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Sicherheit im Wandel
INTERVIEW Umbruch in der Arbeitswelt. Anja Piel, DGBVorstandsmitglied, zu Chancen und Risiken und was der DGB von der neuen Bundesregierung erwartet.
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Anja Piel, DGB-Vorstandsmitglied, Mitglied im Aufsichtsrat der DGB Rechtsschutz GmbH
Was sind die größten Herausforderungen durch den Umbruch in der Arbeitswelt? Arbeit organisiert sich vor dem Hintergrund der digitalen Transformation zunehmend anders, damit ändern sich auch die Bedingungen für die Beschäftigten. Hier steht jede DGBGewerkschaft vor spezifischen Herausforderungen. Beschäftigte brauchen Sicherheit im Wandel. Ob Essensliefer, Fahr und Haushaltsdienste aber auch Textarbeit. Arbeitsund Dienstleistungen werden immer häufiger über digitale Plattformen geordert. Beschäftigungsformen wie befristete Arbeitsverhältnisse, Fremdpersonaleinsatz und SoloSelbständigkeit machen es schwieriger, gemeinsame Interessen zu organisieren. Dazu kommt eine neue Aufteilung von Arbeitsschritten, die sich auf Plattformen zu einem Ganzen zusammenfügen, ohne dass ein „Miteinander im Arbeiten“ stattfindet.
Bedeutet „Umbruch“ nur Risiko oder auch Chance? Beides zugleich. Die Chancen sind, dass durch die Möglichkeiten der Digitalisierung eine örtliche Trennung der Arbeit vom Betrieb möglich geworden ist – und auch der Zeitpunkt, zu dem die Arbeitsleistung erbracht wird, im Rahmen der arbeitszeitrechtlichen Vorgaben gestaltbar ist. Wir brauchen bessere Möglichkeiten, Arbeit und Privatleben unter einen Hut zu kriegen, für alle Geschlechter. Wichtig ist, dass das Arbeitszeitgesetz nicht angefasst wird. Es braucht ein klares Initiativ und Mitbestimmungsrecht für Betriebsräte bei Arbeitszeiterfassung und einen gesetzlichen Ordnungsrahmen für selbstbestimmtes mobiles Arbeiten inklusive Homeoffice.
Welche Forderungen stellt der DGB an die Politik? Die neue Bundesregierung muss das Arbeitsrecht weiterentwickeln und das Arbeitsleben sozial und gerecht ausgestalten. Lohnunterschiede sind ungerecht und schlechte Bezahlung unwürdig.
ANJA PIEL
Es geht um die Stärkung der Tarifbindung und Tarifautonomie durch die Einführung eines Bundestariftreuegesetzes aber auch um die weitere Erleichterung von Allgemeinverbindlicherklärungen von Tarifverträgen und die Verhinderung von Tarifflucht. Auch das BetrVG braucht ein umfangreiches Update. Eine umfassende Reform der Mitbestimmung ist unsere elementare Forderung.
Werden die Gewerkschaften neue Anforderungen an den DGB Rechtsschutz stellen? Digitale Transformationsprozesse betreffen auch den gewerkschaftlichen Rechtsschutz. Nach einem langen schwierigen Verfahren können die Gewerkschaften und der DGB Rechtsschutz mit der Realisierung des elektronischen Rechtsverkehrs beginnen. Das beinhaltet hohe Anforderungen und wird die gesamte Arbeit hin zu mehr digitalen Prozessen beeinflussen. Dadurch wird sich der Service des Rechtsschutzes stärker digitalisieren. Der „ServiceGedanke“ spielt hier eine starke Rolle. Rechtsschutz ist auch Dienstleistung – und je leichter und „kundenfreundlicher“ diese für das Gewerkschaftsmitglied wird, desto besser wird der Rechtsschutz in Zukunft abschneiden. Der DGB Rechtsschutz ist und bleibt eines der wichtigsten Schwerter und Schilder der Gewerkschaftsbewegung. v
Das Interview führte Christof Herrmann.
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