Gesundheit Mai 2024

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Das Magazin für

GESUNDHEIT

Schmerz, lass nach!

Pillen gegen Schmerzen? Wann wir die Finger davon lassen sollten und wo die Schweiz bei der Schmerzbekämpfung hinterherhinkt.

Mai 2024

Tuts weh?

Ja. Am (Tennis-)Arm, um genau zu sein. Typisch Mann, liess ich es aber bisher noch nicht medizinisch abchecken, in der (mittlerweile nicht mehr wirklich begründeten) Hoffnung, dass es von alleine wieder gut wird. Schmerzen gehören zum Leben, machen einem dieses aber leider richtig schwer.

Fabian Zürcher, Redaktionsleiter

Akute Schmerzen lähmen, chronische Schmerzen machen unglücklich und können zu Suchtverhalten führen. Umso wichtiger ist, wie wir damit umgehen, unter Umständen auch lernen müssen, damit umzugehen. Ab Seite 4 finden Sie in diesem Magazin einen Schwerpunkt zu diesem vielseitigen Thema.

Das Beste kurz und schmerzlos zum Schluss, denn generell lässt sich sagen: Wir leben immer gesünder, wir leben immer länger. Und das ist doch eigentlich wunderbar.

04 Schmerzen

So tricksen Sie Schmerzen aus! Einfluss nehmen – auch ohne Medikamente.

10 Heuschnupfen

Niesen, laufende Nase und tränende Augen haben Hochsaison. Wie man sich schützen kann.

12 Sinne

Sehen, hören, fühlen, riechen, schmecken – mit diesen Checks bleiben Sie ganz bei Sinnen.

16 Barre, Hyrox und Co.

Mit unseren Fitnesstrends kommen Sie in Schwung!

20 Demenz

Wege, die helfen, dem grossen Vergessen vorzubeugen.

22 Rank und schlank

Diabetes-Medis lassen Pfunde purzeln. Doch Mediziner warnen.

24 Gutes fürs Herz

Mit wenig Aufwand eine gesunde Prophylaxe betreiben.

26 Longevity

Dem Traum vom ewigen Leben einen Schritt näher kommen.

28 Wechseljahre

Was Meno- und Andropause mit Körper und Psyche tun.

32 Füsse

Auf ihnen ruht die ganze Last und doch bleiben sie auf der Strecke. Übungen, die sich lohnen.

34 Sonnenschutz

Hautkrebs kommt häufig vor –doch er kann vermieden werden.

IMPRESSUM Dieses Gesundheits-Extra erscheint als Beilage im SonntagsBlick. Herausgeber Ringier AG, Brühlstrasse 5, 4800 Zofingen Verlag Ringier AG, Dufourstrasse 23, 8008 Zürich Tel. 044 259 62 62 Fax 044 259 66 65 E-Mail brandstudio@ringier.ch Herstellung Ringier Brand Studio (Leitung Fabian Zürcher) Produktion Alice Massen, Anna Blume, Bettina Bono Gestaltung Dominique Signer, Basilius Steinmann Bildredaktion Ulli Glantz Vermarktung Ringier Advertising (Managing Director: Thomas Passen) Tel. 058 269 20 00 E-Mail digitalservice@ringier.ch Anzeigen und AGB www.ringier-advertising.ch Druck Swissprinters Zofingen

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3 Foto: Michael Rohner; Cover: Getty Images
(Südafrika), Marketplace Group Africa Ltd. (Mauritius)
Inhalt

Schmerz verstehen

Ein Brennen hier, ein

Pochen da: Wir alle haben mal Schmerzen. Was wir beachten sollten, wenn wir sie mit Medikamenten bekämpfen. Und warum andere Wege oft besser sind. Cilgia Grass

Es ist schnell passiert: Beim Kochen schneiden wir uns in den Finger, beim Hinsetzen knallen wir mit dem Knie gegen das Tischbein oder wir verbrennen uns an heissem Wasser die Hände. Das Ergebnis ist immer gleich: Wir empfinden einen akuten Schmerz und ziehen den betroffenen Körperteil reflexartig aus der Gefahrenzone. Der Schmerz ist also ein Warnsignal, das uns davor schützen soll, grössere Schäden davonzutragen. Schmerz kann sich aber auch verselbständigen und zu einer eigenen Krankheit werden. Denn er kann fortbestehen, selbst wenn die Schädigung, die ihn ausgelöst hat, längst verheilt ist. Der Grund für diese Chronifizierung liegt im Gehirn. Konrad Streitberger, Leiter des Schmerzzentrums des Berner Inselspitals, zum Phänomen: «Anhaltender oder wiederholt auftretender Schmerz führt zu plastischen Veränderungen der Nerven-

zellen. Diese reagieren dann bereits auf leichte Schmerzreize oder lösen Schmerz sogar ganz ohne Reize aus. Dadurch kann es zu einer Überempfindlichkeit auf verschiedene Reize kommen.»

Schmerz verändert das Gehirn Kommen zusätzlich negative emotionale Assoziationen und Stress ins Spiel, vergrössert sich das Problem. Dann verändern die Hirnzellen, die für nser emotionales Empfinden zuständig sind, auch unsere Schmerzwahrnehmung, wie neuere wissenschaftliche Studien zeigen. «Dabei spielt die biologische, psychische und soziale Resilienz der Betroffenen eine entscheidende Rolle», so der Experte. Will heissen: Je widerstandsfähiger wir körperlich und psychisch sind, je abgesicherter unsere soziale Situation und je tragender unsere zwischenmenschlichen Beziehungen, desto grösser ist die Chance, chronischen Schmerzen zu entgehen. «Angst, Ablehnung aus dem näheren Umfeld oder negative Denkmuster verstärken hingegen die SchmerzChronifizierung.»

Um die gefürchtete Chronifizierung zu verhindern, hat das Schmerzzentrum des Berner Inselspitals das Präventionsprogramm PrePac ins Leben gerufen. «Es basiert auf der Erkenntnis, dass der Griff in den Medikamentenschrank, zur Spritze oder gar zum Skalpell sehr oft nicht ausreicht, um den von Schmerz betroffenen Patientinnen und Patienten nachhaltig zu helfen», sagt Streitberger. Besonders für Menschen mit psychosozialen

Risikofaktoren sei ein interdisziplinärer Ansatz oft der einzige Weg, eine Chronifizierung der Schmerzen zu verhindern oder zumindest zu lindern.

Das Programm, das von der Gesundheitsförderung Schweiz unterstützt wird, setzt auf Angebote wie eine frühe aktive Physiotherapie und eine sozialmedizinische Sprechstunde, die Fachpersonen aus dem ärztlichen Bereich zusammen mit klinischen Sozialarbeitenden durchführen. «Die Sprechstunde eröffnet die Möglichkeit, die Situation der Schmerzbetroffenen ganzheitlich zu betrachten und sie zu unterstützen.» Die wichtigste Anlaufstelle seien jedoch die Hausärztinnen und -ärzte, weil sie ihre Patientinnen und Patienten am besten kennen. «Wir wollen sie dabei unterstützen, der Entwicklung chronischer Schmerzen bereits in der Grundversorgung rechtzeitig entgegenzuwirken», sagt Konrad Streitberger. «Spätestens wenn eine Schmerzproblematik länger als einen Monat andauert, sollten sie mögliche psychosoziale Probleme erkennen und gegebenenfalls eine psychologische und/oder soziale Beurteilung und Beratung in die Wege leiten.»

Wo es am häufigsten schmerzt Auf die Frage, welche Schmerzen Konrad Streitberger und sein Team denn am häufigsten behandeln müssen, meint er: «Rückenschmerzen sind die Volkskrankheit Nummer eins mit den meisten Einschränkungen für die Betroffenen weltweit. Sie gehören damit – ohne eine Statistik zu nennen – wahrscheinlich auch

4 Chronische Schmerzen
Foto: Getty Images

Wenn es wehtut, greifen wir häufig zu Pillen. Doch nicht alle Schmerzen lassen sich dadurch weg zaubern.

Rücken- oder Kreuzschmerzen

40,1 % Männer

50 % Frauen

5

bei mir zu den am häufigsten behandelten Schmerzen.»

Daten des Bundesamtes für Statistik stützen diese Aussage: 2022 litten 40,1 Prozent der Männer und 50 Prozent der Frauen an Rücken- oder Kreuzschmerzen. Auf Platz zwei lagen Schmerzen in Schultern, Nacken und Armen. Dort waren 34,2 Prozent der Männer und 45,1 Prozent der Frauen betroffen. Auf Platz drei folgen Kopfschmerzen (26,3 Prozent Männer, 39,1 Prozent Frauen).

Vorsicht bei Medikamenten Oft greifen Schmerzgeplagte selber zu Medikamenten. Je nach Mittel können dadurch aber neue Probleme auftreten. «Sogar das scheinbar harmlose Paracetamol kann bei regelmässiger Anwendung bei Kopfschmerzen an mehr als zehn Tagen pro Monat zu chronischen Kopfschmerzen führen.» Bei einer Überdosierung drohe sogar ein tödlicher Leberschaden. «Man sollte daher nie mehr als viermal pro Tag ein Gramm einnehmen. Wichtig ist auch: Es gibt Kombinationspräparate, bei denen nicht direkt ersichtlich ist, dass sie Paracetamol ent halten.»

abhängigkeit.» Das ganze Ausmass des Problems habe sich in der Opioidkrise in den USA gezeigt. «Daher bin ich froh, dass die Abgabe von Opioiden in der Schweiz streng reglementiert ist.»

Die längere regelmässige Einnahme von Entzündungshemmern erhöht zudem das Risiko von Magengeschwüren. Der Mediziner rät auch dringend davon ab, Schmerzmittel ohne ärztliche Verordnung oder Begleitung zu kombinieren. Sind die Schmerzen chronisch, können Medikamente und Spritzen oft nicht mehr viel ausrichten – weil, wie erwähnt, das Problem eigentlich im Gehirn liegt. Trotzdem nimmt die Nutzung von starken Schmerzmitteln wie etwa Opioiden zu. «Das macht mir Sorgen. Es besteht ein hohes Risiko einer Medikamenten-

Gute Alternativen Hoffnung bringen einige komplementäre Heilverfahren, die in einen multimodalen Therapieansatz integriert werden –also in einen Ansatz, der verschiedene Methoden und Techniken kombiniert. «Akupunktur, Entspannungstherapien wie die Progressive Muskelentspannung nach Jacobsen und Hypnose sind wissenschaftlich gut untersucht und in der Schmerztherapie nicht mehr wegzudenken. Sie sind teilweise mindestens so wirksam wie Medikamente, mit wesentlich geringeren Nebenwirkungen.»

ceboeffekt eine Rolle spielt, bestreitet der Experte nicht. «Wichtig ist aber zu sehen, dass diese Methoden ganzheitlich wirken und den Patientinnen und Patienten eine Möglichkeit zur Selbstwirksamkeit bieten.»

Hierzulande seien die Therapiekonzepte jedoch noch zu wenig koordiniert, kritisiert Streitberger. «Bei der spezialisierten Behandlung von akuten Schmerzen mit Medikamenten und Spritzen ist die Schweiz sicher gut. Im Umgang mit chronischen Schmerzen ist sie im internationalen Vergleich aber eher ein Entwicklungsland.» Die interdisziplinäre Zusammenarbeit und die international zum Standard gehörende multimodale Schmerztherapie würden sich bei uns noch schwierig gestalten. «Schuld sind der Spardruck und dass der Schwerpunkt auf gewinnbringende interventionelle Therapien gelegt wird.» Sprich: Medikamente und Spritzen sind einträglicher, als wenn man die soziale Dimension von Gesundheit in die Behandlung einbezieht, Schmerzbetroffene aufklärt, körperlich aktiviert, psychotherapeutisch begleitet und ihren Umgang mit Stress verbessert. Wie sich das ändern liesse? «Es bräuchte ein Tarifsystem, das die Grundversorgung stärkt und eine Möglichkeit bietet, präventive und gesundheitsfördernde soziale Leistungen wie Sozialarbeit und Case Management abzurechnen», sagt Konrad Streitberger. Zudem müsse der tariflich anerkannte Fähigkeitsausweis auch für Schmerzmedizinerinnen und -mediziner, die nicht interventionell tätig sind, möglich sein. «So was fehlt bis jetzt in der Schweiz.» schmerzzentrum.insel.ch Schulter-, Nacken- und Armschmerzen

Dass hier auch der Pla-

7
34,2
Männer 45,1
Frauen Kopfschmerzen 26,3 % Männer 39,1
Frauen
Foto: Getty Images
%
%
%
Die Schweiz hinkt bei der Behandlung von chronischen Schmerzen hinterher.

So tricksen Sie Schmerzen aus

Wir können auf Schmerzen Einfluss nehmen – auch ohne Medikamente. «Das Wichtigste dabei ist, Ängste und Stress zu reduzieren und dem Schmerz so wenig Raum zur Entfaltung wie möglich zu geben», sagt Yasmina Weerasekara, Schmerzbetroffene und Expert-Patientin am Berner Inselspital. Helfen können Übungen, bei denen die Aufmerksamkeit auf andere Bereiche gelenkt wird. «Dadurch kann man längerfristig Schmerzen in den Griff bekommen und so die Schmerzwahrnehmung reduzieren.»

Achtsamkeitsübungen

Setzen Sie sich an einen angenehmen Ort und konzentrieren Sie sich anstatt auf Ihre Schmerzen auf Ihre Sinne. Was sehen Sie? Was hören Sie? Was riechen Sie? Gehen Sie die Sinne nacheinander durch. Verweilen Sie bei dem, was Sie wahrnehmen. Vielleicht können Sie den Vogel benennen, der zwitschert. Sehen Sie ihn vielleicht sogar? Wie sieht er aus? Oder: Riecht es nach Apfel- oder Aprikosenwähe? Hat jemand den Rasen gemäht, duften irgendwo Blumen? Mit jeder Minute, in der Sie nicht an Ihren Schmerz denken, gewinnen Sie mehr Distanz dazu.

Atemübungen

Atmen Sie immer wieder einmal tief ein und aus. Das entspannt. Es hat sich auch gezeigt, dass während der Ausatmung Schmerzen weniger stark wahrgenommen werden. Daher helfen Atemübungen besonders, bei denen die Ausatmung bewusst verlängert wird. Im Yoga beispielsweise sind Atemübungen meistens ein fester Bestandteil der Stunde. Es gibt auch spezielle Atemtherapien. Informationen finden Sie etwa auf der Webseite des Atemfachverbandes Schweiz: atem-schweiz.ch.

Selbsthypnose

Über sie kann ein Trancezustand erreicht werden, in dem Schmerz nicht mehr als unangenehm und bedrohlich wahrgenommen wird. Yasmina Weerasekara, die seit einem Reitunfall an chronischen

Nur schon gedanklich am Strand zu verweilen, kann bei Schmerzen helfen.

Schmerzen leidet und am Berner Inselspital als sogenannte Expert-Patientin Tipps an andere Betroffene weitergibt, empfiehlt Folgendes:

 Legen oder setzen Sie sich in einer angenehmen Position hin.

 Finden Sie eine Stelle im Körper, die sich gut oder neutral anfühlt, und konzentrieren Sie sich auf dieses angenehme Gefühl. Ziehen Sie sich gedanklich an diese Stelle zurück.

 Stellen Sie sich dann einen Ort vor, an dem Sie gerne sein möchten und an dem Sie sich wohlfühlen. Etwa einen Strand mit einem Wald dahinter.

 Stellen Sie sich auch Details vor, zum Beispiel wie Sie im Sand liegen oder in einer Hängematte, und spüren Sie die warme Sonne auf Ihrer Haut. Im Hintergrund nehmen Sie das Rauschen des Meeres wahr.

 Atmen Sie dabei tief und entspannt. Sie können sich auch vorstellen, wie Sie allen Stress und alle Schmerzen beim Atmen in den Sand abgeben. Tun Sie das zwei- bis dreimal bewusst.

 Sie können sich so oft und lange wie nötig in diese Oase zurückziehen. Falls Ihre Gedanken abschweifen: Ärgern Sie sich nicht. Kehren Sie einfach zu sich und zur Übung zurück.

8 Chronische Schmerzen
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«Hatschi» hat Hochsaison

Häufiges Niesen, laufende Nase, tränende Augen: 20 Prozent der Schweizer Bevölkerung leiden an Heuschnupfen. Was der Klimawandel damit zu tun hat und wie man sich schützen kann. Jasmin Gruber

Trotz des schönen Frühlingswetters bleiben manche lieber zu Hause. Denn für sie bedeutet diese Jahreszeit vor allem eins: Heuschnupfen. «Die typischen Symptome sind Niesattacken, eine laufende oder verstopfte Nase, erschwerte Atmung, tränende Augen und Juckreiz im Gaumen», sagt Nadia Ramseier, Fachexpertin für Allergien bei aha! Allergiezentrum Schweiz.

Bei einer Pollenallergie reagiert das Immunsystem auf die an sich harmlosen Eiweisse der Pollen. Durch das Einatmen oder den direkten Kontakt mit den Pollen werden bei Allergiebetroffenen Histamin und weitere Substanzen ausgeschüttet. Das führt zu einer Entzündung der Bindehaut der Augen und der Nasenschleimhaut. «Wer einen Allergieverdacht hat, sollte sich einem Blut- und/oder Hauttest unterziehen, damit eine umfassende Diagnose gestellt werden kann», so Ramseier. Bei Allergien auf Hausstaubmilben, Schimmelpilze oder Tiere können nämlich ähnliche Symptome auftreten. Falls es sich doch als Pollenallergie entpuppt, rät das Allergiezentrum Schweiz, sich behandeln zu lassen. «Nasensprays, Augentropfen oder Tabletten können die Beschwerden lindern und den Alltag um einiges erträglicher machen.»

Sauberkeit kann Risiko erhöhen

Während Anfang des 20. Jahrhunderts noch weniger als ein Prozent der Schweizer Bevölkerung unter Heuschnupfen

litt, reagiert heute jede fünfte Person allergisch auf Pollen, also 20 Prozent. Davon die meisten – nämlich 70 Prozent –auf Gräser. «Heuschnupfen ist in der Schweiz die häufigste allergische Erkrankung», sagt Ramseier. Gründe dafür gibt es viele. «Eine Theorie ist der westliche Lebensstil. Wir leben zu sauber, unser Immunsystem muss keine gefährlichen Stoffe oder Substanzen abwehren und stuft deshalb ungefährliche aus der Umwelt – wie Pollen – als gefährlich ein», erklärt Ramseier. Auch der Klimawandel trägt dazu bei, dass immer mehr Menschen an

Tipps für daheim

• Sich über den Pollenflug informieren

• Bei starken Belastungswerten sportliche Aktivitäten nach drinnen verlegen

• Nur kurz stosslüften. Bei längeren Regenphasen oder wenn Pollengitter an den Fenstern sind, kann ausgiebiger gelüftet werden

• Täglich staubsaugen. Verwenden Sie einen Staubsauger mit einem Hepa-Filter

• Draussen Sonnenbrille tragen

• Abends die Haare waschen, damit weniger Pollen ins Bett gelangen

• Wäsche nicht im Freien trocknen lassen

• Die Nase morgens und abends mit Meerwasserspray spülen

Heuschnupfen leiden. «Die steigenden Temperaturen bringen neue Pflanzen in unsere Regionen, die unser Immunsystem nicht kennt. Wir wissen auch, dass Luftschadstoffe Pollen aggressiver machen können und die Atemwege so zusätzlich reizen.»

Pollensaison immer früher

Die Pollenbelastung ist sehr stark vom Wetter und von den Temperaturen abhängig. «Pflanzen schicken ihre Pollen nur dann los, wenn sie wissen, dass sie weit kommen. Also bei trockenem und warmem Wetter», erklärt Ramseier. Regen bringt nur bedingt Erlösung. «Ein kurzer Platzregen schafft noch keine Erleichterung. Er kann sogar dazu führen, dass die Pollen aufplatzen und es zu einer höheren Belastung kommt», führt Ramseier aus. «Nur wenn es richtig schön durchregnet, können Pollenallergikerinnen und -allergiker aufatmen.»

Der Klimawandel trägt zudem dazu bei, dass die Pollensaison immer früher beginnt – und länger andauert. «Haselbäume, Birken und Eschen blühen zwei bis drei Wochen früher als noch vor 30 Jahren», erklärt Ramseier. «Dasselbe können wir jetzt im Mai auch bei den Gräsern beobachten.» Wer weiss, wann welche Pollen fliegen, kann ihnen auch besser ausweichen. Informationen zum Pollenflug in der Schweiz gibt es unter pollenundallergie.ch oder auch auf der App Pollen-News.

10 Allergie
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GESCHMACKSKNOSPEN

REAGIEREN AUF BITTER SENSIBLERALSAUFSÜSS.

AUF DER ZUNGE LIEGENRUND9000GESCHMACKSKNOSPEN.

Sind Sie noch ganz bei Sinnen?

Sehen, hören, riechen, fühlen, schmecken – Sinne fördern das Wohlbefinden, verbinden uns mit der Umwelt und unserem Innern. Wie man sie schärft und welche Checks es ab wann braucht. Kathia Baltisberger

Im Frühling intensivieren sich unsere Sinneswahrnehmungen: Wir bestaunen die Farbenpracht blühender Bäume, atmen den Duft der Blüten ein, lauschen dem lebhaften Vogelgezwitscher, spüren die wärmenden Sonnenstrahlen und schmecken die Süsse der ersten Erdbeeren. Unsere fünf Sinne – sehen, riechen, hören, tasten und schmecken – sind essenziell für die Interaktion mit unserer Umwelt. Ohne sie wären wir nicht überlebensfähig. Und doch sind sie für die meisten von uns selbstverständlich.

Das ändert sich, wenn die Sinne beeinträchtigt sind. Im Alter versagen sie ihren Dienst mehr und mehr. Aber auch jüngere Menschen nehmen ihre Sinne nicht mehr richtig wahr oder es kommt zu Beeinträchtigungen (siehe Box). Woran liegt das? Vor allem an der Reizüberflutung. Bilder und Videos flimmern über unzählige Bildschirme. Der Lärmpegel ist, vor allem in der Stadt, konstant hoch. Gegessen wird im Gehen, im Tram oder vor dem TV. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere Sinne wieder schärfen.

Denn sie sind stark mit unserem Wohlbefinden verknüpft.

«Angenehme Eindrücke können gute Gefühle auslösen, und zwar ganz unbewusst über Areale im Gehirn, die Sinnesreize emotional bewerten. Umgekehrt können unangenehme Sinneseindrücke wie Lärm oder schlechte Gerüche Stress verursachen und sich negativ auf unser Wohlbefinden auswirken», erklärt Chow Ling Prager, Psychotherapeutin und Coach aus Zürich. Die Sinne positiv beeinflussen kann man zum Beispiel mit

12 Sinneswahrnehmung
Illustrationen: Zuni Halpern

Achtsamkeitsübungen. «Durch Achtsamkeit lässt sich viel erreichen: Untersuchungen haben beispielsweise gezeigt, dass regelmässige Meditation die Gehirnstruktur, insbesondere das sogenannte Stirnhirn verändert, das wichtig für die emotionale Selbstregulation ist. So kann Meditation den Umgang mit Stress deutlich verbessern», sagt Prager. Oft reichen schon kurze Übungen oder mehr Bewusstsein im Alltag. Genauso wichtig ist jedoch die richtige Vorsorge.

Sehen

Das Sehen scheint für viele der wichtigste Sinn zu sein. Er liefert etwa 80 Prozent der Informationen aus der Umwelt. Licht durchdringt erst die Bindehaut und die Hornhaut bis zur Pupille. Trifft es auf die Linse, wird es gebündelt und gebrochen – also auf den Kopf gedreht. Auf der Netzhaut werden alle Informationen gesammelt und an den Sehnerv weitergeleitet. Dieser wiederum sendet die Informationen ans Gehirn, wo sie in Bilder umgewandelt werden. Sehstörungen und Augenkrankheiten bedeuten eine grosse Einschränkung in unserem Leben. Deshalb sind vorsorgliche Untersuchungen beim Augenarzt wichtig. So lassen sich die altersbedingte Makuladegeneration

Die Ohren spitzen!

Schalten Sie in einem Zimmer Musik ein und bewegen Sie sich durch den Raum. Achten Sie dabei auf die kleinen Unterschiede bei den Geräuschen. Bemühen Sie sich, sowohl die Worte der Lieder zu verstehen als auch die verschiedenen Instrumente zu erkennen. Ändern Sie ab und zu die Lautstärke und wechseln Sie wenn möglich den Raum.

(Quelle: Amplifon)

DASOHRHATDEN KLEINSTENKNOCHEN IM KÖRPER.

OHREN WACHSENIMLAUFEUNSERESLEBENS

DASOHR NIMMTFREQUENZENZWISCHEN20UND 20 000 HZ WAHR .

AUGEN UNTERSC HEIDEN

Warum gibts immer mehr Brillenträger?

In der Schweiz benötigen schon vier von fünf Personen eine Sehhilfe. Laut Optik Schweiz gibt es dafür verschiedene Gründe: Die Bevölkerung wird immer älter; weil so viele Menschen am PC arbeiten, fallen auch leichte Fehlsichtigkeiten ins Gewicht. Zugenommen hat auch die Anzahl kurzsichtiger Kinder weltweit. Eine Studie aus Taiwan kommt zum Schluss, dass der ständige Blick auf TV, Computer und Smartphone sowie fehlendes natürliches Licht beschleunigende Faktoren für diese Entwicklung sind.

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DASGEWICHTDESAUGES BETR ÄGT
GRAMM.
ZWISCHEN600000FARBTÖNEN. BLINZELNISTDIE SCHNELLSTMÖGLICHE KÖRPERBEWEGUNG.
7,5

DIE HAUTWIEGTBISZU10kg.

(AMD) oder das Glaukom, auch Grüner Star genannt, frühzeitig erkennen. Auch ohne Beschwerden sollte man spätestens ab dem 40. Lebensjahr regelmässig zur Kontrolle. Den Sehsinn «trainieren» kann man vor allem, indem man ihm Pausen von den Bildschirmen gönnt.

Hören

Auch der Hörsinn kann im Alter kontinuierlich abnehmen. Schallwellen gelangen durch den äusseren Gehörgang zum Trommelfell und bringen es zum Schwingen. Diese Schwingungen werden über die Gehörknöchelchen ans Innenohr ge ­

Wer nicht sehen kann, muss fühlen!

Machen Sie diese Übung zu zweit. Verbinden Sie Ihrem Gegenüber die Augen und berühren Sie mit zwei Bleistiftspitzen erst den Unterarm, dann die Handinnenflächen und zum Schluss die Fingerkuppen des Probanden. Verändern Sie dabei den Abstand zwischen den Bleistiftspitzen immer mehr. Die Testperson soll jeweils sagen, wie viele Bleistiftspitzen sie fühlt. Kann sie beide fühlen oder nur eine?

(Quelle: Biotopia)

leitet, wo sie in elektrische Signale umgewandelt und an das Gehirn gesendet werden. Eine Schwerhörigkeit tritt selten plötzlich auf. Meist nimmt man bestimmte Tonlautstärken oder Tonfrequenzen schwer oder gar nicht mehr wahr. Auch Ohrgeräusche wie Tinnitus, Schwindelanfälle oder Gleichgewichtsstörungen können auf eine Hörbehinderung hinweisen.

Einem Hörverlust kann man mit kleinen Massnahmen entgegenwirken: keine Fremdkörper in die Ohren stecken, den sichtbaren Bereich sauber halten, nicht unter Wasser tauchen und die Ohren vor übermässigem Lärm schützen.

Riechen

Dass man den Geruchs­ oder den Geschmackssinn verlieren kann, wurde der breiten Masse wohl erst in der Pandemie richtig bewusst. Bei einer Ansteckung mit Corona klagten viele darüber, dass sie entweder gar nichts schmecken oder das Essen nicht so schmeckt, wie es sollte. Beim Riechen und beim Schmecken handelt es sich um chemische Sinne. Beide sind eng miteinander verbunden. Rezeptoren in der Nase senden Signale an das Gehirn, wo sie als Gerüche interpretiert werden. Ist der Geruchssinn ganz weg, spricht man von einer Anosmie. Dafür kann es viele Gründe geben: Medikamente, Polypen, Tumore oder Infektionen in der Nase können das Riechvermögen mindern, genauso wie ein Unfall oder ein Schlag auf den Kopf.

Schmecken

Unsere Zunge nimmt über die Geschmacksknospen fünf Geschmäcker wahr: salzig, süss, sauer, bitter und umami. Im Alter kann sich diese Sinneswahrnehmung verändern. Denn die Anzahl der Sinneszellen in den Geschmacksknospen nimmt ab. Achtsames Essen ist für den Erhalt der Sinne unerlässlich. Tipp: Machen Sie währenddessen nichts anderes. Riechen Sie erst am Essen, bevor Sie es in den Mund schieben. Kauen Sie alles gut und nehmen Sie die verschiedenen Konsistenzen und Geschmäcker wahr.

14 Sinneswahrnehmung
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Das riecht nach Ärger!

Für diesen Selbsttest brauchen Sie eine Hilfsperson und eine Augenbinde.

Wählen Sie stark riechende Produkte (z.B. Zahnpasta, gemahlener Kaffee, Spüli, Senf etc). Binde aufsetzen, Produkte an die Nase halten und beurteilen, was man riecht:

 Ich habe keine Ahnung, was für ein Geruch das ist.

 Ich kann etwas riechen, aber es ist sehr vage und nicht stark.

 Ich rieche etwas, aber ich kann es nicht definieren.

 Es riecht nicht so, wie es soll, und es ist sehr unangenehm.

 Ich kann den Geruch erkennen.

Ihre Hilfsperson notiert alles. Wiederholen Sie den Versuch in einigen Monaten, um Veränderungen festzustellen. (Quelle: MediSens)

Das Ess-Erlebnis wird ein anderes sein. Wer dem Geschmacksverlust vorbeugen möchte, sollte zudem auf schädliche Substanzen wie Zigarettenrauch, Alkohol oder Drogen verzichten. Auch scharfes Essen kann diesen Sinn beeinträchtigen.

Tasten

Achtsamkeitsübungen eignen sich bestens, um den Tastsinn zu schärfen. Unsere Haut verfügt über eine Vielzahl von Rezeptoren, die auf Berührung, Druck, Schmerz und Temperatur reagieren. Die Rezeptoren senden diese Signale an das

WIRHABEN ETWA 10 BIS

30MIO.RIECHZELLEN.

RIECHZELLEN ERNEUERNSICHALLE4MONATE.

Gehirn. Sie befinden sich am ganzen Körper, am meisten gibt es in den Fingerspitzen und auf den Lippen. Dank unserem Tastsinn können wir auch blind Formen, Gewicht oder Texturen von Gegenständen wahrnehmen. Versuchen Sie doch mal,

etwas mit den Füssen zu ertasten. Oder nehmen Sie beim Zähneputzen bewusst jede Bewegung und jeden Druck im Mund wahr. Bereits ab dem 40. Lebensjahr kann der Tastsinn abnehmen, auch wenn diese Veränderungen kaum merklich sind.

15 Spitzmarke

Es gibt Fitness-Klassiker, die sich ewig halten, wie Joggen oder Yoga.

Andere, z. B. Skigymnastik, sind Auslaufmodelle. Was bringt derzeit Bewegung in den Sportmarkt? Die Trends im Überblick. Anna Blume

In Schwung

Pickle Ball

Softball mit Spassfaktor

In Pickle Ball vereint sich Altbewährtes wie Tennis, Badminton und Tischtennis zu einer neuen Erfolgsformel. Man spielt den Ball mit einem Schläger übers Netz. Das liegt tiefer, der Ball ist weicher und das Regelwerk überschaubar. Pickle Ball ist somit für Jung und Alt gemacht. Das Feld ist etwa so gross wie beim Badminton und markiert wie beim Tennis. Man schlägt von unten aus der Luft auf, der Gegner retourniert, sobald der Ball einmal den Boden berührt hat. Wer aufschlägt, kann punkten. Wer zuerst elf Punkte hat, gewinnt.

Hyrox

Fitness-Rennen für jedermann

Hyrox ist ein Indoor-Fitness-Wettkampf aus Deutschland, der sich in immer mehr Ländern durchsetzt. In Europa, den USA, selbst in Asien finden regelmässig Hyrox-Events statt. So läuft es ab: Hyrox ist ein Hindernisrennen mit acht Stationen. Die Teilnehmer:innen rennen achtmal genau einen Kilometer und müssen zwischen den Intervallen Workouts absolvieren, quasi funktionelle Fitnessübungen: 1000 Meter Indoor-Rudern, einen Gewichtsschlitten ziehen oder einen

16 Sporttrends

kommen

schweren Ball 100-mal gegen eine Wand werfen. Die Hyrox-Community wird ständig grösser. Die Sport-Events mit dem modernen Zirkeltraining boomen. Mitmachen kann jeder, je nachdem, ob man in der Open Division oder als Pro antritt, sind die Workouts unterschiedlich lang und anspruchsvoll. Für die Weltmeisterschaft im Juni in Nizza kann sich jeder qualifizieren.

Barre

Beine wie eine Ballerina

Barre gibt es seit den 1950er-Jahren, doch die Sportart erlebt ein Revival – losgetreten von Hollywood-Promis wie Alessandra Ambrosio. Wer hats erfunden?

Die deutschstämmige Ballerina Lotte Berk entwickelte in London nach einer Verletzung einen neuen Trainingsstil –einen Mix aus Yoga, Ballett und Pilates, aus Koordination, Kraft und Cardio. Das fordert den Körper, stärkt die Tiefenmuskulatur und verleiht Eleganz und Haltung. Der Name geht auf die gleichnamige Ballettstange zurück, die ein elementarer Bestandteil ist. Beim Barre wird mit dem eigenen Körpergewicht oder mit leichten Gewichten trainiert. Man unterscheidet zwischen Cardio Barre, bei dem man vor allem die Kalorienverbrennung ankurbelt, und Toning Barre, das auf Körperstraffung abzielt. Ballettvorkenntnisse oder gar ein Tutu sind nicht erfor-

derlich. Wer es zu Hause ausprobieren will, kann die Barre-Stange einfach durch eine Stuhllehne ersetzen.

Kältetraining

Gewollter Temperaturstress

Im Frühling und Sommer muss dieser Trend pausieren. Doch wer in den letzten Monaten am See oder Fluss spazieren ging, hat sicher bemerkt: Eisbaden ist schwer angesagt. Überall steigen Wagemutige ins kalte Wasser. Denn die Kälte soll die Willenskraft stärken und das Immunsystem gleich mit. Eisbaden verbessert den Schlaf und die Stresstoleranz. Einfach einige Minuten ins kalte Wasser steigen. Dabei wird der Körper einem starken Reiz ausgesetzt, was die Gefässe verengt und die Durchblutung anregt, Adrenalin freisetzt und das Stresshormon Cortisol senken soll. Laut einer Analyse aus dem Jahr 2022 kann das Winterschwimmen auch den Zucker- und Fettstoffwechsel positiv beeinflussen.

Megaformer

Unter Spannung stehen

Noch ein Trend aus Hollywood setzt sich durch: trainieren wie die Stars auf dem Megaformer. Bei dem intensiven Workout, das Pilates ähnelt, bewegt man sich auf einem Gerät aus beweglichen Plattformen und Griffen, die mit Federn verbunden sind und in verschiedenen Schwierigkeitsgraden eingestellt werden können. Man arbeitet quasi gegen den Zug der Federn an. Langsam, fliessend und kontrolliert, aber schweisstreibend. Der Megaformer setzt die Muskeln unter ständige Spannung und trainiert sie bis zur Erschöpfung, was der Schlüssel zu den schnellen Ergebnissen dieser Methode sein soll.

Sound Bath

Der

Gong

zum Glück

Yoga ist ein Selbstläufer unter den Sportarten. Jetzt setzen immer mehr Yoga-Studios auf Klangbaden als Ergänzungsleistung. Bei dieser Meditationsform sollen Teilnehmende durch Instrumentenklänge und Schwingungen in einen Entspan-

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Fotos: Getty Images, Imago, Shutterstock

nungszustand gelangen. Neu ist diese Technik nicht. Sie hat im Gegenteil Tausende Jahre auf dem Buckel. Schon die amerikanischen Ureinwohner nutzten Trommeln zur Heilung. Klang kommt auch in asiatischen Ländern, z. B. bei der ayurvedischen Heilkunst zum Einsatz. Davon geht man aus: Der Mensch ist Klang und wer harmonisch schwingt, ist gesund. Laut einer Studie der Jeju National University werden beim Bespielen von Klangschalen Schwingungen mit bestimmten Frequenzen ausgesendet. Diese aktivieren Gehirnströme, die für Tiefenentspannung sorgen. Beim Sound Bath handelt es sich um eine geführte Meditation, bei der man auf der YogaMatte liegt und sich auf die beruhigenden Klänge konzentriert. Auf der Liste der positiven Effekte kann das Klangbad neben Entspannung auch Linderung körperlicher Schmerzen, Stressprävention und Reduktion von Ängsten verbuchen.

Aurum

Astronauten-Training

Fit in nur sechs Minuten pro Woche – das verspricht Aurum. Das tönt machbar und baut Hemmschwellen ab. Man «arbeitet» an einer Kraftmaschine, im Sitzen. Sechs Übungen – Beinpresse, Bankdrücken, Kreuzheben, Rudern, Schulterpresse und Torso-Extension – von je einer Minute Dauer sollen die grossen Muskelgruppen in Armen, Beinen und Oberkörper ausreichend formen. Der Widerstand wird

Elektronik hält Einzug in unser Training. Mit der VirtualReality-Bille wird das Wohnzimmer zum Boxring.
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Fotos: Getty Images, Handout

an die individuelle Muskelkraft angepasst, das Prinzip besteht darin, sie auszuschöpfen und das Muskelwachstum stark anzuregen. «Trainieren wie ein Astronaut» nennt Aurum sein spezielles High-Intensity-Programm. Denn so könne man auch in der Schwerelosigkeit trai-

nieren, Gewichte gehören der Vergangenheit an. In Aurum-Studios hat man exklusiv und einzig einen Personal Coach zur Seite, der die richtige Position kontrolliert. Die Leistung wird aufgezeichnet, dadurch ist die Verbesserung der eigenen Widerstandskraft sichtbar.

Virtual Reality

Gamen für die Figur

Wenn man richtig spielt, kann Gamen die Figur verbessern. In den letzten Jahren hat sich in den Spiel- und Wohnzimmern in Sachen Fitness viel getan, nicht zuletzt dank der Entwicklung von MotionControllern, Tracking-Kameras und entsprechender Software. Elektronik hält Einzug in unser Training. Nintendo Wii, Balance Board, PlayStation Move, um nur ein paar zu nennen, sind ideale Hometrainer. Aktuell mischen Virtual-RealityBrillen das Heim-Workout auf: Sony PS VR2 oder Quest3 projizieren Körperbewegungen dank präzisem Tracking ins Digitale und können die Userinnen und User ganz schön ins Schwitzen bringen. Mit der Virtual-Reality-Brille wird das Wohnzimmer zum Boxring, zum Fitnessstudio oder zur Tanzfläche. So kommt man leicht in Bewegung und bringt Spass in die eigenen vier Wände.

Das grosse Vergessen

Ist es Demenz? Ein Experte sagt, wie Angehörige den Verdacht am besten ansprechen und wo sie Unterstützung finden. Ausserdem: So kann man der Krankheit vorbeugen. Tanya

«Du wirst vergesslich!» Reflexartig drängt sich dieser Gedanke auf, wenn der Hausschlüssel einmal mehr unauffindbar ist. Oft gefolgt von der Frage, ob diese Vergesslichkeit ein Zeichen von Demenz sein könnte. Die Demenz umfasst eine Vielzahl von Erkrankungen, die die geistigen – sogenannt kognitiven – Fähigkeiten beeinträchtigen. Die AlzheimerKrankheit ist die häufigste Form der Demenz bei älteren Menschen. Sie macht 60 bis 80 Prozent aller Fälle aus. Jährlich erkranken in der Schweiz knapp 8000 Personen an Demenz. Frauen etwas häufiger als Männer. Die Weltgesundheitsorganisation WHO rechnet damit, dass im Jahr 2050 über 300 000 Schweizerinnen und Schweizer an Demenz erkrankt sein werden – etwa doppelt so viele wie heute. Der Hauptgrund für die Zunahme: die älter werdende Bevölkerung. Das gelegentliche Vergessen eines Schlüssels ist allerdings kein sicheres Zeichen für eine Demenz. Die Merkfähigkeit lässt mit dem Älterwerden allgemein nach.

Behutsam kommunizieren

Meist sind es Angehörige, wie Partner, Partnerin oder Kinder, die Veränderungen in der Persönlichkeit ihrer Lieben feststellen. Stefan Klöppel, Professor für Alterspsychiatrie bei den Universitären

Psychiatrischen Diensten Bern, sagt: «Defizite beim Angehörigen wahrzunehmen, bereitet meist keine Schwierigkeiten. Es geht vielmehr darum, zu unterscheiden, welche Probleme auf eine Demenz hinweisen könnten.» Als Beispiele nennt er das Sich-Verirren in einer gewohnten Umgebung oder schwerwiegende Fehler beim Kochen und in der Küche. «Demenzerkrankungen werden stark stigmatisiert», fügt er an. Umso behutsamer sollten Angehörige ihre Besorgnis kommunizieren. Besser als «Du wirst dement!» sei es, zu sagen: «Ich mache mir Sorgen.» Gefolgt vom Vorschlag, beim Hausarzt einen Test zu machen. Für die Diagnose einer Demenz sind die Beobachtungen der Angehörigen zentral. Wann traten erstmals welche Symptome auf? Wie stark schränken sie das Leben und die Unabhängigkeit der betroffenen Person ein?

Unterstützung finden Alzheimer ist bis heute nicht heilbar. Die Experten gehen davon aus, dass Eiweissablagerungen im Gehirn zum schrittweisen Verlust der kognitiven Fähigkei-

Demenz

ten führen. Neue Medikamente sind zwar in der Lage, diese Eiweisse abzubauen. Aufhalten oder gar rückgängig machen können sie die Krankheit bisher nicht, höchstens ihren Verlauf etwas verlangsamen. Eine Alzheimer- oder andere Demenzdiagnose sei auch für Angehörige ein schwerer Schlag, gibt Stefan Klöppel zu bedenken. «Es verändern sich nicht nur die Zukunftspläne. Es kommen auch neue Sorgen um die eigene Isolation und eingeschränkte zeitliche und finanzielle Möglichkeiten hinzu.» Er empfiehlt daher, frühzeitig Kontakt zu Demenzberatungsstellen wie Alzheimer Schweiz aufzunehmen. Diese informieren unter anderem über Angehörigengruppen und finanzielle Unterstützungsmöglichkeiten. «Wichtig ist auch, dass Angehörige den Umgang mit den Demenzerkrankten lernen», rät der Psychiater.

Hoffnung auf Früherkennung

Auch wenn das Alter der grösste Risikofaktor für die Entwicklung einer Demenz darstellt, lässt sich das Risiko durch eine gesunde Lebensweise verringern. Zur Vorbeugung empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation körperliche Aktivität, Verzicht auf Rauchen und die Reduktion des Alkoholkonsums. Übergewicht, Diabetes, Bluthochdruck und Depressionen können Demenz begünstigen. Eine ausgewogene Ernährung, Gehirntraining und soziale Aktivitäten können ihr etwas entgegenwirken.

Was genau Alzheimer auslöst, liegt trotz intensiver Forschung noch immer im Dunkeln. Was man hingegen weiss: Die Demenzerkrankung schreitet meist langsam voran. Wenn erste Symptome auftreten, haben sich im Gehirn oft schon über Jahre krankhafte Veränderungen vollzogen. Die Hoffnungen der Forschung ruhen deshalb auf der Früherkennung der Krankheit. Zusammen mit Medikamenten, die den Krankheitsverlauf verlangsamen, und einem aktiven Lebensstil können so hoffentlich schon bald viele unvergessene, gehirngesunde Jahre gewonnen werden.

Illustration: Getty Images

AlzheimerDemenz

Alzheimer ist die häufigste Form der Demenz bei Personen über 65 Jahren. Sie zeigt sich u. a. in:

• Gedächtnisstörungen

• Mühe, die richtigen Worte zu finden

• Desorientierung

• Verwechseln/Nichterkennen von vertrauten Personen oder Gegenständen

• Mühe, gewohnten Tätigkeiten nachzugehen

• Stimmungsschwankungen und Antriebslosigkeit

Depression oder Demenz? Bei älteren Menschen können Depressionen mit demenziellen Erkrankungen verwechselt werden. «Wer ständig grübelt, kann sich in Gesprächen weniger gut konzentrieren und abwesend wirken», erklärt Stefan Klöppel, Ärztlicher Direktor der Universitätsklinik für Alterspsychiatrie und Psychotherapie Bern. In der Schweiz bieten verschiedene Memory Clinics eine Demenzdiagnostik und vertiefte Abklärungen an.

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Die fetten Jahre sind vorbei

Diabetes-Medis sind der Renner. Als «Abnehmspritze» angepriesen, lassen sie Pfunde purzeln. Mediziner warnen vor dem AbnehmHype, Kriminelle wittern das grosse Geschäft. René Haenig

Ausgerechnet Kim Kardashian (43), Galionsfigur der Kurvigkeit, setzte vor zwei Jahren zum Salto mortale rückwärts in Richtung Heroin-Chic an, mit dem Kate Moss in den 90ern ihren rasanten Aufstieg zum Supermodel gefeiert hatte. Reality-TV-Star Kardashian fasste 2022 den frechen Plan, zur Met-Gala in New York im Kleid aufzutauchen, das Hollywood-Ikone Marilyn Monroe 1962 trug, als sie für US-Präsident John F. Kennedy «Happy Birthday, Mr. President» ins Mikrofon hauchte.

Um in den hautengen Glitzerfummel zu passen, musste Kardashian in kürzester Zeit acht Kilo abspecken. Die KurvenIkone wurde für diese Radikalverschlankung kritisiert und es wurde spekuliert, ob die Abnehmspritze Ozempic dieses

Jessica Simpson deutlich verschlankt.

Diätwunder möglich gemacht hatte. Weitere Berühmtheiten folgten Kardashians Abnehmbeispiel: Tesla-Milliardär Elon Musk (52), Talk-Ikone Oprah Winfrey (70), Entertainer Robbie Williams (50), Musikergattin Sharon Osbourne (71) oder US-Sängerin Jessica Simpson (43) offenbarten, sich lieber kurz mit Ozempic und Co. zu piksen, statt sich lange mit Diäten zu quälen. Bei der letztjährigen Oscar-

Verleihung begrüsste Moderator Jimmy Kimmel das Publikum mit: «Alle sehen so grossartig aus. Wenn ich mich hier umschaue, muss ich mich einfach fragen: Wäre Ozempic auch was für mich?» Verlegenes Gelächter im Publikum, manche und mancher fühlte sich wohl ertappt. Kimmels Scherz traf ins Schwarze. Denn die Diätspritze ist längst ein LifestyleAccessoire, nicht nur in der Traumfabrik, sondern auch bei uns.

Seit 1. März übernehmen Schweizer Krankenkassen die Kosten für die Abnehmspritze Wegovy. Sie ist, neben Ozempic und Saxenda, ein weiteres Medikament, das man sich mit einem Stift, dem sogenannten Pen, selber injizieren kann. Die grosse Nachfrage nicht nur bei Diabetikern könnte sogar dazu führen, dass die Krankenkassenprämien weiter ansteigen.

Entwickelt wurden diese Arzneimittel für Diabetes-Patienten. Da sie den Appetit drosseln, helfen sie auch beim Abnehmen. Kein Wunder also, dass die «Abnehmwunder» schnell das Interesse von Personen mit Übergewicht weckten, die sich bislang vergeblich mit Diäten

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Fotos: Getty Images, Imago Kim Kardashians Kurven sind weg.

wie Keto oder Paleo, glutenfrei oder dem berühmten FdH («Friss die Hälfte») geplagt und beim Sport umsonst verausgabt hatten. Der Run auf Ozempic sorgte zeitweise dafür, dass es zu Lieferengpässen kam. Leidtragende waren Diabetiker und Diabetikerinnen, die dringend auf das Medikament angewiesen sind.

Nebenwirkung: Organisierte Dealerbanden versuchten vermehrt, an die Abnehmspritzen zu kommen – und in Apotheken tauchten zunehmend gefälschte Rezepte auf, mit denen man sich Ozempic erschleichen wollte. Eine Straftat. Der dänische Pharmariese Novo Nordisk reagierte schnell und brachte eine zweite Abnehmspritze auf den Markt: Wegovy. Sie enthält den gleichen Wirkstoff (Semaglutid) in höherer Dosis und ist für alle übergewichtigen Patienten mit Body­MassIndex ab 30. Auch wenn Nutzer davon berichten, dass ihr Heisshunger auf Schokolade nach dem Piks abgekühlt ist und sie der Genuss von Alkohol nicht mehr reizt – der Preis für die Traumfigur kann hoch ausfallen. Und das betrifft nicht nur die Kosten für das Medikament selbst. So warnt das Medizinerfachblatt «ArzneiTelegramm», dass Wegovy bei vier von zehn Personen Magen­Darm­Beschwerden wie Übelkeit, Durchfall oder Verstopfung verursacht. Hinzu kommen nicht selten Kopfweh, Schwindel oder starke Müdigkeit. Auch ein er­höhtes Krebsrisiko sowie Schäden an der Netzhaut können nicht ausgeschlossen werden.

die Lust an Essen und Trinken verlieren, treffe das letztlich auch die Hersteller von Chips und Süssgetränken, Salzbrezeln und Schokoriegeln, glauben Analysten.

Doch nicht nur gesundheitliche Gefahren lauern, auch die Wirtschaft fürchtet um die zerstörerische Wirkung der Spritzen. Denn wenn Millionen übergewichtiger Menschen

Dass es auch ohne Abnehmspritze geht, zeigt Hollywood­Star Jennifer Aniston (55). Die Schauspielerin schwört auf Apfelessig als Wunderwaffe im Kampf gegen die Kilos. Ihr Schlank­Schluck ist gerade in aller Munde: Ein Esslöffel in lauwarmem Wasser regt den Stoffwechsel an, reguliert den Appetit und transportiert überschüssiges Körperfett ab. Bis zu acht Kilo sollen so in zwölf Wochen purzeln. Schon Hippokrates schwor 450 vor unserer Zeit auf die medizinische Anwendung von Apfelessig.

Ansonsten hilft nach wie vor Disziplin, um abzunehmen. Ernährung umstellen und eiweissreiche Lebensmittel, Hühnerfleisch, Reis, Obst, Gemüse, Salate, Vollkornprodukte und viel Wasser bevorzugen sowie zuckerhaltige Getränke, Süssigkeiten und fettiges Essen restlos vom Speiseplan streichen. Dazu Bewegung, Bewegung und nochmals Bewegung. Auch wenn uns das einen Stich versetzt, es ersetzt dafür den Piks.

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Elon Musk spritzte sich schmal. Robbie Williams hat 12 Kilo weniger. Sharon Osbourne nahm 13 Kilo ab. Oprah Winfrey war früher runder.

Viele nehmen es als selbstverständlich, dass die Pumpe funktioniert. Dabei kann man mit wenig Aufwand viel dazu beitragen.

Benedikt Lachenmeier

Das Herz leistet Beeindruckendes: Bis zu 10 000 Liter Blut pumpt es täglich durch die Gefässe. Das wichtigste Organ unseres Körpers versorgt die Zellen mit Sauerstoff und Nährstoffen. Wie kann man es dabei unterstützen? Herzspezialist Umes Arunagirinathan hat ein Buch über Herzgesundheit geschrieben und verrät laut «Focus», wie man das Organ schützt. Gute Nachricht vorab: Die meisten Herzkrankheiten lassen sich durch ein bisschen Prävention und einen vernünftigen Lebensstil vermeiden oder hinausschieben.

In Bewegung kommen

Wenn wir regelmässig Sport treiben, verlangsamt sich das Fortschreiten von Fettund Kalkablagerungen in den Gefässen, was nachweislich das Risiko einer kardiovaskulären Erkrankung verringert. Auch Blutdruck und Diabetes­Risiko sinken, während gleichzeitig neue Herzmuskelzellen gebildet werden. Zudem sorgt Bewegung für niedrige Cholesterinwerte und begünstigt ein gesundes Körpergewicht – eine weitere Voraussetzung für ein gesundes Herz. Die Weltgesundheitsorganisation WHO empfiehlt 30 Minuten gemässigte körperliche Aktivität an fünf Tagen die Woche.

Fass dir ein Herz!

Gesundes Körpergewicht hängt nicht zuletzt von ausgewogener Ernährung ab. Frische Zutaten und pflanzliche Kost sind ein wichtiger Schritt zu einem gesunden Herz. Denn wer Pflanzenölen und ungesättigte Fettsäuren den Vorzug gibt, fördert einen gesunden Cholesterinwert. Im Weiteren reguliert eine salz­ bzw. natriumarme Ernährung den Blutdruck.

Rauchstopp

Neben mangelnder Bewegung und falscher Ernährung hat Rauchen den grössten negativen Einfluss aufs Herz. Warum sich ein Rauchstopp lohnt? Bereits 20 Minuten nach der letzten Zigarette startet die Regeneration: Blutdruck und Herzfrequenz normalisieren sich. Innert zwölf Stunden verbessert sich die Sauerstoffversorgung, nach wenigen Wochen bis Monaten stabilisiert sich der Kreislauf. Nach einem Jahr reduziert sich das Risiko für eine koronare Herzkrankheit auf die Hälfte. Arunagirinathan legt ausserdem ans Herz, ausreichend zu schlafen, Stress in Schach zu halten und dem wichtigsten Organ generell Freude zu machen – z. B., indem man sich in gute Gesellschaft begibt oder sich einfach mal am Anblick des Himmels ergötzt.

24 Prophylaxe Foto: Shutterstock

Der Traum vom ewigen Leben

«Es gibt tausend Krankheiten, aber nur eine Gesundheit», sagte einst der deutsche Literaturkritiker Ludwig Börne. Auch in der Einzahl ist unser Leben. Und das soll laut dem Trend Longevity möglichst lange und gesund sein. Jasmin Gruber und Linda Leitner

Ewige Jugend und Unsterblichkeit – dieser Wunsch ist so alt wie die Menschheit. Und erfährt mit der Longevity-Bewegung derzeit besonders viel Aufmerksamkeit. Wörtlich übersetzt bedeutet der Begriff Langlebigkeit. Die Forschung versteht darunter jedoch deutlich mehr. «Ziel ist es, mit einer hohen Lebensqualität zu altern und nicht nur lang, sondern auch gesund zu leben. Dabei darf man auch gerne so aussehen, wie man sich fühlt», weiss Yael Adler, Bestsellerautorin, Dermatologin und Expertin für Longevity an der renommierten Zürcher Clinic Utoquai für Plastische Chirurgie und Dermatologie.

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Longevity
Foto: Getty Images

Die richtige Balance

«Wir verstehen den Alterungsprozess immer besser, auch auf zellulärer und molekularer Ebene – genau hier möchte man gerne einschreiten», so Yael Adler. «Wir wissen von jenen Menschen auf der Welt, die am längsten leben – diejenigen in den sogenannten Blue Zones –, dass sie sich Genuss durchaus erlauben und streng genommen auch nicht alles richtig machen.» Auf der italienischen Insel Sardinien, einer der Blauen Zonen, gönnt man sich nur allzu gerne Wein. «Es geht um die Balance», weiss die Longevity­Expertin. Für ein langes Leben müssen wir uns also keineswegs schinden. Vielmehr soll­

ten wir einen individuellen, aber auch sanften Blick in die Zukunft werfen. Denn das biologische Alter, das den Zustand des Körpers und der Organe wiedergibt und das wir heute bestimmen können, kann sich unter Umständen deutlich vom kalendarischen unterscheiden. Auch können Risikowahrscheinlichkeiten für altersbedingte Erkrankungen ermittelt werden. «Die neuesten Erkenntnisse, die ich spannend finde und die man zeitnah umsetzen kann, drehen sich zum Beispiel um das Thema Darmflora, deren Werte man misst und stärkt», sagt Adler. Im Blut lassen sich ausserdem fehlende Mikronährstoffe auffüllen. «Auch kann man Hormone messen und gegebenenfalls mit bioidentischen Hormonen ergänzen, innerlich und auch äusserlich, und damit den gesamten Organismus und die Hautqualität sehr unterstützen.»

Ein weiterer Longevity­Renner: Nahes Infrarotlicht (NIR), das die innere Uhr schärft, oxidativen Stress abbaut und positive Effekte auf die neuronalen Netze verspricht. Zudem reduziert NIR Entzündungen im Körper und verbessert die Heilung von Wunden oder Verletzungen. Auch Stoffwechsel und Hormonhaushalt können im Zuge einer medizinischen Verjüngungskur überwacht und ins Gleichgewicht gebracht werden. Longevity will eine stabile Basis schaffen.

Wir sollten auch im hohen Alter noch vital durchs Leben turnen und vor allem: zufriedener leben. Und wer glücklich ist, ist auch gesünder. Aber was bedeutet es konkret, sich für ein langes, gutes Leben zu wappnen? Für Yael Adler in erster Linie, im Alltag auf eine gesunde Ernährung zu achten, Sport zu treiben und sich nicht mit Toxinen zu belasten. Das heisst,

Nikotin, Alkohol, Feinstaub, Weichmacher, Schwermetalle oder Pestizide weitestgehend zu meiden. Aber auch: unsere Schlafhygiene zu optimieren und uns mit unseren Liebsten zu umgeben.

Der grosse Wandel der Schönheitsbranche

Auch die Beauty­Industrie ist auf den Longevity­Zug aufgesprungen und hält mit dem holistischen Lifestyle ­Konzept Kurs in Richtung «forever young». «Der Trend geht auch bei Schönheitsoperationen ganz klar in Richtung Natürlichkeit und Langlebigkeit», sagt der erfahrene Plastische Chirurg, Privatdozent Dr. med. Farid Rezaeian von der Zürcher Clinic Utoquai. Ein gutes Beispiel dafür ist die neue Brustvergrösserungsmethode Mia Femtech. Der Name wird für den Begriff «Female Technology» verwendet – also eine Technologie, die sich dem Gesundheitsbedarf und den Wünschen von Frauen widmet. «Mit einem Injektor wird ein Brustimplantat über einen kleinen Schnitt in der Achselhöhle eingebracht und erzeugt damit eine natürliche Brust mit ein bis zwei Körbchengrössen mehr», erklärt Dr. Rezaeian. Minimalinvasiv und ohne Vollnarkose. «Man will die anatomische Gegebenheit der Brust nicht gross verändern und möglichst wenig Gewebe zerstören.» Die Vorteile für Patientinnen seien weniger Schmerzen und weniger Komplikationen.

Bei Schönheitseingriffen geht es immer mehr um die sanfte Optimierung, das Unterstreichen der eigenen Attraktivität. «Plastische Chirurgie ist dann gut, wenn man sie nicht sieht.» Was einst als nahezu brachial und extrem schmerzhaft galt, ist heute schnell und äusserst schonend. Sich nach einer OP wochenlang zu Hause verstecken? Ist Geschichte.

Eine Wunderpille für das ewige Leben oder die ewige Jugend gibt es nicht. «Man kann das Alter nicht aufhalten. Aber man kann gesund altern und sich dabei auch wohlfühlen», sagt Dr. Rezaeian. «Wenn wir uns von innen wie auch von aussen gut fühlen, ist das die richtige Basis für unsere Gesundheit.»

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Der Hormonsturz Menopause

Bei Frauen wie Männern gerät um die fünfzig hormonell immer mehr Sand ins Getriebe. Das hat zum Teil massive Auswirkungen auf die Lebensqualität, mit Folgen für den Körper und die Psyche. Zwei Fachleute erklären, was die Wechseljahre mit uns machen – und was wir tun können, um diese schwierige Phase besser zu meistern. Tom Wyss

Was ist die Menopause?

Die Menopause tritt in der Regel ab dem 45. Lebensjahr auf und bedeutet das Ende der reproduktiven Phase. Konkret steht das Wort (aus dem altgriechischen «men» für «Monat» und «pausis» für «Ende») für die allerletzte Monatsblutung im Leben einer Frau, nach der die Produktion der weiblichen Geschlechtshormone Östrogen und Progesteron ganz zum Erliegen kommt.

Was läuft in den Wechseljahren ab?

Die Zeitspanne, die vor und nach der Menopause zu massiven Veränderungen im Hormonhaushalt führt, wird Wechseljahre genannt. Schon in der Perimenopause, also in den Jahren vor der letzten Regelblutung, nimmt die Östrogen­ und Progesteronproduktion in den Eierstöcken laufend ab. Nach der letzten Blutung muss der Körper dann damit klarkommen, dass gar keine dieser Hormone mehr produziert werden. Diese Anpassungsphase bringt zum Teil massive Beschwerden mit sich, sowohl physisch als auch psychisch.

Wie viele Wechseljahre sind es?

«Wie lange werde ich leiden?» Diese Frage hört Dr. Susanna Weidlinger, Fachärztin für Gynäkologie und Geburtshilfe an der Universitätsklinik für Frauenheilkunde des Berner Inselspitals, mit am häufigsten. Sie bietet zusammen mit ihrem Team eine spezielle MenopauseSprechstunde für Frauen an. Eine eindeutige Antwort kann sie ihren Patientinnen indes nicht geben: «Jede Frau ist unterschiedlich lange von den Beschwerden der Wechseljahre betroffen.» Der Durchschnitt beträgt 7,4 Jahre.

Leiden alle Frauen gleich stark?

Die Wechseljahresbeschwerden werden höchst unterschiedlich wahrgenommen. Laut Studien lässt sich der Schweregrad in drei Level einteilen: Ein Drittel der Frauen merkt praktisch nichts. Ein Drittel spürt die Wechseljahre in einem erträglichen Mass. Und ein Drittel leidet so stark, dass die Lebensqualität massiv eingeschränkt ist. Warum dem so ist, ist unklar. Genetische Faktoren scheinen eine Rolle zu spielen: Wenn die Mutter stark betroffen war, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass auch die Tochter leidet.

Was sind die ersten Anzeichen?

Verschiedene körperliche Reaktionen können auf den Beginn der Wechseljahre hindeuten. «Kopfschmerzen gehören dazu, Wassereinlagerungen in den Beinen, Gewichtszunahme oder auch diffuse Gelenkbeschwerden», sagt Susanna Weidlinger. Spürbar sind auch Gemüts­

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Hormonsturz

veränderungen wie depressive Stimmung, Reizbarkeit, Ängstlichkeit. Perfid: Vielen Frauen ist nicht auf Anhieb klar, dass diese Symptome mit den Wechseljahren einhergehen. Dies auch, weil die als typisch geltenden Hitzewallungen für gewöhnlich erst in einer späteren Phase einsetzen. Die Expertin empfiehlt, einen Arzt aufzusuchen, sobald man bleibende Veränderungen an sich feststellt.

Welche Beschwerden treten auf?

Ergänzend zu den ersten Anzeichen zählen auch körperliche und geistige Erschöpfungszustände, Schlaflosigkeit, unregelmässiger Herzschlag, Sexualprob -

leme oder Harnwegsbeschwerden zu den Symptomen der Wechseljahre. Besonders spürbar ist der Hormonabbau durch wiederkehrende Hitzewallungen. Diese machen vielen Frauen besonders zu schaffen, weil sie sehr abrupt auftreten und je nach Situation zu unangenehmen Situationen führen können – etwa bei Meetings im Job. «Viele Frauen schämen sich, vor Leuten aufzutreten, wenn der Schweiss buchstäblich heruntertropft», sagt Weidlinger.

Warum kommts zu Hitzewallungen?

Experten gehen davon aus, dass der Rückgang des Östrogenspiegels einen Einfluss

ÖSTROGEN

auf das Temperaturregulationssystem im Gehirn hat. Dies, weil das Gehirn das Absinken des Östrogenspiegels als überhitzten Körper interpretiert und darauf reagiert: Die Blutgefässe in der Haut weiten sich, um mehr Wärme abzugeben.

Was kann Frau tun?

Um die Hitzewallungen besser aushalten zu können, wird bei der Kleidung das Zwiebelprinzip empfohlen. Aus medizinischer Sicht kann auch der sogenannte Neurokinin-3-Rezeptorantagonist Fezolinetant helfen, der die Symptome um bis zu 65 Prozent abmildert. Um allerdings der Gesamtheit der Beschwerden entge -

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genzuwirken, sei die Hormonersatztherapie das medizinisch wirksamste Mittel, sagt Expertin Weidlinger.

Was bewirkt die Hormontherapie?

Obwohl die Hormontherapie nachweislich das probateste Mittel ist, um die Wechseljahresbeschwerden zu lindern, hegen manche Frauen Vorbehalte gegen diese Behandlung. Der Grund: Eine folgenreiche Studie der Women's Health Initiative (WHI) aus dem Jahr 2002 wies unter anderem auf ein erhöhtes Brustkrebs­ und Thromboserisiko hin, worauf die Anwendung dieser Therapie rapide absank. Allerdings haben die Autorinnen der Studie die damaligen Resultate mittlerweile relativiert, weshalb die Verbreitung der Hormonersatztherapie wieder zunimmt. Der Nutzen einer Hormonersatztherapie überwiege die Risiken. «Im Durchschnitt erkrankt eine von acht Frauen bis zu ihrem Lebensende an Brustkrebs, also 125 von 1000 Frauen.» Mit einer Hormonbehandlung über zehn Jahre steigt diese Zahl auf 135 Frauen. «Studien zeigen, dass sich dank der Hormontherapie, die vor dem 60. Lebensjahr bzw. innert der ersten zehn Jahre nach der Menopause begonnen wird, das Risiko für Übergewicht, Diabetes, Osteoporose, Dickdarmkrebs sowie die Gesamtsterblichkeit senken. All die positiven Effekte einer Hormonersatztherapie, allen voran die gesteigerte Lebensqualität, gehen angesichts der Angst vor Brustkrebs oft vergessen», sagt die Ärztin, die auch selbst zum Thema forscht. Klar ist indes auch, dass bei einer Frau, die bereits an Brustkrebs erkrankt war, keine Hormontherapie angewandt werden darf.

Andropause

Was ist die Andropause?

Die Andropause (der altgriechische Wortteil «andro» steht für «Mann») wird auch als Aging Male Syndrom oder männliche Wechseljahre bezeichnet und umschreibt den Lebensabschnitt ab dem 40. Altersjahr, welcher von einem Rückgang des männlichen Sexualhormons Testosteron gekennzeichnet ist. Bei der Frau ist die Menopause klar definiert (erster Tag der letzten Regelblutung). Dagegen lässt sich die Andropause zeitlich nicht fixieren. Die Hormonveränderungen beim Mann nehmen schleichend zu. Analog zu den Wechseljahren bei der Frau treten aber auch verschiedene physische und psychische Symptome auf, welche dem Mann zu schaffen machen können.

Was sind die ersten Anzeichen?

«Häufige erste Anzeichen sind Schlafstörungen, Antriebsmangel, Konzentrationsveränderungen und Reizbarkeit, parallel dazu nehmen Leistungsfähigkeit und Belastbarkeit ab», sagt PD Dr. Frédéric Birkhäuser, Facharzt für Urologie und Co ­ Chefarzt am Urologiezentrum Hirslanden Luzern. «Spürbar ist auch ein Rückgang von Libido und erektiler Funktion. Dazu kann es zu einer Gewichtszunahme (besonders am Bauch) kommen, während Kraft und Muskelmasse zurückgehen.» Weniger bekannt ist, dass auch beim Mann Hitzewallungen auftreten können.

Welche Symptome gibt es zudem?

Als einschneidend wird die Veränderung von sexuellem Verlangen und sexueller Aktivität wahrgenommen. «Dies kann zu Konflikten in der Partnerschaft führen», so Birkhäuser. Hormonell stark beeinflusst wird aber auch die Psyche. «Es können im Verlauf der Zeit Wesensveränderungen auftreten, die nebst dem Betroffenen auch den Partner oder die Partnerin sowie das ganze soziale Umfeld belasten.» Körperlich gesehen sind zudem Langzeitfolgen des Testosteronabfalls nicht zu unterschätzen. So kann es zu Osteoporose kommen, die Gefahr von Knochenbrüchen nimmt zu. «Es ist deshalb wichtig, dass der Testosteronmangel erkannt wird, damit man frühzeitig reagieren kann.»

Wann sollte man zum Arzt gehen?

Grundsätzlich immer dann, wenn im Rahmen einer Kontrolle ein zu tiefer Testosteronwert festgestellt wurde. «Dieser

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20 25 30 35 40 45 50 60 70 Endokrinologie Foto: Getty Images; Grafik: Shutterstock

TESTOSTERON

muss genauer analysiert werden – unter Berücksichtigung weiterer Symptome», sagt Experte Birkhäuser. Den Gang zum Arzt empfiehlt er aber auch dann, wenn der Mann merkt, dass etwas nicht mehr stimmt. «Also wenn er einen Libidoverlust feststellt. Oder wenn er seinen Alltag nicht mehr selbst in den Griff bekommt.

Wenn das Umfeld sowie die Partnerschaft (mit­)leiden.» Die Diagnostik in diesen Fällen sei zentral. Denn: «Der Punkt ist, dass die Andropausensymptome nicht spezifisch sind, sondern auch oft im Zusammenhang mit anderen Krankheiten oder Zuständen vorliegen können.» Als Ursache sind zum Beispiel

psychische Gründe wie etwa eine Depression oder ein Burnout denkbar, aber auch Fehlfunktionen der Schilddrüse oder allgemein schwere Erkrankungen.

Was kann Mann alles tun?

Im Fall eines Testosteronmangels gilt es, den Spiegel wieder anzuheben. Hierzu ist allerdings nicht immer eine Hormonersatztherapie nötig. «Viel kann ich schon mit einer Verbesserung des Lifestyles erreichen», sagt der Experte. «Oft helfen mehr Bewegung, eine ausgewogene Kost inklusive Abnehmen, Rauchstopp, Alkoholreduktion und eine verbesserte Schlafhygiene.» Ein Punkt, der für beide Geschlechter gilt: Ein gesunder Lebensstil kann helfen, diese schwierige Lebensphase besser zu meistern, als wenn es uns aufgrund von Stress, Schlafmangel oder Übergewicht ohnehin schon schlecht geht. Falls das nicht den gewünschten Effekt erzielt, ist beim Mann eine Testosteronsubstitution angezeigt. Sie erhöht den Testosteronspiegel und lindert die auftretenden Symptome. Allerdings gelte es hier einiges zu beachten, so Birkhäuser. «Eine Testosterontherapie kommt nur infrage, wenn erstens typische Symptome und zweitens ein Testosteronmangel vorliegen. Für eine Andropause typische Symptome ohne Testosteronmangel sollten nicht mit Testosteron behandelt werden.»

Darauf stehen unsere Füsse

Sie bleiben oft auf der Strecke: unsere Füsse! Dabei ruht auf ihnen die ganze Last. Diese Tipps und Übungen stärken die Fussmuskulatur.

Bettina Bono

Unsere Füsse sind komplexe Wunderwerke der Natur. Mit 26 Knochen (rund ein Viertel aller Knochen unseres Körpers), 33 Gelenken, 20 Muskeln, über 100 Bändern und bis zu 70 000 Nervenendungen bilden sie das Fundament unseres Körpers. Beim Laufen muss der menschliche Fuss das bis zu Dreifache des Körpergewichts tragen, täglich legt er in etwa 6000 Schritte zurück und umrundet somit in seinem gesamten Leben fast viermal die Welt.

Doch trotz ihrer wichtigen Rolle im täglichen Leben, von der Fortbewegung bis zum Gleichgewicht, erhalten sie oft nicht die Aufmerksamkeit, die sie verdienen. Beachtung schenken wir den Füssen meist erst dann, wenn sie schlapp machen. Das ist oftmals in der zweiten Lebenshälfte der Fall: Etwa 50 Prozent aller über 50 ­Jährigen klagen über Fussschmerzen. Denn im Alter verändert sich

nicht nur die Fussform, auch das Bindegewebe und die Fussmuskulatur werden schwächer. Zu den häufigsten Problemen gehören Arthrose, Plantarfasziitis (Fersensporn) oder Hallux valgus (Schiefstellung des grossen Zehs). Diese Umstände können in vielen Fällen auch Auswirkungen auf Knie, Hüftgelenke und die Wirbelsäule haben. Es lohnt sich also neben dem richtigen Schuhwerk einer gut trainierten Fussmuskulatur Beachtung zu schenken.

Besonders angetan sind Füsse von Wackel­Workouts. Ein Balancetraining auf instabilem Untergrund aktiviert die «Minimuskeln». Für solche Übungen eignen sich Balance ­Boards und Wackelbretter. Auch mit einer festen Faszienrolle (geringer Durchmesser) lässt es sich bestens trainieren. Dabei handelt es sich eher um eine Art Massage, bei der der Fuss unter Druck über die Rolle gleitet. Diese «Rollmassage» soll Zwischenzellflüssigkeit verschieben, damit Verspannungen lösen und Schmerzen lindern. Nicht minder wichtig ist eine regelmässige Fusspflege. Sind die Zehennägel zu lang, eckig und überstehend kann es bei längerem Laufen zu schmerzenden Zehen kommen. Auch die Fussmuskulatur kann dabei in Mitleidenschaft gezogen werden.

Doch über etwas freuen sich alle Füsse: Barfusslaufen! Egal ob auf Sand, im Wald oder auf anderen Untergründen –

32 Fussgesundheit Illustration: Shutterstock

das Laufen ohne Schuhe belebt und gilt auch aus medizinischer Sicht als extrem gesund. Populär sind daher in den letzten Jahren Barfussschuhe geworden. Der Trend basiert auf der Annahme, dass eine weniger restriktive Umgebung die Füsse stärkt und ihre Funktionalität verbessert. Experten betonen jedoch, dass Barfussschuhe nicht für alle Menschen geeignet sind. Bei stärkeren Deformitäten wird nach wie vor eine orthopädische Beratung empfohlen. Gut, ist nun erst mal der Sommer in Sichtweite – und damit das Barfusslaufen ganz ohne jegliches Schuhwerk.

Leserangebot

Der Gesundheitsschuh von Anova macht Gehen leichter

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Anova Schuhe aus Zofingen AG haben schon vielen Schmerzgeplagten helfen können und gelten als Geheimtipp – bei zahlreichen Fuss-Experten sind sie längst die erste Empfehlung für gesundes Gehen und Stehen. Gefragt sind die bequemen Schuhe vor allem, wenn es darum geht, Schmerzen zu reduzieren oder wenn langes Gehen und Stehen gefordert ist. Wer die Sneakers von Anova einmal getragen hat, will sie nicht mehr hergeben. Die Schuhe bieten dem Fuss den nötigen Platz, unterstützen ihn vom Auftritt bis zur Abstossbewegung optimal und dämpfen harte Schläge. Dadurch helfen Sie nicht nur bei Fussbeschwerden wie Fersensporn, Hallux valgus oder Achillessehnenschmerzen und Arthrose, sondern entlasten auch Rücken, Knie und Hüfte.

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Fuss-Workouts

Zehenschmerzen: Ein Dutzend Murmeln auf den Boden legen und mindestens zehn davon mit den Zehen aufsammeln und in ein etwas höheres Gefäss legen.

Ballenzeh: Den Vorfuss um einen Tennisball krallen und für ein paar Sekunden die Spannung halten. So wird das Fussgewölbe gekräftigt und sackt nicht weiter ab.

Plattfüsse: Sich mit beiden Füssen an die Kante einer Matte stellen, sodass die Fersen über das Ende hinausragen. Nun langsam auf die Zehenspitzen gehen und die Ferse so weit wie möglich nach unten drücken, ohne den Boden zu berühren.

Spreizfüsse: Die Zehen mit den Fingern umfassen, den Handballen gegen den Fussballen drücken und dabei die Zehengrundgelenke biegen. Dann die Zehen gegen den Widerstand der Finger zurückziehen. Diese Übung zehnmal pro Fuss wiederholen.

Nicht nur der hohe Tragekomfort ist sofort spürbar, auch modisch gehen die Schuhe mit der Zeit. Vom Outdoor-Schuh bis zum City- Modell ist alles mit dabei. Was Anova besonders auszeichnet, ist ihre ausgeklügelte Schweizer Technologie. Sie macht selbst lange Tage auf den Beinen besonders angenehm und kann Schmerzen spürbar reduzieren oder beheben. Die Schuhe sind im eigenen Webshop sowie im ausgewählten Schuh- und Orthopädie-Fachhandel erhältlich. Eine besonders grosse Auswahl inklusive vieler Outlet-Angebote und weiterer Schuhe für gesundes Gehen und Stehen gibts im Anova Fabrikladen an der Mühlethalstrasse 77 in Zofingen (Telefon: 062 752 30 30).

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Nur nicht rot werden

Hautkrebs zählt zu den häufigsten Krebsarten, aber auch zu den vermeidbarsten. Was in Sachen Sonnenschutz wichtig ist. Jasmin Gruber

Die Schweiz gilt als Hochrisikoland für Hautkrebs. Die Anzahl Neuerkrankungen hat sich in den vergangenen 30 Jahren verdoppelt. Aktuell erkranken pro Jahr 25 000 Menschen an dieser Krebsart. Wird er früh erkannt, kann Hautkrebs gut behandelt werden. Am wirksamsten jedoch ist die Prävention: Kleidung, Kopfbedeckung und Sonnencreme sind der beste Schutz vor UV-Strahlung.

Viele Langzeitstudien weisen eindeutig nach, dass Sonnenschutzmittel UV-bedingte Zellschäden der Haut und damit unterschiedliche Formen von Hautkrebs verhindern können. Die meisten Menschen greifen jedoch erst zur Tube, wenn sie bereits in der Sonne liegen. Falsch! Sonnencreme sollte 30 Minuten vor dem

Sonnenbad aufgetragen werden – und zwar in ausreichender Menge: Drei Esslöffel für den Körper, ein Teelöffel für Gesicht und Hals. Nach starkem Schwitzen und nach dem Schwimmen sollte man sich aufs Neue eincremen. Bereits im Frühling sind UV-Strahlen so intensiv, dass Hautschutz unverzichtbar ist, selbst bei leichter Bewölkung und moderaten Temperaturen. Das Bundesamt für Gesundheit empfiehlt Sonnencreme, die vor UV-A- und UV-B-Strahlen schützt und einen Lichtschutzfaktor (LSF) von mindestens 30 hat. Vorsicht: Eine Creme mit hohem LSF ist kein Freipass für einen unbeschränkten Aufenthalt in der prallen Sonne.

Um die Haut von innen zu schützen, sollte man zudem ausreichend Wasser trinken. Vitamine und Mineralien sind zusätzlich wichtig, um die Haut gesund und widerstandsfähig gegenüber intensiver Sonneneinstrahlung zu halten. Hautkrebs entsteht meist lange Zeit nach einer UV-Exposition. Und man weiss aus Studien, dass dies Jahrzehnte dauern kann. Entgegen der Meinung vieler Menschen hat Hautkrebs oft auch fast keine Symptome. Er juckt nicht und tut auch nicht weh. Es handelt sich meistens um ein Muttermal, das sich verändert oder das anders aussieht als andere Muttermale. Wer eine solche Veränderung feststellt, sollte umgehend einen Dermatologen oder eine Dermatologin aufsuchen.

So schützen Sie sich

• Intensive Sonne meiden, besonders um die Mittagszeit

• Hut tragen und die Schultern bedecken

• Die Augen mit einer Sonnenbrille vor UV-Strahlen abschirmen

• Creme mit hohem LSF (mind. 30) verwenden

• Auf Solarien verzichten

• Nach dem Öffnen ist eine Sonnencreme normalerweise zwölf Monate haltbar. Dann verlieren die Inhaltsstoffe die Schutzwirkung

34 Foto: Getty Images
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