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PACIFIC FLOATERS

Pacific Floaters nennen sich zwei Abenteurer aus Salzburg: Sie rudern von Kalifornien nach Hawaii – geschüttelt, durchnässt, doch von Tag zu Tag gelassener.

Jeder schafft alles, man braucht bloß ein klares Ziel vor Augen und Planken unter den Füßen –zurückrudern ausgeschlossen! Der Salzburger Wolfgang Fankhauser und die aus Hamburg stammende Wahl-Salzburgerin Catharina Streit, die sonst gediegenen Bürojobs nachgehen, regelmäßig sporteln und mittlerweile sogar verschwägert sind, haben beschlossen, mal schnell vom Festland der USA, genauer gesagt vom Hafen in Monterey, Kalifornien, 4444 Kilometer zur Hawaii-Insel Kauai zu rudern.

Im Rahmen des „Pacifc Challenge“ genannten Abenteuers starten am 12. Juni vierzehn Boote mit Zweier- bis Fünferteams. Jedes ist auf sich allein gestellt, jedes könnte irgendwo im Nirgendwo rausgefischt werden, weil Sturm und Wellen das Abenteuer unberechenbar machen – oder einfach die Kräfte schwinden.

In einem sieben Meter langen Ruderboot namens „Frida“ werden Catharina, 36, und Wolfgang, 42, Richtung Hawaii aufbrechen. Ihr Ziel: 24 Stunden pro Tag an sieben Tagen pro Woche rudern – mit alternierenden Ruhephasen –, um nach 40 bis 60 Tagen auf Kauai anzukommen. Aber warum um alles in der Welt rudert man freiwillig eine gefühlte Ewigkeit durchs gefühlte Nichts? Wolfgang: „Es ist ein Abenteuer und eine Herausforderung.“ Und der Meerwert? „Es ist für den guten Zweck. Die Challenge unterstützt Wings for Life und das Raphael Hospiz Salzburg.“ Catharina: „Bereits in der Vorbereitung sehen wir auf Social Media, dass unsere Challenge Menschen motiviert, über sich selbst hinauszuwachsen. Etwas anzupacken, das sie sich vielleicht lange nicht zugetraut haben. Oder sich zunächst ein kleines sportliches Ziel zu stecken, wie etwa mal drei Kilometer langsam zu joggen.“

Für ihre Ozean-Odyssee nehmen die beiden auch den überschaubaren Komfort in Kauf: Ein solarbetriebener Watermaker wandelt Salzwasser in Trinkwasser um, Expedition Food wie Chicken Tikka löffeln Catharina und Wolfgang dann aus dem Sackerl. Die beiden wissen bereits von früheren Unternehmungen, dass der Körper nach Wochen des Verzichts über spezielle Skills verfügt: „Manchmal kann man das Buttercroissant richtig schmecken, wenn man es sich lange genug vorstellt“, sagt Wolfgang. Zu solch imaginierten Delikatessen kommt ein schwer verdaulicher Dauerzustand: Blasen an den Händen, Nervenschmerzen am Gesäß, Sonnenstich bei Tag, Schlaflosigkeit bei Nacht, weil Sturm und Wellen das Boot zu stark schütteln. Die Toilette? Ein Kübel. Und waschen braucht man nichts, auch nicht die Kleidung. Sie trocknet ja sowieso nicht.

Kalt ist das neue Cool

Die erste Woche werde wohl besonders anstrengend, prognostiziert Catharina. „Eine starke Strömung kreuzt unsere Route. Man bekommt also immer Druck und jede Menge Wasser ins Boot.“ Das bedeutet: eine konstante Erfrischung mit 14 Grad kühlem Salzwasser.

Unsere „Pacifc Floaters“, wie sich das Duo nennt, lassen sich von den bevorstehenden Strapazen nicht beeindrucken. Beide haben 2019 schon den Atlantik überquert, Wolfgang in einem Solo Row in 57 Tagen, Catharina als Skipperin und Kapitänin mit drei Hamburger Freundinnen in 42 Tagen. Und schon damals galt: „Wir hatten es uns in den Kopf gesetzt und ohne Vorkenntnisse 18 Monate darauf hintrainiert“, sagt Catharina. Und am Ende war es dann eine doppelte Erleichterung – Catharina: „Zunächst im Kopf, weil der Alltag an der Küste bleibt.“ Wolfgang: „Man wird gelassener, Kleinigkeiten stressen einen weniger. Man sieht Situationen im Kontext.“ Und dann tat auch noch die Anstrengung das ihre: Catharina und ihre Teamkolleginnen erreichten Antigua um je sieben bis elf Kilo leichter.

Zusätzlich brachte die Atlantik-Überquerung Catharina und Wolfgang privates Glück. Wolfgang machte am Ziel seiner Freundin Julia einen Heiratsantrag, Catharina verliebte sich in Wolfgangs Bruder Andi. Mit der Unterstützung ihrer Partner haben die „Pacifc Floaters“ ihr Ziel fest vor Augen. Und bis dahin alles, was da so unter und über ihrem Wasserweg liegt: „Delphine, Haie, Wasserschildkröten, den Sternenhimmel und viele, viele Sonnenaufgänge!“ Wer könnte da noch zurückrudern?

Instagram: @pacificfloaters

Website: pacificfloaters.com

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