Radtouren-Magazin 3/17 Mai-Juni

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mai Juni

D: 4,90 Euro A: 5,60 Euro, CH: CHF 9,60 BeNeLux: 5,60 Euro I/SPA: 5,60 Euro

radtouren-magazin.com

2.6To5ur3 en

GPS-Daten zu den Touren

km T em Heft s in die s

Reiserad-Test

10 Pinion-Bikes ab S. 38 1.900 Euro

Nordseeküsten-Radweg Im Radparadies Niederlande

S. 12

äte r e G S P G Test:

elle für d o M e u e N rofis P d n u r e g Einstei Nagold- und Enztal

Geheimtipps im Süden S. 50

D-Tour mit Fatbike

Vom Ruhrgebiet nach Norderney S. 62

S.74

Ab ins

Blütenmeer Radwege zur Gartenkultur


NEWS

StVZO-Änderung

Fahrradlicht darf besser sein

Jan Gathmann, Chefredakteur

Meinung: Licht

Jetzt wird’s hell Das Fahrrad wird in diesem Jahr 200 Jahre alt. Das Licht am Fahrrad nicht. Im Gegenteil: Es strahlt gefühlt erst seit den letzten zehn Jahren so hell, dass Mann und Frau damit den Weg vor sich sehen – und nicht nur erahnen – können. Auch das Pedelec ist noch jung, wird aber von Radfahrern jeden Alters und jeder Sehfähigkeit mit 25 km/h über die Wege gejagt. Wenn der Hersteller hier preisbewusst ausstattet, hinkt das Licht dem Tempo der Entwicklung deutlich hinterher. Und damit auch die Sicherheit der Fahrer. Für schnelle Pedelecs, sogenannte S-Pedelecs, die mit 45 km/h durch die Nacht rasen, waren auch die besten bekannten Fahrradscheinwerfer lange eine unbefriedigende Lösung. Dabei sollten S-Pedelec-Fahrer eigentlich genauso gut sehen dürfen wie Motorradfahrer. Die Technik für besseres Licht am Rad war eigentlich schon lange da. Nur die strenge Regelung für die Erteilung der nötigen K-Nummer machte ihren Einsatz in StVZO-konformen Test von starken Leuchten unwirtschaftlich. Jetzt wird es endlich auch am Pedelec-ScheinFahrrad Licht: jubiläumswürdiges Licht! werfern

MUT-Tour 2016 in Berlin.

Mitfahrer gesucht

MUT-Tour rollt 2017 wieder

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ie MUT-Tour ist eine Etappenfahrt durch Deutschland, bei der jeder mitfahren kann. 2017 sucht sie für vier Etappen mit fünf- bis siebentägiger Dauer im Juli und August wieder Mitfahrer. Mitfahrer sind dabei auch Depressive, die zusammen mit anderen die Tour auf Tandems bewältigen. Sie radeln damit auch gegen das Stigma an, das der Krankheit Depression anhaftet. Bis dato radelten 126 Depressionserfahrene und -unerfahrene Menschen in 41 Etappen im Zeltbetrieb 22.200 km in ganz Deutschland. Bei den alle zwei Jahre stattfindenden großen MUT-Touren gibt es in zahlreichen Städten Infostand- und Mitfahr-Aktionen, an denen lokale Vereine und Institutionen aus den Bereichen Psychosoziales und Fahrrad ihre Angebote präsentieren. Mehr Infos unter: | mut-tour.de/etappe

Stadt bietet Fahrtechniktraining Die Stadt Bad Neustadt bietet ein kostenloses E-Bike-Fahrtechniktraining für ältere Menschen Pedelecs halten mobil. an. Die Veranstaltung finden statt am 6. Mai im Rahmen der 7. Fahrzeugschau Elektromobilität statt und ist Teil der Kampagne „Generationsgerechte Stadt“. Teilnehmer können mit einem Sicherheitstrainer und Polizei einen Parcours durchfahren. Info: | www.m-e-nes.de

Red Bull Drahtesel

Fahrrad-Eigenbauten gesucht

A Mach' Dein Fahrrad-Ding: Laufradbau.

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uch der Energie-Drink-Hersteller mischt mit beim 200-jährigen Fahrradjubiläum. Die Österreicher loben den Wettbewerb „Red Bull Drahtesel aus“, bei dem sie das „kreativste, ausgefallenste Fahrrad Marke Eigenbau“ suchen. RadverrückteTüftler und Bastler ab 18 Jahren sind aufgerufen, sich als 2er-Teams zu bewerben, um ihren ganz eigenen Drahtesel zu konstruieren. Am 10. Juni 2017 werden diese dann einer fachkundigen Jury in Mannheim vorgestellt und bei einer Ausfahrt, die im Rahmen des MonnemBike Festival stattfindet, einem begeisterten Publikum präsentiert. Die Anmeldung ist bereits möglich. | redbull.com/drahtesel

Fotos: Joanna Kosowska, Red Bull, TonyV3112 / Shutterstock.com

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er Bundesrat hat den Weg für besseres Fahrradlicht frei gemacht. Mit der 52. Verordnung würden nun endlich die Anforderungen an Fahrräder und EBikes in der Straßenverkehrs-Zulassungs-Ordnung (StVZO) neu gefasst und an den Stand der Technik angepasst, kommentiert der Zweirad Industrie Verband (ZIV). Für Radfahrer macht die neue Gesetzeslage konkret das Einstellen des Scheinwerfers erheblich leichter: „Der Scheinwerfer muss so eingestellt sein, dass er andere Verkehrsteilnehmer nicht blendet“, so der Wortlaut der praxisnahen Neuregelung. Bisher war ein komplizierter Ausrichtungsprozess vom Radfahrer gefordert. Auch bei der erlaubten Technik gibt es ab sofort mehr Spielraum. Neben Tagfahrlicht für besseres Gesehenwerden ist jetzt auch eine Fernlichtfunktion wie beim Auto gestattet. Dabei muss die Umschaltung zwischen den verschiedenen Leuchtmodi automatisch erfolgen oder mit einem Schalter, der gut bedienbar am Lenker platziert und entsprechend gekennzeichnet ist. Für Pedelecs und besonders schnelle Pedelecs (bis 45 km/h) gibt es von einigen Herstellern bereits entsprechende Scheinwerfer.


Advertorial

News

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NEWS

Marktzahlen

Fahrradboom ist ein E-BikeBoom

Bewährt: Das Bosch-Portal liefert gute Ergebnisse.

Mobil: ReichweitenApp von Fischer.

Reichweitenrechner

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ie Fahrradmarke Fischer hat eine E-Bike-Reichweiten-App herausgebracht. Die App erlaubt laut Hersteller das genauere Vorausberechnen der Reichweite. So können die mit Unterstützung zu fahrenden Kilometer abhängig von Fahrergewicht, Bodenbelag und Fahrcharakter auf das jeweilige Pedelec-Modell angepasst bestimmt werden. Die App beschränkt sich auf Fischer-Pedelecs, überwiegend preisgünstige Modelle, von denen das Einstiegsmodell für die Stadt für 999 Euro zu haben ist. Fahrer von Bosch-Systemen können ihre Reichweite nach unseren Erfahrungen ebenfalls bereits sehr zufällig vorhersagen. Dazu geben sie ihre Daten auf einer interaktiven Webseite ein: | bosch-ebike.com/de/service/reichweiten-assistent/

List’n Ride

Wie das Airbnb der Fahrräder

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ist’n Ride bezeichnet sich selbst als Airbnb für Fahrräder. Das neue Sharecononmy Angebot ermöglicht es Fahrradbesitzern, Händlern oder Herstellern, ihre Fahrräder anderen zur Miete zu überlassen. Das geht haltbtage-, tage- oder sogar wochenweise. So sollen passionierte Radler ebenso ihr perfektes Fahrrad fürs Training finden wie Gelegenheitsradler den Drahtesel für ihre Sightseeingtour am Urlaubsort leihen können.

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Interessant ist das Angebot auch, um neue Fahrradtechnik wie elektronische Schaltungen oder E-Bikes zu testen. Oder um einfach mal aufs Mountainbike statt aufs Rennrad zu steigen. Bei unserem Probebesuch auf List’n Ride fand sich vor allem in den Metropolen wie Hamburg, Berlin, München ein größeres Angebot. Sogar Cargobikes für gelegentliche größere Transportaufgaben lassen sich unkompliziert leihen. | listnride.com

Fotos: Shutterstock, Fischer, Listnride, Gathmann

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E-Bike-Tipps

as E-Bike ist längst kein Nischenprodukt mehr, sondern prägt mittlerweile ganz selbstverständlich die Straßen und Radwege Deutschlands“, meldet der Zweirad Industrie Verband (ZIV) anlässlich seiner Vorstellung der Marktzahlen. Im Jahr 2016 seien in Deutschland 605.000 E-Bikes verkauft worden, was einem Plus von 13 % entspricht. Der ZIV schätzt, dass nunmehr rund 3 Millionen Fahrräder mit Hilfsantrieb auf deutschen Straßen unterwegs sind. Langfristig, so glaubt man, werde beinahe jedes dritte verkaufte Fahrrad ein E-Bike sein. Dabei machen Pedelecs mit Tretunterstützung bis 25 km/h den ganz überwiegenden Anteil der Verkäufe aus. 99 % Marktanteil entfällt auf diese Gruppe, die verkehrsrechtlich als Fahrrad gilt. Erstmalig konnten auch E-Bikes anteilig in Modellgruppen ausgewiesen werden. Somit kommen die Kategorien E-City-/Urban auf 45 %, E-Trekking auf 35,5 %, E-MTB auf 15 %, E-Lastenräder auf 2,5%, schnelle E-Bikes auf 1 % sowie die Sonstigen auf 1 % am Gesamtmarkt E-Bikes. Nicht so gut läuft das Fahrrad ohne Motor. Den Stückzahlen nach wurden insgesamt 6,9 % weniger Fahrräder verkauft als im Vorjahr. Auch wegen des schlechten Wetters heißt es. Rückgänge gibt es vor allem bei den Radgattungen City/Urban, Trekking, Jugend und MTB. Weil die E-Bikes teuer sind und sich ihr Anteil erhöht hat, freut sich die Branche dennoch über ein Umsatzplus von 7 %.


News

„Bei Vidoeüberwachung und Anti-Terror-Politik kann es nicht schnell genug gehen – Verkehrstote haben keine Priorität.“

Termintipp

Gerrit Gaastra bei Zweirad Bösche in Kirchweyhe.

How idworx? Heinrich Strößenreuther, Sprecher des Berliner Volksentscheid Fahrrad. 14 Menschen starben in ganz Deutschland laut weltweiter WikipediaAnschlagsliste bei Terroranschlägen. 17 Menschen kamen in Berlin bei Fahrradunfällen im Verkehr ums Leben. Die Bürgerinitiative Volksentscheid Fahrrad sollte bis zum 4. April 2017 einen Entwurf für ein Radgesetz vorlegen und suchte noch ehrenamtliche Hilfe von Anwälten bei der Erarbeitung des Textes. Die Rot-Rot-Grüne-Regierung lasse die Bürger die Arbeit alleine machen, warf das Bündnis dem Senat vor. Hinter dem Volksentscheid Fahrrad stehen „Engagierte, Mobilitätsexperten, Demokratie-Retter und Fahrrad-Enthusiasten“. Die neue Koalition in Berlin hat – nach erfolgreichem Volksbegehren – zugesagt, alle Ziele und Forderungen zu übernehmen, ein Mobilitätsgesetz auf Basis des RadGesetzes bis Frühjahr 2017 in Kraft zu setzen und ab 2018 jährlich mehr als 50 Mio. Euro in die Radwege zu investieren. | https://volksentscheid-fahrrad.de/

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ie verläuft eigentlich die Entwicklung eines Fahrrades? Welche Erfahrungen machen Fahrradhersteller mit Anbauteilen? Solche und andere Fragen beantwortet Idworx-Macher Gerrit Gaastra auf Wunsch bei seinen raren Vortragsterminen. Gaastra liefert Erklärungen zu seinen eigenen Produkten. Aber der Ahn einer niederländischen Fahrrad-Dynastie erzählt dabei auch die eine oder andere unterhaltsame Geschichte aus dem „Nähkästchen“ der Branche. In der Regel finden die Termine bei Händlern statt. Der nächste: am 11. Mai 2017 bei Munix Finest Bicycles in München. | munixfinestbicycles.de

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Radreise

Nordseeküstenradweg (NSCR): Niederlande

Nah am Wasser

Das Radwegenetz ist in den Niederlanden vorbildlich.

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NordseeküstenradweG

gefahren Auf der Noordzeeroute und Waddenzeeroute entlang der niederländischen Küste erscheint das Hollandklischee von Tulpen, Käse und Windmühlen wie weggeweht. Hervor tritt stattdesen auf jedem Radkilometer die tief beeindruckende Zähmung des Wassers.

Text & Fotos: Ute Blessing

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urch das Wasser sind die Holländer zur Seemacht aufgestiegen, in zähem Ringen haben sie dem Meer immer mehr Land abgetrotzt. Nun stellen sie sich den Herausforderungen des Klimawandels. Wie das Wasser mal Freund, mal Feind sein kann, ist auf dem Nordseeküstenradweg in den Niederlanden so präsent wie kaum an einem anderen Ort. Die Bezeichnung „Niederlande“ deutet es bereits an: Keine Erhebung beträgt mehr als 350 m, rund ein Viertel des Landes liegt unterhalb des Meeresspiegels. Gäbe es keine Deiche, Dünen oder Dämme stünden bei jedem normalen Tidehochwasser rund 60 Prozent der Niederlande bis zu sechs Meter unter Wasser. Ab etwa dem Beginn des 16. Jahrhunderts wurde es durch die Entwicklung der Windmühlen möglich, immer größere Flächen trockenzulegen. Während Windmühlen im Rest Europas vorwiegend als Getreidemühlen eingesetzt wurden, dienten sie in den Niederlanden vor allem als Windpumpen zur Entwässerung der Polder. Die traditionellen Bockwindmühlen wurden zu den typischen „Holländerwindmühlen“ weiterentwickelt, bei denen sich nur die Turmhaube dreht. Im 19. Jahrhundert konnten durch Dampfschöpfwerke noch größere und tiefer gelegene Gebiete trockengelegt werden. Aber dieses neu gewonnene Land muss täglich verteidigt werden, gegen Sturmfluten aus der Nordsee und gegen Hochwasser aus den Flüssen. Hoek van Holland bildet den nördlichen Teil des Mündungsdeltas von Maas und Schelde und ist damit besonders von Sturm-

ausgebauten und ausgeschilderten Radwegenetzes, wie ich es in keinem Land zuvor gesehen habe. Auch darin macht den Niederländern so schnell niemand etwas vor.

Strand und Dünen

Die bewaldete Dünenlandschaft zieht sich die Nordseeküste entlang.

fluten aus der Nordsee bedroht. An Hoek van Holland führt aber gleichzeitig die Hauptschifffahrtsstraße zum Europort und nach Rotterdam vorbei, so dass eine Abriegelung des Landes durch Deiche hier nicht möglich ist. Nach der verheerenden Sturmflut von 1953 starteten die Niederlande das DeltaProjekt, ein System aus Dämmen, Brücken und Sturmflutwehren, das das gesamte Mündungsdelta im Notfall abriegelt. Als letztes Großprojekt entstand hier in Hoek van Holland die „Maeslandkering“. Das gigantische Sturmflutwehr besteht aus zwei kreisbogenförmigen Stahltoren, jeweils 210 m lang und 22 m hoch, die bei einer drohenden Sturmflut geschlossen werden können. Nie zuvor wurde etwas Vergleichbares wie die Abriegelung der Küste versucht, nie zuvor ein Sturmflutwehr mit derart großen beweglichen Teilen gebaut. Im Wasserbau macht den Niederländern so schnell keiner was vor. Als wir in Hoek van Holland unsere Radtour auf der Noordzeeroute starten, kommen wir sogleich in den Genuß eines vorblidlich

Von Hoek van Holland bis fast hinauf an die Nordspitze Hollands zieht sich eine teilweise bewaldete Dünenlandschaft die Nordseeküste entlang, unterbrochen von berühmten Badeorten wie Scheveningen, Den Haags Seaside mit opulentem Kurhaus und Jugendstilsiedlung oder Zandvoort. Etwas landeinwärts ist fast die gesamte landwirtschaftliche Nutzfläche von Gewächshäusern bedeckt, in denen Gemüse, Obst und Schnittblumen gezüchtet werden, und die eine gigantische „Gläserne Stadt“ bilden. Es lohnt ein Abstecher nach Haarlem, die Provinzhauptstadt Noord-Hollands. Die malerischen Brücken und Gassen inspirierten einst den Maler Frans Hals. Zahlreiche historische Bauwerke sind noch erhalten und stehen heute unter Denkmalschutz.

Große Strandfläche in Zandvoort. RADtouren 3 | 17

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Spezial

Flower Power

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er mächtig-gelbe Teppich des Raps, der bis zum Horizont reicht, die roten Tupfer des Klatschmohns an einem Ackerrand – wenn die Natur blüht, kommt Farbe ins Spiel. So manche Radtour gerät dann länger als

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geplant, denn der Radler ist auch nur ein Mensch, fühlt sich dann mit der Natur in Einklang und verleibt sich diesen flüchtigen Moment ein: durch klassisches Innehalten oder auf der Höhe des Zeitgeists per SelfieKlick.

Blühende Pflanzen lassen sich in der Natur fast das ganze Jahr über erleben: Mandel und Kirsche ab März, Apfel ab April, Lavendel im Juli bis hin zum Heidekraut, das August bis Mitte September am prächtigsten leuchtet. Zeitliche Abweichungen gibt es

Foto: Shutterstock

Da blüht un


Blühende Landschaften

Blütenduft in der Nase, der eigene Schatten huscht über ein leuch­ tendes Farbenmeer. Das Knirschen der Reifen mischt sich mit dem Summen der Bienen: Radtouren durch blühende Landschaften sind vor allem eins: geballte Sinnesfreude. Text: Uwe Lippik

ns was nicht nur von Nord nach Süd aufgrund unterschiedlicher Klimaregionen und Höhenmeter, sondern auch zwischen den einzelnen Jahren. Deshalb liefern Regionen wie das für seinen Obstanbau bekannte Alte Land bei Hamburg mit einem Blütenbarometer (blu-

etenbarometer.de) zeitnahe Angabe zum aktuellen Blütenstand. Doch auch die Natur in domestizierter Gartenform erfreut die Radler-Sinne, so die LGS-Tour zur NRW-Bundesgartenschau in Bad Lippspringe oder das Ansteuern der

Internationalen Gartenausstellung (IGA) Berlin, die unter dem Motto „Ein MEHR aus Farben“ steht. Und last but not least zeigt die 2017 zur „Grünen Hauptstadt Europas“ gekürte Ruhrmetropole Essen, wie sprießendes Grün das triste Grau überwindet. RADtouren 3 | 17

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Test

Test: 10 Pinion-Räder ab 1.900 Euro

C-Klasse oder S-Klasse?

Weniger Gänge, geringeres Gewicht, kleinerer Preis: Die neue Pinion C-Getriebeserie bringt eine neue Klasse günstiger Bikes hervor. Was können sie im Vergleich? Text: Jan Gathmann / Fotos: Frank Gleitsmann

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ie neue C-Getriebe-Klasse ist für Pinion das, was für Mercedes einst die C-Klasse war: der Einstieg in ein günstigeres, massenkompatibleres Segment. Aus Oberklasse mach’ Mittelklasse. Ganz grob 500 Euro spart der Wechsel vom bisherigen Premium-Produkt P 1.18 mit 18 Gängen auf die C-Linie mit 12 Gängen. Damit ist auch klar, dass das zentrale Rahmengetriebe von Pinion trotzdem

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ein Mercedes unter den Fahrradschaltungen bleibt. Das günstigste Fahrrad in unserem Test mit Pinion C 1.12-Getriebe kommt für 1.900 Euro zum Kunden, allerdings aus dem Versand und in einer puristischen Version ohne jede alltagstaugliche Ausstattung. Für unseren Test war jedoch eine alltags- und tourentaugliche Ausstattung gefragt (siehe Kasten „So haben wir getestet“). So „aufgetakelt“ liegt auch mit C 1.12-Getriebe der

Einstieg bei 2.700 Euro. Noch einmal rund 1.000 Euro mehr sind in diesem Testfeld für das Fahren mit P 1.18-Getriebe fällig. Es geht also bei der Pinion C-Klasse – wie beim Auto– noch um recht viel Geld. Fragt man die Radhersteller, erfreut sich das Getriebe schon in der teuren P 1.18-Variante einer wachsenden Beleibtheit. Das P 1.18 steht für den State of the Art bei Getriebeschaltungen. 18 Gänge in einer gekapselten


Pinion-Räder

E-Bikes mit Pinion?

Mit 12 oder 18 Gängen zentral im Rahmen eignet sich das Pinion-Getriebe bestens für Radreisen.

Mit dem Pinion-Getriebe lassen sich auch Pedelecs bauen. Einige der Hersteller im Test bieten entsprechende E-Varianten ab Werk an. Der Einsatz des zentralen Rahmengetriebes zusammen mit einem Hinterradmotor bietet dabei verschiedene Vorteile: 1) Die Wartungsarmut des Getriebes – darin unterscheiden sich Pedelecs nicht von Rädern ohne Antrieb 2) Der leise Lauf: Sitzt der Motor hinter dem Fahrer, hört man ihn weniger. Die meisten Hinterradmotoren laufen zudem ohnehin kaum vernehmbar. So stört auf Reise kein Technikbrummen den Naturgenuß. 3) Umrüstbarkeit: Hinterrad raus, Akku ab, anderes Hinterrad rein. Schon wird aus dem Pendelpedelec für den Alltag das normale Reiserad für den Urlaub. Velotraum kombiniert das Pinion-Getriebe mit 4) Nochmal die Wartungsarmut. Ein Hinterradmotor schont die einem Alber-Antrieb. Antriebskomponenten. Riemenscheiben oder Kette halten länger. 5) Durch den großen Übersetzungsbereich des Getriebes kann man immer mittreten. So ist der tendenziell nicht so bergfeste Hinterradmotor auch nicht überfordert, wenn es mal steil wird. Weitere Radmarken mit Pinion und Hinterrad-Motor: Falkenjagd / Rennstahl (GoSwissDrive); FXX Cycles (Neodrives); Idworx (Neodrives); MiTech (GoSwissDrive); Poison (GoSwissDrive); Pro Activ (Neodrives); Santos (GoSwissDrive); Maxcycles (GoSwissDrive); Radrezept (GoSwissDrive); Tout Terrain (GoSwissDrive); Velotraum (Neodrives

Die Pinion-Getriebe an den Testrädern im Vergleich

Schaltung und lange Wartungsintervalle von 10.000 km, ein Übersetzungsspektrum, das größer ist als bei MTB-Kettenschaltungen, kaum merkliche gleichmäßige Gangsprünge und das intuitive Bedienen mit einer Hand sind starke Argumente. Nicht zuletzt relativiert die übertragbare 5-Jahres-Garantie den Anschaffungspreis etwas – erhöht sie doch den theoretischen Wiederverkaufswert. Diese Garantie gibt es beim neuen C-Getriebe nur als Option. Es besitzt aber in der im Test ausschließlich vertretenen 12-Gang-Variante ebenfalls ein sehr großes Übersetzungsspektrum: 600 % sind genug, um steil bergauf zu fahren und bergab mitzutreten – zumindest bei entsprechender Auslegung (die Gudereit im Test nicht wählt). Ein Vorteil gegenüber dem P-Getriebe ist das geringere Gewicht,

P 1.18

C 1.12

Gewicht

2.700 g

2.100 g

Q-Faktor

174 mm

166 mm

Schaltschritte

11,50 %

17,70 %

Übersetzungsbreite

636,00 %

600,00 %

Gehäusematerial

Aluminium

Magnesium

das bei einem bepackten Reiserad aber kaum zum Tragen kommt. Größere Bedeutung auf langen Touren dürfte haben, dass die Kurbeln enger zusammenstehen. Fachleute sprechen von einem geringeren „Q-Faktor“ (siehe Tabelle). So können die Füße beim Pedalieren näher an der Mittelachse des Fahrrades kreisen, was in der Regel ergonomischer ist. Beide Getriebe-Arten sind an den Reiserädern im Test vertreten. Dabei beschränkt sich der Einsatz des C 1.12 keineswegs auf die „Obere Mittelklasse“. Mit Rennstahl und Idworx setzen auch S-Klasse-Bikes auf die C-Linie. Wann ist die C-Linie also die passende Wahl? Unsere Antwort lautet: für häufigen Einsatz abseits befestigter Wege, Alltag und gemütlichere Reisen. Herauskristallisiert hat sich das in der Fahrpraxis.

Die Gangwechsel sind bei Sprüngen von 17,7 % deutlich fühlbar und vergleichbar mit denen einer 8-Gang-Nabenschaltung in den mittleren Gängen. Fährt man mit Gepäck in eine Steigung, ist das ungefähr der passende Schaltschritt. Man muss nicht mehrere Gänge auf einmal schalten. Auch abseits befestigter Wege kann sich das Terrain derartig schnell ändern, dass größere Gangsprünge angenehm sind. Und auch auf kürzeren Strecken im Alltag kommt es weniger auf konstant gleichmäßiges Treten an. Gefragt sind schnelle Tempowechsel, was mit den 12 Gängen leichter von der Hand geht. Unbedingt zur Mehrinvestition in das P 1.18 würden wir raten, wenn lange Tage im Sattel mit schwerem Gepäck auf dem Reiseplan stehen. Denn für manche FahrsiRADtouren 3 | 17

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Radreise

Nagoldtalradweg und Enztal-Radweg

Flößer und Flora Im 17. und 18. Jahrhundert zogen die Schwarzwald Flößer auf Schubverbänden die Täler von Enz und Nagold hinab in Richtung Neckar. Heute kann man ihren Spuren mit dem Fahrrad folgen. Das Gute: Die Flüsse Nagold und Enz lassen sich perfekt zu einer Mehrtagesradtour verbinden, die auch mit ihrer Naturnähe erfreut.

Text & Fotos:Thorsten Brönner

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Nagold- und Enztal

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Radreise

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ie Geschichte von Pforzheim liest sich wie das Märchen »Hans im Glück« der Brüder Grimm. Hier wie dort beginnt sie mit Gold und endet mit dem Nichts. Während Hans seinen Goldklumpen gegen immer Geringwertigeres eintauscht, kam der Untergang in Pforzheim an einem einzigen Tag. Es war der 23. Februar 1945, als ein Bombenangriff der Alliierten 98 Prozent des Stadtzentrums zerstörte. Bis dahin war Pforzheim reich gewesen. Das Fundament dafür legte der Markgraf Karl-Friedrich von Baden. Er bewilligte dem Franzosen Jean Francois Autran 1767 vor Ort die Einrichtung einer »Uhren- und feinen Stahlfabrike«. Aber Pforzheim konnte an seinen einmal etablierten Ruf anschließen und blühte erneut auf. Heute kommen dreiviertel des deutschen Schmucks aus Pforzheim. Wer es gerne funkeln und glitzern sieht, der spaziert zum Schmuckmuseum. Es besticht durch rund 2.000 Exponate aus fünf Jahrtausenden. Darunter feingearbeitete Schmuckstücke der Etrusker, Kleinodien aus dem Barock und eine Taschenuhrsammlung aus der Neuzeit. Aber der wahre Schatz liegt nicht in der Stadt, sondern außerhalb: der Schwarzwald.

Siddhartha, Steppenwolf und Glasperlenspiel „Pforte zum Schwarzwald“ nennt man die 120.000-Einwohner-Stadt deshalb. Es locken die Flüsse Enz und Nagold, die sich im Herzen Pforzheims zu einem Strom vereinen. Radler können den Uferwegen der einstigen Wasserrouten der Flößerei nachgehen. Vor dem Bahnhof hänge ich die Packtaschen ans Fahrrad, schwenke den Lenker auf Kurs Süd. Vier Tage, 200 km. Die Wahl für den ersten Abschnitt fällt auf die Nagold. Die Sonne, die auf der Wasseroberfläche kleine Muster zeichnet, erinnert wieder an den Glitzerschmuck. Nach wenigen Pedalumdrehungen bleibt die Goldstadt zurück. Es ist, als würde ich in eine andere Welt katapultiert. Gerade pulsierte das Leben auf den Plätzen, rauschte der Verkehr durch die Ausfallstraßen. Jetzt ragen die Laubbäume tief über den dahineilenden Fluss. Seinem Tal folgt der Radweg; Schleife auf Schleife. Die erste Oase am Weg ist der Kurpark von Bad Liebenzell mit einer Trinkhalle, Pavillon, Springbrunnen und Blumenbeeten. Der Park erstreckt sich zu beiden Ufern der Nagold. Er bietet einen Vorgeschmack,

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Der Baumwipfelpfad von Bad Wildbad bietet weite Ausblicke in den Schwarzwald

was die Stadt sonst noch zu bieten hat: die Burg Liebenzell, die Paracelsus-Therme und ein Gradierwerk. 5 km südlich streben die Ruinen des Klosters Hirsau dem Himmel entgegen. Vermutlich zog es Mönche bereits im 9. Jahrhundert in die abgeschiedene Lage des Flusstales. Sicher ist, dass Benediktiner zweihundert Jahre später unweit der Konventsgebäude eine Aureliuskirche errichteten. Der schlichte Baustil diente als Vorlage vieler Kirchen. Ende des 17. Jahrhunderts flammte der Pfälzische Erbfolgekrieg auf, bei dem französische Truppen die Klosteranlage zerstörten. Die massiven Grundmauern erinnern heute an die einstige Bedeutung von Kloster Hirsau. Ich strample weiter. Später türmen sich links neben dem Weg mächtige Buntsandsteinblöcke auf. Das Gestein ist glatt und abgerundet, geschliffen von der Kraft des Wassers. Die Mai-Sonne klettert die Hügel empor. Sie wärmt und schmeichelt der Haut. Beiderseits der Strecke säumen malerische Städtchen die Ufer. Eines ist die Fachwerkperle Calw. Am Marktplatz zieht das Geburtshaus von Hermann Hesse die Blicke an. In ihm ist seit 1990 das Hermann-HesseMuseum untergebracht. Es erinnert an das Schaffen des Literatur-Nobelpreisträgers, der Werke wie „Siddhartha“, „Steppenwolf“und „Das Glasperlenspiel“ verfasste. In der Ausstellung erfährt man, dass der berühmte Sohn von Calw zugleich Maler war, der seinen Lebensabend im Schweizer Tessin verbrachte. Im Siddhartha schrieb er folgende Zeilen, die gut zu einem Radreisenden pas-

sen: „Wenn jemand sucht, dann geschieht es leicht, dass sein Auge nur noch das Ding sieht, das er sucht, dass er nichts zu finden, nichts in sich einzulassen vermag, weil er nur an das Gesuchte denkt, weil er ein Ziel hat, weil er vom Ziel besessen ist. Finden aber heißt: frei sein, offen stehen, kein Ziel haben.“

Holz für die Seemacht der Niederlande Der erste Abschnitt verläuft immerzu am Ostrand des Schwarzwaldes entlang. In der Stadt Nagold knickt der Fluss Richtung Nordwesten ab, taucht mitten hinein in das Mittelgebirge. Von 1891 bis 1967 gab es hier eine Stichbahn bis in den Ort Altensteig. Die Einheimischen nannten die Schmalspurbahn liebevoll Altensteigerle. Seit 1989 nutzt man die Trasse für einen Radweg. Die Zeilen von Hermann Hesse fallen mir wieder ein. Ich lasse mich treiben, gleite ziellos durch die langgestreckten Wiesen. Butterblumen haben ihre gelben Knospen geöffnet, recken sich den wärmenden Strahlen entgegen. Hinter Ebhausen weckt eine bemooste Konstruktion meine Neugierde. Ein hölzerner Bau schwingt sich auf gemauerten Stützen auf die andere Seite. Davor stauen sich Zweige und kleinere Äste. Die zwei Sperren stehen offen. Durch sie stürzt Wasser ungehindert über eine niedrige Geländestufe. Infotafeln verraten, dass ich die „Monhardter Wasserstube“ betrachte. Zwischen 1640 und 1911 verrichtete das Stauwehr seinen Dienst. Eine Skizze veranschaulicht die Arbeitsweise der


Nagold- und Enztal

Die Monhardter Wasserstube erinnert an die Flößerei auf der Nagold.

Den Aussichtsturm des Baumwipfelpfads kann man hinunterrutschen.

Die Große Kreisstadt Nagold liegt malerisch am gleichnamigen Fluss.

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Radreise

Das Kloster Maulbronn ist seit 1993 Weltkulturerbe der UNESCO.

Flößer, die hier im Wasserbecken rund 40 m lange Holländertannen wendeten. Die Männer banden die Stämme zu sogenannten Gestören zusammen, flößten sie von Wasserstube zu Wasserstube. Ab 1500 florierte die Holzflößerei an den Schwarzwaldflüssen Neckar, Enz, Kinzig, Murg und Nagold. Ziel der Reise war oft die Seemacht der Niederlande, die hochwertige Hölzer aus dem Schwarzwald begehrte.

Baden wiE Fürsten und Könige Das Tal wird enger. Ich schnaufe den steilen Weg hinauf zur Nagoldquelle. Sie ist winzig und in Stein gefasst, nur ein fingerbreiter Wasserstrahl stürzt sich in eine Rinne. 90 km sammelt die Nagold von hier bis zur Vereinigung mit der Enz das Wasser der Region. Die Stelle, an der die Große Enz aus dem Untergrund sprudelt, liegt nur wenige Minuten entfernt – sie markiert den Wendepunkt meiner Radtour. Der Fluss und der EnztalRadweg bringen es auf 105 km. Das Terrain senkt sich, die Räder beginnen zu rollen. Sie

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Kurz vor der Mündung der Enz in den Neckar ragt das Schloss Kaltenstein auf.

kommen in 590 m Höhe in Enzklösterle zum Stehen. Mein heutiges Etappenziel ist ein typischer Schwarzwälder Luftkurort. Ringsum ragen mit Tannen bestandene Höhenzüge auf. Dazwischen kerbt sich das Tal ein. Auf beiden Seiten der Hauptstraße ziehen sich Häuser in die Länge. Die knapp 1.200 Einwohner leben mit und vom Wald. Es gibt ein Rotwildgehege, einen Waldklettergarten und im Schnitzereimuseum die größte handgeschnitzte Weihnachtskrippe der Welt. 12 km entfernt fahre ich nach Bad Wildbad hinein. Der Tourismusverband empfiehlt drei Dinge: Erstens, mit der Sommerbergbahn in die Höhe schweben. Zweitens, zum Baumwipfelpfad hinaufspazieren und das Panorama auf das Waldgemälde auskosten. Der dritte Tipp ist ein Bad im Palais Thermal. 1.000 Meter unter der Stadt tritt 36 bis 41 Grad warmes Thermalwasser an die Oberfläche. Schon für das Jahr 1521 sind vor Ort Badehäuser nachgewiesen. Das Palais Thermal vollendete man 1847. Heute gilt der sinnliche Bau als eines der prächtigsten

Bäder Europas. Sei es im Badepalast, in dem bereits Könige und Fürsten verweilten oder in der Maurischen Halle – hier staunt jeder.

Die Schule der Meister Ich folge weiter den Spuren der Flößer und erreiche Neuenbürg. Hier stellt sich die Frage: Das Schloss Neuenbürg mit dem Zweigmuseum des Badischen Landesmuseums besichtigen? Oder ins Besucherbergwerk Frischglück einfahren? Fällt die Wahl auf das einstige „Königlich-Württembergische Eisenerzbergwerk“, bekommt man bei der einstündigen Führung Einblick in die Arbeitstechniken und erlebt die Enge der Stollen. Weiter geht’s. Via Pforzheim radle ich Richtung Enzberg. Wenige Kilometer im Hinterland liegt ein Ort voller Geschichte: Das Kloster Maulbronn. Mein Abstecher führt hinüber ins Tal der Salzach. Dort, wo der Wald zurückweicht, schreite ich durch den Torturm und stehe auf einem großzügig angelegten Innenhof. Schöne Gebäude aus altem Fachwerk ziehen die Aufmerk-

Hintergrund: Shutterstock/Roobcio

Die wilden Wasser der Schwarzwaldflüsse machten die Flößerei nicht einfacht.


Nagold- und Enztal

Nagold- und Enz-Radweg Anreise Bahn: Pforzheim ist aus Richtung Stuttgart und

Streckencharakter und Ausrüstung

Karlsruhe im 2-Stunden-Takt an das EC/IC Netz

Unterwegs wechseln sich Radwege mit Neben-

der Deutschen Bahn angebunden. Bahnstrecken

straßen ab. Wer beide Strecken einzeln fährt,

begleiten beide Radwege. Die Rückfahrt vom

rollt meist bergab. Die vorgestellte Strecken-

Zielort Besigheim verläuft mit Regionalbahn

kombination beinhaltet zwischen den zwei Tou-

und/oder Interregio-Express über Stuttgart.

ren einen steilen Anstieg. Ein Flößer ziert das Logo des Enztal-Radwegs. Entlang der Nagold weisen Schilder mit einem geschlängelten

Route

Flusslauf den Weg.

1. Tag: Pforzheim - Bad Liebenzell - Calw Wildberg

42 km

2. Tag: Wildberg - Nagold - Altensteig - Besen-

Unterkünfte

feld - Enzklösterle

Landgasthof Sonne, Sulzer Strasse 3, D-72218

63 km

3. Tag: Enzklösterle - Bad Wildbad - Neuen-

Wildberg, Tel. 07054/ 86 66, sonne-wildberg.de

bürg - Pforzheim

Hotel Hirsch, 75337 Enzklösterle, Tel. 07085/72

40 km

4. Tag: Pforzheim - Mühlacker – Vaihingen -

61, hirsch-enztal.de

Besigheim

Hotel Gute Hoffnung, Dillsteiner Straße 9-11,

Gesamtstrecke:

60 km ca. 205 km

75173 Pforzheim, hotel-gutehoffnung.com Hotel Restaurant Hirsch, Kirchstraße 16, 74354 Besigheim, Tel. 07143/317 18, hirsch-besig-

Sehenswertes

heim.de

Highlights: Pforzheim: Schmuckmuseum,

An den Felsformationen sieht man schön, wie die Nagold ihr Bett ausgewaschen hat.

Pforzheim Galerie, Reuchlinhaus, Wildpark, Barfüßerkirche, Schloss- und Stiftskirche St.

Reiseführer

Michael, Stadtmuseum, Wallberg; Bad Lieben-

Bikeline Flussradwege Schwarzwald, Ester-

zell: Kirche St. Blasius, Missionshaus, Burg

bauer Verlag, ISBN 978-3-8500-0338-4, 13,90

Weitere Informationen

Liebenzell, Kurpark; Hirsau: Kloster; Calw:

Euro, esterbauer.com

Tourismus GmbH Nördlicher Schwarzwald,

Hermann-Hesse-Museum, Stadtkirche; Wild-

Schwarzwald, Baedeker; ISBN 978-3-8297-

Sonnenweg 5, Bad Liebenzell, Tel. 7052/816 97

berg: Schlossruine; Nagold: Evangelische

1828-8; 22,99 Euro, baedeker.com

70, mein-schwarzwald.de

Stadtkirche-Johanneskirche, Heimatmuseum,

Nördlicher Schwarzwald: R753 Radkarte

Schwarzwald Tourismus, Heinrich-von-Ste-

Ruine Hohennagold; Altensteig: Museum im Al-

1:75000, Landesamt für Geoinformation und

phan-Straße 8b, Freiburg, Tel. 0761/ 89 64 60,

ten Schloss; Enzklösterle: Riesenrutschbahn,

Landentwicklung Baden-Württemberg, ISBN

schwarzwald-tourismus.info

Ur walderlebnis Bärlochkar; Bad Wildbad:

978-3-8902-1768-0, 4,90 Euro

Tourismus Baden-Württemberg, Esslinger Str.

Palais Thermal, Baumkronenpfad, Heimat-

Reise-Taschenbuch Schwarzwald, DuMont

8, Stuttgart, Tel. 0711/23 85 80, tourismus-bw.de;

und Flößermuseum, Kurpark, Wildseemoor;

Reiseverlag, ISBN 978-3-7701-7343-3, 17,99

radroutenplaner-bw.de

Calmbach: Heimat- und Flößermuseum; Neu-

Euro, dumontreise.de

enbürg: St. Georgs-Kirche; Niefern: Niefernburg; Mühlacker: Heimatmuseum, Burgruine Löffelstelz; Maulbronn: Kloster; Mühlhausen:

GPS

Schloss; Vaihingen: Schloss Kaltenstein, KZ-

Tracks: radtouren-magazin.com, Suchwort:

Gedenkstätte; Oberriexingen: Georgskirche;

„Nagold“

Bietigheim-Bissingen: Städtische Galerie, Stadtmuseum, Rathaus, Enzviadukt

Nagold/Ens 3/17

205 km

Tourencharakter Luxus Familie Fitness Abenteuer

Streckenführung Kultur Natur Wegqualität Wegweisung RADtouren 3 | 17

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Radreise

Karlsdorf

Bruchsal

Nagold- & Enztalradweg

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Brackenheim

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Forst

Neckarwestheim Kirchheim

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RADtouren 3 | 17

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NagoldTalsperre

Baiersbronn

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Haiterbach

Rottenburg

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Sehenswert Sakralbau Burg/Schloss T bingen Bahnstation Parkplatz Gastronomie Camping bernachtung Park/Anlage M Museum Architektur

10 km


NAgold- und Enztal

Beide Radwege sind gut ausgebaut und schön ruhig.

Altensteig zieht sich vom Ufer der Nagold die Hänge hinauf.

Hintergrund: Shutterstock/Roobcio

Die Felsengärten Mühlhausen nutzt man auch für den Weinanbau.

samkeit an. Dann das Kloster! Seine gelbrote Buntsandsteinfassade leuchtet im Licht der Abendsonne. Die am besten erhaltene mittelalterliche Klosteranlage nördlich der Alpen strahlt eine himmlische Harmonie aus. Ich komme zur Ruhe, studiere das Gemäuer. Klosterkirche, Kreuzgang, Paradies, Brunnenhaus: Maulbronn ist ein Juwel und seit 1993 zu recht UNESCO-Weltkulturerbe. Immer wieder sehe ich Jugendliche über den Platz laufen. Sie verschwinden in einem Wendelgang.

Berühmte Söhne der Stadt Im Jahr 1556 richtete man hier in der Abtei eine evangelische Klosterschule ein. Die berühmtesten Schüler waren der spätere Astronom Johannes Kepler, der Dichter Friedrich Hölderlin und Hermann Hesse.

Nun setzt der Enztal-Radweg zum Finale an. Immerzu leicht bergab. Die Beine treten wie von alleine. Vor dem Lenker wechseln sich Auwälder mit sanft gewellten Streuobstwiesen ab. Unterwegs laden Dörfer und heimelige Altstädte zur Rast ein. Lohnende Ziele zum Anschauen gibt es genug: Die Ruine Löffelstelz etwa, oder das Naturschutzgebiet Felsengärten Mühlhausen. Kurz bevor die Enz in den Neckar mündet, hat sie sich in die Muschelkalkschichten eingeschnitten. Die Reben von Lemberger, Riesling und Spätburgunder lieben diesen Boden. In den Terrassen kleben die Weinstöcke an den steil abbrechenden Hängen. Ich halte an, hole meine Brotzeit aus der Packtasche und setze mich auf eine Bank. Mauereidechsen huschen über die von der Sonne aufgewärmten Steine. Das idyllische Bild zerreißt von

einem Moment auf den anderen. Neben mir stoppt ein Auto. Ein älterer Herr kurbelt das Fenster herunter: „Hier können Sie nicht bleiben“, ermahnt er mich. „Gleich wird der Weinberg gespritzt“, sagt er und düst weiter. Ich strample wieder los. Minuten später knattert ein Hubschrauber im Tiefflug über den Weinberg, versprüht seine giftige Fracht.

Naturschutz vs. Wirtschaft In Deutschland hört der Naturschutz leider oft da auf, wo er auf wirtschaftliche Interessen trifft. Nach wenigen Kilometern ist die Reise zu Ende. Vor den Toren Besigheims geht ein letzter Blick flussaufwärts, Richtung Schwarzwald. Von dort kamen sie herab, denke ich: die Flößer. Es muss eine mühsame, ja gefährliche Arbeit gewesen sein. Wie entspannt war dagegen meine Radtour. RADtouren 3 | 17

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Radreise

Mit dem Fatbike an den Strand

Dick und klug

Auf dem Weg zur Weißen Düne auf Norderney fühlt sich das Fatbike wie zuhause.

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RADtouren 3 | 17


Ruhrgebiet – Norderney

1 RADtouren 3 | 17

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Test

Auch bei Nacht und Nebel sehr gut einsetzbar: GPS-Geräte.

Test: 4 aktuelle GPS-Geräte für die Radtour

Digitale Reiseleiter Was ist das beste Navi für die Radreise? Vier aktuelle GPS-Geräte mussten auf Touren im In- und Ausland ihre Führungsqualitäten unter Beweis stellen.

Text & Fotos: Thomas Froitzheim

F

ür diesen Test wählten wir vier aktuelle GPS-Geräte aus: Teasi One 3 Xtend, Falk Tiger Blu, Garmin eTrex Touch 35 und Garmin Oregon 750t. Schon klar, im Grunde vergleichen wir hier Äpfel mit Birnen, denn eigentlich spielt das Teasi als Freizeit-Navi in einer ganz anderen Geräteliga als die Premiumversion der neuen Oregon-Serie mit Kamera und WLAN. Aufgrund vieler Gespräche mit Nutzern haben wir uns aber genau für diese Geräte entschieden, denn sie repräsentieren einerseits einige prägende Tendenzen auf dem aktuellen deutschen Markt, und andererseits wollen wir auch beispielhaft aufführen, welche Ausstat-

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RADtouren 3 | 17

tungen für eine Radreise in Europa wirklich nützlich sind – und welche nicht. Natürlich könnte man auch ein Smartphone zur Navigation nutzen, doch erstens erweisen sich GPS-Geräte bei längeren und härteren Reisen als deutlich robuster und besser ablesbar, und zweites wäre für die Smartphone-Navigation mit der Vielfalt an Geräten, Betriebssystemen und Apps ein separater Test erforderlich.

Ausstattung: alles dabei Erfreulich: Im Vergleich zu den Vorjahren hat die Ausstattung an kostenlosen, vorinstallierten Karten inzwischen deutlich zugenommen. Bei den Garmins und beim Teasi

waren fast alle europäischen Länder vorinstalliert, beim Falk fehlen noch einige (insbesondere osteuropäische) Staaten. Ebenfalls erfreulich: Die Länderkarten können kostenlos aktualisiert werden (beim Falk als Basiskarte). Bei allen Geräten ist ein elektronischer Kompass an Bord, das ermöglicht eine recht stabile Richtungsanzeige aus dem Stand heraus. Der barometrische Höhenmesser sorgte für geringe Schwankungen bei den geleisteten Höhenmetern. Über Funkstandards wie Bluetooth oder ANT+ lassen sich Herzfrequenz- und Geschwindigkeitssensoren koppeln – was aber für eine Radtour in der Regel weniger wichtig ist.


GPS-Geräte

Einfache Bedienung ist Trumpf – hier sind die TouchscreenGeräte den Tastengeräten (die wir hier nicht getestet haben) überlegen.

Kartenqualität: alle Wege drin Alle Hersteller setzen inzwischen auf OpenStreetMap als Ausgangsmaterial für ihre Kartendaten. Nur bei den Premiumkarten (also bei der Topo Deutschland von Garmin bzw. der Premiumkarte von Falk) werden amtliche Daten und zusätzliche Quellen wie ADFC-Radrouten oder Wanderwege des Deutschen Wanderverbands genutzt. Die von uns getesteten Karten beruhen sämtlich auf OpenStreetMap und zeigen sowohl im In- als auch im Ausland eine sehr hohe Wegedichte und -präzision. Somit ist eine Orientierung unterwegs bei allen Geräten problemlos möglich. Beim Kartenbild hingegen setzen die professionellen Karten wie die Topo Deutschland von Garmin mit ihrem farblich ausgewogenen und übersichtlichen Kartenbild nach wie vor Maßstäbe.

Routing bleibt zweite Wahl Die große Hoffnung, dass Fahrradnavis inzwischen genauso zufriedenstellend Strecken berechnen wie ein Kfz-Navi, wurde leider auch durch diesen Test enttäuscht. Denn keines der Geräte ermittelte bei den Streckenberechnungen von A nach B wirklich optimale Streckenvorschläge. Die Ergebnisse waren mal akzeptable, mal aber auch katas-

trophal schlechte Wegevorschläge, teils mit großen Umwegen, teils entlang von Hauptstraßen, teils mit ungewünschten Oberflächen. Und da halfen auch die verschiedenen Routingeinstellungen in den Geräten nicht wirklich weiter. Unser Fazit: Auf kurze Distanzen bis etwa 3 km sind die Routingvorschläge meist brauchbar. Geht es aber schon um die Berechnung einer dreistündigen Tour, sollte man die Strecke tunlichst vorher am PC planen und diese auf das Gerät übertragen. Denn über Internet-Portale oder digitale Karten lassen sich Strecken wesentlich exakter planen und verfolgen als auf den kleinen Geräten. Und wer die Übertragung dieser geplanten Strecken als gpx-Dateien einmal beherrscht, kann sie schnell per Kabel auf das Gerät laden, starten und losfahren.

Adresssuche: im Ausland rar Viele Navi-Nutzer möchten gerne Ziele über deren Adressen eingeben, und genau hier zeigten sich die größten Differenzen unserer Testkandidaten. Beim teuersten Modell, dem Oregon 750 T mit Europakarte, war keine Adresseingabe möglich. Eigentlich etwas peinlich für ein Gerät der 600 Euro-Klasse. Überraschung: Der kleine Bruder eTrex Touch mit der gleichen Europakarte („Topo active Europa“) konnte dies. Allerdings nur in Deutschland und den Niederlanden. Garmin versicherte uns auf Anfrage, dass man an den anderen Ländern arbeite und diese Funktion auch beim Oregon ermöglichen werde. Der Falk Tiger BLU ermöglicht die Adresseingabe mit seiner Premiumkarte für Deutschland sehr einfach und intuitiv. Für die anderen europäischen Länder enthält er allerdings nur jeweils eine Basiskarte, und dabei gibt es leider keine Möglichkeit einer Adresseingabe. In der Summe funktioniert es am besten beim Teasi, das auch im Ausland Städ-

te, Straßen und Hausnummern anzeigt. Bei den Hausnummern allerdings sind auch in Deutschland starke Lücken zu erkennen. Das ist nach wie vor ein Manko der OpenStreetMap-Karten. Wer im Ausland unterwegs ist, sollte es auf jeden Fall auch einmal mit der Suche nach POIs versuchen. Hier lässt sich bei Teasi und den Garmins schnell eine Liste von Zielen zusammenstellen, um zum Beispiel eine Tour zu den Sehenswürdigkeiten einer Stadt durchführen zu können. Und gerade diese POIs wie „Schloss Schönbrunn“ oder „Westbahnhof“ haben in der Regel keine wirkliche Adresse. Das Schlusslicht bildet hierbei der Falk Tiger BLU – seine POIs und auch die Suche danach konnten uns nicht überzeugen.

Datentransfer Am sichersten ist es, fertige Touren vom PC aus als Track-Datei auf ein GPS-Gerät zu übertragen. Für viele Anfänger ist jedoch dieser Datentransfer eine ungewohnte Angelegenheit, die es zu üben gilt. Zwar stellen Garmin, Falk und Teasi dafür jeweils eine eigene Software zur Verfügung, aber noch einfacher geht es per Copy-and-Paste mit dem Windows-Explorer, wenn man das entsprechende Verzeichnis kennt. So gehört die gpx-Datei bei den Garmins in das „gpx“Verzeichnis, bei Falk heißt der Ordner „gpxImport“ und beim Teasi gehören die Daten in „Bikenav\Imported Trips“.

Einfach ist anders Einer der wichtigsten Kundenwünsche ist die Einfachheit der Bedienung, und gerade diesem Wunsch kommen alle Kandidaten nur bedingt nach. Geht es um die Navigation mit Tracks, sind insbesondere die Garmins nach etwas Eingewöhnung sehr leicht zu bedienen, sie brauchen gerade einmal vier Klicks, um eine Tour zu starten (Ziellupe – Tracks – (Trackname) – Los). Beim Falk findet sich RADtouren 3 | 17

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