POLITIK & WIRTSCHAFT 15
gewesen, die Betriebe stillstehen zu lassen, weiß der Präsident der Bauernzentrale, der zusammen mit seinem Bruder einen landwirtschaftlichen Betrieb mit Milchkühen und Zuchtvieh führt.
Der Konsument ist zu weit weg von der Landwirtschaft. Marc Fisch
Am Anfang der Corona-Pandemie ging vor allem in Zusammenhang mit den Grenzschließungen seitens der deutschen Nachbarn die Angst um, es könnte zu Lieferschwierigkeiten bei Futtermitteln kommen. „Diese Furcht bestätigte sich nicht“, so Fisch. Was sich hingegen veränderte, war der Absatz: „In den großen Geschäften wie auch in den kleinen Epicerien wurde mehr verkauft. „Andererseits fielen die Restaurants und Schulkantinen als Abnehmer weg.“ Zusätzlich zu dieser Verlagerung kam es auf internationaler Ebene zu einem Preisverfall. Vor allem der Milchmarkt, der für Luxemburg mit Abstand bedeutendste Bereich der Landwirtschaft, geriet zusehends unter Druck. Die Börsenkurse für Butter und Magermilch zeigten deutlich nach unten. Auch wenn sich die
Preise mittlerweile wieder etwas stabilisiert haben und der Rückgang an der Börse sich nicht in größerem Maße auf die Preise auswirkte, die den Landwirten bezahlt werden, befürchten die Bauern, längerfristig weniger für ihre Milch zu bekommen als noch vor der Krise. Unterdessen bekamen die Fleischproduzenten den Lockdown der Gastronomie deutlich zu spüren. Viele Bauern brachten ihre Rinder nicht mehr auf den Markt, nachdem die Nachfrage nach Rindfleisch eingebrochen war. Die Schlachtungen wurden nach den Worten von Marc Fisch schon in der zweiten Woche des Lockdowns eingestellt. Beim Rindfleisch importiert Luxemburg vor allem die Vorderseite als sogenanntes Verarbeitungsfleisch für Fast-FoodKetten und Großküchen (auch hierbei war die Nachfrage eingebrochen), während die „bessere Hälfte“ des Rindes, die Rückseite, in den Export, an Metzgereien und Supermärkte geht. Die beiden Letztgenannten konnten den Ausfall der Restaurants als Abnehmer jedoch nicht ersetzen. Schnell wurde klar, dass auch die Krisenresistenz der Landwirtschaft an ihre Grenzen gestoßen war. „Wir leben nun mal in einer globalisierten Welt, die an Lieferketten gebunden ist“, erklärt Marc Fisch. Im Parlament befasste sich die zuständige Agrarkommission mit der Situation der Bauern während der Pandemie. Agrarminister Romain Schneider (LSAP) kündigte ein Hilfspaket an. Durch die zeitweilige Einstellung des Grundschulunterrichts von der Krise besonders betroffen waren Lernbauernhöfe. Sie konnten keine Schulklassen empfangen. Die Bauern forderten vom Staat Stützungsmaßnahmen für den Markt, darunter vor allem für die Winzer. Dass Schneider vor zwei Wochen auf dem pädagogischen Hof „A Schmatten“ sein Maßnahmenpaket vorstellte, hat Symbolcharakter. Das Paket umfasst fünf Millionen Euro. Die betroffenen Betriebe – wie zum Beispiel Lernbauernhöfe und Reitställe – erhalten jeweils zwischen 2.500 Euro und 5.000 Euro, wenn sie nicht bereits vorher Hilfsgelder erhalten haben. Im Zuge der Pandemie boomte vor allem der Direktverkauf bei Selbstvermarktern. Vor allem kleine Strukturen profitierten. Die Pandemie hat zumindest kurzfristig ein Umdenken gefördert. Immerhin scheint sich ein