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€ 1,70

MONTAG, 17. JULI 2017

JAHRGANG 72 NR. 163, SM

SOLINGER MORGENPOST TENNIS

ABSCHIED

Der ewige Roger Federer gewinnt zum achten Mal in Wimbledon. Seite B 4

In einer bewegenden Feier ist Kardinal Meisner im Kölner Dom beigesetzt worden. Seite B 5

SOLINGEN

GEW gegen Veröffentlichung von Fehlstunden

WM IN BUDAPEST

LOKALES

Techno-Alarm unterm Bergfried

Mann schwimmt synchron

Rund 750 Fans elektronischer Musik tanzten bei der Premiere des Open Air-Events „Techno Castle“ auf Schloss Burg zu den Beats und Klängen international gefragter DJs.

Phunk Department lockt Tausende Mit seinen fünf Areas verwandelte der Verein Kommando Kultur den Walder Stadtpark wieder in eine Festival-Idylle. SEITE C 1

LOKALER SPORT

BHC mit guter Testspiel-Premiere Nach nur einer Trainingseinheit mit Ball gewinnt Handball-Zweitligist beim TSV Bayer Dormagen mit 35:27. Die Neuzugänge hinterließen einen guten Eindruck. SEITE D 1

ZITAT

„Das ist kein Beruf, sondern ein Abenteuer“ Christian Lindner, FDP-Chef, rät jungen Leuten von einer Polit-Karriere ab. Die könne man nicht am Reißbrett planen.

WETTER

Nach trübem Start zunehmend sonnig

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24° Nachmittag

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RP-ONLINE.DE LINKS AUSSEN Ein Papagei hat in Aachen einen Polizeieinsatz ausgelöst. Nachbarn hatten die Ordnungshüter gerufen, weil aus einer Wohnung Schreie, Gepolter und üble Beschimpfungen zu hören waren. Als die Polizisten eintrafen, kam ihnen ein Mann mit blutender Unterlippe entgegen. Die Verletzung habe ihm sein Papagei während eines Streits beigebracht, so der Mann. Auch für das Gepolter sei das Tier verantwortlich, da es Gegenstände umgestoßen habe. Warum das Federvieh und sein Besitzer aneinandergeraten waren und wer wen beschimpft hat, blieb ungeklärt. Des Rätsels Lösung? Federleicht: Der Papagei wollte wahrscheinlich nicht Lippenlesen lernen. Daraufhin hat der Mann ihm einen Vogel gezeigt. bew

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Der deutsche Synchronschwimmer Niklas Stoepel feiert eine Premiere: Er erlebt in Budapest mit seiner Partnerin Amelie Ebert seine erste WM.

GETTY IMAGES

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SPORT

Schulz will „Chancenkonto“ für alle Der SPD-Chef geht mit einem „Zukunftsplan“ in die Wahlkampf-Offensive. Jeder Arbeitnehmer soll öffentliche Gelder für Weiterbildung erhalten. Der Staat soll zu mehr Investitionen verpflichtet werden. VON BIRGIT MARSCHALL BERLIN SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz will ein persönliches „Chancenkonto“ für alle Arbeitnehmer einführen, das mit einem staatlichen Startkapital ausgestattet wird und mit dem Weiterbildung und Qualifizierung finanziert werden können. Die Idee ist Teil eines Zehn-Punkte-„Zukunftsplans“, den Schulz gestern in Berlin vorstellte. Darin macht sich die SPD auch stark für eine Investitionsverpflichtung des Staates, eine Innovationsallianz mit der Industrie, eine Bund-Länder-Bildungsoffensive sowie für mehr Geld für Europa. „Mir ist es wichtig, dass die Bürger eine echte Wahl haben. Ich bin mir sicher, Deutschland kann mehr“, betonte Schulz im Willy-Brandt-Haus. Zehn Wochen vor der Bundestagswahl will die SPD mit dieser Botschaft aus dem Umfragetief herauskommen und Bundeskanzlerin Angela Merkel in den Wahlkampf zwingen. In der jüngsten Emnid-Umfrage liegt die SPD weiter deutlich um 13 Prozentpunkte hinter der Union. Betonte Schulz zu Beginn seiner Kampagne vor allem das Thema Gerechtigkeit, zielte er jetzt mehr auf die Stärkung

der Wirtschaftskraft und die Mitte.Im Grundgesetz sei die Schuldenbremse verankert, aber keine verpflichtende „Mindestdrehzahl“ für staatliche Investitionen. Es sei zwar richtig, dass der Staat keine Defizite machen dürfe, sagte Schulz. „Dann muss er aber auch sein Geld nach einer verbindlichen Vorgabe für die Verbesserung der öffentlichen Infrastruktur einsetzen.“ Die SPD plant für den Bund eine Investitionsoffensive von 30 Milliarden Euro in der kommenden Wahlperiode. Zudem will sie einen Digitalisierungsfonds für den Breitbandausbau auflegen, der aus Haushaltsüberschüssen gespeist wird. Alle staatlichen Verwaltungen sollen zudem auf einem einheitlichen Online-Bürgerportal abrufbar sein, eine Idee, die auch die Union hat. In den ersten 50 Tagen als Kanzler wolle er mit den Ländern eine „Bildungsallianz“ schmieden, kündigte Schulz an. „Wir werden der bildungspolitischen Kleinstaaterei ein Ende machen“, sagte er. Die SPD regiert seit Jahrzehnten in einem Großteil der Bundesländer, die für die Bildungspolitik zuständig sind. Die Partei will zwölf Milliarden Euro zusätzlich in Schulen investieren.

Kanzlerin Merkel kommentierte das SPD-Programm mit den Worten, nicht das fehlende Geld sei das Problem, sondern eine zu langsame Planung. Deshalb setze die Union in ihrem Regierungsprogramm darauf, die Planungsverfahren zu beschleunigen und für vorrangige Projekte die Zahl der Instanzen zu verringern, vor denen geklagt werden könne. In der Europapolitik stellte sich der frühere EU-Parlamentspräsident

INFO Union hält SPD weiter auf Abstand Große Parteien Die Union kann einer aktuellen Emnid-Umfrage zufolge ihren Vorsprung von 13 Prozentpunkten vor der SPD halten. Sie kommt auf 38 Prozent, die SPD verharrt bei 25 Prozent. Kleine Parteien Die Linke kommt auf neun, die Grünen auf acht Prozent. Auch die AfD erreicht acht Prozent und gewinnt einen Punkt hinzu. Die FDP verliert einen Punkt und fällt auf sieben Prozent.

Laumann für flexiblere Arbeitszeiten Gegen die Pläne des NRW-Arbeitsministers gibt es gesundheitliche Einwände. VON KIRSTEN BIALDIGA, ANTJE HÖNING UND THOMAS REISENER DÜSSELDORF Die Pläne von NRW-Arbeitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) für eine Liberalisierung des Arbeitszeitgesetzes stoßen auf Kritik. „Mit der Initiative setzt SchwarzGelb die Gesundheit der Beschäftigten aufs Spiel“, sagte der Chef des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), Reiner Hoffmann, unserer Redaktion. Die neue Regierungskoalition von CDU und FDP in NRW will über eine Initiative im Bundesrat das Arbeitszeitgesetz ändern. Im Gespräch ist unter anderem die Mindestruhepause zwischen zwei Arbeitstagen von derzeit elf Stunden aufzuweichen. Laumann sagte unserer Redaktion:

„Wenn eine junge Mutter morgens im Homeoffice arbeiten will, bevor das Kind aufwacht und dann abends wieder, wenn das Kind erneut schläft, darf sie das nicht.“ Die Flexibilisierung stehe „klar unter dem

„Die Obergrenze von acht Stunden Arbeit ist keine Willkür“ Reiner Hoffmann DGB-Chef

Vorbehalt des Gesundheitsschutzes und der Zustimmung der Gewerkschaften“. Unternehmen, die in keiner Tarifbindung seien und deshalb keine gewerkschaftliche Zustimmung einholen könnten, hätten auch keine Möglichkeit von der Fle-

xibilisierung zu profitieren. DGBChef Hoffmann hält dagegen: „Die Obergrenze der täglichen Arbeitszeit von acht Stunden ist keine Willkür, sondern arbeitsmedizinisch begründet. Ebenso wie die Ruhepause.“ Laumann, der zugleich Gesundheitsminister für NRW ist, zeigte im Interview auch Sympathie für die Einführung einer Impfpflicht. „Ich kann diejenigen sehr gut verstehen, die sagen: Wir brauchen eine Impfpflicht. Allerdings sind die rechtlichen Hürden hierfür in Deutschland hoch. Gegen den Allgemeinmediziner-Mangel in NRW forderte Laumann eine neue Vorgabe, nach der jede medizinische Fakultät im Land eine Professur für Allgemeinmedizin haben müsse. Wirtschaft Seite A 6

Schulz hinter die Pläne des französischen Präsidenten Emmanuel Macron für eine Vertiefung der EuroZone. Der Währungsraum brauche einen gemeinsamen Investitionshaushalt und einen gemeinsamen Finanzminister. Deutschland, so Schulz, werde künftig mehr Geld für Europa bezahlen müssen. Neu im SPD-Programm fand sich vor allem das „Chancenkonto“. Es soll nach Medienberichten mit staatlichem Startkapital von zunächst 5000 und später bis zu 20.000 Euro ausgestattet werden. Allein dies könnte bei über 40 Millionen Erwerbstätigen mehr als 200 Milliarden Euro kosten. Auch angesichts der weiteren Ausgabenpläne stellte die Union die Frage nach der Finanzierbarkeit. „Investitionsoffensive, Chancenkonto, höhere Rentenzuschüsse, Ausbau der Ganztagsbetreuung – ich hätte gern von der SPD mal vorgerechnet, was das alles kostet und wer das bezahlen soll“, sagte Unionsfraktionsvize Michael Fuchs. Grünen-Chef Cem Özdemir kritisierte, Schulz habe den Klimaschutz in seinen Ausführungen mit keinem Wort erwähnt. Leitartikel Seite A2 Politik Seite A4

DÜSSELDORF (fvo) Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) hält nichts vom Plan der neuen NRWSchulministerin Yvonne Gebauer (FDP), die Quoten des Unterrichtsausfalls für alle Schulen zu veröffentlichen. „Ein Ranking in Sachen Unterrichtsausfall verschleiert die wahren Ursachen“, sagte die GEW-Landesvorsitzende Dorothea Schäfer unserer Redaktion: „Es liegt nämlich nicht an fehlenden Managementfähigkeiten der Schulleitungen, sondern an fehlender Personalausstattung.“ Gebauer solle sich lieber darum kümmern, die Lehrer gerechter zu verteilen. So variierten die Personalversorgungsquoten von Grundschulen zwischen 80 und 120 Prozent des rechnerischen Bedarfs, außerdem fehle eine Vertretungsreserve. „Vom Messen allein wird der Unterrichtsausfall nicht geringer“, kritisierte Schäfer.

Erdogan plädiert für die Todesstrafe in der Türkei ANKARA (dpa) Ein Jahr nach dem

Putschversuch in der Türkei hat Präsident Recep Tayyip Erdogan ein gnadenloses Vorgehen gegen Putschisten angekündigt und für die Wiedereinführung der Todesstrafe plädiert. „Sowohl die elenden Putschisten als auch jene, die sie auf uns gehetzt haben, werden von nun an keine Ruhe mehr finden“, sagte Erdogan gestern vor dem Parlament. Er bekräftigte seine Bereitschaft zur Wiedereinführung der Todesstrafe, auch wenn damit der EU-Beitrittsprozess beendet würde. Leitartikel Seite A 2 Politik Seite A 5

Merkel lehnt zentrale Forderungen der CSU ab BERLIN (rtr) CDU-Chefin Angela Merkel hat ausgeschlossen, dass sie nach der Bundestagswahl im Falle einer Regierungsbildung zentrale CSUForderungen wie in der Asylpolitik übernehmen wird. „Zur Obergrenze ist meine Haltung klar: Ich werde sie nicht akzeptieren“, sagte die Kanzlerin gestern Abend in der ARD. Merkel distanzierte sich auch von den Forderungen der Hamburger CDU, die Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) wegen der Ausschreitungen beim G20-Gipfel zum Rücktritt aufgefordert hatten. „Dafür habe ich genauso die Verantwortung wie Olaf Scholz und drücke mich auch nicht davor“, sagte Merkel.

Strompreisanstieg in dieser Legislaturperiode gestoppt BERLIN (mar) Der Anstieg der Strompreise für private Haushalte ist in der laufenden Legislaturperiode fast zum Erliegen gekommen. Das ergibt sich aus Berechnungen des Internet-Vergleichsportals verivox.de im Auftrag unserer Redaktion. Demnach stieg die Stromrechnung für einen Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden zwischen Januar 2014 und Juli 2017 durchschnittlich um nur noch ein Prozent auf 1136 Euro im laufenden Jahr. Dagegen erhöhte sich die Stromrechnung in der vorangegangenen Wahlperiode zwischen Januar 2010 und Dezember 2013 um durchschnittlich 25 Prozent auf 1128 Euro im Jahr 2013. Die Förderung der Öko-Energien mit der sogenannten EEG-Umlage

und weitere staatliche Umlagen hatten die Strompreise in der Periode 2009 bis 2013 deutlich erhöht. Hinzu kamen hohe Beschaffungspreise. Auch in der laufenden Legislaturperiode wurden die staatlichen Umlagekosten nochmals im geringeren Umfang erhöht. Das wurde allerdings durch den starken Wettbewerb unter den Stromanbietern und deutlich gesunkene Einkaufspreise abgefedert. Sie sanken für die Energieversorger an der Strombörse in dieser Wahlperiode um etwa 30 Prozent. Diese Differenz werde mittlerweile größtenteils an die Verbraucher weitergegeben, hieß es. Verbraucher könnten durch Anbieterwechsel aber jährlich noch bis zu 400 Euro sparen, so die Experten. Leitartikel Seite A 2


R-STW

RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

A2 Stimme des Westens Der teure Zukunftsplan des Herrn Schulz

STICHWORT

Follower Papst Franziskus hat viereinhalb Jahre nach seiner Wahl mehr als 35 Millionen Follower bei Twitter. Das sind Leute, die seine Tweets abonniert haben, damit sie nichts von dem verpassen, was er schreibt. Damit folgen dem Papst mehr Nutzer als Donald Trump, dem Dalai Lama sowie jedem anderen amtierenden Politiker oder Religionsführer. In der Liste der 100 meistgefolgten Twitter-Accounts liegt @Pontifex derzeit auf Platz 28, hinter Bill Gates und vor dem US-Comedian Kevin Hart. Franziskus twittert auf neun Sprachkanälen. Erfolgreicher als alle anderen war indes einer, der den den ganzen technischen Schnickschnack gar nicht gebraucht hat: Wer mir nachfolgt wird nicht wandeln in Finsternis, ermunterte Jesus seine Zeitgenossen. Follower weltweit aktuell: knapp 2,3 Milliarden. bew

VON BIRGIT MARSCHALL

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PD-Kanzlerkandidat Schulz muss in die Offensive kommen. Das ist ihm mit der Vorstellung des „Zukunftsplans für Deutschland“ noch nicht voll zufriedenstellend gelungen. Immerhin war seine 50-Minuten-Rede gestern klar besser als seine Parteitagsrede in Dortmund. Schulz präsentierte sich kämpferischer und konzentrierter. Vor allem in der Europapolitik kann der frühere EUParlamentspräsident mit Leidenschaft und manchen Argumenten überzeugen. Schulz machte klar, dass Deutschland mehr Geld für die EU bereitstellen muss, wenn sie nicht auseinanderbrechen solle. Doch ob er die Bürger damit gewinnt, ist fraglich. Entschieden wird die Wahl in Deutschland, nicht anderswo. Auch vielen Deutschen ist der EU-Erhalt zwar wichtig, doch über die Botschaft „mehr Geld für Europa“ dürften sie nicht begeistert sein. Hinzu kommt, dass der SPD-Plan eine schwindelerregende Fülle weiterer „Offensiven“ vorsieht, die der Steuerzahler ebenfalls zu schultern hätte. Allein das „Chancenkonto“ für Weiterbildung würde bei 44 Millionen Erwerbstätigen rechnerisch mehr als 200 Milliarden Euro kosten. Die SPD macht es der Konkurrenz zu einfach: Der schöne „Zukunftsplan“ lässt sich als unfinanzierbar argumentativ schnell beerdigen. BERICHT SCHULZ WILL „CHANCENKONTO“..., TITELSEITE

Druck auf die Türkei VON FRANK NORDHAUSEN

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as deutsch-türkische Verhältnis ist auf dem Tiefpunkt: Jüngst wurde publik, dass Ankara es Bundestagsabgeordneten erneut verwehrt, Bundeswehrsoldaten im Land zu besuchen. Der Affront ist eine von vielen türkischen Provokationen, weitere werden folgen – Erdogan muss das Erregungsniveau seiner Anhänger halten. Und er setzt darauf, dass der Flüchtlingsdeal die Europäer lähmt. Doch geht es bei den deutsch-türkischen Beziehung noch um viel mehr: Vier Millionen türkischstämmige Menschen leben hier, Deutschland entwickelt sich zum Zentrum der türkischen Exil-Opposition. Das kann Erdogan nicht verzeihen. Erdogan glaubt, mit Deutschland Schlitten fahren zu können, weil das ohne echte Konsequenzen bleibt. Dabei hat die Bundesrepublik ein echtes Druckmittel: die Zollunion mit der EU, die Ankara ausweiten will. Bislang drohen Berlin und Brüssel nur mit dem Abbruch der Beitrittsgespräche, statt Ankara klar zu machen, dass es ohne Menschenrechte und Meinungsfreiheit keine geldwerten Vorteile gibt – selbst wenn das den Flüchtlingsdeal kostet. BERICHT ERDOGAN PLÄDIERT FÜR DIE TODESSTRAFE, TITELSEITE

Freierer Strommarkt VON REINHARD KOWALEWSKY

W

enn die Strompreise für Privatkunden nicht mehr so stark steigen wie vor einigen Jahren, ist das nur teilweise eine gute Nachricht: Positiv ist aus Sicht der Kunden natürlich, dass die Versorger wenigstens einen Teil ihrer sinkenden Einkaufspreise an der Strombörse an sie weitergeben. Dies führt dazu, dass der weiter sehr starke Anstieg der EEG-Umlage zur Förderung von Ökostrom wenigstens zum Teil ausgeglichen wird. Aber machen wir uns nichts vor: Die Preise an der Strombörse sind nur so stark abgesunken, weil die Abnahmegarantien für Ökostrom immer häufiger zu einem extremen Überangebot von Strom führen – mit einem gesunden Markt hat das nichts zu tun. Der Ausbau von Sonnen- und Windenergie sollte weitergehen. Aber grüner Strom sollte sich ohne Subventionen durchsetzen, weil er sowieso viel wettbewerbsfähiger wird. Der Staat sollte die Grundversorgung – wohl mit Kohle- und Gaskraftwerken – in einem harten Wettbewerb ausschreiben. Und wir Kunden müssen eingestehen: Ganz ohne Mehrkosten gibt es keine Energiewende. BERICHT STROMPREISANSTIEG IN DIESER...., TITELSEITE

RHEINISCHE POST Herausgeber: Dr. Karl Hans Arnold, Dr. Manfred Droste, Florian Merz-Betz, Irene Wenderoth-Alt, Geschäftsführung: Dr. Karl Hans Arnold, Patrick Ludwig, Johannes Werle, Hans Peter Bork, Tom Bender, Stephan Marzen. Chefredakteur: Michael Bröcker; Stellvertretende Chefredakteure: Horst Thoren, Stefan Weigel, Mitglied der Chefredaktion: Eva Quadbeck (Berlin); Chef vom Dienst: Joachim Mies, Barbara Grofe, Ulrich Schwenk; Leitende Redakteure: Dr. Martin Kessler, Martin Bewerunge (Politik/Nachrichten); Chefkorrespondent: Dr. Matthias Beermann; Verantwortlich für RP Online: Rainer Leurs; Landespolitik: Dr. Detlev Hüwel, Kirsten Bialdiga; Chefreporter: Reinhard Kowalewsky, Thomas Reisener, Christian Schwerdtfeger, Dr. Gregor Mayntz (Berlin); NRW: Martina Stöcker; Kultur: Dr. Lothar Schröder, Kulturreporterin: Annette Bosetti; Wirtschaft: Dr. Antje Höning (Leitung); Sport: Dr. Robert Peters; Region: Uwe-Jens Ruhnau (Düsseldorf), Denisa Richters (Mönchengladbach), Ludger Baten (Neuss), Dr. Jens Voß (Krefeld), Gökcen Stenzel (Hilden), Jürgen Loosen (Kleve), Dr. Sebastian Peters (Wesel), Guido Radtke (Remscheid). Verlagsgeschäftsführer: Tom Bender (verantwortl. Anzeigen), Stephan Marzen. Vertrieb: Georgios Athanassakis. Verlag: Rheinische Post Verlagsgesellschaft mbH; Druck: Rheinisch-Bergische Druckerei GmbH; Sitz von Verlag, Redaktion und Technik: Pressehaus, 40196 Düsseldorf, Zülpicher Straße 10, Telefon 0211 5050, Telefax 0211 505-2575. Die Zeitung im Internet: www.rp-online.de und www.rp-online.de/epaper. Bei Nichtbelieferung ohne Verlagsverschulden, bei Arbeitskampf und höherer Gewalt kein Entschädigungsanspruch. Es gelten die aktuelle Preisliste Nr. 81 vom 1. 1. 2017 sowie unsere Allgemeinen und zusätzlichen Geschäftsbedingungen (www.rp-online.de/agb).

BREXIT

RP-KARIKATUR: NIK EBERT

ANALYSE Die neue Landesregierung will mit Gebühren für Nicht-EU-Ausländer die Studienbedingungen verbessern. Experten sind allerdings nicht überzeugt. Ausgerechnet dort, wo das Modell bereits existiert, zeigt man sich skeptisch.

Vom Problemkind abgeguckt Süden Deutschlands soll es zahlreiche Ausnahmeregelungen geben. Für Flüchtlinge. Für Stipendiaten aus DritDÜSSELDORF Während der Koalitionste-Welt-Ländern. Und, und, und. Da verhandlungen zwischen CDU und sollte doch wirklich niemand meckern FDP schien Christian Lindner nichts die können – glaubt zumindest die FDP. Laune verderben zu können. Beide ParAllerdings: Ausgerechnet in Badenteien kamen in ihren Gesprächen rasch Württemberg, wo das Modell unmittelvoran und erzielten zügig Ergebnisse. bar davor steht, von der Theorie in die Auch bei den Verhandlungen über Praxis zu wechseln, ist man wenig überHochschulreformen, eines der wichzeugt von den Plänen. „Durch diese tigsten Themen des FDP-Wahlkampfs, Maßnahmen ein besseres Studium erwar man sich schnell einig. möglichen zu können, ist kaum realisUnd so lächelte Lindner vor zwei Wotisch“, sagt Bastian Kaiser, Vorsitzender chen betont locker in die Kamera und der Hochschulen für angewandte Wisverkündete stolz: „Der Protest war zu senschaften Baden-Württemberg. Befrüh! Heute haben uns Studierende bei sonders kritisch sieht unseren Koalitionsdie Verteilung der gesprächen in DüsInwieweit die finanzielle er zusätzlichen Gelder. seldorf empfangen, Entlastung die verwal- Gerade mal ein Fünfdie gegen die angeblich geplante Einfühtungstechnische Belas- tel der Gebühren kommt tatsächlich rung von Studiengetung aufwiegen kann, bei den Hochschulen bühren demonstrieist völlig unklar an. Das soll in NRW ren wollten. Doch: allerdings anders Die kommen nicht!“ sein: „Jeder eingenommene Cent soll Es ist ein Thema, das eine lange Verdirekt an die Hochschulen fließen“, begangenheit voller Debatten mit sich tont Vogel. bringt: Nach einem Urteil des BundesDoch die Ausschüttung des Geldes ist verfassungsgerichts führten 2005 zahlnicht der einzige Punkt, der Kritik herreiche Bundesländer allgemeine Studivorruft: „Der Mehraufwand, der durch engebühren ein, innerhalb weniger Jahall die Prüfungen von Anträgen entre nahm eins nach dem anderen diese steht, ist ein Problem, das komplett auf jedoch wieder zurück. Heute behelfen die Hochschulen zurückfällt“, kritisiert sich die Länder mit anderen Modellen. Kaiser. Durch die Ausnahmeregelungen Mit Nordrhein-Westfalen fällt nun die werden Kontrollen von Aufenthaltsgeletzte große Bastion des komplett genehmigungen und anderen Dokumenbührenfreien Studiums. ten erforderlich, die für die UniversitäNicht-EU-Ausländer, die in NRW stuten mit den aktuellen Mitteln kaum zu dieren wollen, werden künftig zur Kasse stemmen wären. Inwieweit die finangebeten. 1500 Euro sollen pro Semester zielle Entlastung die verwaltungstechfällig werden. Die Koalitionäre haben nische Belastung in Zukunft aufwiegen damit zwar nicht das hochschulpolitikann, ist völlig unklar. sche Rad erfunden, die Grundidee hat Auch Ulrich Müller vom Centrum für man sich schließlich von den Grünen Hochschulentwicklung hält wenig von aus Baden-Württemberg abgeguckt, wo den Plänen von CDU und FDP: „Badendas Modell im Mai vom Landtag beWürttemberg ist das völlig falsche Vorschlossen wurde, doch CDU und vor albild. Dieses Modell überzeugt überlem FDP versprechen sich viel von dem haupt nicht. NRW macht es jetzt anneuen Modell. ders, NRW macht es auch besser, macht „Unser oberstes Ziel ist die Verbessees aber immer noch nicht gut.“ rung der Studienbedingungen“, erklärt Die Landesrektorenkonferenz der Johannes Vogel, Generalsekretär der Universitäten in NRW hält sich in der NRW-FDP. „Mit diesem Modell glauben allgemeinen Bewertung des Modells wir, eine realistische und faire Lösung noch zurück. Dass im Koalitionsvertrag dafür gefunden zu haben.“ Wie auch im VON JAN DAFELD

INFO Studiengebühren in den Bundesländern Baden-Württemberg Nicht-EU-Ausländer müssen 1500 Euro pro Semester zahlen, das Zweitstudium kostet für jeden Studierenden 650 Euro. Berlin, Brandenburg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern Hier wird ein Verwaltungskostenbeitrag von rund 50 Euro pro Semester fällig. Bremen, Niedersachsen, Thüringen Neben dem allgemeinen Verwaltungskostenbeitrag müssen Langzeitstudenten (in der Regel 4-6 Semester über der Regelstudienzeit) zusätzlich 500 Euro pro Semester entrichten. Bayern Studierende in berufsbegleitenden Studiengängen müssen 2000 Euro pro Semester zahlen. Nordrhein-Westfalen, Saarland, Schleswig-Holstein Das Studium ist komplett gebührenfrei. Rheinland-Pfalz Studierende im Zweitstudium müssen 650 Euro pro Semester zahlen. Sachsen-Anhalt, Sachsen Das allgemeine Erststudium ist kostenfrei, der Großteil der weiteren Gebühren kann individuell von den Hochschulen festgelegt werden.

Bochumer Studenten buhten Lindner am Donnerstag wegen der Studiengebühren aus. FOTO: SCREENSHOT YOUTUBE

nur von einer „allgemeinen Verbesserung der Studienbedingungen“ die Rede ist, sorgt jedoch für Skepsis: „Die Universitäten haben sich in den letzten Jahren verstärkt um Internationalisierung bemüht. Diese Aktivitäten sollten nicht ausgebremst werden“, fordert Gerhard Sagerer, der Vorsitzende der Konferenz. Vom neu eingesetzten Wissenschaftsministerium wollte sich unmittelbar nach dem Amtsantritt noch niemand zur konkreten Umsetzung der Pläne äußern. Die FDP betont zwar, dass auch international Studierende merklich vom neuen Modell profitieren sollen, steht damit nun allerdings auch in der Bringschuld. Die Liberalen hatten im Wahlkampf vehement die Verbesserung der Studienbedingungen gefordert. Dieses Anliegen ist lobenswert. Und dass in Zukunft alle Gebühren direkt an die Hochschulen gehen sollen, ist dabei ein Schritt in die richtige Richtung. Ob mit dem neu eingeführten Modell aber tatsächlich auch schon das Ende der Fahnenstange erreicht ist, bleibt fraglich. Horst Hippler, Präsident der Deutschen Hochschulrektorenkonferenz, erlärte bereits 2013, dass er angesichts steigender Studierendenzahlen und der Schuldenbremse mit einer Wiedereinführung der allgemeinen Studiengebühren rechne. Und auch heute halten einige Experten das Szenario hinter vorgehaltener Hand nicht für ausgeschlossen. Die FDP reitet in den letzten Wochen auf einer kleinen Welle der Begeisterung. Doch die Fallhöhe ist groß. Auch wenn die Liberalen ihr eigentlich präferiertes Modell der nachgelagerten Studiengebühren, also der nachträglichen Zahlung von Beiträgen, sobald eine bestimmte Einkommensklasse erreicht wurde, gegen den Widerstand der CDU nicht durchsetzen konnten, werden es vor allem die Freien Demokraten sein, die zur Verantwortung gezogen würden, sollte der Widerstand gegen das gebührenpflichtige Studium auch im zweiten Anlauf zu groß werden. Am Ende könnte es also nicht der Protest, sondern Lindners Genugtuung sein, die zu früh kam.

PERSÖNLICH

A

ls Schatzkanzler ist Philip Hamond einer der mächtigsten Politiker Großbritanniens. Als früherer Verkehrs-, Außen- und Verteidigungsminister ist der 61-Jährige auch einer der erfahrensten. Und gestern bestätigte sich, dass der mehrfache Millionär auch eines der selbstbewusstesten Mitglieder der Londoner Regierung ist. Während die angeschlagene Premierministerin Theresa May (60) der Europäischen Union (EU) immer wieder droht, notfalls werde Großbritannien einen „harten“ Brexit ohne jeden Kompromiss anstreben, sagte Hammond in einem Interview bei BBC genau das Gegenteil: Die Mehrheit der Regierung be-

Philip Hammond

. . . will den weichen Brexit

fürworte einen sanften Abschied aus der EU mit langen Übergangszeiten, in denen Großbritannien nun EUBinnenmarkt und Zollunion doch nicht Anfang 2019 ganz verlassen soll. Seine Haltung kommt nicht völlig überraschend: Hammond hatte sich schon bei der britischen Volksabstimmung vor einem Jahr gegen den Brexit ausgesprochen, obwohl er die EU wegen zu viel Bürokratie kritisch sieht. Aber der Oxford-Absolvent und Vater von drei Kindern warnte davor, dass die britische Industrie den Zugang zu den wichtigen Absatzmärkten Europas verlieren könne, während unklar sei, ob es schnell genug gelinge, neue Handelsbeziehungen aufzubauen.

Dabei stichelte der Schatzkanzler schon Ende 2016 gegen die Phantasie der Brexit-Anhänger, der EU-Austritt schade dem Land nicht. Er rechnete in der Haushaltsplanung vor, dass dem britischen Staat wegen langsameren Wirtschaftswachstums ein neues Schuldenloch von mehr als 140 Milliarden Euro drohe. Ein Grund für das langsame Wachstum sind sinkende Investitionen der verunsicherten Industrie. Könnte Hammond bald neuer Premierminister sein? Ja, denn seit Theresa May die Mehrheit ihrer Partei bei der von ihr vorzeitig anberaumten Parlamentswahl am 8. Juni verloren hat, gilt ihr Verbleib im Amt keineswegs als sicher. Reinhard Kowalewsky

FOTO: DPA


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RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

Nordrhein-Westfalen A3

Wiedersehen nach 1162 Tagen Flughafen Düsseldorf, 30. Juni 2017 05.30 Uhr. Der Himmel ist in ein mattes Blau getaucht. Von Morgenröte bisher keine Spur. Nur wenige Menschen schleichen durch die Ankunftshalle des Düsseldorfer Flughafens. Die Mitarbeiter in den Geschäften sind selbst erst seit einer knappen Stunde bei der Arbeit. Aus der Bäckerei vor „Ankunft 6“ weht einem der Duft von frisch gebackenen Brötchen entgegen. Esmail Manla Ali (34) bestellt einen Kaffee. Er hat die ganze Nacht nicht geschlafen. Heute will er seine Familie abholen. 1162 Tage war er von ihr getrennt – seit seiner Flucht aus Syrien am 24. April 2014. Um 06.10 Uhr soll die Maschine landen. Flugnummer ST 3049, Germania, Beirut-Düsseldorf. Esmail trägt einen schwarzen Anzug. Dazu ein weißes Hemd mit einer fein schwarz-weiß gepunkteten Krawatte. Schwarze Lackschuhe. In der Hand hält er einen Strauß weiße Pfingstrosen. Esmail legt die Hand auf seinen Brustkorb und ahmt seinen Puls nach. Er liegt weit über 70 Schlägen pro Minute. Esmail zückt sein Smartphone. Die Maschine hat Verspätung. 06.38 Uhr steht jetzt auch auf der Anzeigetafel. „Bei mehr als drei Jahren macht eine halbe Stunde auch nichts mehr aus“, sagt Esmail. Er irrt. Sein Körper platzt fast vor Aufregung. Über die App „Flightradar24“ verfolgt Esmail den Flug aus Beirut. 06.30 Uhr, die Maschine ist noch über Tschechien, erst in wenigen Minuten wird sie den deutschen Luftraum erreichen. 06.38 Uhr wird der Pilot also nicht einhalten können. Die Wartehalle füllt sich. Ein Flieger aus Ankara ist gelandet. Esmail mustert die Reisenden. Natürlich ist seine Familie nicht darunter, doch sein suchender Blick verrät, dass er es sich wünscht. „Flightradar“ verortet Flug ST 3049 jetzt kurz vor Coburg, Bayern. Leben in Syrien und Flucht Esmail kommt 2003 mit 21 Jahren nach Damaskus. Aus seinem Heimatdorf Maskanah am Assadsee im Norden des Landes kennt er nur Felder und Bauernhöfe. Eine große Wohnung kann er sich in der 1,7Millionen-Metropole nicht leisten, doch für zwei kleine Zimmer reicht es. Esmail beginnt eine Ausbildung zum OP-Assistenten und studiert parallel am Wochenende an der Universität Englisch. Seine Frau Safaa Mahmoud lernt Esmail 2009 an der Universität kennen. Er arbeitet bereits in einem Krankenhaus, sie studiert Englisch wie er. Am 5. Juli 2010 heiraten sie. Im Sommer 2011 wird Tochter Farah geboren, Sohn Ahmed im Oktober 2013. Die Familie zieht zurück nach Maskanah in das Haus von Esmails Vater. Es ist nur eine kurze Phase des Glücks. Fast zur selben Zeit vertreiben Kämpfer der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) die Freie Syrische Armee aus der Großstadt Rakka gut 100 Kilometer östlich von Maskanah. In den darauffolgenden Monaten überfällt der IS weite Teile Nordsyriens – darunter auch Maskanah. Die Miliz rekrutiert Esmail unter Todesandrohung, er soll für sie ein provisorisch eingerichtetes Krankenhaus verwalten und sich um verletzte IS-Kämpfer kümmern. Esmail hilft, um seine Familie zu schützen. Eines Tages zerren die Dschihadisten einen Mann ins Krankenhaus. Er blutet stark am Unterarm. Die Terroristen haben ihm kurz zuvor mit einer stumpfen Machete die Hand ab-

Esmail Manla Ali ist vor gut drei Jahren vor dem Krieg in Syrien nach Deutschland geflohen. Seiner Familie hat er versprochen, sie nachzuholen. VON PHILIPP JACOBS

Esmail Manla Ali (34) empfängt am Düsseldorfer Flughafen seine Kinder Farah (6) und Ahmed (3) sowie Ehefrau Safaa Mahmoud (30).

gehackt, weil sie ihn angeblich beim Stehlen erwischt haben. Nun wollen sie ihn verhören, doch dafür muss er zunächst am Leben bleiben. Die Schmerzmittel, die Esmail dem Mann verabreichen darf, reichen nicht aus, um diesen ruhig zu stellen. Als Esmail an jenem Abend nach Hause kommt, sagt er zu seiner Frau, sie solle alles verkaufen, egal zu welchem Preis, und mit den Kindern ins Nachbarland Libanon zu Verwandten gehen. Dort seien sie sicher. Der Süden des Landes ist in fester Hand der schiitischen Partei Hisbollah. Deren Miliz wird von der EU als terroristische Vereinigung eingestuft. Für Esmail und seine Familie aber ein Vorteil: Die sunnitischen IS-Kämpfer trauen sich nicht in das Gebiet. Esmail verspricht seiner Familie, nach Deutschland zu fliehen und sie nachzuholen. Am 24. April 2014 verlässt er Syrien. Esmail schlägt sich zu Fuß in die Türkei durch. Von der türkischen Küste fährt er mit einem Boot nachts nach Griechenland. Ab Thessaloniki verharrt er 24 Stunden als blinder Passagier in einem Güterzug durch Mazedonien und Serbien. Immer wieder entkommt Esmail den Behörden, weil er Freund-

schaften zu Leuten knüpft, die Flüchtlingen helfen – meist aber nur für viel Geld. In Ungarn jedoch schnappt ihn die Polizei. Die Beamten sperren ihn in einen Käfig und überlassen ihn draußen der Witterung. Später wird er in ein Flüchtlingscamp verlegt und entkommt abermals. Er besticht einen Taxifahrer, der ihn nach Österreich bringt. Am 19. August 2014 erreicht Esmail Deutschland. Flughafen Düsseldorf Der Flieger hat mittlerweile mit eineinhalb Stunden Verspätung den Deutschland Österreich

Düsseldorfer Luftraum erreicht. Esmail starrt auf das kleine gelbe Flugzeugsymbol, das die Reise seiner Familie in der App kenntlich macht. Er zählt die Flughöhe herunter: noch 400 Fuß, noch 300, 200, 100. Gelandet. Esmail greift nach dem Blumenstrauß und stolziert in Richtung der Tür, durch die seine Familie in wenigen Minuten kommen wird. Fast jeden Tag hat er in den vergangenen drei Jahren mit seiner Familie telefoniert, oft auch per Videochat. Sie haben dabei gelacht, geweint, sie haben sich gestritten und versöhnt, einander misstraut und

Esmails Fluchtroute Ungarn Serbien Mazedonien Türkei Griechenland Syrien 400 km

GRAFIK: ZÖRNER

FOTOS: ANNE ORTHEN

wieder vertraut. Es war schwierig, sagt Esmail. Seine Kinder sind jetzt sechs und drei Jahre alt. Als er ging, waren sie zwei und sechs Monate. Ahmed konnte damals noch nicht sprechen. Wie wird er seinem Vater begegnen, der doch die meiste Zeit seines bisherigen Lebens nicht bei ihm war, sondern rund 4000 Kilometer entfernt? „Ich habe vergessen, wie meine Frau und meine Kinder riechen“, sagt Esmail und schaut erwartungsvoll zur Tür. Leben in Deutschland Über München und Dortmund kommt Esmail nach Düsseldorf. Deutschland ist in jenen Tagen (und vor allem in den kommenden Monaten) restlos überfordert mit den zahlreichen Flüchtlingen. Die Gerichte und das Migrationsamt (Bamf) können die Flut an Asylanträgen nur mühsam bearbeiten. Esmail stellt am 15. Oktober 2014 seinen Asylantrag. Was folgt, ist eine bürokratische und rechtliche Odyssee, die ihm und seiner Familie viel abverlangen wird. Ende Oktober stellt das Bamf einen Übernahmeantrag an Ungarn – mit der Begründung, dass Esmail dort während seiner Flucht erstmals

in einem EU-Land mit seinem Fingerabdruck registriert wurde. Damit ist Ungarn gemäß den sogenannten Dublin-Richtlinien für Esmails Asylverfahren verantwortlich. Doch so einfach will Esmail sein Versprechen, das er seiner Familie gegeben hatte, nicht brechen. Er nimmt sich eine Anwältin. Das Psychosoziale Zentrum Düsseldorf, in dem Esmail inzwischen wegen seiner Albträume in Behandlung ist, hilft bei der Vermittlung. Der Fall geht vor Gericht, das Esmails Klage jedoch ablehnt. Esmail geht in Berufung. Mittlerweile sind neun Monate vergangen. Esmail erlebt seinen ersten vollen Sommer in Deutschland. Da sein Flüchtlingsstatus noch nicht geklärt ist, darf er nicht arbeiten. Aber er muss seiner Familie Geld schicken, also arbeitet er schwarz auf Baustellen, sammelt Flaschen in der Düsseldorfer Altstadt und verteilt Flyer. Im August 2015 wird die Berufung zugelassen. Ende Oktober knickt das Bamf ein, das Verfahren wird eingestellt. Am 11. November 2015 erhält Esmail einen Fragebogen für ein beschleunigtes Asylverfahren. Am gleichen Tag füllt er es mit seiner Anwältin aus und schickt es zurück. Die Monate vergehen. Erst am 26. April 2016 gibt das Bamf bekannt, es bedarf einer erneuten Anhörung, weil in der Zwischenzeit die Vereinfachung beim Asylverfahren für syrische Flüchtlinge aufgehoben wurde. Esmail durchläuft auch dieses. Am 20. Juli 2016 entscheidet das Bamf: Esmail erhält den Flüchtlingsstatus. Er darf drei Jahre im Land bleiben, und: Er darf seine Familie nachholen. Doch es vergeht noch ein knappes Jahr, bis Esmail seinen elektronischen Pass bekommt, mit dem er für seine Familie ein Visum beantragen kann. Esmail nutzt die Zeit: Er lernt Deutsch, arbeitet – mittlerweile legal – in einem Restaurant. Seit Anfang dieses Jahres hat er sogar eine Teilzeitstelle in seinem ursprünglichen Beruf: als OP-Assistent im Düsseldorfer St.-Martinus-Krankenhaus. Flughafen Düsseldorf Die ersten Passagiere von Flug ST 3049 strömen aus der GepäckbandHalle. Esmail wartet in erster Reihe. Dann erscheint seine Familie. Esmail reckt den Arm in die Luft und ruft nach seiner Frau und den Kindern. Seine Frau schiebt einen Gebpäckwagen mit drei schweren Koffern vor sich her. Als sie ihn sieht, lächelt sie schüchtern. Mit jedem Schritt, den sie auf Esmail zugeht, werden ihre Augen glasiger und ihre Lippen zittriger. Esmail schließt sie in seine Arme. Er drückt sie fest an sich. Gut eine Minute lang verharren sie in dieser Position, dabei beginnt seine Frau, immer mehr zu weinen. Sie küssen sich nicht. Manchmal ist das Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit während einer innigen Umarmung viel intensiver als ein Kuss. Esmail weiß, dass jetzt noch viel Arbeit vor ihnen liegt. Eine größere Wohnung muss her, mehr Geld, seine Frau und die Kinder müssen Deutsch lernen, Farah muss in die Schule, Ahmed in die Kita. Doch die Familie hat schon viel geschafft, ohne zusammen zu sein. Jetzt sind sie es. Später in seiner Wohnung sagt Esmail, dass er bei der Ankunft seiner Familie auf die Uhr geschaut habe. Vor drei Jahren habe er sie fast um die gleiche Zeit verlassen. Das muss ein Zeichen sein, sagt er. Für was? „Für ein gutes, neues Leben.“


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RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

A4 Politik

Kanzlerin und Kandidat Der Wahlkampf beginnt: Angela Merkel und Martin Schulz sind auf Sommertour. Unsere Korrespondentin Rena Lehmann hat beide begleitet.

Angela Merkel singt im Konzertgarten West der Stadt Kühlungsborn mit einem Shanty-Chor. KÜHLUNGSBORN Keine Wolke steht am Himmel, als der Helikopter mit der Bundeskanzlerin an Bord über die Küste einschwebt. Es geht über Dünen und den weißen Strand des Ostseebads Kühlungsborn. Im vornehmen Konzertgarten trällert im Freien schon der Shanty-Chor „de Klaashahns“ „La Paloma“. Eine halbe Stunde wird Angela Merkel hier gleich in einfachen Sätzen ein wohl dosiertes Programm vorstellen. Ihre Botschaft: Dem Land geht es gut, genießen Sie Ihren Urlaub. Angela Merkels G 20-Gipfel mit Hunderten Verletzen in Hamburg ist keine Woche her – hier in Kühlungsborn ist all das gerade sehr weit weg. Der Auftakt ihrer Wahlkampftour an der See hat für Angela Merkel schon Tradition. Das kann man nach zwölf Jahren Kanzlerschaft sagen. An diesem Nachmittag ist sie im Zwei-Stunden-Takt an der Nordsee in Harlingersiel, in Heiligenhafen an der Ostsee und jetzt gleich in Kühlungsborn. Als sie fast auf die Minute pünktlich kommt, drehen sich dann doch die Köpfe weg vom Shanty-Chor, und ein gut gelaunter Pop-Song schallt aus den Boxen in den Konzertgarten. Das Publikum steht auf und jubelt, viele haben ihre Smartphones gezückt, es ist ein bisschen, als würde hier gleich wirklich ein Pop-Star auftreten. Angela Merkel bleibt ein paar Mal stehen, ihr eigener Wahlkreis ist nicht weit von hier, sie kennt hier viele. „Du bist so nah an den Menschen“, lobt sie der CDU-Landesvorsitzende Vincent Kokert. Er fügt hinzu: „Angela Merkel ist die Vertreterin der freien Welt.“ In Berlin und auf internationalem Parkett wider-

spricht die Bundeskanzlerin solchen Sätzen konsequent. Würde sich der Eindruck verfestigen, sie selbst nehme eine Art Führungsrolle für sich in Anspruch, wäre das für Verhandlungen eher schädlich. Viele andere europäische Staaten fürchten eine Dominanz Deutschlands ohnehin. Aber hier vor den Urlaubern in der Abendsonne von Kühlungsborn lässt sie den Satz einfach stehen. Angela Merkel beginnt ihre Rede lieber mit einem kurzen Exkurs zur Urlaubszeit. Urlaubstage und Sommertage böten „ja die Möglichkeit,

Ihre Konkurrenz erwähnt Merkel mit keinem Wort, nicht einmal die SPD, geschweige denn Martin Schulz dass man noch mal neu nachdenken kann“. „Diskutieren Sie mit Freunden und Verwandten, wie Sie sich Ihr Leben in den nächsten Jahren vorstellen.“ Das Allerwichtigste ist es, sagt Merkel, dass jeder am 24. September mitentscheiden könne, „wie es in Deutschland danach weitergeht“. Dann erst beginnt ihre Werbung in eigener Sache. Sie erinnert an fünf Millionen Arbeitslose, die sie zu Beginn ihrer Amtszeit 2005 vorgefunden habe und stellt schnörkellos fest: „Heute haben wir nur noch die Hälfte.“ Noch mehr Menschen müssten nun Arbeit finden, mehr Arbeitsplätze entstehen, aber bitte solche, bei denen man dann „auch gute Laune haben kann“. Hier in Mecklenburg-Vorpommern, wo die Arbeitslosigkeit mit acht Prozent

FOTO: IMAGO

immer noch höher liegt als im Bundesschnitt, kommen solche Aussichten gut an. Ihren Redeteil zur Steuerpolitik leitet Merkel mit den Worten ein: „Wir dürfen die Gesellschaft nicht spalten.“ Während ihres eher oberflächlichen Streifzugs durch das Unionsprogramm lässt die Aufmerksamkeit im Publikum nach. Es wird unruhig, nur ab und zu brandet Szenenapplaus auf, gerade laut genug, um ein paar Störer von der AfD, die hinter dem Gelände Unverständliches krakeelen, zu übertönen. Merkel im Wahlkampf, das ist eine andere Merkel als die Bundeskanzlerin in Berlin und auf internationalen Gipfeln. Wenn sie über die Bedeutung der digitalen Wirtschaft spricht, sagt sie Sätze wie: „Man kann ja heute keine Familienmahlzeit mehr einnehmen, ohne dass zwei Leute auf ihr Handy gucken.“ Als sie am Ende einen Korb mit regionaler Feinkost erhält, meint sie trocken: „Dann brauche ich wenigstens nicht mehr einkaufen.“ Es ist wohl auch Teil von Angela Merkels Erfolg, dass sie solche Sätze sagen kann, ohne dass sie anbiedernd wirken. Man nimmt es ihr ab, dass sie „normal“ geblieben ist. Das große Thema ihrer Kanzlerschaft streift sie nur am Rande. Sie dankt den Ehrenamtlichen für ihr Engagement für Flüchtlinge, genauso wie sie den Polizisten für den Einsatz beim G 20-Gipfel dankt. Die Konkurrenz erwähnt sie mit keinem Wort, nicht einmal die SPD, geschweige denn ihren Kanzlerkandidaten Martin Schulz. Wenn man ihr so zuhört, vergisst man beinahe, dass es ihn überhaupt gibt.

Martin Schulz trägt bei einem Besuch der Stadtwerke München eine Schutzbrille.

FOTO: DPA

sich in die Niederungen der deutschen Innenpolitik begeben. Auf den Marktplätzen ist er besser als sie, meint er. Und dann wird er seine Chance nutzen, um das Ding noch zu drehen und Bundeskanzler zu werden. Martin Schulz ist ein ungewöhnlicher Kanzlerkandidat. Mit 31 wurde er jüngster Bürgermeister Deutschlands in seiner Heimatstadt Würselen, mit Anfang 40 ging er nach Brüssel, die letzten 25 Jahre war er Europapolitiker, als Parlamentspräsident wurde er bekannt. Einen größeren Wahlkampf hat er geführt, als

und spricht frappierend ehrlich über Zweifel und seine Suche nach der richtigen Strategie. Das kann man als Stärke betrachten in einer Zeit, in der sich offenbar viele Bürger von Politik abwenden, weil sie nicht mehr das Gefühl haben, dass das Spitzenpersonal echt und authentisch ist. Es kann aber auch Zweifel nähren an Schulz’ Fähigkeit, die fünftgrößte Industrienation Deutschland in international unübersichtlicher Lage entschieden zu führen. Schulz ist nicht abgehoben. Er wirkt nahbar und zugänglich. Aber er hat auch nicht die Präsenz, die bei anderen Mächtigen sofort spürbar wird, wenn sie den Raum betreten. Schulz musste auch lernen, dass es schwierig ist, mit Inhalten durchzudringen, wenn der Gegner nicht mit ihm streiten will. Angela Merkel hat er beim Parteitag in Dortmund einen „Anschlag auf die Demokratie“ vorgeworfen, weil sie einen inhaltsleeren Wahlkampf führe und jegliche Auseinandersetzung verhindere. Seine Rede in Dortmund war sein bisher schärfster Angriff gegen Angela Merkel. Müsste er sie härter angehen? Offen sagen, dass sie das Land aus seiner Sicht nur verwaltet, Probleme vertagt und den kleinsten gemeinsamen Nennen schon als Erfolg verkauft? Seine Berater halten es offenbar noch für zu riskant. Eine nicht unwesentliche Rolle spielt, dass es einen Mann weibliche Wähler kosten kann, Frau Merkel zu hart anzugehen. Schulz hat aber auch erkannt, dass ein zu enges Korsett aus Beratung und Wahltaktik ihm Chancen raubt. Viel zu verlieren hat er in den nächsten Wochen nicht mehr.

Vor dem Münchener Technologiezentrum wartet ganz allein ein junger Mann in Lederhosen und Trachtenhemd auf ihn. Er will ein Foto machen, von sich und dem SPD-Kanzlerkandidaten. „Sie werden’s schon schaffen“, sagt der junge Mann und klopft Martin Schulz mit seiner großen Hand auf die Schulter. Solche Momente tun dem SPD-Mann gerade gut. Ein langer Wahlkampf liegt vor ihm, in dem er ankämpfen muss gegen eine öffentliche Stimmung, nach der das Rennen gegen Angela Merkel schon entschieden scheint. Bis zum 24. September wird er jetzt jeden Tag mindestens zwei Termine machen, freie Wochenenden gibt es keine mehr, keinen Urlaub, nur kleine Verschnaufpausen. In der vergangenen Woche hat er das Land von Süden über Nordrhein-Westfalen bis Hamburg bereist. Überall warten Kameras und Mikrofone, stellen Journalisten Fragen, wollen Parteimitglieder für den Wahlkampf motiviert werden. Martin Schulz steht unter Dauerbeobachtung. Es kostet ihn sichtbar Kraft, seinen Kampfgeist immer wieder hervorzukehren. Oder ist er schon erloschen? Die letzten Monate sind jedenfalls nicht spurlos an ihm vorübergegangen. Schulz wirkt zwischendurch abgekämpft. Es ist mühsam, den GuteLaune-Bären zu geben, wenn Umfragewerte stagnieren und die Gegnerin einfach weiterregiert und wirkungsvolle Fotos von internationalen Gipfeln produziert. Schulz hat ein Bild für diesen Zustand: „Air Force One gegen Würselen“ nennt er das Duell gegen Angela Merkel inzwischen. Aber irgendwann, bald, müsste auch Merkel landen und

MÜNCHEN

Endstation Digitalien

G

er gegen Jean-Claude Juncker für das Amt des Kommissionspräsidenten kandidierte. Im Januar wurde er Parteichef und Kanzlerkandidat in Deutschland. Für den Neustart bleibt wenig Zeit. Seinen Höhenflug vom Anfang des Jahres, als die SPD in den Umfragen kurzzeitig über 30 Prozent und der Union sehr nahe kam, sieht er heute nüchtern. Schon damals habe er gewusst, dass der Hype nicht anhalten wird, dass es einen langen Atem braucht. Es folgten drei Landtagswahlen, an deren Ende die SPD in ihrem Stammland Nordrhein-Westfalen die Macht verlor. Schulz war in den Wochen vor der Wahl in NRW abwesend, zog sich zurück, äußerte sich nicht. Ein Fehler, wie er heute weiß. Aber Schulz ist kein glatt geschliffener Profi. Er zeigt Unsicherheit

Wohnungsbau-Offensive der SPD kommt nicht voran

KOLUMNE TOTAL DIGITAL

ute Nachrichten für alle Sommerurlauber: Die horrenden Roaminggebühren innerhalb der EU sind abgeschafft. Auch die sogenannte Störerhaftung war einmal. Die Folge: Ob im Hotel oder in den Straßencafés, überall schießen Gratis-Hotspots aus dem Boden. Noch nie war das Surfen im Urlaub einfacher und günstiger. Wären da nicht die noch immer unbrauchbaren Online-Angebote deutscher Reiseunternehmen wie Lufthansa oder Deutsche Bahn. Beispiel Bahn. Hier hat sich der Konzern jüngst mal wieder selbst übertroffen. Die App „DB Navigator“ erweist sich im Alltagstest als alles andere als „papierlos und unkompliziert“. Von wegen! Das praktische Online-Ticket gilt nur, wenn man dazu einen gültigen behördlichen Lichtbildausweis mit sich führt. Hat man seinen Ausweis nicht dabei, ist das bereits bezahlte Online-Ticket ungültig, so als hätte

Schulz musste lernen, dass es schwierig ist, mit Inhalten durchzudringen, wenn der Gegner nicht mit ihm streiten will

Nach Jahren des Zögerns wollen endlich auch die deutschen Reiseunternehmen im Netz voll durchstarten. Ausgerechnet die zwei größten deutschen Flaggschiffe Deutsche Bahn und Lufthansa erweisen sich im Alltagstest als digitale Bremser.

RICHARD GUTJAHR

man es nie gekauft! Die Folge: Strafgebühr („Fahrpreisnacherhebung“), gegebenenfalls muss man sogar einen komplett neuen Fahrschein erwerben. Ausnahme: Man besitzt eine Bahncard Business. Ach ja: Beim ollen, analogen Automaten-Fahrschein braucht man übrigens gar keinen Ausweis. Wer soll das verstehen? Beispiel Lufthansa. Die (Eigenwerbung: „digitalste Fluglinie der Welt“) schafft es immer noch nicht, im Jahr 2017 eine halbwegs brauchbare Website hinzubekommen. Die Ladezeiten erinnern an die Anfänge des World Wide Web, als man sich noch mit Akustikkoppler oder 56KModem ins Netz eingewählt hat („Bin ich schon drin?“). Wer dann aber die geballte digitale Unfähigkeit beider Unternehmen kennenlernen möchte, dem empfehle ich das Rail&Fly-Angebot der beiden Reise-Riesen. Mit Rail&Fly reise man „kostengünstig“, „flexi-

bel“ und „unkompliziert“ von 5600 DB-Bahnhöfen zum Flughafen. Es sei denn, man sitzt wie ich neulich im falschen Waggon. Weil der mir zugewiesene Lufthansa-Waggon kurzfristig ausgetauscht worden war, nehme ich in einem anderen Wagen Platz. Stolz präsentiere ich dem Bahn-Schaffner unaufgefordert meinen OnlineFahrschein zusammen mit meinem gültigen Reisepass. „Ungültig!“, blafft mich der Schaffner an. „Wieso?“ will ich wissen. Mein Rail&FlyTicket gelte ausschließlich im Lufthansa-Waggon – desselben Zugs. Dort hätte der Schaffner einen Scanner, der mit dem Lufthansa-System verbunden sei. Seiner könne das Ticket nicht lesen. Die Systeme seien nicht kompatibel. Keine Pointe. Richard Gutjahr ist Moderator für das Bayerische Fernsehen und Blogger. Ihre Meinung? Schreiben Sie unserem Autor: kolumne@rheinische-post.de

BERLIN (mar) Die Wohnungsbauoffensive von Bauministerin Barbara Hendricks (SPD) hat nach Meinung des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) die Erwartungen noch nicht erfüllt. „2016 wurden 280.000 Wohnungen neu gebaut, 2015 waren es 248.000 Wohnungen. Es gibt also schon ein Plus, das aber nicht reicht“, sagte der Immobilienexperte des Kölner Instituts, Michael Voigtländer. „Wir brauchen etwa 385.000 Wohnungen pro Jahr“, sagte er. Zuwanderung und die innerstaatlichen Wanderungsbewegungen in die Ballungsräume verlangten ein erheblich größeres Wohnungsangebot. Hendricks will die Ergebnisse ihrer Wohnungsbauoffensive heute in Berlin vorstellen. Sie war allerdings erst im März 2016 gestartet und enthielt einen Zehn-Punkte-Plan, den ein Bündnis aus rund 30 Verbänden der Bauwirtschaft erarbeitet hatte. Der Plan zielte darauf, bürokratische Hemm-

nisse im Wohnungsbau abzubauen. Länder und Kommunen sollten zudem mehr und schneller bebaubare Flächen zur Verfügung stellen. Der Bund versprach zusätzliche Mittel. Der Wohnungsbau sprang mittlerweile zwar an, doch die Zuwächse sind derzeit noch zu gering. Zudem lässt sich kaum nachweisen, was die Gründe für die leicht erhöhte Bautätigkeit sind. „Das Grundproblem besteht darin, dass die Baulandpotenziale in den Großstädten nicht gehoben werden“, sagte IW-Experte Voigtländer. „Der Bund könnte hier durch eine Verbesserung und Umstellung der Städtebauförderung helfen.“ München, Frankfurt oder Berlin könnten in den nächsten 15 bis 20 Jahren mit rund zehn Prozent mehr Einwohnern rechnen, wenn sie in der Lage wären, den entsprechenden Wohnraum bereitzustellen. „Gelingt dies nicht, wird Wohnen noch knapper und damit zum Luxusgut.“


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RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

Politik A5

„Den Verrätern die Köpfe abschlagen“ Ein Jahr nach dem Putschversuch macht Präsident Erdogan bei den Gedenkfeiern deutlich, dass es keine Gnade für die Putschisten geben wird. Auch die Wiedereinführung der Todesstrafe macht er wieder zum Thema. VON SUSANNE GÜSTEN ISTANBUL Egal, wen man am Samstagabend in der Türkei per Handy anrief – es meldete sich immer Recep Tayyip Erdogan. Alle Mobilfunkbetreiber spielten bei jedem Anruf automatisch eine Botschaft des Staatspräsidenten zum Jahrestag des Putschversuchs am 15. Juli 2016 ab. Erdogans Allgegenwart war nie so überwältigend wie an diesem Tag. Bei Massenkundgebungen mit mehreren Millionen Zuschauern kündigte der Präsident eine unbarmherzige Verfolgung aller Gegner an, bekräftigte seine Unterstützung für die Todesstrafe und beschimpfte Oppositionschef Kemal Kiliçdaroglu als Komplizen der Putschisten. Gleichzeitig attackierte der Präsident die westlichen Partner der Türkei. In Istanbul versammelten sich Hunderttausende Menschen an jener Bosporusbrücke, die am Abend des 15. Juli des vergangenen Jahres zu einem Brennpunkt der Auseinandersetzungen zwischen Putschsoldaten und der Bevölkerung geworden war. Erdogan weihte am asiatischen Ufer der Brücke ein Denkmal für die 250 Todesopfer des Aufstandes ein. Noch in der Nacht reiste er nach Ankara weiter, wo er an einer weiteren Gedenkveranstaltung teilnahm. Die Kundgebungen waren mit Lichtern, Fahnen und patriotischen Gesängen so aufwendig inszeniert, dass Kritiker von Veranstaltungen eines totalitären Regimes sprachen. Aus den rund 90.000 Moscheen im ganzen Land erschollen in der Nacht zum Sonntag gleichzeitig Gesänge zum Gedenken an den Putsch. Obwohl die Regierung ein Jahr nach dem Aufstand gegen Erdogan die Einheit der Nation beschwor, war von einer Verständigung über die Parteigrenzen hinweg nichts zu sehen, im Gegenteil. Die beiden größten Oppositionsparteien – die säkularistische CHP und die prokurdische HDP – boykottierten eine

Der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan hält zum Jahrestag des Putschversuches eine Ansprache. FOTO: REUTERS

Gedenkveranstaltung vor dem Parlamentsgebäude in Ankara. CHPChef Kiliçdaroglu spricht von einem „kontrollierten Putsch“ und wirft der Regierung vor, die Gewalt als Vorwand für ein undemokratisches Vorgehen gegen ihre Gegner zu benutzen. Der Präsident weist dies zurück und erhöht den Druck weiter – wohl auch mit Blick auf die Präsidentenwahl in zwei Jahren. Die Parteiführung der HDP sitzt bereits im Gefängnis. Über Kiliçdaroglu, dessen Protestmarsch gegen die Regierung kürzlich sehr viel Zulauf erhalten hatte, sagte Erdogan, der Oppositionsführer habe sich in der Putschnacht von den Aufrührern beschützen lassen, statt gegen sie zu kämpfen. Einige Regierungskritiker im Ausland kommentierten, Erdogan bereite möglicherweise die Fest-

nahme von Kiliçdaroglu vor. Der Präsident kündigte die erneute Verlängerung des seit dem vergangenen Jahr geltenden Ausnahmezustandes an. In einer mit religiösen Anspielungen und Formeln durchsetzten Rede in Istanbul betonte Erdogan, der islamische Glaube sei die wichtigste Waffe jener Bürger gewesen, die sich in der Putschnacht den Panzern der Aufrührern entgegengestellt hätten. Er versprach, den Anhängern des als Putschführers bezeichneten Prediger Fethullah Gülen, den kurdischen PKK-Extremisten und anderen Staatsfeinden „die Köpfe abzuschlagen“ und die Wiedereinführung der Todesstrafe nach einem entsprechenden Parlamentsvotum in Kraft zu setzen. Mutmaßliche Putschanhänger sollen künftig vor Gericht in orangefar-

Frankreich gedenkt der größten Deportation von Juden während der Besatzung. PARIS Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat im Beisein von Israels Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu die Verantwortung seines Landes für die größte Massenverhaftung von Juden während des Zweiten Weltkrieges in Frankreich bekräftigt. Bei der „Razzia vom Vél d’Hiv“ hatten französische Polizisten am 16. und 17. Juli 1942 im Auftrag der deutschen Besatzer 13.000 Juden verhaftet. Die Menschen wurden anschließend von der SS in Sammel- und Konzentrationslager in Frankreich verschleppt, später in Vernichtungslager. „Es war Frankreich, das die Razzia organisierte und später die Deportation“, sagte Macron gestern in Paris bei einer Gedenkveranstaltung zum 75. Jahrestag. „Nicht ein einziger Deutscher“ habe an der Organisation teilgenommen. Die Beteili-

Tempelberg in Jerusalem wieder geöffnet TEL AVIV (dpa) Nach dem blutigen Anschlag am Tempelberg in Jerusalem hat die israelische Polizei damit begonnen, die für Muslime und Juden heilige Stätte wieder schrittweise zu öffnen. Unter erhöhten Sicherheitsvorkehrungen durften muslimische Gläubige zunächst durch einen Zugang auf den Hügel, wie eine Sprecherin der Polizei gestern sagte. Israel hatte den Zugang am Freitag zum ersten Mal seit Jahrzehnten geschlossen, nachdem drei arabische Israelis an dem für Juden und Muslime heiligen Ort auf Polizisten geschossen und zwei Beamte getötet hatten.

Ägypten: Messerstecher spricht offenbar Deutsch

Gefangen im Vorzimmer des Todes VON CHRISTINE LONGIN

MELDUNGEN

gung Frankreichs war lange ein Tabu-Thema. Erst 1995 entschuldigte sich der damalige Staatspräsident Jacques Chirac öffentlich. Joseph Weissmann überlebte die Massenfestnahme. Erst vor wenigen Jahren hat der 86-Jährige angefangen, Schülern von den Ereignissen von damals zu berichten. Von der Hitze, dem Gestank im Wintervelodrom, jener Radsporthalle, wo rund 8000 Juden fünf Tage lang ohne Wasser und Nahrung wie Tiere zusammengepfercht waren. Das „Vél d’Hiv“ war in jenen Tagen ein Vorzimmer des Todes, denn fast alle Insassen, darunter mehr als 4000 Kinder, wurden nach Auschwitz deportiert. Nur ein paar Dutzend kehrten zurück. „Wir wurden in überhitzten und überfüllten Zügen weggebracht“, erinnert sich Weissmann. Sarah Lichtsztejn-Montard ist die einzige noch lebende Zeugin des Vél d’Hiv im Großraum Paris. Seit ei-

Der französische Präsident Emmanuel Macron während der Gedenkfeier. FOTO: DPA

nem Sturz vor wenigen Wochen spricht die energische 89-Jährige nur noch am Telefon über ihre Erinnerungen: „Es war direkt zu Beginn der Sommerferien. Ich hatte eine jüdische Mitschülerin, deren Eltern von einem Polizisten vor Massenfestnahmen gewarnt worden waren“, schildert die Tochter polnischer Einwanderer mit dunkler Stimme die Situation. „Doch Mama wollte mir nicht glauben. Sie wähnte sich in Frankreich, dem Land der Menschenrechte, in Sicherheit.“ Diese Sicherheit wird am 16. Juli 1942 um sechs Uhr morgens erschüttert, als zwei Polizisten an die Wohnungstür klopfen. Französische Polizisten sind es: einer in Uniform und einer in Zivil. Rund 7000 „Flics“ waren damals für die größte Verhaftungsaktion in der Geschichte im Einsatz. „Die deutschen Besatzer wollten keine deutschen Polizisten einsetzen, um die französische Bevölkerung nicht zu provozieren“, erklärt der Historiker Serge Klarsfeld diese Entscheidung. Sarah steht nicht auf der Liste, die die Polizisten dabei haben. Doch einer der Beamten setzt sie einfach darauf. „Meine Mutter flehte ihn auf Knien an, mich nicht mitzunehmen.“ Vergebens. Sarah Lichtsztejn-Montard und ihre Mutter können jedoch aus dem Velodrom entkommen. Zwei Jahre lang verstecken sie sich, bis sie 1944 verraten und nach Auschwitz deportiert werden. Erst im Mai 1945 gelangen sie nach Frankreich zurück. Joseph Weissmann wurde aus dem „Vél d’Hiv“ ins Lager Beaunela-Rolande südlich von Paris gebracht, aus dem er später zusammen mit einem Freund floh.

HURGHADA (dpa) Der Messerstecher von Hurghada beruft sich einem Medienbericht zufolge auf das islamische Recht der Scharia. Der 28Jährige, der am Freitag zwei deutsche Frauen getötet hatte, habe dies in den Vernehmungen mit den Ermittlern gesagt, berichtete die Zeitung „Al Shorouk“ unter Berufung auf informierte Kreise. Der Mann offenbare die Ideologie des Islamischen Staats. Weiter hieß es, dass der aus dem Norden des Landes stammende Mann gut Deutsch spreche und sich vor der Bluttat an einem Hotelstrand Hurghadas mit seinen beiden Opfern unterhalten habe.

benen Häftlingsanzügen erscheinen – „wie in Guantanamo“, sagte Erdogan. Zu den angeblichen Feinden der Türkei zählt die Regierung immer offener auch westliche Staaten. Ministerpräsident Binali Yildirim deutete an, die USA seien möglicherweise an dem Putschversuch beteiligt gewesen. Washington werde dies aber niemals zugeben. Erdogan betonte, im Ausland lägen „so viele Feinde im Hinterhalt“ gegen sein Land, dass er eine internationale Krise auslösen würde, wenn er jeden Akteur nenne. Die Türkei warte seit mehr als 50 Jahren auf eine Mitgliedschaft in der EU: „Aber sie halten uns immer noch zum Narren.“ Die Türkei habe keine andere Wahl, als ihren eigenen Weg zu gehen. Kurz vor dem Jahrestag hatte die Regierung mit der Entlassung von

mehr als 7000 weiteren Menschen aus dem Staatsdienst signalisiert, dass die Säuberungen in der Bürokratie weitergehen werden. Insgesamt sind seit dem Putschversuch nun fast 160.000 Menschen entlassen und rund 50.000 inhaftiert worden. Premier Yildirim kündigte an, der Kampf gehe weiter, bis kein Gülen-Anhänger mehr übrig sei. Schon kleine Abweichungen von der offiziellen Linie können inzwischen in der Polizeihaft enden. So wurde Yeliz Koray, Kolumnistin einer Provinzzeitung, festgenommen, weil sie die bombastischen Feiern zum Putsch-Jahrestag hinterfragt hatte: Ihr Beitrag war nach Angaben ihrer Zeitung von rund einer Million Menschen gelesen worden. Noch am Tag der Veröffentlichung des Beitrags wurde Koray von der Polizei abgeholt.

Nordkorea könnte mehr Plutonium haben als gedacht

Auch russischer Ex-Agent traf sich mit Trump junior VON FRANK HERRMANN

Am 4. Juli testete Nordkorea eine InFOTO: DPA terkontinentalrakete. WASHINGTON (rtr) Nordkorea hat

nach Einschätzung eines Forschungsinstituts möglicherweise mehr Plutonium für Atomwaffen hergestellt als bislang bekannt. Darauf deuteten Wärmebild-Aufnahmen hin, die Satelliten von September 2016 bis Juni 2017 vom nuklearchemischen Labor der Atomanlage Yongbyon aufgenommen hätten, teilte das auf Nordkorea-Beobachtung spezialisierte Institut 38 North in Washington mit. Demnach gab es mindestens zwei bislang nicht bekannte Wiederaufarbeitungszyklen zur Vergrößerung des Plutonium-Arsenals. Zudem deuteten Aufnahmen von der Uran-Anreicherungsanlage in Yongbyon darauf hin, dass Zentrifugen in Betrieb gewesen seien. Nordkorea hat bislang fünf Atomwaffen getestet. Ein sechster Test könnte nach Einschätzung von Experten jederzeit vorgenommen werden. Das isolierte kommunistische Land treibt trotz internationaler Proteste und Sanktionen seine Raketen- und Atomprogramme voran. Entgegen UN-Auflagen hat Nordkorea Raketen getestet, die möglicherweise auch das Territorium der USA erreichen können.

WASHINGTON Man kann nicht sagen, dass Rinat Akhmetshin Wert darauf legt, ein unauffälliges Leben zu führen. Ist er in Washington unterwegs, fährt er oft auf einem sehr auffälligen, orange lackierten Fahrrad. Am Logan Circle, einer der angesagtesten Ecken der Stadt, bewohnt er ein zwei Millionen Dollar teures Apartment. Er gilt als jovial und redselig, ein Kunstsammler und Opernliebhaber, der gern mit Presseleuten plaudert und den zum Beispiel Seymour Hersh, Amerikas bester investigativer Reporter, zu seinem Bekanntenkreis zählt. Auch Akhmetshin hat im vergangenen Jahr an einem womöglich folgenschweren Treffen im Trump Tower teilgenommen, organisiert mitten im Wahlkampf von Donald Trump jr., dem ältesten Sohn des Immobilienmoguls, um aus russischen Quellen Belastendes gegen Hillary Clinton in die Hand zu bekommen. Die Episode ist das bislang deutlichste Indiz dafür, dass sich der Beraterzirkel um Trump Senior nichts dabei dachte, auf russische Hilfe zurückzugreifen, um Clinton zu schaden. Dass der Präsident in akute Erklärungsnot gerät, liegt auch daran, dass der Junior gelogen hat, als er die Chance hatte, die Karten auf den Tisch zu legen. Als Donald jr. im Studio des wohlwollenden Fox-News-Moderators Sean Hannity eine Art Beichte ablegte, betonte er noch, nun sei alles gesagt, nichts mehr offen. Kurz darauf wurde bekannt, dass auch Akhmetshin am 9. Juni 2016 in der Runde im Trump Tower saß, neben Trumps Schwiegersohn Jared

Iran nimmt Bruder des Präsidenten fest TEHERAN (ap) Der Bruder des irani-

schen Präsidenten Hassan Ruhani ist laut einem Agenturbericht wegen einer finanziellen Angelegenheit festgenommen worden. Die Nachrichtenagentur Tasnim gab die Aussage des Justizsprechers Gholamhosein Mohseni Edschehi wieder, dass Hossein Fereidun festgenommen worden sei und auf Kaution freigelassen werden könnte. Fereidun ist ein enger Vertrauter Ruhanis. Dieser änderte vor mehreren Jahren seinen damaligen Nachnamen Fereidun. Ruhani ist seit dem August 2013 Präsident des Iran, er wurde am 20. Mai dieses Jahres wiedergewählt.

Kushner und dem Kampagnenmanager Paul Manafort, neben der russischen Anwältin Natalja Weselnizkaja und Rob Goldstone, einem früheren britischen Boulevardjournalisten. Die neuen Enthüllungen haben die Glaubwürdigkeit Donald juniors schon deshalb zertrümmert, weil Akhmetshin alles andere als eine blasse Figur ist, die man schnell vergisst. Unstrittig ist seine Migrantengeschichte. 1994 übersiedelte er in die USA, deren Staatsbürgerschaft er 15 Jahre später annahm. Umstritten ist dagegen, welche Rolle er in der sowjetischen Armee spielte, in deren Reihen er von 1986 bis 1988 diente. Ein Unternehmen, das sich vor einem New Yorker Richter mit ihm stritt, beschrieb ihn als Offizier des sowjetischen Militärgeheimdienstes. Er selber sagte der New York Times, er sei ein ganz normaler Wehrpflichtiger gewesen, „wie Millionen sowjetischer Jungs“. Was die Amerikaner viel brennender interessiert: Könnte es dieser umtriebige Lebemann gewesen sein, der Trumps Team die Dienste russischer Hacker vermittelte? Beweise gibt es keine, allerdings Indizien dafür, dass sich Akhmetshin mit Cyberangriffen auskannte. 2015 klagte ein in Amsterdam registrierter, von kasachischen Geschäftsleuten betriebener Bergbaukonzern gegen den Mann. International Mineral Resources (IMR), so der Name des Unternehmens, beschuldigte ihn, im Auftrag eines russischen Konkurrenten Firmencomputer gehackt und etwa 28.000 Datensätze gestohlen zu haben. Später nahm der Konzern seine Vorwürfe jedoch zurück.


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MONTAG, 17. JULI 2017

Wirtschaft

GESAGT „Gehen Frauen nur fĂźr zwei Monate in Elternzeit, werden sie noch heute als RabenmĂźtter bezeichnet und gelten als unsympathisch.“ Jutta Allmendinger, Präsidentin des Wissenschaftszentrums Berlin fĂźr Sozialforschung

ZAHL DES TAGES 2000 So viele Wohnungen will der Immobilienkonzern Vonovia mindestens pro Jahr in Eigenregie bauen. Vorstandschef Rolf Buch sagte der „Welt am Sonntag“, er kĂśnne sich auch eine noch grĂśĂ&#x;ere Zahl vorstellen.

RP-ONLINE.DE/WIRTSCHAFT

INTERVIEW KARL-JOSEF LAUMANN

ABGASSKANDAL

„Bessere Information statt Impfpflicht“

Abgasskandal entzweit BrĂźssel und Berlin BERLIN/BRĂœSSEL (dpa) Bei der Aufar-

beitung des Dieselskandals gibt es neuen Ă„rger zwischen BrĂźssel und Berlin. Die EU-Kommission rĂźgt zum wiederholten Male das deutsche Krisenmanagement. Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) sieht das Problem an anderer Stelle: Er verlangt klarere EU-Vorgaben zum Einsatz von Abschalteinrichtungen in Dieselfahrzeugen. Die Nutzung von Abschaltsystemen ist in Europa zwar seit 2007 verboten. Es gibt aber Ausnahmen – etwa wenn Motorschäden oder eine Beeinträchtigung der Sicherheit drohen. EU-Industriekommissarin Elzbieta Bienkowska sagte der „Welt“, vor Auffliegen des Dieselskandals sei die EU nie um eine Präzisierung der Abgasregeln gebeten worden.

Der NRW-Gesundheits- und Arbeitsminister im Gespräch Ăźber die Bekämpfung gefährlicher, ansteckender Krankheiten, den Ă„rztemangel auf dem Land und einen zweiten Arbeitsmarkt fĂźr Langzeitarbeitslose. Die Zahl der Masernfälle ist in NRW stark gestiegen. Brauchen wir eine Impfpflicht wie in Frankreich? LAUMANN Klar ist: Um die gefährliche Krankheit auszurotten, brauchen wir eine hohe Impfquote: Laut Experten mindestens 95 Prozent. Ich kann daher diejenigen sehr gut verstehen, die sagen: Wir brauchen eine Impfpflicht. Allerdings sind die rechtlichen HĂźrden hierfĂźr in Deutschland hoch. Bislang wäre eine Impfpflicht wohl nur im Seuchenfall mĂśglich. Und wir mĂźssen vor allem auf Aufklärung setzen.

Haben wir in fĂźnf Jahren weniger Arbeitslose als heute? LAUMANN SeriĂśs kann man das schon alleine deshalb nicht prognostizieren, weil man nicht weiĂ&#x;, wie sich die allgemeine Wirtschaftslage in Deutschland und der Welt entwickelt. Auch die Entwicklung der FlĂźchtlingszahlen spielt natĂźrlich eine Rolle. Aber selbstverständlich ist das unser Ziel. Ganz klar. Rot-GrĂźn wollte einen zweiten Arbeitsmarkt fĂźr Langzeitarbeitslose, also ABM-Stellen. Was wollen Sie? LAUMANN Ich glaube an den ersten Arbeitsmarkt. Es ist besser, Langzeitarbeitslose gezielt fĂźr Stellen im ersten Arbeitsmarkt zu qualifizieren, als einen kĂźnstlichen Arbeitsmarkt auf Staatskosten zu schaffen. Wenn ein Langzeitarbeitsloser nur deshalb nicht als Lkw-Fahrer eingestellt wird, weil er das Geld fĂźr den FĂźhrerschein nicht bezahlen kann, mĂźssen wir helfen, damit er den FĂźhrerschein machen kann.

Ihr Koalitionspartner, die FDP, hat auf dem Bundesparteitag im FrĂźhjahr die Forderung nach einer Impfpflicht beschlossen. LAUMANN Bei einer Impfpflicht stellt sich auch die Frage, inwieweit diese mit dem Grundgesetz vereinbar ist. Vor allem ist es jetzt erstmal wichtig, praktikable LĂśsungen zu finden. Bundesgesundheitsminister GrĂśhe hat mit der Meldepflicht fĂźr Kitas schon mal einen ganz wichtigen Schritt gemacht: Kitas mĂźssen dem Gesundheitsamt Eltern melden, die bei der Aufnahme ihres Kindes in der Kita keine Impfberatung nachweisen kĂśnnen.

Karl-Josef Laumann (seit knapp einer Woche 60) ist bereits zum zweiten Mal Minister fĂźr Arbeit, Gesundheit und Soziales in NRW. Schon in der Regierung von JĂźrgen RĂźttgers (2005 bis 2010) fĂźhrte er das Ressort. FOTO: DPA

Ein drängendes Problem in NRW sind auch die fehlenden Ă„rzte auf dem Land. Wie wollen Sie junge Mediziner auf das Land bekommen? LAUMANN Nur rund zehn Prozent eines Jahrgangs von Medizinstudenten werden tatsächlich Allgemein-

mediziner. Das reicht vorne und hinten nicht, und das wollen wir ändern. Ich bin der Meinung, dass jede medizinische Fakultät in NRW eine W3-Professur fĂźr Allgemeinmedizin haben muss. Auch die Ungleichverteilung zwischen den Regionen muss sich ändern: Bisher studieren etwa 70 Prozent der angehenden Mediziner im Rheinland, nur rund 30 Prozent in Westfalen – obwohl dort die Herausforderung des drohenden Hausärztemangels besonders groĂ&#x; ist. Und wir wollen angehenden Ă„rzten neue Anreize bieten, sich in unterversorgten Regionen niederzulassen.

ZUR PERSON Gewerkschafter und Maschinenschlosser Geboren 11. Juli 1957 in Riesenbeck (Mßnsterland). Werdegang Ausbildung zum Maschinenschlosser, Bundestagsabgeordneter (1990 – 2005), Landtagsabgeordneter (2005 – 2013), dort von 2010 bis Ende 2013 Fraktionschef, danach Patientenbeauftragter der Bundesregierung, seit Ende Juni erneut Gesundheitsund Arbeitsminister von NRW. Privat Verheiratet, drei Kinder, liebstes Hobby: Gartenarbeit.

Sollte man nicht einfach den Numerus Clausus abschaffen, damit mehr junge Menschen Medizin studieren? LAUMANN Schon heute kÜnnen bei der Vergabe von Studienplätzen neben der Abiturnote weitere Kriterien berßcksichtigt werden. Wir wollen hier noch weitergehen und bis zu

zehn Prozent der Medizinstudienplätze an diejenigen geeigneten Bewerber vergeben, die sich verpflichten, nach Abschluss des Studiums fĂźr bis zu zehn Jahre als Hausarzt in unterversorgten oder von Unterversorgung bedrohten Regionen tätig zu sein. Auch darĂźber werden die Wissenschaftsministerin und ich sprechen. Wie groĂ&#x; ist das Hausarzt-Problem? LAUMANN Im Bereich der beiden Kassenärztlichen Vereinigungen in NRW sind in den vergangenen Jahren viel mehr niedergelassene Hausärzte aus der vertragsärztlichen Versorgung ausgeschieden als es neue Facharztanerkennungen als Allgemeinmediziner gegeben hat. Das geht nicht. Auch die BĂźrger in den DĂśrfern brauchen einen Hausarzt in der Nähe. GroĂ&#x;e Sorgen haben auch die Krankenhäuser, die unter einer Milliar-

den-schweren InvestitionslĂźcke leiden. Was werden Sie tun? LAUMANN Das Land hat in den vergangenen Jahren zu wenig in die Kliniken investiert. Wir haben im Koalitionsvertrag zugesagt, dass wir die InvestitionskostenfĂśrderung erhĂśhen werden. Und zwar signifikant. Das muss aber zugleich zwingend mit Strukturreformen verbunden sein. Wie viele Krankenhäuser wollen Sie schlieĂ&#x;en und wie viele Betten abbauen? LAUMANN Es geht nicht um die Bettenzahl. Kliniken werden nach Fällen und nicht nach Verweildauer bezahlt. Aber wir brauchen endlich eine konsequente Krankenhausplanung. Hier ist Jahre lang nichts geschehen. Das werden wir uns jetzt grĂźndlich anschauen. Erst dann kann man sagen, wo es womĂśglich ZusammenschlĂźsse und Spezialisierungen geben muss.

INSOLVENZSCHUTZ

Verbraucherzentrale will Fluggäste stärken BERLIN (dpa) Die Verbraucherzentralen fordern eine verpflichtende InsolvenzAbsicherung fĂźr Fluggesellschaften zum Schutz der Kunden. „Wenn eine Airline pleite geht, wird es ganz viele Gläubiger geben, und die stehen alle in der Schlange vor mir“, sagte der Chef des Verbraucherzentrale Bundesverbands, Klaus MĂźller. Reisende, die FlĂźge gebucht haben, guckten dann womĂśglich in die RĂśhre. Wie schon fĂźr Pauschalreise-Anbieter solle daher auch fĂźr Fluggesellschaften eine Versicherung gesetzlich vorgeschrieben werden, die vorab gezahlte Ticketeinnahmen abdeckt. Wenn ein Insolvenzschutz fĂźr die ganze Branche gelte, sei dies auch kostengĂźnstig und effizient zu handhaben, so MĂźller.

Aber auch der erste Arbeitsmarkt unterliegt Schwankungen. LAUMANN Ja. Da gibt es auch viel zu tun. Wir mĂźssen die Unternehmen und die Arbeitnehmer besser auf die nächste Stufe der Digitalisierung vorbereiten. Mitarbeiter, die das nicht lernen, werden ihre Jobs verlieren. Deshalb werden wir den Bildungsscheck NRW stark darauf ausrichten und vor allem auch die kleinen und mittelgroĂ&#x;en Unternehmen bei der Weiterbildung ihrer Mitarbeiter unterstĂźtzen. In welcher HĂśhe, werden die Haushaltsberatungen ergeben.

ONLINE-HANDEL

Umfrage: Deutsche ziehen Amazon vor DĂœSSELDORF (dpa) Der Internetriese Amazon hat das Einkaufsverhalten der Deutschen nachhaltig verändert. Das geht aus einer aktuellen Umfrage der Unternehmensberatung PwC hervor. Demnach kaufen rund 90 Prozent der deutschen Online-Shopper inzwischen beim MarktfĂźhrer ein. Gut ein Drittel der Befragten gab an, durch den Einkauf bei Amazon seltener im stationären Handel Geld auszugeben. Die Deutschen gehĂśren damit weltweit zu den besten Kunden von Amazon. Nur in Japan, GroĂ&#x;britannien, Italien und den USA ist der PwC-Studie „Total Retail 2017“ zufolge der Anteil der AmazonKunden unter den Online-Shoppern noch grĂśĂ&#x;er.

Warum wollen Sie die Hinzuverdienstgrenzen fĂźr Hartz-IV-Empfänger anheben? LAUMANN Je mehr sich Langzeitarbeitslose auf dem ersten Arbeitsmarkt integrieren kĂśnnen, desto besser. Dadurch entstehen KlebeEffekte. Durch den täglichen Umgang mit regelbeschäftigten Kollegen wächst die Wahrscheinlichkeit, dass ein Hartz-IV-Empfänger auf dem ersten Arbeitsmarkt dauerhaft eine neue Chance bekommt. ANTJE HĂ–NING UND THOMAS REISENER FĂœHRTEN DAS GESPRĂ„CH.

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MONTAG, 17. JULI 2017

Sport

FUSSBALL Bundestrainerin Steffi Jones findet: „Die Europameisterschaft kommt für uns zu früh.“ Seite B 2

FORMEL 1 Lewis Hamilton ist in der WM-Wertung wieder auf einen Punkt an Sebastian Vettel herangekommen. Seite B 3

RP-ONLINE.DE/SPORT

Fußball-Gipfel mit Völler, Eberl und Schmadtke

Gladbacher Probleme vor dem Tor Beim Telekom-Cup im Borussia-Park erzielte nur Sieger Bayern München Treffer in der regulären Spielzeit.

DÜSSELDORF (RP) Zum Start in die

neue Bundesliga Saison lädt die RP für den 7. August traditionell zum Fußballgipfel ein. Los geht es um 11 Uhr – auf dem Podium präsentieren sich herausragende Vertreter der rheinischen Klubs. Mit von der Partie sind Max Eberl (Sportdirektor Borussia Mönchengladbach), Friedhelm Funkel (Trainer von Fortuna Düsseldorf), Ilia Gruev (Trainer des MSV Duisburg), Rudi Völler (Sportdirektor bei Bayer Leverkusen) und Jörg Schmadtke (Geschäftsführer beim 1. FC Köln). Seien Sie mit dabei, wenn Manager und Trainer über den Fußball fachsimpeln. Sie sind herzlich dazu eingeladen, die Veranstaltung mit zu gestalten, indem Sie Ihre Fragen an die Protagonisten richten, die Ihnen Rede und Antwort stehen werden. Termin: 11 Uhr; Konferenzzentrum der Rheinischen Post, Zülpicher Straße 10, 40196 Düsseldorf Der Eintritt ist frei. Sie müssen sich allerdings anmelden. Zur Anmeldung gelangen Sie über unsere Webseite: http://www.rheinischepostmediengruppe.de/Kundenservice. Dort wird man dann unter „Anmeldung zu Veranstaltungen weitergeleitet.

VON KARSTEN KELLERMANN MÖNCHENGLADBACH Die Hauptattraktion des Tages musste warten. Im Halbfinale des Telekom-Cups im Mönchengladbacher Borussia-Park saß James Rodriguez, die Edel-Leihgabe von Real Madrid, nur auf der Bank. Der FC Bayern besiegte 1899 Hoffenheim auch ohne den Kolumbianer 1:0. Dann kamen das Endspiel gegen Bremen und James. Gut erzogen ist der 26-Jährige offenbar. Auf dem Weg zum Debüt gab er dem Schiedsrichter-Gespann artig die Hand. Dann spielte er zum ersten Mal für den FC Bayern mit der Nummer 11. „Ich freue mich über den ersten Titel“, sagte er nach dem 2:0Sieg. Seine Leistungsschau: ein Kopfballversuch (3.), ein Freistoß-Versuch (5.), ein Schlenzer (15.), er forderte den Ball, spielte den einen oder anderen klugen Pass, vom rechten Flügel zog er immer wieder in die Mitte. Die Tore erzielten indes Robert Lewandowski gegen Hoffenheim, und im Finale Thomas Müller und Juan Bernat. Müller verschoss noch einen Elfmeter. Die Bayern sind in Deutschland Extraklasse, das belegte der Wettbewerb in Gladbach. Der Meister war auch das einzige Team, das Tore erzielte. Alle Spiele ohne Münchner Beteiligung endeten 0:0 und wurden im Elfmeterschießen entschieden. Dabei war Gastgeber Borussia zweimal zweiter Sieger gegen Bremen und Hoffenheim. Mancher fühlte sich an das verlorene Pokal-Halbfinale gegen Frankfurt erinnert, auch da war der Gegner vom Punkt besser. „Aber wir sind ja nicht hier, um Elfmeterschießen zu üben. Insgesamt bin ich mit unseren Auftritten nicht unzufrieden“, sagte Trainer Dieter Hecking. Er sah durchaus ordentliche spielerische Ansätze. Borussias Nationalspieler waren noch nicht dabei, sie sind erst seit Freitag wieder da. Dafür spielte Zwölf-Millionen-Euro-Zugang Denis Zakaria erstmals von Beginn im zentralen Mittelfeld. Der Schlaks mit den schier endlos langen Beinen tat, was auch Bayerns Super-Star James tat – er deutete seine Qualität an. Aggressiv im Zweikampf, lauf-

Dreikampf: die Bremer Thomas Delaney (6) und Jerome Gondorf gegen den Mönchengladbacher Mickael Cuisance.

KÖLN (sid) Die Position Fußballs ist

freudig und gewieft in der Balleroberung ist der Schweizer. Der Hingucker der bisherigen Vorbereitung ist aber der Franzose Mickael Cuisance. Beim 2:2 in Eupen traf der noch 17-Jährige mit einem sehenswerten Freistoß, auch am Samstag spielte er forsch auf. Das Turnier war für die Borussen der Schlusspunkt des ersten Teils der Vorbereitung. Nach dem gestrigen Familientag beginnt heute die zweite Phase mit dem Trainingslager in Rottach-Egern (hier werden die Borussen auch ihren Ex-Trainer Lucien Favre wiedersehen, der mit Nizza zum Testspiel kommt). „Viele junge Spieler hatten die Chance sich zu zeigen, jetzt kommt mit den Nationalspielern noch mehr Qualität

INFO Müller trifft bei Bayerns Endspielsieg Halbfinale: Borussia Mönchengladbach – Werder Bremen 0:0, 3:5 i.E. Bayern München – 1899 Hoffenheim 1:0 (Tor durch Robert Lewandowski) Spiel um Platz drei: Borussia Mönchengladbach – 1899 Hoffenheim 0:0, 5:6 i.E. Endspiel: Bayern München – Werder Bremen 2:0 (Tore durch Thomas Müller und Juan Bernat) Zuschauer: 42.000

Allein unter Frauen Niklas Stoepel ist der erste deutsche Synchronschwimmer bei einer WM. BUDAPEST (sid) Mit Dreitagebart

und Glatze wirkte Niklas Stoepel wie ein Exot in der Sportart der glitzernden Badeanzüge, der Gelatine im Haar und dicken Schminke im Gesicht. Doch der einzige deutsche Synchronschwimmer war nach seiner langersehnten WM-Premiere genau da, wo er immer hinwollte. „In Deutschland und im Verein fühle ich mich schon längst voll aufgenommen. Jetzt ist es auch international so“, sagte der Bochumer nach dem Vorkampf des gemischten Duetts in der Technischen Kür mit seiner Partnerin Amelie Ebert: „Ich

FOTO: DPA

80 Prozent sind fußballinteressiert

glaube, man merkt, dass da bisher was gefehlt hat.“ Jahrelang war der Maschinenbaustudent allein unter Frauen bei deutschen Meisterschaften mitgeschwommen, als Einziger ungeschminkt in Badehose – in der Gruppe, in der Kombination, mit neun Schwimmerinnen um sich herum. Nur bei einer WM durfte Stoepel nicht starten, „diskriminierend“ fand er das. Als vor zwei Jahren in Kasan mit dem Mixed-Duett die Sportart für Männer geöffnet wurde, musste er noch daheim am Fernseher zuschauen, weil er mit-

Mit Spaß bei der Sache: Niklas Stoepel und Amelie Ebert.

FOTO: DPA

ten im Studium steckte. Jetzt erfüllte sich sein Traum. In dunkelblauer Badehose sprang er mit Ebert ins Becken im Freiluftstadion am Budapester Heldenplatz. „Eine tolle Atmosphäre, vor so vielen Zuschauern sind wir noch nie angetreten“, sagte Stoepel. Auch sportlich war das WM-Debüt ein Erfolg. Vor 4500 Zuschauern zeigte das Duo mit 72,6988 Punkten eine Bestleistung und landete auf Platz acht. „Ich hoffe, das können wir im Finale am Montag übertreffen“, sagte Stoepel. Das Highlight für die beiden Bochumer kommt aber erst mit der Freien Kür am Freitag und Samstag. „Wir erzählen eine Geschichte von einem Paar, das sich erst trennt und am Ende wieder zusammenkommt“, erklärte der 25Jährige: „Das kann man mit Frauen schlechter erzählen.“ Das gemischte Duett sieht er nicht als „Konkurrenz zu den Frauen, sondern als Ergänzung – ähnlich wie beim Eiskunstlaufen“. Es sollte nur „ein erster Schritt“ sein, sagte Stoepel, „in der Kombination könnten Männer viel mehr Highlights setzen“. Aber es bleibt noch die letzte Bastion: Bei Olympischen Spielen ist Synchronschwimmen noch immer Frauensache – wie nur noch die Rhythmische Sportgymnastik.

dazu“, fasste Hecking die ersten zwei Wochen zusammen. Yann Sommer, Fabian Johnson, Jannik Vestergaard, Ibo Traoré, Laszlo Bénes sollen sich am Tegernsee „in die Gruppe reinraufen, es wird auch den einen oder anderen Lauf geben, und es geht darum, dass das Zusammenspiel eine Einheit wird“, umschrieb Hecking die To-do-Liste. Danach steigen dann auch die Confed-Cup-Sieger Lars Stindl und Mattias Ginter, der 17-Millionen-EuroTransfer aus Dortmund, in die Vorbereitung ein. Hecking und Manager Max Eberl werden auch noch einmal überprüfen, ob dem Kader noch etwas fehlt. Nimmt man die Erkenntnisse des Samstags, müsste noch ein Stürmer

kommen mit Coolness vor dem Tor. Es gab zwar recht gute Chancen, aber eben keinen Treffer. Die letzte Entschlossenheit fehlte vor dem Tor. Es ist auch noch mit weiteren Abgängen (sieben gibt es bereits) zu rechnen. Timothée Kolodziejczak hat zum Beispiel Wechselambitionen angedeutet, auch Borussia ist nicht abgeneigt, die Geschichte nach nur einem halben Jahr wieder zu beenden. Der Verteidiger, der im Winter aus Sevilla kam, fehlt am Tegernsee, weil er einen Muskelfaserriss hat. Derweil hoffen die Bayern, dass ihr Spanien-Zukauf James, der ab heute mit seinem neuen Klub auf Asien-Tournee ist, ganz anders in der Bundesliga ankommt als Gladbachs „Kolo“.

Götze feiert sein Comeback auf dem Fußballplatz

Köln feiert den Manager mit dem Diamantenauge

TOKIO (sid) Die japanischen Fans waren außer Rand und Band. Als Mario Götze in der 61. Minute eingewechselt wurde, brandete im mit 64.000 Zuschauern ausverkauften Saitama-Stadion von Tokio lautstarker Applaus auf. Vor allem die vielen Kinder im Götze-Trikot mit der Nummer 10 riefen enthusiastisch den Namen des deutschen WMHelden. „Es fühlt sich großartig an, nach so einer langen Zeit zurück zu sein. Es ist gut, dass man sieht, dass es jetzt ein Ende hat. Es ist alles so gelaufen, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich bin einfach nur glücklich“, sagte Götze lachend und verschwitzt nach dem 3:2 von Borussia Dortmund gegen den japanischen Spitzenklub Urawa Red Diamonds. 167 Tage hatte Götze auf sein Comeback im BVB-Trikot warten müssen. Sein letztes Spiel hatte der 25 Jahre alte Offensivspieler am 29. Januar beim 1:1 des BVB beim FSV Mainz 05 absolviert. Anschließend musste der frühere Münchner fünfeinhalb Monate wegen einer Stoffwechselstörung pausieren. Fast genau drei Jahre nach seinem Siegtreffer für die DFB-Auswahl im WM-Finale gegen Argentinien (1:0 n.V.) im Maracana von Rio endete dann die Leidenszeit für Götze. Er wurde gefeiert wie einst in Rio.

Kölner fanden es natürlich passend, KÖLN (pet) Es kommt wahrscheindass Laudator Reiner Calmund dem lich nicht so häufig vor, dass ein Düsseldorfer Schmadtke nicht nur Fußball-Manager seinen eigenen Fanclub hat. Aber in Köln ist be„positive Bekloppheit“, sondern kanntlich alles ein bisschen anders. auch ein „Diamantenauge“ bei der Und Jörg Schmadtke hatte seinen Suche nach Spielern bescheinigte. Anhang im Saal, als ihn das Magazin Schmadtke ertrug die Lobeshym„11 Freunde“ zum Manager des Jahnen tapfer. res ernannte. Die Jury, in der unter Wie er rückte auch der Trainer des anderen Bundestrainer Joachim Jahres, der Hoffenheimer Julian NaLöw, die ehemaligen Trainer Hans gelsmann, sein Team in den VorderMeyer und Jupp Heynckes saßen, grund. Die wendige Jury vergab deswird über die Preisvergabe vermuthalb ausdrücklich den Titel ans lich nicht lange diskutiert haben. In „Trainerteam des Jahres“. Es war einem kleinen Begeisterungssturm, also ein Abend, der den Mannfür den auch die FCschaftsgedanken in den Spieler Timo Horn und Mittelpunkt rückte. WeiThomas Kessler sorgtere Preisträger: Robert ten, nahm Schmadtke Lewandowski (Bayern die Trophäe entgegen. München, Spieler des „Dieser Preis ist für den Jahres, er bedankte sich 1. FC Köln“, sagte er. per Videobotschaft); die Der Beifall wurde nicht Fanaktion „Augsburg geringer. Calling“ (Augsburger Die starke VereinsAnhänger begrüßen fraktion feierte noch Fans des Gegners mit eieinmal die erste Euronem Stadtrundgang und „Dieser papokal-Teilnahme seit einem gemeinsamen EsPreis ist 25 Jahren und die Aufsen); Manuel Gräfe (besfür den bauarbeit des Manater Schiedsrichter); Ousgers, der den Preis bemane Dembélé (Borus1. FC Köln“ reits 2011 gewonnen sia Dortmund, NewcoJörg Schmadtke hatte – damals im mer des Jahres) und Manager des Jahres Dienst des BundesligisEwald Lienen (FC St. ten Hannover 96. Die Pauli, Typ des Jahres).

in Deutschland unangefochten. Knapp 80 Prozent der Bundesbürger interessieren sich in irgendeiner Form für den Volkssport. Dies geht aus einer Umfrage des internationalen Marktforschungs- und Beratungsinstituts YouGov hervor. Grund dafür ist längst nicht allein die regionale Nähe zu einem Verein (36 Prozent). „Das bedeutet, dass Vereine ihre Fan-Basis auch auf anderen Wegen erschließen müssen“, sagt Markus Braun von YouGov. Für 74 Prozent der Deutschen sind Bundesliga-Klubs längst keine reinen Vereine mehr, sondern auch Wirtschaftsunternehmen. Dem Report zufolge probieren Fans von Bayern München zum Beispiel gerne neue Marken aus (75 Prozent).


R-SP2M

RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

B2 Sport

Schalke 04 holt Oczipka und hält Nastasic GELSENKIRCHEN (sid) Der Wechsel

INTERVIEW STEFFI JONES

„Die EM kommt zu früh“ Die Bundestrainerin vor dem EM-Auftakt mit dem Spiel gegen Schweden. Foto: dpa

FRANKFURT/M. Heute startet die Nationalmannschaft in die Frauenfußball-Europameisterschaft. Erster Gegner im niederländischen Breda ist Schweden (20.45 Uhr/ARD). Für Steffi Jones ist es das erste Turnier als Bundestrainerin.

Frau Jones, jede Ihrer Spielerinnen hat von Ihnen eine Comic-Figur zugeordnet bekommen, die für sie stehen soll. Welche ist Ihre? JONES Charlie Brown. Den fand ich schon als Kind extrem cool. Und der Name passt ja auch einfach zu mir. Welche Figuren sind noch so dabei?

schaft. Und wenn die sich mit meinem Weg identifizieren kann, dann geht sie ihn mit. Sie kommunizieren viel mit den Spielerinnen. Sind die manchmal überrascht, so intensiv eingebunden zu werden? JONES Wir kommunizieren gut, aber nicht zu viel. Mir ist wichtig, Rückmeldungen zu bekommen. Deshalb wird der Mannschaftsrat von mir stark eingebunden. Diese Gruppe spielt auch eine entscheidende Rolle für mich auf dem Rasen. Ich erwarte von ihnen, dass sie selbst Entscheidungen treffen können.

Sie wollen nicht nur erfolgreich sein, sondern auch schön spielen. Bislang war das nicht gerade die Paradedisziplin deutscher Mannschaften. JONES Natürlich wollen wir schön spielen, aber auch erfolgreich. Das ist das Ziel. Meine Philosophie ist Ballbesitzspiel. Wir wollen vermehrt über die gute Spieleröffnung kommen, weil wir festgestellt haben, dass sich da alle Mannschaften schwertun. Da können wir uns noch abheben. Aber ich weiß auch, dass es manchmal nicht anders geht als über den Kampf. Manchmal muss man auch mal einen Ball rausdreschen.

JONES Dzsenifer Marozsan zum Bei-

spiel ist Robin Hood. Sie ist für alle da, absoluter Teamplayer. Lena Goeßling ist Cinderella. Anja Mittag steht in unserem Team für Tarzan. Es ist eine nette Spielerei. Es geht darum, mal aus den normalen Abläufen auszubrechen und Spaß reinzubringen. Sie haben die Nachfolge von Silvia Neid angetreten, die seit 1996 erst als Assistentin, ab 2005 als Cheftrainerin die Nationalmannschaft geprägt hat. Große Fußstapfen? JONES Die Silvia hat außergewöhnliche Arbeit geleistet. Aber sie hat es auf ihre Weise gemacht. Ich habe eine andere Art. Ich habe meine Philosophie. Dementsprechend habe ich mir den Trainerstab ausgesucht. Aber ich bin noch immer in einem Prozess, in dem vieles in Bewegung ist. Es geht hier nicht um mich, sondern um den Erfolg und die Mann-

Sind Sie schon soweit, wie Sie sein wollten? JONES Wir sind mitten in einem Prozess, in dem die Europameisterschaft eigentlich zu früh kommt. Ich hoffe aber, dass wir einiges bis dahin umsetzen können. Unser Ziel ist klar: Wir wollen Europameister werden und diesen Weg dann weitergehen. Am Ende brauchst du aber Erfolg, um die Ruhe zu bekommen, die so eine Entwicklung braucht. Gerade bei den Erwartungen, die es in Deutschland gibt. Die deutschen Frauen haben bislang neunmal den EM-Titel gewonnen – dann Glückwunsch zum nächsten Erfolg. JONES Sehr witzig. So einfach ist es dann doch nicht. Die anderen Nationen haben rasant aufgeholt. Die Leistungsdichte ist viel größer als noch beim letzten Turnier.

Silvia Neid hatte die Handynummer von Angela Merkel und zu ihr auch während der Turniere immer einen Draht. Wie ist das bei Ihnen?

INFO Die Termine der deutschen Mannschaft Heute: erstes Gruppenspiel Deutschland - Schweden (20.45 Uhr) Donnerstag, 21. Juli: Deutschland - Italien (20.45 Uhr) Dienstag, 25. Juli: Deutschland Russland (20.45 Uhr) Viertelfinale: 29./30. Juli Halbfinale: 3. August Finale: 6. August Ausrichter des Turniers: Niederlande

JONES Also ich habe die Handynum-

mer der Kanzlerin noch nicht. Aber es kann ja sein wie in so vielen Dingen, die ich noch nicht habe, dass man erst mal wartet, bis ich was erreicht habe. Was braucht es denn, um die Glückwünsche der Kanzlerin zu bekommen bei dieser EM? JONES Auf jeden Fall Glück. Und wenn die Kanzlerin mir das und ihren Segen mit auf den Weg gibt, ist das schön. Aber es ändert nichts an unserer Zielvorgabe und dem Weg, den wir gehen. Man kennt Sie vor allem als freundliche, lachende Steffi. Können Sie auch mal so richtig unangenehm sein? JONES Wollen Sie eine Kostprobe? Dann ist hier ganz schnell eine ganz andere Stimmung. Nein, nein, keine Sorge, ich versuche immer authentisch zu sein. Natürlich gibt es auch mal ein lauteres Wort. Aber alles muss im Rahmen bleiben. Ich bin kein General, der nur herumbrüllt, sondern versuche alle mitzunehmen. In der Männer-Bundesliga geht im Moment der Trend zur Jugend im Trainerbereich, da würden Sie… JONES (lacht) …mit 44 Jahren schon zum alten Eisen gehören? Ey! Danke, das Gespräch entwickelt sich immer sympathischer. Aber stimmt. Man muss den Tatsachen ins Auge sehen. So uncharmant sollte die Frage gar nicht sein. Die Frage sollte lauten:

Wie sieht es denn mit dem Trainerinnen-Nachwuchs aus? JONES Wir haben in Saskia Bartusiak und Kim Kulig zwei ehemalige Spielerinnen dabei, die sich um das Scouting kümmern. Kim soll demnächst ihren Fußballlehrer machen und dann eventuell im Nachwuchsbereich anfangen. Ich versuche schon, Spielerinnen an den Trainerinnenjob ranzubringen. Allerdings spielen die meisten bis Anfang, Mitte 30. Deshalb fände ich es gut, wenn einige schon während ihrer Zeit als Spielerin anfangen, sich mit der Ausbildung zu beschäftigen. Der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger war ein Verfechter des Frauenfußballs. Wie sieht es mit dem aktuellen Amtsinhaber Reinhard Grindel aus? JONES Gut. Wir duzen uns auch. Ich bin ein Mensch, der auf die Leute zugeht. Ich sitze keine Sachen aus. Wenn ich ein Anliegen habe, spreche ich die Jungs beim DFB direkt an. Und ich bekomme auch von dieser Seite meine SMS. Sie waren lange selbst Sportdirektorin des Verbandes. Wie viel Funktionärin steckt noch in Ihnen? JONES Ich habe unheimlich viel in dieser Zeit gelernt. Es reicht nicht nur aus, eine tolle Idee zu haben, sondern man muss auch Mehrheiten organisieren. Ich habe viel gelernt. Das war eine spannende Erfahrung. GIANNI COSTA FÜHRTE DAS GESPRÄCH

von Bastian Oczipka zum FußballBundesligisten Schalke 04 ist perfekt. Der 28-Jährige kommt vom Liga-Konkurrenten Eintracht Frankfurt zu den Königsblauen und unterschrieb nach S04-Angaben einen Vertrag bis 2020. Über die Transfermodalitäten vereinbarten beide Klubs Stillschweigen, als Ablöse waren zuletzt sieben Millionen Euro im Gespräch. Linksverteidiger Oczipka soll auf Schalke den zum FC Arsenal abgewanderten Sead Kolasinac ersetzen. „Bastian ist ein zuverlässiger Linksverteidiger, der die Bundesliga gut kennt. Er besitzt die Fähigkeit, seine Seite als Außenverteidiger defensiv zu schließen und offensiv dennoch für Gefahr zu sorgen“, sagte Schalkes neuer Trainer Domenico Tedesco. Auch Schalkes Innenverteidiger Matija Nastasic wird laut Manager Christian Heidel in der kommenden Saison definitiv für Königsblau spielen. „Der AS Rom war interessiert, aber wir fangen jetzt nicht noch mal an, alles auf den Kopf zu stellen. Nastasic ist ein wichtiger Spieler, ein Innenverteidiger und Linksfuß, die gibt es nicht so häufig im Fußballgeschäft“, sagte Heidel. „Wir wollen uns da nicht schwächen. Er ist Profi und kann damit umgehen, das ist völlig problemlos.“

Klose fliegt mit den Bayern nach Asien MÜNCHEN (dpa) Der DFB-Rekord-

torschütze Miroslav Klose (71 Tore) geht zwei Wochen nach dem Confed-Cup-Sieg als Assistent von Bundestrainer Joachim Löw mit dem FC Bayern München auf eine weitere Auslands-Dienstreise. Der 39-jährige Weltmeister von 2014 begleitet den Rekordmeister nach Asien. Klose werde auf den Stationen in China und Singapur unter anderem Sponsoren- und PR-Termine für seinen ehemaligen Verein (2007 bis 2011) wahrnehmen, teilte der FC Bayern vor dem Abflug am Sonntagabend mit. Die Reise beinhaltet vier Testspiele und endet am 28. Juli.

Senegal: Acht Tote bei Massenpanik DAKAR (sid) Im Senegal sind bei einer Massenpanik in einem Fußballstadion acht Menschen ums Leben gekommen. Zur Tragödie in Dakar kam es am Samstagabend nach Auseinandersetzungen kurz vor dem Ende des Liga-Finales zwischen Ouakam und Stade de Mbour. Unter den Todesopfern befindet sich auch ein junges Mädchen, wie Sportminister Ba Matar der französischen Nachrichtenagentur AFP bestätigte. Die Panik begann offenbar, nachdem die Polizei Tränengas gegen Randalierer beider Fanlager eingesetzt hatte.

Cristiano Ronaldo wechselt nicht zu Manchester United Die Nachwuchs-Coaches sind nicht unbedingt erfolgreicher, aber sie etablieren eine andere Arbeitsweise.

Auf dem Trainerkarussell sitzen jetzt die Jungen

LOS ANGELES (sid) Teammanager José Mourinho hat einen Transfer des portugiesischen Weltfußballers Cristiano Ronaldo zum englischen Fußball-Rekordmeister Manchester United ausgeschlossen. „Ich werde meine Zeit nicht damit verschwenden, an Spieler zu denken, die eine ‘Mission Impossible’ sind“, sagte er am Sonntag nach dem 5:2 (3:0)Testspielsieg gegen Los Angeles Galaxy. Der 32-jährige Ronaldo soll angeblich aus Verärgerung über die Steuerermittlungen spanischer Behörden gegen ihn vor dem Abschied vom Champions-League-Sieger stehen. Dabei war auch über einen Wechsel zu seinem ehemaligen Klub (2003 bis 2009) nach Manchester spekuliert worden. Real-Präsident Florentino Perez hatte sich zuletzt überzeugt gezeigt, dass Ronaldo in Madrid bleibt. Im Testspiel gegen Los Angeles debütierte derweil Manchester Uniteds 100-MillionenZugang Romelu Lukaku.

VON TOM TRILGES DÜSSELDORF Die TSG 1899 Hoffenheim könnte in der Spielzeit 2017/ 18 erstmals an der Champions League teilnehmen. Der Trainer, der die erfolgreichste Phase der Vereinsgeschichte verantwortet, heißt Julian Nagelsmann und ist mit knapp 30 Jahren der jüngste BundesligaCheftrainer aller Zeiten. Der FC Schalke 04 strebt mit dem 31-jährigen Bundesliga-Frischling Domenico Tedesco zurück in die Königsklasse. Ältere Kollegen wie Bremens Meistertrainer aus dem Jahr 2004, Thomas Schaaf, befinden sich dagegen auf Vereinssuche. Das Duo Thomas Schaaf/Klaus Allofs stand jahrelang für Erfolg. Werder Bremen landete zwischen 2004 und 2008 fünf Mal in Folge unter den besten drei Teams der Bundesliga. Im November 2012 verabschiedete sich Manager Allofs zum VfL Wolfsburg, wenige Monate spä-

ter war für Schaaf nach 14 Jahren auf der Werder-Bank Schluss. Die Ergebnisse hatten nach 2008 nicht mehr gestimmt. In Frankfurt lief es 2014/15 zumindest ordentlich, ab Dezember 2015 scheiterte Schaaf als „Feuerwehrmann“ bei Hannover 96. Heute ist er Spielebeobachter für die Uefa, liebäugelt mit einer Rückkehr in den Trainerjob. Vom Meistercoach zum Jobsuchenden – diesen Weg ging auch Armin Veh. 18 Monate nach dem Sensations-Titel mit dem VfB Stuttgart 2007 musste der Trainer seinen Hut nehmen. Seither gelang ihm nur zwischen 2011 und 2014 bei Eintracht Frankfurt eine überzeugende Amtsperiode. Seit März 2016 trainiert Veh keine Mannschaft mehr, fungiert als „Doppelpass“-Experte auf Sport 1. Stuttgarts ehemaliger Coach gestand Ende 2016 in der „Augsburger Allgemeinen“: „Als Trainer aber brauchst du Leidenschaft. Die ist noch wichtiger als Er-

fahrung. Die Leidenschaft hat mir irgendwann gefehlt, weil ich mein ursprüngliches Vorhaben, zu pausieren, nicht durchgezogen habe.“ Es hat sich offenbar etwas geändert auf dem Markt, das Pendel schlägt von Erfahrung hin zur Leidenschaft. Die Klubs setzen zunehmend auf sogenannte „Konzepttrainer“, die jünger sind und sich in der

Domenico Tedesco (31), Trainer von FOTO: DPA Schalke 04.

Regel durch überzeugende Resultate im Nachwuchsbereich empfehlen. Nur jeder dritte BundesligaTrainer hat das 50. Lebensjahr vollendet, sechs sind unter 40. Die Ausgangslage für die beiden 56-jährigen Schaaf und Veh stellt sich bescheiden dar. Nicht nur für sie. Auch für Bruno Labbadia (51), Jos Luhukay (54), Michael Frontzeck (53), Bernd Schuster (57), Peter Neururer (62), und, und, und. Aber bedeutet jünger automatisch besser? Rein statistisch gesehen nicht. Die Bundesliga-Coaches aus der unteren Tabellenhälfte waren 2016/17 im Schnitt etwas jünger als die auf den vorderen Plätzen. Möglicherweise schätzen die Klubbosse aber vielmehr die Herangehensweise der neuen Trainer-Generation. Christian Heidel, Sportvorstand des FC Schalke 04, begründete seine Entscheidung für Domenico Tedesco: „Wir wollten einen Trainer verpflichten, der taktisch

sehr versiert ist. Der bewiesen hat, dass er eine Mannschaft taktisch voranbringen kann. Ich habe mich mit Domenico schon vor längerer Zeit befasst. Er hat auch eine hohe soziale Kompetenz und große Kommunikationsbereitschaft. Das sind die drei wichtigsten Dinge, die wir uns auf Schalke wünschen.“ Im Trend liegen sogenannte „Laptoptrainer“, die Spiel- und Trainingsdaten computergestützt analysieren. „Digital Natives“ (mit der digitalen Welt Aufgewachsene) wie Nagelsmann und Tedesco haben dabei Vorteile gegenüber älteren Kollegen. Hoffenheim profitierte außerdem in der öffentlichen Wahrnehmung von Nagelsmanns dynamischer Art. Unter dem Strich bleibt die Erkenntnis: Erfolg ist faktisch keine Frage des Alters und der Erfahrung. Einen Vorteil auf dem Trainermarkt für gestandene Coaches scheint es anders als vor wenigen Jahren nicht mehr zu geben.


R-SP3

RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

Sport B3 FORMEL 1

Feiertag fĂźr Hamilton

GroĂ&#x;er Preis von GroĂ&#x;britannien

Der Formel-1-Star aus England siegt in Silverstone. Ferrari-Pilot Vettel fällt nach einem Reifenplatzer in der vorletzten Runde auf Rang sieben zurßck. In der WM fßhrt er noch mit einem Punkt vor dem Mercedes-Rivalen. VON THOMAS WOLFER SILVERSTONE (sid) Der freudetrun-

kene Sieger Lewis Hamilton genoss die Zuneigung seiner Fans, derweil suchte ein ratloser Sebastian Vettel nach GrĂźnden fĂźr das Desaster, das ihn um ein Haar die WM-FĂźhrung gekostet hätte. Während MercedesStar Hamilton zum vierten Mal in Folge den britischen Grand Prix in Silverstone gewann, fiel Vettel nach einem Reifenschaden am Ferrari in der vorletzten Runde von Platz drei auf sieben zurĂźck und bĂźĂ&#x;te 19 Zähler ein. Ein Punkt trennte die Titelfavoriten noch. Angesichts seines schlechtesten Resultats in dieser Saison wirkte der oft so hitzige Vettel eher ernĂźchtert und frustriert. „Der Reifen hätte locker halten sollen, ich weiĂ&#x; nicht, warum er es nicht getan hat“, sagte er: „Mein Hals ist aber gar nicht so dick, man kann da ja nicht viel machen.“ Im Nachhinein sei es einfach „zu sagen, man hätte dieses oder jenes anders machen mĂźssen, aber dass der Reifen in die Luft fliegt, konnte man einfach nicht vorausahnen“. Mit einer beeindruckenden Leistung und begĂźnstigt durch das Pech des Rivalen Ferrari haben Hamilton und Mercedes fĂźr neue Spannung im Titelkampf gesorgt und den Druck auf Vettel enorm erhĂśht. Dass dessen Teamkollege Kimi RäikkĂśnen trotz eines ähnlichen Reifenproblems noch den dritten Platz belegte, konnte die Scuderia nicht

10. von 20 WM-Rennen in Silverstone (52 Runden = 306,332 km): 1. Hamilton (England) 1:21:27,430 Stunden, 2. Bottas (Finnland) beide Mercedes/ 14,063 Sekunden zurĂźck; 3. RäikkĂśnen (Finnland) Ferrari/36,570; 4. Verstappen (Niederlande) 52,125; 5. Ricciardo (Australien) beide Red-Bull-Renault/1:05,955 Minuten zurĂźck, 6. HĂźlkenberg (Emmerich) Renault/1:08,109, 7. Vettel (Heppenheim) Ferrari /:33,989, eine Runde zurĂźck: 8. Ocon (Frankreich), 9. Perez (Mexiko) beide Force-India-Mercedes, 10. Massa (Brasilien) Williams-Mercedes, 11. Vandoorne (Belgien) McLaren-Honda, 12. Magnussen (Dänemark), 13. Grosjean (Frankreich) beide Haas-Ferrari, 14. Ericsson (Schweden) Sauber-Ferrari, 15. Kwjat (Russland) Toro-Rosso-Renault, 16. Stroll (Kanada) Williams, 17. Wehrlein (Worndorf) Sauber. Ausgefallen: Sainz Jr. (Spanien) Toro Rosso, Palmer (England) Renault/beide 3. Runde, Alonso (Spanien) McLaren/35. Runde. - Schnellste Runde: Hamilton 1:26,600 Minuten. Qualifying (1 Runde =5,891 km), 3. Durchgang: 1. Hamilton 1:26,6 Minuten, 2. RäikkĂśnen 0,547, 3. Vettel 0,756, 4. Bottas 0,776, 5. Verstappen 1,530, 6. HĂźlkenberg 2,256, 7. Perez 2,302, 8. Ocon 2,474, 9. Vandoorne 2,818, 10. Grosjean 2,949. – 2. Durchgang: 11. Palmer 1:30,193 (0,088 Sekunden RĂźckstand auf Rang 10/Vandoorne), 12. Kwjat 0,250, 13. Alonso 0,495, 14. Sainz jr. 1,263, 15. Massa 1,377. 3. Durchgang: 16. Stroll 1:42,573 (0,531 Sek. auf Rang 15/Grosjean), 17. Magnussen 0,535, 18. Wehrlein 0,551, 19. Ericsson 0,591, 20. Ricciardo 0,924.

Auf den Händen seiner Fans: Lewis Hamilton, der mit dem fßnften Sieg zu den Rekordgewinnern Jim Clark (Schottland) und Alain Prost (Frankreich) aufschloss.

wirklich trĂśsten. „Wir sind nicht glĂźcklich, aber es ist besser als nichts“, sagte der Finne. Derweil war Hamilton trunken vor GlĂźck. Immer wieder suchte er den hautnahen Kontakt zu seinen Fans und warf sich wie ein Rockstar mit einem perfekten Stage Diver in die tosende Menge. „Ich habe mich immer gefragt, wie sich das wohl anfĂźhlt“, berichtete er: „Jetzt habe ich es einfach mal gemacht, und es hat sich so gut angefĂźhlt.“ Einfach sei dieser souveräne Sieg nicht gewesen: „Es ist nie so einfach, wie es aussieht, aber es war ein perfektes Wochenende fĂźr uns.“ Und Hamil-

ton, der im Qualifying zum 67. Mal den ersten Startplatz eroberte und bald Rekordhalter Michael Schumacher (68) einholen wird, ist längst noch nicht satt. „Es gibt keinen Grund fĂźr mich, warum ich aufhĂśren sollte“, sagte der dreimalige Champion. Ein vierter Triumph wäre kein Grund zum RĂźcktritt: „Ich liebe die Formel 1 und werde weiterfahren.“ Mit seinem fĂźnften Sieg in Silverstone zog der 32-Jährige mit Jim Clark und Alain Prost gleich. Nie zuvor hat ein Fahrer viermal in Serie in Silverstone gewonnen. Platz sechs belegte Nico HĂźlkenberg (Emme-

rich) im Renault, 17. und Letzter wurde Pascal Wehrlein (Worndorf) im Sauber. In den Tagen vor dem Rennen hatte Hamilton viel Kritik einstecken mĂźssen, da er als einziger der 20 Fahrer bei einem groĂ&#x;en ShowEvent am Mittwoch in London gefehlt hatte. Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff verteidigte seinen Superstar und betonte, dass man ihm auch weiter seine Freiräume geben werde: „So bringt er seine Leistung an den Rennwochenenden.“ Hamilton war zu einem zweitägigen Kurzurlaub nach Mykonos gereist, um sich „optimal auf das

FOTO: DPA

Wochenende“ vorzubereiten, wie er selbst sagte. Es scheint die richtige Vorbereitung gewesen zu sein. Nach einer frĂźhen Safety-Car-Phase spulte Hamilton an der Spitze sein Programm routiniert ab und lieĂ&#x; sich auf dem Hochgeschwindigkeitskurs nordwestlich von London durch nichts aus der Ruhe bringen. Lob gab es fĂźr Teamkollege Valtteri Bottas. Der Finne war nach einer Strafversetzung wegen eines unerlaubten Getriebewechsels nur als Neunter gestartet, hatte Vettel vor dessen Malheur schon Ăźberholt und schaffte mit Platz zwei das Maximum.

Startaufstellung: 9. Bottas fĂźnf Plätze zurĂźck wegen Getriebewechsels, 19. Ricciardo 5 Plätze wegen Getriebe und 10 wegen Motorwechsel, 20. Alonso plus 30 wegen Getriebe- und Motorwechsel. Qualifikations-Duelle: Hamilton - Bottas 6:4, Verstappen - Ricciardo 6:4, Vettel - RäikkĂśnen 7:3, HĂźlkenberg - Palmer 10:0, Wehrlein - Ericsson 6:2. Fahrerwertung (maximal 250): 1. Vettel 177 Punkte, 2. Hamilton 176, 3. Bottas 154, 4. Ricciardo 117, 5. RäikkĂśnen 98, 6. Verstappen 57, 7. Perez 52, 8. Ocon 43, 9. Sainz jr. 29, 10. HĂźlkenberg 26, 11. Massa 23, 12. Stroll 18, 13. Grosjean 18, 14. Magnussen 11, 15. Wehrlein 5, 16. Kwjat 4, 17. Alonso 2. Team (maximal 430): 1. Mercedes 330, 2. Ferrari 275, 3. Red Bull 174, 4. Force India 95, 5. Williams 41, 6. Toro Rosso 33, 7. Haas 29, 8. Renault 26, 9. Sauber 5, 10. McLaren 2. Das nächste Rennen: GroĂ&#x;er Preis von Ungarn auf dem Hungaroring nahe in Budapest am 30. Juli.

Die Schuhe lassen Onnen in Viersen schon wieder im Stich VON DAVID BEINEKE VIERSEN Eike Onnen ist froh, dass er

bis zu den Leichtathletik-Weltmeisterschaften in London (4. bis 13. August) noch Zeit hat. Denn fßr Deutschlands aktuell zweitbesten Hochspringer läuft es derzeit nicht so gut. Nachdem der Hannoveraner vor einer Woche bei den Deutschen Meisterschaften in Erfurt mit 2,19

Boxprofi Abraham von Eubank schwer geschlagen LONDON (dpa) FĂźr Arthur Abraham

(37) endete der Traum von neuem Ruhm in einem Fiasko. Der einstmals als K.o.-KĂśnig gefĂźrchtete Profiboxer bezog vor 11.000 Zuschauern in der Wembley Arena bĂśse PrĂźgel und steht nach der Punktniederlage (110:118, 110:118, 108:120) gegen IBO-Weltmeister Chris Eubank Jr. vor dem Karriere-Aus. Der Supermittelgewichtler verpasste nicht nur einen erneuten WM-Titel, sondern auch die Teilnahme an der lukrativen World Boxing Super Series um die Muhammad-Ali-Trophy. Abraham war Eubank, dessen Vater 1994 in einem WM-Kampf den in Duisburg geborenen Graciano Rocchigiani bezwungen hatte, unterlegen. „Das ist wie gegen Gilberto Ramirez gelaufen“, befand Trainer Ulli Wegner frustriert. Gegen den Mexikaner hatte Abraham im FrĂźhjahr 2016 in Las Vegas seinen WBOWM-Titel verloren und auch da nicht den Hauch einer Chance gehabt. Schlimmer noch. Wegners Urteil Ăźber seinen alternden SchĂźtzling fiel diesmal vernichtend aus. „Er hatte heute kein Herz“, bemängelte der 75 Jahre alte Meistermacher, der mit dem – im heutigen Armenien geborenen – Boxer in dessen eineinhalb Jahrzehnte währender Profikarriere durch dick und dĂźnn gegangen war. Die WM-Titel der Verbände IBF und WBO waren die sportlichen HĂśhepunkte bei Abrahams 46 Siegen in 52 Kämpfen. Dem zehn Jahre jĂźngeren Eubank konnte er den Einzug in die Champions League des Boxens, den der Brite mit seinem 25. Sieg im 26. Fight schaffte, nicht verbauen.

Meter deutlich hinter Mateusz Przybylko (2,30) vom TSV Bayer Leverkusen auf dem zweiten Platz gelandet war, standen fĂźr ihn bei der 23. Auflage des Internationalen Hochsprung-Meetings in Viersen nur 2,10 Meter zu Buche. Dort, wo er im vergangenen Jahr vor den Olympischen Spielen noch mit 2,30 Meter gewonnen und fĂźr einen Platzrekord gesorgt hatte,

scheiterte er nach ausgelassenen 2,15 Meter dreimal an 2,19 Meter. Als es der mit 2,28 Metern siegreiche Mexikaner Edgar Rivera vor 750 begeisterten Zuschauern verpasst, mit 2,31 Metern eine neue persÜnliche Bestleistung aufzustellen, hatte Onnen seine Trainingsklamotten schon lange wieder an. Einen Grund fßr das fßr seine Verhältnisse dßrftige Abschneiden

dßrften die aktuellen Probleme mit seinem Schuhwerk sein. War ihm bei den nationalen Titelkämpfen während des Wettkampfs die Sohle gebrochen, so lÜste sich in Viersen schon beim Einspringen der obere Teil der Spikes von der Sohle. Zwar versuchte er, noch mit Klebeband zu retten, was zu retten war, doch volles Zutrauen in sein Schuhwerk konnte er nicht wieder herstel-

len. „So ganz aus dem Hinterkopf bekommt man so etwas einfach nicht“, sagte Onnen. Verantwortlich fĂźr die auffälligen Probleme mit den Schuhen macht der inzwischen 34Jährige die Umstellung seines Anlaufs in dieser Freiluftsaison. Die hatte eigentlich sehr gut begonnen, denn schon Mitte Mai sprang er in seiner Heimatstadt Hannover die WM-Norm von 2,30 Meter.

KOMPAKT

AMERICAN FOOTBALL

HOCKEY

Bundesliga, Gruppe Nord: Berlin Adler - Dresden Monarchs 7:68, Hildesheim Invaders - Kiel Baltic Hurricanes 14:38, Berlin Rebels - Lions Braunschweig 14:21. - Tabelle: 1. Braunschweig 16:0 Punkte, 2. Kiel 16:2, 3. Dresden 12:6, 4. Cologne Crocodiles 10:6, 5. Berlin Rebels 10:8, 6. Hildesheim, 7. Berlin Adler je 2:14, 8. Hamburg Huskies 0:18.

World League, Halbfinal-Turier in Johannesburg/ SĂźdafrika, Männer, Gruppe B: Ă„gypten - SĂźdafrika 2:1, Belgien - Deutschland 2:3. - Tabelle: 1. Deutschland 3 Spiele/12:5 Tore/9 Punkte, 2. Belgien 3/18:5/ 6, 3. Irland 3/6:7/6, 4. Ă„gypten 4/3:18/3, 5. SĂźdafrika 3/4:8/0.

Gruppe Sßd: Stuttgart Scorpions - Schwäbisch Hall Unicorns 19:28, Ingolstadt Dukes - Frankfurt Universe 17:42. - Tabelle: 1. Schwäbisch Hall 18:0, 2. Frankfurt 14:2, 3. Marburg Mercenaries 12:4, 4. Ingolstadt 10:6, 5. Munich Cowboys 6:16, 6. Allgäu Comets, 7. Saarland Hurricanes je 4:14, 8. Stuttgart 4:16.

FUSSBALL Testspiele: San Jose Earthquakes - Eintracht Frankfurt 4:1, Urawa Red Diamonds - Borussia Dortmund 2:3, SC Paderborn - Schalke 04 0:1, SV Wehen Wiesbaden - FSV Mainz 05 2:0, TSV Buchholz - Hamburger SV 0:4, Buchholzer FC - Hamburger SV 1:8, Rot-WeiĂ&#x; Erfurt - Hertha BSC Berlin 0:3, Hannover 96 - Twente Enschede 0:0, VfL OsnabrĂźck - Werder Bremen 0:3, Carl Zeiss Jena - Hertha BSC Berlin 0:2.. Auftakt der Frauen-EM in den Niederlande, Vorrunden-Gruppe A: Niederlande - Norwegen 1:0; weiter spielen: Dänemark - Belgien.

Frauen, Gruppe A: Japan - Deutschland 0:3, England - Irland 3:2. - Endstand: 1. England 4/7:3/9, 2. Deutschland 4/6:3/7, 3. Japan 4/ 4:4/7, 4. Irland 4/ 7:6/5, 5. Polen 4/0:8/0. – Viertelfinale: Deutschland Sßdafrika

TENNIS Wimbledon, Finals, Männer: Federer (Schweiz/3) Cilic (Kroatien/7) 6:3, 6:1, 6:4. - Doppel: Kubot/ Melo (Polen/Brasilien/4) - Marach/Pavic (Ă–sterreich/ Kroatien/16) 5:7, 7:5, 7:6 (7:2), 3:6, 13:11. – Frauen: Muguruza (Spanien/14) - V. Williams (USA/10) 7:5, 6:0. - Doppel: Marakowa/Wesnina (Russland/2) - Hao-Ching/Niculescu (Taiwan/Rumänien) 6:0, 6:0.

14.

Maurer

Wasserspringen, Männer, 1-m-Brett: 1. Jianfeng Peng 448,40 Punkte, 2. Chao He (beide China) 447,20, 3. Tocci (Italien) 444,25, 4. Hausding 439,25, ... Aus in der Qualifikation: 35. Massenberg (beide Berlin). - 3-m-Brett: 1. Kusnetsow/Zakarow (Russland) 450,30, 2. Yuan Cao/Siyi Xie (China) 443,40, 3. Kolodi/Kwascha (Ukraine) 429,99, ... 5. Feck/Hausding (Leipzig/Berlin) 415,35. - Frauen, 1m-Brett: 1. Keeney (Australien) 314,95, 2. Baschina (Russland) 304,70, 3. Bertocchi (Italien) 296,40, ... 6. Punzel (Dresden) 284,25. Synchronschwimmen, Frauen, Solo: 1. Kolesnitschenko (Russland) 95,2036 Punkte, 2. Carbonell Ballestero (Spanien) 93,6534, 3. Woloschina (Ukraine) 91,9992, ... Aus in der Quali: 17. Zimmer (Berlin) 76,8697. - Duett: 1. Kolesnitschenko/Patskewich (Russland) 95,0515, 2. Tingting Jiang/Jiang Wenwen (China) 94,0775, 3. Woloschina/Yakhno (Ukraine) 92,6482, ... Aus in der Quali: 21. Bojer/Reinhardt (Mßnchen).

VOLLEYBALL

TRIATHLON

GALOPPRENNEN

Weltcup in Hamburg, Männer: 1. Mola (Spanien) 54:07 Minuten, 2. Birtwhistle (Australien) 54:19, 3. Sissons (Neuseeland) 54:22, 4. Luis (Frankreich) 54:25, 5. Gomez (Spanien) 54:27, ... 15. Nieschlag (Lehrte) 54:51, 47. LĂźhrs (Potsdam) 57:42. - Frauen: 1. Duffy (Bermudas) 58:59, 2. Gentle (Australien) 59:30, 3. Lindemann (Potsdam) 59:40, 4. Zaferes (USA) 59:41, 5. Annen (Schweiz) 59:58. Mixed-WM: 1. Australien 1:22:38 Stunden, 2. USA 1:22:42, 3. Niederlande 1:22:47, 4. GroĂ&#x;britannien 1:22:52, 5. Kanada 1:23:04, ... 10. Deutschland (Knappe/Dettingen, Horn/Potsdam, Lindemann, Priester/SaarbrĂźcken) 1:24:26.

Ergebnisse KĂśln (Sonntag); 1. R.: Marillion (A. Starke), Magneta Sky, Magnor, Toto 14/12, 39, ZW 127, DW 382; 2. R.: Dina (M. Seidl), Dusky Dance, Sir Benny, Toto 42/13, 16, 18, ZW 223, DW 1790; 3. R.: Marlot (M. Seidl), Nagreta, Allez Y, Toto 47/16, 18, 49, ZW 267, DW 4717; 4. R.: Atlanta (F. Minarik), Haarib, Tjerk, Endeavor, Toto 55/23, 40, 30, ZW 1283, DW 5538, VW 58.601; 5. R.: Bandito (St. Hellyn), Oscar, Native Fighter, Toto 41/30, 49, ZW 367, DW 1274; 6. R.: Dragon Lips (M. Lerner), Wonnemond, Millowitsch, Toto 66/23, 18, 16, ZW 490, DW 2263; 7. R.: Pretor (M. Pecheur), Wasseem, Kimbarjano, Toto 71/21, 17, 21, ZW 325, DW 3378; 8. R.: Asi es la vida (A. Starke), Swinging Wienerin, Qool, Toto 24/14, 22, ZW 79, DW 236; 9. R.: Aramon (M. Seidl), Archer Rock, Orkanos, 20/14, 15, ZW 31, DW 48.

WM in Budapest/Ungarn, Freiwasser, Männer, 5 km: 1. Olivier (Frankreich) 54:31,4 Minuten, 2. Sanzullo (Italien) 54:32,1, 3. Shuttleworth (GroĂ&#x;britannien) 54:42,1, ... 26. Herwig (Magdeburg) 55:13,7, 28. Straub (WĂźrzburg) 55:14,4. - Frauen, 10 km: 1. Muller (Frankreich) 2:00:13,7 Stunden, 2. Arevalo (Ecuador) 2:00:17,0, 3. Bridi (Italien) und Cunha (Brasilien) beide 2:00:17,2, ... 7. Wunram (Eckern-

(Wiesbaden)

Bundesliga: Aachen - RW KÜln 5:1, Weinheim - Aachen 4:2, Halle - Krefeld 4:2, Dßsseldorf - Mannheim 2:4, BW Aachen - Halle 2:4, Mannheim - Weinheim 3:3, Gladbacher HTC - Dßsseldorf 1:5, KÜln - Krefeld 4:2. - Tabelle: 1. Halle 11:7 Sätze/5:1 Punkte, 2. Kurhaus Aachen 10:2/4:0, 3. Weinheim 10:8/4:2, 4. Mannheim 7:5/3:1, 5. Dßsseldorf 10:8/3:3, 6. KÜln 8:10/3:3, 7. Krefeld 8:10/2:4, 8. Gladbach 3:9/0:4, 9. BW Aachen 5:13/0:6.

SCHWIMMEN LAURA LINDEMANN (21/Potsdam) lief erstmals bei einem Rennen der World Series im Triathlon aufs Podium. Vor 150.000 Zuschauern in Hamburg landete die Junioren-WeltFOTO: DPA meisterin auf Rang drei.

fĂśrde) 2:00:26,1, 2:01:53,3.

Dass es seitdem in Sachen HĂśhen eher abwärts geht, hat dazu gefĂźhrt, dass Sicherheit und Selbstvertrauen fehlen. „Deswegen ist es gut, dass ich bis zur WM noch ein bisschen Zeit habe“, betonte Onnen. Er muss sich jetzt erst einmal um neue Spikes kĂźmmern. Mit GrĂśĂ&#x;e 49 wird er bei den Ăźblichen Herstellern nicht fĂźndig, sondern muss aktuell sogar in den USA bestellen.

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World Grand Prix der Frauen, Division 2, Vorrunde, Pool D in Almaty/Kasachstan: Deutschland - Kasachstan 3:1, - Kroatien 3:0, - Kolumbien 3:0. - Endstand: 1. Deutschland 9:1 Sätze/9 Punkte, 2. Kolumbien 6:5/6, 3. Kasachstan 5:7/3, 4. Kroatien 2:9/0. – Im Fled der zwĂślf Teams gehĂśrt Deutschland nach sechs der neun Spiele mit 14 Punkten zu den Top drei.

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TV-TIPPS ARD/FuĂ&#x;ball Frauen-EM in den Niederlanden; Italien - Russland; 17.40 bis 20 Uhr; Deutschland - Schweden; 20.15 bis 23 Uhr. Sport1/FuĂ&#x;ball Testspiel: Hansa Rostock - VfL Wolfsburg; 17.55 bis 20 Uhr.

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R-SP4

RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

B4 Sport

RADSPORTE

Der Tennis-König

104. Tour de France, Gesamtwertung

Als erster Spieler in der Geschichte gewinnt Roger Federer zum achten Mal das Grand-Slam-Turnier in Wimbledon. LONDON (sid) Als Roger Federer seine vier Kinder auf der Tribüne erblickte, überwältigten ihn die Gefühle. Tränen schossen ihm in die Augen, Federer vergrub sein Gesicht in den Händen. In diesem Moment fiel die Anspannung ab, und der Schweizer realisierte, was ihm gerade in Wimbledon gelungen war. Nach einem einseitigen Finale gegen den angeschlagenen Kroaten Marin Cilic krönte sich Federer mit seinem achten Titel zum alleinigen Rekordhalter im All England Club. „Das ist magisch. Fast schon zu viel“, sagte Roger Federer, „ich wusste nach dem letzten Jahr überhaupt nicht, ob ich hier noch einmal ins Finale kommen kann. Aber ich habe immer daran geglaubt und immer geträumt.“ Das 6:3, 6:1, 6:4 im Endspiel setzte den nicht ganz würdigen Schlusspunkt unter ein nahezu perfektes Turnier. Keinen einzigen Satz gab Federer in sieben Matches ab, das war ihm zuvor in seiner einzigartigen Karriere nur bei den Australian Open 2007 gelungen. Bei der Siegerehrung dachte der Gentleman unter den größten Sportlern der Geschichte aber auch an seinen Gegner. „Manchmal ist es grausam, aber du hast gekämpft und bist ein Held“, sagte er zu Cilic. Der 1,98-m-Hüne hatte schon während des Matches bitterlich geweint, wollte aber partout nicht aufgeben. „Das habe ich noch nie getan“, sagte Cilic, der am linken Fuß verletzt war: „Ich hoffe, ich komme zurück und kann es noch einmal versuchen.“ Zur Krönungsmesse des Rasenkönigs hatte sich auch die royale Prominenz die Ehre gegeben. Prinz William und seine Gattin Kate, Schirmherrin des Turniers, wollten noch vor ihrer Deutschlandreise bestaunen, wie Federer sein Idol

HC Leipzig steigt nach Insolvenz in 3. Handball-Liga ab LEIPZIG (laha) Ein bitterer Schlag für den deutschen Frauenhandball: Der sechsmalige deutsche Meister und siebenmalige Pokalsieger HC Leipzig hat Insolvenz angemeldet und steigt von der ersten in die dritte Liga ab. Der Verein, der Schulden in Höhe von 1,3 Millionen Euro hat, konnte die zur endgültigen Lizenzverteilung benötigten 600.000 Euro nicht bis Freitag, 24 Uhr, nachweisen. Für die Leipzigerinnen rückt der HC Rödertal aus der Nähe von Dresden in die Bundesliga nach. Für den finanziellen Untergang des Vereins, so sind sich Experten einig, sei Manager Kay-Sven Hähner verantwortlich. Mit für den Frauenhandball unüblichen Gehältern soll Hähner jedes Jahr prominente Spielerinnen nach Leipzig gelockt haben, mitunter trug die halbe deutsche Nationalmannschaft die gelbblauen Trikots. Zudem soll er Sponsorenverträge per Handschlag geschlossen haben, so dass notwendige Einnahmen ausblieben. In der vergangenen Saison warteten Spielerinnen und Trainer monatelang vergeblich auf ihre Gehälter. Ein Teil der Mannschaft verließ den Verein bereits unter der Saison. So wechslete im Februar Nationaltorhüterin Katja Kramarczyk, seit 2008 im Verein, von einem auf den anderen Tag zu Bayer Leverkusen. Dabei hatte der schleichende Niedergang des einst so ruhmreichen HC Leipzig bereits vor Jahren begonnen. 2010 kamen im Schnitt noch 2700 Zuschauer in die Leipziger Arena, zuletzt waren es gerade einmal um die 1000. Der HC muss, aufbauend auf seinem Nachwuchs, von vorne anfangen. Trainer Norman Rentsch wird dem Verein zunächst erhalten bleiben, um erste Schritte zu begleiten. „Das ist mit den Begriffen Wut und Ärger kaum zu beschreiben. Wir haben Vertrauen in die gesamte Führung gehabt – und sind jetzt den Berg hinuntergestoßen worden“, sagte der 37-Jährige im Gespräch mit dem Mitteldeutschen Rundfunk.

Federer schreibt Geschichte: Zum elften Mal stand der Schweizer im Wimbledon-Finale, seinen achten Titel holte er auf dem Centre Court gegen den angeschlagenen Kroaten Marin Cilic nach 101 Minuten. FOTO: AP

Pete Sampras (USA) und den legendären Briten William Renshaw in der „ewigen“ Bestenliste hinter sich lässt. Die Anspannung auf dem Centre Court erreichte kurz vor dem ersten Aufschlag ihren Höhepunkt, unter den 15.000 Fans befand sich kaum jemand, der Liebling Federer den Sieg nicht wünschte. Der GrandSlam-Rekordchampion hatte 2014 und 2015 gegen den Serben Novak Djokovic jeweils Chancen auf seinen achten Titel im Finale ausgelassen, diesmal sollte es endlich klappen, diesmal befand sich Federer in Bestform und diesmal waren seine größten Konkurrenten längst ausgeschieden. Dennoch war dem Maestro der Respekt vor Cilic anzumerken, immerhin hatte der ihn vor drei Jahren im Halbfinale der US Open vom Platz geschossen. Federer erinnerte sich ebenfalls noch gut an das Match aus dem Vorjahr, als er bereits drei Matchbälle gegen sich hatte und nur knapp dem Aus entging. Damals schmerzte bereits sein Knie, und es zwickte der Rücken, wenig später entschloss er sich, die Saison zu beenden. Umso mehr weiß Federer, mit 35 Jahren und 342 Tagen nun der älteste Wimbledonsieger in der Geschichte des Profitennis, seinen 19. Grand-Slam-Titel zu schätzen. Im All England Club krönte er sein bestes Halbjahr seit langem, das nach sechs Monaten Pause mit dem Sieg bei den Australian Open sensationell begonnen hatte. „Wichtiger, als die Trophäe in den Händen zu halten, ist es aber, gesund zu sein“, sagte er, blickte hinauf in seine Box und rief: „Das ist ein wunderbarer Moment für uns als Familie. Dieser Titel ist für uns alle.“

Muguruza verewigt sich in Wimbledon LONDON (sid) Garbine Muguruza musste sichergehen. Vielleicht war ja doch alles nur ein Traum gewesen. Sie streckte die Hand aus, strich vorsichtig über die frisch eingravierten Buchstaben auf der Ehrentafel und lächelte verzückt. Kein Zweifel: Ihr Name ist seit Samstag auf ewig untrennbar mit der Wimbledon-Geschichte verbunden. „Das ist doch das, was wir alle wollen: Neue Namen und neue Gesichter“, sagte Muguruza mit dem Selbstbewusstsein einer zweimaligen Grand-Slam-Siegerin. Mit 23 Jahren hat sie sich zur Anführerin einer Generation aufgeschwungen, die das Vakuum füllen wird, das auf der Frauentour nicht erst nach der Schwangerschaft von Serena Williams und der Dopingsperre von Maria Scharapowa entstanden war. Die Spanierin trägt das Sieger-Gen in sich und verzaubert ihre Landsleute. Von König Juan Carlos bis Schauspiel-Ikone Antonio Banderas, von Tenniskollege Rafael Nadal bis Fußballheld Iker Casillas: die Glück-

wünsche nach Muguruzas 7:5, 6:0 im Finale über US-Altmeisterin Venus Williams rissen nicht ab. Dabei war Muguruza keineswegs urplötzlich aus den unendlichen Weiten der Tennistour auf den „Heiligen Rasen“ gefallen. Seit ihrem Finaleinzug vor zwei Jahren in Wimbledon und erst recht nach ihrem Titel bei den French Open 2016, den sie im Endspiel der großen Serena Williams wegschnappte, gehört sie zur Weltklasse. Sie beherrscht das Spiel, die mächtigen Grundschläge, die offensive Ausrichtung und sie hat den Mut für die größten Siege, alleine die Konstanz lässt Muguruza noch vermissen. In ihren wenigen Jahren auf der Profitour hat sie erlebt, wie schnell sich Höhen und Tiefen abwechseln können. Nach dem Triumph von Roland Garros geriet Muguruza ins Taumeln und war so verunsichert, dass sie ein Jahr später Paris heulend verließ. Nur 41 Tage später weinte sie erneut – diesmal jedoch Tränen des Glücks. „Es ist schwierig ein Rezept zu finden, das alles zu-

sammenbringt“, sagte sie: „Normalerweise steht immer etwas im Weg. Aber dieses Mal habe ich es geschafft, auf jedem Level eine gute Leistung abzurufen.“ Das Schlüsselspiel in Wimbledon hatte für Muguruza im Achtelfinale stattgefunden, als Angelique Kerber sie an den Rand der Niederlage brachte. Muguruza griff an, Kerber konterte. Mehr als zwei Stunden ging das so, stets auf Augenhöhe, immer hochklassig. Aber als es darauf ankam, im entscheidenden Moment am Ende des dritten Satzes, steigerte sich Muguruza und gewann.

Im Finale hätte sie einknicken können, als Venus Williams im ersten Durchgang zwei Satzbälle hatte. Doch Muguruza hielt dagegen und brach damit den Willen der fünfmaligen Wimbledonsiegerin. Vor dem Match hatte sie gesagt, dass auf der Tafel oft genug Williams stehe. Es war an der Zeit, dass sich Muguruza verewigt. Muguruzas erster WimbledonTitel. FOTO: DPA

1. Christopher Froome Großbritannien Team Sky 64:40:21 Stunden 2. Fabio Aru Italien Astana 18 Sekunden zurück 3. Romain Bardet Frankreich AG2R 23 Sekunden zurück 4. Uran 0:29 (Kolumbien/Cannondale-Drapac), 5. D. Martin (Irland/Quick-Step Floors) 1:12, 6. Landa (Spanien/Sky) 1:17, 7. Yates (Großbritannien/OricaScott) 2:02, 8 Meintjes (Südafrika/UAE Team Eimirates) 5:09, 9. Contador (Spanien/Trek-Segafredo) 5:37, 10. Caruso (Italien/BMC Racing) 6:05, 11. Quintana (Kolumbien/Movistar) 6:15, 12. Bennett (Neuseeland/LottoNL-Jumbo) 6:39, 13. Barguil (Frankreich/Sunweb) 8:48, 14. Latour (Frankreich/ AG2R) 13:41, 15. Nieve (Spanien/Sky) 14:52, ... 17. Buchmann (Ravensburg/Bora-hansgrohe) 19:37, ... 66. Geschke (Berlin/Sunweb) 1:39:46, ... 84. Martens (Rostock/LottoNL-Jumbo) 1:53:23, ... 94. Politt (Köln/Katjuscha-Alpecin) 2:01:15, ... 97. T. Martin (Cottbus/Katjuscha-Alpecin) 2:04:06, 101. Arndt (Buchholz/LottoNL-Jumbo) 2:05:53, ... 122. Burghardt (Zschopau/Bora-hansgrohe) 2:21:59, ... 130. Degenkolb (Gera/Trek-Segafredo) 2:27:17,... 132. 142. Sütterlin (Freiburg/Movistar) 2:30:45, ... 140. Zabel (Unna/Katjuscha-Alpecin) 2:34:54, ... 154. Knees (Bonn/Sky) 2:49:31, ... 157. Kittel (Arnstadt/ Quick-Step Floors) 2:52:53, ... 164. Greipel (Rostock) 2:57:34, ... 166. Sieberg (Castrop-Rauxel/beide Lotto-Soudal) 2:58:59, ... 171. Wagner (Magdeburg/LottoNL-Jumbo) 3:04:56, 172. Selig (Berlin/ Bora-hansgrohe) 3:06:38. – 175 von 198 Fahrern noch im Rennen. Sprintwertung/Grünes Trikot: 1. Kittel 373 Punkte, 2. Matthews 294, 3. Greipel 187:4. Kristoff (Norwegen/Katjusha) 158. . Bergwertung/Gepunktetes Trikot: 1. Barguil 116, 2. Roglic 38, 3. de Gendt (Belgien/Lotto-Soudal) 36; 4. Landa 33; ... 6. Froome 25; 7. D. Martin 23; 8. Aru 22; ... 39. Politt 2. Nachwuchswertung/Weißes Trikot: 1. Yates 64:42:23, 2. Meintjes 3:07, 3. Latour 11:39, 4. Buchmann 17:35; ... 20. Sütterlin 2:28:43 Stunden; ... 22. Zabel 2:32:52.. Teamwertung: 1. Sky 194:10:44, 2. AG2R 9:52, 3. Trel-Segafredo 1:01:18, ... 13. Sunweb 2:30:09, ... 18. Bora-hansgrohe 3:18:21. 14. Etappe von Blagnac nach Rodez über 181,5 km: 1. Matthews (Australien/Sunweb) 4:21:56 Stunden, 2. van Avermaert (Belgien/BMC Racing) gleiche Zeit, 3. Boasson Hagen (Norwegen/Dimension Data) 0:01 Sekunden zurück, 4. Gilbert (Belgien/Quick-Step Floors), 5. McCarthy (Australien/Bora-hansgrohe), 6. Colbrelli (Italien/Bahrain-Merida), 7. Froome, 8. Martin, 9. Uran alle gleiche Zeit, 10. Benoot (Belgien/Lotto-Soudal) 0:05, 11. Bardet, 12. Stybar (Tschechien/ Quick-Step Floors), 13. Yates, 14. Bakelants (Belgien/ AG2R), 15. Martens alle gleiche Zeit, ... 29. Buchmann 0:25, 30. Aru gleiche Zeit, ... 36. Degenkolb 0:30, ... 51. Arndt 0:52, ... 59. Politt 1:10, ... 61. Burghardt gleiche Zeit, ... 78. Martin 1:34, ... 103. Geschke 6:28, ... 122. Greipel 13:17, ... 125. Sieberg, ... 128. Sütterlin, 129. Zabel, 136. Wagner, ... 148. Knees, ... 170. Kittel alle gleiche Zeit. 15. Etappe von Laissac-Severac l’Eglise nach Le Puyen-Velay über 187,00 km: 1. Mollema (Niederlande/ Trek-Segafredo) 4:41:47 Stunden, 2. Ulissi (Italien/ UAE Team Emirates) 0:19 Sekunden zurück, 3. Gallopin (Frankreich/Lotto-Soudal), 4. Roglic (Slowenien/ Lotto NL-Jumbo) beide gleiche Zeit, 5. Barguil 0:23, 6. Roche (Irland/BMC Racing) 1:00, 7. Calmejane (Frankreich/Direct Energie) 1:04, 8. Bakelants (Belgien/AG2R), 9. Pinot (Frankreich/FDJ Cycling Team), 10. Pauwels (Belgien/Dimension Data), 11. Benoot (Belgien/Lotto-Soudal), 12. Caruso, 13. Navarro Garcia (Spanien/Cofidis), 14. Perichon (Frankreich/Fortuneo), 15. Moinard (Frankreich/BMC Racing) alle gleiche Zeit, ... 20. Martin 5:14, ... 24. Geschke 6:11, ... 28. Froome 6:25, 29. Uran, 31. Aru, 33. Bardet alle gleiche Zeit, ... 39. Buchmann 9:10, ... 61. Burghardt 18:00, ... 65. Sütterlin gleiche Zeit, ... 100. Martens 20:39, ... 121. Zabel 26:32, ... 122. Wagner, ... 123. Degenkolb, ... 131. Sieberg, ... 144. Knees, ... 150. Greipel, ... 160. Selig alle gleiche Zeit.

Froome fährt wieder im Gelben Trikot LE PUY-EN-VELAY (sid/dpa) Christopher Froome winkte hektisch, und erst Sky-Teamkollege Michal Kwiatkowski half ihm aus der Not. Als ihn ein Defekt am Hinterrad in einem denkbar ungünstigen Augenblick stoppte, geriet der Brite kurz in Panik. „Das war richtig Stress für mich. Ich musste das Maximum geben, um zurückzukommen“, sagte der dreimalige Tour-Sieger. Die Panne hatte ihn ereilt, als der drittplatzierte Franzose Romain Bardet am Col de Peyra Taillade (1. Kategorie) rund 40 Kilometer vor dem Ziel attackierte. Nur unter Aufbietung aller Kräfte war Froome in der Lage, sein Gelbes Trikot zu behaupten. „Ich bin dankbar, dass ich diesen Tag überlebt habe“, sagte Froome erleichtert. Erst nach Unterstützung seines polnischen Helfers und einer beherzten Aufholjagd im Zentralmas-

siv, kam der erschöpfte Froome wieder an die Seite seiner härtesten Rivalen Fabio Aru (Italien) und Bardet. 6:25 Minuten hinter Tagessieger Bauke Mollema (Niederlande) erreichte die Gruppe das Ziel. Der 104. Tour winkt nach einer harten 15. Etappe, die in Tony Martin (Cottbus) einen glücklosen Ausreißer erlebte, auf dem Weg durch die Alpen nach Paris ein Herzschlagfinale – nach einem Wochenende, an dem Froome vorerst die Hackordnung wiederherstellte. Der Tour-Regent fährt wieder in Gelb, doch die Konkurrenz verlangt ihm alles ab. „Dass ich so schnell wieder die Gesamtführung besitze, hätte ich nicht geglaubt“, sagte der 32Jährige: „Es ist so eng an der Spitze, ab jetzt kämpfen wir um jede Sekunde.“ 72 trennen ihn vom Iren Daniel Martin auf Platz fünf.

Mit seinem Husarenstück auf der 14. Etappe, als er beim Sieg des Australiers Michael Matthews vom deutschen Team Sunweb im Bergaufsprint Arus Schwäche ausgenutzt hatte, kehrte Froome an die Spitze zurück – 48 Stunden nach-

„Der vorletzte Berg war zu steil für mich“ Tony Martin nach dem gescheiterten Ausreißversuch

dem der Italiener ihn verdrängt hatte. „Ich habe prophezeit, dass diese Tour meine größte Herausforderung wird“, sagte Froome. Insbesondere die Alpen-Etappen am Mittwoch über den Galibier und am Donnerstag mit der Zielankunft auf den Col d’Izoard (2360 m) versprechen Höchstspannung. Kaum einer

der Mitfavoriten hatte bislang die Gelegenheit und auch das Vermögen, sich von seinen Konkurrenten entscheidend zu lösen. Die TourChoreographie mit nur drei Bergankünften und wenigen Zeitfahr-Kilometern hat bislang die Erwartungen des Veranstalters erfüllt. Die Dramaturgie spitzt sich zu. Aru hatte am Samstag eine schlechte Position vor der giftigen Zielrampe und bezahlte dafür. Während er („Ich habe es unterschätzt und bin zu weit hinten gefahren“) nach den Ausfällen zweier wichtiger Helfer fast auf sich allein gestellt ist, unterstreicht Sky bislang seine Dominanz. Als einziger der Sieganwärter verfügt Bardet über eine annähernd so starke Mannschaft, die am Sonntag selbst Sky eindrucksvoll in die Defensive zwang. „Nichts ist unmöglich“, sagte der 26-Jährige.

Beim deutschen Team Sunweb herrschte derweil allerbeste Stimmung. Erst hatte Warren Barguil als Franzose am Nationalfeiertag in Foix am Freitag triumphiert, dann kochte Matthews in Rodez den favorisierten belgischen Olympiasieger Greg Van Avermaet ab. „Zwei Tage Champagner – es könnte schlimmer sein“, meinte Simon Geschke, einer von zwei deutschen Fahrern in Sunwebs Tour-Team. „Enttäuscht bin ich nicht. Das war die einzige Etappe, die vom Profil gepasst hat. Ich habe es versucht und bin weggekommen, aber der vorletzte Berg war zu steil für mich“, sagte Tony Martin. Nach vier Stunden Schwerstarbeit als Ausreißer, darunter fast 30 Kilometer als Solist, hatten den Zeitfahr-Weltmeister die Kräfte verlassen und es reichte nur noch zu Platz 20.


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MONTAG, 17. JULI 2017 GESAGT „Der Deutsche Kulturrat wird in Zukunft seine Gremien geschlechtergerecht besetzen. Wir erwarten von der Politik ähnlich eindeutige Maßnahmen.“ Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates

Kultur

KUNST Nach 100 Tagen ist in Athen die documenta 14 zu Ende gegangen. Zum ersten Mal war neben Kassel eine weitere Stadt Schauplatz der Schau für zeitgenössische Kunst.

RP-ONLINE.DE/KULTUR

Köln nimmt Abschied vom Unbequemen In einer Feier mit 4000 Gästen im Dom – darunter viele Prominente – fand Joachim Kardinal Meisner seine letzte Ruhestätte in der Gruft. überraschend von Papst Franziskus nicht verlängert wurde. KÖLN Das „hillige Köln“ nimmt AbWeiter hinten gehen im Trauerzug noch Burschenschaften und schied vom Alterzbischof – vom geSchützenbruderschaften, am Ende liebten, ungeliebten, vom oft unbeschließlich – worauf Köln nie wird quemen Joachim Kardinal Meisner, verzichten können – Vertreter der der mit seinem Bistum derart bevielen Karnevalsvereine. „Kölle uns harrlich fremdelte, dass daraus eine Welt weed op dr Kopp jestelt“ ist auf unausweichlich tiefe Zuneigung zu einer der bunten Fahnen zu lesen. sprechen schien. Köln nimmt AbWie nimmt man ein letztes Mal schied, betend diesmal. Immer und Abschied? Mit Worten? Die Predigt immer wieder das Vaterunser, bis von Meisners Freund und Weggedie Prozession, von St. Gereon komfährten Peter Kardinal Erdö, dem mend, den Hohen Dom erreicht. Primas von Ungarn, verharrt im Auf Meisners eigenen Wunsch war Persönlichen: in der Begegnung mit er mehrere Tage dort, in der alten einem jungen Priester, einem junromanischen Basilika, aufgebahrt – gen, mutigen Bischof in der DDR, eimit Blick auf seine „Pfarrkirche“, nem großen Marienverehrer. wie er den Dom gerne nannte. Sinnfälliger sind an diesem VorKölns Abschied ist still, bewemittag die Grußworte der beiden gend, berührend. Und lang ist die Päpste: wie die kurze, sehr nach Prozession der Kardinäle, Bischöfe Pflicht klingende Botschaft von und Priester, Vertreter kirchlicher Papst Franziskus. Verbände und der In seinen knapPolitik. Die Bun„Wo man pen Worten, die despolitik ist nicht hin will, der apostolische nicht vertreten, da ist man richtig“ Nuntius von Berdafür ist NRW-Milin, Nikola Eteronisterpräsident Kardinal Meisner (1933-2017) Bekenntnis zu Köln vic, vorliest, Armin Laschet gescheinen Meiskommen. Wer ners kritische Nachfragen an Franwill, kann auch der Gästeliste entziskus doch Spuren hinterlassen zu nehmen, dass Meisner nie leichte haben. Der Abschiedsgruß des und populäre Positionen vertreten emeritierten Papstes Benedikt XVI. hat und zu seinem Mitstreiterkreis klingt da wärmer und vertrauter. auch jene gehörten, die aus unterSchließlich hatte Benedikt in Meisschiedlichen Gründen aneckten: ner einen unerschrockenen MitDer frühere Augsburger Bischof streiter im Kampf gegen die „DiktaWalter Mixa (Amtsverzicht 2010) tur des Zeitgeistes“, wie es im Dom geht in der Prozession neben dem heißt. Noch am Tag vor dem Tod des früheren Limburger Bischof TeAlterzbischofs am 5. Juli hatten beibartz-van Elst (Amtsverzicht 2013). de miteinander telefoniert. DankAuch Kurienkardinal Gerhard Ludbarkeit habe aus seiner Stimme gewig Müller nimmt in Köln Abschied, klungen, schreibt Benedikt. Meisner dessen Amt als Präfekt der Glausei froh gewesen, sich ausspannen benskongregation kürzlich und zu können nach den Strapazen; noch am Sonntag zuvor hatte er an INFO der Seligsprechung von Bischof Teofilus Matulionis in Vilnius mitElf der 16 Liegeplätze gewirkt. Auch dieses Unermüdliche sind in der Gruft belegt kennzeichnet Meisner. „Wir wissen, dass es ihm, dem leidenschaftlichen Bischofsgruft Mit Kardinal MeisHirten und Seelsorger, schwerfiel, ner haben jetzt elf Kölner Erzbisein Amt zu lassen“, schreibt Beneschöfe in der Gruft des Doms ihre dikt, genährt wohl auch aus der Erletzte Ruhestätte gefunden. Zufahrung des eigenen Rücktritts. letzt wurden dort Josef Frings Sein Amt zu lassen! Und das zu ei(1887-1978) und Joseph Höffner ner Zeit, „in der die Kirche dringend (1906-1987) beigesetzt. überzeugender Hirten bedarf“, so Insgesamt gibt es 16 Liegeplätze. Benedikt. Da wird das Grußwort für In den kommenden Wochen wird einen kurzen Moment zur GegenMeisners Grabplatte mit Namen wartsanalyse einer Kirche als Boot, und Wappen ergänzt das „fast schon zum Kentern angeVON LOTHAR SCHRÖDER

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im Kölner Dom am Sarg des verstorbenen Kardinals Joachim Meisner.

Prozession zum Kölner Dom. Im Hintergrund die Kirche St. Gereon, in der der Leichnam aufgebahrt war. FOTO: ACTIONPRESS

Kurienerzbischof Georg Gänswein verlas im Dom die Grußworte von Papst Benedikt XVI. FOTO: DPA

FOTO: DPA

Der Eichensarg des verstorbenen Kardinals Joachim Meisner FOTO: DPA wird in die Bischofsgruft hinabgelassen.

Die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker und Ministerpräsident Armin Laschet . FOTO: IMAGO/ EPD

INTERVIEW HAJO SCHUMACHER

„Für mich ist Laufen wie Urlaub“ Der Autor spricht über die Sturheit der Westfalen und größere Gelassenheit beim Älterwerden.

Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst (l) neben dem ehemaligen Bischof von Augsburg, Walter Mixa. FOTO: DPA

Zehn Autoren schreiben über das Leben im Land NRW VON CLAUS CLEMENS

Hajo Schumacher, 1964 in Münster geboren, ist politischer Journalist in Berlin und wurde unter anderem durch eine LäuferKolumne bekannt, die er als Achim Achilles für Spiegel-Online schreibt. Einer seiner Bestseller ist „Restlaufzeit“ (Lübbe), in dem er auch über das Älterwerden nachdenkt. DÜSSELDORF

Ihre Läufer-Kolumne als Achim Achilles wird auch von Nicht-Läufern geschätzt. Liegt das am Humor? SCHUMACHER Der „achillische“ Humor setzt voraus, dass man sich selbst nicht so ernst nimmt. Mir wird etwa immer vorgeworfen, ich würde „Nordic Walker“ verachten. Das stimmt, ist aber natürlich eher ein Zeichen eigener Schwäche. Man grenzt sich als Durchschnittsläufer gerne nach unten ab. Welche Eigenschaften hat das Laufen bei Ihnen zutage gefördert? SCHUMACHER Bei mir als Protestant ist das schlechte Gewissen chronisch. Ich finde immer Gründe, warum zu viel Essen schlecht ist oder

warum Bier trinken mir schadet. Beim Laufen selbst denke ich oft: „Du bist nicht schnell genug“ oder „Du bist nicht weit genug gelaufen“. Die eigenen Schwächen oder Charakterzüge werden einem ungefiltert ins Gesicht geschleudert. Das ist manchmal nicht schön, kann aber ein heilsamer Realitätsschock sein. Man kann sich beim Laufen nicht betrügen. Im besten Fall versöhne ich mich mit mir, vorübergehend jedenfalls. Welche kleinen Sünden erlauben Sie sich trotz chronisch schlechten Gewissens ? SCHUMACHER Sündigen und Leiden – diese Kombination ist nicht nur in Sadomaso-Kreisen populär, sondern auch bei Freizeitsportlern. Vor diese hochphilosophische Ebene hat der liebe Gott allerdings einige niedere Phasen des Laufens gelegt. Als Laufanfänger war ich wahnsinnig stolz, als ich den ersten Kilometer am Stück geschafft hatte. Anfänger haben halt relativ große Leistungszuwächse. Ir-

gendwann ist man dann ein richtiger Läufer. Das klingt erst einmal positiv. SCHUMACHER Aber dann kommen die ersten Wettbewerbe und bringen einen auf den Boden der Tatsachen zurück. Wenn man in seiner Altersklasse auf Platz 273 landet, ist die Olympiaqualifikation jedenfalls weit verfehlt. Auf die Ernüchterung folgt Verbissenheit. Insbesondere Männer in der „midlife crisis“ versuchen alles, um schneller zu werden. Man ernährt sich nur noch von Eiweißpulvern oder absolviert brutale

Autor Hajo Schumacher FOTO: DPA

Trainingspläne – eine stressige Zeit. Natürlich wird man etwas schneller, aber auch sehr viel verletzter. Orthopäde und Physiotherapeut werden zu Freunden. Es sind leider nur ganz wenige Menschen für eine Marathondistanz geschaffen. Viele geben das Laufen an diesem Punkt frustriert wieder dran. Warum haben Sie weitergemacht? SCHUMACHER Sturer Westfale halt. Laufen ist für mich eine Art Meditation. Ich genieße es, eine Stunde lang ohne Smartphone zu sein und einfach durch die Natur zu laufen. Für mich ist das wie Urlaub. Wenn ich früher schnell gelaufen bin, habe ich das immer mit einem „Du musst!“ im Hinterkopf getan. Heute sprinte ich, um die Grenzen meines Körpers zu spüren. Nicht weil ich muss, sondern weil ich will. Vom fremdbestimmten zum selbstbestimmten Laufen – das ist viel erfüllender als eine tolle Marathonzeit. DAS INTERVIEW FÜHRTE TOBIAS LENTZLER

füllt ist“. Benedikts Worte werden von seinem Privatsekretär verlesen, Kurienerzbischof Georg Gänswein. Dafür gibt es überraschend Applaus im Dom; und wie es scheint, für die Worte und den Vortragenden. Aus Meisners geistlichem Testament ist viel zitiert worden. Und es wurde auch gestaunt, etwa über seinen Treueaufruf für den Papst: „Haltet immer zum Papst, und ihr werdet Christus nicht verlieren“, heißt es darin. Auch das hat – wie manches im 83 Jahre währenden Leben des Alterzbischofs – einen biografischen Hintergrund. Dazu gehört sein Leben in drei gesellschaftlichen Systemen. Zwölf Jahre im Hitlerreich. 44 Jahre unter der Herrschaft des kirchenfeindlichen Kommunismus. Schließlich über 20 Jahre in der freiheitlichen Demokratie. In all diesen Lebensepochen habe ihm das Vorbild des Papstes „immer Orientierung, Ermutigung und Beistand“ geschenkt. In den vergangenen zehn Tagen ist intensiv Abschied genommen worden. Allein mit dem aufgebahrten Leichnam schien es Woelki, als würde Meisner noch einmal zu den Menschen predigen. Der letzte Weg dieses Abschieds wird dann kurz vor zwölf Uhr angetreten: mit der Beisetzung des schlichten, während der Feier unter der Vierung stehenden Eichensargs in der Gruft. Es ist leise im Dom mit den 4000 Trauergästen. Noch einmal das Vaterunser. Betend soll auch Kardinal Meisner gestorben sein. Das Brevier sei aus seinen Händen geglitten. Ein Sterben „mit Blick auf dem Herrn“, schreibt Benedikt. Zum Schluss zitiert Kardinal Woelki jene Worte, die Meisner 1987 auf dem Katholikentreffen in Dresden gesprochen hat – diesmal mit Blick auf die rheinische Domstadt: „Wir wollen hier in Köln keinem anderen Stern folgen als dem von Bethlehem.“ Meisner hat an Köln und den Kölnern längst nicht alles geschmeckt, wie er es von Zeit zu Zeit ja auch unmissverständlich verlauten ließ. Und bei seiner Emeritierung vor drei Jahren gab Meisner noch einmal ein für ihn typisches Köln-Bekenntnis ab: „Wo man nicht hin will, da ist man richtig.“ Nach seinem langen Lebens- und Glaubensweg, so scheint es, ist Alterzbischof Joachim Kardinal Meisner jetzt im heiligen Köln angekommen.

DÜSSELDORF Vor 20 Jahren hat man im damaligen Kultusministerium des Landes NRW beschlossen, einen Schwerpunkt für regionale Kulturpolitik im Haushalt zu verankern. Seither hat die Landeskultur nach Landtagswahlen in unterschiedlichen Ministerien ihre Heimat gefunden, der Schwerpunkt regionaler Kulturförderung blieb aber erhalten. Um dieses Jubiläum zu feiern, wurde jetzt das Projekt: „stadt.land.text“ gestartet. Von Juli bis Oktober sollen möglichst breit gestreute Antworten auf die Frage gefunden werden, was den Alltag und die kulturelle Vielfalt in Nordrhein-Westfalen auszeichnet. Nach einer Ausschreibung und über 200 Bewerbern machen sich ab sofort zehn Regionsschreiber für das Projekt auf eine Entdeckungsreise. Ihre Erlebnisse wollen sie unter anderem mit der „Pottcam“, einem ReiseLogbuch oder verschiedenen Kurzgeschichten dokumentieren. Die Künstlerinnen und Künstler werden durch ein Stipendium mit monat-

lich jeweils 1000 Euro und einem Wohnsitz in der Region unterstützt. Das Stadtschreiber-Projekt hat einen Vorläufer in der Region Aachen, der Heimat des neuen Ministerpräsidenten Armin Laschet und seiner neuen Kultusministerin Isabelle Pfeiffer-Poensgen. Seit drei Jahren gibt es dort einen Korrespondenten auf Zeit für die Beobachtung der Kultur. Bei der Auftaktveranstaltung von „stadt.land.text“ war es folglich auch ein Aachener, der das Jubiläumsprojekt erläuterte. Manfred Bausch (SPD) ist stellvertretender Geschäftsführer des Zweckverbands für die Region Aachen. Er kennt die neue Ministerin gut aus der Zeit, als sie in seiner Stadt Beigeordnete für Kultur war. Die Regionsschreiber haben unterschiedliche Schwerpunkte. Auf der Rheinschiene etwa wird MarieAlice Schulz unterwegs sein. Sie wurde in Hamburg geboren und hat in Berlin und Wien studiert. Für das Projekt will sie ihren Schreibtisch in öffentliche Verkehrsmittel verlegen, um Interessierte daran teilhaben zu lassen.


R-WISS-B

RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

B6 Kultur

Kino mit Aussicht

KULTURTIPPS

Regeln zur Bewahrung der Demokratie

JĂźrgen Wiebicke: Zehn Regeln fĂźr Demokratie-Retter Kiwi, 112 Seiten, fĂźnf Euro

Sachbuch Die Entscheidung zu diesem Buch fiel am Abend nach der Trump-Wahl. Da dachte sich der Philosophie-Journalist JĂźrgen Wiebicke, dass man jetzt bloĂ&#x; nicht wehrlos und verzagt sein dĂźrfe. Denn: Wer meint, nichts tun zu kĂśnnen, Ăźberlasst das Spielfeld den anderen. Das wollte Wiebicke nicht, darum hat er ein einfaches, gut lesbares und kluges Buch darĂźber geschrieben, wie attraktiv die Demokratie immer noch ist und wie man diese Errungenschaft pflegen und erhalten kĂśnnte – mit der Hilfe von zehn simplen Regeln. Etwa: Bleibe gelassen im Umgang mit Demokratie-Verächtern; oder: Verliere nicht den Kontakt zu Menschen, die nicht deiner Meinung sind; und: Verabschiede dich von der AttitĂźde, eigentlich gegen diese Gesellschaft zu sein. Wer das Buch liest, lernt einiges Ăźber sich. Und wer das Wissen weitergeben will, muss nicht einmal das Buch abgeben: Denn dem Werk liegt eine Postkarte mit den zehn Regeln bei. Lothar SchrĂśder „Paula“ ist auch dabei – in HĂśrstel, im nĂśrdlichen MĂźnsterland, ist der Film Ăźber die KĂźnstlerin Paula Modersohn-Becker im Zisterzienserkloster Gravenhorst zu erleben. Albrecht Abraham Schuch (l.) spielt Otto Modersohn und Carla Juri die junge Paula Becker. FOTO: DPA

Die „Filmschauplätze NRW“ bringen Kino in touristisch reizvolle Regionen des Landes. Nachmittags kann man Burgen, SchlĂśsser, KlĂśster besichtigen, abends Filme schauen. VON DOROTHEE KRINGS DĂœSSELDORF Kino ist ein Gemeinschaftserlebnis. Das spĂźrt man besonders im Sommer, wenn in vielen Städten drauĂ&#x;en Leinwände aufgezogen werden, Menschen bei einem kĂźhlen Bierchen plaudern und auf die Dämmerung warten. Dann werden die Projektoren angeworfen, und wie aus dem Nichts entstehen Geschichten, die eine groĂ&#x;e Zuschauerschaft in ihren Bann schlagen. Die Film- und Medienstiftung NRW schafft solche Gemeinschaftserlebnisse vor historisch reizvoller Kulisse. Vor 20 Jahren begann sie eine ungewĂśhnliche Filmreihe, die Kino an anregende Orte im ganzen Land bringt: die „Filmschauplätze NRW“. Im Jubiläumsjahr sind es natĂźrlich 20 Filme an 20 Orten, wie die GeschäftsfĂźhrerin der Film- und

Medienstiftung NRW, Petra MĂźller, launig anmerkt. In diesem Jahr sind besonders viele Orte im MĂźnsterland, aber auch im Rheinland, Ruhrgebiet und dem Aachener Raum Filmschauplätze geworden. „Wir suchen Filme und Orte, die zueinander passen, das schafft ein besonderes Erlebnis“, sagt Anna Fantl, Projektleiterin bei der Filmund Medienstiftung. Dann läuft Spielbergs Pferdefilm „Gefährten“ im Reitstadion am Schloss Wocklum oder SĂśnke Wortmanns „Die Päpstin“ auf dem Kirchplatz in Not-

tuln. AuĂ&#x;erdem seien die Filme oft in Städten zu erleben, die kein eigenes Kino mehr besitzen. „Wir locken Menschen vor die groĂ&#x;e Leinwand, auch um ihnen Lust auf Kino zu machen“, sagt Fantl. Die SchlossinnenhĂśfe, Kurparks und Klosteranlagen in Städten wie Freudenberg, Velbert oder Ahaus sind aber nicht nur stumme Kulisse. Vor jeder VorfĂźhrung gibt es am Nachmittag ein umfangreiches Programm fĂźr die Filmfreunde: BesichtigungsmĂśglichkeiten, FĂźhrungen, musikalische Darbietungen und

INFO

StemwedeLevern

Der Eintritt zu den Filmabenden ist frei

HĂśrstel Ahaus

Programm Alle Filmschauplätze dieses Sommers sowie Anfahrtsbeschreibungen und Angaben zum Ausflugsprogramm gibt es im Internet: www.filmschauplaetze.de

Nottuln Senden-Ottmarsbocholt Billerbeck Selm Castrop-Rauxel Dinslaken Herne Oberhausen Kamp-Lintfort FrĂśndenberg Velbert Balve BrĂźggen Bracht Haan Recklinghausen

Aachen Grenze KĂśpfchen

meist auch kulinarische Angebote, um die Region geschmacklich kennenzulernen. Die Ortschaften nutzen ihre Chance, sich vorzustellen. Inzwischen hat sich eine treue Zuschauerschaft entwickelt, die auch weite Anreisen in Kauf nimmt und das Kinoerlebnis mit einem Ausflug in die unbekannte Heimat NRW verbindet. „Das Programm vor Ort soll auf die Filme einstimmen, ist aber auch ein gesellschaftliches Erlebnis“, sagt Fantl. „Die Leute lernen einander kennen und verabreden sich fĂźrs nächste Mal.“

Karten Die FilmvorfĂźhrungen kosten keinen Eintritt. Es ist auch keine Anmeldung erforderlich.

Freudenberg GRAFIK: FILMSCHAUPLAETZE.DE, ZĂ–RNER

Kurzfilm Die Filmauswahl reicht von historischen Stoffen wie „Die Päpstin“ oder „Goethe!“ bis zu aktuellen Filmen wie „Tschick“. Dazu ist jeweils ein Kurzfilm eines Nachwuchsregisseurs zu erleben.

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„Purple Rain“ von Prince in neuer Edition Funk Selten gab es in den vergangenen Jahren eine Neuausgabe, die derart lohnenswert war wie die von „Purple Rain“. Prince war auf dem Gipfel, als er das Album 1984 verĂśffentlichte, es ist perfekt, man muss ihm nichts mehr hinzufĂźgen, denkt man. Aber nun ist da diese Edition mit drei CDs und einer DVD, und darin sind elf unverĂśffentlichte StĂźcke aus den Jahren ’83/’84 enthalten, die zusammengenommen als eigenständiges Album mit den bei Prince einst Ăźblichen Qualitätsstandards gelten kĂśnnen. Dass sie es damals nicht auf die LP geschafft haben, dĂźrfte nicht an ihrer mangelnden GĂźte gelegen haben, sondern SchlĂźssigkeit und Kohärenz des Albumkonzepts geschuldet sein. Diese StĂźcke nehmen die komplette zweite CD ein. Prince liefert inspirierten Jazz-Funk ab, hoch temperierte KĂśrpermusik, und die HĂśhepunkte sind „Our Destiny / Roadhouse Garden“, „Wonderful Ass“ und das zwĂślf Minuten lange „Computer Blue“, das das einzige StĂźck in diesem Konvolut ist, das Prince nicht alleine geschrieben hat. Gitarristin Wendy Melvoin und Keyboarderin Lisa Coleman aus seiner Band The Revolution unterstĂźtzten ihn, und die beiden hatten ja wenige Jahre später als Wendy & Lisa mit „Waterfall“ und „Sideshow“

Texte Ăźber die Folgen der Globalisierung Buch Nun hat ja ein neues Nachdenken eingesetzt Ăźber die Risiken der Globalisierung und deren konkrete Folgen wie Flucht, Terror, Krieg. Der Band „Die groĂ&#x;e Regression“ versammelt eine Reihe erhellender Essays zum Thema von Autoren wie Eva Illouz, Paul Mason, Arjun Appadurai. Das sind nicht nur kluge Denker, die auch komplexe Zusammenhänge verständlich auszudrĂźcken wissen, sie kommen auch aus unterschiedlichen Ländern, Kulturen, Denktraditionen. Das ist spannend, denn es zeigt, wie der tiefe Wandel durch die Globalisierung, der sich in allen Lebensbereichen niederschlägt, in unterschiedlichen Regionen der Welt doch zu ähnlichen Fragen fĂźhrt. Etwa danach, ob es nicht eigentlich die marktradikale Form der Globalisierung ist, die zu den aktuellen Verwerfungen fĂźhrt, und nicht das Zusammenwachsen der Welt an sich. Manche Lage hat sich schon wieder verändert, trotzdem lohnt die LektĂźre dieser Texte. Dorothee Krings

Heinrich Geiselberger: Die groĂ&#x;e Regression Suhrkamp, 319 S., 18 Euro

eigene Charterfolge. Ăœberhaupt bekommt man einen guten Eindruck von der Art, wie Prince gearbeitet und wie er die unterschiedlichen Formate genutzt hat. Auf der dritten CD finden sich Hits in ausgedehnten Versionen, die auf MaxiSingles verĂśffentlicht wurden. Das fast elf Minuten lange „I Would Die 4 U“ ist ein komplett anderes Lied als das, was damals im Radio gespielt

wurde. Prince hat dafĂźr eine LiveVersion neu abgemischt, und es wird einem beinahe schwindelig, weil nun so viel Druck in diesem Song ist. Eine DVD mit dem Konzert im Carrier Dome in Syracuse vom 30. März 1985 liegt der Edition auĂ&#x;erdem bei. Und zum digital aufpolierten Original-Album, das man auf der ersten CD findet, bleibt zu sagen, dass man tatsächlich einen Unterschied zur 33 Jahre alten Erstausgabe hĂśrt. Das TitelstĂźck etwa wirkt jetzt noch wuchtiger und massiver. Vorbildliche Neuausgabe. Ein kleiner Schatz. Philipp Holstein


MONTAG, 17. JULI 2017

SOLINGER MORGENPOST ANKE SVENSSON

CREATORS OF LEGENDS

KOOPERATION

Der Kampf gegen den Engpass an Schulen. Seite C 2

Donnergrollen und Gitarrenklänge begleiten die Vernissage. Seite C 3

Museen in Solingen kämpfen um junge Besucher. Seite C 4

C1

rHEINISCHE POST

IM BLICKPUNKT DAS FESTIVAL-WOCHENENDE

Stadt sucht Baufirma für das Galileum

Party-Alarm unterm Bergfried Rund 750 Fans elektronischer Musik tanzten gestern bei der Premiere des Open Air-Events „Techno Castle“ auf Schloss Burg zu den Beats und Klängen international gefragter DJs. Für die Solinger „Tube & Berger“ war es ein Heimspiel. VON ALEXANDER RIEDEL (TEXT) UND STEPHAN KÖHLEN (FOTOS)

Schon auf der Anfahrt ging es offenbar ausgelassen zu: „Die Klientel im Bus war sehr unterschiedlich, aber alle haben miteinander gequatscht und gelacht“, beschreibt Eileen Sehring die Stimmung im Shuttle-Bus ab Solingen-Mitte, während sie mit ihren Freunden in der Schlange vor dem großen Tor auf den Einlass wartet. Einige Gäste haben es sich auf ihren Taschen vor einem kleinen Mäuerchen gemütlich gemacht und warten den größten Andrang an der Kasse erst einmal ab. Aus dem Inneren von Schloss Burg dringen derweil bereits wummernde Beats und dunkle Harmonien nach draußen. Die restaurierte Anlage wird an diesem Sonntag erstmals zum „Techno Castle“ – und zieht viele Musikfreunde verschiedener Altersgruppen aus Solingen und dem Umland an. „Sowas findet ja in der Region nicht so oft statt“, sagt die Hildenerin Sehring mit spürbarer Vorfreude. Kurze Zeit später, nach gründlicher Taschenkontrolle, steht die Gruppe im Innenhof. Unterhalb des Aufgangs zum Rittersaal bieten verschiedene Stände kalte Getränke und kleine Stärkungen an. Ein junger Mann feuert eine bunte Plastikpistole ab, glitzerndes Konfetti rieselt auf die jubelnden Freunde nieder – und die Füße beginnen schon zu wippen. Im Brunnenhof steht die in weiß gehaltene, mit Ringmotiven

versehene Bühne, eingerahmt von Quadern, die in den vielfältigsten Farben erstrahlen. Die Nebelmaschine verstärkt die entrückte Atmosphäre innerhalb der Burgmauern. Die Bässe dringen in Bauch und Beine. Schon am frühen Nachmittag lassen sich die insgesamt 750 Fans davon mitreißen. Im Vorverkauf waren die raren Tickets schon ab Mitte Juni vergriffen. Ein Restkontingent liegt am Tag der großen Party bereit – und auch die Karten an der Abendkasse bleiben

nicht ungenutzt zurück: „Wir haben kurzfristig noch welche ergattert“, erzählt Henrik Radtke – und schwärmt vom Schauplatz: „Das ist schon ein ganz besonderes Ambiente hier auf der Burg.“ Einziger Wermutstropfen sind für manche Gäste die hohen Preise an der Abendkasse: „35 Euro sind schon happig“, urteilt eine Besucherin im Vorbeigehen und berichtet: „Es gab einen Gruppentarif im Vorverkauf, bei dem letztlich jeder Einzelne nur rund 18 Euro gezahlt hat.“

Dafür kann sich das Programm allerdings auch sehen lassen: „Das Line Up ist ziemlich gut“, sagt Marcel Reitz. Besonders freut er sich auf die Lokalmatadoren „Tube & Berger“. Das „Deep House“-Duo aus der Klingenstadt gehört seit etlichen Jahren zur gehobenen Klasse der internationalen Elektro-Szene und sorgt auch derzeit mit seinem im Mai veröffentlichen Album „We are all stars“ wieder für Furore. In der Burganlage bringt das Duo die Stimmung mit eingängigen Melodien

und treibenden Rhythmen zum Kochen. Insgesamt fünf Formationen und DJs haben sich angesagt – darunter auch das schwedisch-amerikanische Duo „Pleasurekraft“, das ebenfalls Charterfolge feierte. Wer eigentlich alles auflegen würde, ist für manch einen Besucher allerdings gar nicht so entscheidend: „Wir haben die Tickets schon gekauft, bevor das genaue Line Up feststand“, erzählt Eileen Sehring, und fügt hinzu: „Wer hier ist, erlebt eine tolle Party“.

! Fünf DJ-Formationen sorgten bis Sonnenuntergang für die richtigen Beats – den Anfang machte Sven Nox.

$ Großer Andrang am Eingang zum Brunnenhof: Nur wenige Tickets waren überhaupt noch an der Tageskasse erhältlich.

" Das Publikum bei dem für Schloss Burg ungewöhnlichen Event war bunt gemischt.

TECHNO CASTLE Initiator mit Solinger Wurzeln Veranstalter des „Techno Castle“ war Karim Edokpolo, Chef der Firma Everlasting Entertainment. Der in Wien und München lebende Eventmanager hat Verwandtschaft in Solingen. Line Up Neben „Tube & Berger“ und „Pleasurekraft“ traten „Monkey Safari“, Nico Pusch und Sven Nox auf Schloss Burg auf.

„Phunk Department“ lockt Tausende in Stadtpark Mit seinen insgesamt fünf Areas verwandelte der Verein Kommando Kultur den Walder Stadtpark beim „Phunk Department“ wieder in ein Festival-Gelände. In der altbekannten Electronic Area, auf der alten Konzertmuschel, sorgten sieben verschiedene Künstler für feinste elektronische Klänge. Darunter auch das Solinger DJ Duo „Suulo vs. Curl“ und der international erfolgreiche Oliver Schories. „Auf der Elektro-Bühne haben wir immer lokale Künstler dabei, allgemein sind aber überwiegend neue Bands und Künstler dabei“, erklärte Organisator Andreas Dietrich. Die sogenannte Worldstage, angesiedelt im hinteren Teil des Stadtparks, hatte jede Menge Rock, Punk und Hip-Hop zu bieten. Als Headliner konnte die dänische Band „Go Go Berlin“ gewonnen werden, die an „The Doors“ und „Kings of Leons“ erinnerten. Anders als in den Jahren zuvor hatte das Festival zusätzlich eine dritte Bühne zu bieten – vielmehr ein großes, buntes

MELDUNGEN

Rentner-Mord: Solinger in Krefeld vor Gericht (dpa) Der Rentner war tot in seiner Krefelder Wohnung gefunden worden: an Händen und Beinen gefesselt, um den Kopf Klebeband gewickelt. Ein dreiviertel Jahr nach der Gewalttat an dem 79-Jährigen stehen fünf Angeklagte wegen Mordes vor dem Landgericht in Krefeld. Am morgigen Dienstag beginnt der Prozess. Die vier Männer und eine Frau im Alter zwischen 27 und 53 Jahren sollen den alten Mann Ende Oktober in seiner Wohnung überfallen und so gefesselt und geknebelt haben, dass das Opfer erstickte. Die im Januar verhafteten Angeklagten sollen es auf Antiquitäten des Rentners abgesehen haben. Sie stammen aus Krefeld, Solingen und Bochum.

Seit dieser Nacht fahren Busse statt Züge

Foto-Strecke Weitere Bilder im Internet unter www.rp-online.de/solingen

VON MIRIAM WAGNER

(ate) Die Bauarbeiten für das Galileum in Ohligs kommen voran. Jetzt sucht die Stadtverwaltung eine Firma, die in den Neubau eine astronomische Beobachtungskuppel mit viereinhalb Metern Außendurchmesser einbaut. Die entsprechende Ausschreibung wurde jetzt im städtischen Amtsblatt veröffentlicht. Geplant sind ein Planetarium im alten Kugelgasbehälter der Stadtwerke und eine daneben stehende Sternwarte. Bauherrin des Projekts ist die Walter-Horn-Gesellschaft, die unter anderem die Sternwarte an der Sternstraße betreibt. Das Gebäude der Sternwarte wird seit dem vergangenen Sommer gebaut. Insgesamt kostet das Galileum 7,2 Millionen Euro. 4,7 Millionen steuert das Land Nordrhein-Westfalen bei, den Rest finanziert die BetreiberGesellschaft mit Hilfe von Spenden und Darlehen. Die Vergabe der Arbeiten laufe deswegen über die Verwaltung, weil die Stadt Fördermittel an die Bauherrin weiterleite, erklärte Stadtsprecherin Sabine Rische. Dies sei bei solchen Verfahren üblich, um Formfehler zu vermeiden. Die Leistungen der Vergabestelle würden der Walter-Horn-Gesellschaft in Rechnung gestellt.

Zirkuszelt, in dem die Besucher mit Reggae verwöhnt wurden, eine Kooperation mit dem Solinger ReggaeDJ und Veranstalter Don Reggamore. „Es ist toll, wie das Festival über die Jahre gewachsen ist“, lobte Denis Palenschat (27) die Veranstaltung. „Das Phunk Department wird in Solingen akzeptiert und angenommen. Das ist einfach cool.“

Liegestühle in der „Family and Friends“ Area luden zu einer kleinen Verschnaufpause ein. Das Team der offenen Zeltstadt hatte ein „Swing’m off“, eine Art Hüpfburg mit Boxsack, aufgebaut. Ziel des Spiels: den Gegner von der Fläche boxen. „Eigentlich ist das Angebot für Jugendliche“, erklärte Mitarbeiterin Simone Bickenbach. Viele Kinder nutzten das Angebot ebenfalls.

Die Jugendförderung hatte einen mobilen Fußballcourt aufgebaut. In der „Food and Fun“-Area gab es neben Burgern und türkischen Spezialitäten auch ein Zelt mit Bier-PongTischen, in denen gegeneinander angetreten wurde. Für die Gewinner gab es Medaillen. Zum dritten Mal in Folge besuchte auch Magnus Westhofen das Walder Festival. Der 27-jährige Footbal-

Herzstück des „Phunk Department“-Festivals ist die Electronic Area rund um die Konzertmuschel. FOTO: KÖHLEN

ler war mit seinen Teamkollegen der Paladins zum „Phunk Department“ gekommen. „Hier trifft man ganz Solingen wieder“, freut sich Westhofen, der die meiste Zeit in der Electronic Area verbrachte. Die Vielfalt gefalle ihm sehr. „Hier ist für jeden Geschmack etwas dabei.“ Seifenblasenmaschinen, Lichtshows und Luftballons sorgten für die richtige Festival-Atmosphäre. Auch bekanntere Gesichter mischte sich am Samstag unter das Festivalvolk. Neben Model Ben Dahlhaus zog es auch Richard Hübers zurück nach Solingen. Der 24jährige Spitzenathlet ficht derzeit für die Deutsche Nationalmannschaft. „Ich bin zum ersten Mal hier und überrascht, wie gut es ist.“ Dem stimmten auch die Veranstalter selbst zu. „Wir sind sehr zufrieden“, so Dietrich. „Alles verlief planmäßig, und das Wetter spielte auch mit.“ Der Besucherstrom von mehreren tausend Menschen habe seine Erwartungen an die Veranstaltungen voll erfüllt. Um 22.30 Uhr ging es bei der großen Aftershowparty im Walder Stadtsaal weiter.

(red) Wegen Arbeiten am neuen elektronischen Stellwerk in Wuppertal fallen in Solingen seit gestern Abend um 22 Uhr zahlreiche Züge aus. Bis zum 30. August soll die Vollsperrung dauern. Im Ersatzverkehr für den RE 7 werden Schnellbusse eingesetzt, die ohne Halt den Wuppertaler Hauptbahnhof und Oberbarmen ansteuern. Nach Angaben der Bahn ist eine Vollsperrung unvermeidbar, um das neue Stellwerk nach den Sommerferien in Betrieb nehmen zu können.

Schwer zu löschender Brand in Hästen (hpm/mw/red) Die Feuerwehr rückte am Freitagabend in die Hofschaft Hästen aus. Nachbarn hatten kurz nach 18 Uhr bemerkt, dass Rauch aus einem abseits gelegenen Zweifamilienhaus quoll. Sie versuchten noch gemeinsam mit dem dort lebenden älteren Ehepaar, das Feuer unter der verschieferten Fassade mit einem Gartenschlauch zu löschen. Der Versuch schlug fehl. In dem recht unzugänglichen Wohngebiet gestalteten sich die Löschversuche schwierig, auch weil die Einsatzkräfte die Fassade mit Äxten, Beilen und einer elektrischen Säge öffnen mussten. Das ältere Bewohner-Ehepaar kam mit Verdacht auf Rauchgasvergiftung ins Krankenhaus.


SM-L2

SOLINGER MORGENPOST MONTAG, 17. JULI 2017

C2 Morgenpost INTERVIEW ANKE SVENSSON

Der Kampf gegen den Engpass an Schulen Eine Studie der Bertelsmann-Stiftung prophezeit erhöhte Schülerzahlen. Was das für Solingen bedeutet, erklärt die Leiterin der Schulverwaltung. Schulentwicklungsplan nach der Sommerpause vorstellen. Im Rahmen der politischen Beratungen wird dann darüber entschieden werden.

Im Jahr 2011 besuchte ich eine Veranstaltung, auf der Eltern um den Erhalt des von der Schließung bedrohten Schulgebäudes Ketzberg kämpften. Damals schien es nicht genug Schüler zu geben. Wie hat sich die Lage seitdem verändert, zum Beispiel was Anmeldezahlen betrifft ? SVENSSON Wie alle Kommunen ging auch die Stadt Solingen bis 2011 von einem starken demografischen Wandel mit sinkenden Schülerzahlen und geringeren Anmeldezahlen aus. Als Konsequenz daraus haben wir die Grundschulen Stöcken, Burg und Wittkuller Straße geschlossen und das Nebengebäude der Grundschule Erholungstraße aufgegeben. Doch anders als angenommen haben sich die Schülerzahlen zwischen 2011 und 2016 erhöht – nicht zuletzt aufgrund von Zuzügen. Gibt es stadtteilspezifische Unterschiede beim Bedarf an Räumen? SVENSSON Die aktuell erschienene Bertelsmann-Prognose sagt für die Flächenländer West eine Steigerung der Schülerzahlen von rund 14 Prozent voraus. Der Entwurf des Schulentwicklungsplanes für die Stadt Solingen kommt zu ähnlichen Erkenntnissen. Bis zum Jahre 2027 werden in Solingen etwa 740 Kinder mehr die Grundschule besuchen. Dies macht eine durchschnittliche Steigerung von rund 13 Prozent aus. Über diesem Schnitt liegen die Stadtbezirke Ohligs / Aufderhöhe / Merscheid sowie Burg / Höhscheid mit knapp 14 Prozent. Wie reagiert die Stadt auf die Studie, nach der es im Jahr 2025 auf ganz Deutschland bezogen rund eine Million mehr Schüler geben wird als von den Kultusministern erwartet ? SVENSSON Diese Frage ist nicht einfach zu beantworten. Das liegt daran, dass im Schulbereich sowohl

MELDUNGEN

„Wir in der Hasseldelle“ sucht einen Bufdi (red) Der Verein „Wir in der Hasseldelle“ bietet eine Stelle im Bundesfreiwilligendienst (Bufdi). Gesucht wird ein junger Erwachsener, der Spaß an der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen hat, motiviert und verantwortungsbewusst ist. „Wir in der Hasseldelle“ ist eine Offene Tür, die eine Übermittagbetreuung mit Hausaufgabenhilfe und Mittagessen sowie Freizeitangeboten am Nachmittag und an Abenden anbietet. Die Mitarbeit beträgt ein Jahr. Kontakt r.fluck@hasseldelle.de, E-Mail schaefer@hasseldelle.de Telefon 68 94 95 36

Selbsthilfegruppe trifft sich im Klinikum (red) Es gibt eine neue Selbsthilfegruppe – die ILCO-Gruppe Solingen. Die Deutsche ILCO Selbsthilfegruppe für Menschen mit Stoma / Darmkrebserkrankungen und deren Angehörigen trifft sich jeden dritten Dienstag im Monat um 16.30 Uhr im Klinikum Solingen, Gotenstraße 1. Das nächste Treffen findet statt am morgigen Dienstag 18. Juli.

Einerseits werden zusätzliche Räume benötigt, zugleich ist aber auch der Sanierungsbedarf im aktuellen Bestand immer noch sehr groß. Wie lässt sich beides finanziell stemmen? SVENSSON Neben den aktuellen und prognostizierten Schülerzahlen wirken sich auch politische Entscheidungen auf Landes- oder gar der Bundesebene auf die Schulen aus – und damit auf den entsprechenden räumlichen und finanziellen Bedarf. Sollte nach der Bundestagswahl im September beispielsweise ein Rechtsanspruch auf Betreuung im Primarbereich beschlossen werden, so wie es manche Parteien fordern, würde der ohnehin hohe Finanzbedarf nochmals deutlich ansteigen. Das gilt auch für die Wiedereinführung des Abiturs nach neun Jahren, die die Landesregierung vorsieht. Ohne Unterstützung durch Land oder Bund werden wir diese immensen finanziellen Herausforderungen nicht stemmen können. Anke Svensson erwartet, dass sich die Zahl der Grundschüler in Solingen bis zum Jahr 2027 um etwa 740 Kinder erhöhen wird. Das würde eine Steigerung von 13 Prozent bedeuten. FOTO: STEPHAN KÖHLEN pflichtige als auch freiwillige Aufgaben erfüllt werden. Die Kommune muss eine ausreichende Anzahl an allgemeinen Unterrichtsräumen bereitstellen. Dieser Pflicht wird Solingen natürlich nachkommen. Der Ganztag und andere Betreuungsangebote gehören zu den freiwilligen Aufgaben. Aufgrund der schwierigen Finanzsituation und ohne weitere finanzielle Unterstützung des Landes oder auch des Bundes werden wir hier nicht alles, was wünschenswert ist, umsetzen können.

Nach der Sommerpause wird die Stadt Solingen den politischen Gremien im Rahmen der Schulentwicklungsplanung ein abgestimmtes Gesamtkonzept vorlegen, in dem Maßnahmen vorgeschlagen und priorisiert werden. Welche Maßnahmen zur Erweiterung von Schulen laufen derzeit in Solingen oder stehen in Kürze an ? SVENSSON Bereits seit Jahresbeginn werden vier Maßnahmen im Primarbereich geplant. Dabei geht es

um die Grundschulen Am Rosenkamp, Bogenstraße, Klauberg und Westersburg. Der richtlinienkonforme Ausbau der Zügigkeit wird damit hergestellt und der vorhandene Instandhaltungsstau abgebaut. Bei den Weiterführenden Schulen wird in diesem Sommer die Großbaumaßnahme für die Gesamtschule Höhscheid beginnen. Sie soll Anfang 2019 abgeschlossen sein. Weitere Ausbaumaßnahmen im Primarund Sekundarbereich und an den Sekundarschulen werden wir im

Kürzlich sponserte ein Unternehmer Schülern am Weyer iPads. Sind Kooperationen mit der Wirtschaft oder mehr private Initiativen ein Modell, um Kosten für die öffentliche Hand zu reduzieren ? SVENSSON Sponsoring ist insbesondere bei Einrichtung und Ausstattung wünschenswert und hilfreich. Das belegen zahlreiche aktuelle Beispiele, wie die Unterstützungen in der Informationstechnik, bei Außenspielgeräten oder Lehr- und Unterrichtsmaterialien. Sogenannte Public-Private-Partnership-Investitionen hingegen wurden vor einigen Jahren in Vergleichsrechnungen un-

Eurokrise weckte seinen politischen Instinkt Adrian Scheffels (Die Linke) aus Solingen ist der jüngste Bundestagskandidat im Wahlkreis. VON HENNING RÖSER

Wie sehr der Konkurrenz-Gedanke die Gesellschaft mittlerweile durchdrungen hat, merkt Adrian Scheffels regelmäßig in seinem Studium. Die Texte, die für ein Seminar gelesen werden müssen, sollen mit mehreren, nicht ausleihbaren Bänden in der Uni-Bibliothek eigentlich allen Studenten gleichermaßen zugänglich sein. Um sich einen Vorteil gegenüber ihren Kommilitonen zu verschaffen, reißen aber manche Studenten die Passage einfach aus dem Buch heraus. Wer später kommt, hat Pech gehabt. Ellenbogen statt Solidarität – eine Entwicklung, die der 24-jährige Master-Student mit der Fächerkombination Politik und Wirtschaftswissenschaften nicht so als gegeben hinnehmen will. Schon in der Oberstufe (Leistungskurs Sozialwissenschaften) sei er politisiert worden, sagt der Bundestagskandidat der Linken für den Bergischen Wahlkreis 103. In der Hochzeit der Finanz- und Eurokrise seien ihm die vielen „Widersprüche in der Wirtschaftspolitik“ drastisch vor Augen geführt worden. Die Entscheidung für das Studienfach fiel

da nicht mehr schwer. An der Bergischen Universität in Wuppertal engagierte er sich sofort im SDS (Sozialistisch-Demokratischer-Studierenden-Verband), kam irgendwann zur Jugendabteilung der Linken in Solingen. Die Linke fragte dann an, ob er auf die Liste für die Kommunalwahl gehen würde. Nun ist er Bezirksvertreter in Ohligs, erlebt dabei die Probleme der Kommunalpolitik hautnah. Eine bessere Finanzausstattung der hoch verschuldeten Kommunen

Remscheid und Solingen, die den strengen Auflagen des Stärkungspaktes NRW unterliegen, wird darum ein Thema des Wahlkampfes sein. Die Linke könne hier unbelastet argumentieren. Sie habe die Situation, die die Städte in der Region in die Krise geführt habe, politisch nicht mitzuverantworten. Der anstehende Wahlkampf soll auch mit themenbezogenen Aktionen in den Stadtteilen arbeiten, weniger mit dem zuletzt von den Grünen reaktivierten Haustürwahl-

kampf. Die Wirkung sei bei solchen themenbezogenen Aktionen einfach größer, sagt Scheffels mit Blick auf die jüngsten Erfahrungen im Landtagswahlkampf, den er mitorganisierte. Um einen Listenplatz für Berlin hat der Youngster aus Solingen beim Parteitag gar nicht erst gebeten, da haben andere, bekanntere Namen den Vortritt. Das werde ihn aber nicht davon abhalten, sich mit Verve in die politische Diskussion zu stürzen, kündigt Scheffels an.

ZUR PERSON Seit 24 Jahre bei der Stadt beschäftigt Vorgänger Die 59-Jährige übernahm die Leitung des Stadtdienstes Schulverwaltung im Januar 2017, nachdem ihr Amtsvorgänger Udo Depping in den Ruhestand verabschiedet worden war. Berufliche Laufbahn Seit 1993 ist die gebürtige Bremerin bei der Stadt Solingen tätig, unter anderem in der Unteren Wasserbehörde, als Geschäftsführerin der Sanierungsgesellschaft Südliche Innenstadt oder als Abteilungsleiterin für strategische Planung und Standortentwicklung im Büro des Oberbürgermeisters. tersucht und als nicht ziel- und weiterführend abgelehnt. Was bedeutet diese Situation für Hausmeister oder Mitarbeiter im Sekretariat ? Sind mehr Einstellungen geplant, oder muss die Arbeitslast anders verteilt werden? Manche Sekretärinnen sollen schon jetzt zwischen zwei Grundschulen pendeln. SVENSSON Bei den Schulassistentinnen korrespondiert die Arbeitszeit unter anderem mit der Zahl der jeweiligen Schüler. Bei kleineren Schulen bedeutet dies in der Tat, dass eine Assistentin auch an einer weiteren Grundschule eingesetzt werden muss. Steigen die Schülerzahlen, wird sich dies unter Umständen perspektivisch ändern. Die Höhe der jeweiligen Arbeitszeit wird jährlich überprüft und bei vorliegendem Bedarf angepasst. ALEXANDER RIEDEL FÜHRTE DAS GESPRÄCH

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Adrian Scheffels beim Besuch in der Morgenpost Redaktion. FOTO: PETER MEUTER

TIPPS & TERMINE HEUTE AKTION Fauna, Lützowstraße 347, 9-16.30 Uhr. Vogelpark, Hermann-Löns-Weg, 9-16 Uhr. KINDER Bärenwoche; Bärenloch, 10 bis 17 Uhr KINO Das Lumen Mühlenplatz 1, ☎ 01805 765464 Auf der anderen Seite ist das Gras viel grüner, 17, 19.10 Uhr.

Bob der Baumeister - Das Mega Team Der Kinofilm, 12.15 Uhr. Das Pubertier, 14.10, 19 Uhr. Du neben mir, 16.20 Uhr. Fallen - Engelsnacht, 12.10, 14.10, 16.10 Uhr. Girls’ Night Out, 21.20 Uhr. Gregs Tagebuch 4 - Böse Falle!, 14.20 Uhr. Hanni & Nanni - Mehr als beste Freunde, 12 Uhr. Ich - Einfach Unverbesserlich 3, 11.40, 14, 16.15, 18.30, 21.10 Uhr.

Ich - Einfach Unverbesserlich 3 3D, 11.40, 14, 16.50, 19, 21.30 Uhr. Pirates of the Caribbean: Salazars Rache, 21.15 Uhr. Sneak Preview ab 16, 21 Uhr. Spider-Man: Homecoming, 14.10, 18.45 Uhr. Spider-Man: Homecoming 3D, 11.20, 16, 21 Uhr. Transformers: The Last Knight, 11.10, 14.10, 16.10, 18.20 Uhr. Transformers: The Last Knight 3D, 22.50 Uhr. Wonder Woman, 18.10 Uhr.

Kino in der Cobra, Merscheiderstr. 77 79, ☎ 0212 331222 Der wunderbare Garten der Bella Brown (OV), 20 Uhr.

SPORT & FITNESS Klingenbad, 6.30-8 Uhr (Frühschwimmer). Hallenbad Vogelsang 6.30-19 Uhr. Heidebad 10.30 - 19 Uhr. Freibad Ittertal 12-19.30 Uhr. Training / Abnahme Sportabzeichen Herbert-Schade-Sportanlage Schaberg, 18 bis 19.30 Uhr.

RAT & HILFE Treffen Blaues Kreuz Suchtkrankenhilfe – Selbsthilfegruppe für Suchtkranke und deren Angehörige; Stadtmission, Brühler Str. 60, 19 bis 19.25, 19.30 bis 20.30 Uhr

BIBELWORT ZUM TAG Er wird Frieden gebieten den Völkern. Sacharja 9, Vers 10 NOTDIENSTE Apotheken,Alexander-Apotheke, Bergstr. 18, Tel. 204060, Mo 9-Di 9 Uhr.

SOLINGER MORGENPOST Redaktion Solingen: Kasernenstr. 15, 42651 Solingen; Guido Radtke (Redaktionsleitung), Martin Oberpriller. Für unverlangte Einsendungen wird keine Gewähr übernommen. Es gelten unsere Allgemeinen Geschäftsbedingungen. Die Abonnementgebühren sind im Voraus fällig. Abonnementkündigungen werden nur schriftlich beim Verlag oder einem Service Punkt mit einer Frist von 6 Wochen zum Quartalsende entgegengenommen. Freitags mit prisma Wochenendmagazin zur Zeitung. Zur Herstellung der Rheinischen Post wird Recycling-Papier verwendet.


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SOLINGER MORGENPOST MONTAG, 17. JULI 2017

Morgenpost C3

Donnergrollen begleitet die Vernissage

MELDUNGEN

Jubiläen bei Feuerwehr, Stadt und Sparkasse

150 Kunstinteressierte verfolgen die ErĂśffnung von „Creators of Legends“. Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen Werke von HR Giger.

(red) Im Rathaus gibt es im Juli Jubiläen zu feiern: Rainer Stoffel arbeitet in der Schulverwaltung und ist seit 25 Jahren fßr die Stadt tätig. Ebenso lange ist Martina Chudek dabei. Sie ist bei den Technischen Betrieben im Einsatz. Bei der Feuerwehr hat Andreas Herlinghaus das Vierteljahrhundert voll gemacht. Bei der Stadt-Sparkasse feiert Carsten Witte sein 25-Jähriges im medialen Vertrieb. Britta Babon ist seit 25 Jahren beim Geldinstitut angestellt und arbeitet im Kundenservice.

VON KARL-RAINER BROCH

Die Vernissage der Ausstellung „Creators of Legends“ am Samstag im SĂźdpark erĂśffnete die wohl eindrucksvollste Präsentation von Gegenwartskunst in diesem Jahr in der Solinger Kunstszene. Vor mehr als 150 Kunstinteressierten setzten die Solinger KĂźnstler Janine Werner und Ingo Schleutermann sowie Marcel Lamour aus Leverkusen die Gedanken von Hans Rudi Giger in ihrer Performance „Die ZerstĂśrung des Bisherigen“ um. Sie lĂśsten ihre Skulptur auf der BĂźhne von den einengenden Ketten. Das Action-Spektakel wurde von Donnergrollen und den Gitarrenklängen von Ingo Schleutermann eindrucksvoll begleitet. Steam-Punker Marcel Lamour: „Wir kämpfen gegen Intoleranz und wollen mit der ZerstĂśrung des Kunstwerks neue Konzepte umsetzen.“ Im Mittelpunkt von „Creators of Legends“ steht der weltbekannte KĂźnstler HR Giger, der 2014 starb. Er war der SchĂśpfer von legendären Film-Aliens und bizarren Weltraum-Landschaften, erhielt 1980 den Oscar fĂźr beste visuelle Effekte, wurde dann aber von Museen und dem etablierten Kunstmarkt ignoriert und ausgeschlossen. KĂźnstler aus aller Welt verstanden ihn jedoch und arbeiteten in seinem Sinne, ohne ihn zu kopieren. 38 dieser Bilder sind nun in Solingen zu sehen, darunter auch ein Original von Giger, ehe sie im Herbst nach Cancun und Mexiko-City wandert. Hans-Georg Wenke hatte bei seiner Festansprache das Werk von HR

Michael Groschek zu Gast beim SBV (red) Zum 120. Geburtstag hat der Spar- und Bauverein (SBV) Solingen zum fĂźnften Mal den bundesweiten Klaus-Novy-Preis fĂźr Innovationen beim genossenschaftlichen Bauen und Wohnen verliehen. Acht Genossenschaften zeigten sich dem Fachpublikum. Interessierter Gast war Michael Groschek (Foto / M.). Hans-Werner Bertl und Ulrich Bimberg (l.) begrĂźĂ&#x;ten den Chef der NRW-SPD. FOTO: ULI PREUSS

Bethanien zeigt neue Ausstellung Symbolisch befreien Marcel Lamour (l.) und Ingo Schleutermann die Kunst von ihren Ketten und Fesseln. An der Performance „Die ZerstĂśrung des Bisherigen“ war zudem die Solinger KĂźnstlerin Janine Werner beteiligt. FOTO: ULI PREUSS Giger gewĂźrdigt: „Die Menschen fĂźrchten die Extreme und vermeiden Schwarz und WeiĂ&#x;. Das wusste Giger, der das Schwarz-WeiĂ&#x; zu grauenvollem MittelmaĂ&#x; umwandelte.“ Den Extremismus in der Kunst befĂźrwortete Wenke: „Wir brauchen nicht Toleranz, sondern die Einheit der Vielfalt.“

Da die Ausstellung aus Mexiko mit Bildern der unterschiedlichen Solinger Kßnstler ergänzt wurde, die sich an die gleichen Grenzen wagten, erreichten die Initiatoren auch einen starken Solingen-Bezug bei den Bemßhungen fßr Ausgleich und Verständigung der Kulturen. Die unterschiedlichen Bilder von

Fatayas waren schnell ausverkauft (bro) Mit seinem Afrikafest im SĂźdpark erwirtschaftet der Solinger Verein „Baobab“ den grĂśĂ&#x;ten Teil des Geldes, das regelmäĂ&#x;ig als Hilfe fĂźr Frauen im Senegal zur VerfĂźgung gestellt wird. Die Solinger Rhythmus-Gruppe Senjam sorgte mit ihren Liedern fĂźr Stimmung. Erzähler Bernd ErlenkĂśtter hatte afrikanische Geschichten im Repertoire – zum Beispiel, wie der Baobab (Affenbrotbaum) zu seiner ungewĂśhnlichen Form fand. Die Spezialitäten wie Fatayas und Accaras waren schnell ausverkauft. FĂźr den Verkaufsstand hatte die Vorsitzende Lisa Brandstäter, MitgrĂźnderin von Baobab, Kleidung und Schmuck von ihrer letzten Reise in den Senegal mitgebracht: „Mit dem KĂźnstler Samba Ly bin ich befreundet“. Sie

Zum vierten Mal fand das Afrikafest im SĂźdpark statt. FOTO: PREUSS

hatte im Februar mit Pauline Hein im Senegal den ErlĂśs des vorigen Jahres in HĂśhe von 1000 Euro einer Frauengruppe Ăźberreicht, die mit Handarbeiten, Honigherstellung und der Verarbeitung von Cerealien zu Mehl ihren Lebensunterhalt verdient. Im Senegal ist diese Spende aus Solingen sehr willkommen, da damit die Frauen wirkungsvoll unterstĂźtz werden kĂśnnen. Lisa Brandstäter, die das Fest zum vierten Mal veranstaltete, wies auch auf die politische Bedeutung hin: „Vor den Wahlen setzte sich die Gruppe dafĂźr ein, dass Frauen Bildung erhalten und fĂźr sich sorgen kĂśnnen. Sie sind auch gegen die Beschneidung, die zwar verboten ist, aber immer noch durchgefĂźhrt wird.“

KĂźnstlern aus aller Welt wurden schlieĂ&#x;lich von einer mexikanischen Delegation mitgebracht. Kurator CĂŠsar Oropeza Ramirez und seine mexikanischen Begleiter erstellten im Solinger SĂźdpark als ihren ganz eigenen Beitrag eine „Allebrije“, eine Holz-Skulptur einer mexikanischen Traumfigur.

Die Ausstellung „Creators of Legends“ läuft bis zum 5. August im Solinger SĂźdpark in den beiden Ateliers AndersArtig und KĂźnstlerpack. GeĂśffnet ist sie samstags und sonntags jeweils von 14 bis 18 Uhr. FĂźhrungen kĂśnnen telefonisch unter 2 64 23 71 40 vereinbart werden.

(red) Das Diakonische Werk Bethanien zeigt bis zum 15. September in seinem Bildungszentrum Bilder und Texte zum Thema „Alter und Traumatisierung“. Die Ausstellung ist 2015 als Projekt zum 70. Jahrestag des Kriegsendes 1945 entstanden. Ăœberlebende des Zweiten Weltkrieges haben mit kreativen Mitteln ihre traumatischen Erlebnisse verarbeitet. Ă–ffnungszeiten: montags bis freitags 8.30 bis 12.30 Uhr.

GroĂ&#x;er Festzug zieht durch Wiescheid (wgĂź) Der 1913 in Landwehr gegrĂźndete SchĂźtzenverein ist mit etwa 130 Mitgliedern, darunter vielen Jugendlichen, gut aufgestellt. Am Wochenende wurde an der Wiescheider BĂźrgerhalle das 104. SchĂźtzen- und Volksfest gefeiert. „Wir haben zwar hier ein schmuckes Vereinsheim mit elektronischer SchieĂ&#x;bahn, aber fĂźr unser SchĂźtzenfest stellen wir extra immer ein groĂ&#x;es Zelt auf“, erzählte Manfred Noack. Er fungiert als Kassierer bei den SchĂźtzen. Die Wiescheider SchĂźtzen leisten sich noch einen groĂ&#x;en Festzug mit Musik des Show- und Fanfarenkorps Langenfeld durch den Stadtteil. HĂśhepunkt war die Abholung des amtierenden Kaiserpaars Bodo und Ilona Lowag sowie des 17-jähri-

gen Prinzen Lucas Murillo-Schiefer. „Lucas ist auch der Stadtprinz von Langenfeld, er hat beim letzten Stadtfest den Vogel abgeschossen“, warf die ehemalige KĂśnigin Elisabeth Jacobs ein. Bodo Lowag trägt dazu auch den Titel „BezirkskĂśnig

Ilona und Bodo Lowag, das amtierende Kaiserpaar. FOTO: PREUSS

2017“ des Rheinischen SchĂźtzenbundes. Nach RĂźckkehr des Festzugs fĂźllte sich das groĂ&#x;e Zelt schnell, am Abend wurde das Publikum vom „Oxfordduo“ bestens unterhalten. Tradition wird bei den Wiescheider SchĂźtzen groĂ&#x; geschrieben, das BĂźrgervogelschieĂ&#x;en an einem mobilen SchieĂ&#x;stand fand am Sonntagvormittag bereits zum 47. Mal statt. FĂźr die besten SchĂźtzen standen tolle Preise bereit. Am Nachmittag traten die SchĂźtzen zum AusschieĂ&#x;en ihrer neuen Majestät an. Heute geben die letztjährigen Majestäten ihren Freunden, Bekannten und Nachbarn ein opulentes FrĂźhstĂźck aus, während dann am Abend das Regentenpaar des neuen SchĂźtzenjahres gekrĂśnt wird.

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SOLINGER MORGENPOST MONTAG, 17. JULI 2017

C4 Morgenpost

Musikschule freut sich Ăźber Erfolge bei Wettbewerben

Museen kämpfen um junge Besucher Kooperationen mit Schulen sollen helfen, Jugendliche an Kultur heranzufßhren. Handlungsbedarf ist da, weil die Zahlen der jßngeren Besucher zum Teil stark rßckläufig sind . VON SIMONE THEYSSEN-SPEICH

Beim Kinderpiratenfest im Klingenmuseum kĂśnnen die kleinen Besucher ihren eigenen Enterhaken schmieden. FOTO: KĂ–HLEN

FrĂźher waren etwa die Hälfte der Besucher im Industriemuseum SchĂźler. Heute machen die Klassen noch etwa ein Viertel der jährlich 35.000 Besucher aus. Museumsleiter Dr. Jochem Putsch und sein Team arbeiten daran, diesem Trend gegenzusteuern. „Man kann Schulen heute nicht mehr mit Standards kommen, sondern muss passgenaue Angebote fĂźr die einzelnen Zielgruppen machen“, erklärt Putsch. Die Angebote mĂźssten den SchĂźlern SpaĂ&#x; machen. Gleichzeitig ist man im Industriemuseum bemĂźht, die Lehrer stärker zu unterstĂźtzen, um Ideen fĂźr die Umsetzung im Unterricht zu entwickeln. „Die GrundschĂźler sind unsere wichtigste Zielgruppe, leider sind Oberstufen-Kurse als Besucher sehr zurĂźckgegangen.“ Auch im Kunstmuseum setzt man alles daran, Kinder und Jugendliche auch zukĂźnftig fĂźr Kultur zu begeistern. Mit Erfolg. Von den 18.040 zahlenden Besuchern im vergangenen Jahr waren 3078 Kinder und Jugendliche. „Bei unserer Ausstellungsreihe ,Klasse Kunst’ ist der Zulauf ganz enorm“, freut sich die stellvertretende Museumsleiterin Gisela Elbracht-Iglhaut. Ab Jahrgang acht kĂśnnen Klassen ihre Arbeiten einreichen. In diesem Jahr startet die

Ausstellung am 10. November. Schwieriger sei es, Jugendliche fĂźr freie Angebote wie den Jugendkunstklub zu begeistern, der jeden zweiten Samstag im Monat im Kunstmuseum stattfindet. „Wir planen deshalb, das Angebot auf einer Facebook-Seite bekannter zu machen. Walbusch finanziert uns die professionelle Gestaltung, SchĂźler sollen die Seite selbst pflegen“, so Elbracht-Iglhaut. Wichtig sei, dass das Programm der Museen deckungsgleich sei mit dem, was Schulen ohnehin machen. „FĂźr Zusätzliches fehlt oft die Zeit.“ So kommen zur Bergischen Kunstausstellung auch SchĂźler aus älteren Jahrgängen, weil etwa im Oberstufenunterricht „Gegenwartskunst“ auf dem Lehrplan steht. Mit mittlerweile zehn Kooperationsschulen arbeitet das Kunstmuseum zusammen. Eine davon ist die Sekundarschule. „AuĂ&#x;erschulische Lernorte sind ein Geschenk fĂźr unsere Kinder“, freut sich Anke Abel, Didaktische Leiterin der Sekundarschule. Die Schule arbeite eng mit dem Kunstmuseum und dem Klingenmuseum zusammen. So besuchen die Kinder wĂśchentliche Arbeitsgemeinschaften in beiden Museen. „In dem Projekt Kreativpotenziale und Lebenskunst NRW versuchen wir gerade gemeinsam mit den Museumspädagogen, diese Koopera-

Projektwoche beschlieĂ&#x;t Schuljahr

MELDUNG

Merscheider Sommerfest mit Live-Musik

Vielfalt war Trumpf an der Realschule Vogelsang. Bewusst kein Motto gewählt.

(mer) Gemeinsam mit dem Frauensingkreis Merscheid 1994 veranstaltet der Merscheider Männergesangverein 1861 das alljährliche Sommerfest in Merscheid, und zwar am Samstag, 22. Juli, und am Sonntag, 23. Juli, auf dem Gelände der Kath. Kirche St. Mariä Empfängnis an der EifelstraĂ&#x;e. Neben Live-Musik von der Band „Mike and the Waiters“ am Samstagabend sowie Auftritten verschiedener ChĂśre aus der Region am Sonntagmorgen gibt es Tanzeinlagen der Himmelsfunken. Kulinarisch wird von Steaks, WĂźrstchen und Pommes Ăźber Kottenbuttern bis hin zu Kuchen alles angeboten, was das Herz begehrt. Die kleinen Gäste kĂśnnen sich in der HĂźpfburg vergnĂźgen. Es werden mehr als 1000 Gäste erwartet. Los geht es ab 16 Uhr.

(sf) Die Zeugnisse sind geschrieben, die Ferien stehen vor der TĂźr, die Motivation ist dahin. Was bietet sich da an? Projektwoche! Zum vierten Male hatte sich das Team der Realschule Vogelsang unter Leitung von Sabine Lorenz zahlreiche Angebote einfallen lassen. „Wir haben die Projektwoche bewusst nicht unter ein Motto gestellt, um der Vielfalt Raum zu lassen“, erklärte Schulleiterin Birgit Schoel. Am Präsentationstag herrschte auf der „SchulstraĂ&#x;e“ des Pädagogischen Zentrums Hochbetrieb. SchĂźler, die schon seit dem Morgen Stände aufgebaut hatten, präsentierten mit Feuereifer ihre Angebote. Da fand sich Fingerfood aller Art: Chips, Sandwiches, Erdbeerschorle – alles in der schuleigenen KĂźche hergestellt. Mädchen der Jahr-

DIES UND DAS ™ ĂŹĂŹĂŹÂźĂ‘ĂœlÂŒÂĄOlĂ?€‹ÑY‰Ă?lÂŒÂĄlĂ?Â‹ÂœÂŒĂœÂ‹ÂŒcllÂĄÂźcl

gangsstufen 5 bis 7 präsentierten Fotos ihrer Selbstverteidigungserfahrung mit WenDo-Lehrerin Judith Funke, die fĂźnften bis achten Klassen verkauften kunstvoll bemalte Vogelhäuschen, deren VerkaufserlĂśs als Spende in den Botanischen Garten flieĂ&#x;en soll, und

Die Fßnft- und Sechstklässler haben Nistkästen hergestellt. FOTO: ULI PREUSS

Gisela Elbracht-Iglhaut ist stellvertretende Leiterin im Kunstmuseum. FOTO: MARTIN KEMPNER (ARCHIV)

MELDUNG

Solingen will „Faire Handelsstadt“ werden (red) Solingen bewirbt sich als „Fairtrade Town“ und will gemeinsam mit Einzelhandel, Hotels und Gaststätten, Dienstleistern und Produzenten das Programm zur FĂśrderung des Ăśko-fairen Konsums ausbauen. Der Kampagne gehĂśren in Deutschland rund 490 Städte an, darunter die Nachbarstadt Remscheid. In der Steuerungsgruppe sind Einzelhandel, Kirchen, Schulen und viele andere vertreten. Sprecherinnen des Gremiums sind Martina Dembny, evangelische Kirche und Eine-Welt-Laden, und Ruth Deus, Handelsverband. Mehrere Kriterien mĂźssen erfĂźllt werden, um das Siegel tragen zu dĂźrfen.

Klingenstädter laden zum Sommer-Karneval (hell) Die Monate von einer Karnevals-Session bis zur anderen ziehen sich fĂźr die Aktiven gefĂźhlt viel zu lang. Darum lud der Karnevalsverein Rot-WeiĂ&#x; Klingenstädter am Wochenende alle Freunde zu einem frĂśhlichen Hoffest ein. Auf dem Firmengelände fĂźr Veranstaltungstechnik Markus Reinshagen an der LĂśhdorfer StraĂ&#x;e hatten Biertischgarnituren und viele runde Tische Platz. Trotzdem blieb noch eine groĂ&#x;e Fläche frei fĂźr Showtänze und Musikgruppen. Es stimmte das Wetter, es stimmten auch die heitere Atmosphäre und der stetig steigende Zulauf der Gäste. Axel Hawranke, Vorsitzender des zahlenmäĂ&#x;ig stärksten KV-Vereins Solingen, kennt nicht nur seine RotWeiĂ&#x;en – er war sich sicher, dass die Mitglieder der Ăźbrigen fĂźnfzehn

Karnevalsvereine Solingens diesen Sessions-Zwischenstopp auch diesmal begrĂźĂ&#x;en wĂźrden. Obwohl recht locker gestaltet, hatte das Programm des Abends attraktive VorfĂźhrungen zu bieten. Aus Wuppertal waren die jungen Tänzerinnen der Show-Garde im gold-und-schwarzfarbenen Trikot eine Augenweide. Nicht weniger ansehnlich präsentierten sich die altersmäĂ&#x;ig unterschiedlichen Garden des eigenen Vereins. Unter ihnen auch Tänzerinnen mit Migrationshintergrund. Sprachlich gibt es da keine Grenzen – hinschauen und mitmachen ergaben sich von selbst. Am späteren Abend fĂźllten die Klänge der Sound-Trumpets-Wuppergold-Band aus Wuppertal-Vohwinkel diesen Teil AufderhĂśhes mit ihren flotten Rhythmen.

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Beim Spaziergang Geld verdienen!

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Christina Walter und Clara Gräf stellten ihre Besichtigung Wuppertals „von oben“ vor. „Wir haben sogar eine Schwebebahnwerkstatt besichtigt“, begeistern sich die beiden. Andere Stände verwiesen auf Tennis- und Klettertouren sowie einen Ausflug nach Liège. Ein besonderes Highlight war wohl das dreitägige Probetraining mit dem AmericanFootball-Trainer Jim Yahrling (Solingen Paladins), an dem 30 SchĂźler teilnahmen. In den Gängen standen GartenstĂźhle, von den SchĂźlern kunstvoll bemalt, mit Herzen, BlĂźmchen, Flaggen; auf einem Stuhl lugte die Sonne gerade hinter einer Wolke hervor. Auf dem Tisch daneben standen wunderschĂśn bemalte Keramiktassen und -teller. Eine Gebäudewand wurde neu gestaltet mit Graffiti.

tionen noch weiter mit Leben zu fĂźllen“, erklärt Anke Abel. FĂźr die Schulen sei es ein immerwährender Kampf, FĂśrdergelder zusammenzubekommen, um solche Angebote auch umsetzen zu kĂśnnen. Auch Dr. Isabell Immel, Leiterin des Klingenmuseums, weiĂ&#x; um die Schwierigkeit, junge Menschen in den Schulen zu erreichen. „Angesichts von G8 und Ganztagsschulen bleibt oft nicht viel Zeit.“ Deshalb setzt auch das Klingenmuseum auf Schul-Kooperationen. So gibt es eine wĂśchentliche „Schwerter AG“ oder die „Kunst des Fechtens“ und fĂźr SchĂźler kurz vor dem Abschluss den Kurs „Wohlverhalten am Tisch“. „Weil die Jugendlichen regelmäĂ&#x;ig kommen, ist das Angebot sogar nachhaltiger“, sagt Immel.

(red) Zwei „sehr schĂśne Wettbewerbserfolge“ konnten Kooperationsprojekte der städtischen Musikschule Solingen in der vergangenen Woche erzielen, teilt Schulleiter Ulrich Eick-Kerssenbrock mit. Zum einen hat das JeKits-Tanz-Projekt, welches die Musikschule in Kooperation mit der Grundschule SĂźdstraĂ&#x;e durchfĂźhrt, bei den Walder Theatertagen einen 1. Preis gewonnen. Es handelte sich dabei um das TanztheaterstĂźck der Klasse 2a „Die Geschichte vom Adler, der dachte, er wäre ein Huhn“. Zum anderen hat die Streicherklasse der Geschwister-Scholl-Gesamtschule am Donnerstag, 13. Juli, in Gelsenkirchen beim vom Landesmusikrat NRW ausgeschriebenen Wettbewerb „Klasse musiziert“ einen 2. Preis gewonnen. Schulen aus ganz NRW waren hier vertreten.

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Landeshauptstadt Düsseldorf

VERKLEIDET ZUM FUSSBALL Beim „Schack Norris sein Cup“ ist alles erlaubt.

FEIERN WIE 1950 An der Raupe steht die Zeit still An einem nostalgischen Karussell trifft sich die Rockabilly-Szene zum Tanz wie in Elvis’ Zeiten.

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AQUAZOO Die Eröffnung im September ist mit Zirkuszelt geplant. RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

Kfz-Zulassung leistet Sonderschicht

RHEINKIRMES

Schützen ziehen durch den Hofgarten Gestern erreichte das Schützenfest des St. Sebastianus Schützenvereins 1316 Düsseldorf mit der feierlichen Parade an der Reitallee im Hofgarten seinen Höhepunkt. Rund 2000 Schützen präsentierten sich in prächtigen Uniformen und Gewändern den zahlreichen Zuschauern und Ehrengästen aus Politik, Brauchtum und Verwaltung. Auch die 100 Pferde waren ein beliebter Blickfang und Fotomotiv. Insgesamt sorgten 700 Musiker in 29 Kapellen für Stimmung. Gut eine Stunde dauerte das Spektakel, das den Abschluss des rund zwölf Kilometer langen Festzuges durch die Straßen von Düsseldorf bildet. Zur selben Zeit findet die größte Kirmes am Rhein statt. Schützenfest und Kirmes enden am Sonntag, 23. Juli. Im Internet gibt es unter der Adresse www.rp-online.de/kirmes weitere Infos samt Videomaterial. RP-FOTO: A. BRETZ/TEXT:BRAB

Eltern klagen über Kita-Personalmangel

(arl) Mit einer weiteren Sonderschicht hat die Kfz-Zulassungsstelle auf die jüngsten Beschwerden über zu lange Wartezeiten reagiert. Am eigentlich arbeitsfreien Samstag arbeiteten Mitarbeiter daran, den Stapel von Anträgen zu verringern. Personaldezernent Andreas Meyer-Falcke, der für die viel kritisierte Behörde verantwortlich ist, dankte den Mitarbeitern für den Einsatz. Er kündigt an, dass zusätzliches Personal zu den regulären Öffnungszeiten eingesetzt wird, um Engpässe in den Sommermonaten zu vermeiden. Dann werden erfahrungsgemäß viele Autos angemeldet. Mittelfristig will Meyer-Falcke dafür sorgen, dass der Service über das Internet besser wird. Es lassen sich bereits Termine mit vier Wochen Vorlaufzeit vereinbaren, bislang ging das nur eine Woche im Voraus. Meyer-Falcke hofft darauf, dass in Zukunft viele Behördengänge ganz über das Online-System abgewickelt werden können. Er will sich zudem in dieser Woche mit Robert Rademacher, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Höher Weg, zu einem Gespräch über die Probleme treffen. Die Autohäuser beklagen wie berichtet, dass die langen Wartezeiten ihr Geschäft schädigen.

Die Stadt sieht keine Versorgungslücke – obwohl sich der Elternbeirat der Kita St. Franziskus Straße beschwert hat. VON TANJA KARRASCH

Die Eltern von Kindergarten-Kindern erhöhen den Druck auf das Jugendamt. Die Kitas in der Landeshauptstadt seien gut mit Erziehern ausgestattet, hatte die Behörde angegeben – viele Betroffene sehen das anders. Der Elternbeirat der städtischen Kindertageseinrichtung Sankt-Franziskus-Straße etwa hat sich in den vergangenen Monaten mehrfach an das Jugendamt gewandt und mehr Hilfe gefordert. Es fehlten Erzieher, sagen die Eltern. Stellen blieben monatelang unbesetzt, seit einem Jahr würden ständig neue Springer eingesetzt. In den Wintermonaten gab es mehrfach Notdienst – die Kita blieb geschlossen. Und in der vergangenen Woche habe sogar das Abschiedsfest der Vorschulkinder abgesagt werden müssen – aufgrund Personalmangels. „Diese Personalsituation ist für alle unzumutbar“, sagt die Elternratsvorsitzende Olga Kajgana. Die Eltern haben sich angeschaut, wie viele Erzieher in jeder Gruppe laut Plan eingesetzt sein sollten und das mit der realen Situation verglichen. Zum 1. August werden demnach insgesamt vier Stellen nicht besetzt sein: Zwei GruppenleiterStellen, zwei Teilzeitstellen, eine davon als Fachförderkraft. Außerdem können 36 Stunden Einzelintegration nicht stattfinden. „Das heißt, un-

sere Kita wird nur mit knapp zwei Drittel der im Stellenschlüssel vorgesehenen Erzieher die Kinder betreuen müssen“, sagt Antje Hirr vom Elternbeirat. Die Einrichtungsleitung wollte sich als städtische Institution nicht zur aktuellen Situation äußern. Jugendamtsleiter Johannes Horn sieht die Situation anders: „Die Betreuung der Kinder in der Kita St.-Franziskus-Straße ist und war immer gesichert. Aufgrund von Personalfluktuation – Wegzug einer Kollegin und

rade an eine Erzieherin gewöhnt und schon ist sie wieder weg.“ Darunter leide die Qualität der Betreuung und das Vertrauensverhältnis der Kinder zu ihren Erziehern werde beeinträchtigt. Bei den städtischen Kindertagesstätten (diese Gruppe macht 102 der 300 Kindertagesstätten in Düsseldorf aus) waren zum Stichtag 11. Juli von insgesamt 1266,69 Stellen 57,77 nicht besetzt, das ist eine Vakanz von 4,5 Prozent. Als vakant gelten Stellen, die noch nicht wieder be-

Antje Hirr, Susanne Ullein, Juri Schilf, Azemina Pljakic, Carmela Braun und Olga Kajgana (v.l.) sind wütend über die Betreuungssituation an ihrer Kita. Für die Kinder Max, Anes und Alina (von vorn nach hinten) gebe es zu wenig Erzieher. RP-FOTO: END

Polizei zeigt gestohlene Fahrräder im Internet (sg) Vergangene Woche hat die Polizei einen Fahrraddieb auf frischer Tat in Flingern gefasst. Die Eigentümerin des Damenrads, das er an der Ackerstraße mitgenommen hat, ist allerdings noch nicht gefunden. Täglich sind im vergangenen Jahr in Düsseldorf knapp zehn Fahrräder gestohlen worden, das sind etwas weniger als in den Vorjahren, und auch die Aufklärungsquote ist etwas besser geworden. Aber offenbar meldet nicht jeder, dessen Rad gestohlen wurde, den Fall auch bei der Polizei. Die hat jetzt auf ihrer Internetseite ein neues Angebot geschaffen: Jedes im Zusammenhang mit Diebstählen sichergestellte Fahrrad wird fotografiert und samt Angaben

Weiterqualifizierung – müssen zum 1. August neue Fachkräfte dort eingesetzt werden“, schreibt er. „Die Stellenbesetzungen erfolgen zeitgleich mit dem Weggang der bisherigen Stelleninhaberinnen.“ Zur Überbrückung von Ausfallzeiten seien auch Springer im Einsatz, die erkrankte Mitarbeiter vertreten, so Horn. Auch an dieser Stelle sieht Olga Kajgana ein Problem: „Wenn wir übergangsweise Unterstützung bekommen, haben sich die Kinder ge-

zur zuständigen Dienststelle und dem jeweiligen Sachbearbeiter veröffentlich. Wer sein Eigentum dort entdeckt, sollte natürlich möglichst nachweisen können, dass er das Rad legal erworben hat. Für den Fall der Fälle: Auf derselben Internetseite gibt es auch einen Link, der zur Fahrradregistrierung führt. Aktuell sind 15 Räder, darunter auch ein Lastenfahrrad, in der Asservatenkammer, sämtlich wurden sie im Bereich der Polizeiinspektion Nord sichergestellt, zu der die Wachen in Derendorf, Mörsenbroich und Lohausen gehören. Die Adresse: duesseldorf.polizei.nrw/artikel/ aufgefundene-fahrraeder-bei-derpolizei-duesseldorf

setzt werden konnten oder bei denen ein Mitarbeiter längerfristig krankgeschrieben ist. Zum 1. August würden weitere externe Fachkräfte eingestellt. Für das Jugendamt ist das eine positive Entwicklung. Die Situation habe sich im Vergleich zu 2016 verbessert. Erfreulich sei auch, dass das System mit Springern für den Notfall funktioniere, sagte Horn. Den Elternbeirat der Kita an der Sankt-Franziskus-Straße jedoch stellt das nicht zufrieden, im Gegenteil: Horns Darstellung erzürnt die Eltern. Die Personalsituation in den Kitas werde falsch dargestellt, finden die Eltern. „Das sieht vielleicht in einer Statistik gut aus, aber in der Kita nicht“, sagt Olga Kajgana. Von einer Bewerbung bis zur Einstellung vergingen teilweise mehr als sechs Monate, in dieser Zeit müsse von dem bestehenden Personal die Arbeit aufgefangen werden. Wird ein Erzieher krank, ist die Not bei der ohnehin dünnen Besetzung dannnoch größer. Das Personal an der Kindertagesstätte habe so bereits sehr viele Überstunden aufgebaut. Kajganas Tochter wird nach den Sommerferien zu den Vorschulkindern gehören. „Uns wurde jetzt schon gesagt, dass Ausflüge und der Schwimmkurs für die Maxi-Kinder ausfallen werden, sollte sich an der Personalsituation nichts ändern.“

Verwaltung sucht Auszubildende (arl) Rund 10.000 Menschen arbeiten in den 45 Ämtern und Institutionen der Landeshauptstadt – damit ist die Stadt Düsseldorf einer der größten Arbeitgeber der Region. Bis zum 30. November sucht die Stadt neue Auszubildende. Ausbildungen sind unter anderem im kaufmännischen Bereich, in der Verwaltung, in gewerblich-technischen Berufen und im feuerwehrtechnischen Dienst möglich – und in vielen weiteren Berufsfeldern. Auch duale Studiengänge, Freiwilligendienste und Praktika sind möglich. Die Stadtverwaltung wird auch damit, dass späteren Berufsleben zahlreiche Möglichkeiten zur Fort- und Weiterbildung bestehen. Die Auswahl erfolge unabhängig von Religionszugehörigkeit, Herkunft, Geschlecht oder sexueller Orientierung, betont die Stadt. Weitere Informationen und Auskünfte zu einer Ausbildung gibt es unter der Telefonnummer 0211 8999900 und per E-Mail an ausbildung@duesseldorf.de. Auch in der Pflege wird dringend Nachwuchs gesucht. Der Düsseldorfer Seniorenrat unterstützt die aktuelle Ausbildungskampagne Mehr Informationen gibt es unter 0211 1602-1000 und www.bei-anruf-ausbildung.de

Zweiter Prozess um Überfall in Derendorf Vier Männer hatten einen Mann in seiner Wohnung ausgeraubt. Zwei davon wurden bereits verurteilt. (wuk) Sieben Jahre nach einem Raubüberfall in einer Privatwohnung in Derendorf will das Landgericht den Fall jetzt abschließen. Vier junge Männer, bewaffnet und maskiert mit Totenkopf-Masken aus einem Comic-Heft, waren im Oktober 2010 gewaltsam in die Räume an der Frankenstraße eingedrungen. Dort hatten sie den Mieter mit Elektroschocks außer Gefecht gesetzt und alles mitgenommen, was sie wegtragen konnten. Zwei der Täter wurden schon verurteilt. Jetzt sollen ihre mutmaßlichen Raub-Komplizen angeklagt werden. Damals soll das Quartett bei Joints und reichlich Bier auf die Idee gekommen sein, den als wohlha-

wurde er dann mit Elektroschocks bend bekannten angeblichen Droüberwältigt, und während einer der gendealer in dessen Wohnung Täter ihn bäuchlings zu Boden heimzusuchen und auszurauben. brachte und sich auf ihn setzte, Mit schnell zusammen gesuchten suchten die andeUtensilien, daren nach Bargeld, runter eben jeDie jungen Männer Schmuck und weinen Masken aus hatten sich mit teren Wertgegeneinem MickyMaus-Heft, eiTotenkopf-Masken aus ständen. Sogar nem Elektroschoeinem Micky-Maus-Heft den Fernseher des Opfers trugen die cker und einem eilig maskiert. Räuber anschlieBaseballschläger, ßend davon sowie machte sich die dessen Portemonnaie mit BankTruppe damals gegen 21 Uhr auf und Kreditkarten, etliche Elektrogeden Weg zu ihrem Opfer. räte wie Handy, X-Box, DVD-Spieler Der Mieter drückte noch arglos und eine hochwertige Armbanduhr. auf den Türsummer, als es schellte, Der Mindestwert der Beute betrug ließ die Täter damit ins Haus und in damals rund 6000 Euro. seine Wohnung. Direkt an der Tür

Zwei der Verdächtigen, 2014 vor Gericht gestellt, legten nicht nur Geständnisse ab, sondern schilderten auch, dass sie inzwischen in geregelte Bahnen zurückgefunden hatten. Und sie verdienten sich weiteren, erheblichen Strafnachlass, indem sie zusätzlich ihre damaligen Raub-Komplizen von der Frankenstraße benannt haben. Das Landgericht hat jene beiden Angeklagten daraufhin zu je zwei Jahren Bewährungsstrafe verurteilt. Ihre Kumpanen (28/33) kommen ab dem 24. Juli nun ebenfalls vor Gericht. Die Strafkammer hat zunächst drei Verhandlungstermine bis Ende Juli für diesen Prozess vorgemerkt.


SM-LES

RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

C6 Leserbriefe Terroristen Es ist schon unfassbar, wie gewalttätige Demonstranten fĂźr sich das Recht in Anspruch nehmen und fĂźr bĂźrgerkriegsähnliche Verhältnisse sorgen. Wie die sogenannten friedlichen Demonstranten dabei zusehen und klatschen, wie besorgte BĂźrger um ihr Hab und Gut fĂźrchten mĂźssen und Autos abgefackelt werden. FĂźr einige TV-Journalisten sind die Krawallbilder und die Interpretation dazu wichtiger als die eigentliche Veranstaltung des G20Gipfels. Kein Demonstrant kann sich von der Verantwortung freisprechen (die Presse-Info der Chaoten hat es bestätigt), dass „Terror“ stattfinden konnte. Es sind somit Terroristen im Gewand der Demonstrationsfreiheit. Die Medien haben den Chaoten noch voll in die Hände gespielt, indem die unsäglichen Bilder die Ă–ffentlichkeit beherrschten. Bernhard Iwers Ratingen

Farb-Wasserwerfer Anonym kann jeder Chaos verbreiten, aber wenn man erkannt wird, wird’s eng fĂźr die Chaoten. Mein Vorschlag: Farbe in die Wasserwerfer, darf drei Monate von der Haut nicht entfernbar sein. Diese Farbträger (Chaoten) dĂźrfen zum Beispiel drei Monate kein Auto fahren, oder bekommen nirgendwo was zu kaufen, oder der Arbeitgeber reagiert, und so weiter . . . Hier ist Fantasie gefragt. Der gute Demonstrant, den es trifft, stand als Gaffer zu nah am Wasserwerfer. Pech gehabt. Er sollte zu Demos ohne Wasserwerfer gehen. Manchmal kĂśnnen drei Monate auch ein DenkanstoĂ&#x; sein. Hans-Dieter Schäfer 47509 Rheurdt

Leserforum: G20-Gipfel, Randale nicht kapitulieren sollen, aber den Regierungschefs will er zumuten, dass sie sich dem StraĂ&#x;enterror beugen! Joachim MĂśhrle 40489 DĂźsseldorf

Festsetzen

Anlass der Randale: der G-20-Gipfel; hier (v. l.) Angela Merkel, Xi Jinping, Donald Trump, Theresa May, Recep Tayyip Erdogan, Jacob Zuma, Wladimir Putin.FOTO: DPA

Von vorneherein Das, was alles jetzt so in Hamburg beim Treffen der G20-Staaten passiert ist, ist der Preis fĂźr unsere relativ freie, liberale Gesellschaft. Hierzulande kann doch fast jeder machen, was er will, und wenn’s jenen nicht passt, dass Staatsvorgaben akzeptiert werden, wird gerichtlich vorgegangen, um nach irgendwelchen Paragrafen sein angebliches Recht zu bekommen. Solange abertausende Leute „friedlich, sachlich demonstrieren“, ist nichts dagegen einzuwenden, denn das ist Demokratie im wahrsten Sinne. Sobald aber â€žĂœbeltäter des sogenannten schwarzen Blocks eingreifen“, hat unsere Demokratie verloren. Hier wäre von vorneherein ein „aktives“ Handeln der Polizei vonnĂśten gewesen, was aber bei unserer Gesetzgebung nicht mĂśglich ist. In anderen Staatsformen, anderen Ländern, wäre es gar nicht so weit gekommen, dass vieles in solch aggressives Verhalten ausartete. Hier hätte die Staatsgewalt es schon gerichtet, und es wĂźrde nicht zu

kriegsähnlichen Taten kommen. Aber Gott sei Dank sind wir ja Demokraten, ertragen alles so und stehen dazu. Karl-Heinz Schroeder 40595 Dßsseldorf

Kapitulation Mit Erstaunen las ich diesen Kommentar. Es ist etwas eigenartig, ein Fazit zu ziehen, bevor das Ergebnis bekannt ist. Das G20-Format ist wichtig, die Ergebnisse, auch wenn nicht alle befriedigend sind, zeigen die Notwendigkeit dieser Veranstaltung. Die Präsidenten, wie vorgeschlagen, ins Nirgendwo zu schicken, ist pure Polemik! Wenn ein demokratischer Staat sich von Chaoten diktieren lässt, ob und wo ein Treffen der Staatschefs stattfindet, ist das gleichbedeutend mit einer Kapitulation des Rechtsstaats vor dem Unrecht. Im Ăœbrigen hat auch der Kommentator schon mehrfach, zu Recht, darauf hingewiesen, dass die Menschen vor dem Terrorismus

Friedliche Demonstrationen – jederzeit! MĂźndige BĂźrger kĂśnnen so ihre Haltung zu Themen der Welt äuĂ&#x;ern, dafĂźr, dagegen – egal. Die Chaoten (die scheinbar immer mehr werden) stĂśren und gefährden diese MĂśglichkeit immer häufiger, immer radikaler und gewaltbereiter. Was spricht dagegen, jeden auffällig werdenden Chaoten, Vermummten, Gewalttäter sofort festzusetzen? Auch in Hamburg wird es sicher noch leerstehende Gebäude geben, die eventuell auch schon fĂźr FlĂźchtlinge zur VerfĂźgung standen. Dahin dann genug Polizisten und diesen „MitbĂźrgern“ ein nettes Wochenende in eigenen Kreisen ermĂśglichen. Warum wird immer wieder diskutiert, ob die Polizei Wasserwerfer, Pfefferspray und ähnliches einsetzen darf? Sie schĂźtzt unser Recht auf friedliche MeinungsäuĂ&#x;erung! Nicht zu vergessen auch sich selbst. Und wenn Chaoten dann auch noch VerwĂźstungen anrichten, Autos in Brand setzen und schlimmstenfalls gewalttätig gegen Menschen werden – wozu SchlagstĂścke bei der Uniform, wenn sie nicht eingesetzt werden dĂźrfen? Das GegenĂźber kennt keine Hemmungen. Warum sollen Polizisten die Buhmänner sein? Und wenn das Gesetz es mal wieder nicht zulässt – ändern! Sabine Lenz 41189 MĂśnchengladbach

Medien vor Ort

Weltoffen

FĂźr mich ist absolut nicht nachvollziehbar, dass sich journalistische „Mediengestalter“ in ihrer Berichterstattung vor Ort im chaotischen Szene-Viertel durch die Polizei gestĂśrt fĂźhlten! Hundertschaften Polizeikräfte mussten verhindern, dass die kriminellen Schwarze-BlockChaoten in ihrer sinnlosen ZerstĂśrungswut nicht noch weitere, schwerere Straftaten ausĂźbten. Wie wäre die Reaktion der Journalisten ausgefallen, wenn die Angriffe des wĂźtenden Mobs Menschenleben gekostet hätten! Die Polizei kann nicht im Umfeld dieser brachialen Gewalt noch auf „aktuelle“ Berichterstattung der Medienvertreter RĂźcksicht nehmen. Die Dauerbeschallung von N24 als auch n-tv war schon mehr als genug. Den Polizeikräften kann man nochmals „Danke“ sagen.

Merken wir denn gar nicht, wie sehr wir der Gewalt weichen? Gegen die Terrorgefahr richten wir einen Ăœberwachungsstaat ein und schränken uns selbst in unseren BĂźrgerrechten ein. Wir kritisieren eine Versammlung von 20 Regierungen der Welt, anstatt froh zu sein, dass in diesen gewaltbereiten und unruhigen Zeiten Gespräche gefĂźhrt werden. Wir kritisieren unsere Regierung, dass sie in eine weltoffene Stadt wie Hamburg einlädt. Warum sollte man sein eigenes Land nicht repräsentieren dĂźrfen? Warum soll man sich in einer WĂźste oder in schwer zugänglichen Gebieten treffen? Fern von der Ă–ffentlichkeit, was wieder Kritik einbringen wĂźrde, zum Beispiel keine BĂźrgernähe, und VerschwĂśrungstheorien TĂźr und Tor Ăśffnen wĂźrde. Die Schlussfolgerung, den G20-Gipfel abzuschaffen oder zu verstecken, bestärkt doch die Gewalttäter, dass man mit Gewalt alles erreichen kann.

Marion Ernst 42699 Solingen

Freiheit verteidigt Warum tut sich der Rechtsstaat so schwer, gewaltbereite und vermummte Kriminelle sofort in Gewahrsam zu nehmen? Viele Menschen nehmen ihr Recht in Anspruch, ihre Meinung durch eine Demonstration kundzutun. Sobald aber der Freiraum von anderen BĂźrgern eingeschränkt wird, hĂśrt fĂźr mich der SpaĂ&#x; auf. Wenn die Polizei das Recht konsequent nach AnkĂźndigung durchsetzt, darf man nicht von unnĂśtiger Härte sprechen. Wer sich einer solchen gewaltbereiten Demonstration anschlieĂ&#x;t, darf sich hinterher nicht beklagen, dass er mit den Kriminellen gleichgestellt wird. Lassen wir den Polizisten danken, die unserer aller Freiheit verteidigen! Matthias Koch 40629 DĂźsseldorf

Annegrit Kreitz 40474 DĂźsseldorf

Zuschriften an die Rheinische Post/NGZ/Bergische Morgenpost/ Solinger Morgenpost gerne auch unter www.rp-online.de/leserbriefe

Leserzuschriften verÜffentlicht die Redaktion ohne Rßcksicht darauf, ob die darin zum Ausdruck gebrachten Ansichten mit der Meinung der Redaktion ßbereinstimmen. Die Redaktion behält sich vor, sinnwahrende Kßrzungen vorzunehmen. Die Redaktion legt Wert darauf, dass die Zuschriften mit Namen und Anschrift des Einsenders verÜffentlicht werden. Fßr Rßckfragen bittet die Redaktion, die Telefonnummer anzugeben. Unsere E-Mail-Adresse: Leserbriefe@Rheinische-Post.de

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SOLINGER MORGENPOST MONTAG, 17. JULI 2017

Sport lokal D1

Eine gelungene Testspiel-Premiere Nach nur einer Trainingseinheit mit Ball gewinnt der Bergische HC beim TSV Bayer Dormagen mit 35:27. Die Neuzugänge des Handball-Zweitligisten hinterließen einen guten Eindruck – allen voran Linus Arnesson und Milan Kotrc. VON JÜRGEN KÖNIG

Der Abstieg aus der Handball-Bundesliga, erst in der allerletzten Minute der Saison besiegelt, hat auch dem Trainer des Bergischen HC zugesetzt. Aufgrund des Lehrer-Jobs seiner Frau zog es Sebastian Hinze nur mit dem Hund in Urlaub. Eine Tour mit dem VW-Bus führte den 38-Jährigen, seit 2012 Cheftrainer des BHC, zur Mosel, ins Allgäu, nach Tirol. Dort, wo es ihm gefiel, machte Hinze Station – und versuchte, bei ausgiebigen Wanderungen den Verlust der höchsten deutschen Spielklasse zu verarbeiten. „Es ist immer noch nicht voll weg“, räumte der frühere KlasseKreisläufer beim Trainingsstart ein, dass der Abstieg nachwirke. Spätestens am vergangenen Freitag um 20 Uhr ging der Blick jedoch nach vorne, als der Anpfiff zum ersten Testspiel beim TSV Bayer Dormagen ertönte – beim 35:27 (19:14)-Erfolg hinterließen die Löwen nach nur einer Balleinheit einen absolut ordentlichen Eindruck. „Alle haben extrem engagiert gespielt und die Vorgabe von beweglicher Abwehr mit Tempospiel umgesetzt“, sagte Hinze. Technische Fehler, gerade in der Anfangsphase, verzeihte er ebenso wie den generell verhaltenen Auftakt. Nach der ersten Auszeit der Saison beim Stand von 11:11 (18.) ging es schnell auf 16:11. Nachdem Linksaußen Jan Artmann den ersten Treffer erzielt hatte, rückte Maximilian-Leon Bettin – wie Kristian Nippes Ex-Dormagener – in den Fokus. Für Fabian Gutbrod gekommen, war der Rückraum-Linke sehr motiviert. „Klar ist das etwas Besonderes. Für unseren ersten Test war das ganz okay“, meinte der 22-jährige Bettin. Kapitän Nippes bewies derweil an ehemaliger Wirkungsstätte seinen Wert für den BHC. Mit seiner Einwechslung gab es schöne Anspiele zuhauf an Maciej Majdzinski, der für den erst am Wochenende eingetroffenen Arnor Gunnarsson auf Rechtsaußen agierte und von dort aus eine optimale Wurfquote abrief. „Das hat mich für Maciej sehr ge-

Ein Schwede im Trikot eines Österreichers: Linus Arnesson (l.) bereitete der Abwehr des TSV Dormagen einige Probleme. Am Kreis ist Leos Petrovski bereit für ein AnFOTO: HEINZ ZAUNBRECHER spiel des neuen BHC-Mittelmanns. freut“, sagte Sebastian Hinze, der mit dem erst 21-jährigen Polen nach dessen Kreuzbandriss vor einem Jahr praktisch einen weiteren Neuzugang hat. „Ich freue mich sehr, dass ich nach dieser langen Zeit wieder richtig gespielt habe. Alles fühlt sich gut an“, war Majdzinski glücklich. Positive Erkenntnisse gab es im gut besuchten Sportcenter des Drittligisten einige. So lieferte der neue Mittelmann Linus Arnesson einige Arbeitsproben ab, die erklärten, warum er in seiner schwedischen Liga zum wertvollsten Spieler gekürt wurde. Herausragend: seine genauen Würfe nach dem Absprung mit beiden Beinen. Aber auch der Tscheche Milan Kotrc überzeugte

BHC-SPLITTER Max Darj stößt am Mittwoch zum Team Statistik Rudeck, Rutschmann (ab 31. Minute) – Artmann (2), Babak, Bettin (5/1), Kotric (4/1), Gutbrod (3), Arnesson (5), Petrovsky (2), Nippes (2), Criciotoiu (5), Majdzinski (5), Woestmann (2), Völker. Neuzugänge Während der schwedische Kreisläufer Max Darj wegen seiner Hochzeitsreise erst am Mittwoch eintrifft, musste sich Csaba Szücs

nach seiner Achillessehnenverletzung mit einer Laufeinheit am Vormittag begnügen. Alle anderen vier Neuen kamen in Dormagen zum Einsatz. Top-Talent Alexander Weck musste mit der Deutschen Jugend-Nationalmannschaft nach dem 24:24 im zweiten Freundschaftsduell mit Frankreich eine 23:31-Niederlage hinnehmen. Der A-Jugendliche des Bergischen HC erzielte in dieser Begegnung zwei Tore.

auf Linksaußen, wo in der Schlussphase Nachwuchsmann Dorian Wöstmann ebenfalls aufzutrumpfen wusste. Luft nach oben gab es natürlich auch. So im anfänglichen Abwehrverhalten, das besonders Torhüter Christopher Rudeck das Leben schwer machte. Nach dem Wechsel generierten die Gäste mit offensiverer Variante mehr Ballgewinne, Keeper Bastian Rutschmann gelang wie zu Beginn Rudeck die Abwehr eines Siebenmeters. Auch über den Kreis lief nicht allzu viel. Aus dem Unterbau war Ole Völker dabei, der sich gleich zwei Zeitstrafen einhandelte. Im Trikot von Ace Jonovski – einige alte BHC-Namen waren noch vertreten, weil die neuen Shirts nicht fertig sind – tat sich Leos Petrovsky schwer. Dennoch überwogen die positiven Eindrücke, zumal der Herausforderer von der anderen Rhein-Seite schon seit Pfingsten im Training ist. „Wir sind sehr gut im Saft“, hatte Ulli Kriebel als in Solingen lebender Trainer von Dormagen sogar auf einen kleinen Dämpfer gehofft. Abheben dürfte nach dem interessanten Test keiner. Und beim BHC schon mal gar nicht. „Wir sind bereit für die Aufgabe“, sagte Sebastian Hinze. Um dann direkt Vermutungen, er könne den Aufstieg meinen, zu neutralisieren: „Für die Zweite Liga.“

INTERVIEW KRISTIAN NIPPES

Der Kapitän hat nur ein Ziel: die Rückkehr in die Erste Liga Der Abstieg war dramatisch, der Zuspruch riesig – was ist bei Ihnen vom letzten Erstliga-Spieltag immer noch hängen geblieben? NIPPES Die Enttäuschung über den Abstieg überstrahlt alles. Das wird auch nicht mehr nachlassen. Die Reaktionen und die Unterstützung haben aber auf jeden Fall für ein gutes Gefühl gesorgt. Clubführung und Trainer haben kein konkretes Saisonziel ausgegeben, was sagen Sie als Kapitän dazu? NIPPES In der Mannschaft war es noch kein Thema. Für mich persönlich geht es aber nur um den Aufstieg als Ziel. Haben Sie in den wenigen Trainingstagen bereits erste Eindrücke gesammelt ? NIPPES Das ist schwierig zu bewerten. Aber man hat in Dormagen schon gesehen, wer für was geholt wurde. Unterschiedliche Charakteristika waren erkennbar – so bei den Spielmacher-Typen mit Linus Arnesson und Tomas Babak. Sie hatten in der letzten Saison mit einer schweren Schulterverletzung

Faustballer jubeln bei der EM doppelt Sechs Solinger erlebten mit den U 18-Teams in den Endspielen gegen Österreich einen goldenen Sonntag. VON MARTIN AUER

Toller Erfolg für die Solinger Faustballer: Das sechsköpfige Aufgebot aus der Klingenstadt – drei Spieler, ein Trainer, zwei Betreuer – feierte bei den U 18-Europameisterschaften im schweizerischen Kleindöttingen einen goldenen Sonntagnachmittag. Bei großer Hitze im Flusstal des Rheinzuflusses Aare holten sich erst Kaja Hutz, Maya Mehle sowie das Funktionärsteam mit Hartmut Maus, Katrin Gewinner und Gerrit Höckmann den Titel bei den U 18-Mädchen, dann legte OTV-Ass Christopher Hafer mit den U 18-Jungen nach. Die gewannen das EM-Finale mit 3:0 gegen Österreich, die Mädchen hatten zuvor einen Satz abgegeben. „Das Finale war trotzdem überaus knapp und auf allerhöchstem Niveau“, erklärte der langjährige Na-

tionaltrainer Hartmut Maus, der sich indes erstmals bei einer EM für das deutsche Mädchen-Team verantwortlich zeichnete. In der Vorrunde hatten die deutschen Mädchen mit 1:3 gegen Österreich verlo-

ren. Im Finale ging es in Satz eins und zwei in die Verlängerung. Den ersten Abschnitt gewann Deutschland, den zweiten Österreich. „Der dritte Satz hat das Match für uns entschieden“, erklärte Maus, der

Ein OTV-Quintett in Jubelpose: (v.l.) Gerrit Höckmann, Kaja Hutz, Hartmut Maus, Christopher Hafer und Katrin Gewinner. FOTO: MEIKE HUTZ

mit Kaja Hutz auch seine OTV-Spielerin im Finale einsetzte. Die erst 16jährige Maya Mehle, die für Leverkusen Faustball und für die Solingen Volleys Volleyball spielt, musste im Endspiel zwar zuschauen, war aber in allen Spielen zuvor im Einsatz gewesen. „Beide haben ein gutes Turnier gespielt und keine Einsatzzeiten geschenkt bekommen“, stellte Maus klar. Für Maya Mehle war es der erste EM-Titel, für Kaja Hutz ging die U 18-Karriere nach Vize-Europameister- und Weltmeistertitel perfekt zu Ende. Christopher Hafer (17) ist jetzt ebenfalls Welt- und Europameister. In Kleindöttingen war der Verbandsliga-Spieler des OTV in drei von fünf Partien im Einsatz. „Er ist ja noch jüngerer Jahrgang, kommendes Jahr kann er in den USA noch einmal Weltmeister werden“, meinte Hartmut Maus.

„Sport im Park“: Bewegung unter freiem Himmel (jg) Wenn es nach dem Wunsch des Sportbundes (SSB) geht, ist ab kommender Woche im Freien einiges los. „Sport im Park“ heißt das von der Landessportbund-NRW-Förderung realisierte Gemeinschaftsprojekt, das kostenlos ist. Eine Mitgliedschaft im durchführenden Verein ist nicht notwendig. Die meisten Angebote gehen auf das Konto des Merscheider TV, der bis zum 22. Oktober jeweils dienstags zum Mitmachen einlädt: von 18 bis 19 Uhr mit Functional Training im Freien, ab 19 Uhr mit Beachsoccer. Trainiert wird auf dem Sportplatz an der Eifelstraße 88 a unter der Leitung von Jannis Wiethoff. Dort geht dienstags auch Taekwondo-Fitness mit Annette Zühlke über die Bühne. Ein Krafttraining mit Philipp Bartoschek (WMTV) findet donnerstags von 18 bis 19 Uhr an der Adolf-Clarenbach-Straße statt. Zudem gibt es Walking und Bewegungstraining (1., 8. und 15. August; ab 8.30 und 9.45 Uhr; MTVHalle). Rosy Altgeld empfiehlt das Angebot für ab 55-Jährige. „Wenn es Anklang findet, werden wir es gerne auf eine breitere Basis stellen“, sagt Christopher Winter vom SSB. Ziel sei es, sportabstinente Gruppen zu erreichen. Sportkleidung, Handtuch, etwas zu trinken – schon kann es ohne Voranmeldung losgehen. Alle Informationen beim Sportbund: 2 20 22 29.

MELDUNGEN SCHACH

Amina Sherif holt Silber bei NRW-Meisterschaft (ma) Bei den Frauen-NRW-Meisterschaften im Blitzschach in Mülheim gelang der 18-jährigen Solingerin Amina Sherif ein versöhnliches Saisonfinale. Nachdem sie durch ihr erstes Studienjahr bedingt im Schach etwas kürzertreten musste, gelangen ihr bei den Fünf-MinutenPartien in Mülheim 14 Punkte aus 16 Partien. Das war Platz zwei hinter Jevgenija Leveikina.

Vizemeister zieht zurück, SG II bleibt Zweitligist

Kristian Nippes .

FOTO: BHC

zu kämpfen, waren dennoch nicht nur beim Finale gegen Hannover überragend. Ist dauerhafte Besserung in Sicht ? NIPPES Die Hoffnung ging dahin, dass es sich während der Pause weiter verbessert. Mein erstes Gefühl bestätigt dies, es geht eben von Schritt zu Schritt voran. Jetzt steht erst mal die Vorbereitung an – sie ist anstrengend, aber sie gehört einfach dazu. JÜRGEN KÖNIG STELLTE DIE FRAGEN

(ma) Nach der unglücklichen 3.5 : 4.5-Niederlage am letzten Spieltag beim Aachener SV hatte Markus Schäfer, Teamkapitän der SG Solingen II, eigentlich keine Hoffnung, dass sein sportlich abgestiegenes Schach-Team erneut durch einen Rückzug in der Zweiten Liga bleiben könnte. Genau dieser Fall ist jetzt eingetreten: Vizemeister SV Würselen, der wegen des traditionellen Aufstiegsverzichts der SG Porz sogar ein Startrecht in der Ersten Liga hatte, hat sein Team zurückgezogen. Mit dem Klassenerhalt bleibt auch Top-Talent Kevin Schröder (16) bei den Solingern. Großmeister Florian Handke ist trotzdem zum Erstligisten DJK Aachen gewechselt.

OFC in Bestbesetzung müht sich zum Remis gegen TG Burg (ma) FC Britannia – TSV Aufderhöhe 1:4. Bezirksliga-Aufsteiger TSV Aufderhöhe gewann sein Testspiel beim bisherigen Kreisliga-Rivalen FC Britannia mit 4:1. „Hinten raus hätten wir noch höher gewinnen können“, zeigte sich TSV-Coach Daniel Redmer durchaus zufrieden – obwohl zunächst die Britannen durch Nick Kübel mit 1:0 in Führung gegangen waren. Bastian Köchling, Steffen Kugel, Marius Emmerich und Jonathan Welzel drehten die Partie für die Aufderhöher, bei denen sich Personalsorgen im Sturm abzeichnen. Tim Bogner fällt mit Kreuzband- und Meniskusriss die komplette Saison aus. Ohligser FC – TG Burg 3:3. Trotz annähernder Bestbesetzung hatte Kreisliga-Mitfavorit OFC Solingen große Mühe beim 3:3 gegen den BLigisten TG Burg. Die Gäste, die in der Vorsaison knapp am Aufstieg

TSV-Coach Daniel Redmer hätte sich das eine oder andere Tor mehr gewünscht. FOTO: KÖHLEN (ARCHIV) gescheitert waren, gingen durch Thorben Voigt (2) und Shemsi Syla dreimal in Führung, der OFC glich dreimal aus – zuletzt durch Sebastian Tiburtius (88.). Vorher hatten Daniel Diem und Sven Schneider getroffen.


SM-BLI

RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

D2 Rock und Pop NEUE ALBEN

Jeff Tweedy Together At Last (sep) Seit drei Dekaden und rund 20 Alben macht Jeff Tweedy Musik, hauptberuflich als Kopf der Band Wilco. Auf seinem Soloalbum „Together At Last“ hat er sich einige seiner besten Songs vorgeknöpft und spielt sie akustisch. Man fühlt sich, als säße man neben Tweedy am Lagerfeuer. Der Reiz der Wilco-Songs lag oft darin, auf einen eruptiven Moment zuzutaumeln. Auf dieses Drama verzichtet Tweedy, spielt die Songs stattdessen in amerikanischer Liedermachertradition, geradezu konventionell, aber schön. A song is a song is a song. Klingt nachWilco, Loose Fur, My Morning Jacket

Damian Marley Stony Hill (ahu) Es war 2005, als Damian Marley mit seinem Grammy-Album „Welcome To Jamrock“ und dem gleichnamigen Superhit aus dem Schatten seines Übervaters Bob trat. Fortan hat er mit anderen Superstars wie Mick Jagger oder Nas gejammt und unfassbare zwölf Jahre gebraucht, um ein neues Solo-Album zu veröffentlichen. Das Warten hat sich gelohnt. Die 17,5 Songs variieren zwischen Dancehall, Roots Reggae und Pop. Die Klammer ist der prägnante Gesangsstil des „Jr. Gong“. Der ist mittlerweile ein echtes Markenzeichen. Klingt nach Shabba Ranks, Kabaka Pyramid, Bounty Killer

Fleet Foxes Crack Up (sep) Die Fleet Foxes aus Seattle waren Mitbegründer des Hippie-FolkRevivals vor zehn Jahren. Mit „Crack Up“ legt die Band um Sänger Robin Pecknold das erst dritte Album der Karriere vor. Immer noch basieren die Songs auf vokaler Harmonie, Neil Young würde ein gutes Bandmitglied abgeben. Die Fleet Foxes haben sich bei ihm auch die Kunst abgeschaut, einen Song auszuwalzen. Noch mehr als Young machen sie aber Kunstmusik. Wie sonst käme man auf die Idee, ein Lied „I Am All That I Need / Arroyo Seco / Thumbprint Scar“ zu nennen? Klingt nach Neil Young, My Morning Jacket

Übersehene Perlen Das erste Musikhalbjahr 2017 ist rum. Leider haben nicht alle Platten und Künstler die Aufmerksamkeit bekommen, die ihnen zusteht. Wir haben sechs von ihnen ohne Anspruch auf Objektivität zusammengestellt. Charlie Cunningham Vielleicht hatten wir alle den Bauch noch zu voll mit Weihnachtsbraten und Spekulatius? Das Album „Lines“ des britischen Songwriters Charlie Cunningham erschien im Januar 2017 und erntete weit weniger Ruhm, als das eigentlich geboten gewesen wäre. Cunningham versammelt auf diesem Werk einige der wunderbarsten Melodien, die das Musikjahr bisher hervorgebracht hat. Jeder Song pirscht sich langsam an, schüchtern, unscheinbar. Und irgendwann hat man sich festgehört in Songs wie „Answers“ oder „Lights Off“ mit einem zum Niederknien schönen Refrain. sep James Vincent McMorrow Der irische Sänger ist vor allem für sein Debüt „Early In The Morning“ von 2010 bekannt. Seitdem hat er sich vom Folk entfernt und seinen Stil um Soul-, R’n’B- und ElektronikEinflüsse erweitert. Diese Wandelbarkeit gipfelt in dem im Mai bereits digital erschienenen Album „True Care“ (ab 28. Juli auch als Platte erhältlich). Die vielen musikalischen Einflüsse und teils abrupten Übergänge lassen die Veröffentlichung wie ein Mixtape erscheinen. Herausragend ist seine Stimme: Der Falsett-Gesang ist so beeindruckend, dass man sich gleich für den Kirchenchor anmelden möchte. jaw Kevin Morby Dieser Mann veröffentlicht Alben im Rhythmus einer Boyband. 2013 entließ Kevin Morby sein Debüt in die Welt, 2017 legt er bereits seine vierte Platte „City Music“ vor. Zwar wohnt der Typ aus Kansas, der standesgemäß für einen Rockmusiker die High School mit 17 verließ, mittlerweile in Kalifornien – doch auch diesmal klingt er nach seiner Zwischenstation New York. Der 29-jährige Morby hat seinen lässigen Lou Reed drauf, ihm gelingt aber mit dem Song „1234“ auch eine wunderbare Hommage an die Ramones. Die Platte für den Sommer in der Großstadt. seda

Der Brite Charlie Cunningham: Irgendwann hat man sich an ihm festgehört. FOTO: LABEL

James Vincent McMorrow erinnert an Bon Iver, wirkt aber positiver und zugänglicher. FOTO: SARAH DOYLE

Kansas, New York City, Kalifornien – Kevin Morby hat es nicht in der Provinz gehalten. FOTO: ADARSHA BENJAMIN

VON SEBASTIAN DALKOWSKI

In der Rubrik „Klicktipps“ stellen wir Links zu Gratis-Streams und Videos vor. Diesmal lehnen es Radiohead nicht ab, ihre Gassenhauer darzubieten, und geht einem eine Folk-Band nicht auf die Nerven. Schon klar, den 20. Jahrestag von „OK Computer“ haben wir locker gerissen, aber Radiohead sind auch erst nach dem 16. Juni auf dem Glastonbury-Festival aufgetreten. Sonst geizen sie mit ihren Hits, aber dies-

mal spielten sie „Fake Plastic Trees“, „No Surprises“, „Karma Police“ und sogar „Creep“ auf eine Weise, die keinen Zweifel ließ: Radiohead sind vor allem und noch immer eine Rockband. Zwischendurch gab Oberkauz Thom Yorke Großbritanniens Premierministerin Theresa May noch einen mit. Bis zum 23. Juli lässt sich das zweistündige Konzert auf BBC 6 nachhören, danach bleiben immerhin noch die Video-Mitschnitte einiger Songs auf dem Youtube-Kanal der BBC.

Reggae-Künstler Chronixx veröffentlicht „Chronology“. Zwischenzeitlich konnte man den Eindruck gewinnen, dass Axl Rose und nicht Bob Marley das Vorbild des Reggae-Künstlers Chronixx ist. 2013 hatte er den großen Hit „Smile Jamaica“ gelandet, danach wurde das Veröffentlichungsdatum des Debüts immer wieder verschoben. Vier Jahre später ist es nun endlich da, aber auch noch nicht so richtig: In Deutschland ist „Chronolgy“ momentan nur als Import, Download und Stream erhältlich. Die lange Wartezeit wird an einer Stelle sofort deutlich. „Smile Jamaica“ ist auf dem Album enthalten. Damit einhergehend hört man aus gut informierten Kreisen, dass diese (Nicht-)Veröffentlichungspolitik ein Teil des Masterplans des Chronixx-Managements ist. Auf diese befremdliche Art und wenig fanfreundliche Weise würde der 24Jährige nicht nur seine mediale Präsenz, sondern auch seine Preise

Der Kanadier Leif Vollebekk hat mal wieder die Ansage „Cheeese!“ nicht gehört. FOTO: JOSEPH YARMUSH

Leif Vollebekk Die Zeiten sind gegen Musiker wie Leif Vollebekk, weil man sich für seine Songs Zeit nehmen muss, die niemand mehr hat. Wer sein drittes Album „Twin Solitude“ nebenbei hört, kann es auch gleich lassen. Also besser: Kopfhörer auf und Smartphone aus. Denn der Kanadier haut nicht in die Tasten, er fühlt sich hinein und spielt dann minimalistisch instrumentierte Hymnen der Innerlichkeit wie wie seinen beinahe schon Hit-Single zu nennenden Song „Elegy“. Der Schlusstrack „Rest“ dauert achteinhalb Minuten und wiegt einen sanft in eine bessere Welt – oder zumindest in den Schlaf. seda

Big Thief haben es gar nicht nötig, für ihre zweite Platte irgendwo zu klauen. FOTO: SHERVIN LAINEZ

Big Thief Ein Album ist im Idealfall ein Werk aus einem Guss, ohne dass ein Song klingt wie der andere. Die New Yorker Indie-Rock-Band Big Thief um Sängerin und Gitarristin Adrianne Lenker kommt diesem Ideal mit dem zweiten Album „Capacity“ sehr nahe. Beim ersten Durchlaufen mag nur „Shark Smile“ hängenbleiben, eine dramatische Hit-Single über einen Autounfall, in dem der Erzähler überlebt, der Partner aber nicht. Doch dann setzt sich aus den Krachmomenten und aus den stillen Abschnitten eine der schönsten düstersten Platten des Jahres zusammen. seda

Klicktipps: Als Radiohead alle Hits spielten

Das lange Warten aufs Debüt VON ANDREAS HUBER

Dollkraut aus den Niederlanden: Klingen eindeutig so wie sie heißen. Zum Glück. FOTO: K7

Dollkraut Was die niederländische Band Dollkraut auf dem im März erschienenen Album „Holy Ghost People“ fabriziert, ist nicht weniger als ein wahnsinniger Trip. Dollkraut, so wurde im 18. Jahrhundert ein am Niederrhein produziertes Gesöff genannt. Kurz davon getrunken, soll es Halluzinationen bewirkt und extreme Sprachverwirrung gestiftet haben. Passend dazu schwurbeln Synthies herrlich wild im Raum, versucht der Bass verzweifelt, so etwas wie Struktur zu verleihen, beißt sich ein Keyboard an einer Melodie fest. Schön zu sehen, wie aus Chaos und Wahnsinn am Ende doch Musik wird. sep

(meint Gagen) für die im Sommer anstehenden Reggae- und Worldmusic-Festivals in Europa und den USA hochhalten. Wer die Möglichkeit hat, sich den im Oktober 1992 als Jamar Rolando McNaughton geborenen Künstler live zu Gehör zu bringen, sollte diese nicht missen. Spätestens seit „Smile Jamaica“ gilt Chronixx als „primus inter pares“ des so genannten Reg-

Chronixx – vier Jahre zwischen erstem FOTO: LABEL Hit und Debütalbum.

gae Revivals. Auch seine „Dread And Terrible“-EP, die in den US-ReggaeCharts auf Platz 1 landete, seine Mixtapes und die Kollaborationen mit dem Diplo-Projekt Major Lazer mehrten seinen frühen Ruhm. Auf „Chronology“ werden 16 Reggae- und Dancehall-Tunes die Chronixx-Geschichte fortschreiben. Nicht nur wegen der großartigen wiewohl bekannten Singles „Spanish Town Rocking“, „Majesty“, „Likes“ und „Skankin‘ Sweet“ darf man Großes erwarten. Auch in Sachen Sound setzt der Kumpel von Usain Bolt höchste Maßstäbe, die man von jamaikanischen Künstlern nicht gewohnt ist. Die Kollegen der Reggae-Fachpostille „Riddim“ wollen in „Chronology“ sogar ein Jahrhundertalbum gehört haben. Damit würde das Chronixx-Erstlingswerk immerhin dem heuer jubilierenden Bob-Marley-Klassiker „Exodus“ (1977) nacheifern. Und somit wäre zumindest die Vorbild-Frage geklärt.

Heutzutage haben wir, die gealterten Musikfans, kaum noch das Gefühl, dass Musiker alles in einen Song legen, nicht nur Stimme, sondern auch Herz. Den Vorwurf muss sich Matt Quinn von Mt. Joy aus Philadelphia nicht gefallen lassen und das, obwohl sich die Truppe Indie Folk Band nennt und das nichts Gutes erwarten lässt. Der Song „Cardinal“ hat Sehnsucht für 50 Jahre, und es heißt dort auch noch „Everything is exactly where it needs to be“. Alle mal anhören auf Youtube.

Auch von der Kanadierin Emily Haines dürfte wenig übriggeblieben sein, nachdem sie den Song „Fatal Gift“ aufgenommen hatte. Nach zwei Minuten denkt man „Frau am Klavier, nachdenklich – verstanden“, aber dann nimmt sie überhaupt erst mal Anlauf. Schlagzeug, Dramatik und so weiter. Auch das lässt sich auf Youtube überprüfen. Am 15. September erscheint ihr Album „Choir Of The Mind“. Auf seinem neuen Album „13 Wohnzimmer“ sagt der Singer/

ENTDECKUNGEN

Peter Perret bringt mit 65 Debütalbum heraus (seda) Peter Perrett hat bereits vor 40 Jahren Eindruck gemacht, doch sein Debütalbum „How The West Was Won“ veröffentlicht er erst 2017. Einst stand er der Londoner Punkband The Only Ones vor, vorher war er selbstverständlich mehrfach von der Schule geflogen, probierte Drogen. „Ich bin 65 Jahre alt und es ist ein Wunder, dass ich es so weit geschafft habe“, sagte er in einem Interview. Das späte Debüt gerät großartig lässig. Getragen von einer Stimme, der man die Leiden anhört, die Perrett seinem Körper angetan hat.

Cigarettes After Sex – Shoegazer in langsam (seda) Man sieht diesen Mann, man hört diese Stimme und man glaubt es nicht. Der Mann trägt Vollbart, die Stimme aber klingt nach Kette rauchender Diva. Mit seiner Band Cigarettes After Sex hat Greg Gonzalez in fünf Jahren mehr als 60 Millio-

nen Youtube-Aufrufe für „Nothing‘s Gonna Hurt You Baby“ eingesammelt, das Debütalbum, das so heißt wie die Band, erscheint erst jetzt und kommt ohne den Hit aus. Macht aber nichts, weil die ganze Platte ein einziger Hit ist. Nochmals gebremster Shoegazer ohne Krach. Wer das im Bett hört, wird in einem Sarg wieder aufwachen.

Bedouine: Musik auf Wanderschaft (sep) Weltmusik für die Musikwelt: Azniv Korkejian wurde in Aleppo als Tochter armenischer Eltern geboren, lebte als Kind in Saudi-Arabien, führte in den Staaten eine Art Nomadenleben und fand ihre Heimat in einer Musikercommunity in Los Angeles. Sie nennt sich Bedouine, in Abwandlung des französischen Begriffes Bedouin („Wandernder“). Altersweise klingt dieser New Folk, bei dem der Song nicht auf die klassische Gitarre reduziert wird, sondern symphonische Arrangements dem Lied schmeicheln. Große Entdeckung.

Songwriter Eric Pfeil: „Der nächste Song handelt von zwei Statisten, die am Ende eines Italo-Western-Drehs erschossen werden sollen. Die beiden beschließen, dass sie das nicht mit sich lassen machen wollen und reiten einfach in die Wüste. Nur dummerweise reiten sie in den nächsten Italo-Western rein.“ Der Song heißt „Zuckergewehr“ und ist auch toll. Die Links zu den Tipps gibt es unter www.rp-online.de/herzrasen und ngz-online.de/herzrasen.

Neue Alben der nächsten Wochen 21. JULI

Azad – NXTLVL Chris Robinson - Barefoot in The Head Dizzee Rascal – Raskit Goldfinger – The Knife Mr. Big – Defying Gravity 28. JULI

Alice Cooper – Paranormal Arcade Fire – Everything Now Callejon – Fandigo Drake – More Life Juanita Stein – America Olli Banjo – Großstadtdschungel 4. AUGUST

Coldplay - Kaleidoscope EP 11. AUGUST

Moses Pelham – Herz The Districts - Popular Manipulations 18. AUGUST

Grizzly Bear – Painted Ruins Prag – Es war nicht so gemeint Steven Wilson – To The Bone Unkle – The Road: Part 1


SM-WEIT

RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

Weitsicht D3

Die mächtigste Frau der EU Sie lehrt die Bosse der größten Konzerne das Fürchten: Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager hat sich Respekt verschafft. VON MARKUS GRABITZ BRÜSSEL Margrethe Vestager holt

ihre Besucher selbst ab. Die Tür zu ihrem Büro geht auf, die dänische EU-Kommissarin für Wettbewerbsfragen bittet persönlich herein. Das macht sie mit allen, die einen Termin bei ihr haben. Ihr Arbeitszimmer im zehnten Stock des typisch funktionalen EU-Gebäudes könnte aus einer Zeitschrift für Innenarchitektur stammen. Bunte Farben dominieren. Ganz hinten steht ein durchaus überschaubarer Schreibtisch mit Blick aus dem Fenster auf das sich an das Europaquartier anschließende Viertel Matonge, das wegen der vielen hier lebenden Afrikaner nach einem Vorort von Kinshasa benannt ist. An den Wänden und auf einer Staffelei Bilder. Auf einem langen Sideboard stehen gerahmte Fotos, keine Schnappschüsse von Stationen ihrer Karriere, sondern Privatfotos, ihr Mann, ihre drei Töchter, ihre Freunde. Die 49-jährige Politikerin trägt ihr grau meliertes Haar als Kurzhaarfrisur, lackiert gelegentlich ihre Fingernägel knallrot, bevorzugt eine ausgefallene Garderobe. Sie ist ein Star in der Europapolitik. Aus der Hierarchie der EU-Bürokratie ist das nicht abzuleiten. Sie ist nicht einmal einer von den insgesamt sieben Stellvertretern von Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker. Und dennoch: Sie spielt in einer anderen Liga als die anderen im Kollegium der Kommissare. Zum einen hängt dies mit ihrer Funktion als Wettbewerbskommissarin zusammen. Vestager ist die Hüterin darüber, dass es im Binnenmarkt der 500 Millionen Verbraucher fair zugeht. Damit wacht sie über das vielleicht wichtigste Pfund der EU. Manchmal verlangt das Amt, dass Vestager sich mit den Chefs der mächtigsten Konzerne anlegen muss. Wenn etwa die großen Spieler am Markt Kartelle bilden und die Verbraucher unter die Räder kommen. So verhängte sie eine Rekordstrafe gegen ein Lastwagenkartell, an dem auch der deutsche DaimlerKonzern beteiligt war. Richtig berühmt wurde sie aber, weil sie auch die Giganten des Internetzeitalters angreift, den Netz-Plattformen den Missbrauch ihrer Marktmacht nachweist und sie zu Rekordstrafen verdonnert. Erst kürzlich fiel die Entscheidung im Fall Google. Der US-Konzern soll eine Strafe von mehr als 2,2 Milliarden Euro zahlen, weil er seine marktbeherrschende Stellung bei der Produktsuche gnadenlos ausnutzte, um Wettbewerber fern zu halten. Aber Vestager wird auch tätig, wenn EU-Staaten mit Konzernen

kungeln, ihnen milliardenschwere Steuerprivilegien zuschanzen, weil sie im Gegenzug auf die Ansiedelung von Jobs hoffen. Weil Vestagers Beamten der irischen Regierung diese unerlaubten Staatsbeihilfen nachweisen konnten, muss mit Apple nun ein anderer amerikanischer Hightech-Konzern 13 Milliarden Euro Steuern nachzahlen. Der Dänin, die seit 20 Jahren in der Politik ist, fällt damit als oberste Wettbewerbshüterin in der EU eine Machtfülle zu, über die die Nationalstaaten nicht verfügen. Doch man muss diese Macht auch zu nutzen wissen. Ihr Vorgänger, der Spanier Joaquin Almunia, griff die Marktsünder auch an, ließ sich dann aber häufig auf einen Kuhhandel mit den Unternehmen ein. Auch Neelie Kroes, die Niederländerin, machte keine sehr gute Figur. Ihr fehlte es auch am juristischen Sachverstand, ist zu hören. Vestager aber hat sich schnell den Ruf gemacht, ein „tough cookie“ zu sein, wie der Economist schrieb, was so viel be-

drei Töchter gerade zum Deutschdeutet wie „harter Hund“. So scheulernen in Berlin gewesen sei. Eine te sie auch nicht davor zurück, gejunge Mitarbeiterin, die vorher als gen die Steuerdeals von Luxemburg Anwältin in London mehr Geld vermit Ikea, Fiat und anderen Großdient hatte und wegen ihrer Freunkonzernen vorzugehen. Und dies, de eigentlich viel lieber in Berlin leobwohl die Steuerabsprachen im ben würde, bekennt, dass sie nur Großherzogtum in der Regierungswegen Vestagers angenehmen Fühzeit ihres jetzigen Chefs Juncker gerungsstils weitere troffen wurden. Inzwischen hat „Als ich jung war, dachte in Brüssel bleibe. Offenheit Juncker freilich ich, dass man Politik mit derDie Politikerin ist die Seiten gewechselt. Als Kommis- Ideen macht. Heute weiß Programm, und dazu kommt eine sionschef hat er ich, dass es ohne die gewisse Bescheibegonnen, gegen Menschen nicht geht“ denheit. Wie es die SteuervermeiMargrethe Vestager sich für eine Kodungspraktiken penhagenerin gevon Konzernen hört, ist sie stets mit dem Fahrrad zu vorzugehen. ihren Vereidigungen als Ministerin Vestagers Erfolg ist aber auch dagefahren. „Als ich jung war“, sagte mit zu erklären, dass sie einen besie in einem Interview, „dachte ich, sonderen Stil pflegt. Sie ist menschdass man Politik mit Ideen macht.“ lich offen, gibt im Gespräch auch Heute wisse sie, dass es ohne die Privates preis. So erzählte sie im verMenschen nicht gehe. gangenen Sommer, dass sie mit Bevor sie in Brüssel ein Star wurFreunden für den 50. Geburtstag ihde, war Vestager schon eine große res Mannes ein Häuschen in Italien Nummer in der dänischen Politik. gemietet habe und dass eine ihrer

Sie war unter 30, als sie das erste Mal Ministerin und damit die jüngste dänische Ressortchefin aller Zeiten wurde. Sie, die in einem Pfarrerhaus aufwuchs, wurde zunächst Religionsministerin. Zuletzt bekleidete Vestager den Posten der Wirtschaftsministerin und stellvertretenden Regierungschefin. In Dänemark hatte sie damit alles erreicht, was möglich war. Ihre sozialliberale Partei, „Det Radikale Venstre“, ist klein und kann allenfalls den Koalitionspartner für eine größere Partei stellen. Damit war klar, dass Vestager so gut wie keine Chancen hatte, in Kopenhagen irgendwann auch Regierungschefin zu werden. In Dänemark hatte Vestager manche Anhänger ihrer Partei noch mit den harschen Forderungen schockiert, das Arbeitslosengeld zu kürzen und das Renteneintrittsalter heraufzusetzen. Auf EU-Parkett schlägt Vestager dagegen eher andere Töne an; sie versteht ihren Job durchaus auch sozialpolitisch. So geht sie etwa gegen die marktbe-

Kurzhaarschnitt und bunte Kleidung: Margarethe Vestager sticht schon rein optisch aus dem grauen Einerlei der EU-Kommission hervor. Aber auch politisch hat sich die Dänin eine Platz in der vordersten Reihe erarbeitet. Als Wettbewerbskommissarin hat sie sich mit spektakulären Verfahren gegen große Konzerne schnell Respekt verschafft. Menschlich gilt sie dagegen als sehr umgänglich.

herrschende Stellung von Telekommunikationsunternehmen vor und begründet dies so: „Wenn ein Smartphone-Vertrag so teuer ist, dass sich Teile der Gesellschaft ihn nicht leisten können, werden Menschen von Teilhabe ausgeschlossen.“ In vielen Gegenden Europas erfahre man nur noch über soziale Medien, wann und wo das Training der lokalen Jugendmannschaft im Fußball stattfinde. „Da ist ein Internet-Zugang lebenswichtig.“ Für Vestager spiegelt das Wettbewerbsrecht die grundlegenden Werte der EU. Wenn Brüssel darauf poche, dass die Spielregeln des Wettbewerbs eingehalten werden, zeige die EU sehr konkret, dass in Europa alle die gleichen Rechte geltend machen könnten – große und kleine Mitspieler. Legendär ist, wie Vestager kurz nach ihrem Amtsantritt in Brüssel den Google-Chef abblitzen ließ, als der um einen Termin bat. Sie ließ wissen, sie müsse sich erst in das bereits unter ihrem Vorgänger eingeleitete Verfahren gegen Google einarbeiten. Unterhalb der Ebene von Unternehmenschefs trifft sie grundsätzlich keine Interessenvertreter. „Treffen mit Lobbyisten bringen mir nichts“, sagt sie. Klare Ansagen wie diese kommen gut an. Vestager hat ein Mandat als Wettbewerbskommissarin bis 2019. Immer wieder wird sie in Brüssel als Kandidatin für höhere Jobs gehandelt. Vermutlich wäre sie auch eine gute Präsidentin der EU-Kommission. Passt dazu nicht auch, dass Jean-Claude Juncker angekündigt hat, nicht noch einmal anzutreten? Vestager selbst schweigt dazu. Klar ist aber: Diese Spekulationen entbehren einer Grundlage. Vestagers Partei wurde 2014 in Dänemark abgewählt. Sie kann in ihrem EU-Job noch so gut und noch so populär sein, sie hat nur dann eine Chance, der Europapolitik erhalten zu bleiben, wenn ihre Partei daheim wieder an die Macht kommt. Und danach sieht es derzeit nicht aus.

PERSÖNLICH Pfarrerstochter mit Politik im Blut Privat Margrethe Vestager (49) wuchs in einem Pfarrhaus in Westjütland auf. Sie studierte Wirtschaft und arbeitete dann zunächst für das Finanzministerium. Politik Sie wurde 2011 Chefin der von ihrem Ururgroßvater mitgegründeten Partei DRV und übernahm mehrere Regierungsämter. Als Wirtschaftsministerin setzte sie harte Sozialreformen durch.

FOTO: LAIF

ANALYSE Trotz der politischen Spannungen erweist sich die türkische Konjunktur als unerwartet robust. Die Wirtschaft könnte in diesem Jahr um fast fünf Prozent wachsen. Aber der Boom wird vor allem durch staatliche Bürgschaften befeuert – dem Land droht eine Schuldenspirale.

Erdogan finanziert Wirtschaftswachstum auf Pump VON GERD HÖHLER ANKARA Im ersten Quartal 2017 ist

die türkische Wirtschaft fast doppelt so schnell gewachsen wie von den meisten Analysten erwartet. Die Regierung verspricht einen nachhaltigen Aufschwung. Aber viele Experten sind skeptisch. Denn das Wachstum wird vor allem von staatlichen Kreditbürgschaften getrieben. Die Strukturprobleme der türkischen Wirtschaft werden dadurch überdeckt. Der Putschversuch von 2016, die „Säuberungen“, der Absturz der Lira, die Demontage demokratischer Rechte und die gesellschaftliche Polarisierung – das alles scheint der türkischen Wirtschaft nicht zu schaden. In den ersten drei Monaten legte das Bruttoinlandsprodukt (BIP) um fünf Prozent zu. Unabhängige Volkswirte hatten nur zwei bis drei Prozent veranschlagt. Nach Bekanntgabe der Konjunkturdaten setzte die Ratingagentur Fitch ihre Wachstumsprognose für 2017 von

2,6 auf 4,7 Prozent herauf. Der für Wirtschaft und Finanzen zuständige Vizepremier Mehmet Simsek verspricht, die Türkei werde mittelfristig jährliche Wachstumsraten von fünf bis sechs Prozent erreichen. Damit scheint eine drohende Krise abgewendet zu sein. Im dritten Quartal 2016 war das BIP erstmals seit sieben Jahren geschrumpft – ein Alarmsignal für Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Seine Popularität gründet sich nicht zuletzt auf den wirtschaftlichen Aufschwung, den die Türkei seit seinem Amtsantritt als Premierminister 2003 erlebte. Mehr als ein Dutzend Wahlen hat Erdogan seither gewonnen. Aber im November 2019 steht die wichtigste Abstimmung an. Dann finden erstmals gleichzeitig Präsidenten- und Parlamentswahlen statt. Sie markieren den Übergang zum Präsidialsystem, das Erdogan eine nahezu unumschränkte Machtfülle bescheren soll. Umso wichtiger ist es für Erdogan, dass vor der Schicksalswahl die Wirtschaft brummt.

Dafür sorgt die Regierung vor allem mit staatlichen Kreditbürgschaften. In den vergangenen Monaten kamen so rund 300.000 Unternehmen in den Genuss von Krediten. Die meisten hätten ohne die staatlichen Bürgschaften kaum eine Aussicht auf Darlehen gehabt. Um

die Kreditvergabe anzukurbeln, stockte die Regierung das Volumen des staatlichen Kreditgarantiefonds von 20 auf 250 Milliarden Lira (63,6 Milliarden Euro) auf. Die Kreditsumme, für die der Staat über diesen Fonds bürgt, beläuft sich aktuell auf umgerechnet 46 Milliarden

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan hält eine Rede vor der Börse Istanbul. Sein politischer Erfolg ist eng verknüpft mit der Konjunktur. FOTO: DPA

Euro. Finanzexperten sehen erhebliche Risiken. Da die Regierung um jeden Preis Geld in die Wirtschaft pumpen möchte, werde die Bonität der Schuldner und die Verwendung der Darlehen oft nicht eingehend genug geprüft. Für 2017 veranschlagen die Banken ein Kreditwachstum von rund 30 Prozent. Auch wenn der Staat für viele Darlehen bürgt, sind die türkischen Banken inzwischen stark exponiert: Die Kreditsumme beläuft sich auf 150 Prozent der Einlagen. Der Regierung reicht das offenbar noch nicht. Premierminister Binali Yildirim forderte die Banken auf, die Kreditzinsen zu senken, sonst werde die Regierung eingreifen. Kritiker fürchten eine Schuldenspirale. Schon das als Wirtschaftswunder gefeierte Wachstum des ersten Erdogan-Jahrzehnts verdankte die Türkei vor allem der enormen Verschuldung der Privatwirtschaft und der privaten Haushalte, der Niedrigzinspolitik der Zentralbank und großer Kapitalzuflüsse aus dem

Ausland. Wettbewerbsfähiger wurde die türkische Wirtschaft aber nicht, weil Erdogan wichtige Reformen immer wieder aufschob. Abzulesen ist die Misere an der chronisch defizitären Leistungsbilanz. Der Fehlbetrag spiegelt die niedrige Produktivität, mangelnde Innovationskraft und hohe Importabhängigkeit der türkischen Wirtschaft. Jetzt rutscht infolge höherer öffentlicher Investitionen auch der Staatshaushalt tiefer in die roten Zahlen. Zwar betrug das Defizit 2016 nur 0,9 Prozent vom BIP – ein vorbildlicher Wert. Aber 2017 könnte sich die Defizitquote gegenüber dem Vorjahr verdreifachen, warnen Fachleute. Die meisten Türken spüren zudem keinen Aufschwung. Bedrohlich für Erdogan: Obwohl das Bruttoinlandsprodukt dank der Kreditschwemme wächst, liegt die Arbeitslosigkeit mit 11,7 Prozent auf einem hohen Stand. Die Inflation hat sich seit Ende 2015 von knapp sechs auf fast zwölf Prozent verdoppelt und zehrt an der Kaufkraft.


R-TV-B

RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

D4 Medien INTERVIEW JANA INA ZARRELLA

„Lasst mich und mein Bäuchlein in Ruhe“ Die 40-Jährige modelt schon, seitdem sie 14 ist. Nun will sie ihre Erfahrungen mit Nachwuchsmodels teilen. Und zwar mit kurvigen. KÖLN Wenn Jana Ina Zarella eines nicht scheut, dann sind es Kameras. Diverse Shows, wie etwa „Just Married“ oder „Jana Ina & Giovanni – Wir sind schwanger“, begleiteten sie an der Seite ihres Mannes, dem früheren Bro’Sis-Sänger Giovanni Zarrella, bei der Hochzeit, durch die Schwangerschaft und den Alltag zu Hause. Ab heute, 20.15 Uhr, geht sie in der Jury der RTL-II-Show „Curvy Supermodel“ auf die Suche nach kurvigen Models.

Was ist Schönheit für Sie? JANA INA ZARRELLA Ein Mensch muss glücklich mit sich selbst sein. Wenn er mit sich im Reinen ist, sich wohl fühlt in der eigenen Haut,wenn er sich so akzeptiert, wie er ist, ist er schön, dann strahlt er auch etwas Positives aus. Wie empfinden Sie den Druck der Öffentlichkeit auf das Aussehen, vor allem den Körper der Frau? ZARRELLA Dieser Druck ist immer groß. Wenn du dünn bist, bist du zu dünn. Hast du im Urlaub zu viel gegessen, bist du entweder schwanger oder fett. Nichts ist perfekt. Aber was ist überhaupt perfekt? Manchmal vergisst die Klatschpresse, dass sie Menschen damit verletzten kann. Denn manche sind vielleicht nicht zufrieden mit ihrem Körper, und dann lesen sie das und können dadurch brechen.

Wie stehen Sie persönlich dazu? ZARRELLA Mir ist das mittlerweile

egal. Wie oft haben die schon geschrieben, dass ich schwanger sein soll. Aber Entschuldigung, ich bin 40, habe zwei Kinder – lasst mich und mein Bäuchlein in Ruhe. Und ich glaube diese Lockerheit kommt mit dem Alter.

Wieso „Curvy Supermodel“? ZARRELLA Für mich war die Anfrage eine große Ehre, denn ich arbeite schon seit

ich 14 bin als Model. Ich kenne mich gut in dem Business aus, und freue mich, meine Erfahrungen jetzt mit anderen zu teilen. Jungen Mädels den Weg zu zeigen, ihnen dabei zu helfen, ihren Traum zu verwirklichen, macht mir großen Spaß. Ist die Branche der fülligeren Models denn noch zu klein bzw. könnten nicht auch einfach ganz normale Frauen Model sein? ZARRELLA Ich bin sehr froh, dass die Branche sich so entwickelt, dass auch kurvige Models so ernst genommen werden. Dass sie genauso gebucht werden wie dünne Models.

War der Druck denn schlimmer, als Sie jünger waren? ZARRELLA Wenn man jünger ist, achtet man auf das perfekte Aussehen. Ich habe als Model gearbeitet, bin von Natur aus dünn und habe schon immer Kleidergröße 36 getragen. Aber natürlich muss man aufpassen, dass es auch so bleibt. Und wenn man mit dem Modeln sein Geld verdient, dann spürt man den Druck, dass der Körper perfekt sein muss.

Das ist aber doch nicht wirklich so ... ZARRELLA Viele Firmen haben sich auf kurvige Models spezialisiert. Viele wollen aber auch zeigen, egal ob du eine 36, 44 oder 48 bist: Alle Kleidergrößen werden akzeptiert, und für alle Größen gibt es etwas.

Wie hat sich Ihr Bild von sich selbst verändert, vom Model zur Mutter? ZARRELLA Als ich jung war, habe ich immer gehört, dass das Leben erst mit 40 anfängt. Und ich dachte, das ist alles Quatsch. Aber heute erlebe ich das genauso, denn ich weiß, was ich alles erreicht habe. Weiß, dass ich einen tollen Ehemann habe, dass ich zwei gesunde Kinder habe. Das ist die Basis meines Lebens. Und wenn zu Hause alles gut ist, geht es mir gut und ich kann auch alles andere gut machen.

Jana Ina Zarrella FOTO: RTL2

Würden Sie auch in die Jury von „Germany’s Next Topmodel“ gehen? ZARRELLA Ich liebe die Modewelt, ich bin stolz, ein Model zu sein und ich würde nichts in meinem Leben anders machen. Und wenn das Konzept passt, würde ich daher immer bei Sendungen mitmachen, in denen ich mich thematisch auskenne. Was halten Sie von der Show – schadet sie dem Selbstbild von jungen Mädchen? ZARRELLA Die meisten Leute haben keine Ahnung vom Modelgeschäft. Aber die Modewelt ist hart. Die Mädchen müssen dauernd unterwegs sein, sie leben unter ständigem Druck und unter Konkurrenz. Das ist kein Zuckerschlecken. Das muss jeder wissen. In TV-Shows wird aber auch oft übertrieben. Können Modewelt und Modelgeschäft Mädchen krank machen? ZARRELLA Wenn ein Mädchen von Natur aus dünn ist, trägt sie kleine Größen. Die Frage ist nur, wie so eine Person lebt. Ernährt sie sich gesund? Treibt sie viel Sport? Das ist das Wichtigste. Und das ist das, was wir den Models vermitteln müssen. Egal ob sie dünn oder kurvig sind. Denn auch kurvige Models müssen darauf achten, was sie essen. Die Haut soll schön sein, auch sie können nicht den ganzen Abend auf der Couch sitzen und Currywurst essen.

Die Eltern sollen also vorbeugen? ZARRELLA Sie müssen ihren Kindern eine gute Basis geben und sie dabei unterstützen, damit sie keine Essstörungen entwickeln. Wenn man aus einer gesunden Familie kommt, kann kaum etwas passieren. Wie denken Sie darüber in Bezug auf Ihre eigene Tochter? ZARRELLA Will sie Model werden, würde ich nicht nein sagen. Ich bin froh, dass meine Mutter mir das damals nicht verboten hat. Das Einzige, was meine Mutter gesagt hat, war, dass sie immer dabei sein will, mich nicht allein lässt. Vielleicht würde ich meiner Tochter nicht empfehlen, mit 14 anzufangen, denn das ist sehr jung, aber wenn sie Model werden möchte, werde ich das genau wie meine Mutter machen: Ich werde sie begleiten und unterstützen. Können Sie sich denn auch vorstellen, sich einmal für die Schönheit unters Messer zu legen? ZARRELLA Jeder Mensch soll mit sich glücklich sein. Und wenn ihn etwas stört, und wenn er sich nicht komplett verändert, warum nicht. Ich finde es nur schlimm, wenn man dann die Leute nicht mehr erkennen kann. SASKIA NOTHOFER FÜHRTE DAS GESPRÄCH

FERNSEHEN AM MONTAG ARD

ZDF

RTL

SAT 1

WDR

PRO7

VOX

ARTE

5.30 ZDF-Morgenmagazin 9.00 Tagesschau 9.05 Rote Rosen. Telenovela 9.55 Sturm der Liebe. Telenovela. Mit Victoria Reich, Julia Alice Ludwig, Alexander Milz 10.45 Meister des Alltags. Show 11.15 Paarduell 12.00 Tagesschau 12.15 ARD-Buffet. Am Montag zeigt Theresa Baumgärtner, wie man Dinkelbrötchen im Tontopf mit Gewürzbutter backt 13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00 Tagesschau 14.10 Rote Rosen. Telenovela. Mit Patricia Schäfer 15.00 Tagesschau 15.10 Sturm der Liebe. Telenovela. Mit Victoria Reich, Julia Alice Ludwig, Alexander Milz 16.00 Tagess. 16.10 Gefragt – Gejagt

5.30 ZDF-Morgenmagazin. Magazin 9.00 heute Xpress 9.05 Volle Kanne – Service täglich. Last-Minute-Reisen – Jetzt noch Schnäppchen finden / Speiseröhren-Entzündung – Schmerzhaft, aber gut zu behandeln 10.30 Notruf Hafenkante. Action-Serie 11.15 SOKO Stuttgart. 12.00 heute 12.10 drehscheibe 13.00 ZDF-Mittagsmagazin 14.00 heute – in Dt. 14.15 Die Küchenschlacht. Koch-Serie. Jede Woche treten sechs Hobbyköche gegeneinander an, denen ein prominenter Kochprofi zur Seite steht. 15.00 heute Xpress 15.05 Bares für Rares 16.00 heute – in Europa 16.10 Die Rosenheim-Cops. Serie

6.00 Guten Morgen Deutschland. Magazin 8.30 Gute Zeiten, schlechte Zeiten. Daily-Soap. Mit Janina Uhse 9.00 Unter uns 9.30 Betrugsfälle 10.00 Die Trovatos – Detektive decken auf 11.00 Die Trovatos – Detektive decken auf 12.00 Punkt 12. Das RTLMittagsjournal. Moderation: Katja Burkard 14.00 Verdachtsfälle. Doku-Soap 15.00 Verdachtsfälle 16.00 Verdachtsfälle. Doku-Soap. Wenn ein Familienangehöriger verdächtigt wird, eine Straftat begangen zu haben, kommt es häufig zu Konflikten. Wem glaubt man mehr, dem Mitglied der eigenen Familie oder den ermittelnden Behörden?

5.05 Schicksale. Doku-Soap. Mein Vater, der Penner 5.30 Sat.1-Frühstücksfernsehen 10.00 Klinik am Südring. 11.00 Im Namen der Gerechtigkeit – Wir kämpfen für Sie! 12.00 Anwälte im Einsatz 13.00 Auf Streife – Die Spezialisten. Reihe. Das Format bietet Einblicke in die Arbeit der Autobahnpolizei, Wasserschutzpolizei, Feuerwehr und des Zolls. 14.00 Auf Streife. Die Scripted-Doku zeigt auf der Basis realer Polizeifälle den harten und gefährlichen Einsatz echter Polizisten. 15.00 Auf Streife – Berlin. Reihe. Gewalt in der Familie, Drogenhandel, Diebstahl: Der Polizeialltag in Berlin ist hart und oft gefährlich. 16.00 Klinik am Südring.

5.00 NRW startet in die Sommerferien. Reportage 5.45 Presseclub 6.25 Tiere suchen ein Zuhause 7.20 Erlebnisreisen-Tipp 7.30 Land und lecker. Das Multitalent aus Ostwestfalen 8.15 Der Himmel hat vier Ecken. Drama (Dt. 2011) 9.45 Servicezeit Reportage. Björn Freitags Streetfood-Duell (2/3) 10.15 Aktuelle Stunde 10.35 Lokalzeit-Geschichten 11.05 Das Waisenhaus für wilde Tiere. Abenteuer Afrika 11.55 Elefant & Co i 12.45 WDR aktuell 13.00 Erlebnisreisen-Tipp. Magazin 13.15 Länder – Menschen – Abenteue 14.00 Alfredissimo! 14.30 Land und lecker 15.15 Paarduell 16.00 WDR aktuell

5.10 Die Millers. Comedy-Serie. Kontrollfreaks 5.30 Blue Lagoon: Rettungslos verliebt. TV-Abenteuerfilm (Amerik. 2012) Mit Indiana Evans. Regie: Mikael Salomon, Jake Newsome 7.10 Love, Rosie – Für immer vielleicht. Romantikkomödie (Engl.-dt.-amerik. 2014) Mit Lily Collins. Regie: Christian Ditter 9.10 The Big Bang Theory 9.35 The Middle 10.30 Mike & Molly 11.00 How I Met Your Mother. Sitcom. Der Captain / Glitter 11.55 2 Broke Girls 12.50 Two and a Half Men 14.10 Die Simpsons. Zeichentrick-Serie. Der blöde Uno-Club / Krustys letzte Versuchung 15.10 The Middle. Sitcom 16.05 The Big Bang Theory

5.05 CSI: NY. Krimi-Serie. Stumme Zeugen / Grünes Grab. Mit Gary Sinise. Dem New Yorker CSI-Team entgeht nichts – denn nicht selten hängt die Aufklärung eines Falls an einem einzigen Haar. 6.40 Verklag mich doch!. Doku-Soap 10.50 vox nachrichten 10.55 4 Hochzeiten und eine Traumreise. Tag 5: Finale 11.55 Shopping Queen 13.00 Zwischen Tüll und Tränen 14.00 Mein Kind, dein Kind – Wie erziehst du denn?. Martin vs. Daniela. Während Rocco (13) tun und lassen darf, was er will, wird die gleichaltrige Fine von ihrem Papa kurz gehalten. 15.00 Shopping Queen 16.00 4 Hochzeiten und eine Traumreise

5.00 Radiohead in Concert 6.25 28 Minuten 7.10 ARTE Journal Junior 7.15 Re: Was Europa bewegt. Magazin 7.45 X:enius 8.15 Stadt Land Kunst. Magazin 8.50 Kühle Schönheiten – Alpenseen 9.35 Im Bann der Chinesischen Mauer 12.05 Wie das Land, so der Mensch. Dokumentationsreihe 12.50 ARTE Journal 13.00 Stadt Land Kunst 13.45 Detective Dee und der Fluch des Seeungeheuers. Abenteuerfilm (Chin. 2013) Mit Mark Chao. Regie: Hark Tsui 15.55 Des Kaisers ewige Armee. Dokumentation 16.45 X:enius. Fremde Arten: Wie gefährlich sind sie? Moderation: Carolin Matzko, Gunnar Mergner

17.00 Tagesschau 17.15 Brisant Boulevardmagazin 17.40 Fußball: Europameisterschaft der Frauen Aus Rotterdam (NL). Vorrunde, Gruppe B: Italien – Russland Expertin: Nia Künzer Kommentar: Stephanie Baczyk Moderation: Claus Lufen

17.00 17.10 17.45 18.00

heute hallo deutschland Leute heute SOKO 5113 Krimi-Serie. Der Golfsack. Mit Gerd Silberbauer, Michel Guillaume, Joscha Kiefer 19.00 heute 19.20 Wetter 19.25 Mein Traumurlaub Wie die Deutschen verreisen

17.00 Betrugsfälle Doku-Soap 17.30 Unter uns Daily-Soap 18.00 Explosiv – Das Magazin Moderation: Nazan Eckes 18.30 Exclusiv – Das Star-Magazin Moderation: Frauke Ludowig 18.45 RTL aktuell 19.05 Alles was zählt Soap 19.40 Gute Zeiten, schlechte Zeiten Daily-Soap. Mit Janina Uhse

17.00 Schicksale – und plötzlich ist alles anders Der Tod meines Vaters. Die Scripted-Doku-Soap zeigt, wie Menschen mit Schicksalsschlägen und emotionalen Extremsituationen umgehen. 17.30 Schicksale Doku-Soap 18.00 Auf Streife – Die Spezialisten 19.00 Die Ruhrpottwache Soap 19.55 Sat.1 Nachrichten

16.15 daheim & unterwegs Magazin. Moderation: Annika Begiebing, René le Riche 18.00 WDR aktuell / Lokalzeit 18.15 Servicezeit Reportage 5 Fallen – 2 Experten: Urlaub und Reisen. Experten: Hans-Josef Vogel, Ines Imdahl. 18.45 Aktuelle Stunde Magazin 19.30 Lokalzeit Magazin

17.00 taff Magazin. Moderation: Annemarie Carpendale 18.00 Newstime 18.10 Die Simpsons Trick-Serie Die Queen ist nicht erfreut! 18.40 The Big Bang Theory Comedy-Serie. Der EmotionenDetektor. Mit Johnny Galecki 19.05 Galileo Magazin Moderation: Aiman Abdallah

17.00 Zwischen Tüll und Tränen 18.00 Hautnah: Die Tierklinik Doku-Soap 19.00 Das perfekte Dinner Tag 1: Andreas, Hamburg / Vorspeise: Frühlingssalat mit Bärlauchschaum und Ziegenkäsetaler / Hauptspeise: Kalbskarree, Spargel und SalbeiZitronen-Kartoffelpüree

17.15 Wie das Land, so der Mensch Dokumentationsreihe Vereinigtes Königreich: Cornwall 17.40 Lebensraum Riff Winter 18.25 Schatzjagd an der Seidenstraße Doku (Dt. 2012) 19.20 ARTE Journal 19.40 Re: Steuern für die Katz – Nicht nur Hunde sollen zahlen

20.00 Tagesschau 20.15 Fußball: Europameisterschaft der Frauen Aus Breda (NL). Vorrunde, Gruppe B: Deutschland – Schweden 23.00 Exil Deutschland – Abschied von der Türkei Doku. Eine Begegnung mit vier Menschen, die aus der Türkei geflohen sind, um der drohenden Verhaftung zu entgehen. 23.45 Geheimnisvolle Orte

20.15 Neben der Spur – Amnesie TV-Thriller (Dt. 2016) Mit Juergen Maurer, Ulrich Noethen, Marie Leuenberger. Regie: Philipp Stennert, Cyrill Boss. Kommissar Ruiz versucht mit Hilfe des Psychiaters Dr. Jessen seine verlorene Erinnerung wiederzuerlangen. 21.45 heute-journal Mit Wetter 22.15 Oblivion Sci-Fi-Film (Amerik. 2013) Mit Tom Cruise

20.15 500 – Die Quiz-Arena Show Schiedsrichter: Ralf Schnoor. Die Kandidaten müssen 500 Fragen beantworten – ohne Joker, ohne Antwortalternativen, ohne Netz und doppelten Boden. 22.15 Extra – Das RTL Magazin Kirmes oder Freizeitpark / „Der Pädophilenjäger“ 23.30 30 Minuten Deutschland Fremdgesteuert! – Jobsuche trotz Tourette

20.15 MacGyver Action-Serie. Die Hand Gottes / Gespenster der Vergangenheit. Mit Lucas Till. Mac und sein Team reisen nach Riga, um den lettischen Terroristenführer Janis dingfest zu machen. 22.10 Hawaii Five-0 KrimiSerie. Der nächste Zug. Mit Alex O'Loughlin, Scott Caan, Daniel Dae Kim 23.10 Scorpion Action-Serie

20.00 Tagesschau 20.15 Feuer & Flamme Weihnachten und Silvester mit der Feuerwehr / Ein Fuchs auf dem Balkon 21.00 Ausgerechnet Pizza Doku 21.45 WDR aktuell 22.10 Hier und heute Reieh 22.40 Böttingers Bücher 23.10 Was liest du? – Das Beste 23.55 Schilf – Alles, was denkbar ist, existiert Thriller (Dt. 2012) Mit Bernadette Heerwagen

20.15 The Big Bang Theory Zurück nach 2003 / Duell in drei Jahren / Die Helium-Krise / Die Spockumentation. Mit Johnny Galecki. Leonard fasst sich ein Herz und gesteht Sheldon, dass er zu Penny ziehen will. Howard und Raj gründen eine Band. 22.00 Two and a Half Men Serie 23.50 The Big Bang Theory Duell in drei Jahren / Die Helium-Krise / Die Spockumentation

20.00 Prominent! Amiaz Habtu und Nina Bott kommentieren das Treiben auf dem Boulevard der Reichen 20.15 Kitchen Impossible Roland Trettls Kontrahent Christian Lohse hat seine Heimatstadt Bad Oeynhausen für Rolands Herausforderung ausgewählt. Dort erwartet ihn etwas typisch Westfälisches: Stippgrütze mit Roggenbrot. 23.40 vox nachrichten

20.15 Die rote Laterne Gesellschaftsdrama (Chin.-hongkongtwn. 1991) Mit Li Gong, Saifei He, Cuifen Cao. Regie: Yimou Zhang. Im China der 20er-Jahre wird die Studentin Songlian die vierte Ehefrau des reichen Herrn Chen. 22.15 Liebe im Reich der Mitte Chinas Frauen im Aufbruch 23.10 Die Liebenden und der Diktator Dokufilm (Franz.-engl. 2013) Mit Eun-hie Choi

0.30 Nachtmagazin 0.50 Tatort: Krumme Hunde. TV-Krimi (Dt. 2008) Mit Axel Prahl 2.25 Rosannas Tochter. TV-Drama (Dt. 2010) Mit Veronica Ferres 3.55 Geheimnisvolle Orte 4.45 Exil Deutschland – Abschied von der Türkei

0.10 heute+. Magazin 0.25 Krupp – Eine deutsche Familie: Liebe & Verhängnis. Liebe & Verhängnis. TV-Drama (Dt. 2009) Mit I. Berben1.55 ZDF History 2.40 SOKO 5113 3.25 Mein Traumurlaub. Wie die Deutschen verreisen

0.00 RTL Nachtjournal. Moderation: Ilka Eßmüller 0.30 10 vor 11. Die Allzeitigkeit des Kriegs – James W. Davis über die Aktualität von Klausewitz 0.55 CSI: Miami. Krimi-Serie 4.10 Verdachtsfälle. Doku-Soap (Dt. 2017)

0.05 Rush Hour. Action-Serie. Krumme Geschäfte 1.00 MacGyver. Action-Serie. Die Hand Gottes / Gespenster der Vergangenheit. Mit Lucas Till 2.30 Hawaii Five-0. Krimi-Serie 3.10 Scorpion. Action-Serie. Einbruch in Fort Knox

1.20 Böttingers Bücher. Mord und Totschlag 1.50 Erlebnisreisen-Tipp. Magazin 2.00 Lokalzeit aus Köln. Magazin 2.30 Lokalzeit aus Aachen 3.00 Lokalzeit aus Düsseldorf 3.25 Lokalzeit Bergisches Land 3.55 Lokalzeit Ruhr

1.30 Two and a Half Men. ComedySerie. Eine klebrige Beziehung / Katzenklo / Der Bauchredner 2.45 ProSieben Spätnachrichten 2.50 Family Guy 3.05 Brickleberry 4.05 Malcolm 4.50 How I Met Your Mother. Sitcom

0.00 Medical Detectives – Geheimnisse der Gerichtsmedizin. Versunkene Wahrheiten 0.55 Medical Detectives – Geheimnisse der Gerichtsmedizin. Jäger und Gejagte 1.40 Medical Detectives – Geheimnisse der Gerichtsmedizin

0.40 Dirty Harry. Actionfilm (Amerik. 1971) Mit Clint Eastwood 2.20 Die kulinarischen Abenteuer der Sarah Wiener in Großbritannien. Der glorreiche Zwölfte 3.05 Wie das Land, so der Mensch. Spanien: Lanzarote

SUPER RTL

KIKA

DISNEY CHANNEL

NDR

BR

RTL 2

KABEL 1

PHOENIX

15.25 Die Dschungelhelden 15.50 Oddbods – Die Serie 16.20 King Julien 16.45 Nexo Knights 17.15 Scooby-Doo! 17.45 Coop gegen Kat 18.15 Die Tom & Jerry Show 18.45 Woozle Goozle und die Weltentdecker. Freizeitpark (1) 19.15 Der gestiefelte Kater – Abenteuer in San Lorenzo 19.45 ALVINNN!!! und die Chipmunks 20.15 Cold Justice – Verdeckte Spuren 21.10 Cold Justice – Verdeckte Spuren. Dokumentationsreihe 22.00 Snapped – Wenn Frauen töten. 23.00 Snapped 23.55 Die lustigsten Schlamassel der Welt 0.20 Infomercials

6.00 Frühprogramm 12.25 Die wilden Hühner. Familienfilm (Dt. 2006) Mit Oskar Kraska McKone, Yannick Rau, Helene Mardicke14.10 Schloss Einstein 15.00 Lockie Leonard 15.50 Zoom – Der weiße Delfin 16.25 Das Green Team 16.45 Der kleine Ritter Trenk 17.35 Hexe Lilli 18.00 Der kleine Nick. Animations-Serie 18.15 Franklin & Freunde 18.40 Ella 18.50 Unser Sandmännchen 19.00 Der kleine Prinz 19.25 Wissen macht Ah! 19.50 logo! Die Welt und ich 20.00 Ki.Ka Live 20.10 Dance Academy. Serie. Jugend-Serie

5.45 Frühprogramm 12.10 We Bare Bears – Bären wie wir 12.20 Ronks – Keine Steinzeit ohne Alien! 12.40 Phineas und Ferb 13.35 Camp Kikiwaka 13.55 Meine Schwester Charlie 14.20 Liv und Maddie 14.45 Phineas und Ferb 15.45 Die ZhuZhus 16.10 Oggy und die Kakerlaken 16.40 Ronks – Keine Steinzeit ohne Alien! 17.05 Phineas und Ferb 17.55 Micky Maus 18.05 Disneys Kim Possible 19.10 Liv und Maddie 19.35 Maggie & Bianca 19.55 Maman & Ich. Jugend-Serie 20.15 White Collar 21.55 Die Nanny 23.20 Roseanne 0.35 Golden Girls

14.00 NDR//aktuell 14.15 Abenteuer Namibia – Wo die Wüste lebt 15.00 die nordstory 16.00 NDR//aktuell 16.20 Leopard, Seebär & Co. 17.10 Seehund, Puma & Co. 18.00 Ländermagazine 18.15 Die Nordreportage 18.45 DAS! 19.30 Ländermagazine 20.00 Tagesschau 20.15 Heinz Erhardt ist Kult!. Der große Humorist und sein Erbe. Dokufilm (Dt. 2013) 21.45 NDR//aktuell 22.00 Gefragt – Gejagt. Show 22.45 Gefragt – Gejagt 23.30 Ein Foto erzählt Geschichte 0.15 Kein Mittel gegen Liebe. Liebeskomödie (Amerik. 2011)

5.40 Frühprogramm. Kamerafahrt 12.40 Dings vom Dach 13.25 In aller Freundschaft 14.10 Kunst + Krempel 14.40 Gefragt – Gejagt 15.30 Hausbesuche 16.00 Rundschau 16.15 Wir in Bayern 17.30 Regional 18.00 Abendschau 18.30 Rundschau 19.00 Unkraut 19.30 Dahoam is Dahoam 20.00 Tagesschau 20.15 Bayerischer Kabarettpreis 2017 21.45 Rundschau Magazin 22.00 Die Hausmeisterin 23.35 Mariss Jansons dirigiert Gustav Mahler 23.55 Mariss Jansons dirigiert Mahler 0.55 Rundschau Nacht

5.15 Privatdetektive im Einsatz 8.55 Frauentausch Heute tauschen Tatjana (39) und Tanja (30) die Familien 10.50 Traumfrau gesucht 11.50 Die Geissens 12.55 Köln 50667 13.55 Berlin – Tag & Nacht 14.55 Hilf mir! Jung, pleite, verzweifelt . Doku-Soap. Fussball-Liebe – Männerliebe 17.00 Die Straßencops Süd – Jugend im Visier. Doku-Soap 18.00 Köln 50667. Mitwirkende: Ingo Kantorek, Diana Schneider 19.00 Berlin – Tag & Nacht. Doku-Soap 20.00 RTL II News 20.15 Curvy Supermodel – Echt. Schön. Kurvig. Show 22.30 Curvy Supermodel – Das Magazin. Magazin Moderation: Sarah Lombardi 23.00 Mjunik. Doku-Soap 0.00 Die Kochprofis – Einsatz am Herd. „Tor zum Rennstieg“ in Hörselberg. Doku-Soap 1.00 Zugriff – Jede Sekunde zählt. Doku-Soap 1.40 Die Zollfahnder – Hart an der Grenze. Reihe 2.25 Privatdetektive im Einsatz. Doku-Soap

5.35 The Mentalist 6.25 Detektiv Rockford 8.30 Castle 9.25 Navy CIS: L.A. 10.15 Navy CIS 11.10 Without a Trace 12.05 Cold Case 13.05 Castle 14.00 The Mentalist 14.55 Navy CIS: L.A. 15.50 News 16.00 Navy CIS 16.55 Abenteuer Leben täglich 17.55 Mein Lokal, dein Lokal – Wo schmeckt's am besten? 18.55 Achtung Kontrolle! 20.15 Prince of Persia: Der Sand der Zeit Abenteuerfilm (Amerik. 2010) Mit Jake Gyllenhaal 22.30 Blade. Actionthriller (Amerik. 1998) Mit Wesley Snipes, Stephen Dorff, Kris Kristofferson. Regie: Stephen Norrington 0.40 Prince of Persia: Der Sand der Zeit. Abenteuerfilm (Amerik. 2010) 2.35 Late News 2.40 Blade. Actionthriller (Amerik. 1998) 4.25 Late News 4.30 Dark Blue. Action-Serie. Eine Frage der Geduld

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15.00 unterwegs 15.45 unterwegs 16.25 unterwegs 17.05 unterwegs 17.50 unterwegs 18.30 Blackout 19.00 heute 19.20 Kulturzeit kompakt 19.30 Der Meisterfälscher 20.00 Tagesschau 20.15 Universum 21.00 Paradies vor der Haustür – Natur im Garten 21.45 Unterwegs in den Hohen Tauern 22.00 ZIB 2 22.25 Das Leben drehen. Wie mein Vater versuchte, das Glück festzuhalten. Dokufilm (Schweiz. 2016) 23.40 Nichts zu holen 0.10 10vor10 0.40 Herr Ostrowski sucht das Glück

SWR

15.15 Länder – Menschen ... 16.00 SWR Aktuell 16.05 Kaffee oder Tee 17.00 SWR Aktuell 17.05 Kaffee oder Tee 18.00 SWR Aktuell 18.15 Mensch, Leute! 18.45 SWR Landesschau 19.30 SWR Aktuell 20.00 Tagesschau 20.15 Die schönsten Naturparadiese im Südwesten. Dokufilm (Dt. 2013) 21.45 SWR Aktuell 22.00 Sag die Wahrheit 22.30 Meister des Alltags 23.00 Meister des Alltags 23.30 Gefragt – Gejagt 0.15 Die Quiz-Helden 1.00 Wer weiss es? 1.45 strassen stars 2.15 Dings vom Dach

ZDF NEO

7.15 Frühprogramm 12.10 Küstenwache 13.40 Der Alte 15.35 Die Rettungsflieger 17.05 Columbo: Waffen des Bösen. TV-Krimi (Amerik. 1978) 18.35 Bares für Rares 19.30 Viel zu bieten 20.15 Inspector Barnaby: Wer mit Geistern spielt .... TV-Krimi (Engl. 2013) Mit Neil Dudgeon, Gwilym Lee, Fiona Dolman. Regie: Nick Laughland 21.45 Inspector Barnaby: Da hilft nur beten. TVKrimi (Engl. 2014) 23.10 No Offence 0.45 Spooks – Im Visier des MI5 1.40 Volksvertreter 2.25 Callin' Mr. Brain

EUROSPORT 1

12.00 Radsport 13.00 Fußball: U19-EM 14.15 Fußball: EM der Frauen 16.00 Radsport. Le Tour by LeMond 16.55 Wintersport: Chasing History 17.00 Radsport. Tour de France 17.30 WATTS 17.45 Fußball: Europameisterschaft der Frauen. Aus Rotterdam (NL) 20.00 Radsport 20.25 Eurosport News: 20.30 Fußball: EM 22.45 Tourenwagen: FIA-WM 23.15 Tourenwagen: FIAWM 23.40 Eurosport News: 23.50 WATTS 0.00 Fußball: Europameisterschaft der Frauen

SPORT 1

13.30 Poker: European Poker Tour (3) 14.30 Container Wars 15.00 Storage Hunters UK. Streit in Schottland 15.30 Storage Hunters UK 16.00 Storage Wars – Die Geschäftemacher. Ein Licht geht auf 16.30 Storage Wars – Die Geschäftemacher. In vino veritas 17.00 Storage Wars – Die Geschäftemacher 17.30 Fußball 17.55 Fußball: Testspiel 20.00 Storage Wars – Die Geschäftemacher 22.30 Alone. Dokumentationsreihe 23.30 Alone. Dokumentationsreihe 0.30 Normal. Magazin

Frankreichs Paradiese Städte am Meer. Marseille Urlaub in der Normandie Montmartre Schätze der Welt Der Tag Volksdroge Alkohol – der legale Rausch. Dokumentation 18.30 Die Bernsteinstraße. Dokufilm (Dt. 2012) Regie: Gisela Graichen 20.00 Tagesschau 20.15 Queen & Co. Die Windsors bei der Arbeit 21.00 Wie deutsch ist die Queen? – Die Wurzeln des Hauses Windsor 21.45 heute-journal. Wetter 22.15 Das Schicksal der Kinder von Aleppo. Doku 23.00 Mein Ausland. Die gestohlene Kindheit – Aufwachsen in Afghanistan 23.45 Die Flakhelfer. Zwischen Luftkampf und Lateinklausur 0.30 Tödliches Spiel – Amerikas Waffen in Kinderhand. Doku 1.15 Queen & Co.. Die Windsors bei der Arbeit 2.00 Wie deutsch ist die Queen? – Die Wurzeln des Hauses Windsor. Doku 2.45 Hafenwelten. Dokumentationsreihe


R-UH-B

RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

Roman

Unterhaltung D5

Stoner

Folge 67

E

von John Williams

KAKURO 30

fuhr William Stoner, was andere, oft weit jüngere Menschen vor ihm erfahren hatten: dass nämlich jene Person, die man zu Beginn liebt, nicht jene Person ist, die man am Ende liebt, und dass Liebe kein Ziel, sondern der Beginn eines Prozesses ist, durch den ein Mensch versucht, einen anderen kennenzulernen.

„Vielleicht war das egoistisch. Ich dachte, es könne zu nichts führen, höchstens zu Peinlichkeiten für Sie und zu Unglück für mich. Sie kennen meine . . . Umstände. Es schien mir nicht möglich, dass Sie . . . dass Sie etwas anderes für mich empfinden könnten als . . .“ „Sei still“, sagte sie leise, nachdrücklich. „Ach, mein Lieber, sei still und komm her.“ Er spürte, wie er zitterte, als er verlegen wie ein Schuljunge um den Couchtisch ging und sich neben sie setzte. Zögerlich, tapsig suchten sich ihre Hände, dann umschlangen sie sich in einer linkischen, unbequemen Umarmung, um schließlich lange Zeit einfach nur dazusitzen, ohne sich zu regen, als könnte die kleinste Bewegung jenes seltsame, schreckliche Etwas entkommen lassen, das sie in einem einzigen Griff umfangen hielten. Ihre Augen, die er für dunkelbraun oder schwarz gehalten hatte, waren von tiefem Blau. Manchmal fingen sie das schummrige Licht einer Zimmerlampe ein und schimmerten feucht; er konnte den Kopf in die eine oder andere Richtung drehen, und die Augen in seinem Blick änderten die Farbe mit der Bewegung, weshalb sie selbst dann, wenn sie bewegungslos blieben, aussahen, als stünden sie niemals still. Ihre von Weitem so kühl und blass wirkende Haut besaß einen rötlich warmen Unterton wie Licht, das unter milchiger Transparenz dahinströmt. Und wie die transparente Haut verbargen Ruhe, Besonnenheit und Zurückhaltung, die er für ihre eigentlichen Charakterzüge gehalten hatte, eine Wärme, Verspieltheit und einen Humor, deren Intensität erst durch den Anschein möglich wurde, der sie verbarg. – In seinem dreiundvierzigsten Jahr er-

r verstand noch immer nicht. Die nackte, harsche Äußerung durchfuhr ihn wie eine Messerklinge, weshalb er sich ein wenig von ihr abwandte, ehe er verwirrt hervorbrachte: „Das tut mir leid. Wollen Sie mir davon erzählen? Falls ich irgendetwas für Sie tun kann . . .“ Sie hob den Kopf. Ihre Miene war unbeweglich, ihre Augen aber funkelten in Tränen. „Ich hatte nicht vor, Sie in Verlegenheit zu bringen. Entschuldigen Sie. Sicher halten Sie mich für ziemlich dumm.“ „Nein“, sagte er und schaute sie noch einen Moment länger an, ihr blasses Gesicht, das sie durch reine Willensanstrengung ausdruckslos zu halten schien. Dann senkte er den Blick auf seine großen, knochigen Hände mit den rauen, massigen Fingern und den Knöcheln, die wie weiße Knäufe aus brauner Haut ragten. Schließlich sagte er mit langsamer, schwerer Stimme: „In vielerlei Hinsicht bin ich ein ziemlich ignoranter Mensch, und eigentlich bin ich derjenige, der dumm ist, nicht Sie. Ich habe Sie nicht mehr besucht, weil ich dachte . . . ich hatte den Eindruck, ich würde Ihnen zur Last fallen. Was vielleicht falsch war.“ „Ja“, sagte sie, „das war es.“ Immer noch ohne sie anzuschauen, fuhr er fort: „Und ich wollte Ihnen nicht zumuten, mit . . . mit meinen Gefühlen für Sie umgehen zu müssen, die, wie ich sicher wusste, früher oder später nicht länger zu verbergen sein würden, falls ich Sie weiterhin besuchte.“ Sie regte sich nicht, nur zwei Tränen rannen über ihre Wimpern und ihre Wangen; sie wischte sie nicht ab.

Sie waren beide sehr scheu und lernten einander nur langsam kennen, behutsam; sie kamen sich nah und trennten sich, berührten sich und wichen zurück, wollten beide dem anderen nicht mehr zumuten, als er verkraften konnte. Tag für Tag fielen Schutzhüllen, bis sie schließlich wie so viele, die außergewöhnlich schüchtern sind, füreinander offen waren, ungeschützt, vollkommen und gänzlich unbefangen sie selbst. Fast jeden Nachmittag kam er nach dem Unterricht zu ihr. Sie liebten sich und redeten und liebten sich erneut wie Kinder, die in ihrem Spiel nicht müde wurden. Die Tage wurden länger, und sie freuten sich auf den Sommer. Als William Stoner sehr jung war, hatte er die Liebe für einen vollkommenen Seinszustand gehalten, zu dem Zugang fand, wer Glück hatte. Als er erwachsen wurde, sagte er sich, die Liebe sei der Himmel einer falschen Religion, dem man mit belustigter Ungläubigkeit, vage vertrauter Verachtung und verlegener Sehnsucht entgegensehen sollte. Nun begann er zu begreifen, dass die Liebe weder Gnade noch Illusion war; vielmehr hielt er sie für einen Akt der Menschwerdung, einen Zustand, den wir erschaffen und dem wir uns anpassen von Tag zu Tag, von Augenblick zu Augenblick durch Willenskraft, Klugheit und Herzensgüte. – Die Stunden, die er

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Sie hatte einen schlanken, zarten und auf sanfte Weise leidenschaftlichen Körper; und wenn er ihn berührte, schien seine unbeholfene Hand durch ihr Fleisch lebendig zu werden. Manchmal bestaunte er ihren Körper, als wäre er ein ihm zur Aufbewahrung anvertrauter unverwüstlicher Schatz; er ließ seine rauen Finger über die feuchte, blassrosafarbene Haut von Schenkel und Bauch spielen und bewunderte die ihm fremde, schlichte Zartheit ihrer kleinen, festen Brüste.

TEXT: JENI / FOTO: WIKIPEDIA

(Fortsetzung folgt) © 2013 DTV, MÜNCHEN

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In dem oben abgebildeten Kreuzworträtsel fehlen die üblichen Fragen. Dafür sind die richtigen Lösungen eingetragen, die Buchstaben sind allerdings alphabetisch sortiert. Die Kreise markieren das Lösungswort.

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verwirrt

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Lösungswort des letzten Rätsels: Umzug

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Sie arbeitete oft bis spät in der Nacht, und wenn er zu ihr in die Wohnung kam, war sie an so manchem Vormittag gerade erst aufgewacht, noch warm und sinnlich vom Schlaf, nackt unterm dunkelblauen Morgenmantel, den sie sich übergeworfen hatte, um die Tür zu öffnen. An solchen Vormittagen liebten sie sich meist, ehe sie miteinander redeten, und legten sich ins schmale Bett, das noch warm und zerwühlt war von Katherines Nacht.

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Das Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 1994 war das erste, das durch ein Elfmeterschießen entschieden wurde. Auf dem Platz im kalifornischen Pasadena standen Italien und Brasilien. Deutschland war mit Trainer Berti Vogts im Viertelfinale ausgeschieden, Gastgeber USA hatte es nur bis ins Achtelfinale geschafft. Das Finale war zunächst für die rund 60.000 Zuschauer im Stadion und die Millionen an den TV-Bildschirmen eine Enttäuschung. Beide Mannschaften konzentrierten sich auf ihre Defensive, auf Torchancen musste das Publikum weitgehend verzichten. Die Verlängerung brachte keine Entscheidung, so mussten sich die Teams einen Showdown im Elfmeterschießen liefern. Es wurde spannend. Mit Franco Baresi schoss der erste Italiener über das Tor, danach hielt Gianluca Pagliuca gegen Brasiliens Marcio Santos. Die nächsten vier Spieler konnten ihre Elfmeter verwandeln, doch dann hielt der brasilianische Torwart Claudio Taffarel gegen Daniele Massaro. Als auch noch die italienische Fußballlegende Roberto Baggio (Foto) verschoss, war das Finale entschieden: 3:2 für Brasilien. Baggio wurde, nachdem er seine Mannschaft fast im Alleingang ins Finale gebracht hatte, zur tragischen Figur der WM. Brasilien durfte jubeln. Zum vierten Mal hatte die Seleçao den Titel geholt – so oft wie keine andere Nation vor ihr.

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Weltmeister durch Elfmeterschießen

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Kalenderblatt 17. Juli 1994

früher damit verbracht hatte, mit leerem Blick aus dem Bürofenster auf eine flirrende, sich in nichts auflösende Landschaft zu starren, verbrachte er nun mit Katherine. Jeden Morgen ging er früh ins Büro, blieb rastlose zehn, fünfzehn Minuten, um dann, da er keine Ruhe fand, Jesse Hall den Rücken zu kehren und über den Campus zur Bibliothek zu gehen, wo er weitere zehn, fünfzehn Minuten in Büchern blätterte, ehe er, von der selbst auferlegten Anspannung erlöst und als wäre es ein Spiel, das er mit sich spielte, die Bibliothek durch den Seitenausgang verließ und den Weg zu dem Haus einschlug, in dem Katherine wohnte.

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Panorama RP-ONLINE.DE/PANORAMA

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FRAU DES TAGES MARY ROOS Die Schlagersängerin würde gerne etwas gegen ihre Falten tun. „Ich habe noch nie Botox gespritzt. Das heißt aber nicht, dass ich das vielleicht nicht mal tue“, sagte die 68-Jährige der „Bild am Sonntag“.

RHEINISCHE POST MONTAG, 17. JULI 2017

Abfangjäger stoppt Ferienflieger

MELDUNGEN

Gleich zweimal stiegen am Wochenende Bundeswehrjets auf, weil der Funkkontakt zu Passagierflugzeugen verloren gegangen war. Eines der Flugzeuge musste landen. Dass sich die Fälle häufen, liegt Experten zufolge an der Jahreszeit. STUTTGART (dpa) Es sind oft Minuten lähmender Ungewissheit. Wenn der Funkkontakt zu einem Flugzeug abbricht, müssen deutsche Behörden das Schlimmste annehmen: Wurde der Flieger entführt? Handelt es sich um einen Terroranschlag? Meldet sich die Besatzung dann tatsächlich nicht mehr, steigen Bundeswehrjets auf. Passiert ist das am Wochenende gleich zwei Mal – erst in der Grenzregion von Hessen und Bayern, danach über Stuttgart.

„sensible Punkte“ wie ein Atomkraftwerk oder Großstädte, werde eher eingegriffen. „Dann sind die Nerven nicht ganz so stark.“ Erst im März dieses Jahres wurden fünf Kernkraftwerke in Schleswig-Holstein und Niedersachsen kurzzeitig geräumt, weil kein Funkkontakt zu einem Flugzeug hergestellt werden konnte. Abfangjäger stiegen auf und begleiteten das Flugzeug. Nach Angaben der Luftwaffe war der Funkkontakt zu dem Flugzeug, das auf dem Weg nach London war, schon über Ungarn ab-

Etwa ein bis zwei Mal im Monat rücken Abfangjäger aus, weil der Funkkontakt unterbrochen ist

Überfliegt die Maschine „sensible Punkte“ wie ein Atomkraftwerk oder Großstädte, wird eher eingegriffen

„Der häufigste Grund, dass die Luftwaffe angefragt wird, ist dass kein Funkkontakt hergestellt werden kann“, sagt ein Sprecher der Luftwaffe. Etwa ein bis zwei Mal im Monat rücken sogenannte Abfangjäger bundesweit aus, weil der Funkkontakt unterbrochen ist. Dass sie eine Maschine tatsächlich zum Landen zwingen – so wie am Samstagabend in Stuttgart – sei aber „eine Besonderheit“. Die Boeing 777 der Korean Air war mit 211 Passagieren auf dem Weg von Seoul nach Zürich, als der Funkkontakt abbrach. Daraufhin stiegen die Eurofighter auf. Nachdem das Flugzeug gelandet war, wurde der Polizei zufolge festgestellt, dass das Funkgerät defekt war. Eine Zwangslandung wegen abgebrochenen Funkkontakts ist auch nach Einschätzung des Stuttgarter

gebrochen. Die Maschine wurde von tschechischen Abfangjägern begleitet und beim Einfliegen in den deutschen Luftraum von zwei Eurofightern der Luftwaffe übernommen. In solchen Fällen werde per Sichtkontakt geprüft, ob es eine ungewöhnliche Situation an Bord gebe, sagte ein Sprecher damals. Auch die Position der Maschine am Himmel spielt nach Angaben der Luftwaffe eine Rolle bei der Frage, ob die Abfangjäger zum Einsatz kommen – etwa, wenn das Flugzeug bis zum Aufsteigen der Jets den deutschen Luftraum wohl ohnehin schon verlassen hätte. Der Ernstfall ist selten: Nach Zahlen des Verteidigungsministeriums von Ende 2016 stiegen Eurofighter in den vergangenen fünf Jahren sechs Mal wegen Terrorverdachts auf. Immer gab es Entwarnung.

VON ANTONIA LANGE

Die 211 Passagiere der Boeing 777 der Korean Air mussten die Nacht von Samstag auf Sonntag auf Feldbetten im Stuttgarter Flughafen verbringen. Gestern morgen konnten sie die Reise in die Schweiz in Bussen fortsetzen. FOTOS: DPA

Eurofighter der Bundeswehr werden als Abfangjäger eingesetzt.

Flughafens eine Seltenheit. „Hier war das eine Premiere“, so die Sprecherin. Sie erinnere sich nur an einen ähnlichen Fall, und der liege viele Jahre zurück. Erst am Vorabend hatte eine ägyptische Passagiermaschine Überschallflüge zweier Bundeswehrjets in der Grenzregion von Hessen und Bayern ausgelöst. Auch in dem Fall hatten die deutschen Behörden keinen Funkkontakt herstellen können. Der Grund war ebenfalls harmlos: Die Besatzung hatte nach ersten Erkenntnissen eine falsche Frequenz eingestellt.

„Die beiden Fälle haben nichts miteinander zu tun“, erklärt der Experte der Luftwaffe. Warum sich die Einsätze der Abfangjäger aber gerade jetzt häufen? „Es hängt damit zusammen, dass Ferienzeit ist“, sagt er. „Das ist wie auf der Autobahn: Wenn da mehr unterwegs sind, passiert auch mehr.“ Ob die Abfangjäger tatsächlich aufsteigen, sei abhängig vom Einzelfall. „Es wird nicht sofort eskaliert.“ Wann die Jets starten, hänge von mehreren Kriterien ab – eines davon sei die Flugroute der betreffenden Maschine. Überfliege sie

25-Jähriger von Auto überrollt und getötet Der Mann wurde schwer verletzt gefunden. Auch in Mönchengladbach gab es einen schweren Unfall mit Fahrerflucht. VON GABI PETERS UND UWE PLIEN ALPEN/MÖNCHENGLADBACH Der Tod

eines 25-jährigen Mannes sorgt für Fassungslosigkeit. Ein junger Alpener starb am frühen Samstagmorgen, nachdem er zuvor offensichtlich von einem Auto überfahren worden war. Der Fahrer eines vorbeikommenden Autos entdeckte das schwer verletzte Unfallopfer gegen 5 Uhr morgens auf einem Grünstreifen. Ein Rettungshubschrauber brachte den 25-Jährigen in ein Krankenhaus.

Aber zu spät: Der junge Alpener starb an den Folgen seiner Verletzungen. Die Polizei konnte zunächst nicht herausfinden, was die Ursache der schweren Verletzungen des Mannes war. Nachdem die Leiche des Alpeners am Samstagnachmittag obduziert worden war, stand fest, dass höchstwahrscheinlich ein Fahrzeug den Alpener überrollt hatte. Der Fahrer des Unfallfahrzeugs hat sich offensichtlich nicht um den Verletzten gekümmert. Die Polizei weiß inzwischen, dass der junge

Mann am Abend die Mallorca-Party der St.-Heinrich-Schützenbruderschaft in Bönning-Rill besucht hat. Die Polizei ist nun auf Zeugenaussagen angewiesen und fragt: Hat jemand in der Nacht zu Samstag einen jungen Mann in MenzelenWest Richtung Ulrichstraße laufen sehen? Ist jemandem ein Fahrzeug aufgefallen, das möglicherweise das Unfallfahrzeug gewesen sein kann? Wer Hinweise zum Unfallgeschehen machen kann, kann sich unter 02842 9340 an die Polizei in KampLintfort wenden.

Lange Warteschlangen am Flughafen Laut Verdi fehlen Securitykräfte an den Kontrollschleusen. VON CHRISTIAN SCHWERDTFEGER DÜSSELDORF Am Düsseldorfer Flughafen haben sich zum Ferienstart lange Warteschlangen vor den Personenkontrollen am Flugsteig A gebildet. Betroffen waren die Stoßzeiten am frühen Morgen. Das belegen Fotos und Videoaufnahmen wartender Fluggäste. „Als ich am Morgen um 5 Uhr auf der Arbeit angekommen bin, war es schon extrem voll“, bestätigte ein Mitarbeiter der Security-Firma Kötter unserer Redaktion. „Die Passagiere standen überall im Terminal rum und warteten.“ Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi führt das auf fehlende Securitykräfte an den Kontrollschleusen zurück. „Unsere Befürchtungen sind jetzt leider eingetroffen“, sagte Verdi-Sekretär Özay Tarim. „Die Passagiere werden zu den Stoßzeiten jetzt im Akkord abgefertigt. Und das geht auf Kosten der Sicherheit und der Gesundheit der Mitarbeiter“, so Tarim.

Das Sicherheitsunternehmen Kötter erklärte hingegen, dass die Sicherheitskontrollen reibungslos verlaufen seien. Lange Warteschlangen oder Chaos an den Kontrollstellen habe es nicht gegeben, so Peter Lange, Geschäftsführender Direktor von Kötter Aviation Security. Seinen Angaben zufolge seien Freitag und Samstag rund 180.000 Passagiere abgefertigt worden. Unserer Redaktion liegt ein interner Einsatzaufruf von Kötter vor, der an die Security-Mitarbeiter des Airport Köln/Bonn gerichtet ist. „In der Zeit vom 27. Juli bis zum 31. Juli braucht der Flughafen Düsseldorf personelle Unterstützung aus

Warten, warten, warten: Die Personenkontrollen waren voll. FOTO: PRIVAT

Köln“, heißt es darin. Aus diesem Grund suche man freiwillige Mitarbeiter, die an ihren freien Tagen in Düsseldorf aushelfen könnten. „Das belegt doch eindeutig, dass in Düsseldorf Kräfte fehlen“, so Tarim. Aus Sicht des Flughafens ist das Wochenende gut und ohne größere Verzögerungen verlaufen. „Alle Beteiligten haben einen sehr guten Job gemacht“, sagte Flughafensprecher Thomas Kötter. „Es stimmt, dass es vereinzelt und kurzfristig zu etwas längeren Wartezeiten in den Spitzenstunden gekommen ist. Dies ist aber nicht verwunderlich bei 2000 Flugbewegungen und über einer Viertelmillionen Fluggästen.“

66 Festnahmen nach Pferdefleischskandal DEN HAAG (dpa) Europäische Er-

mittler haben einen internationalen Ring von Fleischbetrügern zerschlagen und 66 Verdächtige festgenommen. Die Bande unter Leitung eines niederländischen Fleischhändlers soll laut Europol für den europäischen Pferdefleischskandal von 2013 verantwortlich sein. Sie soll billiges Pferdefleisch als teures Rindfleisch deklariert und verkauft haben. Das Fleisch war nicht für menschlichen Verzehr geeignet und zum Teil mit Medikamenten behandelt.

Mann erschießt Ehefrau und Freund der Tochter NÜRTINGEN (dpa) Ein 52 Jahre alter Mann soll in Baden-Württemberg seine Ehefrau und den Freund seiner Tochter erschossen haben. Vor den tödlichen Schüssen habe es einen Streit in der Wohnung der Tochter des Tatverdächtigen gegeben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Dort hielt sich auch die Frau des 52-Jährigen auf. Als Motiv für das Drama am späten Samstagabend in Nürtingen vermuten die Ermittler „andauernde familiäre Probleme“.

Pandageburtstag im Berliner Zoo

„Schätzchen“ mit Torte.

FOTO: DPA

BERLIN (dpa) Viele Besucher sind am Wochenende in den Berliner Zoologischen Garten gekommen, um den Geburtstag des Panda-Männchens „Schätzchen“ (Jiao Qing) zu erleben. Der jetzt siebenjährige Bär bekam eine Eistorte aus Obst und Bambus. Der 110-Kilo-Bär kam am 15. Juli 2010 in der Hauptstadt der chinesischen Provinz Sichuan, Chengdu, zur Welt. In seiner neuen Heimat, dem Berliner Zoo, scheint sich Jiao Qing schon wohl zu fühlen. Dort wohnt er mit Artgenossin „Träumchen“ (Meng Meng).

Auch in Mönchengladbach ist es in der Nacht zu Samstag zu einem schweren Unfall mit Fahrerflucht gekommen. Ein Mercedesfahrer war laut Polizei gegen 0.45 Uhr auf der Donker Straße in Richtung Viersen unterwegs, als er einen vor ihm fahrenden Wagen überholte, in einer Kurve die Kontrolle über sein Fahrzeug verlor und frontal gegen einen Baum prallte. Zeugen sahen zwei Männer am Unfallort. Als die Polizei eintraf, lag einer der Männer schwer verletzt auf dem Boden. Lebensgefahr konnte nicht ausge-

schlossen werden. Nach ersten Ermittlungen handelt es sich dabei um den Beifahrer. Der Unfallfahrer hatte ihn offenbar zurückgelassen. Der Beifahrer konnte noch nicht befragt werden. Die Polizei leitete eine Suche nach dem Fahrer ein. Dabei wurde auch ein Hubschrauber eingesetzt. Laut Polizei konnte nicht ausgeschlossen werden, dass auch der Fahrer bei dem Unfall schwere Verletzungen erlitten hatte. Die Fahndung verlief jedoch negativ. Die Polizei sucht weitere Zeugen unter 02161 290.

Blutspendevorräte sind fast aufgebraucht

Keine Blitzmarathons mehr in NRW

DÜSSELDORF (dpa) Zu Beginn der Sommerferien sind die Blutspendelager in Nordrhein-Westfalen so gut wie leer. „In einer Notsituation würden unsere Reserven nicht ausreichen“, warnt Stephan David Küpper, Sprecher des Blutspendedienstes West. Seit Wochen schon fehlten 10 bis 15 Prozent der benötigten Blutspenden. Das Problem sei in der Ferienzeit besonders gravierend, da viele Leute lieber das schöne Wetter genießen, als spenden zu gehen. In Nordrhein-Westfalen sei die Spendenbereitschaft zudem traditionsgemäß sehr gering. Um entgegenzusteuern, hat der Blutspendedienst nun eine Sommeraktion gestartet: Wer einen Freund mitbringt, bekommt eine Powerbank – ein mobiles Ladegerät – geschenkt. Das habe die Zahlen etwas beruhigt, sagt Küpper. Dennoch fehlen noch viele Spender, um den Bedarf von 3000 Blutkonserven am Tag zu decken. Denn Operationen und Therapien laufen weiter – auch wenn gerade Urlaubszeit ist.

DÜSSELDORF (dpa) In NordrheinWestfalen wird es unter der neuen schwarz-gelben Regierung keine Blitzmarathons mehr geben, auch wenn andere Bundesländer weitermachen. „Das Thema ist durch“, sagte der neue Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) der „Westdeutschen Zeitung“. Er sehe keine Handlungsnotwendigkeit. Die Initiative für den Aktionstag gegen Raser war einst von Nordrhein-Westfalen ausgegangen und von anderen Bundesländern und sogar europaweit übernommen worden. In ihrem Koalitionsvertrag hätten CDU und FDP den Blitzmarathon als „ungeeignet“ bezeichnet, die Verkehrssicherheit dauerhaft zu verbessern, sagte Reul. Stattdessen wolle die neue Landesregierung die „zielgerichtete Verkehrsüberwachung“ etwa in Form von unangekündigten Kontrollen verstärken. Dieses Jahr hatte sich das Bundesland nicht an der Großkontrolle im April beteiligt. Die NRW-Polizei war an dem Tag mit einem Parteitag der

LOTTO

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Superzahl: 1 Spiel 77: 5795353 Super 6: 499137 Alle Angaben ohne Gewähr.

AfD in Köln und Gegenveranstaltungen stark gefordert. Zuletzt hatte NRW beim Blitzmarathon im April 2016 mitgemacht. Bei der konzertierten Tempokontrolle mit Radar- und Lasermessgeräten waren an dem Tag landesweit etwa 30.000 Temposünder auf den Straßen erwischt worden. Rund 900.000 Autos und Lastwagen waren überprüft worden. Die Polizei hatte damals festgestellt, dass Autofahrer sich auf den Kontrolltag einstellen. „Die meisten Leute wissen vom Blitzmarathon, und wenige fahren zu schnell“, hatte ein beteiligter Polizist in Essen erklärt. Dennoch fielen auch viele Raser auf – etwa ein Autofahrer, der im Kreis Borken mit Tempo 179 statt der erlaubten 100 Stundenkilometer geblitzt wurde. Die erste landesweite 24-Stunden-Aktion an 1400 Kontrollstellen gab es in NRW im Februar 2012. Anlass war die erstmals seit Jahren gestiegene Zahl der Unfalltoten auf den NRW-Straßen. 3000 Polizisten waren seinerzeit im Einsatz.


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