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Geballte Kreativität als Markenzeichen

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Eye-catching!

Eye-catching!

Woher nehmen Sie eigentlich immer wieder die Ideen für Ihre Fenster, werde ich oft gefragt. Sie fliegen uns zu – oder wir klauen sie!

Theo Schäfer

Der Fenstermacher

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Text — Theo Schäfer

Die Familie Ramstein, vor vielen Jahrzehnten und noch im Geschäft am Marktplatz, hat gewusst, wie wertvoll ein Schaufenster ist. Respektive sein kann, wenn es gut bespielt wird: Ein Schaufenster soll das Interesse der Passanten wecken, von der Qualität der Firma überzeugen und zum Betreten des Geschäfts verleiten.

Dieses Ziel verfolgen wir bis heute, durch Präsentation hochwertiger Produkte – und durch überraschende, monatlich wechselnde Ausstellungen, bei denen die Schaufenster als Plattform, als Bühne oder als Galerie dienen. Es lohnt sich, vom Marktplatz zum Andreasplatz durch die Sattelgasse zu gehen – weil es bei Ramstein immer Interessantes zu sehen gibt.

Seit fast zwanzig Jahren betreue ich die RamsteinFenster, anfänglich noch zusammen mit Ere Däster. Da ich weder als Optiker noch als Dekorateur ausgebildet wurde, weder Fisch noch Vogel bin, sondern von Haus aus Biochemiker, war es ganz schön mutig von Andreas Bichweiler, mich die Visitenkarte des Geschäfts gestalten zu lassen. Andererseits war es wohl von Vorteil, einen Nichtoptiker anzustellen, der nicht berufsblind war und immer nur Brillen und Gläser zeigen wollte.

Ebenfalls als Vorteil erweist sich der konsequente, jahrelange Aufwand der Gestaltung neuer Schaufensterausstellungen. Nicht nur den Kundinnen und Kunden oder den Passanten ist das Fenster

zu einem Markenzeichen geworden: Handwerker, Kunsthandwerkerinnen und Künstler haben Ramstein als lohnende Plattform für die Präsentation ihrer Produkte mitten in der Stadt entdeckt. Die Ideen für Fenster gehen nicht aus, weil wir durch unsere Bekanntheit mehr Bewerbungen als Ausstellungsmöglichkeiten haben.

In all den Jahren haben wir eine grosse Anzahl bekannter Künstlerinnen und Künstler vorgestellt, einige von ihnen zum ersten Mal in Basel. Die Liste reicht von Susi Kramer oder Bruno Gasser über Hanspeter Kamm zu Eva Oertli mit den leuchtenden Alabasterobjekten.

Warum also Ideen klauen? In der ganzen Informationsflut, welcher wir ausgesetzt sind, taucht immer wieder mal ein Bild, eine Fotografie oder eine Situation auf, welche zur ‹Nachahmung› einlädt. Allermeist ist es nicht ein fremdes Schaufenster, und wenn doch, dann wird es nicht kopiert. Wir übernehmen vielleicht die Grundidee, wandeln sie ab und bauen sie aus, oder verfremden sie und passen sie an. Ein gutes Beispiel für diese Art von Fenstern sind die ‹Hängenden Gärten der Semiramis›. Zur Weihnachtszeit 2011 besuchte ich das Restaurant Zunft zu Webern in der Berner Altstadt. Von der Decke hingen Dutzende von Amaryllen herunter, ‹falsch› rum! Für das Weihnachtsfenster 2012 habe ich diese Idee abgewandelt übernommen, mit dem Hinweis auf das Berner Original übrigens!

Das Amaryllisfenster

Was waren die beliebtesten Fenster der letzten Jahre? Viel Aufsehen erregt haben die beiden Fenster der Schriftkünstlerin Mo Richner, die jeweils über mehrere Tage ‹live› auf das Fenster geschrieben hat –Worte und kurze Sätze, welche Passanten ihr diktieren durften.

Mo Richner

Ebenfalls viel Eindruck hat die schiere Menge von dreihundert handgeschnitzten Hasen aus Südafrika hinterlassen. Sie bevölkerten das Fenster letztes Jahr für ein paar Wochen vor Ostern. Mit ihrem Verkauf hat Andreas Bichweiler eine beträchtliche Summe an Spendengeldern gesammelt, welche er zur Unterstützung eines Aus- und Weiterbildungszentrums für arbeitslose Jugendliche in der Gegend von Kapstadt eingesetzt hat.

Das Hasenfenster

Der gesamte Erlös aus dem Verkauf kam einer Velowerkstatt in Südafrika zugute

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