Spielzeitheft 2012 / 2013

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Der Tag des Opritschniks

okt 12

in den kellergewölben des

cuvilliÉs theaters

nach dem Roman von Vladimir Sorokin Regie Kornél Mundruczó Bühne + Kostüme Márton Ágh Ein Imperium der Gewalt im Jahr 2027 – Russland hat sich mittels einer Mauer vom Rest der Welt abgeschottet, der große Gossudar herrscht zarengleich über sein Reich, mit Hilfe seiner Leibgarde und Henker, der Opritschniki. Ein Schlägertrupp, der allmächtig und bestialisch durch Städte zieht, mordet, raubt und vergewaltigt. Kritiker werden aus dem Verkehr gezogen, antinationalistische Einflüsse unterbunden. Aus der Sicht des in die Jahre gekommenen Andrej Komjaga erlebt man in drastisch überzeichneten Szenen einen ihrer Tage, der mit der Hinrichtung eines Oligarchen anfängt und in einer dekadenten Orgie endet. Der in seiner Heimat ebenso umstrittene wie bedeutende Autor Sorokin ist einer der schärfsten Kritiker der gegenwärtigen russischen Elite. In seinen Romanen und Theaterstücken beschreibt er futuristische Welten, die stets als Kommentar auf die Gegenwart zu lesen sind und deren Motive oftmals weit in die Vergangenheit reichen. Sorokins archaisierende Zukunftsvision sorgte bei ihrem Erscheinen 2006 bei Freund und Feind gleichermaßen für Begeisterung. Die „Kritik durch Affirmation“, die diesem halluzinativen Brutalo-Märchen zugrunde liegt, hatte eine beunruhigend zweischneidige Wirkung. Regisseur Kornél Mundruczó übertrug bereits einmal einen Roman Sorokins aufs Theater: Mit seiner beklemmenden Inszenierung von „LJOD. Das Eis“ gelang ihm bei den Wiener Festwochen sein internationaler Durchbruch. In „Der Tag des Opritschniks“ wird das Publikum in die „Neuveste“ geführt, ein verzweigtes Kellerlabyrinth unter dem Cuvilliéstheater. Die teils mittelalterlichen Gänge, Räume und Gemäuer werden nur selten öffentlich zugänglich gemacht.

„Ich inszeniere lieber Prosa als Theaterstücke, denn mich interessieren mehr die Themen als die fertigen dramaturgischen Angebote. Bei Sorokin finde ich starke Themen und Motive. Das ist mir wichtig, denn Theater soll berühren. Ich ziele nicht auf das Gehirn, sondern auf das Herz.“ Kornél Mundruczó

KornÉl Mundruczó Kornél Mundruczó, geboren 1975 in Budapest, gehört zu den neuen, polarisierenden

Stimmen Ungarns. Er ist Schauspieler, Film- und Theaterregisseur. Bei den Filmfestspielen von Cannes wurden „Johanna“, „Delta“ und zuletzt

„A Frankenstein-terv” im offiziellen Wettbewerbsprogramm sowie in der Reihe „Un Certain Regard“ gezeigt. Als Theaterregisseur arbei-

tete er am Thalia Theater Hamburg, Schauspiel Hannover, Theater Oberhausen und präsentiert die mit seiner ungarischen Company Proton

Cinema erarbeiteten Produktionen bei den großen internationalen Theaterfestivals.

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