DE UTSCHLANDS WI RTSCHAFTS- UND FI N A N ZZ E I T U N G
Teure Ermittlungen
Trendviertel 2017: Leipzig
Nokias Revival
Robin Hood der Kleinanleger im Visier der Staatsanwälte. S. 28
Die Preise steigen weiter. Doch die Käufer werden bald streiken, fürchten viele. S. 32
Die Finnen kommen mit neuen Produkten in die Läden. S. 20
G 02531 NR. 135
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MONTAG, 17. JULI 2017
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STAND: Schlusskurs Freitag
· imago/Eibner
Deutschland profitiert vom Freihandel mit Japan: 99 Prozent aller Zölle sollen durch das neue Freihandelsabkommen zwischen Japan und der Europäischen Union abgebaut werden. Zu den Gewinnern der Vereinbarung gehören wichtige deutsche Branchen wie die Automobilindustrie. Seite 8
Belgien 3,70 € Frankreich 4,10 € Großbritannien 3,70 GBP Luxemburg 3,70 € Niederlande 3,70 € Österreich 3,70 € Polen 22,90 PLN Schweiz 5,80 CHF
Protest von IG-Metallern: Die Arbeitgeber sind alarmiert.
Der neue Arbeitskampf
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Harte Worte aus der Türkei: Am Jahrestag des missglückten Putsches in der Türkei spricht Staatschef Recep Tayyip Erdogan die ganze Nacht lang. Eine Rede folgt auf die andere. Der Präsident kündigt ein hartes Vorgehen gegen seine Gegner an, und er droht erneut mit der Todesstrafe. Seite 13
Gewerkschaften und Politik entdecken das Thema Arbeitszeit. Die IG Metall will mit der 28-Stunden-Woche punkten. Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger droht im Handelsblatt-Interview mit massivem Widerstand der Unternehmen. Frank Specht, Klaus Stratmann Berlin
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ieben Wochen lang streikte die IG Metall 1984 für die 35-Stunden-Woche und legte viele Betriebe lahm. Mehr als drei Jahrzehnte später droht der nächste große Arbeitskampf um die Arbeitszeit. IG-Metall-Chef Jörg Hofmann kämpft für die 28-Stunden-Woche. Alles deutet darauf hin, dass er in wenigen Wochen mit dieser Forderung in die Tarifrunde der Metall- und Elektroindustrie 2018 geht. Gleiches Geld für noch weniger Arbeit – die neue Kampfansage der Gewerkschaft alarmiert die MetallArbeitgeber: Wenn die Gewerkschaft die 28-StundenWoche mit Lohnausgleich wolle, öffne sie die Büchse der Pandora, warnt Gesamtmetall-Präsident Rainer Dulger im Handelsblatt-Interview. „Das zerschlägt nicht nur nachhaltig unseren wirtschaftlichen Erfolg, wir würden auch eine massive Tarifflucht erleben. Und Produktionsverlagerungen ins Ausland“, droht er.
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STUNDEN beträgt die durchschnittliche tariflich vereinbarte Wochenarbeitszeit in der Gesamtwirtschaft. Quelle: Destatis
Aber nicht nur die Gewerkschaften, auch Union und SPD haben das Thema Arbeitszeit für den Wahlkampf entdeckt. „Ich bin sehr froh, dass die Gewerkschaften mit dieser Debatte beginnen, und hoffe auf kluge Entscheidungen der Tarifvertragsparteien“, sagte SPD-Fraktionsvize Carsten Schneider dem Handelsblatt. Produktivitätsfortschritte durch die Digitalisierung ließen sich in kürzere Arbeitszeiten umsetzen. Dulger dagegen fürchtet, dass mit der 28-Stunden-Woche die Arbeit in Deutschland nicht mehr bewältigt werden könne. Der IG Metall droht Dulger mit hartem Widerstand: Sie unterschätze, dass das Thema bei „Unternehmen ebenso emotional aufgeladen ist“. Der Arbeitskampf um die 35-Stunden-Woche habe zum größten streikbedingten Schaden für die Branche geführt.
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Falsches Vorbild Amazon: Der Erfolg des amerikanischen Internetriesen aus Seattle lockt Nachahmer. Immer mehr Onlinehändler wollen selbst zur Internetplattform aufsteigen. Doch die Hindernisse auf diesem Weg sind sehr viel schwieriger zu überwinden, als viele Unternehmen wahrhaben wollen. Seite 16
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Der Brexit stellt die Banken vor neue Risiken: Noch haben die Verhandlungen über den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union kaum begonnen. Aber bereits jetzt zeichnet sich ab, dass der Abschied sehr viel Geld kosten wird – nicht nur die Banken, sondern auch Firmen. Seite 30
> Bericht, Dulger-Interview Seiten 4 bis 7
„Zukunftsplan“ soll Schulz retten Ökonomen sehen das Konzept des SPD-Kanzlerkandidaten skeptisch. Der Plan soll den Wahlkampf des SPDKanzlerkandidaten in Schwung bringen. Im Moment erscheint der Vorsprung von Kanzlerin Angela Merkel uneinholbar. Umfragen zufolge liegt die SPD 13 Prozentpunkte hinter der Union. Clemens Fuest, Chef des Münchener IfoInstituts, kritisierte Teile des Konzepts. „Man sollte sich von einer Investitionspflicht nicht zu viel versprechen“, sagte er dem Handelsblatt. „Es hilft niemandem,
> Bericht, Meinung Seiten 10, 15
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öffentliche Investitionen wie mit der Schrotflinte zu steigern.“ Nach Einschätzung von Kanzlerin Merkel ist nicht zu wenig Geld das Problem, sondern fehlende Planungskapazitäten und zu komplizierte Vorschriften. Grünen-Chef Cem Özdemir sagte, Schulz’ Plan sei „viel zu wenig ambitioniert, um unser Land und Europa zukunftsfähig aufzustellen“. str dpa
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PD-Kanzlerkandidat Martin Schulz versucht, mit einem „Zukunftsplan“ zur Modernisierung Deutschlands endlich zu punkten. Schulz will eine „Investitionsverpflichtung“ des Staates festschreiben, die digitale Infrastruktur ausbauen und die Bildungsausgaben steigern. Mit einer „Innovationsallianz“ aus Staat und Wirtschaft will er aktive Industriepolitik betreiben und beispielsweise Leittechnologien und Leitprodukte definieren.
Verlierer der Zinswende: Langsam, aber sicher deutet sich auch in der Euro-Zone der Abschied von der ultralockeren Geldpolitik an. Das hat Folgen: Hochverschuldete Unternehmen und ihre Anleger müssen sich vor steigenden Zinsen am meisten fürchten. Doch es gibt auch Gewinner, die Banken zum Beispiel. Seite 34