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Firmen in der Optimierungsoffensive

Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft hat sich nochmals merklich eingetrübt. Der ifo Geschäftsklimaindex ist im Juni auf 88,5 Punkte gefallen, im Mai stand er noch bei 91,5 Punkten. Auch die Erwartungen und die Bewertung der aktuellen Lage fielen deutlich pessimistischer aus. Ein verschärftes Kostenmanagement wird auch weiterhin hohe Priorität haben.

In Zeiten, in denen eine Krise auf die nächste folgt, ist der Pessimismus der deutschen Unternehmer wohl kaum überraschend. Schon die Coronapandemie hat viele Firmen hart getroffen und oftmals gar ihre Substanz aufgezehrt.

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Unternehmen richten sich auf härtere Zeiten ein und schnallen den Gürtel enger.

Seitdem die Lockdowns Geschichte sind, standen und stehen aber noch immer jede Menge Hürden vor der Aufholjagd. So bremsten die Lieferkettenprobleme die Erholung weiter aus, als die Menschen wieder in die Geschäfte durften. Statt Licht am Ende des Pandemietunnels folgte im Februar vergangenen Jahres der Überfall Russlands auf die Ukraine – und damit auch die Gaskrise und der Energiepreisschock. Die Inflation wurde angeheizt und kratzte gar an der Zehn-Prozent-Marke. Im Gesamtjahr 2022 lag sie im Durchschnitt bei 7,9 Prozent. Mit und neben der energiepreisbedingten Inflation verteuerten sich auch Rohstoffe und Zulieferteile. Auch Arbeitnehmende fordern über alle Branchen und Berufsgruppen hinweg mehr Lohn, um ihrerseits die gestiegenen Kosten für Strom und Wärme, Lebensmittel und Lebenshaltung stemmen zu können. Vor dem Hintergrund des drohenden Fachkräftemangels sind viele Unternehmen bereit, die Gehälter deutlich aufzustocken – schlicht, weil sie wissen, dass sie viele Positionen nicht nachbesetzen könnten, sollten Angestellte die Firma verlassen. Hinzu kommen

Anteil der Unternehmen in der D-A-CH-Region, die folgende Technologien nutzen oder derzeit implementieren die Zinserhöhungen, mit denen die EZB versucht, die Inflation einzudämmen und mit denen sich die Lage an den Kapitalmärkten drastisch verändert hat. Die Finanzierungskosten haben sich in der Spitze verdreifacht. Gleichzeitig sinken die Absätze – die Verbraucher üben sich, verständlicherweise, in Konsumzurückhaltung.

Hemmnis für das Wachstum Für Unternehmen ist diese Kostenexplosion bei Produktionsmitteln und Energie, Material und Rohstoffen, Krediten und Löhnen ein gefährlicher Mix: Laut „CEO Survey“, für den die Unternehmensberatung EY 1.200 Vorstandsvorsitzende in Großunternehmen weltweit, davon 100 in Deutschland, befragt hat, sehen 40 Prozent der Unternehmenslenker die anhaltend hohe Inflation und die stark gestiegenen Einkaufspreise als großes Risiko für die Entwicklung des eigenen Unternehmens und als wichtigstes Hemmnis für Wachstum und Gewinne. Die hohen Zinsen und entsprechend steigende Kapitalkosten belegen mit 39 Prozent im Sorgenranking deutscher Top-Manager den zweiten Platz.

So müssen sie Ausgaben reduzieren. Kostenoptimierungen über alle Unternehmensbereiche hinweg stehen wieder ganz oben auf der Agenda. „Die konjunkturelle Situation ist schwierig, die Hoffnung auf eine baldige Besserung der Lage schwindet. Da richten sich die Unternehmen auf härtere Zeiten ein und schnallen den Gürtel enger“, so Constantin M. Gall von EY. Daher haben Kostensenkungen bei 61 Prozent der deutschen Unternehmen eine hohe Priorität – weltweit liegt der Anteil mit 54 Prozent niedriger. Trotz Fachkräftemangels überlegten zum Zeitpunkt der Befragung 36 Prozent der Unternehmen, sowohl in Deutschland als auch weltweit, den Personalbestand umzustrukturieren oder zu reduzieren. Vor Entlassungswellen schützt wohl allein der

Fachkräftemangel. Unternehmer wissen, dass sie im nächsten Aufschwung Schwierigkeiten haben werden, neue Mitarbeitende zu finden, und lassen nichts unversucht, um ihre Belegschaft möglichst stabil zu halten.

Digitalisierung gegen Kostendruck

Im Fokus stehen derzeit generell vor allem Maßnahmen, die die Marge positiv beeinflussen. In den Chefetagen der Unternehmen wird versucht, die Preise hochzuhalten. Gleichzeitig geht es auch darum, weiterhin die finanziellen Ressourcen für Zukunftsinvestitionen zu erhalten. So sagte in der EY-Befragung jeder zweite befragte deutsche CEO (49 Prozent, weltweit 54 Prozent), dass die Fortsetzung der digitalen und technologischen Transformation hohe Priorität habe. Und das ist auch gut so, führt doch in den kommenden Jahren kein Weg vorbei an der digitalen wie an der grünen Transformation. Sowohl die Digitalisierung als auch der Wandel hin zu mehr Nachhaltigkeit und Klimaschutz wirken sich langfristig nicht nur auf die gesamte Wertschöpfung, sondern auch auf das Weiterbestehen des Unternehmens aus. Wer heute nicht nachhaltig wird, könnte zunehmend auf der Kundenseite unter Druck kommen. Zumal sich mit dem Trend hin zu mehr Nachhaltigkeit durchaus auch Kosten sparen lassen.

Beispiel Energie: Die Investitionen in energiesparende Produktionsanlagen und erneuerbare Energien wie die Solaranlage auf dem Firmendach oder das Windrad auf dem Werksgelände helfen nicht nur der Energiewende auf die Sprünge. Auch die Energiekosten lassen sich so senken. Doch auch Investitionen in die Digitalisierung können helfen, die Prozesse zu optimieren, Arbeitsabläufe effizienter zu gestalten und Kosten zu senken. So gibt es bereits heute zahlreiche Software-Lösungen, die dabei hilfreich sind, Materialeinsatz und Produktionsverfahren zu verbessern, Fuhrpark- oder Personalmanagement ökonomischer aufzustellen und Verwaltungsaufgaben zu reduzieren. Aber auch neue Absatzmärkte,

Vertriebswege und Geschäftsmodelle lassen sich dank der digitalen Transformation schneller finden und erschließen. Es ist jedoch ein enormer Spagat, den die Unternehmen derzeit machen müssen: Das geht nur mit einem intelligenten Kostenmanagement, das auch hilft, Zukunftsinvestitionen zu realisieren, Umsatzpotenziale zu erschließen und die Resilienz der Unternehmen zu erhöhen. Denn an Herausforderungen wird es auch künftig nicht mangeln. Leicht werden die kommenden Monate und Jahre sicherlich nicht.

Was sind die größten Hürden für die Digitalisierung in Ihrem Unternehmen?

Nachhaltigkeit durch Digitalisierung

Digitalisierung ist eine Riesenchance für den Anwendermittelstand, das Geschäft ökonomisch und ökologisch nachhaltiger zu gestalten. Doch dazu braucht es einen Partner auf Augenhöhe, erklärt Isabel Weyerts vom Bundesverband IT-Mittelstand e. V.

Die aktuelle Wirtschaftslage zwingt viele Unternehmen, sich darüber Gedanken zu machen, wo sie Kosten einsparen können. Gerade zu diesem Zeitpunkt Geld in die Digitalisierung von

Unternehmensprozessen zu investieren wirkt daher abschreckend, insbesondere für KMU. Doch genau hier liegt eine Chance, das Unternehmen nachhaltiger auszurichten – ökologisch und ökonomisch. Denn durch intelligente IT­Lösungen können Abläufe optimiert und somit wertvolle Zeit und Ressourcen gespart sowie Fehler vermieden werden. So kann zum Beispiel schon die Digitalisierung des Rechnungswesens Papier, Porto und Arbeitszeit sparen oder der Einsatz einer Software zur intelligenten Planung von etwa Lieferwegen Kosten und Sprit.

Digitalisierungspartner auf Augenhöhe

Anforderungen an den Datenschutz

64 % Mangel an Fachkräften 54 %

Anforderungen an die technische Sicherheit 27 %

Intern

Fehlende finanzielle Mittel

Fehlende Zeit

Langwierige Entscheidungsprozesse

32 %

Digitalisierung: eine Chance für KMU

Wenn sie den Schritt Richtung Digitalisierung gehen wollen, wählen viele Unternehmen fast reflexartig große, bekannte IT­ Unternehmen, die oftmals aus den USA oder China kommen. Eine Alternative auf Augenhöhe bieten kleine und mittelständische Unternehmen aus Deutschland und Europa, die individualisierte Lösungen anbieten und die Sicherheit der in Europa gespeicherten Unternehmensdaten garantieren können.

Mangelnde Risikobereitschaft

26 %

Fehlender Austausch mit Unternehmen

17 %

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