The Red Bulletin April 2018 - AT

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the red bulletin: Ihren ­ xtremen Rollen nach zu e ­urteilen sind Sie ein mutiger Mensch. eva green: Eigentlich bin ich schüchtern. Tatsächlich? Ja. Aber gleichzeitig bin ich sehr obsessiv. Das treibt mich an und hilft mir dabei, meine Schüchternheit zu überwinden, um das zu tun, was ich im Innersten möchte. Was wäre das? Ich erkunde gern die dunkle Seite des Lebens. Meine Rollen ermöglichen mir das. Was bringt Ihnen das? Ich kann beim Dreh meine Emotionen auskotzen. Danach fühle ich mich lebendig, meine Sinne sind voll eingeschaltet, und das gibt mir Energie.

Sind das auch Rückzugsorte? Gewiss. Wie meine Wohnung. Die ist mein Königreich. Ich statte sie selbst aus. Teilweise wie einen Filmset. Einen Raum hatte ich einmal kom­ plett à la „Gladiator“ gestylt. Ein anderer war ganz in Chine­ sisch gehalten – alles in Rot. Und wenn Sie Ihre Schutz­ zonen verlassen müssen: Wie schützen Sie sich vor der Außenwelt? Ich trage verschiedene Masken – abhängig von der Situation. Und hinter diesen Masken kann ich dann ich selbst sein. Wann? Immer, wenn ich mit fremden Erwartungen bombardiert werde. Geben Sie uns Beispiel bitte. Jeder kennt das. Jeder kennt Blutsauger in seinem Umfeld. Wie reagieren Sie, wenn es zu heftig wird? Unlängst erzählten Sie, dass Sie sich ­gegen Harvey Weinstein zur Wehr setzen mussten. Indem du Nein sagst. Du sagst jedem Blutsauger klar und deutlich, dass er ­aufhören soll. Und wenn Leute behaupten, dass ein Nein auch Ja be­ deuten kann? Ein Nein ist ein Nein. Klar, eindeutig, unmissverständ­ lich: NEIN.

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Eva Green

DIESE FRAU SPRICHT FLIESSEND TEUFLISCH Die Schauspielerin taucht durch ihre Schüchternheit hinab in des Lebens ­dunkelste Abgründe und schützt sich mit Masken vor Blutsaugern, die wir alle nur zu gut kennen.

THE RED BULLETIN

RÜDIGER STURM

ie führte James Bond und Johnny Depp in die Irre, trotzte Teufel und Dracula. Mit Extremen hat es Eva Green, 37, auch in ihren nächsten ­Filmen „Euphoria“ oder „Nach einer wahren Geschichte“ zu tun. Die gebürtige Französin liebt Grenzerfahrungen und weiß wohl auch deshalb nur zu gut, wie man sich schützt – vor Filmproduzenten, Blut­ saugern oder sonstigen Krea­ turen, die dich mit dreisten Erwartungen bombardieren.

ANDREW TESTA/EYEVINE/PICTUREDESK.COM

S

Wo finden Sie Ihre ­Energie, wenn Sie keine ­Rollen spielen? In Filmen, Büchern, Museums­ besuchen – geistiger Nahrung. ­Außerdem liebe ich die Natur. Es gibt wunderschöne Inseln in der Bretagne, da ist es sehr friedlich. Oder die Hallig Lange­neß in Nordfriesland. Diese Marschinsel ist zwei Auto­fahrstunden von Ham­ burg e­ ntfernt, aber es fühlte sich an, als sei ich am Ende der Welt. Das ist der surrealste Ort, den ich je besucht habe.


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