Queer Space [GER] | Masterthesis

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queer space Masterthesis Ricarda Oed Technische Hochschule Georg-Simon-Ohm Fakultät Architektur Sommersemester 2024

STAND DER FORSCHUNG Der aktuelle Stand der Forschung im Bereich queere Räume und queer-inclusive-planning reflektiert ein wachsendes Interesse an der Schaffung und dem Erhalt von sicheren, inklusiven Städtischen- und Innenräumen für Queers. Studien zeigen, dass queere Räume wie schwul-lesbische Viertel oder queere Community-Zentren eine entscheidende Rollte für das soziale Leben und die Identitätssicherung queerer Individuen spielen. Diese Orte bieten nicht nur Schutz vor Diskriminierung, sondern auch Räume für soziale Interaktion und Gemeinschaftsbildung. Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass die Sichtbarkeit und Verfügbarkeit solcher Räume durch städtische Planung und Politikgestaltung unterstützt werden muss, um die Bedürfnisse der queeren Gemeinschaft zu berücksichtigen. Ein zentrales Konzept ist das „queerinclusiv-planning“, welches Planungsansätze umfasst, die Diversität fördern und sicherstellen, dass öffentliche und private Räume inklusiv gestaltet werden. Aktuelle Ansätze betonen die Wichtigkeit partizipativer Planungsprozesse, bei denen queere Personen aktiv an die Gestaltung und Entscheidung von Stadtentwicklungsprojekten einbezogen werden. Trotz Fortschritten in einigen Städten bleibt die Herausforderung bestehen, queere Räume zu etablieren und gegen politische Rückschläge zu schützen. Zukünftige Forschung fokussiert sich auf innovative Planungsstrategien, um eine nachhaltige Integration und Unterstützung queerer Räume zu gewährleisten. Die folgende Arbeit fügt sich diesem Stand an.

VORWORT Wenn man über die queere Community nachdenkt, kommen zuerst viele außergewöhnliche Personen in den Kopf: DragQueens und -Kings, extravagante Outfits, Glitzer und Regenbogen. Sobald man sich dieser Welt hingibt und sich mit ihr näher beschäftigt, wird man feststellen - es ist genau das - aber auch noch so viel mehr.

Durch den Schirmbegriff Queer blendet man oftmals aus, dass es sich hierbei um Menschen handelt. Menschen, denen man wahrscheinlich sehr häufig im Alltag begegnet. Selten fragen wir nach der Sexualität oder dem gender einer Person. Wir gehen von einer heterosexuellen Cis-Person aus oder verlieren uns in lookistischem Gedankengut. Dabei wären die meisten Personen überrascht, wie vielen Queers sie bereits begegnet sind oder sie in ihrem Umfeld haben.

Der Begriff Queer wird als Überbegriff für alle Labels der LGBT*QIA+ Community verwendet. Personen mit nicht-cis geschlechtlichen Identitäten oder nicht-heterosexuellen Orientierungen müssen sich nicht mit diesem Begriff identifizieren. Er dient lediglich dazu, eine diskriminierungs- und wertfreie (zumindest wertarme) Formulierung für eine gesamte Community zu verwenden.

Dies bedeutet jedoch auch, dass die queere Community unter diesem Begriff, somit auch in dieser Arbeit, verallgemeinert wird. Wie Themen des Feminismus nie alle Frauen* einschließen kann, ist es hier nicht möglich, die Stimme aller Queers zu sein. Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Queer, Inter*, Asexuelle und viele weitere haben alle ihre eignen Lebensrealitäten und Bedürfnisse. Mit dieser Arbeit soll keines dieser Anliegen vernachlässigt oder abgewertet werden.

Um den zeitlichen Rahmen zu wahren und die Bearbeitung eines in Deutschland kaum erforschten Themengebiets zu erleichtern, wurde sich hier auf den allgemeinen Konsens und die grundlegenden Problemstellungen bezogen.

1 Roig, Zykunov und Horch; Unlearn Patriarchy 2 (2024, Seite 52)

Ziel und Hoffnung dieser Arbeit ist es, eine Forschungslücke aufzuzeigen und diese durch Fachwissen aus der Architektur mit gesellschaftlichen und sozialpolitischen Themen anzugehen und an eine feministische Forschung anknüpfen. Der städtische und besonders der öffentliche Raum ist ein Ort, der Allen gleichermaßen und bedingungslos zustehen sollte. Somit möchte ich mit dieser Masterarbeit einen weiteren Schritt in diese Richtung gehen.

In diesem Abschnitt möchte ich zudem darauf hinweisen, dass möglicherweise Gender- oder Sprachfehler auftreten können, die Personen ausgrenzen oder zuordnen. Diese Arbeit wurde mit der besten Absicht erstellt, niemanden zu diskriminieren, diskreditieren oder zu beleidigen. Sollten solche Fehler auftreten, bitte ich um Verständnis und Nachsicht.

Des Weiteren ist es relevant zu erwähnen, dass ich eine weiße Person bin, die meist als heterosexuelle Cis-Frau gelesen wird. Obwohl ich als Frau marginalisiert und diskriminiert werde, erfahre ich dennoch große Privilegien, deren ich mir während dieser Arbeit zu jeder Zeit bewusst bin. „Sobald du in einer Position bist, in der du mehr Macht als andere hast, solltest du dich darum bemühen, auch die Stimmen von Menschen zu hören, die sonst unsichtbar bleiben.“1

9. Resultat

INHALTSVERZEICHNIS

Anforderungen Fazit Nachwort

1. Einführung Glossar Einleitung Queere Historie

S. 17 S. 21 S. 25

2. Queer & Stadt Aktionsplan Queeres Nürnberg Queere Räume

S. 31 S. 35

3. Gebauter Raum Bebauungsanalyse Der Ort Altstadt Transit Südstadt Begrünungsanalyse Sonnenstandsanalyse Verkehrsanalyse Flächenanalyse

S. 43 S. 47 S. 51 S. 55 S. 59 S. 63 S. 65 S. 67 S. 69

4. Gestaltung & Nutzung Queerfreundlich Be- Nutzung Erdgeschoss Fallbeispiele Labeln als Einzelperson

S. 83 S. 89 S. 111 S. 119 S. 127

5. Inklusive Sanitärlösungen Toiletten im Innenraum Toiletten im Außenraum

S. 141 S. 151

6. Identifikation & Identität Flaggen Symbole im öffentlichen Raum Magnus Hirschfeld und Co.

S. 161 S. 167 S. 173

7. Unsicherheiten Angsträume Diskriminierung

S. 183 S. 197

8. Sichtbarkeit Teilhabe

S. 209

S. 223 S. 237 S. 239

10. Anhang „Queer space“ Umfrage Zeichnungsverzeichnis Abbildungsverzeichnis Quellverzeichnis Prüfungsrechtliche Erklärung

S. 243 S. 255 S. 261 S. 265 S. 273

EINFÜHRUNG

„Look out 'cause here I come and I'm marching on to the beat I drum I'm not scared to be seen I make no apologies, this is me“ This is me - Keala Settle

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1. EINFÜHRUNG

Drag

GLOSSAR

Als Drag bezeichnet man eine besonders extravagante und glamouröse Art, sich Darzustellen. Diese wird oftmals mit Cross-Dressing bzw. unterschiedlicher vergeschlechtlichender Kleidung verwendet. So wird die Darstellung des tendenziell Männlichen als DragKing oder Kinging bezeichnet - das Darstellen des eher Weiblichen als DragQueen oder Queening.

*Asterisk Der Asterisk oder das Sternchen hinter Begriffen steht für eine begriffliche, aber auch identitäre Vielfalt der Bezeichnung. Das Symbol dient als Platzhalter zur Inklusion (Einbeziehung) und bietet eine Schreib- / Lesart über das binäre Geschlechtssystem hinaus. ableisiert / disableisiert Ableismus ist das strukturelle Diskriminierungsverhältnis, das nicht-/ behinderung bzw. Dis-/ Ableisierung konstruiert. Personen, die in einer Gesellschaft nichtbehindert sind, sind ableisiert. 2 binär Eine binäre Haltung im Geschlechtersystem geht davon aus, dass es nur zwei Geschlechter gibt: Mann und Frau. Jede Art von Toleranz gegenüber einem Anderssein oder Durchbrechen der Norm wird weiterhin an diesen beiden Aspekten ausgerichtet (Beispiel: Ein lesbisches Paar fragen, wer der Mann in der Beziehung sei).

heteronormativ Hier wird von dem gesellschaftlichem Wertesystem einer heterosexuellen Beziehung gesprochen, welches eine sexuelle und / oder romantische Beziehung zwischen Mann und Frau als normal bezeichnet und ansieht. Ich verwende den Begriff heteronormativ, nachdem auch beispielsweise bisexuelle Personen als hetero gelesen werden können.3

cis / cisgeschlechtlich Cis-Frau oder Cis-Mann bedeutet, dass man sich mit dem bei der Geburt zugeschrieben Geschlecht identifiziert und damit lebt. Mit der Verwendung von cis wird der Ausdruck „normal“ abgelehnt. Somit stellt sich diese Begrifflichkeit gegen die Zuordnung des „nicht-normal-sein“ bei etwa Trans* Personen und kritisiert das binäre Geschlechtersystem.

FLINTA* In queeren und feministischen Räumen steht diese Bezeichnung für die Abkürzung von Frauen, Lesben, Trans*, nicht-binär-geschlechtlich, Inter*, Agender. Es wird hauptsächlich der Cis-Mann ausgeschlossen.

Der Asterisk steht für die Inklusion von Personen, welche sich nicht einordnen lassen (wollen).

Lookismus / lookistisch [von engl. look = Aussehen] Looksimus steht für die Abwertung aufgrund des Aussehens. Das bedeutet die Diskriminierung, Stereotypisierung, Stigmatisierung bis hin zu Gewalt aufgrund von Merkmalen wie Körper, Kleidung, gesellschaftlicher Schönheitsideale oder Normabweichungen.

LGBT*QIA+ Die Abkürzung steht für die englischen Begriffe Lesbian, Gay, Bisexual, Transgender*, Queer, Intersexual, Asexual [übersetzt: „lesbisch, schwul, bisexuell, transgender*, queer, intersexuell, asexuell“ im deutschen LSBT*IQ abgekürzt]. Das Plus steht für alle weiteren Sexualitäten und (nicht vorhandenen) geschlechtlichen Zuordnungen. Der Asterisk inkludiert alle Identitäten und Formen solcher.

Passing [von engl. to pass = bestehen] im Bezug auf Gender bedeutet das Passing die erwünschte geschlechtliche Zuordnung durch andere. Hierbei geht es um das gelesen und (mis-)gendert werden. Eine Person, welche als männlich wahrgenommen wird, obwohl diese bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugeschrieben bekam, hatte somit ein männliches Passing.

2 AG Feministisch Sprachhandeln der Humboldt-Universität zu Berlin; o.D. http://feministisch-sprachhandeln.org 3 ebd.

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(Bi)PoC / Black indigenous People of Color Dieser Begriff ist eine Selbstbezeichnung für Menschen oder Gruppierungen, die Rassismus erfahren.

Die eigentliche Hautfarbe spielt dabei keine zentrale Rolle. Mit dem Begriff werden abwertend genutzte Zuschreibungen positiv umgedeutet und wieder angeeignet. Er richtet sich an alle rassifizierten und unterdrückten Communities. 4

Queer Der Begriff wird nicht nur als Schirmbegriff für alle Labels, die queere Community oder allgemein für Körper, Identitäten und Sexualitäten, die von hegemonialen Normen abweichen verwendet, sondern vielmehr als politisches Statement, das sich gegen verschiedene Formen von Diskriminierung und Unterdrückung aussetzt. Er war lange Zeit im englischen ein Schimpfwort, besonders gegenüber schwulen Männern. Mittlerweile haben sich queere Menschen den Begriff positiv angeeignet. Queer beschreibt somit nicht nur eine geschlechtliche oder sexuelle Orientierung, sondern beinhaltet eine Systemkritik des binären und heteronormativen.5 Personen mit nicht-cis geschlechtlichen Identitäten oder nicht-heterosexuellen Orientierungen müssen sich nicht mit dem Begriff Queer oder der queeren Community identifizieren, jedoch wird damit ein Überbegriff geschaffen, welcher diskriminierungsund wertfrei eine Gruppe von Personen beschreibt, ohne diese zu labeln.

Der Begriff Queer wird im Laufe der gesamten Arbeit initial groß geschrieben, um Respekt und Sichtbarkeit zu demonstrieren.

Sex / Gender Das biologische Geschlecht [engl. sex] basiert auf sicht- und messbaren Faktoren wie Chromosomen, Hormonen, äußeren und inneren Geschlechtsorganen, wie zum Beispiel Vulva, Eierstöcke, Östrogen und XX-Chromosomen als weiblich; und Hoden, Penis, Testosteron und XY-Chromosomen als männlich.

Trotzdem bedeutet dies, dass es auch Menschen gibt, deren biologisches Geschlecht mehrdeutig ist. Diese Menschen werden als inter*, intersexuell oder inter-

4 Der Begriff People of Color oder Person of Color (POC); o. D. https://www.gra.ch 5 Queer; 04.01.2024 https://queer-lexikon.net 6 Sex vs. Gender; o. D. https://echte-vielfalt.de

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geschlechtlich bezeichnet. Ihre „Faktoren“ werden meist schon als Säuglinge operativ an „männlich“ oder „weiblich“ angepasst, um in ein binäres System eingeordnet werden zu können.

Das soziale Geschlecht [engl. gender] wird durch die Bewertung von Aussehen, Körpersprache und Handlungsweisen kulturell definiert. So spricht man von „Männer- und Frauenabteilung“ für Spielsachen, Kleidung, Bücher und Filme. Bereits Kindern wird beigebracht, welcher Geschlechterrolle sie zu entsprechen haben.6 Diese Zuordnung erfolgt gemäß dem biologischen Geschlecht.

trans* Der Begriff trans* wird hier als Überbegriff verwendet, welcher verschiedene Identitäten fasst. Unter trans* kann transgender, transgeschlechtlich, transsexuell, transident und weitere gefasst werden. Er beschreibt ein Spektrum verschiedener geschlechtlicher Transformationen (beispielsweise die Geschlechtsangleichung Frau zu Mann).

Transition Die Transition beschreibt eine breit aufgestellte Anzahl an Veränderungen der geschlechtlichen Identität bzw. dem bei der Geburt zugeschrieben Geschlecht (beispielsweise eine Person, welche bei der Geburt das weibliche Geschlecht zugeteilt bekam, sich jedoch mit dem männlichen Gender identifiziert und sich dazu entscheidet, in die Transition von „Frau zu Mann“ zu gehen).

weiß Bei dem Begriff weiß oder dem Weißsein geht es nicht um eine Bezeichnung des sozialen Konstrukts der „Rasse“, sondern um eine soziale Position in einer rassistischen und hierarchischen Ordnung. Diese Differenzierung dient der Darstellung von unterschiedlichen Erfahrungen und Privilegien.

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EINLEITUNG Die queere Hochburg Deutschlands ist zweifellos Berlin - besonders der Regenbogenkiez Schöneberg.

Bereits in den 1920er-Jahren galt das Szeneviertel als der place-to-be für die queere Community. Zahlreiche Diskotheken, Bars und Szeneclubs, die sich direkt an ein Publikum außerhalb des Heteronormativs richteten. Der Mittelpunkt dieser Welt war das Travestielokal „Eldorado“ an der Motzstraße.7 Ein Ort, der große Namen wie Magnus Hirschfeld, Marlene Dietrich und Charlie Chaplin bewirten durfte.8 Der Slogan als Schriftzug über der Tür des Lokals „Hier ists richtig“, zierte bis ca. 1933 den öffentlichen Raum. Mit der darauf folgenden Machtübernahme der nationalsozialistischen Regierung und der damit verbundenen Verfolgung von Homosexuellen endete auch die Ära des Etablissements.9 Obgleich das „Eldorado“ bis heute geschlossen blieb, zog Berlin auch nach dem Zweiten Weltkrieg und bis heute queere Menschen aus aller Welt in die Metropole. Der aktuelle Dokumentarfilm „Queere Exile Berlin“ porträtiert das Leben von sechs Queers, die in Deutschlands Hauptstadt die persönliche Erfüllung und einen Schutzraum sahen. In diesem Film geht es um die Lebensrealitäten von Haidar, der aus Syrien fliehen musste und heute als Tänzer unter dem Namen „The Darvish“ aktiv ist; Gloria Viagra, Prenzlauer Berg Polit-DragQueen; Eunice aus Portugal, welche gerade ihre Transition begann; Jean-Ulrich, ein zugezogener Künstler aus New York, Mischa aus Russland mit armenischen Wurzeln und Monika, einer Aktivistin mit Verbindungen zwischen Berlin und Szczecin, Polen.10 Der Film gibt den bunten Farben, den extravaganten Outfits, dem Auftreten außerhalb des Normativen einen Namen,

ein Gesicht und eine Geschichte. Verschiedene Lebensrealitäten werden auf einer Leinwand miteinander verbunden. Sie finden Konsens in ihren Hoffnungen und Zielen: ein Leben in Frieden, Freiheit, und Toleranz. Doch die Dokumentation beinhaltet auch die Schattenseiten oder bisherige Realität dieser Wünsche. Die gesellschaftliche Akzeptanz und Aufgeschlossenheit sind unabdingbar für das erhoffte Leben. Alle der dargestellten Personen können persönliche Erfahrungen von Ausgrenzung und Diskriminierung berichten.11 Dies sind keine Sonderoder Einzelfälle: Bereits in 2022 ist die registrierte Zahl der Angriffe gegen queere Menschen weiter angestiegen. Insgesamt 1.400 Straftaten wurden als Gewalt gegen Queer eingeordnet. Die Dunkelziffer ist vermutlich deutlich höher.12 Laut den Daten des Bundeskriminalamts und des Bundesinnenministeriums wurden im Jahr 2023 1.499 Fälle im Bereich “sexuelle Orientierung” und 854 Fälle im Bereich “geschlechtsbezogene Diversität” gemeldet. Dies entspricht einem Anstieg der Vorfälle gegen lesbische, schwule, bisexuelle und queere Menschen um 49 % und gegen trans*, intergeschlechtliche und nicht-binäre Menschen um 105 %.13 Zahlen wie diese entstehen nicht nur in Berlin, sondern im gesamten Land. In der Studie „How are you?“ Die Lebenssituation von LSBTIQA* Jugendlichen und jungen Erwachsenen in Bayern“ aus 2023 wurden die insgesamt 1.710 Teilnehmenden gebeten, Orte zu nennen, an denen sie Diskriminierung erfahren haben. Die am häufigsten genannten Kategorien waren „in der Schule“ mit 55,7 % und „in der Öffentlichkeit“ mit 52,5 %.14 Die Sicherheit und Sorglosigkeit von rund 9 Millionen queeren Personen in Deutschland15 steht somit täglich in Verbindung mit der sie umgebenden Gesellschaft.

7 Queeres Schöneberg; 07.05.2024 https://www.tip-berlin.de 8 Im Eldorado tanzte Berlin auf dem Vulkan. BZ; 03.07.2023 https://www.bz-berlin.de 9 ebd.

10 Queer Exile Berlin; 2023 https://www.3001-kino.de 11 Queere Exile Berlin [Film] 2023 12 Queerfeindliche Gewalt; o. D. https://www.lsvd.de 13 Vorstellung der Fallzahlen zur Politisch motivierten Kriminalität; 2023 https://www.bka.de 14„How are you?" 2023 [Studie] Bayerischer Jugendring (Hrsg.).

15 Queer History Month; 20.06.2024 https://www.uni-wh.de

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In dem Dokumentarfilm geht es neben den Einzelpersonen auch um das Umfeld der Hauptstadt. Hier wird die Bewegung der Szene widergespiegelt, die drastischem Wandel unterzogen ist. Mittlerweile haben sich eine Vielzahl an Geschlechteridentitäten und sexuelle wie auch romantische Orientierungen abgebildet und etabliert. Alle mit eigenen Anforderungen und Bedürfnissen an die gebaute Umgebung und ihre Mitmenschen. Forderungen wie Sichtbarkeit, Teilhabe, Sicherheit und Mitsprache sind grundlegende Themen.16 Queere Bezirke wie Berlin-Schöneberg, Gärtnerplatz- und Glockenbachviertel in München, das Bermudadreieck in Köln oder die Lange Reihe in St. Georg, Hamburg, sind in Deutschland bekannt.

Diese Viertel wurden weder geplant noch bereitgestellt - sie wurden angeeignet von Queers und Personen außerhalb des Heteronormativs , die sich an diesen Orten angesiedelt und Raum zu ihrem gemacht haben. Städtebauliche und planerische Anforderungen für Queer gibt es noch nicht. Die verbreitetere Forderung einer feministischen Stadtplanung integriert bereits viele Themen einer inklusiven und intersektionalen Umgebung. Punkte wie Angsträume, WCs im öffentlichen Raum, Automobilverkehr und Konzerninteresse werden hier angesprochen und gezielt angegangen.17 Stadtplanung repräsentiert gesellschaftliche Normen und bekannte Narrative. Die Wünsche und Anforderungen marginalisierter Gruppen und Minderheiten bleiben unbeachtet. Der öffentliche Raum ist noch heute ein stark androzentrisch und weiß dominiertes Feld. „Die Entscheidung darüber, was auch heute im öffentlichen Raum geplant ist und welche Projekte als relevant erachtet und umgesetzt werden, wird weiterhin von weißen cis ableisierten Männern dominiert“18. Mit der Erforschung von feministischen Räumen, Anforderungen und Strukturen wurde das planerische Spektrum bereits erweitert, doch wir können Architektur auch nutzen, um eine breite Vielfalt zu repräsentieren und somit auch den problematischen, marginalisierten, diskreditierten und umstrittenen Personen Raum zu geben, so die Schweizer Journalistin und Architektin Charlotte

Wagner.19 Unter dem Ansatz des „queer inclusive planning“ beschreibt auch Rogerio de Jesus Pereira Lopes, Stadtforscher aus Portugal: „Eine zeitgemäße Stadtplanung sollte auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Individuen eingehen.“20 Weiterführend wird erläutert, „Weil Stadtplanung existierende gesellschaftliche Normen widerspiegelt, verfestigt und bestärkt sie die Marginalisierung all derjenigen, deren Lebensrealität den normativen Annahmen widerspricht.“ Öffentlicher Raum bietet eines der größten Diskriminierungspotenziale für queere Personen. Ausgehend von der Annahme, dass die Bedingungen und Bedürfnisse geschlechtlicher und sexueller Minderheiten derzeit in der Stadtplanung noch nicht näher formuliert wurden, muss ein queer-feministisch-inklusiverer Ansatz verfolgt werden, der unterdrückte queere Anforderungen im öffentlichen Raum aufdeckt und mit einbezieht. In der nun vorliegenden Arbeit geht es um die Anforderungen von queeren Personen an den öffentlichen Raum und beschäftigt sich mit der Forschungsfrage: „Inwieweit lassen sich Diskriminierungspotenziale für queere Personen im öffentlichstädtischen Raum erkennen, einordnen und welche stadtplanerischen Anforderungen resultieren aus diesen?“. Hierfür wurde Literaturarbeit, eine empirische Studie, eine quantitative Umfrage sowie Interviews durchgeführt. Im folgenden werden die einzelnen Analysen beispielhaft an dem von mir ausgewählten Ort ausgeführt und näher beschrieben. Die Beobachtungen werden parallel mit Informationen aus Literatur, Umfrage und Interviews textlich begleitet und belegt. Zuletzt soll ein Anforderungskatalog ausgeführt und beispielhaft dargestellt werden.

16 Forderungen, Ziele und Programm des Lesben- und Schwulenverbandes.; o. D. https://www.lsvd.de 17 Was eine feministische Stadtplanung bedeuten kann; o. D. https://www.nrwjusos.de 18 Roig, Zykunov und Horch; Unlearn Patriarchy 2 (2024, Seite 43) 19 Leonie Charlotte Wagner; 2020; Queer: Archithese, Investigative Architektur (Seite 58) 20 Rogerio de Jesus Pereira Lopes; 2017; Sub\Urban, Queer inclusive planning (Seite 252)

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QUEERE HISTORIE

funden wurden und weiterhin für die Arbeit oder zum Gebären nützlich sein konnten.26

Die queere Geschichte in Deutschland ist seit 1900 geprägt von wechselnden gesellschaftlichen und politischen Bedingungen, welche die Rechte und Lebensqualität von LGBT*QIA+ Personen stark beeinflusst haben.

Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb der § 175 bestehen. In Westdeutschland wurde er in den 1950er und 1960er-Jahren weiterhin streng angewandt, während in der DDR (Ostdeutschland) die Verfolgung ab den 1950er-Jahren abnahm und der Paragraf im Jahr 1968 stark eingeschränkt wurde.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Gründung der Weimarer Republik (1918-1933) gab es erste Fortschritte in der Akzeptanz und Sichtbarkeit von Queers.21 Die Magnus-Hirschfeld-Stiftung, gegründet vom Sexualforscher Magnus Hirschfeld, setzte sich für die Rechte von Homosexuellen ein und betrieb das Institut für Sexualwissenschaft, das 1919 eröffnet wurde. Es war ein Zentrum für Sexual- und Genderforschung, Aktivismus und bot auch medizinische und psychologische Hilfe für queere Menschen an.22 Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 verschlechterte sich die Situation dramatisch. Homosexuelle wurden verfolgt, viele von ihnen wurden in Konzentrationslager deportiert.23 Der Paragraf §175 des deutschen Strafgesetzbuches, der homosexuelle Handlungen zwischen Männern kriminalisierte, wurde verschärft und rigoros durchgesetzt: „Widernatürliche Unzucht, welche zwischen Personen männlichen Geschlechts oder von Menschen mit Tieren begangen wird, ist mit Gefängnis zu bestrafen; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden.“24 Zehntausende Männer wurden verhaftet und schätzungsweise 10.000 bis 15.000 von ihnen starben in Lagern.25 Der § 175 schließt nur homosexuelle Männer ein, da lesbische Frauen zwar unter dem Begriff „asozial“ geführt, aber als krank oder verwirrt be-

Erst 1969 kam es in der Bundesrepublik Deutschland zu einer ersten Reform, die das Mindestalter für sexuelle Handlungen zwischen Männern auf 21 Jahre festlegte. 1973 wurde das Alter auf 18 Jahre gesenkt, aber erst 1994 wurde Paragraf § 175 vollständig aufgehoben.27 Der Christopher Street Day (CSD) hat seinen Ursprung in den Stonewall-Aufständen, die am 28. Juni 1969 in der Christopher Street in New York City stattfanden. Diese Aufstände, ausgelöst durch Polizeirazzien in der Stonewall Bar, markierten einen Wendepunkt im Kampf für die Rechte der LGBT*QIA+ Community und führten zu jährlichen Demonstrationen und Paraden, die bis heute als Pride bekannt sind.28 Anfang der 1980er-Jahre kam der CSD nach Deutschland, wobei die erste große Demonstration bereits 1979 in Berlin stattfand. Seitdem hat sich der CSD zu einer der wichtigsten Veranstaltungen für die LGBT*QIA+ Bewegung in Deutschland entwickelt, die jährlich in vielen Städten gefeiert wird, um Gleichberechtigung, Akzeptanz und die Rechte von Queers zu förder.29 Die Wiedervereinigung 1990 führte zu einer Angleichung der rechtlichen Situation in Ost- und Westdeutschland. In den 1990er-Jahren begann eine stär-

21 Beachy, R.; Das andere Berlin (2015) 22 Bundesstiftung Magnus Hirschfeld; 22.11.2023 https://mh-stiftung.de 23 Grau, G. & Schoppmann, C; Homosexualität in der NS-Zeit (1993) 24 Paragraph 175; o. D. https://www.antidiskriminierungsstelle.de 25 Homosexuelle; 23.06.2021 https://www.bpb.de 26 Lesben im Nationalsozialismus; o. D. https://www.siegessaeule.de 27 VStudies, A. Q.; Verqueerte Verhältnisse (2009) 28 Die Geschichte der Christopher Street Days; o.D. https://www.regenbogenportal.de 29 Gammerl, B.; Queer: Eine deutsche Geschichte vom Kaiserreich bis heute (2023)

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kere gesellschaftliche Akzeptanz von LGBT*QIA+ Personen. 2001 führte Deutschland die eingetragene Lebenspartnerschaft für gleichgeschlechtliche Paare ein, die 2017 durch die Ehe für alle abgelöst wurde.30 Dennoch führte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) bis 1993 Homosexualität auf der Liste von Seuchen, Krankheiten und Epidemien31 und noch bis in das Jahr 2018 wurden Trans* als Menschen mit „Störungen der Geschlechtsidentität“ unter dem Abschnitt „Mentale und Verhaltensstörungen“ eingeordnet.32 Bis 2021 wurden bei intersexuellen Kindern bei der Geburt geschlechtsangleichende Operationen vorgenommen.33 Aktuell sind Queere Rechte in Deutschland geschützt und es gibt eine verbesserte gesellschaftliche Unterstützung. Zuletzt wurde am 12.04.2024 das Selbstbestimmungsgesetz verabschiedet, was einen großen Schritt, besonders für Trans*-Personen darstellt.34 Die Entwicklung von Rechten und Verhältnissen steht immer in Abhängigkeit mit Politik und Gesellschaft.

30 Alle Gesetze zur Lebenspartnerschaft und gleichgeschlechtlichen Ehe; o. D. https://www.lsvd.de 31 WHO und Homosexualität; o. D. https://schwulengeschichte.ch 32 WHO wertet Trans* nicht mehr; 19.06.2018 https://www.aidshilfe.de 33 Geschlechtsangleichende Operation an Kindern; 26.03.2021 https://www.aerzteblatt.de 34 Gesetz über die Selbstbestimmung; 04.12.2024 https://www.bmfsfj.de

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QUEER & STADT

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2. QUEER UND STADT

AKTIONSPLAN QUEERES NÜRNBERG Queere Aktionspläne der Bundesländer sind strategische Maßnahmenkataloge, die von den Landesregierungen entwickelt wurden, um die Rechte und das Wohlbefinden der LGBT*QIA+ Community zu fördern. Diese Pläne, die es in vielen Bundesländern schon seit Jahren gibt, umfassen Initiativen in den Bereichen Bildung, Gesundheit, Recht, Arbeit und Gesellschaft, um Diskriminierung abzubauen und Chancengleichheit zu gewährleisten.35 Die Bedeutung dieser Aktionspläne liegt in ihrer Rolle, strukturelle Veränderungen voranzutreiben und die gesellschaftliche Akzeptanz von queeren Personen zu erhöhen. Sie bieten konkrete Handlungsempfehlungen und Maßnahmen, die dazu beitragen, Diskriminierung zu bekämpfen und ein inklusives Umfeld zu schaffen, in dem alle Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität gleichberechtigt leben können.36 Bayern ist bis heute das einzige Bundesland mit keinem eigenen Aktionsplan. In diesem Sinne hat der LSVD Bayern einen zivilgesellschaftlichen Maßnahmenkatalog für sexuelle, romantische und geschlechtliche Vielfalt veröffentlicht und an die bayerische Staatsregierung übergeben.37 Mittlerweile wurde die Website „Bayerischer Aktionsplan Queer“ des Bayerischen Staatsministerium für Familie, Arbeit und Soziales erstellt, auf welcher ein Beteiligungsprozess sowie Informationen und Veranstaltungen rund um den geplanten und offiziellen Aktionsplan von Bayern zu finden sind.38 Am 24.02.2022 hat die Stadt Nürnberg als erste bayerische Kommune den Aktionsplan „Queeres Nürnberg beschlossen“. So schreibt die Stadt Nürnberg in ihrer Veröffentlichung Nürnberg goes queer was bedeutet das?: „Wir haben festgestellt, es gibt

noch zu wenig Berücksichtigung der Perspektiven von Lesben, Schwule, Bi-, Trans* und Interpersonen. Das wollten wir ändern.“39 Seit 2013 beschäftigte man sich in Nürnberg mit verschiedenen Bereichen von queerer Arbeit und führte bereits erste Angebote durch. Auf Antrag der SPDStadtratsfraktion, initiiert von Dr. Ulrich Blaschke wurde die Verwaltung beauftragt, einen Aktionsplan „Queeres Nürnberg" in einem verwaltungsübergreifenden Prozess zu erarbeiten.40 Christine Burmann, Erstellerin des Aktionsplans, Beauftrage für Diskriminierungsfragen und für die Belange von Lesben, Schwulen, Bi*, Trans* und Inter*Personen des Menschenrechtsbüro der Stadt Nürnberg, beschrieb im Interview die Zielsetzung des ersten Aktionsplans: 1. Schärfung des Bewusstseins für die Herausforderungen und Erfahrungen der Community und deren Berücksichtigung in der kommunalen Angebotsplanung 2. Stärkung der Community-Strukturen in Nürnberg 3. Aktives Einstehen für den Schutz und gegen jede Form von Diskriminierung Zu der Frage der Vorgehensweise beschrieb Christine Burmann, dass eine Koordinierungsgruppe der beteiligten Referate für den Aktionsplan Nürnberg erstellt wurde. Anschließend wurde ein Beteiligungsprozess mit der Community inkl. digitaler Partizipation aufgesetzt und die Fachexpertise aus Verbänden, Politik und Netzwerken eingeholt. Die zuständigen Stellen formulierten aus den eingeholten Daten Maßnahmen, welche in den Aktionsplan eingefügt und terminiert wurden.

35 Welche Bundesländer haben Aktionspläne gegen LSBTIQ*-Feindlichkeit?; o. D. https://www.lsvd.de 36 Bundesregierung; 2021; Aktionsplan der Bundesregierung für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt 37 LSVD Bayern e.V.; 2023 Zivilgesellschaftlicher Maßnahmenkatalog 38 Aktionsplan QUEER Bayern; o. D. https://aktionsplan-queer.bayern 39 Nürnberg goes queer; 04.05.2024 https://www.nuernberg.de 40 Burmann, Christine, schriftliches Interview, 16.05.2024

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Die „(…) erste und einzige bayerische Kommune, die einen eigenen Aktionsplan rund um die Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans*- und Interferonen verlegt.“41 orientierte sich für diesen an bereits existierenden Plänen: „Ähnliche Aktionspläne haben beispielsweise die Städte Hamburg, Köln, Berlin und Bielefeld erstellt. Bayern wiederum ist das einzige Bundesland, welches auf Landesebene keinen eigenen Aktionsplan zu LSBITQ*-Themen vorlegt, dies verdeutlicht die Notwendigkeit kommunalen Handelns.“42. Christine Burmann, derzeit verantwortlich für das Monitoring des Aktionsplans, ergänzte dies im Interview: „Darüber hinaus sind wir im bundesweiten Netzwerk kommunaler LSBTIG-Stellen organisiert, auch hier konnte ich auf Expertise zurückgreifen.“43 Die beschriebenen Maßnahmen, Projekte oder Aktivitäten umfassen unter anderem die Bereiche Kinder und Familie, Leben mit Behinderung, Migration und Integration, Diskriminierung, Sichtbarkeit und Weitere.44 Mehr als zwei Jahre nach der Veröffentlichung der Maßnahmen frage ich Christine Burmann, ob bereits positive Resonanzen festgestellt wurden.

Die Antwort war ein klares: Ja. Die bisherigen Handlungspunkte konnten nach ihrer Aussage bislang planmäßig umgesetzt werden. Es gibt nun queere Jugendnachmittage, einen queeren Besuchsdienst für Ältere, Fortbildungsangebote für städtische Beschäftigte, der Regenbogenzebrastreifen wurde in das Stadtbild integriert und aktuell befindet sich ein Beteiligungsformat für ein Regenbogenhaus im Prozess.

Diese und weitere Themen wurden demnach bereits als Erfolge verzeichnet.45 Ein Aspekt, der zwar erwähnt jedoch nicht näher behandelt wird, ist der öffentliche Raum. Es wurde festgehalten, dass eine Zunahme von Gewalterfahrungen sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum registriert wurde.46 „Ein ebenfalls hohes Diskri41 Stadt Nürnberg; 2022, Seite 5; Aktionsplan Queeres Nürnberg 42 Stadt Nürnberg; 2022, Seite 6; Aktionsplan Queeres Nürnberg 43 Burmann, Christine, schriftliches Interview 44 Nürnberg goes queer; 04.05.2024 https://www.nuernberg.de 45 Burmann, Christine, schriftliches Interview 46 Stadt Nürnberg; 2022, Seite 8; Aktionsplan Queeres Nürnberg 47 vgl. ebd. Seite 7 48 Burmann, Christine, schriftliches Interview 49 ebd.

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minierungspotenzial liegt im öffentlichen Raum“47.

Christine Burmann beschrieb, dass der öffentliche Raum im Jahre 2021 kein herausgehobener Ort für Diskriminierung war. Auch durch die Corona-Pandemie wurde der Stadtraum zunächst in den Hintergrund gestellt. „Es ging also in einem ersten Schritt vor allem um die Sensibilisierung der Beschäftigten der Verwaltung, die Öffnung des kommunalen Angebots für queere Menschen, die Stärkung der Communitystrukturen hier in der Region und die öffentliche Positionierung gegen Diskriminierung.“48 Abschließend wurde erwähnt, dass im folgenden Aktionsplan das Thema Sicherheit intensiver betrachtet wird. „Der öffentliche Raum ist ein enorm wichtiger Raum, es ist der Raum, der uns in der Stadtgesellschaft allen gleichermaßen gehört. Als Stadtverwaltung versuchen wir den öffentlichen Raum leb- und nutzbar zu gestalten und für die Teilhabe aller zugänglich zu machen. (…) Im öffentlichen Raum zeigt sich die Vielfalt unserer Stadt, hier muss miteinander demokratisch verhandelt werden.“49 Auch wenn der öffentliche Raum bisher noch nicht als Aktionspunk aufgeführt ist, scheint das Verständnis der Relevanz bereits deutlich vorhanden zu sein. Inwieweit der urbane Raum jedoch als begrenzte Bereiche für fragmentarische Anpassungen oder als bearbeitbarer städtebaulicher Handlungsbereich wahrgenommen wird, bleibt offen.

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QUEERE RÄUME In den meisten großen Städten lassen sich queere Bars, Gay Clubs oder Travestielokale finden. Orte, an denen sich die Community trifft, kennenlernt und wohlfühlt. Mittlerweile bekennen sich auch viele weitere Kulturorte durch Flaggen, Werbung oder die Webpräsenz dazu „queerfreundlich“ zu sein. Doch queere Personen können in ihrem Alltag nicht darauf angewiesen sein, ob Orte queerfreundlich oder für sie konzipiert sind. So haben auch Clubs und Bars meist Trennungen wie FLINTA*-only oder Schwulenbars. Nicht jeder Raum heißt LGBT*QIA+ willkommen und Queere Räume, wie sie in dieser Arbeit beschrieben werden, beziehen sich auf die Räume, die zu einer stadtplanerischen Selbstverständlichkeit der Inklusion werden sollen. Sie Verlangen, dass eine Person eine Schwulenbar verlassen kann und sich im öffentlichen Straßenraum weiterhin zugehörig fühlt. „Die Lebensrealitäten von Personen ab 70 Jahren, behinderten oder queeren Personen, BiPoC und Frauen werden zu wenig berücksichtigt.“50 schreibt Karin Hartmann, Architektin und Autorin. Sie beschreibt, dass die Stadt besonders für die angesprochenen Zielgruppen nicht gebaut wurde und für Mehraufwand, Umwege und zusätzliche Zeit sorgt.

Dies habe Erschöpfung und fehlende Kraft zur Folge.

Die bereits vorhandenen städtebaulichen Strukturen können niemanden inkludieren, wenn die Räume nur für eine Personengruppe ausgelegt sind.

Die Ausgangslage würde verlangen, zunächst nichtQueere Räume zu definieren. Dr. Esto Mader, Leitung der Funktionsstelle Geschlechtersoziologie, hinterfragte dies während der eigenen Dissertation: „NichtQueere Räume werden in der vorliegenden Arbeit als heteronormativ durchdrungen verstanden, d. h. wenn Heteronormativität nicht im Raum kritisiert wird (…).

Nicht-Queere Räume sind von Unsichtbarkeit queerer Lebensweisen geprägt und in ihnen wir Heteronormativität unhinterfragt gelebt.“51 Dieser Logik zu folgen,

müssen im Weiteren Queere Räume außerhalb des heteronormativ und binär-tolerierten Umfeld stehen.

Die kanadische Architektin Eloise Choquette unterstreicht dies: „Ein queered space stellt eine Subversion der Norm, ein bewussten Akt des Widerstands und einen Bruch im Gefüge der Gesellschaft dar.“52 [Übers. d. Verf.]. Doch für jeden Akt oder Fortschritt in die Richtung eines Umbruchs sind Raumansprüche von Nöten, über welche bisher nur unzureichende Diskurse geführt wurden. Um nach Karin Hartmanns Aussage der Lebensrealitäten zu gehen, müssen Minderheiten in Planungskonzepte eingebunden werden und im weiteren ein heteronormativ in Fragegestellt.

Hierfür gibt es jedoch keine Vorgehensweise. Stadtplanerische Anforderungen von Queers wurden bisher unzureichend hinterfragt und konnten noch nicht erfasst und getestet werden. Dahingehend hat sich Leslie Kern, Autorin und Geografin mit Fokus auf urbane, soziale und feministische Bewegungen, geäußert und fordert „einen Analysezugang, der es uns ermöglicht, die sexuellen und genderspezifischen Normen, die in den Systemen der Unterdrückung zu Tragen kommen, zu verstehen sowie herauszuarbeiten wie diese Normen die Machtverhältnisse aufrechterhalten. Zudem versucht diese Lesart, die Normen zu destabilisieren, indem beispielsweise binäre Ordnungen infrage gestellt, andere Vergangenheiten ausgegraben werden und gegen Normalisierung an sich gekämpft wird.“53 So bedingt sich das soziale Konstrukt von Raum mit dem Gebauten und verlangt, dass die Produktion dessen bereits in der Herangehensweise hinterfragt wird und durch eine gesellschaftskritische Analyse aufgearbeitet wird.

Queere Architektur und Queere Räume müssen patriarchale Strukturen anzweifeln und durchbrechen, Unterdrückungssysteme bereits im Akt des Entwerfens erkennen und dezimieren und den Prozess des städtischen Planens bereits als Machtdemonstration gegenüber marginalisierten Gruppen wahrnehmen.

Hierfür müssen solche zuerst erkannt, definiert und zugeordnet werden, wie Leslie Kern durch ihre Forderung des Zugangs beschreibt.

50 Roig, Zykunov und Horch; Unlearn Patriarchy 2 (2024, Seite 44) 51 Mader, E; Queere Räume (2023, Seite 70) 52 Eloise Choquette; 2020; Queer: Archithese; Queering Architecture (Seite 6) 53 Kern, L.; Gentrifizierung lässt sich nicht aufhalten und andere Lügen (2023, Seite 213)

37

GEBAUTER RAUM

40

Deutschland

Bayern

Karte

GSEducationalVersion

GSEducationalVersion

83.8 Mio.

Bevölkerung

13.08 Mio.

0-5

0-5

65 +

%

Queerfacts

25 %

10. Platz GSEducationalVersion

40 - 59

30

9 Mio.

10 %

21 - 24

60 - 64

15 %

15 - 20

25 - 39

ca. Anzahl queere Personen

6 - 14

%

25 %

40 - 59

65 +

30

10 %

60 - 64

15 %

Altersgruppen

6 - 14

15 - 20

21 - 24 25 - 39

981.000

94 %

GSEducationalVersion

im Rainbow Ranking aller 49 Länder aus Europa ist Deutschland mit 66 Prozent auf Platz 10 aufgestiegen

der queeren jungen Menschen im Freistaat Bayern haben einer Studie zufolge Diskriminierung erlebt.

41

Stadtteile

Nürnberg

GSEducationalVersion

GSEducationalVersion

GSEducationalVersion

155.974

544.414

10 - 17

30

1998

45-64

25 %

15.000

64 - 74

%

25 - 39 40 - 44

10 %

die Stadt Nürnberg hat als erste bayerische Kommune einen Aktionsplan rund um die Belange von Lesben, Schwulen, Bisexuellen, Trans* und Inter Personen erstellt.

18 - 24

15 %

GSEducationalVersion

45-64

10 - 17

%

#1

25 %

50.000

64 - 74

75 +

30

25 - 39 40 - 44

10 %

18 - 24

15 %

%

25 %

30

10 %

45-64

0-9

75 +

10 - 17

15 %

64 - 74

26.270

0-9

0-9 75 +

42

Bezirke

18 - 24

25 - 39 40 - 44

2.500

>11.000

GSEducationalVersion

der erste Nürnberger CSD fand 1998, damals noch unter dem Namen LesBiSchwules Straßenfest statt. Seither findet das Ereignis in den zwei Wochen nach den Pride Weeks statt.

mit über 11.000 Teilnehmenden fand unter dem Motto „Queerer Aktionsplan Bayern jetzt“ der Höhepunkt des Nürnberger Christoper Street Day 2023 statt.

Galgenhof

Tafelhof

GSEducationalVersion

St. Lorenz

GSEducationalVersion

GSEducationalVersion

19.870

1.330

0-9

0-9

75 +

10 - 17

10 - 17

%

das PARADIES ist nach Hamburg das zweit älteste Travestie Theater in Deutschland und eines der ältesten Privattheater der Stadt.

23.01.2024

25 %

GSEducationalVersion

45-64

30

46 Jahre

130

10 %

25 - 39

64 - 74

15 %

18 - 24

40 - 44

1.900

10 - 17

%

25 %

45-64

75 +

30

25 - 39 40 - 44

64 - 74

10 %

18 - 24

15 %

%

25 %

45-64

0-9

75 +

30

10 %

15 %

64 - 74

5.070

18 - 24

25 - 39 40 - 44

500

2013

GSEducationalVersion

Queere Kinderoper in Nürnberg. Am Ende heiratet der Prinz nicht Aschenputtel, sondern seinen Freund: Am Staatstheater Nürnberg mit Wiebke Hetmaneks Oper „Der Märchenprinz“

Der Magnus-HirschfeldPlatz in Nürnberg am Sterntor ist seit 2013 die örtliche Gedenkstätte für die homosexuellen Opfer des NS-Regimes.

43

GSEducationalVersion

44

BEBAUUNGSANALYSE Im Folgenden wird eine Bebauungsanalyse der erwähnten Stadtteile aufgezeigt. Mit dieser wird die bauliche Struktur einschließlich der Art und Dichte der Bebauung analysiert. Dies wird im folgenden in Form eines Schwarzplans, einer Darstellung der Geschosshöhen und einer Übersicht der Blockbebauung dargestellt.

45

I. II.

GSEducationalVersion

III. IV. V. +

46

GSEducationalVersion

47

ALTSTADT

SIT

TRAN

48

TADT

SÜDS

3. GEBAUTER RAUM

DER ORT Für die folgende Masterarbeit wurden beispielhaft drei Straßenzüge in Nürnberg ausgewählt, um die aufgezeigten Aspekte im direkten urbanen Umfeld zu analysieren und Ergebnisse beispielhaft zu belegen.

Der Erste ist die Vordere Sterngasse aus dem Bezirk St. Lorenz in der Innenstadt, welche im Laufe der Arbeit nur noch als „Altstadt“ bezeichnet wird. Die zweite Straße ist die Tafelhofstraße im Bezirk Tafelhof, dieser Bereich wird im Laufe der Arbeit nur noch als „Transit“ bezeichnet und später näher erläutern, weshalb. Außerdem die Karl-Bröger-Straße aus dem Bezirk Galgenhof, welche sich hinter dem Hauptbahnhof somit hinter den Bahngleisen und damit in der Nürnberger Südstadt befindet. Dieser Bereich wird im Folgenden„Südstadt“ genannt.

Diese Bereiche wurden ausgewählt, weil sie auf engem städtischen Raum ein enorm vielfältiges Bild der Stadt vermitteln und einen drastischen Spannungsbogen in verschiedenen Aspekten liefern. Die architektonischen und städtebaulichen Gegebenheiten unterscheiden sich auf kurzer Strecke sehr deutlich und bieten ein großes Spektrum an Erkenntnissen.

Diese Auswahl bietet die Möglichkeit, einen Überblick über die Analysepunkte zu erhalten und zu untersuchen, inwieweit diese ortsgebunden sind oder welche Einflüsse die Umgebung auf sie haben kann.

Die vorliegende Arbeit wurde in den einzelnen Beobachtungspunkten in allen Abschnitten erforscht und im folgenden dargelegt.

49

[ Abb. 5 ]

50

[ Abb. 6 ]

51

VORDERE STERNGASSE

52

ALTSTADT Die Altstadt von Nürnberg bietet ein vielfältiges architektonisches und städtebauliches Bild, das die lange Geschichte der Stadt widerspiegelt. Geprägt wird die Altstadt durch ihre mittelalterlichen Strukturen und Bauten, die trotz der Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg größtenteils wiederaufgebaut wurden. Zentral in der Altstadt ist die Kaiserburg, ein Wahrzeichen der Stadt, das im 11. Jahrhundert erbaut wurde und über die Jahrhunderte hinweg erweitert und umgebaut wurde. Sie dominiert das Stadtbild und verleiht der Altstadt ihr charakteristisches historisches Flair.54

Altstadt-St. Lorenz weist eine Durchschnittsmiete von 12,03 Euro pro Quadratmeter aus.60 Die Vordere Sterngasse repräsentiert für mein Projekt den innerstädtischen Aspekt Nürnbergs. Es ist eine Durchmischung von Wohnen und Gewerbe vorhanden, die Parkanlage im Burggraben, Platzsituationen.

Der Bereich endet am Hallplatz, nachdem auch dort die Wohnflächen geringer werden und Gewerbebereiche überhandnehmen, welche in den Hauptteil der Nürnberger Innenstadt leiten. In diesem Bereich ist nicht nur die Vergleichbarkeit, sondern die innerstädtische Analyse des Themas interessant.

Die Straßenzüge sind häufig schmal und verwinkelt, mit Kopfsteinpflaster bedeckt und vermitteln eine mittelalterliche Atmosphäre.55 Fachwerkhäuser aus dem 15. und 16. Jahrhundert, wie das Albrecht-DürerHaus, sind ebenso prägend für das Stadtbild wie die monumentalen gotischen Kirchen, darunter die St. Lorenz Kirche und die Frauenkirche am Hauptmarkt.56 Das städtebauliche Konzept der Altstadt integriert diese historischen Elemente harmonisch mit zeitgenössischeren Bauten und Nutzungen. Der Wiederaufbau nach dem Krieg erfolgte mit dem Ziel, das historische Erbe zu bewahren, wobei einige architektonischen Elemente der Neuzeit eingefügt wurden, um das Stadtbild zu ergänzen und den Anforderungen einer zeitgemäßen Stadt gerechter zu werden.57 Der Bezirk St. Lorenz ist geprägt durch eine Mischung aus Einzelhandelsgeschäften, touristischen Attraktionen, Bars und Restaurants.58 St. Lorenz hat eine Bevölkerungszahl von ca. 5.070 Einwohnenden mit einem Durchschnittsalter von 40 Jahren. 2021 waren 187 Personen in diesem Bereich erwerbslos.59 Der aktuelle Mietspiegel für Nürnberg

54 Ihr Museum in Nürnberg; o. D. https://www.gnm.de 55 Sehenswürdigkeiten in Nürnberg; o.D. https://www.nuernberg.de 56 Albrecht-Dürer-Haus; o. D. https://tourismus.nuernberg.de 57 Museenblog Nürnberg; o. D. https://museenblog-nuernberg.de 58 Stadtteile in Nürnberg; 22.05.2024 https://www.thehomelike.com 59 GeoPortal Nürnberg; o. D. https://geoportal.nuernberg.de 60 Altstadt-St. Lorenz; o. D. https://www.immoportal.com

53

[ Abb. 7 ]

54

[ Abb. 8 ]

55

TAFELHOFSTRAßE

56

TRANSIT Der Bezirk Tafelhof in Nürnberg ist ein vielfältiger und zentral gelegener Stadtteil, der eine wichtige Rolle im städtischen Gefüge der Stadt spielt.61 Dieser ist geprägt durch eine Mischung aus historischen und zeitgenössischen Gebäuden. Der Stadtteil enthält viele Bauten aus der Gründerzeit, die durch ihre aufwendigen Fassaden und großzügigen Raumaufteilungen auffallen. Diese Gebäude spiegelt die architektonische Bewegung des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts wider und trägt zum historischen Charme des Viertels bei. Zudem lassen sich auch zahlreiche Nachkriegsgebäude, die in den 1950er und 1960er-Jahren errichtet wurden, finden.

Diese Bauten sind funktionaler gestaltet und folgen den architektonischen Prinzipien der Moderne.62 Ein Beispiel zeitgenössischer Architektur in Tafelhof ist der Tafelhof Palais, ein 15-stöckiger Hotel- Bürokomplex der ehemaligen Hauptpost, entworfen von dem Schweizer Architekten Max Dudler.63 Städtebaulich ist Tafelhof durch seine zentrale Lage und die Nähe zum Hauptbahnhof von großer Bedeutung. Der Bezirk dient als wichtiges Bindeglied zwischen der Innenstadt und den südlichen Stadtteilen.

Die Hauptverkehrsstraßen wie der Frauentorgraben und die Bahnhofstraße verbinden Tafelhof direkt mit dem Rest der Stadt und sind von reger Geschäftstätigkeit geprägt.64

Viele Stadtteile werden durch den Bezirk Tafelhof hindurch verbunden. So besonders die Südstadt mit der Altstadt. Das Wegenetz führt hierbei hauptsächlich durch Unterführungen - unter- und oberirdisch.

Tafelhof hat ca. 1.330 Einwohnende und ein Durchschnittsalter von 45 Jahren. Im Jahr 2021 wurden 125 Personen als erwerbslos verzeichnet. Im Jahr 2024 wurde für den Bezirk Tafelhof ein durchschnittlicher Mietpreis von 11,23 Euro pro Quadratmeter verzeichnet.66 Analytisch betrachtet ist die Tafelhofstraße aufgrund der verbindenden Situation sehr relevant. Bereiche, welche überwiegend gewerblich genutzt werden und weniger Beachtung zugesprochen wird. Aufgrund der Lage als Verbindungsachse zwischen Alt- und Südstadt sowie der Differenzierung von GewerbegebietTafelhof und den abseits gelegenen Wohngebieten des Bezirkes wird dieser Bereich im Folgenden nur noch als „Transit“ bezeichnet.

Das Spannungsfeld dieses Ortes, Nicht-Ortes67 bietet eine spannende Vergleichbarkeit, bietet aber auch eigene Analysepunkte. Gerade durch die Wegeverbindung, welche durch zwei Unterführungen verläuft.

Tafelhof weist eine hohe Dichte an Büro- und Gewerbegebäuden auf, was die wirtschaftliche Bedeutung des Stadtteils unterstreicht. Die Nähe zum Hauptbahnhof macht den Bezirk zu einem wichtigen Verkehrsknotenpunkt, der sowohl für Pendler als auch für Geschäftsreisende von zentraler Bedeutung ist.65

61 Stadtarchiv; o. D.-c https://www.nuernberg.de 62 Die bayerischen Denkmäler online; o. D.-b https://www.blfd.bayern.de 63 Tafelhof Palais; o. D. https://alpha-projektpartner.de 64 Südliche Stadtmitte von Nürnberg; o. D. http://www.nuernberg-aha.de 65 ebd.

66 Mietspiegel Tafelhof; 2024 o. D. https://www.immobilienscout24.de 67 Definiert durch Marc Augé: Nicht-Orte sind insbesondere mono-funktional genutzte Flächen im urbanen und suburbanen Raum

57

[ Abb. 9 ] [ Abb. 10 ]

58

59

RL KA

RÖ

-B

ST

R-

GE

ßE

RA

60

SÜDSTADT Der Bezirk Galgenhof und die Nürnberger Südstadt zeichnen sich durch eine vielfältige architektonische und städtebauliche Struktur aus, die sowohl historische als auch Elemente der Moderne umfasst.68 Der Galgenhof ist ein traditionell dicht besiedelter Stadtteil, der sich südlich des Hauptbahnhofs befindet. Architektonisch ist der Bezirk geprägt durch eine Mischung aus Gründerzeitbauten, Wohnkomplexen und Gewerbeimmobilien. Die meisten Gebäude stammen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert und reflektieren den urbanen Wachstumsprozess, den Nürnberg während der Industrialisierung erlebte.69

Die Bevölkerungszahl in Galgenhof liegt bei 19.870 Anwohnenden. Das Durchschnittsalter liegt bei 50 Jahren. Die Zahl der Arbeitslosen liegt 2021 bei 930 Personen.73 Der aktuelle Mietspiegel für Nürnberg Galgenhof weist eine Durchschnittsmiete von 10,51 Euro pro Quadratmeter aus.74 Die Südstadt selbst ist demografisch ein spannender Raum in Nürnberg. Die kulturelle und individuelle Vielfalt in Individuum und Bebauung bieten viel Analysefläche. Auch für die Vergleichbarkeit der Punkte war die Karl-Bröger-Straße mit seinem Wohn- und Gewerbegebiet, öffentlichem Platz und Parkanlagen hervorragend geeignet. Eine beinahe autarke Gegend mit Verbindung nur durch den Transit-Bereich hin zum Rest der Stadt. Dennoch mit vielen geschlechtlichen Aspekten und Hintergründe.

Die Südstadt, zu der auch Galgenhof gehört, ist ein dynamisches und multikulturelles Viertel. Der Stadtteil umfasst eine breite Palette von architektonischen Stilen, Altbauten über Nachkriegsgebäude bis hin zu zeitgenössischen Wohn- und Geschäftshäusern. Die Südstadt ist bekannt für ihre kulturelle Vielfalt und die zahlreichen ethnischen Geschäfte, Restaurants und sozialen Einrichtungen.70 Ein markantes architektonisches Merkmal der Südstadt sind die Nachkriegsbauten, die nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg errichtet wurden. Diese Gebäude sind meist funktional gestaltet und spiegeln die architektonische Bewegung der 1950er und 1960er-Jahre wider.71 Städtebaulich ist die Südstadt durch ihre gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr und die Nähe zum Hauptbahnhof von großer Bedeutung. Die Verkehrsachsen wie die Landgraben-, Wölkernstraße und Allersberger Straße sind zentrale Verbindungswege, welche die verschiedenen Teile des Stadtteils miteinander und mit dem Rest der Stadt verbinden.72

68 Stadtarchiv; o.D. https://www.nuernberg.de 69 Stadtplanungsamt; o.D. https://www.nuernberg.de 70 der südpunkt; o.D. https://www.nuernberg.de 71 Informationen für Denkmaleigentümer; o.D. https://www.blfd.bayern.de 72 Verkehrsplanung Nürnberg; o.D. https://www.nuernberg.de 73 innergebietliche Strukturdaten; o. D.-b https://online-service2.nuernberg.de 74 Galgenhof. (o. D.-b). www.immoportal.com. https://www.immoportal.com/mietspiegel/nuernberg/galgenhof

61

[ Abb. 11 ]

62

[ Abb. 12 ]

63

Bepflanzung Begrünung leichte Begrünung

64

BEGRÜNUNGSANALYSE Die gezeigte Analyse ist eine Untersuchung und Bewertung der vorhandenen Grünflächen und Vegetation innerhalb eines städtischen Gebiets. Sie umfasst Parks, Gärten, Straßenbäumen, Grünflächen sowie anderen bepflanzten Bereichen. In Nürnberg liegt der Versiegelungsgrad bei 58,95 %. Hiervon wird jedoch ein großer Teil durch den Burggraben eingenommen. Die zusätzliche Hauptbegrünung wird durch Pflanztröge und Stadtbäume geleistet.

65

N -15°

15° 10°

0°

20°

-3

30

°

30°

5°

°

-4

45

40°

-6

°

05

60°

60

0°

50°

20

19 06

80°

07

75°

-75°

70°

18

E

W

17 08

16

105°

-105

°

09 15 10 14

11 13

5°

-1

13

35

°

0°

-1

12

20

°

12

°

15

50

0°

-1

°

165°

-165

S 66

GSEducationalVersion

SONNENSTANDSANALYSE Eine Sonnenstandsanalyse untersucht, wie Licht im Verlauf eines Tages und Jahres auf Gebäude und Freiräume in einem städtischen Gebiet fällt. Bei bereits bebauten städtischen Gebieten lassen sich so dichtere Bebauungen und die Auswirkungen von Geschosshöhen erkennen. So können auch nachträglich Wohn- und Lebensqualität der Umgebung eingeschätzt werden. Durch Sonneneinfall bewertet man die Belichtung von Gebäuden und Freiflächen, um sicherzustellen, dass wichtige Bereiche wie Wohnräume, Parks und Plätze ausreichend Tageslicht erhalten. Diese Analyse hilft, negative Auswirkungen wie übermäßigen Schattenwurf zu erkennen und in den Verlauf der Arbeit mit einzubeziehen. Das analysierte Datum ist in diesem Fall der 10.07.2024.

67

Pkw Verkehr k h Pkw Verkehrsknotenpunkt Straßenbahnschienen U-Bahn-Netz ÖPNV-Knotenpunkte Fernverkehrschienen Radweg Partieller Radweg

68

VERKEHRSANALYSE Diese Untersuchung des Verkehrssystems innerhalb eines urbanen Gebiets zielt darauf ab, die Effizienz, Kapazität und Auswirkungen verschiedener Verkehrsmittel zu erkennen. Sie umfasst Pkw, Straßenbahn, U-Bahn, ÖPNV allgemein, Fernverkehr und Radweg. Klare Ballungsgebiete lassen sich im Bereich des Hauptbahnhofs und in den Hauptverkehrsachsen in alle vier Himmelsrichtungen, ausgehend vom Bahnhof. Zudem bilden die Fernverkehrschienen eine starke Trennung zwischen dem unteren Gebiet der Südstadt und dem oberen Rest der Stadt.

69

70 GSEducationalVersion

FLÄCHENANALYSE Die dargestellte städtebauliche Flächenanalyse ist eine Untersuchung der Nutzung und Verteilung von Flächen innerhalb des Gebiets. Sie zielt darauf ab, die bestehende Nutzung zu dokumentieren und zu analysieren, um ein besseres Verständnis der städtebaulichen Struktur und Dynamik zu gewinnen. Dabei wurden vier Geländeschnitte gesetzt. Jeweils durch die einzelnen Abschnitte Altstadt, Transit, Südstadt sowie durch das gesamte Gelände. Dadurch wird die Verteilung der Fläche vergleichbar gemacht und zeigt die Volumen einzelner Punkte.

71

72 GSEducationalVersion

ALTSTADT

12

TRANSIT

5

8

5.5

2.5

11

2.5

SÜDSTADT

73

SÜDSTADT

74 GSEducationalVersion

GSEd

75 GSEducationalVersion

KARL-BRÖGER-TUNNEL

TRANSIT

76 GSEducationalVersion

GSEd

OPERNHAUS

77 GSEducationalVersion

FRAUENTORGRABEN

ALTSTADT

78 GSEducationalVersion

GSEd

79 GSEducationalVersion

[ Abb. 13 ]

80

[ Abb. 14 ]

81

GESTALTUNG & NUTZUNG

84

4. GESTALTUNG UND NUTZUNG

#121

QUEERFREUNDLICH Mit der Feststellung, wie Queere Räume zu definieren sind, bleibt noch offen, wie diese nun indentifiziert werden. Der Förderverein Christopher-Street-Day Nürnberg e. V. (im folgenden Verein CSD genannt) hat auf ihrer Website den LGBT*QIA+ Community Guide als PDF veröffentlicht und kostenlos zur Verfügung gestellt. Dort sind Bars, Orte des Entertainment, Communitys, Services, Shops, gesundheitliche Belange, Rechtsbeistände und Wohnraumhilfe aufgeführt.75 Dies erleichtert die Auswahl gerade für den Tourismus oder Zugezogene. Ein Auszug dieser Liste ist beispielhaft angefügt. Doch spiegelt dieser Guide nicht das gesamte Stadtbild wider und nicht alle Räume können ausnahmslos auf Queerfreundlichkeit geprüft werden.

In der Umfrage Queer Space76, welche für diese Masterarbeit erstellt wurde, wird gefragt „Sind dir queer-freundliche Orte in Nürnberg bekannt? (z.B. Bars, Clubs, Restaurants, Parks …) “. 78,9 % der 147 Teilnehmenden beantworteten dies mit Ja. Die Folgefrage „Woran erkennst du queer-freundliche Orte?“ konnte frei beantwortet werden:77 #3

Plakate, Werbung, Regenbögen Cis-Frau, Bisexuell, 20-29, Studierend

#45

Klare Kennzeichnung durch Schilder, Awareness-Teams, queere Angebote Cis-Frau, Homosexuell, 30-39, Angestellt

#51

explizit queere Veranstaltungen, sozialer Treffpunkt für Queers, queere Symbole, queere Ästhetik, „Safe Space“ Regeln Genderfluid, Pansexuell, 50-59, Angestellt

#129

Aufkleber, All-Gender-Toiletten, freundliches Publikum, Antidiskriminierungs-Policy Non-binär, Homosexuell, 40-49, Selbstständig

#145

die Regenbogenflagge, die oft an Fenster oder Türen angebracht ist Trans*-Mann, Heterosexuell, 20-29, Studiert

Christine Burmann wurde schriftlich über die Erkenntnis informiert, dass viele Antworten der Umfrage beschreiben, dass queerfreundliche Räume vor allem durch Symbole, Internet oder Mundpropaganda erkannt wurden. Auf die Frage, welche weiteren Möglichkeiten als sinnvoll erachtet werden, antwortete Sie, dass Symbole, Labels oder verbindliche Siegel nützlich sind, wie auch öffentliche Stellungnahmen der Betreibenden zur Unterstützung von Vielfalt, sowohl analog wie digital. Die Präsenz bei CommunityVeranstaltungen wie PRIDE, Hair for Care, der AIDSHilfe und die Unterstützung von Community-Initiativen sind unabdingbar. Ein klarer Umgang mit diskriminierenden Vorfällen ist ebenfalls hilfreich, so Christine Burmann.78 Es lässt sich vorerst festhalten, dass querfreundliche Räume durch das Klientel, Symbole, die Sicherheit und Außenwirkung erkannt werden. An dieser und einiger weiterer Einschätzungen wurde sich während der Bearbeitung orientiert.

Meist über die Kommunikation / Auftritt nach außen, klare Labels, Sprache im Onlineauftritt, usw.

Cis-Frau, Pansexuell, 30-39, Angestellt

#106

Symbole, Klientel, Eigendarstellung in social-media Cis-Mann, Homosexuell, 30-39, Angestellt

75 CSD Nürnberg; 2022; LSBITQ*-Community GUIDE 2022 76 Queer Space Umfrage; April 2024; Online Befragung 77 vgl. ebd.

78 Burmann, Christine, schriftliches Interview

85

Bar 59 Johannesgasse 59 90402 Nürnberg

Pigalle Schlagerbar Pfeiffergasse 2a 90402 Nürnberg

Restaurant Estragon Jakobstraße 19 90402 Nürnberg

Café Frida Kahlo Bar-Café-Restaurant Pleydenwurffstraße 1 90408 Nürnberg

Berts Bar Wiesenstraße 85 90459 Nürnberg

Savoy Bar Bogenstraße 45 90459 Nürnberg

Café Burgblick Bucher Straße 3 90419 Nürnberg

Literaturhaus Luitpoldstraße 6 90402 Nürnberg

Einfachso Klaragasse 26 90402 Nürnberg

Café Cartoon An der Sparkasse 6 90402 Nürnberg

Café Herrlich Nonnengasse 12 90402 Nürnberg

Gasthaus Pegnitztal Deutschherrnstr. 31 90429 Nürnberg

La Bas Hallplatz 31 90402 Nürnberg

Caffé Fatal Jagdstraße 16 90419 Nürnberg

Salon Regina Fürther Straße 64 90429 Nürnberg

86

Paradies Cabaret Bogenstraße 26 90459 Nürnberg

Casablanca Brosamerstraße 12 90459 Nürnberg

Rote Bühne Vordere Kramergasse 11 90478 Nürnberg

Zeit und Raum Wespennest 2 90403 Nürnberg

Fliederlich Sandstraße 1 90443 Nürnberg

Herzblutfriseure Schottengasse 11 90402 Nürnberg

Greenbox Vordere Sterngasse 24 90402 Nürnberg

Vom Fass Königstraße 25-27 90402 Nürnberg

Chocolat Josephsplatz 26/28 90403 Nürnberg

Dr. Stefan Thürmer Königstraße 23 90402 Nürnberg

Ludwigs Apotheke Fürther Straße 39 90429 Nürnberg

Lyra Apotheke Brückenstraße 22 90419 Nürnberg

RA Bierhoff/Moser-Nees Josephsplatz 1 90403 Nünrberg

Sontowski & Partner Sebastianstraße 32 91058 Erlangen

wbg Nürnberg Glogauer Straße 70 90473 Nürnberg

87

[ Abb. 16 ]

88

89

90

GSEducationalVersion

BE- NUTZUNG Eine Nutzung im öffentlichen Raum bezieht sich von der Erdgeschosszone bis hin zum Spielplatz im nahe gelegenen Park. Darüber hinaus ist es allerdings eine Frage der Benutzung, die den urbanen Raum letztendlich gestaltet. Für einen Spielplatz ist es notwendig, dass Kinder auf diesem spielen, wie für ein Restaurant, dass dieses besucht wird. So spielt es allerdings auch eine Rolle, an wen ein öffentlicher Raum gerichtet ist und wer diesen letztendlich benutzt.

Sprechen wir von öffentlichem Raum in seiner Gesamtheit, also Straßen, Plätze, Geschäfte, Cafés, so kann dieser nicht als „neutralen Raum“ gewertet werden. Der gebaute Raum ist für manche Personen vorteilhafter gestaltet als für andere, doch auch unterschwellig wird uns aufgezeigt, welche Mehrheit die Machtposition innehat. Wie von Dr. Esto Mader zuvor wird ein solcher Ort auch von Stadt- und Raumforscherin Nina Schuster als ein stetiges zur-SchauStellen von heterosexuellem Begehren und Paarnormen dargestellt. Als normal und angemessen werden hier in geschlechtlichem Verhalten gewertet. Es wirkt performativ, hergestellt und reproduziert.79 Diese These knüpft an die der feministischen Aktivistin und Architektin Leslie Kanes Weisman an, die bereits in den 1980er-Jahren sagte: „Die gebaute Umwelt ist größtenteils die Schöpfung einer weißen, männlichen Subjektivität. Sie ist weder wertfrei noch inklusiv menschlich.“80 [Übers. d. Verf.] In einem weiteren Beitrag bezieht sie erneut Stellung dazu, indem sie ausführt, dass Gebäude, Nachbarschaften und Städte kulturelle Artefakte sind, die symbolisch den Platz jedes Mitglieds in der Gesellschaft verdeutlichen. Obwohl der gebaute Raum die alltäglichen Erfahrungen und kulturellen Hintergründe der Menschen prägt, wird er häufig als neutrale Kulisse betrachtet. Doch die räumlichen Anordnungen von Gebäuden und Gemeinschaften sind weder neutral noch wertfrei; sie spie-

geln und verstärken die Geschlechter-, Rassen- und Klassenbeziehungen in der Gesellschaft. Sie werden von sozialen, politischen und wirtschaftlichen Kräften und Werten geformt, die sich in ihrer Gestaltung, den Bauprozessen und der Art ihrer Nutzung manifestieren. So sagt sie: „Die gebaute Umwelt trägt zur Macht einiger Gruppen über andere und zur Aufrechterhaltung der menschlichen Ungleichheit bei.“81 [Übers. d. Verf.]

Zu Henri Lefebvres verbreitetsten Erkenntnissen gehört seine Unterteilung von Raum. Der Soziologe, Philosoph und Stadtkritiker betrachtete Raum in drei Ebenen: Perceived Space (dt.: Wahrgenommener Raum), Conceived Space (dt.: Konzipierter Raum) und Lived Space (dt.: Gelebter Raum).82 Dr. Esto Mader bezog sich in der eigenen Forschung mit dem Titel „Queere Räume“ auch auf Lefebvre und beschreibt „Alle drei Dimensionen stehen in Verbindung und bedingen sich gegenseitig: Körper nehmen Raum ein und bewegen sich im Raum, produzieren ihn und zugleich entsteht eine bestimmte Wahrnehmung von Raum, die sich unterschiedlich interpretieren bzw. fassen lässt.“83 Lefebvre argumentiert darüber, dass Raum nicht einfach ein neutrales physisches Gefäß ist, sondern sozial produziert wird. Es ist das Ergebnis sozialer Beziehungen, aber auch Praktiken und seine Gestaltung spiegelt die Machtstrukturen und gesellschaftlichen Prozesse wider.84 Er zeigt auf, wie der soziale Raum Machtverhältnisse beeinflusst und reflektiert. Der Raum ist ein Mittel, durch das Macht ausgeübt wird.

Die Kontrolle über den Raum bedeutet Kontrolle über die sozialen Beziehungen, die in ihm stattfinden.

Nutzungen werden oftmals für bestimmte Zielgruppen ausgelegt, was mit dieser Zuordnung auch den Ausschluss anderer bedeutet. Um daran anzuknüpfen, zeigt die Nutzungsanalyse die eingetragene Nutzung aller öffentlichen Bereiche im gewählten Ort. Durch eine für diesen Zweck entwickelte Legende werden die Orte in ihre geschlechtlichen Eigenschaften zugeordnet. Hier wird unterschieden in Orte und Räume,

79 Schuster, N.; Andere Räume: soziale Praktiken der Raumproduktion von Drag Kings und Transgender (2010) 80 Kanes Weisman, L.; Making room: Women and Architecture. Heresies Collective. (1981, Seite 6) 81 Kramarae, C. & Spender; International Encyclopedia of Women: Global Women’s Issues and Knowledge (2004, Seite 86) 82 Lefebvre, H.; The Production of Space (1992, Seite 33) 83 Mader, E; Queere Räume (2023, Seite 60) 84 vgl. ebd. Seite 26

91

die gekennzeichnet durch Namensgebung, Werbung, Beschreibung oder Angebot demonstrieren, an wen sich hierbei gerichtet werden soll. Als Be-Nutzungsnalyse wird auch der gefühlte Raum, also die Außenwirkung, das Publikum, Image, die Einrichtung oder der Eindruck des gebauten Raumes untersucht.85 Die Unterteilungen in „feminin“ und „maskulin“ beziehen sich nicht immer auf eine binäre Geschlechteraufteilung, sondern auf Eigenschaften, welchen Personen zugesprochen werden. Unter „fem/mask“ werden feminine und maskuline Zuordnungen definiert, welche sich stark mit dem binären Geschlechterbild assoziieren. „Divers“ wird hier als undefinierter und geschlechtlich uneingenommener Raum begriffen, was jedoch nicht bedeutet, dass verschiedene Zuschreibungen an diesem Ort nicht mehr oder weniger Privilegien genießen könnten. Räume werden als solche definiert, wenn für keine Geschlechtergruppe geworben wird, keine Zuordnungen drastisch bevorzugt oder benachteiligt werden, queerfreundlichkeit ausgeschrieben und beworben wird oder ähnliches.

Beispielsweise der „Body Attack Premium Store“, ein Geschäft, welches sich unter der Kategorie „Sportlerernährung“ eingetragen hat, gilt in Werbung und Auftreten als „fem/mask“. Es wird für zwei Geschlechter (Mann und Frau) geworben. Diese bilden in Plakaten eine klare Rollenaufteilung ab. Trotz der Werbung werden solche Räume in der Außenwirkung als maskulin wahrgenommen. Bereits Leslie Kanes Weisman schreibt Kraftsport und das einhergehende Umfeld dem maskulinen (hier binären) Geschlecht zugeordnet.86 Bei der Diskothek „Die Bombe“ wird weder im Titel in der Webpräsenz, Werbung, noch in Angeboten eine Zielgruppe definiert. Es wurde jedoch auch noch keine Äußerung, Werbung oder Veranstaltung zu Queers getätigt, daher wird weiterhin die Definition fem/mask verwendet. Man kommt jedoch nicht umher festzustellen, dass Diskotheken, in welchen es keinerlei Awareness-Team87 gibt, welche nicht als Queere Räume bekannt und gekennzeichnet

sind oder zeitweilige safer spaces durch Veranstaltungen wie FLINTA*-only anbieten, meist sehr männlich und maskulin dominiert sind. Clubs derlei Art werden daher schnell als Angsträume markiert und wahrgenommen. Im Interview mit Michaela Regus, welche Buchwissenschaft, Geschichte und Germanistik studierte und bei Geschichte für Alle e. V., unter anderem als Leiterin der Tour „Queer durch Nürnberg“ tätig ist, äußerte sie sich dazu: „Also wenn homophobe oder transphobe Angriffe dann in gemischten - kann man das so nennen - na ja, gemischten Discos, also, wo vor allem Heteros sind“.88 Zudem berichtet sie aus persönlicher Erfahrung, dass bei lesbischen oder queeren Veranstaltungen die Stimmung anders sei. Auf Rückfrage beschreibt sie diese als friedlicher - viel friedlicher: „Man feiert, natürlich wird da gesoffen, auch über die Maßen, schwule haben Sex auf der Tanzfläche, aber da waren nie Schlägereien. In 20 Jahren hab ich nie bei solchen Veranstaltungen Schlägereien erlebt. Aber in normalen Discos immer. Oft. Meistens. Sagen wir meistens. Ja, also ich glaube, es liegt am Alkohol und einfach an der Zusammensetzung der Menschen.“89 An dieser Stelle ist anzumerken, dass Michaela Regus im Gespräch den Begriff „normal“ verwendet hat, um einen heteronomativ und binär dominierten Raum zu beschreiben. Diese internalisierte Ausdrucksweise, belegt beispielhaft Leslie Kanes Weismans Theorien in dieser Arbeit. Der Club „Die Bombe“ wurde daher zu einer maskulin gefühlten Zielgruppe gekennzeichnet. „Man weiß, wie es ist, wenn man in Räumen und Orten nicht mitbedacht wird.“ beschreibt ein eine Person in der zugehörigen Umfrage dieser Arbeit.90 Die einfachste Lösung wäre in diesem Fall mehr Nutzungen für queere Personen. Gäbe es mehr FLINTA*only Clubs und mehr Schwulen- und Lesbenbars hätten alle einen Ort, an dem sich wohl und sicher gefühlt werden kann. Dieser Gedankengang dient jedoch nur der Problemverschiebung und wäre zudem kaum finanziell tragbar. Die Studie „Sexual Orienta-

85 Datenerhebung: Queer Space Umfrage, Interviews, Analyse vor Ort 86 Weisman, L.; Discrimination by Design: A Feminist Critique of the Man-made Environment (1994) 87 Definition: als Awareness-Team wird eine Gruppe von Personen bezeichnet, die auf Veranstaltungen Unterstützung gegen Diskriminierung, übergriffiges Verhalten und sexuelle Belästigung bieten soll 88 Regus, Michaela, persönliches Interview, Nürnberg, 14.05.2024 89 ebd.

90 Queer Space Umfrage; April 2024; Online Befragung (Teilnehmer 1, Cis-Mann, Homosexuell, 20-29 Jahre, Angestellt)

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tion and Labor Market Discrimination“ aus dem Jahr 1995 von M. V. Lee Badgette, einer amerikanischen Wirtschaftswissenschaftlerin, belegt durch empirische Datenanalyse aus Umfragen und administrativen Datensätzen, Vergleichsgruppen von LGBT*QIA+ und heterosexuellen Personen ähnlicher sozioökonomischen Merkmale, qualitative Forschung durch Erzählungen und persönliche Erfahrungen und bestehender Literatur, dass Personen der LGBT*QIA+ Community tendenziell niedrigere Einkommen haben aufgrund von Arbeitsplatzdiskriminierung basierend auf ihrer sexuellen Orientierung.91 Dies bestätigte auch die Studie aus dem Jahr 2020 „Queeres Leben in Bayern“, welche aufzeigt, dass 55 % der Befragten bereits Beschimpfungen oder Beleidigungen am Arbeitsplatz erfuhren.92 Auch der Gender-Pay-Gap93 spielt hierbei eine Rolle. Lesbische Bars oder Clubs haben geringere Erhaltungschancen, da lesbische Paare durch zweifache Marginalisierung ein geringeres Einkommen haben, als andere Zielgruppen. Michaela Regus spricht dies in Verbindung mit dem Aktionsplan „Queeres Nürnberg“ an und kritisiert, dass steuerliche Vorteile oder Gründungshilfen für den Raum Nürnberg, Fürth, Erlangen für lesbische und trans* Frauen kein Aktionspunkt sind. Sie sagt, es gibt keinen Raum für Lesben und Trans*, aber es gibt auch keine Hilfe, wenn sie diesen gründen möchte.94 Ein wichtiger Hinweis an dieser Stelle ist, dass in all diesen Ausführungen der Aspekt PoC und Rassifizierung noch nicht mit einbezogen wurde.

Mächtige Akteure (z. B. der Staat, Kapitalisten) gestalten und nutzen den Raum, um ihre Macht zu sichern und zu reproduzieren. Marginalisierte Gruppen, zu welchen Queers zählen, werden selten in großen Raumkonstrukten integriert, da sie als Minderheit keinen positiven Einfluss auf Machtposition haben können. Sich queerfreundlich zu positionieren, wenn dies denn stattfindet, hat entweder negative Auswirkungen auf ein Unternehmen oder wird von diesem als Pink-Washing missbraucht. So werden die Aussagen von Leslie Kanes Weisman und M. V. Lee Badgette betont von Lefebvres Gedanken zu kapita-

listischen Produktionen von Raum. Darin wird Raum nach den Prinzipien des Marktes und der Rentabilität produziert. Die kapitalistische Stadtplanung und Architektur dienen der Akkumulation von Kapital und reflektieren ökonomische Interessen. So betont Lefebvre, dass dies zum Ausschluss marginalisierter Bevölkerungsgruppen führen muss.95 Diese Ausführung zeigt, dass Raum kein passives Element ist, sondern aktiv soziale Machtverhältnisse formt und reproduziert. Raum ist sowohl Produkt als auch Mittel von gesellschaftlichen Prozessen und damit Zentrum von Macht, Politik und sozialer Gerechtigkeit.

In dem Buch „Mapping Desire“ wird eine vielfältige Welt der Sexualität untersucht und widerlegt. In dem Kapitel „Creating Urban Social Space“ beschreibt Tamara Rothenberg ihre Studie über lesbische Gemeinschaften unter dem Titel „And she told two friends“ (dt. „Und sie erzählte es zwei Freundinnen).

Hierbei werden verschiedene räumliche und planerische Anforderungen identifiziert und beschrieben, um Räume für lesbische Frauen inklusiver und unterstützender zu gestalten, wodurch Sichtbarkeit und Sicherheit als zentrale Punkte herausgearbeitet werden.

Treffpunkte oder Orte die queers willkommen heißen sollten klar identifizierbar, sichtbar und zugänglich sein. Dafür wäre die Integration von Symbolen und Kunstwerken, welche lesbische und queere Identitäten darstellen und feiern, positiv für ein Gefühl der Zugehörigkeit. Richtlinien und Mechanismen sollen sichergestellt werden, um Diskriminierungsfälle zu adressieren und abzubauen. Durch die genannten Aspekte soll u. A. Integration in gemeinschaftsorientierten Räumen geschaffen werden (beispielsweise in Cafés), aber auch durch Veranstaltungen für queere Personen angeboten werden. Es wird von einer Realisierung in Funktionalität, Gestaltung und Symbolik gesprochen, um ein Gefühl der Zugehörigkeit und Gemeinschaft zu fördern.96 Diese Aspekte lassen sich gleichermaßen im Außenraum definieren. Am Beispiel des Celtisplatz-Spiel-

91 Elmslie, B. & Tebaldi, E.; Sexual Orientation and Labor Market Discrimination (2007) 92 Wagner, A. & Oldmeier, K.; 2020; Queeres Leben in Bayern 2020 93 Definition: Gender-Pay-Gap ist eine geschlechtsspezifische Lohnlücke, also der Unterschied im durchschnittlichen Verdienst zwischen Männern und Frauen 94 Regus, Michaela, persönliches Interview, Nürnberg, 14.05.2024 95 Lefebvre, H.; The Production of Space (1992, Seite 349) 96 Tamara Rothenberg; And She Told Two Friends -Mapping Desire: Geog Sexuality (2003)

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platzes lässt sich eine Bevorzugung in der zu unterhaltenden Geschlechterrolle erkennen. Sportliche oder körperliche Bedürfnisse im öffentlichen Raum, welche durch Spiel- und Sporteinrichtungen bedient werden, priorisieren meist die Präferenzen maskuliner Cis-Männer.97 Dies wurde bereits 1994 von Dr. Clara Greed, ehemalige Professorin für inclusive urban planning und aktive Forscherin und Schriftstellerin, in ihrem Buch „Women and Planning: Creating Gendered Realites“ festgehalten. Klettergerüste, Skateparks, Tischtennisplatten, Seilbahnen. Diese und mehr Aktivitäten und Bewegungsmöglichkeiten sprechen großteils Jungen und Männer an. Die Erkenntnis, dass Jungen* und Mädchen*, Frauen* und Männer* den öffentlichen Raum und dessen Ausstattung anders nutzen, ist die schon länger bekannt, aber erhält erst seit wenigen Jahren die nötige Aufmerksamkeit. Dies bietet Gelegenheit zu hinterfragen, welche Anforderungen von anderen Geschlechtsidentitäten außerhalb des binären Verständnisses aufgestellt werden.

Prof. Eric Anderson, amerikanischer Soziologe und Sexologie, betont die Notwendigkeit, die spezifischen Wünsche und Bedürfnisse von marginalisierten Gruppen, eben solche wie Queers, anzuerkennen. Er beschreibt, dass queere Personen oft inklusivere, weniger wettbewerbsorientierte und vielfältigere Sportmöglichkeiten bevorzugen.98 Diese zielen darauf ab, Teilnehmende unabhängig von geschlechtlicher Identität und sexueller Orientierung, körperlichen Fähigkeiten oder anderen sozialen Identitäten einzubeziehen. Besonders Sportgruppen, die den Fokus auf Spaß, Gesundheit und Gemeinschaft legen, als auf Wettbewerb und Leistung. Neben Aktivitäten wie Joggen und Spazieren zählt auch Yoga, Pilates oder Tanz mit rein. Sportliche Angebote im Außenraum werden wiederum meist für den Gebrauch von Einzelpersonen ausgestattet und grenzen somit die soziale Komponente aus. Gruppen und Vereine, die es auch für Queers gibt, treffen sich meist in privat / gewerblichen Räumen oder an markanten städtischen Orten. Hier wäre es nötig, die sozialen Komponenten der Gemeinschaft und architektonischen Möglichkeiten zu verbinden, um Inklusion zu gewährleisten.

97 Greed, C. H.; Women and Planning: Creating Gendered Realities (2003) 98 Anderson, E.; Inclusive masculinity: The Changing Nature of Masculinities (2010) 99 Lefebvre, H.; The Production of Space. Wiley-Blackwell (1992, Seite 395)

94

Was sozialpolitisch auf Wandlung weiterer Aspekte angewiesen ist, kann somit von Architektur bereits beeinflusst werden. Wenn Architektur den gebauten Raum bereits als partizipative Mittel begreift, können auch kapitalistische Räume bereits in ihren Grundzügen angepasst werden, bis das strukturelle Problem in den Wandel kommt. So sollte man nach Lefebvre gehen, der Raum auch als einen Ort des Widerstands versteht. Als soziale Bewegung, um dominante Machtstrukturen zu bekämpfen und alternative Raumkonzepte zu schaffen.99

95

Ein „Konsumraum“ ist ein Ort, an dem Konsum von Gütern und / oder Dienstleistungen stattfindet. Das kann beispielweise in Geschäften, Restaurants, Cafés oder Kinos der Fall sein. Einfach gesagt: Hier muss Geld ausgegeben werden.

Konsum

Konsum

Konsum

Konsum frei

Zielgruppe (geworben)

feminin

maskulin

fem/mask

divers

Zielgruppe (gefühlt)

Konsum feminin

maskulin

fem/mask

divers

Konsum Konsum Zugänglichkeit Konsum Konsum frei Konsum leicht

Ein „konsumfreier Raum“ hingegen ist ein Ort, an dem kein Konsum stattfinden muss / kann oder einfach nicht erforderlich ist. Diese Räume sind meist für Erholung, Gemeinschaft oder öffentliche Zwecke gedacht, wie z. B. Parks, Bibliotheken, öffentliche Plätze und einige kulturelle Einrichtungen. Hier steht oftmals nicht der Konsum, sondern der Aufenthalt und die Nutzung des Raums im Vordergrund. Zusammengefasst: Hier kann oder muss kein Geld ausgegeben werden.

Konsum frei mittel schwer

Konsum Konsum frei Zielgruppe (geworben)

Zuordnung

Zielgruppe (geworben) Tag Zielgruppe (geworben) feminin

fem/mask

divers

feminin maskulin wochenende fem/mask alle mo.-sa. feminin maskulin Zielgruppe (gefühlt)fem/mask

maskulin

divers eigen divers

Zielgruppe (gefühlt) Tageszeit Zielgruppe (gefühlt) feminin

maskulin

fem/mask

divers

feminin maskulin tag nacht feminin maskulin Zugänglichkeit

fem/mask beides fem/mask

divers

Teilhabe Zugänglichkeit leicht mittel Zugänglichkeit

schwer

inklusiv leicht

bedingt mittel

exklusiv schwer

leicht Tag

mittel

schwer

divers

Sicherheit Tag Tag alle mo.-sa.

wochenende

eigen

alle sicher alle

mo.-sa. bedingt mo.-sa.

wochenende unsicher wochenende

eigen

tag

nacht

beides

tag

nacht

Teilhabe tag

nacht

Teilhabe Teilhabe

beides

inklusiv Teilhabe

bedingt

exklusiv

inklusiv

bedingt

exklusiv

Sicherheit inklusiv bedingt

exklusiv

Tageszeit

eigen

Hier wird unterschieden in Orte und Räume, die gekennzeichnet durch Namensgebung, Werbung, Beschreibung oder Angebot demonstrieren, an wen sich hierbei gerichtet werden soll - und in den gefühlten Raum, welcher sich durch die Außenwirkung, das Publikum, Image, Einrichtung oder gebautem Raum gebildet hat.

Hierbei beziehen sich „feminin“ und „maskulin“ nicht immer auf eine heteronormative Geschlechteraufteilung, sondern auf Eigenschaften, welchen Personen zugesprochen werden. Unter „fem/mask“ werden feminine und maskuline Zuordnungen definiert, welche sich stark mit dem binären Geschlechterbild assoziieren. „Divers“ wird hier als undefinierter und uneingenommener Raum begriffen, was jedoch nicht bedeutet, dass verschiedene Zuschreibungen an diesem Ort nicht mehr oder weniger Privilegien genießen könnten.

Tageszeit Tageszeit

beides

Sicherheit Sicherheit sicher

bedingt

sicher

bedingt

unsicher unsicher

sicher

bedingt

unsicher

Ein „exklusiver Raum“ ist nur für eine bestimmte Gruppe zugänglich, basierend auf Kriterien wie Mitgliedschaft oder sozialem Status, und schließt andere aus, um gegebenenfalls Privatsphäre oder Sicherheit zu bieten. Ein „inklusiver Raum“ hingegen ist für alle offen, fördert Vielfalt, Teilhabe und baut Barrieren ab, damit jeder unabhängig von Hintergrund oder Eigenschaften teilnehmen kann. Dies kann zur Folge haben, dass man sich angreifbar macht und Offenheit leben muss.

Unter „bedingt“ wird hier eine situationsbedingte Teilhabe beschrieben. Diese kann aus Publikum, Tageszeit oder aus dem eigenen heraus Individuum entstehen.

96

feminin

Zielgruppe (gefühlt)divers maskulin fem/mask alle

Alle Räum und Orte wurden nach Tageszeiten und Wochentagen bezüglich ihrer Zugänglichkeit unterteilt. Hinsichtlich der „Tageszeiten“ kann der Zugang entweder nur tagsüber, nur nachts oder rund um die Uhr erfolgen.

mo.-sa.

Zugänglichkeit

eigen

fem/mask divers Frequenz

feminin

maskulin

mittel

schwer

Tageszeit

leicht

Zugänglichkeit tag

Tag

nacht

leicht

Bezüglich der „Wochentage“ kann der Zugang täglich, nur unter der Woche (Montag bis Samstag), nur am Wochenende (Freitag, Samstag und Sonntag) oder an spezifischen, variierenden Tagen gewährt werden. Diese Unterteilung kann einschlägige Auswirkungen auf andere Aspekte bedeuten.

wochenende

beides

mittel

schwer

wochenende

eigen

Teilhabe alle

mo.-sa.

Tag

inklusiv

Tageszeit

alle

bedingt mo.-sa.

exklusiv wochenende

eigen

Sicherheit

tag

Tageszeit nacht

beides

sicher

bedingt

unsicher

tag

nacht

beides

bedingt

exklusiv

Teilhabe GSEducationalVersion

inklusiv

Teilhabe Sicherheit inklusiv

Ob ein Raum für queere Personen sicher oder unsicher ist, hängt letztendlich von vielen Faktoren ab. Dies kann von der Zuordnung der Geschlechterrolle, der Tageszeit oder Teilhabe abhängen. Aber auch persönliche Erfahrungen, bekannten Angsträumen oder Personen vor Ort können Einfluss darauf haben.

sicher

bedingt

exklusiv

Sicherheit

Sicherheit bedingt unsicher

GSEducationalVersion

sicher

bedingt

unsicher

GSEducationalVersion

Unter einem „sicheren“ Ort kann man hier nur die geringere Wahrscheinlichkeit von Angriff und Diskriminierung verstehen nicht den eindeutigen Ausschluss. (Siehe hierfür Kapitel Angsträume). Ein „unsicherer“ Ort muss nicht bedeuten, dass hier garantiert Angriffe oder Diskriminierung vorkommen werden, jedoch ist das Potenzial hier stark vorhanden. Bei „bedingten“ Orten hängt dies von veränderlichen Faktoren wie zum Beispiel der Tageszeit oder dem Publikum ab.

Konsum

Konsum

Konsum frei

Zielgruppe (geworben)

feminin

maskulin

fem/mask

divers

Zielgruppe (gefühlt)

feminin

Die Zugänglichkeit kann definiert werden in baulichen Aspekten bezüglich der Barrierefreiheit, aber auch darin, ob Zugänge versperrt sind oder es erforderlich ist, zu klingeln bzw. sich auszuweisen. Auch das Auffinden der Eingangstür kann hierbei eine Rolle spielen. Dies kann aufgrund eines Hinterhofeinganges „schwerer“ sein. Außerdem können architektonische Gesten oftmals die Überlegung „erleichtern“, welche Räume für die Öffentlichkeit zugänglich sind und welche nicht.

maskulin

fem/mask

divers

Zugang

Zugänglichkeit

leicht

mittel

schwer

mo.-sa.

wochenende

nacht

beides

bedingt

exklusiv

Tag

alle

Tageszeit

tag

Teilhabe

inklusiv

Sicherheit

97 sicher

bedingt

unsicher

eigen

Katholische Stadtkirche Nürnberg | Gemeinde

Ultracomicx | Comicladen

Body Attack Premium Store | Sportlerernährung

Green Box | Parfümerie

Magnus-Hirschfeld-Platz | Platz

98 GSEducationalVersion

Happy Nails | Nagelstudio Konsum

Konsum

Konsum frei

Zielgruppe (geworben)

feminin

Die Bombe | Diskothek

maskulin

fem/mask

divers

Zielgruppe (gefühlt)

feminin

maskulin

fem/mask

divers

Zugänglichkeit

leicht

mittel

schwer

mo.-sa.

wochenende

nacht

beides

bedingt

exklusiv

bedingt

unsicher

Tag

alle

eigen

Tageszeit

tag

Teilhabe

inklusiv

Sicherheit

sicher

99 GSEducationalVersion

Jobcenter Nürnberg-Stadt | Behörde

100

EducationalVersion

Scandic | Hotel

Konsum

Konsum

Konsum frei

Zielgruppe (geworben)

feminin

maskulin

fem/mask

divers

Zielgruppe (gefühlt)

feminin

maskulin

fem/mask

divers

Zugänglichkeit

leicht

mittel

schwer

mo.-sa.

wochenende

nacht

beides

bedingt

exklusiv

bedingt

unsicher

Tafelhofstraße | Straße Tag

alle

eigen

Tageszeit

tag

Teilhabe

inklusiv

Sicherheit

sicher

101 GSEducationalVersion

Karl-Bröger-Tunnel | Unterführung

Südstadtpark | Park

Celtispark | Spielplatz

Paradies | Revue Theater

One Way Sportsbar | Bar

102

GSEducationalVersion

Karl-Bröger-Haus | Büroräume

Sparkasse Nürnberg | Bank

Konsum

Konsum

Konsum frei

Zielgruppe (geworben)

feminin

maskulin

fem/mask

divers

Zielgruppe (gefühlt)

feminin

maskulin

fem/mask

divers

Zugänglichkeit

Flamingo | Friseursalon

leicht

mittel

schwer

mo.-sa.

wochenende

nacht

beides

bedingt

exklusiv

bedingt

unsicher

Tag

alle

eigen

Tageszeit

tag

Teilhabe

inklusiv

Sicherheit

sicher

103 GSEducationalVersion

Radio Eck am Aufseßplatz Elektrofachgeschäft

Reinhard Schimmer GmbH Münzhandlung

Hairstylistin Sarah Friseursalon

Loco Chicken Restaurant

Atlantic Meistereck Hotel

Haarsalon Flamingo Friseursalon

Paradies Revue Theater

Saya Fahrräder Fahrradgeschäft

Schönweiß Ulrich Rechtsanwalt

Zamzam supermarket Supermarkt

Pizzeria Grande Pizza

One Way Sportsbar Bar

realbau Bauunternehmen

AWO Bezirksverband Organisation

104

GSEducationalVersion

Teilhabe be

Tag

Zugänglichkeit lichkeit

Sicherheit heit

eit Tageszeit

Gefühl

Geworben

Konsum

Sparkasse Nürnberg Bank

be Teilhabe

Tag

Zugänglichkeit lichkeit

heit Sicherheit

Tageszeit eit

Gefühl

Geworben

Konsum

Karl-Bröger-Haus Büroräume

SPD Nürnberg Politische Partei

Juso Nürnberg Jugendorganisation

Bezirksjugendwerk Organisation

Pizzeria Bella Pizzeria

Ertel's Backstube Bäckerei

Humanistisches Haus Kindertagesstätte

Sabel-Akademie Privatschule

Sabel Wirtschaftsschule Wirtschaftshochschule

Osteria Del Centro Restaurant

Restaurant Tafelhof Restaurant

Sheraton Carlton 5-Sterne-Hotel

Scandic Central Hotel Berufsinformationszentrum Behörde

Jobcenter Nürnberg Behörde

GSEducationalVersion

105

IT-Systemhaus Bundesbehörde

Amt für Existenzsicherung Sozialamt

Rengarenk Restaurant

Etyok Third Wave Kebab Fast Food

Die Bome Nachtclub

Globar Universit Support Universität

Happy Nails Nagelstudio

Zahnärzte am Sterntor Zahnarzt

Kurzdauer Apartments Fremdenzimmer Starlight 1 Karaoke Bar

Cullmann Tattoo & Piercing Tattoostudio

Mam-Mam Burger Restaurant Green Box Parfümerie

Reisebüro am Sterntor Reisebüro

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GSEducationalVersion

be Teilhabe

Tag

Zugänglichkeit lichkeit

heit Sicherheit

eit Tageszeit

Gefühl

Geworben

Konsum

Agentur für Arbeit Behörde

be Teilhabe

Tag

Zugänglichkeit lichkeit

heit Sicherheit

eit Tageszeit

Gefühl

Geworben

Konsum

Kaschemme Restaurant

Inzider Greenpoint Cannabisladen

TX SELECT Damenmodegeschäft

SRC Steuerberatung Steuerberatung

TX SPORTS Skateshop

bXs NUE Bar x Lounge Bar

XOCO Café Café

Ni Hao Restaurant

Body Attack Premium Store Sportlerernährung Suppen-Bäck Restaurant

WonderWaffel Café / Restaurant

EuroShop Discounter

Color Fashion Bekleidungsgeschäft

High Time Metal and Head Tabakladen

The Phone Factory Reparaturladen

GSEducationalVersion

107

Andreas Ziegner Zwangsverwaltung

Grüne Erde-Store Möbelgeschäft

LeBar Restaurant

Sleepin Notschlafstelle

Katholische Stadtkirche Gemeinde

Weltladen Fenster zur Welt Geschäft

KEB Stadtbildungswerk e.V. Bildungseinrichtung

Café Fenster zur Stadt Café

Karl-Bröger-Straße Straße

Karl-Bröger-Platz Platz

Südstadtpark Park

Celtispark Spielplatz

Karl-Bröger-Tunnel Unterführung

Tafelhofstraße Straße

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GSEducationalVersion

be Teilhabe

Tag

Zugänglichkeit lichkeit

heit Sicherheit

eit Tageszeit

Gefühl

Geworben

Konsum

Ultracomix GmbH Comicladen

be Teilhabe

Tag

Zugänglichkeit lichkeit

heit Sicherheit

eit Tageszeit

Gefühl

Geworben

Konsum

Parkplatz Carlton Hotel Hotel

Frauentorgraben Durchgang Unterführung

Frauentorgraben Straße

Grasergasse Straße

Magnus-Hirschfeld-Platz Platz

Frauentormauer Park | Burggraben

Vordere Sterngasse Straße

GSEducationalVersion

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[ Abb. 17 ]

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GSEducationalVersion

ERDGESCHOSS In der vorliegenden Bildreihe sind sämtliche Eingangssituationen der öffentlichen Erdgeschosszonen des ausgewählten Bearbeitungsbereichs fotografiert und abgebildet. Diese visuelle Erfassung dient dazu, die durchgeführte Analyse zu untermauern und die räumlichen und funktionalen Eigenschaften der Eingangsbereiche detailliert darzustellen. Die Fotografien bieten einen Einblick in die Gestaltung, Nutzung und den Zustand der Eingänge, was eine Bewertung und Vergleichbarkeit der unterschiedlichen Situationen ermöglicht.

113

[ Abb. 18 ]

[ Abb. 19 ]

[ Abb. 20 ]

[ Abb. 21 ]

[ Abb. 22 ]

[ Abb. 23 ]

[ Abb. 24 ]

[ Abb. 25 ]

[ Abb. 26 ]

[ Abb. 27 ]

[ Abb. 28 ]

[ Abb. 29 ]

[ Abb. 30 ]

[ Abb. 31 ]

[ Abb. 32 ]

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[ Abb. 33 ]

[ Abb. 34 ]

[ Abb. 35 ]

[ Abb. 36 ]

[ Abb. 37 ]

[ Abb. 38 ]

[ Abb. 39 ]

[ Abb. 40 ]

[ Abb. 41 ]

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[ Abb. 45 ]

[ Abb. 46 ]

[ Abb. 47 ]

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[ Abb. 48 ]

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[ Abb. 50 ]

[ Abb. 51 ]

[ Abb. 52 ]

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[ Abb. 54 ]

[ Abb. 55 ]

[ Abb. 56 ]

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[ Abb. 59 ]

[ Abb. 60 ]

[ Abb. 61 ]

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[ Abb. 66 ]

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[ Abb. 68 ]

[ Abb. 69 ]

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[ Abb. 71 ]

[ Abb. 72 ]

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[ Abb. 74 ]

[ Abb. 75 ]

[ Abb. 76 ]

[ Abb. 77 ]

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[ Abb. 79 ]

[ Abb. 80 ]

[ Abb. 81 ]

[ Abb. 82 ]

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[ Abb. 84 ]

[ Abb. 85 ]

[ Abb. 86 ]

[ Abb. 87 ]

[ Abb. 88 ]

[ Abb. 89 ]

[ Abb. 90 ]

[ Abb. 91 ]

[ Abb. 92 ]

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[ Abb. 93 ]

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[ Abb. 96 ]

[ Abb. 97 ]

[ Abb. 98 ]

[ Abb. 99 ]

[ Abb. 100 ]

[ Abb. 101 ]

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GSEducationalVersion

FALLBEISPIEL Im Folgenden werden ausgewählte Fallbeispiele aus der vorherigen Analyse betrachtet. Diese Nutzungen wurden gezielt herausgezogen, um spezifische Entscheidungen und Untersuchungsergebnisse näher zu beschreiben. Durch die vertiefte Betrachtung dieser Beispiele sollen die Analyseprozesse, die zugrunde liegenden Entscheidungsgrundlagen und die daraus resultierenden Erkenntnisse dargestellt werden. Dies ermöglicht ein tieferes Verständnis der analysierten Aspekte und unterstützt die Validierung der getroffenen Schlussfolgerungen.

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Die Bombe | Diskothek

Happy Nails

Hier muss Geld für die angefragte Dienstleistung bezahlt werden.

Nagelstudio

Happy Nails | Nagelstudio

GSEducationalVersion

GSEducationalVersion

Nagelstudios haben in der heutigen Gesellschaft weiterhin das Label als feminine Orte zu gelten. Auch hier wird mit Frauen und Frauenhänden im Schaufenster geworben.

Die Preisliste unterscheidet nicht nach Geschlecht - an einem stark behafteten Raum wäre es jedoch zumindest nötig zu kennzeichnen, dass hier alle Geschlechter und Identitäten willkommen sind.

Auf diese Art werden möglicherweise Personen, welche sich nicht mit dem weiblichen Geschlecht oder Femininität identifizieren, ausgeschlossen.

Happy Nails | Nagelstudio Happy Nails | Nagelstudio

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Die Fassadengestaltung lässt nur über der Folierung auf über 2 Meter Höhe Einsicht zu. Somit ist es nicht möglich, sich vorab einen Überblick zu verschaffen. Allerdings bietet dies für Kunden und Kundinnen einen Raum, in welchem sie sich unbeobachtet fühlen können. Die Notwendigkeit eines Überblicks vorab verringert sich auch durch die Tatsache, dass das Publikum in diesem Raum einschätzbar ist durch Nails Nagelstudio Außenwerbung. Es gibt nur eineHappy Toilette, die |vollständig ausgestattet und nur als Toilette gekennzeichnet ist. Trotz dem exklusivem Raumes wird das Nagelstudio „Happy Nails“ als sicherer Ort gesehen.

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Die Zugänglichkeit ist leicht. Der Vorbereich der Eingangstür ist durch eine Schwelle vom öffentlichen Raum abgegrenzt und somit nicht barrierefrei. Der Haupteingang ist leicht aufzufinden, jedoch nicht farbig foliert wie der Rest der Fassade, sondern verspiegelt und auch nicht blickdurchlässig. Man erkennt somit nur schwer, ob der Laden geöffnet, geschlossen, überfüllt, leer oder eben sicher ist.

Das Nagelstudio wirkt exklusiv.

Besonders, weil die angebotene Dienstleistung eine kosmetische Behandlung und somit ein Luxusgut ist.

Des Weiteren demonstriert die Werbung, Webpräsenz, Preisliste sowie die Innen-/ Außenraumgestaltung, dass eine feminine Zielgruppe angesprochen werden soll.

Die Bombe | Diskothek

Die Bombe

Hier muss Geld für den Eintritt, die Garderobe, Getränke und ggf.

Trinkgeld bezahlt werden.

Diskothek

Die Bombe | Diskothek

Der Club wirbt ohne geschlechterspezifische Präferenz oder Tendenz.

Auch die Preise variieren weder nach Geschlecht noch anderen Gesichtspunkten. Wie in den meisten Clubs sind hier überwiegend Männer vertreten. Der Raum wird als maskulin und maskulin-dominiert wahrgenommen.

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Die Bombe | Diskothek

Der Clubbetrieb beginnt um 23 Uhr. Dies bedeutet für viele Personen bereits Unsicherheit aufgrund von Dunkelheit, Uneinsehbarkeit, (Un-)Beobachtet sein, der Wandel von Räumen in Angsträume.

Das Verlassen des Clubs zur fortgeschritteneren Zeit steigert die geDie Bombe | Diskothek nannten Aspekte.

Die Bombe | Diskothek

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Für den Zugang ist es erforderlich, sich vor dem Sicherheitspersonal am Eingang zu präsentieren und auszuweisen. Diese Form des labelns bedeutet für viele Personen bereits eine Hürde. Beispielsweise für Trans*-Personen oder auch anderen Personen, welche sich optisch von einem gesellschaftlich normativen Geschlechterbild abgrenzen (siehe Labeln). Nachdem der Club „die Bombe“ sich nicht zu queeren Personen bekannte, ist es keine Gewissheit, willkommen oder toleriert zu sein. Zudem ist der Club im Keller und nur mit Treppen zu ie Bombe | Diskothek erreichen.

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Nachdem sich der Club im Untergeschoss des Gebäudes befindet, gibt es keine Gelegenheit sich bereits vorab einen Überblick zu verschaffen - beispielsweise durch Fenster.

Desweiteren schmälert die Lage der Clubs die Fluchtmöglichkeiten in Gefahrensituationen. Die Toiletten sind in Damen und Herren Wcs aufgeteilt und gekennzeichnet.

Hier wird es erneut verlangt, sich zu labeln und eine möglicherweise nachteilhafte Entscheidung treffen zu müssen.

Feiern, konsumieren und sich durch die Nacht bewegen ist mit Privilegien verbunden, welchen nicht allen Personen zuteilwerden.

Zudem bekennt sich der Ort nicht zur Queerfreundlichkeit oder wirbt mit inklusivem Auftreten in der Außenwirkung.

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One Way Sportsbar | Bar

One Way Sportsbar

One Way Sportsbar | Bar

Bar

Hier muss Geld für dem Verzehr von Speisen und Getränken, ggf.

Trinkgeld, investiert werden.

Die Zugänglichkeit ist leicht. Der schwellenlose Eingang wird nicht weitergehend kontrolliert und ist leicht aufzufinden. Es gibt keine Anforderungen daran sich zu labeln oder auszuweisen (ggf. später je nach Bestellung). Jedoch erscheint der Eingang bei geschlossener Tür durch die Folierung sehr exklusiv und privat. An warmen Tagen steht der Haupteingang bei Öffnungszeit One Way Sportsbar | Bar offen.

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One Way Sportsbar | Bar

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One Way Sportsbar | Bar

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Die Bar lässt vorab keinerlei Eindruck auf den Innenraum zu. Die vollverglaste Front wurde mit transluzenter Folie beklebt und bietet keinerlei Einblick. Die Nordfassade bietet keinerlei Öffnungen. Die Toiletten sind in Damen und Herren Wcs aufgeteilt und gekennzeichnet. Hier wird es erneut verlangt, sich zu labeln und eine möglicherweise nachteilhafte Entscheidung treffen zu müssen. Zudem wird Alkohol ausgeschenkt und stark konsumiert. Der zurückgesetzte Eingang bietet Risikopotenzial. Die fehlende Einsicht in die Eingangsnische kann auch nachts zu Gefahrensituationen führen und macht die Fassade noch undurchsichtiger.

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Der Barbetrieb ist sowohl zu Tagesals auch Nachtzeiten. Dies kann für viele Personen Unsicherheit aufgrund von Dunkelheit, Uneinsehbarkeit, (Un-)Beobachtet sein, der Wandel von Räumen in Angsträume bedeuten. Das Verlassen der Bar zu einer nächtlichen Uhrzeit steigert die genannten Aspekte.

Aufgrund von seiner maskulinen Außenwirkung und dem sehr spezifischen Interessenfeld, welches hier bedient wird - aber auch wegen der ausgrenzenden Fassadengestaltung durch foliertes Glas wirkt One Way Sportsbar dieser | BarOrt sehr exklusiv.

Dieser Ort wirbt mit keinerlei geschlechterspezifischen Elementen, Texten oder Figuren. Außerdem wurden weder die Preise noch der Einlass in Geschlechterrollen unterteilt oder in verschiedene Verhältnisse gesetzt. Allerdings ist dies ein klar maskuliner Raum, ohne das dies die Notwendigkeit hat, erwähnt zu werden. Die Hauptbesucher dieser Bar sind männlich gelesen, wie auch in anderen Sportsbars. Die Innenraumgestaltung wird als „für Männer eingerichtet“ beschrieben.

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One Way Sportsbar | Bar

Paradies

Hier muss Geld für die Garderobe, den Verzehr von Speisen und Getränken, ggf. Trinkgeld und die Eintrittskarte investiert werden.

Die Theater Paradies | Revue Garderobe ist freiwillig.

Revue Theater

Die Zugänglichkeit wurde auf Mittel eingestuft, da das „Paradies“ nur zu den ausgeschriebenen Show-Terminen zugänglich ist und keine weiteren Öffnungszeiten hat. Außerdem ist für den Zugang ein vorab erworbenes Ticket notwendig und aufgrund der Beliebtheit sind diese meist sehr zeitig ausverkauft. Zudem ist das Theater nicht barrierefrei.

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One Way Sportsbar | Bar

Meist beginnen die Shows um 19 Uhr und gehen bis 23/00 Uhr. Dies kann für viele Personen Unsicherheit aufgrund von Dunkelheit, Uneinsehbarkeit, (Un-)Beobachtet sein, der Wandel von Räumen in Angsträume bedeuten. Das Verlassen des Theaters zu einer nächtlichen Uhrzeit Paradies | die Revue Theater steigert genannten Aspekte.

Paradies | Revue Theater

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Das „Paradies“ präsentiert sich bis in den Außenraum inklusiv und wirbt selbst an der Fassade mit Diversität. Auch die Website weist darauf hin, dass auch die Show für alle Personen und Altersklassen geeignet ist. Die Rezensionen sprechen von einem queerfreundlichen Ort und empfehlen diesen auch Paradies | Revue Theater dementsprechend weiter.

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Die Fassade lässt aufgrund der fehlenden Fenster keinerlei Einblick in den Innenraum zu. Es muss vorab ein Ticket erworben werden. Ein spontaner Besuch ist grundsätzlich nicht möglich - dies bietet Sicherheit für Personen im Innenraum. Die Toiletten sind in Damen und Herren Wcs aufgeteilt und gekennzeichnet. Hier wird verlangt, sich zu labeln und eine möglicherweise nachteilhafte Entscheidung treffen zu müssen. Zudem wird Alkohol ausgeschenkt und stark konsumiert. Letztendlich ist durch Wirkung, die Vorund Fürsorge, die Werbung, Außenwirkung und inklusive Auftreten das „Paradies“ ein queerfreundlicher Ort.

Das Theater wirbt mit Diversität und stellt kein Geschlecht oder Orientierung in den Vordergrund. Eintritt und Preise im Innenraum verändern sich nicht nach Geschlecht.

Es wird klar gekennzeichnet, dass alle willkommen sind und auch während der Show gab es kein dominierendes Geschlecht.Das Publikum war in Geschlechtsidentität und Sexualität sehr divers aufgestellt.

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[ Abb. 102 ]

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LABELN ALS EINZELPERSON Im April 2020 veröffentlichte Peer Jongeling das Heft „Hattest du eigentlich schon die Operation?“. Hier wird auf humorvolle und direkte Art an das Thema Trans* herangeführt. Es sind viele Geschichten, die auf wahren Begebenheiten und Erfahrungen basieren. In der Erzählung von Lilly, einer Trans*Frau, ist diese beim Shoppen. Sie wird zuerst von einem Kind durch lookistische Bemerkungen heruntergezogen und probiert dann einige Kleidungsstücke aus der Damenabteilung an. Alle scheinen nicht auf ihren Körperbau angepasst zu sein und wollen nicht richtig passen. An der Kasse wird sie nach ihrer Karte gefragt, wobei hier direkt bemerkt wird, dass auf der Bankkarte ein Männername steht. Es bedarf einer ausschweifenden Erklärung, dem öffentlichen Geständnis gegenüber einer fremden Person Trans* zu sein und dem Vorzeigen vieler weiterer Karten, bis die Angelegenheit geklärt ist. Trotzdem verlässt Lilly freudestrahlend und hüpfend den Laden, denn sie wurde nicht ein einziges Mal missgendert.100 Missgendering bedeutet, jemanden fälschlicherweise oder respektlos mit einem Geschlecht zu bezeichnen, das nicht mit der tatsächlichen Geschlechtsidentität übereinstimmt. Besonders Trans*, Inter* und Nonbinäre Personen sind davon betroffen. Dr. Esto Mader beschreibt dies sehr drastisch: „Von Fehlanrufungen spreche ich folglich dann, wenn der hegemoniale Diskurs für ein Subjekt keine Subjektposition bereitstellt und dies zur sozio-ontologischen Bedrohung für das Subjekt wird. Nicht selten ist diese sozio-ontologische Bedrohung verknüpft mit der Gefahr, Opfer von psychischer und physischer Gewalt zu werden.

Entspricht die Selbst- nicht der Fremdpositionierung auf eine Weise, die die Existenz als Subjekt infrage stellt, spreche ich von einer Fehlanrufung.“101 Personen im öffentlichen Raum haben die Macht zu missgendern, wenn in ihrer eigenen Wahrnehmung eine nicht übereinstimmende Situation bezeugen (hier kann nur von bestimmbaren Momenten gesprochen

werden. Diskriminierungen auf der Straße durch Vorbeilaufende o. Ä. werden hier nicht mit einbezogen, sind aber ebenso existent wie auch relevant).

Um einer Fehlanrufung und möglichen psychischen Konsequenzen auszuweichen, gibt es in der LGBT*QIA+ Community den Begriff des „doing gender“. Es ist eine vergeschlechtlichte Performance, ein (verkleidetes) Schauspiel, das eigene gender zu verstecken.102 Das Äquivalent des doing gender in Bezug auf die sexuelle oder romantische Orientierung wird als straight acting bezeichnet. Hierbei handelt es sich hauptsächlich um das Handeln, weniger die Erscheinung von Schwulen und Lesben. Dabei wird das Verhalten, die Stimmlage und Auftreten so angepasst, dass man straight (dt.: hetero) erscheint. Durch diese Verhaltensänderung erhält man nun möglicherweise Privilegien von heterosexuellen oder Cis-Personen, bewirkt dadurch jedoch die Unterdrückung der eigenen Persönlichkeit bzw. Identität. Eine solche Handlungsweise dient nicht nur dem Friseurbesuch, sondern bietet Möglichkeiten im Rahmen von Verhandlungsräumen, bei welchen die moralische Eignung bereits mit der geschlechtlichen, sexuellen oder romantischen Identität infrage gestellt wird, nicht bereits aus lookistischen oder gesellschaftlichen Gründen ausgeschlossen zu werden (beispielsweise Familienrecht und Kindererziehung). Straight acting wird auch in der Umfrage Queer Space oftmals thematisiert:103 #31

Innerhalb queerer Räume, oder vereinzelten Veranstaltungen, stellt das Zeigen meiner Beziehungen kein Problem dar. Ich muss mir keine Gedanken darüber machen, das je mand sieht, dass ich gleichgeschlechtliche Beziehungen führe. Sobald man diese Räume verlässt, schlägt einem die Realität ins Gesicht. Händchen halten, oder gar küssen im öffentlichen Raum? Nur, wenn mein Fell an dem Tag dick genug ist, mit Sexualisierung, oder anderen Übergriffen umgehen zu können. Es sind zwei Welten.

Cis-Frau, Pansexuell, 30-39, Angestellt

100 Jongeling, P.; Hattest du eigentlich schon die Operation? (2020) 101 Mader, E; Queere Räume (2023, Seite 42) 102 West, C. & Zimmerman, D. H.; Doing gender. Gender & Society (1987) 103 Queer Space Umfrage; April 2024; Online Befragung

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Genauso ist es eine Herausforderung als eine heterosexuelle cis-geschlechtliche Person gelabelt zu werden, wenn dies nicht zutrifft und somit immer wieder aufs Neue gezwungen zu sein, sich zu outen. Die Privilegien, die diese äußere Erscheinung mit sich bringen, kommen auch mit der Gefahr der Fehlanrufung und dem eingeschränkten ausleben der eigentlichen Identität. So wird aufgezeigt, dass auch CisMänner unter patriarchalen Strukturen Nachteile im ausleben ihrer Identität erfahren können. Dies beschreibt eine Person in der Queer Space Umfrage:104 #48

Die Aufteilung in Damen- und Herrenabteilung, in welchen man ausschließlich Kleidung der sozialen Zuordnung von Geschlechterrollen finden kann (Röcke bei Damen, Anzüge bei Herren), bietet nicht nur Fläche für Diskriminierung, missgendering und Lookismus, sondern verstärkt eventuelle eigene Zweifel und das fehlende Gefühl von Zugehörigkeit. So beschreibt die Person der Umfrage weiter: #48

Ich identifiziere mich als Cis-Mann, wo durch in den meisten Fällen von der cis männlichen geprägten Gesellschaft profitiere solange ich die Rolle erfülle Cis-Mann, Homosexuell, 30-39, Selbstständig

Die Analyse Labeln als Einzelperson zeigt damit beispielhaft am gewählten Straßenzug, wie oft man sich dort labeln muss, was zu Missgendering und Diskriminierung führen kann. Zudem wird unterschieden in den Labeln: „Gegenüber mir selbst“ bedeutet, dass eine einordnende Entscheidung getroffen werden muss, zu welcher man eventuell noch nicht bereit ist oder dies garnicht möchte; „gegenüber Anderen“, somit mindestens einer weiteren Person oder „gegenüber einer Öffentlichkeit“, wodurch eine Vielzahl an Personen es mitbekämen.

Ein Beispiel hierfür ist das „TX Sports“ Geschäft in der Vorderen Sterngasse - Altstadt. Bereits beim Betreten des Geschäfts ordnet man sich einem Geschlecht bzw. einer Geschlechterrolle unter. Dies wird allerdings verschlimmert, da das Geschäft die Damenabteilung auslagerte in ein separates Geschäft zwei Gebäude weiter in derselben Straße. Der Laden „TX Sports women“ verlangt nun noch deutlicher sich „gegenüber einer Öffentlichkeit“ für ein Label zu entscheiden und mit den vergeschlechtlichenden Konsequenzen zu arbeiten. Auch weitere Geschäfte, die im Innenraum mit Abteilungen arbeiten, wie das „Color Fashion“ Bekleidungsgeschäft, verlangen es, sich mindestens „gegenüber einer Anderen“ zu labeln, wenn nicht auch „gegenüber einer Öffentlichkeit“.

Cis-Mann, Homosexuell, 30-39, Selbstständig

Im Bereich der Altstadt wurden 34 Fälle verzeichnet, in welchen es nötig war, sich zu labeln. Im Transit wurden 13 Situationen aufgenommen. Gerade bei Behörden wie dem Arbeitsamt werden Daten für einen längeren Zeitraum gespeichert. Somit ist auch bei einer Namensänderung der alte Name im System vermerkt und bekannt. Zudem kommt es vor, dass ein Foto nötig ist oder ein aktuelles gemacht werden muss. Bei Personen, welche sich beispielsweise in ihrer Transition befinden, bedeutet dies große Überwindung und starke Belastung durch die festgehaltene Momentaufnahme.

In der Südstadt war es 15 Mal nötig, sich zu labeln.

Gerade bei Friseurbesuchen, in welchen die Zuordnung auch einen Kostenunterschied bedeutet, stellt sich unter anderem für non-binäre Person die Frage der Notwendigkeit und Sinnhaftigkeit.

Insgesamt ist es im ausgewählten Bereich dieser Arbeit - drei Straßen - nötig, sich mindestens 62 Mal zu labeln.105 Zu sozialen Aspekten des Zusammenlebens gehören viele Komponente. Diese können wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Natur sein. Doch die Nutzung und Benutzung eines Raumes entspringt der architektonischen Haltung und ist eine definierbare und planbare Komponente. Wie im Innen- als auch im Außenraum können auf die Bedürfnisse von quee-

104 Queer Space Umfrage; April 2024; Online Befragung 105 Datenerhebung durch räumliche Analysen vor Ort, Befragung der Nutzungen und der Queer Space Umfrage

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Diskriminierung erfahre ich im öffentlichen Raum durch abwertende Blicke oder offen ausgesprochene Beleidigungen. In Kleidungsgeschäften häufiger, wenn ich nicht in der „richtigen“ Abteilung einkaufe

ren Personen eingegangen werden. Diese beinhalten Aspekte von Sichtbarkeit, Sicherheit, Symbolik und verlangen dadurch eine Förderung von Integration, Gemeinschaft und Zugehörigkeit. So stehen Sichtbarkeit und Labeln nicht im Gegensatz zueinander. In der Planung von Nutzungen muss der Abbau von Label-Potenzialen beinhaltet werden. Das Auslagern von Abteilungen oder die Kategorisierung innerhalb eines Geschäfts muss inklusiver gedacht oder mit verschwimmenden Grenzen bespielt werden. Beispielsweise könnten neutrale oder labelfreie Abteilungen eingeführt werden, damit auch das Gedankengut der Geschlechterzuordnung von Objekten abgebaut werden kann. Bei der Planung von Sportund Aktionsflächen im Außenraum könnte durch das Einbinden von inklusiven, weniger wettbewerbsorientierten und vielfältigeren Zonen eine queerfreundlichere Umgebung geplant werden. Durch das Integrieren von Übungsmatten oder Steppern, Treff-/ Startpunkten für Vereine und Community Programme würde dazu beigetragen werden, eine unterstützende und integrative Umgebung zu schaffen, in der sich Queers eingebundener, sicherer und sichtbarer fühlen können. Die aufgeführten Aspekte würde auch die queerfreundlichen Handlungspunkte mit einbeziehen.

Im Laufe der Arbeit soll noch auf weitere eingegangen werden.

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gegenüber mir selbst gegenüber Einzelnen öffentlich 133

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gegenüber mir selbst gegenüber Einzelnen öffentlich 137

Ein Erlebnis, das mir während eines Interviews erzählt wurde.

Ein Arbeitskollege begann ein Gespräch in einer größeren Gruppe.

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„Wer kümmert sich um all deine Hunde, dein Mann?“

„Ne, ich bin mit einer Frau verheiratet.“

Ja, und was ist mit Männern?“

„Ja, nichts ist mit Männern.“

„Stehst du nicht auf Männer?“

„Nein, ich steh nicht auf Männer.“

Ein Pärchen läuft vorbei - gelesen als Mann und Frau.

„Wär des nichts für dich?“

„Eberhart, wär der Mann was für dich?“

„Ich steh ja nicht auf Männer.“

„Ja, Eberhart, ich auch nicht!“

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INKLUSIVE SANITÄRLÖSUNGEN

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5. INKLUSIVE SANITÄRLÖSUNGEN

TOILETTEN IM INNENRAUM An der Technischen Hochschule Georg-Simon-Ohm in Nürnberg wurde an der Fakultät Architektur, dem BB Gebäude des Campus, im 3. Obergeschoss eine Herrentoilette ersetzt durch eine All-Gender-Toilette.

Die Umplanung des WCs beinhaltete die Änderung des Schildes mit den abgebildeten Toilettenzeichen und die Änderung des Raumnamens. Auch im neuen Bibliotheksgebäude der TH Nürnberg gibt es ein AllGender WC, für welches eine Damentoilette weichen musste. Auch hier wurde eine Änderung in der Beschilderung vorgenommen. Es wurden zwei Toiletten umgelabelt mit dem Kerngedanken, eine inklusive Umgebung zu schaffen.

Die Definition, wie eine Toilette im öffentlichen Innenraum auszusehen hat, wird in der Bauentwurfslehre von Ernst Neufert festgehalten. Hier wird definiert, dass ein Herren- und ein Damen-WC jeweils einen Vorraum benötigen, wie viele WCs, je nach Frequenz, Nutzung und Benutzung einzuplanen sind, welche Flächen vorzuweisen sind und wie viele Toiletten für Behinderte nachgewiesen werden müssen.

Neben abgetrennten WC Kabinen ist es auch notwendig, in den Herrentoiletten eine vordefinierte Anzahl an Urinale bereitzustellen. Diese abgetrennt von einer Schamwand in korrekter Höhe und Abstandsfläche. Die Ausstattung beinhaltet in beiden Fällen eine Klobürste und Toilettenpapierhalter. Bei DamenWCs kommen Kleiderhaken, Hygienetüten-Spender und Hygienemülleimer hinzu.106 All-Gender-Toiletten werden hierbei nicht weiter definiert und wurden noch nicht in die Planungsgrundlagen aufgenommen.

Queer und Gender inclusiv planning kann jedoch nicht durch eine neue Beschilderung entstehen, wenn für eine binär geteilte Toilette eine Ausarbeitung von etwa 10-20 Seiten aus zweigeschlechtlichen Toilettenrichtlinien und Planungshinweisen bestehen.

So gibt die Arbeitsstättenrichtlinienverordnung vor: „Der Arbeitgeber hat Toilettenräume zur Verfügung

zu stellen. Toilettenräume sind für Männer und Frauen getrennt einzurichten oder es ist eine getrennte Nutzung zu ermöglichen. Toilettenräume sind mit verschließbaren Zugängen, einer ausreichenden Anzahl von Toilettenbecken und Handwaschgelegenheiten zur Verfügung zu stellen.“107 Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin vertieft diese Richtlinie in Bezug auf Unisex-Toiletten: „Seitens des Regelsetzers sind in Bezug auf "Unisex-Toiletten" in Arbeitsstätten bislang noch keine Vorgaben getroffen worden. Die Arbeitsstättenverordnung (ArbStättV) verlangt, dass Toilettenräume für Männer und Frauen getrennt einzurichten sind oder eine getrennte Nutzung zu ermöglichen ist. Konkretisiert werden diese Anforderungen in der Technischen Regel für Arbeitsstätten ASR A4.1 "Sanitärräume". Ist eine zeitlich getrennte Nutzung der Toilettenräume sichergestellt, müssen für Frauen und Männer nicht zwingend separate Toilettenräume eingerichtet werden. Dies ist bisher insbesondere für kleinere Betriebe relevant und kommt der Frage nach geschlechterneutralen ("Unisex") Toilettenräumen entgegen. Insofern sind "Unisex-Toiletten" grundsätzlich zulässig, in den erwähnten Ausnahmefällen (kleine Betriebe) dürfen sie auch als alleinige Lösung bereitgestellt werden. In allen anderen Fällen könnten "Unisex-Toiletten" bei Bedarf zusätzlich zu der nach ASR A4.1 Tabelle 2 vorgegebenen Mindestanzahl von Toiletten für weibliche und männliche Beschäftigte bereitgestellt werden.“108 Es bleibt somit festzuhalten, dass bisweilen keine Notwendigkeit einer Gesetzeslage erkannt wurde, welche Unisex, Geschlechtsneutral oder All-Gender Toiletten verpflichtet oder vorgibt, ob gleich seit Dezember 2018 gesetzlich festgehalten wird, dass im Geburtenregister neben den Bezeichnungen „männlich“ und „weiblich“ nun die dritte Geschlechterzuordnung „divers“ gestattet ist.109 Die Diskriminierung einer gesetzlich anerkannten Minderheit wird in den bisherigen Planungsrichtlinien nur als Notfall-Alternative oder optionaler Zusatz verzeichnet.

106 Neufert, E.; Bauentwurfslehre (2014) 107 ArbStttV; o. D. https://www.gesetze-im-internet.de 108 Sind „Unisex-Toiletten“ zulässig?; o.D. https://www.baua.de 109 Personenstandsgesetz; o. D. https://www.gesetze-im-internet.de

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Einbündige Toilettenanlage, Türanschlag nach außen (Maße in mm)

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Die Studierendenvertretung und das Queer-Referat der Ludwig-Maximilians-Universität München verfasste im Jahr 2020 ein Konzept für geschlechergerechte Toiletten im universitären Kontext. Dieses spricht von dem langfristigen Ziel, die binären Geschlechtergrenzen zu durchbrechen und die bestehenden WC-Anlagen für alle Personen unabhängig ihrer geschlechtlichen Identität zu öffnen. Daher wird eine Dreiteilung der Toiletten geplant in die Unterteilung Frauen*, Männer* und Geschlechtsneutral.110 Auch der Förderverein Christopher-Street-Day Nürnberg e.V. stimmt dem zu: „Gerade für nicht binäre Menschen und Personen im Transitionprozess stellen Toiletten, welche in der Regel entweder für Männer oder Frauen vorgesehen sind, eine große Herausforderung dar. Hier sollten genderneutrale geschaffen werden.“111 Im Falle der Toilette des BB Gebäudes der Hochschule Nürnberg wurde eine Herrentoilette verwendet.

Diese haben aus planungstechnischer Sicht keine Notwendigkeit eines Hygienemülleimers, Hygienebeutel oder Kleiderhaken. In institutionellen Bereichen oder staatlichen Gebäuden ist es Vorschrift, dass in einer Herrenkabine ein Hygienemülleimer mit Tüten bereitgestellt wird und die zugehörige Tür mit einem Sticker darauf hinweist. Einer All-Gender-Toilette kann es jedoch nicht möglich sein, die Bedürfnisse (dt.:) aller Geschlechter zu bedienen, wenn von der geringsten Ausstattung ausgegangen wird und bereits dabei ein binäres Geschlecht ausgeschlossen wird.

Hygienemülleimer und -beutel sind insbesondere für die Entsorgung von Menstruationsprodukte gedacht.

Doch können neben Cis-Frauen auch weitere Identitäten zu menstruierenden Personen zählen (wohingegen Cis-Frauen nicht automatisch menstruierende Personen sind). Trans* Personen, welche sich beispielsweise in der Transition von Frau zu Mann befinden, können noch eine lange Zeit nach dem Beginn der Einnahme von Hormonen (z. B. synthetischem Testosteron) menstruieren. Außerdem können sich Trans* Personen auch ohne hormonelle oder operati-

ve Maßnahmen mit einem maskulinen gender identifizieren, was sie nicht weniger zu menstruierenden Personen macht. Auch Non-binäre oder Inter*, wie auch viele weitere, fallen in die Zuordnung der Personen, welche einen Hygienemülleimer benötigen.

Durch die Umbenennung ohne Umplanung einer Herrentoilette werden tatsächlich größere Barrieren geschaffen als abgebaut. Die Psychotherapeutin und Professorin für Soziologie und ehem. Vorsitzende des Sexuality Studies Program der York University Sheila L. Cavanagh, schrieb in ihrem Buch „Bathrooms and Beyond“, dass es bei der Einrichtung von geschlechtergerechten Toiletten nicht nur darum geht, einig bestimmte Minderheit mit unterzubringen, sondern auch darum, die Strukturen der Ausgrenzung, die in unserer baulichen Umwelt verankert sind, infrage zu stellen und zu verändern.112 Auch Sara Ahmed, Wissenschaftlerin mit Fokus auf feministische-, queer-, citrical race Theorie und Postkolonialismus, unterstützte diese These aus einer sozialen Komponente in Ihrem Buch „Queer Phenomenology“ mit der Aussage, dass die räumlichen Konfigurationen nicht nur Kulissen für unser Leben, sondern aktiv an der Herstellung und Verstärkung von Geschlechternormen beteiligt sind.113 Gerade Alltagsräume wie WCs haben die Macht (definiert nach Lefebvre), entweder binäre Geschlechternormen zu verstärken oder Vielfalt und Veränderung zuzulassen. Dies lässt sich besonders an dem Beispiel des Kleiderhakens darstellen. Auf Damentoiletten sind diese in ergonomischer Höhe und in ausreichender Zahl pro Toilettenkabine und Waschplatz anzubringen. Material und Befestigung müssen stabil genug sein, um dem Gewicht von Kleidung und Taschen standzuhalten. Auf Herren-WCs sind diese optional.114 Diese Norm unterliegt der Annahme, dass eine maskuline Zuordnung oder eine männliche Identifizierung ausschließt, eine Tasche mit sich zu führen.

Die LMU beschrieb hierzu in der Kategorie Ausstattung für eine gendergerechte Toilette klare Richtlinien: „In allen Toilettenkabinen und -räumen, unabhängig der genauen Zielgruppe, sollten Mülleimer (inkl.

Müllbeutel) beispielsweise für menstruierende Perso-

110 Queerreferat & Queerreferat der Studierendenvertretung; 2020 Geschlechtergerechte Toiletten im universitären Kontext. LMU München. (Seite 2) 111 Brauwer, Bastian, schriftliches Interview, 05.07.2024 112 Cavanagh, S. L.; Queering bathrooms (2010) 113 Ahmed, S.; Queer phenomenology (2006) 114 Neufert, E. (2014). Bauentwurfslehre; Springer Vieweg.

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Einbündige Toilettenanlage mit Urinalen, Türanschlag nach außen (Maße in mm)

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nen vorhanden sein.“115 Unabhängig von Regeln der vergeschlechtlichenden Kleiderordnungen können auch heterosexuelle Cis-Männer im Besitz einer (Hand-) Tasche sein. Bei der Umbenennung einer Herrentoilette in eine All-Gender-Toilette fehlen diese möglicherweise gänzlich. Dies bedeutet den systematischen Ausschluss aller gender während eines gegensätzlichen Versuches.

Sowohl im Gebäude BB als auch in der Bibliothek müssen Personen, welche sich in einer All-GenderToilette wohler fühlen, das Stockwerk wechseln, um das neutrale WC zu benutzen. In der ehemaligen Damentoilette der Bibliothek ist die gesamte Ausstattung vorhanden, abgesehen von einem Kleiderhaken.

Doch durch die Verwendung eines Damen-WCs ist hier eine queer und gender inklusivere Umgebung gegeben. Allerdings entstehen auch hierbei Nachteile in der Benutzung. Die Wartezeiten vor der Toilette, welche auch weiterhin von Frauen* verwendet wird, hat sich dadurch verlängert. Durchschnittlich brauchen Frauen* länger auf der Toilette als Männer*.

Oftmals gibt es in öffentlichen Einrichtungen oder Veranstaltungsorten weniger Toilettenkabinen für Frauen als für Männer, zusätzlich beeinflusst von Urinalen. Während diese in jedem „Herren“-WC zu finden sind, fanden geschlechtsneutrale Pissoirs bisher noch wenig gesellschaftlichen Zuspruch. Diese würden die Wartezeit deutlich reduzieren und flexiblere Möglichkeiten für verschiedene Bedürfnisse bieten.

Besonders die Nutzungsdauer ist ein wichtiger Faktor, denn Frauen* benötigen im Durchschnitt mehr Zeit, oftmals bedingt durch Menstruation oder Kleidung.

Auch die Toiletteninfrastruktur kann eine Rolle spielen.

So würde die Einbringung durch neutrale Pissoirs besonders für Frauen* eine Entlastung darstellen.

Auch die bereits erwähnte Professorin Clara Green beschäftigt sich in einem ihrer Bücher mit dieser Thematik und argumentiert, dass verschiedene Nutzendengruppen, insbesondere in Bezug auf das Geschlecht unterschiedliche Bedürfnisse haben, welche es zu bedienen gilt.116 Dies bestätigt der Leitfaden der

Geschlechtergerechten Toilette im universitären Kontext der LMU: „Allgemein sprechen wir uns dagegen aus, Toilettenbereiche für Personen mit körperlichen Beeinträchtigungen in geschlechterneutrale Toilettenbereiche umzuwidmen, da dies die Toilettenkapazität für diese Personengruppe erheblich einschränken würde und mit einer Stigmatisierung von Personen, die sich nicht innerhalb des cis-/heteronormativen Konzeptrahmens verorten, einhergeht.“117 Im öffentlichen Diskurs wird zu diesem Thema oft das Schutzraum-Argument angeführt, welches besagt, dass Personen, welche sich nicht einem binären Geschlecht zuordnen lassen, in Schutzräume von beispielsweise Frauen* eindringen können. Konservative Medien berichten reißerisch über den Zufluchtsort als Gefahrenzone118, wobei sich auf Frauen und Mädchen im binären System bezogen wird. Die LMU hinterfragt hier auch die andere Seite. Der Konzeptrahmen soll auch für beispielsweise trans*, inter* und non-binäre Personen einen Schutzraum sein, gleichermaßen wie für Frauen* und Männer*.119 Eine marginalisierte Gruppe, welche mit Ausgrenzung, Anfeindung und Diskriminierung zu kämpfen hat, sollte auch das Recht auf einen Rückzugsort zugeschrieben bekommen. An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass die Sicherheitsaspekte von Personen mit Behinderung in öffentlichen Diskursen und Medien keine Beachtung erhalten, obwohl doch gerade Behinderten-WCs grundsätzlich genderneutral geplant und ausgeschildert werden. In Toiletten, welche ausschließlich durch Schilder in genderneutrale WCs umgelabelt werden, besteht durch die offene Planung der Urinale ein Sicherheits- und Sichtbarkeitsrisiko, sie steigern die Scham und bieten starkes Diskriminierungspotenzial. Pissoirs sollten in jeder Zuordnung und unter jeglichem Label separat abgetrennt sein.

In dem gewählten Bearbeitungsraum Altstadt, Transit und Südstadt konnte nicht jedes WC im Innenraum überprüft werden. Allerdings ist sogar das WC im

115 115 Queerreferat & Queerreferat der Studierendenvertretung; 2020 Geschlechtergerechte Toiletten im universitären Kontext. LMU München. (Seite 3) 116 Greed, C. & World Toilet Organisation; 2003; Inclusive urban design 117 Queerreferat & Queerreferat der Studierendenvertretung; 2020 Geschlechtergerechte Toiletten im universitären Kontext. LMU München. (Seite 2) 118 Unisex-Toiletten; 30.09.2022; https://jungefreiheit.de 119 Queerreferat & Queerreferat der Studierendenvertretung; 2020 Geschlechtergerechte Toiletten im universitären Kontext. LMU München. (Seite 4)

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Paradies Cabaret, dem zweit-ältesten Travestie Theater Deutschlands, binär geteilt. Viele Nutzungen müssen auch mit baulichen Voraussetzungen und Vorgaben wie solcher der Arbeitsstättenrichtlinien umgehen und haben nicht die Möglichkeit oder die Gesetzesgrundlage eine Veränderung zu initiieren.

In der zu dieser Arbeit gehörigen Umfrage Queer Space werden in 92 Antworten Toiletten angesprochen, mitunter genderneutrale oder unisex WCs: #141

[Kleiderhaken]

Es gibt für Menschen die sich in Transition befinden (ich M2F) keine passende Toilette.

In beiden wird man blöd angekuckt. Es fehlt eine Toilette für Menschen unabhängig vom Aussehen.

Trans*-Frau, Homosexuell, 50-59, Rente

Was in Soziologie, Psychologie, Biologie/Medizin einem wissenschaftlichen Feld - als Konsens erachtet wird, muss auch in der gebauten Umwelt durch Architektur widergespiegelt werden, um sich gesellschaftlich etablieren zu können. Der Abbau von Vorurteilen und Vergeschlechtlichungen ist unabdingbar für ein Zusammenleben auf Augenhöhe. Soziale Teilhabe und eine inklusive Gesellschaft lassen sich nicht nur in Schildern bemessen und verändern. Planerische Mittel können die Teilhabe von Minderheiten gewährleisten, insofern wir bereits sind, die bekannten Methoden zu hinterfragen.

[Hygienetüten-Spender]

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[Hygienemülleimer]

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TOILETTEN IM AUßENRAUM Diese Ausführung lässt sich gleichermaßen auf den öffentlichen Außenraum übertragen.

Im Dezember 2023 veröffentlichte die Stadt Nürnberg die Neuauflage der Broschüre über öffentliche Toiletten in der Nürnberger Innenstadt. Diese können, wie in der zugehörigen Verortung dargestellt, in die Kategorie Litfaßsäule, eigener Raum und U-Bahn eingeteilt werden. Diese wurden in der genannten Abbildung, wie auch in der Broschüre kartiert. Die Stadt Nürnberg verwies dabei bereits auf Informationen wie die Barrierefreiheit, Kosten teilweise auf die geschlechtliche Zuordnung und Öffnungszeiten. In der darauffolgenden Abbildung wurden diese Punkte tabellarisch aufgelistet und die Kategorien Wickeltisch, Divers / All-Gender und Gesamtausstattung hinzugefügt.

Nur vier von 16 WCs haben nicht durchgehend geöffnet. Die Schließzeiten werden im Flyer aufgeführt.

Das Verhältnis von Toiletten zu Fläche der Innenstadt könnte bedeuten, dass sich in der näheren Umgebung keine befindet oder diese bereits geschlossen ist. Eine genaue Anzahl oder spezifische bundesweite Regelung von Toiletten für den öffentlichen Raum gibt es nicht. Die Anzahl wird meist basierend auf der erwarteten Nutzungsfrequenz und der Nutzungen Vorort oder Umgebung festgelegt. Punkte, die hierbei berücksichtigt werden können, sind beispielsweise Verkehrsfrequenz und Nutzung, Barrierefreiheit, Hygiene, Sicherheit und die Notwendigkeit von zusätzlichen Einrichtungen, wie zum Beispiel Wickelräume, bedingt durch die Umgebung. Die allgemeine Haltung zu öffentlichen Toiletten besagt jedoch, dass es deutlich zu wenige sind: #3

Es gibt keine oder kaum öffentliche Toiletten in den Parks oder generell in der Stadt Cis-Frau, Bisexuell, 20-29, Studierend

Dieser Auszug aus der Umfrage Queer Space ist eine von 92 Aussagen, welche Toiletten im öffentlichen Raum thematisieren.120 Auch die bereits erwähnte Architektin und Autorin Katrin Hartmann äußert sich in dem Buch „Unlearn Patriarchy 2“ in ihrem Kapitel „Unlearn Architecture“ dazu, dass der längere Aufenthalt von Frauen* und weiteren Personen im öffentlich Raum davon abhängt, ob sich genug öffentliche Toilette in der erreichbaren Umgebung befinden, nachdem sie diese beispielsweise öfter und länger nutzen, beispielsweise auch aufgrund von Menstruation oder Krämpfen. Zudem wird oftmals nötige CareArbeit von Frauen* geleistet und Kinder oder Alte auf die Toilette begleitet. Daher ist es unabdingbar, viele WCs im öffentlichen Raum zur Verfügung zu haben.121 Auch in Amsterdam gab es das Thema der mangelnden Toiletten im öffentlichen Raum: Eine Studentin sollte eine Geldstraße von 90 € zahlen, welche später nochmals gerichtlich bestätigt wurde. Das Urteil lautete „Urinieren in der Öffentlichkeit“ - der Grund war jedoch, dass keine der 35 öffentlichen Toiletten in der näheren Umgebung war. Daraufhin begann die Protestaktion, bei welcher Frauen* in Pissoirs oder auf den Gehweg pinkelten. Das Resultat ist nun eine Investition von vier Millionen Euro der Stadt Amsterdam in neue öffentliche Toiletten.122 Sieben von 16 öffentlichen Toiletten in der Nürnberger Innenstadt sind kostenlos. Diese sind die zwei WCs für Menschen mit komplexer Behinderung, alle Toiletten in den U-Bahnhöfen sowie eine weitere in einem eigenen Raum an der Stadtmauer. Die Kosten der übrigen öffentlichen Toiletten betragen 50 Cent.

Die Preise können jedoch variieren, abhängig davon, ob der Zahlautomat eine Wechselfunktion eingebaut hat. Die Litfaßsäulen-Toiletten, welche sich in das Nürnberger Stadtbild integrieren, haben bisher noch nicht die Funktion, Restgeld auszugeben. Dennoch können Münzen bis zum Wert von 2 € eingeworfen werden. In der Umfrage Queer Space wird acht mal das Wort kostenlos im Zusammenhang mit Toiletten erwähnt.123 Auch wenn eine der menschlichsten Tätigkeiten kostenfrei und ohne kapitalistischen Gewinn

120 Queer Space Umfrage; April 2024; Online Befragung 121 Roig, Zykunov und Horch; Unlearn Patriarchy 2 (2024, Seite 34) 122 Süddeutsche; 15.04.2024; Amsterdam erhöht Toiletten-Angebot nach Protest von Frauen 123 Queer Space Umfrage; April 2024; Online Befragung

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7

15

6

1

14

3 4

2 13

12

16 11

5 10

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Litfaßsäule eigener Raum U-Bahn

8

9

Hauptmarkt 18

2

Königstraße

3

Josephsplatz

4

Jakobsplatz

5

Am Plärrer

6

Neutormauer

7

Vestnertorgraben

8

Rathenauplatz

9

Bahnhofstraße

10

Bahnhofsplatz

11

Königstraße

12

Kornmarkt

13

Brunnengasse

14

Karl-Grillenberger-Straße

15

Maxtor

16

Bauhof 9

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Gesamtausstattung

Divers / All Gender

Frau Symbol

Mann Symbol

mit Wickeltisch

behindertengerecht

kostenlos

24/7 geöffnet

1

zu Verfügung stehen sollte, ist es in Zeiten von Appleund GooglePay, EC und Visa immer unwahrscheinlicher, dass Bargeld mitgeführt wird, zudem in richtiger Menge.

Nur zwei der 16 Toiletten sind mit einem Wickeltisch ausgestattet und in beiden Fällen haben nur Frauen* Zugang zu diesem. Der Mangel an Wickelmöglichkeiten im öffentlichen Raum spricht hierbei für sich, auch in Anbetracht der Anzahl an Toiletten. Es sind vor allem die Zulänglichkeiten, welche reformiert gehören. Leslie Kanes Weisman schreibt hierzu abfällig: [Über. d. Verf.] „An öffentlichen Plätzen gibt es nur selten einen Raum, in dem Säuglinge gestillt oder gewickelt werden können - was impliziert, dass Mütter und Kinder zu Hause sein sollten, wo sie hingehören.“124 An dieser Stelle geht sie von der Mehrheit aus, in welcher Frauen* noch heute die meiste CareArbeit und Kinderbetreuung übernehmen. Durch patriarchale Strukturen, welche systematisch den gebauten Raum durchdrungen haben, werden queer-feministische Ansätze wie die Aufteilung der Erziehungsund Care-Arbeit verhindert. Durch fehlende Möglichkeiten für alleinerziehende Väter, Trans*-Männer, homosexuelle Paare und viele Weitere, Kinder im öffentlichen Raum zu versorgen, kann weder eine Gleichberechtigung im heteronormativen noch diversen Miteinander erzeugt werden. Eine inklusive Planung muss zumindest die räumliche Auslagerung von Wickelräumen aus dem Bereich der Frau* gewährleisten. Diese Ausführung ist auch bei Toiletten im Innenraum zutreffend.

Alle öffentlichen Toiletten werden mit einem Mannund einem Frau-Symbol gekennzeichnet.125 Nur die beiden Toiletten für Menschen mit komplexer Behinderung haben diese Zuordnung nicht und sind geschlechtsneutral beschildert. Im späteren Verlauf dieser Arbeit soll sich noch ausführlich mit Symbolik und Beschilderungen auseinandergesetzt werden.

Acht der 16 öffentlichen Toiletten haben eine Gesamtausstattung. Die Anforderungen an eine Gesamtausstattung wird in dem Kapitel Toiletten im In-

nenraum erläutert und äußert sich u. A. durch Kleiderhaken, Hygienemülleimern und -Tüten. Keine der Litfaßsäulen-Toiletten hat eine ganzheitliche Ausstattung. Besonders im öffentlichen Außenraum wäre es zusätzlich entscheidend, pro Kabine den Zugang zu Waschbecken oder Wasserquellen zu haben. Trotz dem dadurch steigenden monetären Faktor wären Hygieneaspekte für z. B. menstruierende Personen breiter abgedeckt.

Im dargestellten Distanzplan wird nun die Anzahl der öffentlichen WCs in den bearbeiteten Bereich gesetzt und die Wegdistanz aus verschiedenen Startpunkten gemessen. In der Altstadt sind von der Vorderen Sterngasse zwei WCs zu erreichen. Ausgehend von zwei verschiedenen Startpunkten ist es möglich, eine Toilette in minimum 2.2 Gehminuten und einer Wegdistanz von 167 Meter zu erreichen, bzw. maximal einer Wegdistanz von 350 Meter in 4.7 Minuten.

Aus dem hinteren Bereich Transit bedarf es einer Distanz von 460 Meter und 6.1 Gehminuten. Im Bereich der Südstadt wurde die vordere geschlossene Gebäudekante zur Messung verwendet. Die weitere im Süden gelegene Toilette im U-Bahnhof Aufseßplatz ist für die anderen Messungspunkte nicht zu erreichen und diese Toilette wird nicht im Flyer der Stadt Nürnberg aufgeführt. Somit benötigt man 655 Meter Wegdistanz und 8.7 Gehminuten. Es ist keine öffentliche Toilette im öffentlichen Celtispark oder Frauentorgraben zu finden. All diese Erhebungen sind ohne Kind, Beeinträchtigung, Behinderung oder zusätzlicher Last.126 Geht man nach der Regelung der Anzahl nach Frequenz, so müssten besonders in den Bereichen Altstadt und Südstadt bzw. Celtispark deutlich mehr Toiletten angebracht werden.

Die Notwendigkeit von Toiletten, unabhängig von Innen- oder Außenraum, mit öffentlichem und vereinfachten Zugang steht außer Frage. Queere und feministische Planungsansätze handeln bereits die Bedingungen hierfür aus. Es ist ein Erfordernis, welches nicht nur die Lebensrealität von Queers, sondern auch von Frauen* und Männern* positiv beeinflussen kann. Für diese Anforderungen ist es notwendig, von

124 Rendell, J., Penner, B.,et. al.; Gender space architecture (2000) 125 An dieser Stelle wurde der Asterik absichtlich weggelassen, nachdem die Symbolik von dem sozialen und binären Geschlecht ausgeht 126 Datenerhebung durch Berechnung mit 4,5 km/h Gehgeschwindigkeit und 2,5 km/h mit Beeinträchtigung

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167 m Wegdistanz 125 m Luftlinie 2.2 min Gehminuten 4.0 min mit Beeinträchtigung

297 m Wegdistanz 270 m Luftlinie 3.9 min Gehminuten 7.1 min mit Beeinträchtigung

323 m Wegdistanz 240 m Luftlinie 4.3 min Gehminuten 7.8 min mit Beeinträchtigung

5m 12

167 m 270 m

24 0m

297 m

305 m

350 m Wegdistanz 305 m Luftlinie 4.7 min Gehminuten 8.4 min mit Beeinträchtigung

323 m 350 m 0

m

38

460 m Wegdistanz 380 m Luftlinie 6.1 min Gehminuten 11.1 min mit Beeinträchtigung 510 m

460 m

655 m Wegdistanz 510 m Luftlinie 8.7 min Gehminuten 15.7 min mit Beeinträchtigung

655 m

Litfaßsäulen-Toiletten „Litfaßsäulen-Toiletten haben eine beheizte Kabine und sind mit Kleiderhaken, Waschbecken, Spiegel, Papierspender und Abfalleimer ausgestattet. Die Nutzung des WCs kostet – wie in den anderen Anlagen auch – 50 Cent. Nach jeder Nutzung erfolgt eine automatische Vollreinigung mit biologisch abbaubaren Reinigungs- und Desinfektionsmitteln. Dieser Vorgang dauert 55 Sekunden. Pro Benutzungsvorgang verbraucht die Toilette 15 Liter Wasser. Die bisher installierten Litfaßsäulen-WCs am Josephsplatz, in der Königstraße, am Kornmarkt, am Maxtor, in der Karl-Grillenberger-Straße, in der Färbergasse, am Inneren Laufer Platz und am Prinzregentenufer werden von der Bevölkerung sehr gut angenommen.“ 158 GSEducationalVersion

Umnutzungen außerhalb von zeitlich begrenzten Übergangslösungen abzusehen und neue Ansätze zu verfolgen. Beispielsweise könnten geschlechtsneutrale Toiletten im Innenraum als dritte Unterteilung baurechtlich festgehalten werden. Diesen Bereichen könnte ein größerer Anteil zugesprochen werden, um die soziale Barriere dahingehend abzubauen. Die starke Notwendigkeit einer geschlechtlichen Zuordnung und des Labelns würde damit abgebaut. Zudem würden sich dadurch Warteschlangen drastisch reduzieren. Durch diese Maßnahmen würden sich auch Wegdistanzen verringern, denn es wäre möglich, das nahegelegenste WC aufzusuchen unabhängig der Zuordnung. In gerade diesen Bereichen könnten Wickeltische geplant werden, durch welche eine inklusive Zugänglichkeit gegeben wird, sowie die Möglichkeit von geteilter Care-Arbeit, welche u. A. gleichgeschlechtliche Paare mit einbezieht. Alle Toiletten sollten vollständig ausgestattet sein mit Kleiderhaken, Bürste, Papierspender, Hygienemülleimer und Hygienebeuteln. Nach finanzieller und räumlicher Möglichkeit sollten Wasserspender in den einzelnen Kabinen angebracht werden. Für eine ausgeglichenere Wartezeit müssen besonders auf Veranstaltungen und Festivals geschlechtsneutrale Pissoirs eingeplant werden und diese auch im öffentlichen gebauten Raum etablieren. Die Sicherheit kann durch bodentiefe wie auch deckenhohe Trennbereiche gesteigert werden.

Diese Maßnahme bezieht sich gleichermaßen auf Pissoirs, welche in Männer* Toiletten bestehen und bisweilen nur durch Schamwände getrennt sind. Besonders im Außenraum muss die Anzahl von zugänglichen, barrierefreien, geschlechtsneutralen und kostenlosen Toiletten zunehmen, da dies sich als menschenwürdig und sozial gerecht darstellt. WCs wie die Litfaßsäulen-Toilette sind bereits geschlechtsneutral. Durch die Abschaffung der vergeschlechtlichenden Barrieren, welche wir selbst aufstellen, wenn wir eine Einzelkabine durch ein Frau/Mann Symbol kennzeichnen, ermöglichen wir zusätzlich eine kostengünstigere Einbringung von neuen öffentlichen Toiletten oder zeigen Wege der Umplanung bestehender Toiletten auf. Inklusive Teilhabe im öffentlichen Raum bedarf des langfristigen Aufenthalts in eben diesem. All dies sind planerische und architektonische Maßnahmen, welche als solche umgesetzt werden können.

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160

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IDENTIFIKATION & IDENTITÄT

Agender [ Abb. 106 ]

Aromantisch [ Abb. 107 ]

Asexuell [ Abb. 108 ]

Bisexuell [ Abb. 109 ]

Inclusive Pride [ Abb. 110 ]

Demiboy [ Abb. 111 ]

Demigirl [ Abb. 112 ]

Demisexuell [ Abb. 113 ]

Genderfluid [ Abb. 114 ]

Genderqueer 1[ Abb. 115 ]

Genderqueer 2[ Abb. 116 ]

Hetero-Ally [ Abb. 117 ]

Inter*sexuell [ Abb. 118 ]

Lesben [ Abb. 119 ]

Neutrois [ Abb. 120 ]

Schwule [ Abb. 121 ]

Nonbinary [ Abb. 122 ]

Pansexuell [ Abb. 123 ]

Polyamorie 1 [ Abb. 124 ]

Polyamorie 2 [ Abb. 125 ]

Polysexuell [ Abb. 126 ]

Queer Weiblich [ Abb. 127 ]

Regenbogen Pride [ Abb. 128 ]

Trans* [ Abb. 129 ]

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6. IDENTIFIKATION UND IDENTITÄT

FLAGGEN Flaggen haben eine vielfältige und tiefgreifende Bedeutung. Sie sind Symbol für nationale Identität, haben kulturelle und historische Bedeutung, setzen politische und militärische Zeichen, dienen zur Kommunikation und Signalisierung und sind repräsentativ für Identität, Einheit und Ausdruck. Im Jahr 1978 designte der Künstler und Aktivist Gilbert Baker die erste anerkannte LGBT*QIA+ Pride-Flagge. Er wurde beauftragt durch Harvey Milk, einem Mitglied des San Francisco Board of Supervisors. Dieser war der erste offen homosexuelle Mann, welcher in Kalifornien in ein öffentliches Amt gewählt wurde. Der Auftrag bestand darin, ein Symbol zu entwerfen, das die LGBT*QIA+ Community inspirieren und stärken könne. Bis zu diesem Zeitpunkt wurde weiterhin das rosa Dreieck, das Erkennungssymbol für Homosexuelle aus der NS-Zeit verwendet und für die Eigenschaften Stolz und Selbstbestimmung umgeeignet. Nun sollte eine neue visuelle Identität für Homosexuelle zum Ausdruck gebracht werden, welche ausschließlich durch Freude und Positivität entstand.

Gilbert Baker entschied sich in seinem Entwurf für die Farben des Regenbogens, welche seit jeher Hoffnung repräsentierten.127 Dabei wurde jeder Farbe eine spezielle Bedeutung zugeschrieben: Pink Rot Orange Gelb Grün Türkis Blau Lila

Sexualität Leben Heilung Sonnenlicht Natur Kunst Harmonie Gemeinschaft

Die erste Pride-Flagge wurde von Baker und einem Team aus Freiwilligen mit der Hand zusammengenäht und bei der Gay Freedom Day Parade 1978 in San Francisco zum ersten Mal präsentiert. Für eine Mas-

senproduktion wurden später Türkis und Pink aus dem Regenbogen entfernt, wodurch nur noch sechs Streifen übrig blieben, welche zum bekanntesten Symbol der modernen LGBT*QIA+ Bewegung wurden.

In 2018 wurde die Progress Pride Flag, als Zeichen der Weiterentwicklung von dem Künstler Daniel Quasar entworfen. Diese zeigt den weiterhin bestehenden Kampf der Community für Inklusion und Gleichberechtigung und repräsentiert queere Menschen verschiedener Hautfarben, wie auch die Trans*-Community. Auch die neuen Farben erhielten Bedeutungen. Weiß, rosa und hellblau waren die Farben der Transgender Gemeinschaft. Schwarz und braun repräsentiere die verschiedenen Hautfarben, wobei Schwarz zusätzlich Tribut all jenen zollte, welche mit AIDS leben und für die, die durch die Krankheit ihr Leben verloren. Die Form eines Pfeils steht für eine stetige Vorwärtsbewegung. Er zeigt auf, dass noch ein weiter Weg hin zu Gleichberechtigung und Fortschritt bevorsteht.128 Mittlerweile haben die meisten sexuellen, romantischen und geschlechtlichen Identitäten eine eigene Flagge, die zum CSD oder anderen Demonstrationsund Kundgebungszwecken gehisst, getragen oder geschwungen wird. Rogerio Lopes schreibt: „Die Sichtbarkeit queerer Identität und queeren Lebens im Stadtraum ist ein weiterer Raumanspruch, der für die Emanzipation geschlechtlicher und sexueller Minderheiten eine besondere Bedeutung hat. Im Vergleich zur Mehrheitsgesellschaft und deren Errungenschaften im Laufe der Geschichte erfahren Queers nur wenig Beachtung im städtischen Raum.“129 Die Demonstration von Zugehörigkeit und Sichtbarkeit in der Öffentlichkeit ist ein bedeutungsvoller Ausdruck von Teilhabe, welchen Minderheiten, besonders Queers im Alltag abgesprochen wird durch Unterrepräsentation und Ausgrenzung. Somit entsteht nicht nur eine erkennbare Verbundenheit, sondern auch eine Gesellschaftskritik an einem heteronormativen und binären System. Der öffentliche Raum ist Ausdruck der Zivilgesellschaft und steht repräsentativ für Meinungsfreiheit. Jede Pride-Flagge zeigt sich demnach groß und in lauten, lebensfrohen Farben, um Sichtbarkeit

127 Geschichte der Pride Flag; 23.06.2023; https://www.fr.de 128 Flaggenlexikon; 25.06.2024; https://csd-deutschland.de 129 Rogerio de Jesus Pereira Lopes; 2017; Sub\Urban, Queer inclusive planning (Seite 249)

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zu zeigen und Zugehörigkeit und Verbundenheit auszulösen.

Auch in der Umfrage zu dieser Arbeit wird der Begriff „Flagge“ über 22 Mal verwendet. Überwiegend im Kontext von queer-freundlichen Räumen.130 #102

Etwas was zuerst ins Auge sticht ist die Regenbogenflagge, die oft an Fenstern oder Türen angebracht ist (oft auch klein in Form eines Stickers, aber dennoch sichtbar) Trans*-Mann, Heterosexuell, 20-29, Studierend

Mittlerweile wird die Pride-Flagge jedoch auch für andere Zwecke verwendet. Jeden Juni, dem PrideMonth, schmücken sich Firmen, Kulturstätten, Geschäfte und Personen des öffentlichen Lebens mit der Regenbogenflagge um sich für die queere Community auszusprechen. In den meisten Fällen, besonders wenn sich dies nur auf einen Monat im Jahr begrenzt, handelt es sich um Pinkwashing131, auch als Rainbow washing bezeichnet. Dies ist eine Strategie, durch die eine (kurzweilige) Identifikation mit der queeren Community für bestimmte Produkte, Personen, Organisationen oder ganze Städte werben soll, um dadurch fortschrittlich und tolerant zu wirken.132 Diese Form des Marketing zielt auf eine weitere Gruppe Konsumierender ab, wird jedoch auch zur Aufwertung des Images oder der Bereinigung eines Skandals genutzt. Dazu spricht Michaela Regus über „ein Regenbogenzebrastreifen oder eine Bank am Magnus-Hirschfeld-Platz, die uns einfach nichts hilft.“ Sie äußert ihr Gefühl, dass so etwas eher nur Versuche von Parteien oder einer Stadt oder Bundeslandes sein, offen zu wirken.133 Pinkwashing bestärkt auch das Misstrauen und fördert die Unsicherheit von gelebten inklusiven Werten und Marketingstrategien.

Später äußert Michaela Regus ihre Bedenken darüber, dass Personen durch Rainbow-Washing vergessen, dass hinter diesen Flaggen die Lebensrealitäten von echten Menschen stehen. So gesteht sie, dass auch sie oftmals von diesen Flaggen genervt ist und versteht, wenn es Andere auch sind.134 130 Queer Space Umfrage; April 2024; Online Befragung 131 Kofferwort aus engl. pink „rosa“ und whitewashing „Schönfärberei“ 132 «Rainbow Washing»; 17.06.2021; https://www.watson.ch 133 Regus, Michaela, persönliches Interview, Nürnberg, 14.05.2024 134 Regus, Michaela, persönliches Interview, Gedächtnisprotokoll, Nürnberg, 14.05.2024

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Die Darstellung von Flaggen und damit verbundene Repräsentation von LGBT*QIA+ im öffentlichen Raum und Werbekontext kann eine große Bereicherung für die Community bedeuten. Bekenntnisse hin zu einer inklusiven und offenen Umgebung sind das Ziel der Bewegung und Kerninhalt von Demonstrationen und Anforderungen. Kritik und Abneigung sind Themen, mit welchen noch immer gerechnet werden muss. Übernutzung und fälschlicher Zuschreibung können sich hierbei weiter negativ auf die Haltung gegenüber Queers auswirken. Es gilt gezielt einzuordnen, was Strategie und was der Wunsch nach Sichtbarkeit ist. Aus diesem Grund sollten sich Planungsmaßnahmen an dem folgenden Aspekt der Aneignung orientieren und von kommerziellen Absichten und politisch auszulegenden Handlungen, welche nicht durch Vereine, Unternehmen oder Personen der queeren Community initiiert wurden, absehen.

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[ Abb. 130 ]

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SYMBOLE IM ÖFFENTLICHEN RAUM Eine Mehrheitsgesellschaft bildet sich im öffentlichen Raum ab und so auch in den Symbolen, die uns umgeben. Hier wird meist ein binäres Geschlechtssystem dargestellt und nur selten findet man eine neutrale Darstellung. Obwohl das „Männchen“-Verkehrssymbol, welches am häufigsten zu sehen ist, als geschlechtsneutral gewertet werden könnte, nachdem es durch keinerlei Merkmale als maskulin gelabelt wird, wurde diesem mit der Bezeichnung Männchen ein binäres Geschlecht zugeschrieben und eine Gegenspielerin als binäre Frau gestellt, welche sich durch ein Kleid unterscheidet.

Die ehemalige Wiener Frauenstadträtin Sonja Wehsely unternahm im Jahr 2006 den Versuch, Verkehrsschilder, Tafeln und Ampeln umzugestalten, um damit die Frau repräsentativ in den öffentlichen Raum zu tragen. Sie argumentierte dieses Vorgehen als notwendig, denn "Bilder prägen unsere Vorstellung von der Welt, deshalb sollte die öffentliche Bildsprache auch die alltägliche Realität abbilden.“135 Die heteronormative Stigmatisierung der Abbildungen und dem damit einhergehenden Verständnis von Frau* wäre heute nicht mehr angemessen, doch selbst der Grundgedanke wurde seit 2006 kaum weiter verfolgt. So können auch heute noch die gleichen Schilder betrachtet werden wie zu den Zeiten von Sonja Wehsely.

Verkehrsschilder allein bieten ein großes Diskriminierungspotenzial, denn sie repräsentieren hauptsächlich die binären Identitäten - Mann und Frau. Demnach wird das Symbol der Frau auch in der altertümlichen Zuschreibung ihrer primären Geschlechterrolle dargestellt: mit Kind oder Kinderwagen. Eben jene Abbildungen bestärken veraltete Gedankenmuster und erschweren nicht nur die Einbindung marginalisierter Gruppen wie die queere Community, sondern auch zeitgemäßere Darstellungen und dazugehöriges Gedankengut der Frau*.

In der Queer Space Umfrage werden Schilder, Symbole, Zeichen (…) mehr als 37 Mal erwähnt. Viele beschreiben, dass sie daran queer-freundliche bzw. unfreundliche Orte erkennen und dies ein Ausdruck von Identität sei.136 #71

Haben auch explizit queere Veranstaltungen. Sind sozialer Treffpunkt für Queers.

Streuen queere Symbole im Raum, queere Ästhetik. Haben "Safe Space" Regeln, die kompromisslos umgesetzt werden, und nicht nur auf Aushängen stehen.

Genderfluid, Pansexuell, 50-59, Angestellt

#17

Erfahrungswerte, Toilettenbeschilderung Cis-Frau, Bisexuell, 20-29, Studierend

Symbole, die im Außenraum seit Jahren etabliert sind, funktionieren gleichermaßen im Innenraum. Besonders die Piktogramme der Toilettenfiguren sind so internalisiert, dass keine zusätzliche Ausschreibung benötigt wird. Abgebildet wurden sie im Laufe der Zeit in vielen Ausführungen, von vollständigen Personenabbildern bis hin zu Formen, z. B. Dreiecke. Eine der ersten Aufzeichnungen zu der Einführung diese Piktogramme entstand im Jahr 1924 in Wien, um den Besuchenden eines Museums die Wegführung zu erleichtern.137 Kennzeichnungen wie Wickeltisch oder Behindertentoilette werden als genderneutral wahrgenommen und dargestellt. Neu etabliert ist nun das Zeichen für Divers, welches eine Hälfte des männlichen Symbols, angefügt an eine Hälfte des Weiblichen darstellt.

Das Klo:lektiv, ein Zusammenschluss von Menschen, die sich zur Aufgabe gemacht haben, das Thema Toiletten stärker in öffentliche und wissenschaftliche Debatten einzubringen, rät, dass auf vergeschlechtlichende Symbole an den Toilettentüren verzichtet werden sollte. Um den Abbau von Vorurteilen, Zuordnungen und heteronormativen Systemen abzubauen, schlagen sie vor Symbole zu nutzen, welche aufzeigen, was sich hinter der Tür befindet.138 Dies würde bedeuten, dass wie beim Wickeltisch-Zeichen

135 Erste Schilder wechselten das Geschlecht; o. D. https://wiev1.orf.at 136 Queer Space Umfrage; April 2024; Online Befragung 137 Woher kommen Toilettenpiktogramme?; o. D.; https://www.sanitino.de 138 klo:lektiv; o. D.; https://klolektiv.org

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[ Abb. 131 ]

[ Abb. 132 ]

[ Abb. 133 ]

[ Abb. 134 ]

[ Abb. 135 ]

[ Abb. 136 ]

[ Abb. 137 ]

[ Abb. 138 ]

[ Abb. 139 ]

[ Abb. 140 ]

[ Abb. 141 ]

[ Abb. 142 ]

[ Abb. 143 ]

[ Abb. 144 ]

[ Abb. 145 ]

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eine Tür mit Toiletten- und eine weitere mit einem Toiletten- und Urinal-Symbol gekennzeichnet wird.

Das Design- und Architekturbüro Gensler mit Hauptsitz in San Francisco führte eine Umfrage zu Assoziationen mit Toilettenpiktogrammen durch. Das Ergebnis war, dass die meisten Personen positiv auf ein Zeichen reagieren, welches nur das Symbol einer Toilette abbildete. Die schlechteste Resonanz erhielt die Abbildung von vergeschlechtlichenden Puppen.139 Besonders in einem vielfältigen Umfeld, welches die queere Community mit sich bringt, besteht keine Notwendigkeit darin, binäre Strukturen aufrechtzuerhalten. Teilhabe beginnt mit dem Abbau von Barrieren, welche in der Abbildung demonstrativ den öffentlichen Raum strukturieren. Räume wie Toiletten würden auf so vielfältige Weise erkannt werden, ob durch „00“, „WC“ oder eben durch die erklärenden Symbole der Ausstattung - es besteht keine Notwendigkeit, an vermenschlichenden Piktogrammen festzuhalten und Räume durch diese vorzulabeln, wie zum Beispiel die geschlechtsneutrale Litfaßsäulen-Toilette.

139 Designing an Inclusive, Effective All-Gender Restroom Symbol; 30.10.2018; https://www.gensler.com

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[ Abb. 146 ]

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MAGNUS HIRSCHFELD UND CO.

die Nazis endete auch Hirschfelds Karriere. Er ging ins Exil, wo er 1935 an seinem 67. Geburtstag verstarb.

Er war nicht bescheiden, wenn es darum ging, die Auswirkungen seiner Arbeit zu betonen, wie aus dem Zitat eines Artikels für die Berliner Schwulenzeitschrift „Die Freundschaft“ 1922 hervorgeht. Magnus Hirschfeld hatte die Berliner Kriminalpolizei davon überzeugen können, dass Homosexualität kein „erworbenes Laster“, sondern „unausrottbar“ ist. Die Beamten erkannten daraufhin, dass es einfacher ist, homosexuelle Menschen zu kontrollieren, wenn man ihnen Freiräume lässt. 140

Am 30. November 2013 beschloss der Nürnberger Kulturausschuss einstimmig die Errichtung eines Mahnmals am Sterntor, um den schwulen und lesbischen Opfer des NS-Regimes zu gedenken. Die Gedenkmeile entlang des Frauentorgrabens wurde somit um ein weiteres Denkmal erweitert. Diese Achse umfasst auch die Straße der Menschenrechte und das AOK-Grundstück, an welchem vor dem Zweiten Weltkrieg der Industrie- und Kulturverein ansässig war.143

Magnus Hirschfeld, geboren im Mai 1868 in Polen, gründete 1919 das Institut für Sexualwissenschaft in Berlin.141 Als Mediziner und anerkannter Experte in Fragen der Sexualität sowie durch Unterstützung aus dem 1897 gegründeten „Wissenschaftlich-humanitären Komitee“ (WhK) trug Hirschfeld wesentlich zur Entstehung einer lebendigen homosexuellen Subkultur bei.142 In zeitgemäßer Begrifflichkeit war Magnus Hirschfeld ein schwuler Mann, der das Konzept der Vielfalt voll unterstützte. Er legte den Grundstein zur heutigen Queer-Theorie, die besagt, dass neben dem biologischen Geschlecht weitere Identitäten existieren, die zu einer Vielfalt führen. Auch wenn sich seine medizinisch-biologische Kategorisierung als unzureichend erwies, war es doch er, welcher diese Entwicklung anstieß.

Der Standort des Mahnmals am Sterntor hat einen historischen Bezug, da dort in einer öffentlichen Toilette in den 1930er und 1940er-Jahren ein bekannter Treffpunkt für homosexuelle Männer war. Gegenüber befand sich eine Herberge, die überwiegend von der Hitlerjugend genutzt wurde, um homosexuelle Männer zu beobachten und zu denunzieren. Ein dokumentierter Fall ist der von Johann Fluhrer, der 1931 aufgrund von Anzeigen verfolgt und schließlich 1944 in München-Stadelheim hingerichtet wurde.144 Die Bedeutung des Mahnmals angesichts der 40 namentlich bekannten Nazi-Opfer aus Nürnberg und der geschätzten 12.000 bis 15.000 Homosexuellen, die in Konzentrationslagern ermordet oder kastriert wurden, unterstreicht die Notwendigkeit eines Gedenkortes. Die Dunkelziffer dürfte noch höher liegen.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit war Magnus Hirschfeld auch ein bedeutender Sexualreformer. Das von ihm und Weiteren gegründete WhK setzte sich für die Entkriminalisierung der Homosexualität ein. Das Hauptziel war die Abschaffung des Paragrafen 175 RStGB, der sexuelle Handlungen unter Männern strafbar machte. Trotz mehrerer Petitionen schaffte es der Antrag zur Abschaffung nicht in den Reichstag, bevor die Nationalsozialisten an die Macht kamen. Mit der Zerstörung des Instituts durch

Im Juli 2019 wurde der Platz in einer feierlichen Zeremonie „Magnus Hirschfeld Platz“ getauft. Rund 100 Gäste aus der Community nahmen an dem Ereignis teil. Der Platz beinhaltet eine Gedenkstele für die homosexuellen Opfer des NS-Regimes sowie des § 175, ein Gedenkbeet, eine Gedenkkugel und eine später gestiftete Regenbogenbank. Ein Mitglied der Familie Hirschfeld ließ seinen Dank ausrichten.145

140 Magnus Hirschfeld; 06.03.2024; https://mh-stiftung.de 141 Publikationen; o. D.; https://magnus-hirschfeld.de 142 142 Magnus Hirschfeld; 06.03.2024; https://mh-stiftung.de 143 Gedenkstätte ; o. D.; https://www.gaycon.de 144 Queer durch Nürnberg; Stadtführung Geschichte für Alle e.V., 20.03.2024 145 ebd.

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Der ausrichtende Förderverein passte seit Eröffnung des Platzes die Route des CSD an, um diesen zu integrieren. Außerdem sind seither die meisten Kundgebungen, Veranstaltungen, Kranzniederlegung oder Andachten an den Magnus-Hirschfeld-Platz gelegt worden.146 Aber auch die Gegenstimmen sind deutlich. Bislang wurden der Platz und die Gedenkelemente vier Mal durch Schmierereien und gewaltsamen Vandalismus stark beschädigt.147 Michaela Regus äußert sich zu diesem Platz, der einer der zentralen Bestandteile der Führungen „Queer durch Nürnberg“ bei Geschichte für Alle e. V. ist: „Also die Aufklärung auf solchen gelabelten Plätzen ist einfach zu wenig und dann ist die Frage: Wie klärt man an solchen Plätzen oder Orten auf?“148 In Nürnberg hatte das Wissenschaftlich-Humanitäre Komitee eine Anhängerschaft, die sich im Verein „Silhouette“ traf. Die antisemitische und homophobe Propaganda des „Stürmers“ trug zu Hirschfelds Exil ab 1932 bei. Trotz der herausragenden Bedeutung von Magnus Hirschfeld, einem Pionier auf dem Gebiet der Sexualwissenschaft, gibt es in Deutschland nur wenige Straßen, die an ihn erinnern, wie etwa das Magnus-Hirschfeld-Ufer in Berlin seit 2008 und den Magnus-Hirschfeld-Weg in Magdeburg seit 2015.149 Durchschnittlich sind 91 % der nach Personen benannten Straßen und Plätze Männern gewidmet.

Selbst in Berlin sind es 87,6 %.150 In Fürth seien „über 200 Namen (…) besetzt mit Männern aus der neueren und neusten Geschichte und nur knapp 20 mit Frauen. (…) Dann sind wenige [PoCs] dabei, also das betrifft nicht nur unsere Community. Das ist, glaube ich, sehr weiß, sehr unhinterfragt, sehr männlich.“ Michaela Regus betont, gerade bei Straßennamen sei sehr viel Handlungsbedarf.151

In der Auflistung der umliegenden Straßennamen des gewählten Bearbeitungsraumes lassen sich auch irrtümliche Zuordnungen feststellen. Beispielsweise ist die Klaragasse nicht nach einer Frau, sondern einem Kloster benannt oder durch die Verwendung des Nachnamens, wie Celtis, bleibt unbemerkt, dass es sich hierbei um die Widmung zugunsten eines Mannes handelt.

So ist es jedoch auch bei der Verwendung des Vollnamens möglich, umhinterfragt zu agieren. Im Jahr 2021 wurde vom Gemeinderat in Allersberg eine Straße im Neubaugebiet nach einem vergangenen Bürgermeister benannt - einem SA-Mann.152 Bis heute hält die Stadt Allersberg an der Namensgebung fest.

Wiederum ein Fall aus Paris lässt an einen Umschwung glauben. Als Tribut an die Stonewall-Unruhen wurden in Paris einige Plätze und Straßen nach lokalen und internationalen Queers umbenannt. Darunter die transsexuelle Schriftstellerin Ovida Delect, der Holocaust-Überlebende Pierre Seel und der Politiker und Aktivist Harvey Milk.153 Für Nürnberg ist der Magnus-Hirschfeld der einzige Platz, der nach einer queeren Person benannt wurde.

Die Stadt Nürnberg verfügt über ingesamt 67 öffentliche Plätze, die verschiedene Funktionen und Nutzungen umfassen. Unter anderem gibt es vier große Gedenkstellen der NS-Zeit.154 Queere Personen ver wenden für jedwede Funktion, Nutzung oder Anlass den Magnus-Hirschfeld-Platz.

146 Gedenkort; o. D.; https://www.gaycon.de 147 Gedenkort; o. D.; https://www.gaycon.de 148 Regus, Michaela, persönliches Interview, Nürnberg, 14.05.2024 149 Neuer Magnus-Hirschfeld-Platz; o. D.; https://www.queer.de 150 Der Gender-Gap bei Europas Straßennamen bleibt hartnäckig; o. D.; https://www.derstandard.de/ 151 Regus, Michaela, persönliches Interview, Nürnberg, 14.05.2024 152 Ehemaliger Bürgermeister war SA-Mann; 25.07.2023; https://www.sueddeutsche.de 153 Fifty years after the Stonewall Riots; 27.06.2019; https://parislightsup.com 154 Stadtforschung und Statistik für Nürnberg und Fürth; o. D.-d; https://www.nuernberg.de

176

Eine drastische Umbenennung von Straßen und Plätzen in naher Zukunft ist schwer machbar. Die bürokratische und systematische Veränderung im Rahmen einer so großen Anzahl wäre mehr verwirrend als tragbar. Jedoch können wir reflektierter und nach Michaela Regus überlegter an Neubenennungen herangehen. Ebenso können vergangene Namensgebungen überprüft und Benennungen unehrenhafter, diskriminierender oder schändlicher Personen umbenannt werden, sodass SA-Männer keine öffentliche Plattform und Legitimierung erhalten. Zukünftige Neubauprojekte, welche Straßen- oder Platznamen verlangen, können dementsprechend vielfältiger gewählt werden. Alternativ können auch Schulen, Parks, Haltestellen, Kulturstätten oder Gedenkorte die Namen von Frauen* und Queers tragen.

(4)

(1) (3) (2)

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EducationalVersion

(1) Lesbenkugel

(2) Informationsstele

Direkt neben Beet und Stele, die an die schwulen Opfer des Nazi-Regimes erinnert, ist ein Denkmal für die lesbischen Opfer zu finden. Durch eine Benefizveranstaltung der Roten Bühne mitfinanziert, wurde sie von Bastian vom CSD-Verein in Handarbeit angefertigt und trägt die Inschrift: „Zum Gedenken an die lesbischen Frauen, die im Nationalsozialismus unter dem Vorwand von Prostitution, Asozialität und Kriminalität verfolgt wurden.“

Die Gedenkstele für die homosexuellen Opfer des Nationalsozialismus und des § 175 in der Bundesrepublik am Nürnberger Sterntor. Diese besteht aus einer etwa drei Meter hohen Gedenktafel, welche vom Nürnberger Künstler Christof Popp gestaltet wurde und auf zwei Seiten über die Situation Homosexueller während der NS-Zeit mit ihren rund 50.000 Opfer berichtet sowie über ortsspezifischen Bezug zum Thema aufklärt.

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(2) (4) (1)

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(3) Regenbogenbank

(4) Schwulenbeet

Seit Frühjahr 2020 steht die Regenbogen-Bank auf dem Nürnberger Magnus-Hirschfeld-Platz und unterstreicht die bunte Vielfalt der Stadt an der Community Gedenkstätte mit Gedenkbeet, Gedenkstele sowie Gedenkkugel.

Sie wird inzwischen von einheimischen Personen und begeisterten Touristen für Sitz-Pausen, Treffen und Gespräche verwendet.

Ein Beet mit Gedenkstein in Form eines Dreiecks, der an den Rosa Winkel erinnern soll, welcher als Kennzeichnung für homosexuelle Häftlinge in Konzentrationslagern gedient hatte. Zuerst war der Versuch, das Dreieck in Blumen darzustellen. Zudem stiftete der Steinmetz Bastian Brauwer eine Gedenktafel mit Inschrift, an der seitdem Blumenkränze niedergelegt werden können.

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Peter-Henlein-Straße

Celtisstraße | Celtispark

„Peter Henlein, geboren um 1480, gestorben 14.11.1542.

Er war Feinmechaniker in Nürnberg und stellte 1510 als erster dosenförmige Taschenuhren her.“ Das steht auf einer Inschriftentafel in der Walhalla, die König Ludwig I. jenen Frauen und Männern „teutscher Zunge“ errichten ließ, die Bedeutendes geleistet hatten. Auch Peter Henlein gehört zu ihnen.

Konrad Celtis war 1487 von Kaiser Friedrich III. in Nürnberg als erster Deutscher zum Dichter gekrönt. Aufenthalt in Italien, Lehrtätigkeit an der Universität Krakau. Später Professor in Ingolstadt, Rektor der Domschule in Regensburg. 1497 von Kaiser Maximilian I. als Professor der Dichtkunst an die Universität Wien berufen.

Siebenkeesstraße Johann Christian Siebenkees war Sohn des Kaufmanns Christian Stefan Siebenkees. Gymnasium in Nürnberg.

Ab 1770 Jurastudium in Altdorf, ab 1773 in Göttingen.

1776 u. a. Professor der Rechte an der Universität Altdorf.

1777 Promotion. 1779 o. Professor des Natur-, Völker-, Staats- und Lehensrechts in Altdorf, 1795 Erster Professor des Kirchenrechts ebenda. Nach Auflösung der Altdorfer Universität seit 1809 Professor für Literaturgeschichte und Oberbibliothekar an der Bayerischen Landesuniversität in Landshut. Bedeutende Beiträge v.a. zur Germanistischen Rechtsgeschichte. Mitglied im Nürnberger Dichterbund des ‚Pegnesischen Blumenordens‘.

Frauentormauer Der Name kommt vom Frauentor am östlichen Ende der Frauentormauer, früher eines der vier Haupttore in die Stadt. Das Frauentor wiederum wurde nach dem dahinterliegenden Klarissenkloster St. Klara benannt.

Frauentorgraben Das Frauentor wurde nach dem Klarissenkloster St. Klara benannt. Durch das Tor konnte man die Stadt in Richtung Regensburg und anderer südöstlich gelegener Orte verlassen. Da Zahlungen an den Torsperrer ab dem Jahr 1386 belegt sind, muss der Bau des Tors spätestens in diesem Jahr vollendet gewesen sein.

Luitpoldstraße Prinz Luitpold war der dritte Sohn des bayerischen Königs Ludwig I und wurde am 1821 geboren. Er übernahm am 1886 die Regentschaft für seinen Neffen, den Märchenkönig Ludwig II, als dieser wegen seiner Verschwendungssucht entmündigt wurde.

180

Helene-Grünberg-Park Helene Grünberg absolvierte eine Schneiderlehre, anschließend tätig als Kostümschneiderin. 1896-1905 aktive Mitarbeit im Frauen- und Mädchenbildungsverein und im Schneiderverband in Berlin. 1905 wird sie als erste Frau zur Arbeitersekretärin am Arbeitersekretariat Nürnberg bestellt. 1906 Gründerin und Erste Vorsitzende des Vereins für Dienstboten, Wasch- und Putzfrauen in Nürnberg, 1910 Vorsitzende der Filiale des Hausangestelltenverbandes. Referentin für politische Fragen. 1912/13 und 1919-22 Mitglied der Zentralen Kontrollkommission der SPD. 1919 Abgeordnete in der Weimarer Nationalversammlung. Bedeutende Vertreterin der gewerkschaftlichen und sozialdemokratischen Frauenbewegung.

Hallplatz In den Jahren 1498 bis 1502 errichtet und mit einer Länge von 84 Metern, einer Breite von 20 Metern und einer Höhe von 29 Metern, ist die Mauthalle der gewaltigste Bau am Hallplatz in Nürnberg. Der ehemalige reichsstädtische Salz- und Kornspeicher wurde ebenso wie das Unschlitthaus und die Kaiserstallung von dem Architekten Hans Beheim errichtet. Durch die Mauthalle und weitere elf Kornhäuser war in Krisenzeiten die Versorgung der Bürger gesichert.

Endterstraße Nach seiner Buchdrucker- und Buchhändlerlehrzeit im Ausland, 1612 am väterlichen Geschäft beteiligt, holte sich Schriftgießer nach Nürnberg und richtete drei Druckereien ein. Unter ihm nahm die Firma trotz der Nöte des 30-jährigen Krieges einen solchen Aufschwung, dass sie die Wittenberger und Leipziger Drucker überflügelte und mit den Holländern wetteifern konnte.

Klaragasse

Vordere | Hintere Sterngasse

Das Klarissenkloster St. Klara ist ein ehemaliges Kloster der Klarissen in Nürnberg in der Diözese Bamberg.

Es wurde in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts von Magdalenerinnen begründet und bestand bis zur Reformation. Im Jahr 1525 wurde dem Kloster die Aufnahme von Novizinnen verboten, sodass es 1596 mit dem Tod der letzten Nonne aufgelöst wurde.

Das Sterntor ist eine Schneise durch die Nürnberger Stadtmauer und ein Fußgängerzugang zur südlichen Nürnberger Altstadt. 1869 wurde das neue Tor durch die Frauentormauer gebrochen und nach der nahen Sterngasse benannt. Der Turm des benachbarten Blausternwerkes wurde 1871 abgerissen und später in verminderter Höhe wieder errichtet.

Magnus-Hirschfeld-Platz

Grasersgasse

Der Arzt und preußische Sanitätsrat Dr. Magnus Hirschfeld gründete 1897 mit dem „Wissenschaftlichhumanitären Komitee” die weltweite erste Organisation für die Bürgerrechte von Homosexuellen. Hauptziel war die Entkriminalisierung der Homosexualität in Deutschland und Abschaffung des berüchtigten Homosexuellenparagrafen 175. Hirschfeld gelang es, viele Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens für dieses Anliegen zu gewinnen. Mit Petitionen an den Reichstag, mit wissenschaftlich fundierter Aufklärungs- und Öffentlichkeitsarbeit über Homosexualität sollte ein gesellschaftlicher Bewusstseinswandel herbeigeführt werden. Sein Motto war „Per scientiam ad justitiam“ („Durch Wissenschaft zur Gerechtigkeit“).

Die Grasersgasse in Nürnberg wurde nach einer Familie Gras benannt, die dort im Mittelalter ansässig war. Ursprünglich wurde die Straße als „Grasergasse“ oder „Grasergäßlein“ bezeichnet, was auf den Namen der Familie zurückzuführen ist. Die Grasersgasse gehört zu den historischen Straßenzügen in der Nürnberger Altstadt und spiegelt somit ein Stück Stadtgeschichte wider.

Karl-Bröger-Straße Aufgewachsen in engen Verhältnissen, besuchte B. einige Jahre die Realschule, lernte als Kaufmannslehrling, scheiterte und war dann meist als Bauhilfsarbeiter beschäftigt. Nach seiner Militärzeit betätigte er sich schriftstellerisch und arbeitete seit 1912 als Redakteur bei der Fränkischen Tagespost. 1914 rückte er ins Feld und wurde noch im selben Jahr schwer verwundet. Er findet früh zu Karl Marx und dem Sozialismus. Dadurch erhält der Gemeinschaftsgedanke eine besondere Bedeutung, weshalb eine Weltfrömmigkeit von pantheistisch-mystischer Färbung mit humanitärem Einschlag erwächst.

Paradiesstraße Das PARADIES ist nach Hamburg das zweit älteste Travestie Theater in Deutschland und eines der ältesten Privattheater der Stadt. Sie bieten ein monatlich wechselndes Programm mit Artisten aus aller Welt.

Bogen-, Sand-, Eilgut- und Tafelhofstraße Die genannten Straßen wurden nach Art, Material oder direkter Nutzung benannt.

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UNSICHERHEITEN

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GSEducationalVersion

7. UNSICHERHEITEN

ANGSTRÄUME Angsträume sind subjektiv empfundene Bereiche, die durch das Fehlen sicherheitsrelevanter Merkmale aufkommen und sich dadurch von einem Raum in einen Angstraum verwandeln können. Ein Ort wird als solcher empfunden, wenn dort Faktoren wie Unübersichtlichkeit, schlechte Beleuchtung, fehlende Fluchtmöglichkeiten oder Verwahrlosung vorherrschen. Auch veränderliche Einflüsse wie Tageszeit, Menschenansammlungen oder die Art der Fortbewegung spielen eine Rolle. Besonders soziale Aspekte können Unsicherheiten verursachen, etwa antisoziales oder abweichendes Verhalten wie Alkoholkonsum und dessen Auswirkungen. Außerdem zählt die Selbsteinschätzung in Stärke bzw. Verletzlichkeit eine Rolle, die von individuellen Faktoren wie Alter, Geschlecht, Herkunft, sozialem Kapital oder bisherigen Erfahrungen als Opfer geprägt ist.155 In der Darstellung der Angstraumanalyse wurden im ausgewählten Bereich Angsträume und potenzielle Gefahrensituationen näher betrachtet. Dazu wurde eine Legende erstellt, um diese Gebiete erkenn- und messbar zu machen. Analysiert wurde das Sicherheitsgefühl als Resultat der weiteren Aspekte und beziehen sich auf den allgemeinen Konsens queerer Personen. Erhoben wurden diese Daten durch die Umfrage Queer Space, Interviews und direkte qualitative Befragungen sowie Literaturquellen. Die Legende umfasst die Analysepunkte People movement, unsichere Tageszeit, Belichtung, Platz, Personenzuordnung, Sichtfeld und Flucht.

Besonders die Zone um den Magnus-HirschfeldPlatz, Frauentorgrabens und Unterführung der Altstadt, der Großteil des Transit-Bereich sowie die Unterführung und der Celtispark der Südstadt sind ausschlaggebend. Das People movement zeigt hierbei klar auf, dass Umwege in Kauf genommen werden, um die potenziellen Gefahren des öffentlichen Raumes zu minimieren. Dies lässt sich in bei der Unterführung Altstadt zu Transit beobachten, bei welcher er-

kenntlich wird, dass diese besonders abends / nachts nicht länger genutzt wird, sondern der Umweg über die besser ausgeleuchtete Hauptstraße bevorzugt wird. "Also tatsächlich versuche ich Unterführungen zu meiden. Das liegt aber nicht an meinem lesbisch sein, das liegt an meinem Frau sein. Ansonsten meide ich mittlerweile Orte, wo ich weiß, es ist Potenzial da.

Wie so eine Art Selbstzensur. Das geht uns aber allen so.“ beschreibt Michaela Regus ihre Lebensrealität.156 Auch Leslie Kern weist darauf hin, dass (queere) Frauen stetig Strategien entwickeln müssen, um sich in Räumen zu schützen, was ihre Bewegungsfreiheit und ihr Recht auf Stadt drastisch einschränkt.157 Michaela Regus ist mit ihrer Einschätzung nicht alleine, so empfinden 41,8 % der Teilnehmenden der Queer-Space Umfrage Unterführungen als Angstraum. Dieser Wert wird nur von befahrenen Straßen mit 44,9 % und Plätzen mit 42,9 % übertroffen. Dies wird in einigen Fällen auch näher ausgeführt:158 #3

Vorallem durch Angst im Dunkeln, das Gefühl verfolgt zu werden (Parks, Unterführung, etc) Cis-Frau, Bisexuell-20-29, Studierend

#41

Naja, Unterführungen sind relativ eng, man kann keiner Person wirklich aus dem Weg gehen und wenn es dann dunkel ist und nicht wirklich viele Menschen da sind, dann fühl ich mich tlw unwohl Cis-Mann, Bisexuell, 20-29, Studierend

Dunkelheit und Enge werden häufig unabhängig von Unterführungen angesprochen. Hier geht es oftmals um den Straßenraum, welcher besonders in der Südstadt durch den ruhenden Verkehr eingenommen wird, aber auch um unzureichend beleuchtete Parkanlagen oder Plätze.

Christine Burmann wurden diese Informationen vorgelegt und um eine Einschätzung gebeten. Sie beschreibt, dass die Stadt Nürnberg auch teilweise den Empfehlungen einer feministischen Stadtplanung folgt und es versucht wird z. B. über Lichtkonzepte, offene-

155 Kern, L. (2021). Feminist City: Claiming Space in a Man-Made World. Verso Books.

156 Regus, Michaela, persönliches Interview, Nürnberg, 14.05.2024, siehe Anhang 157 Kern, L. (2021). Feminist City: Claiming Space in a Man-Made World. Verso Books.

158 Queer Space Umfrage Nürnberg. (April 2024). Google Docs. https://docs.google.com/forms/d/1alrDFxg0y52uycIzXgh3KWe0fxJJSTlG4-xLOyYiRqo/edit

185

ren Gestaltungsformaten oder durch kommunaler Ordnungsdienste bzw. in manchen Bereichen auch vermehrt Polizeipräsenz gegenzusteuern.159 Neben dem Wunsch, im Falle einer Notsituation durch Ordnungsdienste o. Ä. gesehen und wahrgenommen zu werden, bestehet auch der nicht gesehen zu werden. Dies betrifft nicht nur erneut Aspekte des straight acting oder doing gender, sondern die Möglichkeit, sich zurückzuziehen und vor einer potenziellen Gefahr unsichtbar zu sein. #44

Meistens war es das Gefühl keine Rückzugsmöglichkeit zu haben, ein fehlendes Gefühl von Sicherheit, wenig Akzeptanz für die eigene Person.

Cis-Mann, Homosexuell, 20-29, Angestellt

Auch Rogerio Lopes beschreibt in seinem Essay zu Queer inklusive planning den Rückzugsort als Sicherheitsaspekt, „so bieten beispielsweise Einfriedungen etwas in Form von Hecken - Transidenten die Möglichkeit, sich vor abwertenden Blicken anderer Individuen oder vor sonstigen Diskriminierungen zu schützen. Nichtsdestotrotz werden gerade in Angsträumen Hecken zurückgeschnitten, um das allgemeine Sicherheitsgefühl zu steigern.“160 Ein solcher Zwiespalt wird auch in der Analysedarstellung deutlich. Räumliche Situationen, welche als Gefahrenpotenzial gewertet werden, können gleichermaßen Deckung und Rückzug bedeuten, sobald ersteres ausgeschlossen ist. Ein besonderer Faktor hierbei ist von der Beleuchtung und der dominierenden Personenzuordnung abhängig. Das Gefühl eines Rückzugsortes wird nur ausgelöst, wenn genügend Lichtquellen vorhanden sind, um die Umgebung zu erfassen (auch abhängig von Sichtfeld und Flucht).

Besonders in maskulin dominierten Bereichen sinkt das Schutzgefühl wieder. Neben den Privilegien, die von dieser Personengruppe genossen wird, greift auch der Faktor der individuellen Einschätzung. So werden Personen, überwiegend Männer, welche als stärker, schneller oder größer wahrgenommen wer159 Burmann, Christine, schriftliches Interview, 16.05.2024, siehe Anhang 160 Rogerio de Jesus Pereira Lopes; 2017; Sub\Urban, Queer inclusive planning (Seite 248) 161 Roig, Zykunov und Horch; Unlearn Patriarchy 2 (2024, Seite 37) 162 vgl. ebd. S.41

186

den, eher als potenzielle Gefahr eingestuft. „Natürlich kann dominantes Verhalten von männlichen Jugendlichen (…) im öffentlichen Raum nicht durch gestalterische Lösungen unterbunden werden - es bleibt eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, dieses Verhalten nicht länger zu entschuldigen und damit zu fördern, sondern es aktiv einzuschränken.“161 schreibt Katrin Hartmann. Damit ist nicht gemeint, den Handlungsspielraum von Personen einzuschränken, sondern an die Integration aller zu appellieren und Diskriminierungs- und Dominanzverhalten im öffentlichen Raum nicht länger zu dulden. Dies ergänzt Sie: „Schließlich sind öffentliche Räume auch Räume der Demokratie, in denen wir leben, wo wir uns begegnen, uns entwickeln - und auch hier handeln wir unsere Gesellschaft aus. Was sagt es aber über unsere Gesellschaft aus, wenn in ebendiesen Räumen ganze gesellschaftliche Gruppen ausgeschlossen werden, wenn sie dort Angst haben müssen, sich aus ebendiesen öffentlichen Räumen zurückziehen, damit de facto verdrängt werden und so dort als gesellschaftliche Gruppe nicht mehr stattfinden?“162

Queere Angsträume unterscheiden sich kaum merklich von jenen feministischer Erkenntnisse. Sie basieren auf Unwissenheit, Sichtfeld und dem eigenen Individuum in diesem Kontext. Eine stetig unterdrückte Minderheit, die des Öfteren mit Anfeindungen, Unterdrückung und dem Gefühl der Hilflosigkeit in Berührung kommt, wie Queers, projiziert somit starke Emotionen und persönliche Erfahrungen in Räume.

Demnach muss mit den bereits erkannten Werkzeugen aus der feministischen Stadtplanung gearbeitet werden, um mit queer inklusive planning anzuschließen. So sind Lichtquellen und Installationen an Gefahrensituationen, Straßen und Wegen sowie Parks vorzusehen. Der Platzbedarf sollte gesteigert werden, ggf. den ruhenden Verkehr aus beengten Straßen ausschließen, um Fußgängigen mehr Freiräume zu bieten und Angsträume abzubauen. Sichtfelder sind durch Lichtsituationen beeinflusst. In Fällen, in denen sie dies nicht sind, gibt es bereits Installationen, welche mit Spiegelungen in Unterführungen und an deren Ein-/Austritten arbeiten, um Bereiche einsehbarer zu gestalten. Die Fluchtmöglichkeit bedingt sich großteils durch den zur Verfügung stehenden Platz und lässt sich gleichermaßen verhandeln.

Angsträume sind architektonische und stadtplanerische Aufgaben, die es anzugehen gilt, um ein Miteinander ohne Angstbarrieren zu gestalten. Trotz des gesellschaftlichen Einflusses auf diese Raumsituationen ist es mit planerischen Mitteln möglich, die Triggerpunkte zu identifizieren und zu minimieren.

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Sicherheitsgefühl

Sicherheitsgefühl

Sicherheitsgefühl sicherer

unsicher

Personenzuordnung sicherer unsicher

Personenzuordnung feminin

maskulin

divers

unsichere feminin Tageszeit maskulin

divers

unsichere Tageszeit tag

nacht

beides

Platz tag

nacht

zu eng

ausreichend

Platz

Das Sicherheitsgefühl bezeichnet das subjektive Empfinden eines Individuums, sich vor Gefahren, Bedrohungen oder Risiken geschützt zu fühlen. Es ist ein Zustand des inneren Friedens und der Gelassenheit, der darauf basiert, dass eine Person davon überzeugt ist und sie vor potenziellen Schäden oder Angriffen geschützt ist. Das Sicherheitsgefühl ist individuell unterschiedlich und kann durch persönliche Erfahrungen, kulturelle Hintergründe und aktuelle Ereignisse beeinflusst werden.

beides

Die Bereiche, welche in „sicherer“ und „unsicher“ unterteilt sind, beziehen sich auf den allgemeinen Konsens von queeren Personen. Dies hat zur Folge, dass Einzelpersonen ggf. ein anderes Empfinden in Teil-/ Bereichen haben. Die Folgepunkte haben die Definition der Bereiche beeinflusst. Der Begriff „sicherer“ wird anstelle von „sicher“ verwendet, nachdem ein Bereich im öffentlichen Raum gefahr-armer, jedoch nicht vollständig gefahrlos und somit sicher sein kann.

People zu engmovement ausreichend

People movement Route angepasst ungenutzt People movement Sicherheitsgefühl Route

angepasst

÷ ÷

⁇

‼

uneinsehbar

einsehbar

Sichtfeld

ungenutzt

sicherer unsicher Sicherheitsgefühl

Sichtfeld geschützt

Personenzuordnung Belichtung

⁇

‼

geschützt

uneinsehbar

einsehbar

sicherer

unsicher

feminin maskulin Personenzuordnung Belichtung viel Licht

divers

Licht

People Movement basiert auf Beobachtungen von Laufrouten, die Befragung einzelner queerer Personen zu diesen und der Einbringung persönlicher Erfahrungen und Einschätzungen.

Hierbei wurden beispielsweise Personen verfolgt und beobachtet, an welchen Stellen sie einen Umweg tätigen oder die getätigte „Route“ wurde queeren Personen gezeigt und befragt, ob und wie sie diese „angepasst“ hätten und welche daraus resultierend „ungenutzt“ blieb. Dazu wurden auch eigene Annahmen getroffen und diese von weiteren Personen bestätigen oder korrigieren lassen.

dunkel

unsichere Tageszeit feminin

maskulin

divers

Flucht

Unsichere Tageszeit beides

viel Licht

Licht

«» «»

dunkel

tag nacht unsichere Tageszeit Flucht

[ ] [ ]

möglich

Platz

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tag

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beides

Platz People movement zu eng

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Route

angepasst

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People movement Sichtfeldangepasst Route

ungenutzt

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geschützt Sichtfeld

uneinsehbar

uneinsehbar

einsehbar

Belichtung viel Licht

Licht

dunkel

Flucht

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viel Licht

«»

Licht

[ ]

Eine Unterteilung hängt von weiteren Faktoren ab. Eine Unsicherheit bei „Tag“ hängt meist von einer Personenzuordnung und Platz ab. Bei „Nacht“ ist diese meist abhängig von Personenzuordnung und Belichtung. Im Falle „Beides“ somit die Wechselwirkung. Die weiteren Punkte haben jedoch in ihrer Gesamtheit Auswirkungen auf den Aspekt der Tageszeit.

einsehbar

Belichtung

geschützt

Die Tageszeit bedingt sich mit dem Sicherheitsgefühl und ist somit auch eine subjektive Empfindung. Die Analyse bezieht sich auf den allgemeinen Konsens von queeren Personen. Dies hat zur Folge, dass Einzelpersonen ggf. ein anderes Empfinden in Teil-/ Bereichen haben.

dunkel

Belichtung definiert das künstliche Licht in diesem Bereich. An „dunkel“ gekennzeichneten Orten sind keine direkten Lichtquellen vorhanden. Bei „Licht“ ist unzureichendes direktes Licht vorhanden. Durch „viel Licht“ werden Orte markiert, die ausreichendes direktes Licht bieten.

tag

Der Aspekt Platz bezieht sich auf die ausgewiesene Fläche des Individuums gegenüber anderen Individuen, Gefahresituationen wie auch uneinsehbaren Bereichen. Dies kann sich auf die Gehwegbreite beziehen und definieren, wie viel Platz übrig ist, um einer anderen Person auszuweichen oder wie nah ich an einem Auto oder einer Fassade vorbei muss.

Bereiche sind dann als „ausreichend“ markiert, wenn meine Umgebung es zulässt, auf Hindernisse oder Situationen flächig zu reagieren bzw. auszuweichen. Ein Bereich ist „zu eng“, wenn kein Handlungsspielraum gelassen wird.

Diese Analyse ist aus architektonischer Perspektive sowie bereits aufgestellten. Kenntnissen von Angsträumen und dem Konsens queerer Personen aufgestellt.

nacht

beides

Platz

Platz

zu eng

ausreichend

People movement

Route

angepasst

ungenutzt

Sichtfeld

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⁇

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geschützt

uneinsehbar

einsehba

Sicherheitsgefühl Sicherheitsgefühl Belichtung sicherer

unsicher

sicherer

Die Personenzuordnung zeigt auf, welche Personengruppen sich an einem Ort überwiegend aufhalten und diesen dominieren. Diese Analyse bezieht sich eher auf die Außenwirkung als auf Gender/Geschlecht - trotzdem mussten für diese Analyse Personen gelesen / gelabelt werden.

unsicher

Personenzuordnung Sicherheitsgefühl

viel Licht Licht dunkel Personenzuordnung Personenzuordnung

Flucht

feminin

maskulin sicherer

divers unsicher

«»

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möglich

nicht möglich

feminin

maskulin

divers

unsichere Personenzuordnung Tageszeit unsichere Tageszeit

Großteils beziehen sich feminin und maskulin nicht immer auf eine heteronormative Geschlechteraufteilung, sondern auf Eigenschaften, welchen Personen zugesprochen werden. Divers wird hier als undefinierter und uneingenommener Raum begriffen, was jedoch nicht bedeutet, dass verschiedene Zuschreibungen an diesem Ort nicht mehr oder weniger Privilegien genießen könnten.

tag

nacht feminin

beides maskulin

divers

GSEducationalVersion

tag

Platz

nacht

Platz zu eng

ausreichend tag zu eng

beides

angepasst

ungenutzt

zu eng ausreichend Route angepasst ungenutzt

Sichtfeld

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Sichtfeld

People movement

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geschützt

Route angepasst ungenutzt uneinsehbar einsehbar

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Belichtung Sichtfeld Belichtung

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viel Licht geschützt Licht viel Licht

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uneinsehbar dunkel

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Licht

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Belichtung

Flucht

«»

Flucht

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möglich

Hierbei wird definiert, inwieweit eine Flucht „möglich“ bzw. „nicht möglich“ wäre. Dies steht in klarer Abhängigkeit mit dem Aspekt Platz wird jedoch auch von kleinerer Bebauung, dem ruhenden Verkehr, Begrünung und weiteren städtischen Ausstattungen beeinflusst.

nacht ausreichend

People movement Platz People movement Route

Das Sichtfeld steht in starker Abhängigkeit mit dem Aspekt Platz, aber auch Belichtung. Hierbei werden Situationen wie Straßenecken, Begrünung, Gebäudeversprünge, Einfahrten, Eingänge und weitere Bereiche verzeichnet. Während „uneinsehbare“ Situationen das Sicherheitsgefühl negativ und „einsehbare“ das Gefühl eher positiv beeinflussen, gibt es auch uneinsehbare Stellen, an welchen man sich tendenziell eher „geschützt“ fühlt. Dies kann beispielsweise durch eine uneinsehbare, jedoch stark belichtete Fläche mit ausreichend Platz erreicht werden. Die Unterteilung bedingt sich mit den Erkenntnissen des Aspekts Platz und Belichtung.

beides

unsichere Tageszeit

[ ] [ ]

viel Licht nicht möglichLicht

möglich

Flucht

dunkel

Flucht

nicht möglich

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GSEducationalVersion

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möglich

nicht möglich

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Sicherheitsgefühl herheitsgefühl

sicherer

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Personenzuordnung

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Belichtung

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Sicherheitsgefühl herheitsgefühl

sicherer

unsicher

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maskulin

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unsichere Tageszeit

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Platz

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ausreichend

People movement

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unsichere Tageszeit

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Platz

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ausreichend

People movement

Route

angepasst

ungenutzt

Sichtfeld

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geschützt

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Belichtung

viel Licht

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[ Abb. 148 ]

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DISKRIMINIERUNG „Ist Luisa hier?“ Das ist die Frage, die Schutz und Sicherheit bieten soll. Die Beratungsstelle Frauen-Notruf in Münster gründete das Hilfsangebot für Frauen* in der Partyszene, die aus unangenehmen Situationen heraus möchten. Diese Frage wird von Frauen* ans Personal gestellt, wodurch diese unmittelbar und diskret Hilfe erhalten.163 Die Einführung des Codes sollte Frauen ein Gefühl von Sicherheit vermitteln, verwenden können diesen jedoch alle. In den USA ist dieser Code unter der Bestellung eines „Angel Shots“ bekannt. Das Barpersonal fragt zusätzlich, ob dieser einer Person ausgegeben werden soll. Wird eine Person genannt, ist klar, dass eben diese eine Bedrohung darstellt.164 Mittlerweile gibt es auf Veranstaltungen und Demos, beispielsweise dem CSD, Awareness-Teams. Diese sind spezialisierte Gruppen, die bei Veranstaltungen oder in Gemeinschaftsräumen für das Bewusstsein und die Sensibilisierung in Bezug auf soziale Gerechtigkeit, Inklusion und Sicherheit sorgen. Ihre Hauptaufgaben umfassen die Prävention und das Ansprechen von diskriminierendem Verhalten, Belästigung und Gewalt. Sie bieten Unterstützung für Betroffene und arbeiten daran, eine respektvolle und einladende Atmosphäre zu schaffen. Awareness-Teams setzen sich für die Umsetzung und Einhaltung von Verhaltensrichtlinien ein und fördern die aktive Auseinandersetzung mit dem Thema Diversität, Gleichstellung und einem respektvollen Miteinander.

Unter Verhaltensrichtlinien sind vor allem Anti-Diskirminierungs-Policys zu verstehen. Es handelt sich hierbei um ein Regelwerk, das von Organisationen, Unternehmen oder Institutionen eingeführt wird, um Diskriminierung aufgrund von Geschlecht, Herkunft, Religion, Behinderung, Alter, sexueller oder romantischer Orientierung und anderen Merkmalen zu verhindern und zu bekämpfen. Diese Policy legt klare

Richtlinien und Verfahren fest, wie Diskriminierung erkannt, gemeldet und behandelt werden soll. Ziel ist es, ein inklusives und respektvolles Umfeld zu generieren, in dem alle Individuen gleiche Chancen, Rechte, Freiheiten und Privilegien genießen. Die Policy beinhaltet oft Maßnahmen zur Sensibilisierung, Schulung und Sanktionierung, um sicherzustellen, dass Diskriminierung in jeglicher Form nicht toleriert wird.

Auch in der Umfrage Queer Space wird diese genannt: #86

Aufkleber, All-Gender-Toiletten, freundliches Publikum, Anti-Diskriminierungs-Policy Non-binär, Homosexuell, 40-49, Selbstständig

So beschreibt diese Person, wie sie queer-freundliche Orte erkennt.165 Die Aufgabe des Awareness-Teams ist es dann, die Anti-Diskriminierungs-Policy umzusetzen. Christine Burmann erwähnt, dass 2023 ein Awarenesskonzept für den kommunalen Kulturbetrieb erarbeitet und mit Pilot-Kulturbetrieben durchgeführt und installiert wurde. Es wird nun versucht, kommunale Veranstaltungen und Betriebe, auch Großveranstaltungen zu sensibilisieren, Awarenessteams bereitzustellen und bestehende Angebote wie „Ist Luisa hier?“ zu fördern.166 Im Aktionsplan „Queeres Nürnberg“ selbst wird festgestellt, dass ein hohes Diskriminierungspotenzial im öffentlichen Raum liegt. „Hier geben vor allem transgeschlechtliche oder geschlechtsdiverse Personen Beleidigungen, Bedrohungen oder im schlimmsten Fall sogar Gewalterfahrungen an. Auch ein einfaches „Händchenhalten“ im Bus zwischen einem gleichgeschlechtlichen Paar kann zu einer ernsthaften Bedrohung führen“167 Im Balkendiagramm zeigen sich auch die Diskriminierungsabstimmungen aus der Umfrage Queer Space, abgebildet im bearbeiteten Straßenzug. Wie bereits erwähnt sind die Bereiche mit den meisten Stimmen befahrene Straßen (44,9 %), Plätze (42,9 %) und Unterführungen (41,8 %). Den letzten Platz belegen Tattoo- und Piercing Studios mit 2%, sowie Bäckereien und Parfümerien mit 3,1 %. Die

163 Luisa Ist Hier?; o. D.; https://luisa-ist-hier.de 164 Getränke-Code soll Frauen in Bedrängnis helfen; 17.01.2017; https://kurier.at 165 Queer Space Umfrage; April 2024; Online Befragung 166 Burmann, Christine, schriftliches Interview, 16.05.2024 167 König, M. Seite 7, (2022c). Aktionsplan Queeres Nürnberg. In Aktionsplan Queeres Nürnberg [Report].

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Hast du dich schon mal in der Nürnberger-Stadt / in städtischen Räumen eingeschränkt / ausgegrenzt / unwohl oder diskriminiert gefühlt?

Hast du dich schon mal in der Nürnberger-Stadt / in städtischen Räumen eingeschränkt / ausgegrenzt / unwohl oder diskriminiert gefühlt?

Ja 56%

Ja 56%

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Wenn ja, führe deine Antwort näher aus die häufigsten Antworten

Wenn ja, führe deine Antwort näher aus Weg die häufigsten Antworten Hast du dich an einem17x der folgenden Orte aufgrund von räumlichen Gegebenheiten bereits Weg eingeschränkt / ausgegrenzt / unwohl oder diskriminiert gefühlt? (multi) Männer

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Hast du dich an einem der folgenden Orte aufgrund von räumlichen Gegebenheiten bereits Männer Unwohl eingeschränkt 12x / ausgegrenzt / unwohl13x oder diskriminiert gefühlt? (multi) RESTAURANT Unwohl Nacht 11xBAR 12x Nacht Bar CAFÉ RESTAURANT

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THEATER BÄCKEREI Bitte beschreibe diese Situation(en) die häufigsten Antworten

KINDERGARTEN SEXSHOP

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Bitte beschreibe diese Situation(en) die häufigsten Antworten

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Begründungen und Erfahrungsberichte von Orten der potenziellen Diskriminierung geben gleichermaßen Handlungsempfehlungen. So beschreiben hierbei viele Personen kostenlose öffentliche Toiletten, der Wunsch nach Rückzugsmöglichkeiten, der Abbau von Labeln und Angsträumen und viele Weitere168 Sie bieten einen zusammenfassenden Einblick über die bereites genannten Handlungspunkte, wie solche der Toiletten, Beschilderung und Angsträume.

Queere Personen erleben unbestreitbar Diskriminierung im öffentlichen Raum, welche häufig ihre Handlungsfähigkeit und Sicherheit einschränken. Diskriminierung durch Individuen lässt sich nicht durch architektonische Maßnahmen verhindern, jedoch können Awareness-Teams eine wichtige Rolle durch Präsenz, Unterstützung und schnelle Reaktion spielen. So könnten öffentliche Nutzungen bereits Flächen für Awareness-Teams miteinbeziehen und somit je nach Größe, Büroflächen o. Ä. bereitstellen. In kleinerem Maßstab könnte es Kennzeichnungen solcher Teams geben. Ergänzend dazu kann eine umfassende AntiDiskriminierungs-Policy klare Richtlinien und Schutzmechanismen etablieren, um Diskriminierung vorzubeugen, zu bekämpfen und zu sanktionieren. Durch diese Maßnahmen können sichere, inklusive und respektvollere Räume für queere Personen geschaffen werden. In weiterführenden Handlungspunkten könnte die Überlegung aufgegriffen werden, AwarenessTeams in den städtischen Außenraum zu bringen und Anlaufstellen in Handlungsnähe einzuplanen, um so mögliche Schutzräume oder safer spaces zu generieren und eine weitere Ebene als die der ordnungsdienstlichen bzw. polizeilichen Stellen zu schaffen.

168 Queer Space Umfrage; April 2024; Online Befragung

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# 47 „Immer dann, wenn diese Räume Cis het normativ gestaltet/eingerichtet sind. Sie wirken exkludierend und sind es auch für ganz viele Menschen.“ Cis-Frau, Pansexuell, 30-39 Jahre

#87 „Meistens war es das Gefühl keine Rückzugsmöglichkeit zu haben, ein fehlendes Gefühl von Sicherheit, wenig Akzeptanz für die eigene Person“ Cis-Mann, Homosexuell, 20-29 Jahre

#52 „In Modeläden fühle ich mich ausgesprochen fehl am Platz da ich mich nicht modisch kleide, und in Kiosks herrscht oft eine familiäre Atmosphäre, in der ich mich als Außenstehender wie ein Eindringling fühle. Viele der aufgeführten Orte vermeide ich, weswegen ich dort noch keine (negativen) Erfahrungen habe (Bar, Disco, Sexshop, Parfümerie u.ä.)“ Cis-Mann, Asexuell, 20-29 Jahre

#91 „Diskriminierung erfahre ich im öffentlichen Raum durch abwertende Blicke oder offen ausgesprochene Beleidigungen. In Kleidungsgeschäften häufiger, wenn ich nicht in der „richtigen“ Abteilung einkaufen“ Cis-Mann, Homosexuell, 30-39 Jahre

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#5 „Kostenlose, öffentliche Toiletten für nicht Cis-Männer sind schwieriger zu finden/zu erreichen. Bei Menstruation gibt es selten Räume mit zB einem Waschbecken“ Cis-Frau, Bisexuell, 20-29 Jahre

#87 „Toiletten sind ein gutes Beispiel, trotz Cis Mann fühle ich mich in öffentlichen Herren Toiletten (auch Club, Restaurant, etc) unwohl. Fitnessstudios sind mir unangenehm“ Cis-Mann, Homosexuell, 20-29 Jahre

#129 „selten All-Gender-Toiletten, dass die Gedenkskulpturen, die an die Verfolgung queerer Menschen erinnern, zerstört wurden, ist schockierend und dass dieser Ort so abgelegen ist und sich dort häufig queerfeindlich wirkende Personen sammeln und abhängen macht diesen Ort für mich unangenehm. Ich wünsche mir einen sichtbaren Ort, der nicht einsam abgelegen ist, sondern in das städtische Geschehen eingebettet ist“ Non-Binär, Homosexuell, 40-49 Jahre

#114 „Es gibt ja kaum genderneutrale WCs bzw für Clubbingsituation FLINTA*-WCs“ Genderfluid, Pansexuell, 50-59 Jahre

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#49 „zu enge Räumlichkeiten mit schlechter Luft, verwinkelt, keine Auswege; U-Bahn im allgemeinen - solche städtische Räumlichkeiten lösen bei mir immer mal wieder Panik aus“ Cis-Frau, Pansexuell, 30-39 Jahre

#141 „Es gibt für Menschen die sich in Transition befinden (ich M2F) keine passende Toilette. In beiden wird man blöd angekuckt. Es fehlt eine Toilette für Menschen unabhängig von Aussehen.“ Trans*-Frau, Homosexuell, 50-59 Jahre

#57 „Naja Unterführungen sind relativ eng, man kann keiner Person wirklich aus dem Weg gehen und wenn es dann dunkel ist und ni ht wirklich viele Menschen da sind und besagte zwei Gruppen auftauchen, dann fühl ich mich tlw unwohl“ Cis-Mann, Bisexuell, 20-29 Jahre

#149 „Es gibt oft nur Männer- und Frauentoiletten, keine neutralen“ Trans*-Maskulin / nonbinär, Asexuell / Biamor, unter 20 Jahre

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#51 „Ich selbst bin cis aber habe viele Freund*innen die Trans oder nicht-binär sind und bekomme daher mit wie oft zum Beispiel nicht-binäre Menschen nicht mitgedacht werden z.B. gibt es oft nur Männer oder Frauen Toiletten, Umkleiden etc. Auch wenn zusammen mit meiner Freundin die eine Trans* Frau ist wie mit anderen Freundinnen auf die gleiche Toilette gehe ist nicht selbstverständlich weil sie auf beiden Toiletten Angst vor Diskriminierung haben muss. Auch Besuche in Schwimmbädern, öffentlichen Saunen etc sind mit meinen nicht-binären/trans* Freund*innen schwierig “ Cis-Frau, Queer, 20-29 Jahre #103 „Unterführungen, Unorte wie Burggraben beim Opernhaus“ Cis-Mann, Pansexuell, 20-29 Jahre

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#136 „Sehr viele! Eigentlich kaum ein Ort hat genderneutrale Toiletten. Auch wird man gefühlt überall misgendert.“ Non-Binär, Queer, 20-29 Jahre

#146 „Toiletten, Gegenderte Produkte in jeglicher Art von Geschäft, Aufrufen mit Frau/Herr und Anrede in Briefen(diese werden auch mal bei Nachbarn abgegeben die vorher nichts von der Transidentität wussten), schlechte Beleuchtung bei Nacht in zB Parks, sehr wenig explizit queere Angebot zB auch Feiern/Bars und dadurch wenig savespace für zB dating“ Trans*-Mann, Pansexuell, 20-29 Jahre

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#99 „Ich habe diesbezüglich nie extreme Erfahrungen machen müssen. Es sind eher diese internalisierten Verhaltensweisen, die man (meines Erachtens nach) typischerweise als homosexuelle Person hat… kein Händchenhalten in der U-Bahn, in gewissen Stadtteilen in der Nacht oder wenn man an einer größeren Männerrunde vorbeiläuft. In solchen Momenten würde man sich unwohl fühlen."

Cis-Mann, Homosexuell, 20-29 Jahre

#3 „Oft auf dem Nach Hause Weg, plane ich den Weg für meine Sicherheit (Dh. Ich meide Parks, dunkle Stellen,etc)" Cis-Frau, Bisexuell, 20-29 Jahre

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#52 „In heruntergekommenen oder extrem luxuriösen Gegenden fühle ich mich unwohl, da ich mich nicht zugehörig fühle."

Cis-Mann, Asexuell, 20-29 Jahre #3 „Vorallem durch Angst im Dunkeln, das Gefühl verfolgt zu werden (Parks, Unterführung, etc)" Cis-Frau, Bisexuell, 20-29 Jahre

#98 „Es gibt Gegenden und Orte, wo ich mit meinem Freund nicht Händchen halten würde (Aufseßplatz, nachts in der U-Bahn, Wirtshäuser...)."

Cis-Mann, Homosexuell, 30-39 Jahre #48 „Hauptbahnhof (Belästigung etc.), U-Bahn, SBahn, zT in Parks " Cis-Frau, Pansexuell, 20-29 Jahre

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#47 „Räume/Orte/Situationen sind immer dann nicht an meine Lebensqualität angepasst, wenn es keine Awarenesskonzept, inkl. Awarenessteam gibt. Ich kenne keine weiblich gelesene Person in meinem Umfeld, die nicht schon Erfahrungen mit Übergriffen jeglicher Art gemacht hat. Das erzeugt eine enorme Unsicherheit. Orte/Räume/Situationen können viel zum Sicherheitsgefühl dieser Personen beitragen. Auch vermeide ich dunkle, unbelebte Straßen, oder Ecken. Da geh ich lieber den beleuchteten Umweg. Wie kann es eigentlich sein, dass viele schlechte Erfahrungen gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht werden? Kameraüberwachung hilft da wohl nicht, diese Räume für weiblich gelesene Personen sicherer zu machen. " Cis-Mann, Pansexuell, 20-29 Jahre

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8. SICHTBARKEIT

TEILHABE Am Ende der ca. vierstündigen Travestie Show im Paradies sagte die DragQueen Sarah Barelly, welche die Moderation des Abends übernahm: „Wenn alle da draußen so tolerant miteinander umgehen würden wie wir hier drin, dann wäre die Welt ein ganzen Stückchen besser.“ Anschließend performte die Besetzung des Abends gemeinsam zu dem Song „This is me“ von Keala Settle.169 Im Laufe dieser Masterarbeit fanden einige queere Veranstaltungen statt, welche dokumentiert wurden: Am 26.04.2024 fand am Magnus-Hirschfeld-Platz die Kranzniederlegung im Zeichen des Gedenkens der homosexuellen Opfer während der NS-Zeit statt.

Eine der Hauptrednerinnen war die Referentin für Jugend, Familie und Soziales, Elisabeth Ries. Sie sprach darüber, dass die Sichtbarkeit, welche heute im öffentlichen Raum stattfindet, sehr positiv ist und diese früher tödlich geendet wäre. Über den Aktionsplan „Queeres Nürnberg“ spricht sie als „derzeitige Ausgangslage“ und beendet die Ansprache mit den Worten „Wenn Sichtbarkeit Gefahr bedeutet (…), dann ist das Ziel noch nicht erreicht“. Bevor Elisabeth Ries gemeinsam mit dem Organisationsteam der Veranstaltung den Kranz niedergelegt, zitiert eine Person abschließend die Polit-DragQueen Uschi Unsinn mit den Worten „Sichtbarkeit schafft Sicherheit“.170 Am Mittwoch, den 15.05.2024, versammelten sich Studierende am Weißen Turm in Nürnberg, um gegen das Genderverbot zu demonstrieren. Am 01. April wurde beschlossen, dass in Bayerns Behörden, Schulen und Hochschulen in offiziellen Schreiben nicht länger Genderschriftzeichen verwendet werden dürfen.171 Nun versammelten sich rund 150 Demonstrierende in der Stadt, um sich dagegen auszusprechen.

Mehrere Polizeiwagen und das Franken Fernsehen begleitete die Demonstration von der Innenstadt bis zum Whörder See, an welchem die Veranstaltung mit Reden und Unterhaltungseinlagen ihren Höhepunkt fand. Während dem Marsch wurden die Parolen „my language my choice, raise your voice!“, „inkludieren statt exkludieren - Patriarchat ruinieren“ und „Lasst uns gendern, lasst es knallen, Söder in den Rücken fallen“ gerufen.172 Am 17.05.2024 war internationaler Tag gegen Queerfeindlichkeit, der IDAHOBIT.173 Bereits am Nachmittag zeigte die queere Community Präsenz in der Fußgängerzone am Tugendbrunnen, u. A. mit einem Beitrag von den Eltern queerer Kids, Schulpro / Fliederlich sowie der DragQueen Spektra Black. Anschließend gab es eine Kurzandacht in der Lorenzkirche, welche von Pfarrer Thomas Zeitler und Pfarrerin Silvia Jühne gehalten wurde.174 Von der Lorenzkirche aus ging anschließend ein Demozug durch die Königstraße bis zum Hauptbahnhof und dem dort gelegenen Regenbogenzebrastreifen. An diesem hielt Oberbürgermeister Markus König eine Ansprache: „Ängste muss man nehmen - im Dialog, in der Begegnung und in der öffentlichen Sichtbarkeit.“ Anschließend führte die Demonstration über den Hauptbahnhof hin zum Magnus-Hirschfeld-Platz, wo weitere Reden abgehalten wurden von Peter Daniel Forster (Bezirkstagspräsident), Anil Altun (SPD Vorsitzender), Rebecca Lenhard (Kreisvorsitzende Grüne Nürnberg), Kathrin Flach-Gomez (Landessprecherin Die Linke), einem Sprecher des CSD Deutschland und Weiteren. Auch diese Veranstaltung endete mit den Worten von Uschi Unsinn „Sichtbarkeit schafft Sicherheit.“175 Alle Veranstaltungen, queere Sichtbarkeit und Routen, darunter auch der bevorstehende CSD, wurden in einer der Übersichtszeichnung Teilhabe festgehalten.

169 Travestie Cabaret Paradies; 10.05.2024, persönlicher Erfahrungsbericht 170 Kranzniederlegung; 24.04.2024, persönlicher Erfahrungsbericht 171 „Genderverbot“ im Freistaat Bayern; 08.04.2024; https://www.gew-bayern.de 172 Demonstration gegen das Genderverbot; 15.05.2024, persönlicher Erfahrungsbericht 173 Definition: International Day Against Homo-, Bi, Inter- and Transphobia / Internationaler Tag gegen Homo-, Bi, Inter- und Transfeindlichkeit 174 IDAHOBIT; o. D.; https://www.gaycon.de 175 IDAHOBIT; 17.05.2024, persönlicher Erfahrungsbericht

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Teilhabe ist für marginalisierte Gruppen von entscheidender Bedeutung, da sie die Grundlage für soziale Gerechtigkeit und Gleichberechtigung bildet. Wenn Minderheiten aktiv am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Leben teilhaben können, erhalten sie die Möglichkeit, ihre Bedürfnisse und Perspektiven einzubringen. Dies fördert nicht nur ihre Selbstbestimmung und Würde, sondern trägt auch zu einer vielfältigeren und gerechteren Gesellschaft bei. Darüber hinaus kann die aktive Einbindung dieser Gruppen dazu beitragen, Vorurteile abzubauen, Inklusive zu stärken und Lösungen für gesellschaftliche Herausforderungen zu entwickeln. Teilhabe schafft somit die Voraussetzung für eine Gemeinschaft, in der alle Menschen die gleichen Chancen und Rechte genießen können. Esto Mader beschreibt hierzu die Voraussetzung einer solchen Anerkennung: „Erst über das Erlangen von Anerkennung - was ein Streben zur Norm impliziert - erfährt das Individuum den Subjektstatus und kann an der Gesellschaft (als Subjekt) teilhaben.“176 Gesellschaftliche Aspekte können planerisch nur gelenkt, nicht beeinflusst werden. Doch Städte sind wichtige Orte für queeren Aktivismus und eine Möglichkeit sich zu repräsentieren und somit Anerkennung zu erhalten.

Jährlich und international findet im Juni der Pride Month statt. Dieser hat seinen Ursprung in den Stonewall-Aufständen und wird heute durch Gedenkveranstaltungen und um Errungenschaften, Gleichberechtigung und Akzeptanz einzufordern, gefeiert.

Dies umfasst Paraden, Workshops, Veranstaltungen, Partys und andere Aktivitäten und endet in größeren Städten im Christoper-Street-Day. Veranstaltungen wie diese, aber auch Dyke-Märsche oder der Transgeniale CSD in Berlin zeigen, dass queere Personen ihren Anspruch auf Raum artikulieren und eine temporäre Dekonstruktion heteronormativer Ordnungen hervorbringen.177 Der Christopher-Street-Day Nürnberg und die dazugehörige Parade findet im Jahr 2024 am Samstag, den 03. August statt. Michaela Regus antwortete auf die Frage der Bedeutung dieser Veranstaltung: „Wir sind dankbar für die, die es vor-

gekämpft haben, weil es für uns ganz viel bedeutet, dass wir den Raum in der Stadt kriegen, dass Straßen gesperrt werden, dass Polizei zur Verfügung gestellt wird, die uns schützt.“178 Der CSD hat eine tiefgreifende Bedeutung, die über bloße Feierlichkeiten hinausgeht. Er steht als Symbol für Kampf und Gleichberechtigung, Akzeptanz und Teilhabe. Sichtbarkeit und Anerkennung setzen ein starkes Zeichen gegen Diskriminierung und Ausgrenzung. Die Paraden schaffen eine große öffentliche Aufmerksamkeit und fördern das Bewusstsein. Viele nutzen diesen Anlass auch zum Erinnern an die queere Historie und an den Fortschritt, den die LGBT*QIA+ Bewegung geleistet hat.

Vor allem Aspekte der Solidarität und Gemeinschaft werden an diesem Tag bestärkt. Der CSD bietet die Möglichkeit, sich zu vernetzen und auszutauschen, aber auch Sichtbarkeit zu demonstrieren und den Rückhalt einer breiten Masse zu genießen, was als Privileg gewertet wird, welches im Alltag selten zuteil wird. Zum Großteil ist der CSD als politische Demonstration zu werten, an welchem auf bestehende Ungerechtigkeiten aufmerksam gemacht und Veränderungen gefordert werden, wie beispielsweise bereits genannte Punkte dieser Arbeit: Gleichstellung, Antidiskriminierunggesetze und den Schutz vor Angriffen und Gewalt stehen im Fokus. „Dabei erfüllen öffentliche Räume bei einer intensiven Nutzung ein tiefes soziales Bedürfnis: Teil einer Gemeinschaft sein, sich gegenseitig anschauen, beobachten, sich anlächeln.

In Kontakt gehen zu können, ohne es zu müssen.“ schreib Karin Hartmann.179 Die Route des CSD veränderte sich in Nürnberg über die Jahre nur minimal. In diesem Jahr führt sie vom Startpunkt am Prinzregentenufer über den Rathenauplatz hinter der Lorenzkirche vorbei über den Hauptbahnhof, den Magnus-Hirschfeld-Platz entlang bis zum Finale am Kornmarkt. Die Hauptkonzentration der Parade liegt somit in der Nord- sowie Innenstadt.

Hinsichtlich multikultureller Aspekte, einem stark variierenden Alters- und Wirtschaftsspektrum sowie der queer-historischen Bedeutung, wäre die Südstadt als Route potenziell miteinzubeziehen. Durch diese Ver-

176 Mader, E; Queere Räume (2023, Seite 37) 177 Rogerio de Jesus Pereira Lopes; 2017; Sub\Urban, Queer inclusive planning (Seite 253) 178 Regus, Michaela, persönliches Interview, Nürnberg, 14.05.2024 179 Roig, Zykunov und Horch; Unlearn Patriarchy 2 (2024, Seite 35)

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bindung würde der Nürnberger Süden ggf. mehr in ein Stadt- und Veranstaltungskonzept miteingebunden werden und weniger als autarker Bereich wahrgenommen. Der Celtisplatz, welcher den oberen Teil des Bearbeitungsraumes Südstadt bildet, hält bisher keine festliche Nutzung inne und bietet mit dem Einlauf über die Hauptbahnhof-Unterführung und Ausgang über den Tafelhof-Tunnel eine fortlaufende Route, welche erneut über den Magnus-Hirschfeld-Platz verlaufen und am Kornmarkt enden könnte. Durch diese Maßnahme würde ein weiterer Teil der Stadt angeeignet werden, wodurch Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit auch in diesen Bereich stiegen.

Teilhabe und Sichtbarkeit kann sich durch viele Arten ausdrücken. In der dazugehörigen Analyse wurden in den ausgewählten Bereichen Zeichen der Aneignung und Teilhabe analysiert und in die Kategorien „permanent“, „langfristig“ und „kurzweilig“ eingeteilt.

Zunächst wurden in diesem öffentlichen Bereich nach Anzeichen der queeren Community gesucht und festgehalten, wie langlebig diese sind. So ist die Parfümerie „Green Box“ durch eine Pride-Flagge in der Tür markiert und als queerfreundlicher Ort im Guide des Vereins CSD verzeichnet. Aufgrund dessen wird diese Form der Aneignung als „langfristig“ eingestuft.

Hingegen sind die Gedenkelemente und Beschilderung des Magnus-Hirschfeld-Platzes dauerhaft angebracht und werden somit unter „permanent“ aufgeführt. Sticker und Aufkleber, wie man sie in allen Straßenzügen finden kann, werden als „kurzweilig“ eingeordnet, da ihre Entfernung jederzeit möglich wäre. Dennoch repräsentieren sie die Aneignung von Raum im öffentlichen Umfeld, das Verlangen nach Teilhabe und dem Wunsch von Sichtbarkeit.

dazu bei, queere Identitäten im urbanen Gefüge zu verankern und ein Gedankengut der Zugehörigkeit zu fördern. Die Anerkennung und Unterstützung von queerer Teilhabe im öffentlichen Raum ist nicht nur ein Symbol der Wertschätzung, sondern eine Notwendigkeit für die soziale Gerechtigkeit. Sie fordert die städtische Planung und Politik heraus, Räume zu schaffen und zu erhalten, in denen Vielfalt gelebt und feiert werden kann. Nur so kann Stadt zu einem inklusiven Ort, unabhängig von geschlechtlicher Identität und sexueller oder romantischer Orientierung werden. Teilhabe lässt sich im architektonischen Feld beeinflussen und steuern. Dies nicht nur durch Wege und Plätze von Festivitäten, sondern auch durch den Transport von queeren Überzeugungen und Lebensrealitäten in den urbanen Raum über die Regenbogenflagge hinaus. Dies könnte beispielsweise durch Werbung von queeren Veranstaltungen oder Vereinen sein, Abbildungen queerer Persönlichkeiten oder historischer Ereignisse oder (Um-)Benennungen und Widmungen.

Queere Teilhabe im öffentlichen Raum ist ein essenzieller Schritt hin zu einer inklusiven und gerechten Gesellschaft. Veranstaltungen wie der Christopher Street Day und Weitere sind kraftvolle Ausdrucksformen dieses Anspruchs. Durch eben diese wird Sichtbarkeit geschaffen, Gemeinschaft gestärkt und politische Forderungen artikuliert. Darüber hinaus zeigt sich der Wunsch nach Raum und Anerkennung in vielfältigen Formen der Aneignung. Sei es durch das Anbringen von Stickern oder durch langfristige und permanente Kennzeichnungen wie Schaukästen des Cabarets.

Diese sichtbaren und dauerhaften Zeichen tragen 215

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RESULTAT

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9. RESULTAT

ANFORDERUNGEN Die aufgeführten Anforderungen beziehen sich auf die architektonische und städtebauliche Umsetzung.

Sie sind eine lösungsorientierte Zusammenfassung der ausgeführten Themenbereiche und sind zusätzlich planerisch in dem gewählten Straßenzug dargestellt.

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1. Veranstaltungen

2. Sportangebot

Be- Nutzung

Be- Nutzung

Besonders in maskulin gefühlten oder dominierten Räumen sollten regelmäßig Queer und FLINTA* Angebote geschaffen werden, um Barrieren abzubauen und die Label dieser Orte aufzubrechen. Außerdem werden Räume dadurch teilweise angeeignet und ermöglichen Teilhabe im öffentlichen Raum.

Bei einem inklusiveren Sportangebot im Außenraum können Stepper und Matten bereits im Boden integriert sowie Start- bzw. Treffpunkte vorgesehen werden. Dies geschieht bereits am Beispiel von Trampolinen.

3. Label abbauen

4. Divers, Neutral, Unisex, All-Gender

Be- Nutzung

Inklusive Sanitärlösungen

Für den Abbau von Labeln können Abteilungen in fließenderen Übergängen kategorisiert werden oder nach anderen Regelungen der Unterteilung (beispielsweise Oberbekleidung, Jacken,...) und nicht nach dem Geschlecht.

Außerdem ist die Bezeichnung von „Damen-“ oder „Herren“-Abteilung zu hinterfragen. Das Auslagern von Abteilungen in eigene Nutzungen sollte nur in Anbetracht von Sicherheitsaspekten möglich sein.

Eine neutrale Toilette sollte nach Möglichkeit gesetzlich festgelegt werden. Umlabeln von bestehenden WCs ist nur unter baulichen Maßnahmen oder als Übergangslösung tragbar. Alle Toiletten erfordern eine Gesamtausstattung, bestehend aus Kleiderhaken, Bürste, Papierspender, Hygienemülleimer und Hygienebeutel. Diese sind auch nachträglich noch in allen Kabinen anzubringen. Nach finanzieller und räumlicher Möglichkeit sind Wasserspender in einzelnen Kabinen einzuplanen. Pissoirs und Urinale sind in genderneutraler Ausführung auszustatten. Durch die Anbindung von raumhohen und bodentiefen Trennwänden werden Sicherheitsaspekte, auch bei Pissoirs, verstärkt. Wickeltische müssen in einem neutralen Bereich (eigener Raum oder neutrale Toilette) angebracht und zugänglich gemacht werden.

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5. Toiletten im Außenraum

6. Verwendung der Pride-Flagge

Inklusive Sanitärlösungen

Identifikation und Identität

Die Anzahl kostenloser, geschlechtsneutraler und vollständig ausgestatteter öffentlicher Toiletten im Außenraum muss stark gesteigert werden. Dies in Form von geschlossenen Räumen mit verschiedenen Bereichen, Barrierefreiheit und Wickelbereich.

Die Verwendung der Regenbogenflagge sollte allein queeren Vereinen, Unternehmen, Organisationen oder Personen der queeren Community zustehen. Durch diese Konsequenz würde Pink-Washing verringert und eine leichtere Erkennbarkeit von queerfreundlichen Orten für Queers ermöglicht werden.

Auch die Litfaßsäulen-WCs sollten in ihrer Anzahl stark erhöht und auch in Bereichen wie Transit, vor allem der Südstadt etabliert werden.

Hierfür müssen diese vollständig ausgestattet und mit neutralen Symbolen gekennzeichnet werden.

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Peter-Henlein-Straße Klaragasse

Luitpoltstraße

Magnus-Hirschfeld-Platz

Milkstraße

7. Toiletten-Symbole

8. Straßen- und Platznamen

Identifikation und Identität

Identifikation und Identität

Personifizierte Symboliken, besonders für Toiletten, sollten durch neutrale Erklärungen getauscht werden. So würde am Schild aufgezeigt werden, welche Ausstattung sich in dem Raum befindet und es kann eine individuelle Entscheidung des Zugangs getroffen werden.

Zusätzlich kann eine veränderte Begrifflichkeit angefügt werden, um Sicherheitsaspekte weiterhin aufrechtzuerhalten oder zu verstärken (z. B. FLINTA*-WCs). Beschreibende Symboliken haben sich bereits gleichermaßen etabliert wie Personen-Piktogramme, wodurch kein Umdenken im Alltag erforderlich ist.

Bestehende Straßen-, Platz- und weitere Namen sollten auf Bedeutung und Herkunft überprüft und ggf. umbenannt werden.

Jegliche Neu- und / oder Umbenennungen sollten FLINTA* und Queers gewidmet sein. So auch Schulen, Parks, Haltestellen, Kulturstätten, Gedenkorte und Weitere

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9. Widmung und Nutzung

10. Einsichtnahme

Identifikation und Identität

Unsicherheit

Plätze und Veranstaltungsorte sollten nicht nur in Namensgebung, sondern auch in ihrer Nutzung queer-inklusiv umgewidmet werden, um weitere Orte der Teilhabe und Aneignung, wie auch der Benutzung für Queers zu schaffen und Veranstaltungen zu entzerren.

Aus bereits bestehenden feministischen Planungsansätzen wird auch der Aspekt der Einsichtnahme betont. So werden die Beispiele der Verwendung von Spiegel aufgezeigt, welche gewährleisten, dass unsichere Eck- oder Kreuzungspunkte einsehbarer werden. Dieses Prinzip wird nicht nur bereits für den Fußweg genutzt, sondern ist aus dem Pkw-Verkehr bereits bekannt und gängige Praxis.

11. Beleuchtung

12. Ausweichmöglichkeiten

Unsicherheit

Unsicherheit

Aus bereits bestehenden feministischen Planungsansätzen wird auch der Aspekt der Belichtung betont. Es ist hierbei nicht nur zu beachten, dass mehr Beleuchtung im öffentlichen Raum integriert wird, sondern auch, wie technische Aspekte umgesetzt werden. Eine Lichtquelle, etwas über Normalsicht mit gestreutem Licht in kurzen Abständen verringert den Schattenwurf und somit die Sichtbarkeit, wie auch das Sicherheitsgefühl. In einigen uneinsichtigeren Bereichen kann mit dem Faktor Schattenwurf auch die Anwesenheit einer Person frühzeitig aufgezeigt werden.

Aus bereits bestehenden feministischen Planungsansätzen wird auch der Aspekt des Platzbedarfs betont. Ein großzügigerer Raum bietet in Gefahrensituationen oder Momenten des Unwohl-seins Ausweichpotenzial. Hierfür müsste im Einzelfall der Bereich des ruhenden Verkehrs angeeignet und dem Fußweg zugesprochen werden.

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236 GSEducationalVersion

13. Team und Policy

14. Anlaufstelle

Unsicherheit

Unsicherheit

Veranstaltungen, Kultur- und Gaststätten müssen eine Anti-Diskriminierungs-Policy nachweisen und Konzepte der Umsetzung in dieser festhalten. Je nach Größe des Raumes bzw. Veranstaltung ist die Anwesenheit eines Awareness-Teams notwendig.

In öffentlichen Innenräumen ist eine Fläche, ein Bereich oder eine Kennzeichnung für ein Awareness-Team auszuschreiben und mit Team und Policy zu besetzen.

Dieses Konzept könnte in Form einer Hilfs- und Beratungsstelle als weitere Instanz zu Ordnungs- und Sicherheitspersonal in den öffentlichen Raum eingeführt werden.

U U

U

U U

15. CSD Route

16. Werbung und Repräsentation

Sichtbarkeit

Sichtbarkeit

Am Beispiel des gewählten Bereiches wäre es sinnvoll, für ein inklusives Stadtbild und weitläufigere Aufmerksamkeit die Südstadt mit in die Route des CSDs mit einzubeziehen. Durch den Transit ist dieser Bereich gut angebunden und ermöglicht die Integration durch einen kurzen Rundlauf.

Queere Veranstaltungen, Vereine und Organisationen sollten mehr in Werbung und Außenwirkung repräsentiert werden, um die Sichtbarkeit zu fördern, die Schwelle zur Information und Zugänglichkeit zu erleichtert und für Aufklärung zu sorgen. Diese sollten finanziell unterstützt und ggf. gefördert werden.

237 GSEducationalVersion

[ Abb. 167 ] [ Abb. 168 ]

238

FAZIT Die Castro Street in San Francisco ist ein ikonisches Symbol der LGBT*QIA+ Community und deren Historie. Dieses Viertel, oft „The Castro“ genannt, hat sich seit den 1970er-Jahren zu einem der bekanntesten und bedeutendsten queeren Viertel weltweit entwickelt. Die queere Teilhabe der Castro Street und ihre Bedeutung für die Gemeinschaft zeigt sich auf ganz verschiedene Arten.

Bereits in den 1960er und 70er-Jahren war das Vierteil als queeres Zentrum etabliert. Ein zentraler Moment in der Entwicklung und Vergrößerung war die Wahl von Harvey Milk, einem der ersten offenen schwulen Politiker in den USA, in den Aufsichtsrat von San Francisco im Jahr 1977.180 Milk trug maßgeblich zur politischen und sozialen Sichtbarkeit der Community bei. Die Castro Street ist mit vielen Zeichen im öffentlichen Raum repräsentiert. Die Regenbogenflagge weht an zahlzeichen Gebäuden und Laternenmasten entlang der Straße, viele Geschäfte, Cafés, Bars und Restaurants sind in queerer Hand und bedienen spezifisch LGBT*QIA+. Dabei handelt es sich auch nicht nur um wirtschaftlich tragbare Unternehmen, sondern auch um soziale Treffpunkte. Neben regelmäßigen Veranstaltungen wie dem queeren Filmfestival, gibt es auch Paraden, darunter die jährliche San Francisco Pride, wodurch das Gemeinschaftsgefühl der Community deutlich zum Ausdruck kommt und weitergehend bestärkt wird. Der Harvey Milk Plaza ist ein zentraler Ort der Erinnerung und Ehrung. Hier sind eine Gedenktafel und andere Elemente zur Erinnerung an Milks Aktivismus und Beitrag zur Bewegung angebracht.181 Hier wird ein sicherer Raum für queere Menschen jedweder Identität und Orientierung geboten. Es wird queere Kultur und Geschichte aufgelebt und gefeiert, ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt und ein Symbol für Rechte und Gleichstellung gesetzt. Durch sichtbare Zeichen der queeren Teilhabe wird ein inspirierender Standpunkt für Queers weltweit gesetzt.

Außerhalb der Castro Street bietet der öffentliche Raum eines der größten Diskriminierungspotenziale für queere Personen. Unter der Methodik von queerfeministisch-inklusiver Ansätze und der Behauptung, dass Stadtplanung die Bedürfnisse von geschlechtlichen und sexuellen Minderheiten noch nicht miteinbezieht, wurde die Forschungsfrage „Inwieweit lassen sich Diskriminierungspotenziale für queere Personen im öffentlich städtischen Raum erkennen, einordnen und welche stadtplanerischen Anforderungen resultieren aus diesen?“ systematisch beantwortet und im ausgewählten Ort erforscht, beispielhaft analysiert und demonstriert. Durch die Analyse und empirische Studie wurden Aspekte der Diskriminierung gegenüber Queer erkannt und erläutert. Folglich wurden diese im Laufe der Arbeit in die Handlungsfähigkeit von Architektur und Stadtplanung eingeordnet und letztendlich Anforderungen formuliert, welche in einem städtebaulich planbaren Bearbeitungsrahmen liegen. Die Überpunkte dieses Resultats liegen zusammenfassend in der Sichtbarkeit, Teilhabe und Sicherheit von queeren Personen und wurden in den Bearbeitungsrahmen eingefügt.

Queere Räume sind soziale wie auch architektonische Konstrukte. Beides steht in ständiger Wechselwirkung und ist ebenso in Abhängigkeit von Gesellschaft und Politik wie von planerischer Umsetzbarkeit.

Architektur kann gleichermaßen politische Kämpfe austragen, wie auch repräsentieren. Die gesellschaftliche Meinung wird in den öffentlichen Raum getragen und dort ausgefochten. Ein queer-feministischer Ansatz in städtebaulicher Planung ist nicht nur ein Selbstzweck, sondern dient einer verbesserten Lebensqualität, der Gleichberechtigung sozialer Gruppen und der erhöhten Qualität der gebauten Umgebung. Existenzielle Standards, menschliche Wünsche und Rechte, Würde und Gemeinwohl sind Aspekte, die nicht an einer sozialpolitischen Grenze enden sollten, sondern fachübergreifend und gemeinschaftlich mit den Möglichkeiten jeder Expertise dazu beitragen, eine inklusive und gerechte Umgebung für Queers und alle anderen Menschen zu schaffen.

Diese Masterarbeit ging dem Willen nach, den Möglichkeitsrahmen der Architektur aufzuzeigen.

180 Milk [Film] 19.02.2019 181 Castro Community Benefit District; 30.06.2016; https://castrocbd.org

239

240

NACHWORT Im Laufe dieser Arbeit habe ich viel über meine persönlichen Privilegien reflektiert und gelernt. Ich habe durch die Umfrage, aber auch bei den besuchten Veranstaltungen viel Diskriminierung, negative Kommentare und Zweifel erfahren. Dieses Thema ist stark emotional behaftet - für mich und für viele Weitere.

Gerade aus diesem Grund war es mir wichtig, eine fachliche und wissenschaftliche Aufstellung dessen zu bieten, um die Anerkennung dieser Aspekte, besonders im Lehrkontext zu steigern.

Diese Arbeit dient als Überblick über Diskriminierungspotenziale und Anforderungen. Um ein breites Spektrum aufzustellen, konnten manche Themenbereiche nur oberflächlich oder garnicht bearbeitet werden. Punkte wie Gentrifizierung, unberechenbare Diskriminierung durch Zurufe, moralische Eignung durch gender oder Sexualität wurde nur erwähnt, Sicherheitsaspekte auf Toiletten wurden nur teilweise erwähnt aufgrund des aufgeladenen Meinungsfelds, Verkehrsschilder selbst wurden nicht vertieft behandelt, politische Themen und Differenzen innerhalb der queeren Community, eine ausführliche Gegenüberstellung existierender queerer Räume und Straßenzüge, Cruising-Standorte, eventuell noch einiges mehr.

Gerne hätte ich Interviews mit dem Verein CSD Nürnberg, dem Verein Fliederlich e.V., Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König sowie weiteren Organisationen und Einzelpersonen geführt. Leider war dies aus zeitlichen Gründen nicht realisierbar oder hätte den Rahmen dieser Arbeit überschritten.

Zuletzt möchte ich anmerken, dass die Arbeit mit der queeren Community eine grenzenlos bereichernde Erfahrung war.

241

242

243

ANHANG

[ Abb. 170 ]

244

QUEER SPACE UMFRAGE Für diese Arbeit wurde die Umfrage namens „Queer Space" erstellt, die öffentlich zugänglich war und weiterhin ist. Die Verbreitung erfolgte über verschiedene Kanäle: den Server der Fakultät Architektur, durch Einzelpersonen, das Künstlerhaus Nürnberg sowie das zu dieser Arbeit gehörende InstagramProfil @QueerSpace.nbg und die davon geteilten Inhalte. Zudem wurden Stickern in der ganzen Stadt Nürnberg angebracht um auch die Themen der Sichtbarkeit und Teilhabe zu fördern. An der Umfrage nahmen über 150 Personen teil. Beleidigende oder diskriminierende Kommentare wurden von der Teilnahme ausgeschlossen, um die Integrität der Daten zu gewährleisten. Ziel der Umfrage war es, fundierte Daten zu sammeln um daraus Analysen zu erstellen und die daraus resultierenden Anforderungen zu untermauern. Die Umfrage bleibt weiterhin online und werden auf Instagram bereitgestellt.

245

Mit welchem Label identifizierst du dich?

Trans*-Frau

Trans*-Mann

5 %

2 %

Nonbinär 9 %

Cis-Mann 37 %

Genderfluid 3 % Anderes 10 %

Cis-Frau 34 %

Welcher Sexualität fühlst du dich zugehörig?

Asexuell 3 % Bisexuell

Pansexuell 12 %

17 % Demisexuell 1 % Polysexuell 1 % Andere 4 %

Homosexuell 25 %

Heterosexuell 37 %

GSEducationalVersion

246

GSEd

Bitte nenne dein Alter:

30-39

40-49

30 %

7 % 50-59 4 % 60 + 2 % - 20 4 %

20-29 53 %

Welche Berufsgruppe / -Situation trifft auf dich zu?

Selbstständig Angestellte*r 41 %

7 % Beamte*r 1 %

Rentner*in 1 %

Erwerbslos 3 % Andere 8 % Student*in 39 %

GSEducationalVersion

247

Sind dir queer-freundliche Orte in Nürnberg bekannt? (z.B. Bars, Clubs,Restaurants, Parks, …)

Ja 79% Nein 21%

Woran erkennst du queer-freundliche Orte? die häufigsten Antworten

Regenbogen

30x Flagge

28x Personen

28x Sticker

17x Offenheit

9x

Sind dir queer-unfreundliche Orte in Nürnberg bekannt? (z.B. Bars, Clubs,Restaurants, Parks, …)

Ja 42% Nein 58%

Woran erkennst du queer-unfreundliche Orte? die häufigsten Antworten

Personen

22x Blicke

10x Männer

6x Symbole

6x

GSEdu

GSEducationalVersion

248

Hast du dich an einem der folgenden Orte aufgrund von räumlichen Gegebenheiten bereits eingeschränkt / ausgegrenzt / unwohl oder diskriminiert gefühlt? (multi)

RESTAURANT BAR CAFÉ PARK BEFAHRENE STRAßE UNBEFAHRENE STRAßE PLÄTZE MODELÄDEN CLUB | DISCO TATTOO | PIERCING KIOSK SCHNELLIMBIS SUPERMARKT UNTERFÜHRUNG HOTEL BÄCKEREI SEXSHOP THEATER KINDERGARTEN BÜRO PARFÜMERIE NAGELSTUDIO REISEBÜRO BIBLIOTHEK MUSEUM SPORTGESCHÄFT PARKPLATZ SPIELPLATZ FRISEUR WEITERE 10

20

30

40

GSEducationalVersion

249

Bitte beschreibe diese Situation(en): Beispielhaft ausgewählte Antworten

- Vorallem durch Angst im Dunkeln, das Gefühl verfolgt zu werden (Parks, Unterführung, etc) Im Club schon bedrängt worden, unter anderem auf dem Weg zur Toilette (weg von der Gruppe) Auf Parkplätzen oder so (als ich alleine war) unangenehm angesprochen worden oder auf befahrenen Straßen als Fußgänger nicht wahrgenommen und fast überfahren worden, wenn Autos abbiegen, teilweise mit Fahrern die sich dann noch über mich aufregen - generell immer wenn ich mit meiner partnerin händchen halte, ist es völlig normal blicke zu bekommen, die angewidert wirken. leider hat sich das so entwickelt, dass ich mich immer seltener traue händchen zu halten, um solchen situationen aus dem weg zu gehen. vor ein paar jahren hab ich im club eine frau kennengelernt und wir haben uns auf der tanzfläche in einem typischen hetero club in bamberg geküsst, es hat sich ein kreis von männern um uns gebildet, die uns dabei anfeuerten. am hbf in nürnberg haben meine freundin und ich uns zum abschied mal geküsst und irgendwelche männer haben gerufen „ekelhaft“. in münchen auf dem weg zum csd ruften männer zu uns „ihr scheiß schwuchteln“. und so weiter und so weiter - Immer dann, wenn diese Räume Cis het normativ gestaltet/eingerichtet sind. Sie wirken exkludierend und sind es auch für ganz viele Menschen.

- In Modeläden fühle ich mich ausgesprochen fehl am Platz da ich mich nicht modisch kleide, und in Kiosks herrscht oft eine familiäre Atmosphäre, in der ich mich als Außenstehender wie ein Eindringling fühle. Viele der aufgeführten Orte vermeide ich, weswegen ich dort noch keine (negativen) Erfahrungen habe (Bar, Disco, Sexshop, Parfümerie u.ä.)

250

- Naja Unterführungen sind relativ eng, man kann keiner Person wirklich aus dem Weg gehen und wenn es dann dunkel ist und nicht wirklich viele Menschen da sind und besagte zwei Gruppen auftauchen, dann fühl ich mich tlw unwohl - Meistens war es das Gefühl keine Rückzugsmöglichkeit zu haben, ein fehlendes Gefühl von Sicherheit, wenig Akzeptanz für die eigene Person - Auch eher wieder subjektives Sicherheitsempfinden, vor allem nachts, wenn größere Gruppen alkoholisierter Menschen entgegen kommen - Diskriminierung erfahre ich im öffentlichen Raum durch abwertende Blicke oder offen ausgesprochene Beleidigungen. In Kleidungsgeschäften häufiger, wenn ich nicht in der „richtigen“ Abteilung einkaufen - Bspw. Auf der Straße; Personen die mir entgegengelaufen sind, wo ich schon gemerkt habe, lieber meine lackierten Nägel (als "Mann") verstecken - Ich denke das sind Orte, an denen sich auch Menschen unwohl fühlen, die nicht homosexuell sind. Aber vor allem bei einer späteren Fahrt nach Hause würde ich meinen Mann an Bahnhöfen eher nicht küssen, weil ich Angst hätte, dass irgendwelche Suffköpfe Stress machen.

- abfällige Bemerkungen in U-Bahnstationen/Unterführungen in bezug auf queer lesbare Outfits, Ausgrenzungen in Bars - So auf die Art, was will denn der Kanax hier, oder ich weiß nicht woran es liegt, an meinem auftreten oder aussehen. Ich fühle mich schlimm beobachtet. Klingt vl für dich blöd aber so new age Ökos und Vintage Leute halten sich für was besseres und reagieren sehr abweisend auf Leute wie mich die sich "normal" kleiden. Sie tun oft so als wären

sie nicht oberflächlich aber sind sehr oberflächlich. Ich wäre offen für jeden aber ich fühl mich dort ausgegrenzt und irgendwie nicht gewollt, als wolle man unter sich bleiben und jeder der nicht direkt den hipster Eindruck macht ist ein potenzieller Gegner. Ich spüre da eine gewisse kampflustige/streitlustige Einstellung.

- angestarrt werden, Menschen, die z.B. in der U-Bahn kurz vor dem Aussteigen zu nahe kommem und sich über mein Aussehen lustig machen, oder gleich queerfeindliche Beleidigungen von sich geben, für mich ist die gesamte Innenstadt kein angenehmer Ort, die U- und Straßenbahn, der Hbf, besonders an der U-Bahn, die Innenstadt, Fußgängerzone - Oft Toiletten. In anderen Situatiomen die Menschen oder soziale einschränkungen bei Klmaottenauswahl frisurauswahl. Oder vorurteile anderer gerade während transition - Toiletten in Clubs sind leider sehr überlaufen und in Männertoiletten sind Kabinen eher in geringer Zahl vorhanden, sodass auch wenn z.B. ein Stehklo frei ist, man unangenehm lange warten muss, wenn man auf eine Kabine angewiesen ist - Toiletten Beschriftung, und geschlechtsspezifischer Umgange (zB Anrede, Annahmen über Vorlieben etc) - Von oben bis unten angeguckt ob ich männlich oder weiblich bin für die Preisbestimmung meines Kurzhaarschnitts - Ein Stück weit an allen Orten, die binäre Toiletten, Umkleiden usw. durchziehen. An Orten wie Straßen weil Beleidigungen - Von oben bis unten angeguckt ob ich männlich oder weiblich bin für die Preisbestimmung meines Kurzhaarschnitts

251

Gibt es in Nürnberg städtische Orte (…) in deinem Alltag, die nicht an deine Lebensrealität angepasst sind?

Beispielhaft ausgewählte Antworten

- Es gibt keine oder kaum öffentliche Toiletten in den Parks oder generell in der Stadt. Es gibt auch kaum überdachte Sitzplätze oder Orte an denen man sich in der Stadt konsumfrei treffen kann.

- Kostenlose, öffentliche Toiletten für nicht Cis-Männer sind schwieriger zu finden/zu erreichen. Bei Menstruation gibt es selten Räume mit zB einem Waschbecken - Toiletten, ÖPNV, dunkle Gassen, Sprache (Genderverbot?!?), Umgang von Ärzt*innen, Krankenhaus, Sanitäter*innen - Räume/Orte/Situationen sind immer dann nicht an meine Lebensqualität angepasst, wenn es keine Awarenesskonzept, inkl. Awarenessteam gibt. Ich kenne keine weiblich gelesene Person in meinem Umfeld, die nicht schon Erfahrungen mit Übergriffen jeglicher Art gemacht hat. Das erzeugt eine enorme Unsicherheit. Orte/Räume/Situationen können viel zum Sicherheitsgefühl dieser Personen beitragen. Auch vermeide ich dunkle, unbelebte Straßen, oder Ecken. Da geh ich lieber den beleuchteten Umweg. Wie kann es eigentlich sein, dass viele schlechte Erfahrungen gerade in öffentlichen Verkehrsmitteln gemacht werden? Kameraüberwachung hilft da wohl nicht, diese Räume für weiblich gelesene Personen sicherer zu machen.

- zu enge Räumlichkeiten mit schlechter Luft, verwinkelt, keine Auswege; U-Bahn im allgemeinen - solche städtische Räumlichkeiten lösen bei mir immer mal wieder Panik aus - Teilweise ist sind die Fußwege sehr unfreundlich, z.B. rein auf Autos ausgelegte Infrastruktur im Nordostpark oder dreiste Ampelschaltungen, wo man es als Normalsterblicher nicht in einer Grünphase über die 252

Ampel schafft und dann auf der Verkehrsinsel warten darf - Also ich find getrennte Toiletten grundsätzlich verwirrend, wei ich mir denk, dass alle Menschen halt pinkeln können und müssen und warum trennt man das? Warum spielt es ne Rolle, dass ich n Typ bin, um in ner Kabine neben anderen Menschen zu pinkeln?

Aber mir ist das jetzt auch nicht sonderlich wichtig und sonst erleb ich räumlich in Bezug auf mein Geschlecht/Sexualität keine Einschränkungen - Toiletten sind ein gutes Beispiel, trotz Cis Mann fühle ich mich in öffentlichen Herren Toiletten (auch Club, Restaurant, etc) unwohl.

Fitnessstudios sind mir unangenehm - Ich identifiziere mich als Cis-Mann wodurch in den meisten Fällen von der cis männlichen geprägten Gesellschaft profitiere solange ich die Rolle erfülle - Ich finde es unglaublich unfair, dass Frauen immer Schlange stehen müssen für die Toilette, während Männer kaum jemals. Sonst ist es eher das Publikum, das mich mich unwohl fühlen lässt.

- Orte und Räume eigentlich nicht oder ich kenne sie nicht. Es gibt immer wieder Situationen an denen ich mich nicht trauen würde offensichtlich zu meiner Homosexualität zu stehen. U-Bahnfahrten, Aufenthalt am Hauptbahnhof z.B. - selten All-Gender-Toiletten, dass die Gedenkskulpturen, die an die Verfolgung queerer Menschen erinnern, zerstört wurden, ist schockierend und dass dieser Ort so abgelegen ist und sich dort häufig queerfeindlich wirkende Personen sammeln und abhängen macht diesen Ort für mich unangenehm. Ich wünsche mir einen sichtbaren Ort, der nicht einsam abgelegen ist, sondern in das städtische Geschehen eingebettet ist

- Bisher sind noch wenige Allgendertoiletten verbreitet, wurde beireits auf einer öffentlichen Toilette von einer älteren Dame darauf angesprochen was ich hier mache und wurde zum Glück von einer jungen Mutter die das mitbekam verteidigt - Toiletten, Gegenderte Produkte in jeglicher Art von Geschäft, Aufrufen mit Frau/Herr und Anrede in Briefen(diese werden auch mal bei Nachbarn abgegeben die vorher nichts von der Transidentität wussten), schlechte Beleuchtung bei Nacht in zB Parks, sehr wenig explizit queere Angebot zB auch Feiern/Bars und dadurch wenig savespace für zB dating - Sehr viele! Eigentlich kaum ein Ort hat genderneutrale Toiletten. Auch wird man gefühlt überall misgendert.

- Restaurants, öffentliche Plätze, U Bahn - Man meidet durch Erfahrungen oder Berichte automatisch dann Lokalitäten, Orte, Situationen, in denen man diskriminiert wurde - Ja, klar. Es gibt ja kaum genderneutrale WCs bzw für Clubbingsituation FLINTA*WCs - Unterführungen, Unorte wie Burggraben beim Opernhaus

253

[ Abb. 171 ]

[ Abb. 172 ]

[ Abb. 173 ]

[ Abb. 174 ]

[ Abb. 175 ]

[ Abb. 176 ]

[ Abb. 177 ]

[ Abb. 178 ]

[ Abb. 179 ]

[ Abb. 180 ]

[ Abb. 181 ]

[ Abb. 182 ]

[ Abb. 183 ]

[ Abb. 184 ]

[ Abb. 185 ]

254

[ Abb. 186 ]

[ Abb. 187 ]

[ Abb. 188 ]

[ Abb. 189 ]

[ Abb. 190 ]

[ Abb. 191 ]

[ Abb. 192 ]

[ Abb. 193 ]

[ Abb. 194 ]

[ Abb. 195 ]

[ Abb. 196 ]

[ Abb. 197 ]

[ Abb. 198 ]

[ Abb. 199 ]

[ Abb. 200 ]

255

256

ZEICHNUNGSVERZEICHNIS Gebauter Raum

Seite 41 - 43

Karten

-

Bebauungsanalyse

Seite 44

Schwarzplan

1_10000

Seite 46

Geschosshöhen

1_10000

Seite 47

Blockbebauung

1_10000

Der Ort

Seite 48

Lageplan

1_3500

Altstadt

Seite 52

Lageplan

1_1000

Transit

Seite 56

Lageplan

1_1000

Südstadt

Seite 60

Lageplan

1_1000

Begrünungsanalyse

Seite 64

Grünplan

1_1500

Sonnenstandsanalyse

Seite 66

Sonnenstand und Einfall

1_3500

Verkehrsanalyse

Seite 68

Verkehrsnutzungsplan

1_1500

Flächenanalyse

Seite 70

Weißplan

1_1500

Seite 72

Lageplan

1_3500

Seite 73

Geländeschnitte (A, T, S)

1_750

Seite 74

Geländeschnitt

1_750

Seite 75

Geländeschnitt

1_750

Seite 76

Geländeschnitt

1_750

Seite 77

Geländeschnitt

1_750

Seite 78

Geländeschnitt

1_750

Seite 79

Geländeschnitt

1_750

Seite 90

Übersichtsaxonometrie

1_3000

Seite 98 - 99

Nutzungsanalyse A

1_1200

Seite 100 - 101

Nutzungsanalyse T

1_1200

Seite 102 - 103

Nutzungsanalyse S

1_1200

Seite 104

Tabellarische Nutzungsanalyse

-

Nutzung

257

Seite 105

Tabellarische Nutzungsanalyse

-

Seite 106

Tabellarische Nutzungsanalyse

-

Seite 107

Tabellarische Nutzungsanalyse

-

Seite 108

Tabellarische Nutzungsanalyse

-

Seite 109

Tabellarische Nutzungsanalyse

-

Erdgeschoss

Seite 112

Übersichtsaxonometrie

1_3000

Fallbeispiel

Seite 120

Übersichtsaxonometrie

1_3000

Seite 122

Ansicht „Happy Nails“

1_100

Seite 122

Übersichtsaxonometrie

1_4500

Seite 123

Ansicht „die Bombe“

1_100

Seite 123

Übersichtsaxonometrie

1_4500

Seite 124

Ansicht „One Way Sportsbar“

1_100

Seite 124

Übersichtsaxonometrie

1_4500

Seite 125

Ansicht „Paradies"

1_100

Seite 125

Übersichtsaxonometrie

1_4500

Seite 128

Übersichtsaxonometrie

1_3000

Seite 132 - 133

Label-Analyse A

1_1000

Seite 134 - 135

Label-Analyse T

1_1000

Seite 136 - 137

Label-Analyse S

1_1000

Seite 142

Übersichtsaxonometrie

1_3000

Seite 144

Grundriss Standard-WC Damen

1_50

Seite 144

Schnitte Standard-WC Damen

1_50

Seite 146

Grundriss Standard-WC Herren

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Seite 146

Schnitte Standard-WC Herren

1_50

Seite 148

Detailperspektive Kleiderhaken

-

Seite 148

Detailperspektive Hygienetüten

-

Seite 148

Detailperspektive Hygienemüll

-

Labeln als Einzelperson

Toiletten im Innenraum

258

Toiletten im Außenraum

Seite 152

Übersichtsaxonometrie

1_3000

Seite 154 - 155

Verortung - öffentliche Toiletten

1_5000

Seite 156

Tabellarische Toilettenanalyse

-

Seite 158

Distanzplan

1_4000

Seite 158

Litfaßsäulen-Toilette Isometrie

-

Symbole im öffentlichen Raum

Seite 168

Übersichtsaxonometrie

1_3000

Magnus Hirschfeld und Co.

Seite 174

Übersichtsaxonometrie

1_3000

Seite 177

Außenanlagen

1_300

Seite 178 - 179

Räumliche Darstellung

1_50

Seite 184

Übersichtsaxonometrie

1_3000

Seite 190 - 191

Angstraumanalyse A

1_750

Seite 192 - 193

Angstraumanalyse T

1_750

Seite 194 - 195

Angstraumanalyse S

1_750

Seite 198

Übersichtsaxonometrie

1_3000

Seite 200

Umfrage Diagramm

-

Seite 202 - 203

Diskriminierungsanalyse A

1_1000

Seite 204 - 205

Diskriminierungsanalyse T

1_1000

Seite 206 - 207

Diskriminierungsanalyse S

1_1000

Seite 210

Übersichtsaxonometrie

1_3000

Seite 212

Lageplan

1_4000

Seite 214

Routenplan

-

Seite 216 - 217

Teilhabeanalyse A

1_1300

Seite 218 - 219

Teilhabeanalyse T

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Seite 220 - 221

Teilhabeanalyse S

1_1300

Seite 224

Übersichtsaxonometrie

1_3000

Seite 226 - 227

Gesamtraum Perspektive A - T

1_1200

Seite 228 - 229

Gesamtraum Perspektive T - S

1_1200

Angsträume

Diskriminierung

Teilhabe

Anforderungen

259

260

Seite 230

Anforderung - Veranstaltung

1_50

Seite 230

Anforderung - Sportangebot

1_50

Seite 231

Anforderung - Label abbauen

1_50

Seite 231

Anforderung - Divers, Neutral, Unisex, All-Gender

1_50

Seite 232

Anforderung - Toiletten im Außenraum

1_50

Seite 232

Anforderung - Verwendung der Pride-Flagge

1_50

Seite 233

Anforderung - Toiletten-Symbole

1_50

Seite 233

Anforderung - Straßen- und Platznamen

1_50

Seite 234

Anforderung - Widmung und Nutzung

1_50

Seite 234

Anforderung - Einsichtnahme

1_50

Seite 235

Anforderung - Beleuchtung

1_50

Seite 235

Anforderung - Ausweichmöglichkeiten

1_50

Seite 236

Anforderung - Team und Policy

1_50

Seite 236

Anforderung - Anlaufstelle

1_50

Seite 237

Anforderung - CSD - Route

1_50

Seite 237

Anforderung - Werbung und Repräsentation

1_50

Seite 246 - 247

Umfrage Diagramme

-

Seite 248 - 249

Umfrage Diagramme

-

261

262

ABBILDUNGSVERZEICHNIS Bild

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Abbildung 1

Foto von raphi_rawr

Bild

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Abbildung 2

Foto von raphi_rawr

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Abbildung 3

Foto von raphi_rawr

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Abbildung 4

Foto von raphi_rawr

Modellfoto

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Abbildung 5

Eigene Aufnahme

Modellfoto

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Abbildung 6

Eigene Aufnahme

Foto

Seite 54

Abbildung 7

Eigene Aufnahme

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Abbildung 8

Eigene Aufnahme

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Abbildung 9

Eigene Aufnahme

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Abbildung 10

Eigene Aufnahme

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Abbildung 11

Eigene Aufnahme

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Abbildung 12

Eigene Aufnahme

Modellfoto

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Abbildung 13

Eigene Aufnahme

Modellfoto

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Abbildung 14

Eigene Aufnahme

Bild

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Abbildung 15

Foto von raphi_rawr

Foto

Seite 88

Abbildung 16

Eigene Aufnahme

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Abbildung 17

Eigene Aufnahme

Fotos

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Abbildung 18 - 101

Eigene Aufnahme

Bild

Seite 126

Abbildung 102

Queere Exile Berlin Stil 5

Bild

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Abbildung 103

Queere Exile Berlin Stil 3

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Abbildung 104

CSD_NBG_2020

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Abbildung 105

Foto von christianlue

Bilder

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Abbildung 106 - 129

CSD Deutschland

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Abbildung 130

Queere Exile Berlin Stil 2

Fotos

Seite 170

Abbildung 131 - 145

Eigene Aufnahmen

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Bild

Seite 172

Abbildung 146

Foto von redemprez

Bild

Seite 182

Abbildung 147

Foto von jakaylatoney

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Seite 196

Abbildung 148

Foto von slaiden

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Seite 208

Abbildung 149

Foto von jbudomo

Fotos

Seite 217, 219, 221

Abbildungen 150 - 164

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