geht einher mit einer Rückbesinnung auf das gestalterische Erbe von Heinrich Raderschall und dessen Weiterentwicklung. Haltung und Wiedererkennbarkeit, Charakter und Lebendigkeit durch die Dualität von Architektonischem und Pflanze sind wieder wesentliche Qualitäten für die Planer und damit auch die Nutzer von RMP Landschaftsarchitekturen.

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2000-2002

Dycker Feld JĂźchen

Ein Meer aus Chinaschilf, architektonisch in die Landschaft gesetzt. Ein parc d‘agriculture mit einer Komposition aus Dichte und Weite, Konzentration und Offenheit, Werden und Vergehen.

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Dycker Feld J端chen

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2001-2002

Gärten in Dyck Jüchen

In die Feldstruktur eingelagerte quadratische Gartenräume sind im Frühjahr als positive Körper wahrnehmbar. Mit zunehmender Höhe des wachsenden Miscanthus werden diese zu Negativformen im Schilf. Monochromie und Geometrie setzen starke Kontraste.

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G채rten in Dyck J체chen

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2003-2005

Platz der Vereinten Nationen Bonn


Die Verkehrslandschaft wird durch die Herausarbeitung der Topografie und die Ăœberlagerung vegetativer Strukturen zu einem einzigartigen städtischen Ort.

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Platz der Vereinten Nationen Bonn

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2002-2004

Zentrale T-Mobile 2 Bonn

Landschaft inmitten der Architektur. Innenhöfe werden zu freien Wasserflächen mit gefassten, runden Inseln und zu architektonischen Wasserkreisen in einer Gräserlandschaft.

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Zentrale T-Mobile 2 Bonn

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2003

Kindertagesstätte T-Mobile Bonn

Ästhetik und kindgerechte Außenfläche: akzentuiert gesetzte architektonische Elemente in einer freien Spiel-Landschaft.

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2001-2006

Johann-Gottfried-Herder-Gymnasium Köln

Polygonale Landschaftscluster auf einer gefalteten Fläche schaffen einen ungewöhnlich vielseitigen und tektonisch akzentuierten Pausenhof – hohe Qualität bei kleinem Budget.

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2003

Masterplan emscher:zukunft zwischen Dortmund und Dinslaken


Ein 60 Kilometer langer Flussraum im Spannungsfeld von architektonischer Landschaft und landschaftlicher Architektur.

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Masterplan emscher:zukunft zwischen Dortmund und Dinslaken

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52 Der ehemalige Busbahnhof wird zu einem modernen und attraktiven Stadtplatz mit akzentuierten Kleinr채umen und einem artifiziellen Hain.

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2005

Innenstadtentwicklung Remscheid


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2006

Trajektknoten Bonn

Architektur auf der Landschaft. Die amorphen Solitäre stehen auf einer scheinbar durchgehenden Landschaftsebene aus Rastern und Pixeln – Bildpunkten, geformt aus unterschiedlich dichten Pflanzungen. Die Homogenität der Landschaft verstärkt den formalen Anspruch der Gebäude.

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2013

IGS Internationale Gartenschau Hamburg

In eine 90 Hektar groĂ&#x;e baumbestandene Landschaft werden offene Parkkonzentrate in Form klar begrenzter Passagen mit intensiven Nutzungsmodulen eingelegt.

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IGS Internationale Gartenschau Hamburg

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IGS Internationale Gartenschau Hamburg

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