2 minute read

GESCHICHTE. Anekdoten aus der weiten Skills-Welt

SCHMUNZEL-STORYS Der ganz normale Wahnsinn

Wenn es in der Wüste keinen Sand gab, dann wunderte das Stefan Praschl nicht. Hier erzählt der Skills-Delegierte erstaunliche Geschichten.

„Irgendetwas passiert immer. 2016 in Schweden zum Beispiel durften alle Teilnehmenden im Vorfeld die TischlerWerkstätten besichtigen und die Maschinen ausprobieren. Alle waren happy. Am nächsten Tag ging der Wettbewerb los. Und was fehlte? Das Holz! Lauter Tischler, aber kein Material zum Arbeiten.

So etwas passiert öfter, als man denkt. Jedes Detail wird x-mal überprüft und kontrolliert, das Wesentliche aber oft vergessen – weil man es für selbstverständlich hält. Bei den Konditoren war es ähnlich: Da waren keine Eier da. Und in Abu Dhabi brauchten die Landschaftsgärtner Sand. Man sollte meinen, in einem Emirat, das hauptsächlich aus Wüste besteht, wäre das kein Problem. Aber die Veranstalter waren nicht in der Lage, Sand aufzutreiben.

Betreuung fürs Team

Solche skurrilen Situationen begleiten mich jetzt schon seit fast 20 Jahren. 2003 war ich das erste Mal in St. Gallen als technischer Delegierter bei WorldSkills. Jedes Land muss jemanden wie mich stellen, der dafür verantwortlich ist, dass die Teilnehmenden wissen, welches Werkzeug sie mitnehmen und wie sie sich vorbereiten müssen.

Vor Ort schaue ich, dass die Regeln eingehalten werden, und betreue das Team. Man darf nicht vergessen: Für viele ist es die erste große Reise. Wir hatten einmal einen Teilnehmer aus einem kleinen Dorf in Osttirol – ein gestandener Typ, einen Meter neunzig groß –, der in einem Metallberuf tätig war. Beim Teamtreffen in Linz erzählte er aufgeregt: ‚Ich habe alle fünf Minuten den Schaffner gefragt, wann die Haltestelle kommt, dass ich sie ja nicht versäume.‘ Er war das erste Mal mit einem Zug gefahren.

Skills-Teilnehmende im Einsatz – beim Schweißen und bei der Arbeit im Sand

Große Nervosität vor tausenden Zuschauern

Beim Wettbewerb selbst liegen dann oft die Nerven blank. In London 2011 etwa stand ein österreichischer Metaller neben seinem japanischen Kollegen. Er konnte nicht fassen, was sein Kontrahent machte. Der hatte dem Tisch die Beine abgeschnitten, saß im Schneidersitz am Boden und schweißte. Der Österreicher konnte sich nicht konzentrieren, weil er dauernd hinüberschauen musste. Wir sagen den Leuten immer: Kümmert euch nicht um die anderen. Es geht um euch, ihr müsst euer Ding durchziehen. Plötzlich sind sie mit tausenden Zuschauern konfrontiert, klar wird man da nervös. Das kann man im Vorfeld nicht simulieren. Manche vergessen, Wasser zu trinken, und kippen um. Es ist wie ein Flohhaufen, den unser Team hüten muss.

Dazu ein Beispiel von einem Kollegen aus Deutschland: Bei den Kfz-Mechanikern wird ein Fehler eingebaut, den sie finden müssen. Der ist bei allen Teilnehmenden gleich. Ein Mechaniker aus einem anderen Land hat sich so gefreut, als er diese Schwachstelle entdeckt hatte, dass er es sofort seinem österreichischen Kollegen erzählte. Erst nachher dämmerte ihm: Was bin ich für ein Trottel, dass ich alles ausplaudere!

„Kümmert euch nicht um die anderen.“

Stefan Praschls wichtigster Tipp für die Teilnehmer

Fatale Fehler

In Belgien 2012 regnete es drei Tage lang durch. In den Workshops wurde trotzdem weitergearbeitet. In den Küchen wurde trotzdem weitergekocht. Und natürlich: Kaum war der Wettbewerb vorbei, schien die Sonne. In Rotterdam 2008 ging es darum, zu dritt ein Bad zu installieren. Das österreichische Team war zwei Stunden vor Ende des Wettbewerbs fertig. Nur die Erdung hatten sie nicht angeschlossen. Sie standen zu dritt ums Kabel herum und merkten den Fehler nicht. Aber so ist der Wettkampf nun einmal: Oft ist man so fokussiert, dass man die einfachsten Sachen nicht mehr sieht.“

This article is from: