Ein Imprint der GH Medienhaus Berlin GmbH Deutsche Ausgabe
Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit der Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Coverillustration: Carmen Segovia
Illustrationen im Buch: Gisela Goppel, Carmen Segovia, Andrea Ventura
Covergestaltung, Layout und Satz: Eva von Tsurikov
Lektorat: Shirin Faupel, Sebastian Schulin
Redaktion: Alicia Franze, Antonia Müller
Druck und Bindung: READ ME Printing House
ISBN: 978-3-9825423-3-1
Haftungsausschluss
Die Geschichten unterschiedlicher Protagonisten in diesem Buch sind fiktiv. Namen, Charaktere, Unternehmen, Ereignisse und Begebenheiten sind entweder der Fantasie der Autoren entsprungen oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen lebenden oder toten Personen oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig. Die Informationen in diesem Buch sollen hilfreiche Informationen zu den besprochenen Themen liefern. Der Autor bietet sie nicht als professionelle Beratung an und übernimmt keinerlei Haftung für die Richtigkeit oder Vollständigkeit des Inhalts.
Jede Kundin und jeder Kunde und jeder Fall ist anders, und die hierin enthaltenen Ratschläge und Strategien sind möglicherweise nicht für Ihre Situation geeignet.
Schritt für Schritt in ein erfülltes Leben
Möge dieses Buch Ihr Begleiter sein, der Sie zu weisen Entscheidungen für eine glückliche und erfüllte Zukunft führt.
Warum die Geldanlage ein wichtiger Schritt für ein erfülltes Leben ist
Warum Emotionen ein schlechter Ratgeber bei der Geldanlage sind KAPITEL_3
Wie sich Fehlentscheidungen bei der Geldanlage einfach vermeiden lassen
Wie Sie Ihre Zukunft selbst gestalten und Freude dabei haben
Fragen, um Ihre finazielle
Zunkunft klarer zu sehen
Warum niemand den Markt schlagen kann und wie Geldanlage dennoch gelingt
und
schlechte Risiken
bei der
Geldanlage
Wie wir für unsere eigene Lebensgeschichte finanzielles Glück gestalten
Auf einen Blick: 244 die wichtigsten Schritte auf dem Finanzparkett
Vor einiger Zeit hatte ich das Vergnügen, Joachim Llambi zu treffen.
Die meisten werden ihn vom Erfolgsformat „Let’s Dance“ kennen. Llambi, einstiger Profitänzer und Turnierrichter, ist in der Sendung der gestrenge Juror, der den Tänzerinnen und Tänzern recht unverblümt mitteilt, was alles schiefläuft. Klar, es ist Show, es ist Unterhaltung.
Was vermutlich nicht jeder weiß: Joachim Llambi hat als Börsenmakler gearbeitet, erst in Düsseldorf, später in Frankfurt. Er ist also jemand, der mit beiden Parketten vertraut ist, mit dem Börsen- und dem Tanzparkett. Einer, der weiß, was einen zu Fall bringt, sowohl da wie dort. Einer, der weiß, es braucht in beiden Sphären Disziplin und Erfahrung. Llambi glaubt, Tanz gebe den ehrlichsten Eindruck eines Menschen. Beim Tanzen könne sich der Mensch nicht verbergen, im Tanz zeige er sich. Tanzen bedeutet: in Bewegung kommen – und mit jedem Schritt besser und sicherer werden. Es braucht dabei allerdings jemanden, der führt, der auf die Hacken schaut, der die Schritte beherrscht – und der einem hilft, die Schwelle zu überschreiten. Die Schwelle von der Hemmung hin zum Vertrauen.
Was hält viele Menschen vom Tanzen ab? Vielleicht ist es Schüchternheit oder zu wenig Vertrauen in die eigene Bewegungsfähigkeit. Fehlt es schlichtweg an Mut, sich zu überwinden und den Schritt auf die Tanzfläche zu machen? Oder fehlt dieser eine Mensch, der einen führt, der hilft, die Hemmungen zu überwinden? So stehen viele am Rand der Tanzfläche und lassen die Feste des Lebens ungetanzt verstreichen.
Mir kommt das alles bekannt vor. Auch ich erlebe Menschen, die sich zu wenig zutrauen. Denen es an Selbstvertrauen auf dem
Finanzparkett fehlt. Die nicht wissen, wie sie anfangen sollen, wo sie anfangen sollen.
Mein Name ist Karl Matthäus Schmidt. Ich bin von Beruf Banker.
Eine Bank zu gründen, das klingt groß. Bei mir als Nachfahre einer Bankerdynastie kam es nicht unerwartet. Vielleicht habe ich nicht das Tanzen im Blut, aber das ursprüngliche, über Generationen hinweg überlieferte Selbstverständnis eines Bankiers schon. Nämlich dass die Aufgabe einer Bank darin besteht, Menschen zu unterstützen, deren Geld arbeiten zu lassen, damit sie es für Pläne und Investitionen nutzen können.
Das Verständnis für Geld wurde mir in die Wiege gelegt. Wie auch das Wissen darum, dass viele Versprechungen der Finanzwelt besser klingen, als sie sind.
„So werden Sie in einem Jahr reich!“ „100 sichere Tipps für Ihre Geldanlage!“ „Mit Methode XY endlich finanziell unabhängig!“
Oder, ganz simpel: „Die Millionärsformel“.
Diese Versprechungen lösen immer großes Unbehagen in mir aus. Das ist, als würde man einfach auf die Tanzfläche gestoßen, und einer sagt: „So, jetzt gewinn den ersten Preis beim Wettbewerb!“
Und wenn es danebengeht, wenn Sie über das Parkett stolpern, liegt es nicht an Ihrer Ratgeberin oder Ihrem Ratgeber, sondern an Ihnen. Sie haben die weisen Worte nicht verstanden. Weil die meisten dieser Finanzratgeber glauben, man müsse es einfach nur so machen wie sie (oder wie sie vorgeben, es gemacht zu haben). Dabei ist jede Kundin, jeder Kunde anders, jeder Weg zum Vermögen ist individuell.
Nur eines ist sicher: Wer Ihnen wirklich beim Aufbau eines Vermögens hilft, wird das selten mit großen Sprüchen garnieren – sondern mit dem Wissen, dass es nur behutsam geht, dass es Geduld braucht. Schritt für Schritt.
In Deutschland ist die Furcht vor der Geldanlage weitverbreitet. Finanzkrisen, Inflation, Kriege und eine Pandemie haben die Menschen gebeutelt und verunsichert. Das erfahren wir, meine Kolleginnen, Kollegen und ich, nahezu täglich. Wir hören Geschichten, wie wenig Vertrauen die Menschen in einen wirklich stabilen und nachhaltigen Vermögensaufbau haben und welche Scheu vor Aktien besteht. Ein besonderes Ärgernis: Viele vermeintlich seriöse Banken in Deutschland nutzen das ihnen entgegengebrachte Vertrauen dazu, ihren Kunden und Kundinnen wenig überzeugende und vor allem teure Anlagemodelle zu verkaufen. Es sind bedeutende Banken, die vorgeben, ein vertrauensvoller Tanzprofi zu sein – und dann ihrem Partner oder der Partnerin während der Performance auf die Füße treten.
Viele Menschen haben schmerzvolle Erfahrungen gemacht. Haben „Geld verloren“, „aufs falsche Pferd gesetzt“ oder sind in höchst riskante Anlagemodelle „reingequatscht“ worden. Solche Erlebnisse fördern nicht gerade das Vertrauen in die Finanzberatung. Dabei ist es beim Anlegen wie beim Tanzen: Sie können zwar irgendwie damit anfangen. Aber um es wirklich hinzukriegen (und sich auch gut dabei zu fühlen), brauchen Sie einen fähigen Tanzpartner, eine kompetente Partnerin.
Eine gute Beratung zu erkennen ist eigentlich recht einfach.
Gute Berater werden nicht vorspielen, mehr zu sein, als sie sind.
Gute Beraterinnen werden auf volltönende Versprechungen verzichten.
Und vor allem werden sie nicht vorgeben, in die Zukunft blicken zu können.
Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sich der DAX entwickelt. Keine meiner Kolleginnen, keiner meiner Kollegen kann das. Das kann tatsächlich niemand. Womit ich mich auskenne: seriöse Möglichkeiten, wie Ihr Vermögen auf wissenschaftlich fundierter Basis anwächst, wie
Geld glücklich macht, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Sicher ist: Mit einer klugen Geldanlage werden Sie das Glück für Ihr Geld begünstigen – und damit
es der Vielzahl an Krisen trotzt und wie Sie es schaffen, sich ein Leben nach Ihren Vorstellungen zu ermöglichen. Schritt für Schritt werde ich Ihnen den Weg zur klugen Geldanlage demonstrieren. Sie werden erfahren, wie es gelingt, Ängste abzulegen, Vertrauen aufzubauen und tatsächliche Werte zu schaffen.
Das Schöne ist: Beim Tanzen werden bekanntlich Endorphine ausgeschüttet, Glückshormone! Ob und wie viel Geld glücklich macht, darüber gehen die Meinungen auseinander. Sicher ist: Mit einer klugen Geldanlage werden Sie das Glück für Ihr Geld begünstigen – und damit auch Ihr eigenes.
Mit anderen Worten: Dieses Buch fordert Sie auf, Spaß bei der Geldanlage zu haben. So werden aus unsicheren Anfängern Kapitel für Kapitel versierte, selbstbewusste Akteure und Akteurinnen auf dem Finanzparkett. Also: Let’s Dance!
Viel Vergnügen Ihr
Karl Matthäus Schmidt
> DARF ICH BITTEN?
> Geldanlage < > Zukunftsangst <
> Banker <
WORUM GEHT’S?
Warum die Geldanlage ein wichtiger Schritt ist, um eine direkte Verbindung zur eigenen Zukunft herzustellen
IHRE RENDITE BEIM LESEN
Mit wem haben Sie es in diesem Buch zu tun?
Antwort auf Seite 21
Was haben Aktien mit Unternehmertum zu tun?
Antwort auf Seite 24
Wovon hängt ein Vermögen ab?
Antwort auf Seite 37
DIE ZUKUNFT KOMMT!
Das Gute an der Zukunft: Das Heute ist nicht alles, da kommt noch etwas. Und das kann überaus interessant und positiv sein.
Doch statt uns vorzustellen, wie diese Zukunft aussehen könnte, wie wir sie vielleicht sogar selbst gestalten könnten – neigen wir nicht eher dazu, im Status quo zu verharren? Am besten soll alles bleiben, wie es ist. So wie wir es kennen, wie wir es mögen, so wie es schon immer war.
Das gibt uns Sicherheit.
Nur, warum verhalten wir uns so? Warum neigen wir dazu, unkonkret zu werden, wenn es um unsere eigene Zukunft geht?
Was glauben wir denn? Dass die Zukunft doch nicht kommt? Sie kommt in jedem Fall!
Ich habe gelernt, je konkreter man sich mit seiner eigenen Zukunft beschäftigt, desto wertvoller wird sie. Wenn sich jemand ein klares Ziel vorgenommen hat, wird eine Zukunft plötzlich vorstellbar. Dann ist der Blick nach vorn ein rein konstruktiver.
Diese Erkenntnis geht auf eine lange Geschichte zurück.
Im Jahr 1828 sah die Zukunft zweigeteilt aus. Die Menschen widmeten sich vor allem dem familiären Glück. Es war die Hochzeit des Biedermeiers, die Zeit des deutschen Bürgertums. Tugenden wie Fleiß, Treue und Bescheidenheit wurden zu bürgerlichen Prinzipien
>> Geldmanagement und Geldanlage lassen sich erlernen –so einfach erlernen wie Tanzen.
Niemand ist darin unfähig oder fehl am Platz. Nötig ist einzig der Impuls, endlich anzufangen . <<
erhoben – und eine neue Häuslichkeit war die Norm. Man zog sich in die eigenen vier Wände zurück, blieb in der Familie. Die Ära des frühen 19. Jahrhunderts gilt als Keimzelle der deutschen Gemütlichkeit. Dass wir heute im Wohnzimmer Weihnachten feiern, mit Tannenbaum und Bescherung, dass wir uns gern in die eigenen vier Wände zurückziehen, geht auf jene Zeit zurück.
Zum anderen war das Biedermeier aber auch eine Zeit des Aufbruchs, eine Zeit der neuen Energien und der Mobilität. Die Erfindung der Dampfmaschine befeuerte eine nie da gewesene technische Entwicklung, das Industriezeitalter begann.
Im Nordosten Englands setzte sich die öffentliche Eisenbahn in Bewegung. Erstmals konnten Reisende schnell und mit Maschinenkraft ihr Ziel erreichen. Schon ein paar Jahre später wurde zwischen Nürnberg und Fürth die erste deutsche Bahnstrecke eingeweiht –die Lokomotive „Adler“ dampfte mit ihrem Zug durchs Frankenland. Und in dieser zweigleisigen Dekade gründete Christian Karl Matthäus Schmidt in Oberfranken im Jahr 1828 das „Karl Schmidt Bankgeschäft“, später SchmidtBank genannt. Damit stieg die Familie sozusagen über
Nacht zum Bürgertum auf, die Vorfahren waren noch Handwerker gewesen. Die SchmidtBank wurde eine Institution in Franken, eine der wichtigsten Privatbanken der Region. Als der Gründer starb, wurde die Bank in die Hände des nächsten Schmidt gelegt, der es an den nächsten Schmidt weitergab, und so weiter. Über Jahrzehnte hinweg entstand die verlässliche Tradition einer Bank, die Krieg und Krisen, Inflationen und Währungsreformen überdauerte.
In der langen Reihe der Schmidts stehe auch ich.
Ich bin der letzte Schmidt, der für die SchmidtBank tätig war.
Der letzte SchmidtBanker seit 1828. In gewisser Weise reicht meine Geschichte ins Biedermeier zurück, doch Nostalgie war nie mein Antrieb. Vielmehr hat mich schon immer das motiviert, was kommen wird – und wie die Zukunft der Banken aussehen kann.
Die SchmidtBank gibt es nicht mehr. Anfang des 21. Jahrhunderts hatte sie keine Zukunft. Sie war durch Kreditgeschäfte in Bayern und östlichen Bundesländern in Schieflage geraten. Eine Rettung gab es nicht. Am Ende wurde sie von einem Konsortium aufgefangen, und ich, der einige Jahre zuvor meine „eigene Bank“, die heutige Consorsbank, gegründet hatte, wurde als letzter Schmidt vom Miteigentümer zu einem Manager.
Ich habe diese Zeit in keiner guten Erinnerung. Es wurde gelogen, getrickst und intrigiert. In Zeiten des Niedergangs werden bürgerliche Tugenden tatsächlich über Bord geworfen. Von einem Schmidt wollte sich ohnehin keiner mehr etwas sagen lassen. Gleichzeitig wurde für mich die Situation heikel, da ich persönlich haftender Gesellschafter der SchmidtBank war. Es ging auch um meine Existenz. Die Sache hätte mich komplett ruinieren können, finanziell wie menschlich.
Ich war gerade einmal Anfang dreißig, und die Zukunft sah düster aus. Spätestens da war es an der Zeit, nicht mehr an dem festzuhalten, was vermeintlich Sicherheit gab. Ich war nun gezwungen,
mir über meine Zukunft Gedanken zu machen. Es waren existenzielle
Fragen: Wie will ich leben, was will ich beruflich machen? Und merkwürdig: Je konkreter ich wurde, desto leichter fielen mir die Antworten. Es war der Anfang eines lebensentscheidenden Prozesses.
DIE VERBINDUNG ZUR EIGENEN ZUKUNFT
Oft sind es die schmerzvollen Erfahrungen – eine schwere Krankheit, ein Jobverlust, eine Scheidung –, die uns dazu bringen, eine emotionale Verbindung zu unserer Zukunft aufzubauen. Und dann fragen wir uns, warum wir das nicht schon viel früher getan haben. Warum wir nie tiefgehender darüber nachgedacht haben, welches Ziel wir anstreben. Warum können wir nicht ganz genau sagen, was uns antreibt, was uns wirklich motiviert – und uns durch das Leben trägt?
Eine Verbindung zur eigenen Zukunft nimmt uns die Angst vor dem Unbekannten. Die Angst vor der Zukunft, die Angst vor falschen Entscheidungen. Die Angst, etwas nicht mehr im Griff zu haben.
Angst ist generell keine gute Beraterin. Dominiert die Angst in Zukunftsfragen, schadet sie. Sie wird dann zum Ausdruck des Unwillens, uns mit Dingen zu beschäftigen, die über das Heute hinausgehen.
In jungen Jahren liegt das Leben offen vor uns, das wenigste verläuft nach einem Plan, oft entscheidet der Zufall. Berlin ist doch nicht die Stadt, in der man gern lebt. Die große Liebe führt ins ferne Ausland. Oder der Mann oder die Frau der Träume lebt in Hamburg, plötzlich liegt die Zukunft im Norden, nicht mehr in München.
Es kommen Kinder, die Unberechenbarkeit schlechthin – von einer Planbarkeit kann nun gar keine Rede sein. Bis die Stetigkeit ins Leben einzieht. Mit den Jahren festigt sich das Umfeld. Die Familie wächst, man bleibt an einem Ort, vielleicht hat man ein Haus, man geht dem Job nach, die Aufgaben sind gefunden, die Kinder gehen
zur Schule, machen den Schulabschluss. Das Leben nimmt stabile Konturen an. Doch zwei Fragen bleiben:
Was treibt mich an?
Was will ich in Zukunft machen?
Bei mir begann die Zukunft nach der SchmidtBank-Übernahme mit der Entscheidung, das etablierte Bankgewerbe hinter mir zu lassen. Ich folgte dem Wunsch, mich auf einem neuen Parkett zu bewähren. Ich habe mich als Unternehmensberater versucht und musste schnell feststellen, dass ich kein guter Berater für die Firmen war. Statt geduldig zu analysieren und Ratschläge zu geben, wollte ich Ideen umsetzen! Das führte nicht selten zu Konflikten mit den Auftraggebern. Dabei festigte sich jedoch meine Vision für die Zukunft: Ich wollte Menschen beraten, wie es gelingt, Geld klug anzulegen –wie sie in ihren Vermögensaufbau investieren. Ich wollte sie zu besseren Anlegerinnen und Anlegern machen. Das war und ist mein Antrieb. Das Bankgewerbe hat mich also wieder. Obwohl ich mich – trotz Herkunft, trotz eigener Bankgründung – nie als klassischen Banker gesehen habe. Damit konnte ich mich im Grunde nie identifizieren. Was ist eigentlich ein klassischer Banker? Wir haben da feste Vorstellungen, oder? Ehemals waren es ältere Herren in maximal gestärktem Hemd, die herablassend von „Peanuts“ sprachen und damit zweistellige Millionensummen meinten. Später gab es die etwas Jovialeren mit einem gewissen Charme, die in den Medien vorzeigbar waren und gern in Talkshows saßen, häufig mit Schweizer Akzent. Dann kamen schließlich jene, die sich im Auftritt an Apple-Gründer Steve Jobs orientierten, mit Rollkragenpulli und dem visionären Gehabe eines Tekkies. Sie sahen sich weniger als schnöde Bankiers, eher als Enabler, als Möglichmacher und Teil einer neuen, digitalen Kultur.
Alle eint jedoch, dass sie – ganz gleich, wie sie auftraten – nicht selten das Geld ihrer Kunden und Kundinnen durchbrachten.
DER ETWAS ANDERE BANKER
Bin ich ein richtiger Banker? Natürlich. Ich bin mit dem Thema Geld aufgewachsen. Ich bin in eine Bankerdynastie hineingeboren, in der der Vater, der Großvater und weitere Ahnen eine Bank geleitet hatten, die auch noch den eigenen Namen trug. Ich habe schon als 13-Jähriger 140 Mark zusammengespart und in BASF-Aktien investiert. An der Universität war ich im Börsenverein. In den 1990ern habe ich an der Börse gezockt. Und nicht zuletzt: habe ich zwei Banken und eine Plattform für digitale Geldanlage gegründet. Ich muss ein Banker sein.
Ja, ich bin ein Banker, aber in meinem Selbstverständnis sehe ich mich mehr als Unternehmer – habe ich mich schon immer als Unternehmer gesehen. Dafür gibt es einen Grund: Bei der Bank geht es um Zahlen. Um Prozente, Ergebnisse, Daten, Fakten. Alles sehr nüchtern, sachlich. Tatsächlich war ich dem Thema Geldgeschäfte aber schon früh fast gefühlsbestimmt verbunden, habe gespürt, wie sehr es in diesem Gewerbe auf Beziehung und Vertrauen ankommt.
Einem reinen Zahlenmenschen dürfte es reichen, wenn die Zahlen stimmen. Doch mit dem Kauf der ersten BASF-Aktien begann für mich etwas anderes. Ich war 13 Jahre alt, und mir gehörte ein Teil von BASF. Wenn die Firma BASF erfolgreich war, war das gut für mich. Das habe ich früh kapiert. Im Grunde war es wie die Unterstützung bei einem Fußballspiel: Hoffentlich geben sie ihr Bestes! Hoffentlich gewinnen sie! Denn dann gewinne ich auch.
Ich war Teil von etwas.
Das mag ein kindliches Verständnis von Aktienanlage sein. Doch darum geht es: Man profitiert von gutem Unternehmertum. Man macht geschäftsmäßiges Handeln möglich – und wenn die Firma gut agiert, gehört man zu den Gewinnern. Aktien sind das Fundament.
Wenn wir Geld in Aktien investieren, dient das auch dem Unternehmertum eines Landes. Mit neuem, an der Börse aufgenommenem Kapital lassen sich Großprojekte verwirklichen, oder es kann gezielt in Forschung investiert werden. Und ganz nebenbei sind Aktien auch der beste Baustein für eine nachhaltige Altersvorsorge.
Ich ahne, welche Gedanken Ihnen in den Kopf schießen, und ich klammere nichts aus: Nach einigen Eklats und Finanzkrisen ist die ohnehin nie euphorische Stimmung hierzulande abgekühlt. Gab es in den vergangenen 30 Jahren ein Zwischenhoch – wir erinnern uns: die T-Aktie, der Neue Markt –, haben die generelle Skepsis und der Absturz von einstigen „Börsenlieblingen“ wie Wirecard dafür gesorgt, dass wir die Aktienanlage nicht als die Chance betrachten, die sie ist. Das bedauere ich seit Jahrzehnten, und es geht mir darum, diese Skepsis zu heilen. Schon damals in der Bundeswehrkaserne ging es mir darum.
Die Atmosphäre in der fränkischen Kaserne Anfang der 1990erJahre war wenig gepflegt, eher ruppig. Die verbindenden Interessen der Wehrpflichtigen und Soldaten lagen bei Fußball, Frauen und Alkohol, nicht bei Bankgeschäften, Geldanlagen oder volatilen Aktien. Mein Freund Joe (der spätere Quirin-Mitgründer, mein heutiger Vorstandskollege Johannes Eismann) und ich machten uns daher keine Freunde, wenn wir die freie Zeit nutzten, um im Aufenthaltsraum Sat.1 einzuschalten.
„Was guckt ihr da?“
„‚Telebörse‘.“
„Bitte, was!?“
Die „Telebörse“ war eine der ersten rein auf Anleger und Anlegerinnen zugeschnittenen Sendungen im deutschen Fernsehen. Ein Novum.
Joe und ich waren richtige Fans.
Später hockten wir auf unseren Stockbetten und philosophierten über erfolgreiche Aktien wie die anderen, von denen wir schräg angeschaut wurden, über Fußball. Wehrpflichtige, die sich mit Bullen, Bären, Hausse – mit bitte was? – beschäftigen, waren in der Welt des Militärs nicht hoch angesehen. Wir waren die Bankbubis. Die Schnösel. Auch die Ranghöheren teilten unsere Vorlieben nicht. Sie ließen uns regelmäßig Extrarunden laufen. Für sie hatten wir den Kopf in den Wolken und mussten auf den Boden der Tatsachen kommen. Aktienhandel hatte nichts mit ihrem Leben zu tun. Das war für die meisten ein Paralleluniversum.
Damals war Deutschland ein bisschen anders. Die Rente war „sicher“. Das Land war wirtschaftlich stabil, die sogenannte Deutschland AG hatte alles fest im Griff. Auch nach dem Mauerfall änderte sich zunächst wenig. Vielmehr ergaben sich durch die Wiedervereinigung im Jahr 1990 neue Märkte und Chancen. Und bei den Menschen
selbst herrschte die für Deutschland fast schon typische Vollkaskomentalität: Alles ist geregelt.
In der Firma blieb man 30 Jahre lang, die Bahn fuhr pünktlich, die Post kam an. Alles war sicher. Das Herz des Landes war die Autoindustrie, und obendrein machte uns Franz Beckenbauer als Trainer 1990 zum Fußballweltmeister. Alles schien bestens. Der Weg in die Zukunft lag breit und frisch geteert vor uns. Auch für mich.
In Nürnberg studierte ich BWL und hatte das große Glück, dass Professor Wolfgang Gerke dorthin gewechselt war, einer der prägenden Börsenexperten der damaligen Zeit. Bei ihm konnte ich vertiefen, was in der „Telebörse“ nur angerissen wurde. Es faszinierte mich jeden Tag mehr. Und wie schon bei der Bundeswehr nutzte ich auch an der Universität meine freie Zeit, um Börse zu lernen. Ich wurde Mitglied in einem studentischen Börsenclub, dem Börsenfreunde Wiso Nürnberg e. V. Einmal in der Woche sprachen wir über Anlagen und Entwicklungen, zum Teil gab es hitzige Diskussionen. Ein Traum! Je besser ich Bescheid wusste, desto deutlicher kristallisierte sich eine Berufsperspektive heraus: die Börse. Auch ich wollte mich auf diesem magischen Parkett bewegen. Nur wie genau, das wusste ich noch nicht. In jedem Fall nicht so wie einer dieser berüchtigten Händler, die später in dem Film „The Wolf of Wall Street“ absolut treffend charakterisiert wurden.
Diese Wall-Street-Typen gab es ja wirklich, auch in Deutschland. Sie verhielten sich fast maßstabsgetreu wie die Figuren in Martin Scorseses Film. Es waren genau diese von sich selbst berauschten Börsenhändler, die sich dreist alles nahmen. Die eine Zigarette nach der anderen qualmten und, den Telefonhörer zwischen Kopf und Schulter geklemmt, massiv auf die Kundinnen und Kunden einredeten. Die exzessiv feierten, wenn eine Aktie durch die Decke schoss. Die in ihren PS-starken Autos auf der Mainzer Landstraße in Frankfurt
>> Schmerzvolle
Erfahrungen können uns
dazu bringen, eine emotionale Verbindung
zu unserer Zukunft aufzubauen. Und dann fragen wir uns, warum wir das nicht schon viel früher getan haben. <<
das Gas durchdrückten, Ihnen ungefragt in irgendeiner Bar einen Zettel mit dem „todsicheren Tipp“ in die Hand drückten. Die sich für die Krone der Schöpfung hielten – und jeden Tag reicher wurden.
Für mich ist eine Bank eine Begleiterin im Leben. Ein Ort, an dem man gemeinsam etwas aufbaut, sich aufeinander verlassen, einander vertrauen kann. Das ist für mich eine gute Bank. Und darin zeigt sich der unternehmerische Ansatz. Ich als Unternehmer habe nichts davon, nur meine eigenen Interessen zu verfolgen – wie es viele Banker tun. Man muss den Menschen helfen, das Spiel zu durchschauen, und ihnen klarmachen, dass provisionsbasierter Verkauf eben provisionsbasierter Verkauf ist – von dem letztendlich nur die Bank profitiert.
Heute könnte sich, selbst bei der Anlageberatung, niemand mehr so gerieren wie die Banker in den Achtziger- und Neunzigerjahren. Heute dominieren Mathematikerinnen und Informatiker den Börsenhandel, es herrscht fast eine Nerd-Stimmung, sehr nüchtern, sehr abwägend, sehr zahlenbasiert. Was aber viele Banken nicht davon abhält, ihre provisionsgetriebene Beratung weiter zu praktizieren. Die 1990er-Jahre waren ohnehin die Zeit des überbordenden Finanzwesens. Sie mündete wie so vieles im New-Economy-Boom. Die Jahrtausendwende war die Zeit der ersten Digitalunternehmen und Tech-Start-ups, deren Gründer wie Rockstars gefeiert wurden.
Ich erinnere mich an eine Veranstaltung in Frankfurt, da standen die Menschen in einer fast hundert Meter langen Schlange, um ein Autogramm (ja, ein Autogramm) von Paulus Neef, dem Pixelpark-Gründer, zu erhalten. Pixelpark wurde mit vier Milliarden Mark bewertet, um danach ziemlich rasch und heftig abzustürzen.
Und als die Haffa-Brüder Thomas und Florian, die beiden Gründer des Medienunternehmens EM.TV, bei dieser Veranstaltung auftraten, war eine Stimmung im Saal, als wäre der Heiland – nein, als wären zwei Heilande gleichzeitig erschienen. Sie waren die absoluten Superstars.
Die Sparkasse in Haffas Wohnort, dem bayerischen Pfaffenhofen, organisierte damals Busfahrten, damit Fans ihre Idole mal aus der Nähe sehen konnten. Später, nach Milliardenverlusten von EM.TV, mussten sich die Brüder unter anderem wegen zahlreicher Schadensersatzklagen von Anlegerinnen und Anlegern vor Gericht verantworten. Das war wahres Glücksrittertum zur Jahrtausendwende.
Übrigens sind viele der „todsicheren Tipps“ heute kaum noch etwas wert. Nach dem Börsencrash platzten reihenweise Luftschlösser. Das unendliche Wachstum entpuppte sich als extrem endlich. Und wieder verloren die Menschen wegen einiger Luftnummern das Vertrauen in die Geldanlage an der Börse.
>> Angst ist generell keine gute Beraterin. Dominiert die Angst in Zukunftsfragen, schadet sie. Sie wird dann zum Ausdruck unseres eigenen Unwillens, sich mit Dingen zu beschäftigen, die über das Heute hinausreichen. <<
DIE DREI GRÖSSTEN SORGEN
DER DEUTSCHEN*
65 % Lebenshaltungskosten
60 % Wohnraum
57 % Steuererhöhungen und Leistungskürzungen
Was löst der Gedanke an die Geldanlage bei Ihnen aus?
Freiheit, Glück, Möglichkeiten oder
Angst, Sorge, Verluste?
* Nach einer Befragung der R+V Versicherung vom Oktober 2023
INA NORGMANN (65)
DIE AHNUNGSLOSE
DER WEG VON INA NORGMANN
LEBENSSITUATION : verwitwet, zwei erwachsene Kinder
VERMÖGEN: 350.000 Euro auf Festgeldkonten
EINKÜNFTE: 60 % der Pension ihres Mannes = knapp 2.400 Euro
WUNSCH: finanzielle Sicherheit für sich und die Erbinnen
Nach 40 Jahren Ehe sehen die 65-jährige Ina Norgmann und ihr fünf Jahre älterer Mann der Pension entgegen. Endlich den Wert des Alters genießen. Sie wollen es sich gut gehen lassen. Stattdessen zeigt sich das Leben von der harten Seite: Herr Norgmann erleidet einen Schlaganfall, kurz darauf wird Altersparkinson bei ihm diagnostiziert – mit einem Mal findet sich Ina Norgmann am höhenverstellbaren Einzelbett ihres Mannes wieder. Langsam führt sie den Suppenlöffel an seine zittrigen Lippen, er schaut sie traurig an. So hatten sie das nicht geplant. Pflegegrad 5.
Zum ersten Mal in ihrem Leben muss sich Frau Norgmann mit Finanzen beschäftigen. Es widerstrebt ihr zutiefst. Genauso wie Unterstützung bei der häuslichen Pflege anzunehmen. Auch wenn genügend Geld da ist, pflegt sie Herrn Norgmann weitgehend allein. Sie empfindet das als angemessen nach seinem jahrzehntelangen Arbeitseifer im Einsatz für Wohlstand und Familie.
Geld gehört also nicht direkt zu ihren Sorgen – darum kümmern muss sie sich trotzdem.
Kurz vor seinem Schlaganfall hatte ihr Mann immer von Anlagelösungen gesprochen, deren er sich, wenn er endlich die Zeit dazu habe, dringend annehmen müsse. Sobald sich sein Zustand also stabilisiert, wird er am besten selbst entscheiden, was mit dem bürgerlichen Vermögen geschehen soll. Und sie wird seiner Anleitung folgen, sich kümmern, so wie es immer war. Frau Norgmann findet darin ihre normale Ordnung.
Es vergeht kaum die nächste Jahreszeit, da erhält ihr Mann die tödliche Krebsdiagnose.
Nach der Beerdigung fühlt sich Ina Norgmann leer, erschöpft. Alles im Leben erscheint ihr aussichtslos und trübe.
Fern ist ihr der Gedanke, sich in einer Bank beraten zu lassen. Erst als ihre ältere Tochter, die gerade eine konfliktreiche Scheidung hinter sich hat, und dann auch die jüngere, die sich beruflich neu finden
möchte, sie unnachgiebig dazu drängen, sich endlich mit den Familienkonten auseinanderzusetzen, unterdrückt sie die Gefühle von Trauer, Furcht und Selbstzweifel. Irgendeinen Sinn muss sie im Leben doch noch verfolgen.
Auf Empfehlung des pensionierten Direktors der größten örtlichen Bankfiliale lässt sie sich an einen jungen Berater vermitteln. Überrascht und erleichtert, wie höflich, zuvorkommend, ja mitfühlend der junge Mann ihr doch begegnet, gefallen ihr auch die freundlichen Antworten. Eben hat sie noch etwas nervös und verlegen in ihrem Kaffee gerührt, nun traut sie sich zu sprechen. Ihre einzige Anforderung: wegen der beiden Töchter auf ein hohes Maß an Sicherheit zu setzen.
„Ja, natürlich. Das ist kein Problem“, erwidert der Banker prompt.
Wenn Frau Norgmann seinen nachfolgenden Worten inhaltlich auch nur schwer folgen kann, machen seine Leistungen einen guten Eindruck auf sie. Und er gibt sich ja wirklich Mühe, verständlich zu sein. Er erklärt die Dinge mehrfach, beleuchtet sie von der einen und der anderen Seite, bis Frau Norgmann ihm zustimmend auf den Arm klopft – ihre Ahnungslosigkeit ist ihr insgeheim schon richtig unangenehm –, als hätte sie alles verstanden. Und „äußerst attraktive Renditechancen“ klingt vernünftig. „Dann machen wir es so, wie Sie es sagen.“
Der Berater lächelt breit. „Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, Frau Norgmann, ganz im Sinne Ihres verstorbenen Mannes – und natürlich auch der zwei Töchter.“
Einigermaßen beruhigt, endlich eine Lösung gefunden zu haben, denkt Frau Norgmann auf dem Nachhauseweg kurz über den Termin nach. Wie hoch war noch mal die jährliche Rendite? Die Provisionen hat sie kaum wahrgenommen. Aber eine so bodenständige und freundliche Bank würde eine anständige Witwe doch niemals um ihr Geld bringen, oder?
MENSCHEN ZU BESSEREN ANLEGERN MACHEN
Zu jener Zeit war ich bereits Chef einer Bank. 1994, während des Studiums, ging es mir darum, Menschen einen leicht zugänglichen Börsenhandel zu ermöglichen. Ein Ansatz, aus dem später die Consorsbank wurde. Die erste Bank war ein spannendes Abenteuer in der ersten Phase des Internet-Zeitalters und entsprang einem unternehmerischen Gedanken: Was fehlt? Wo ist eine Lücke, die geschlossen werden muss? Ausgehend eben nicht vom Denken eines Bankers, der die gängigen Disziplinen des Bankgeschäfts anbietet, bestenfalls vielleicht modifiziert. Es brauchte in der damaligen Zeit keine weitere Bank mit dem, was Banken schon immer geboten haben. Sondern –neu – einen Discountbroker.
Ein niederschwelliges Angebot für Anleger und Anlegerinnen, ein von vornherein auf Onlinebedingungen angelegtes Geschäft.
Bei der Namensgebung zahlte sich endlich das Latinum aus: Wenn etwas gleich beteiligt ist, wenn Menschen Teilhaberschaft erlangen, spricht man im Lateinischen von consors. Und weil mir dieser demokratische Ansatz sehr zusagte, weil ich dem Börsenhandel die Abgehobenheit nehmen wollte, entschied ich mich für den Begriff „gleiche Teilhabe“ im Namen. Ein Discountbroker, der die Schwelle zum Aktienhandel absenkt, weg von dieser fernen, bisweilen bizarren Finanzwelt, die nach ihren eigenen Gesetzen lebt. Weil es mein Antrieb war, möglichst viele Menschen zu Anlegern und Anlegerinnen zu machen. Das war der Grundgedanke, dem ich mich seitdem verpflichtet fühle: den Menschen in Deutschland einen leichten Zugang zu Aktien ermöglichen – ihnen die Angst vor Aktien nehmen und sie davor bewahren, sich in falschen Sicherheiten zu wähnen.
Mir ist wichtig, dass Menschen erkennen, dass Geldanlage ein Schritt ist, um mit der eigenen Zukunft die Verbindung aufzunehmen.
Und wenn ich so etwas wie eine Mission formulieren müsste, dann wäre es der Satz: „Nutze die Kraft der Börse, lass dein Geld arbeiten.“
Es ist so einfach. Es ist so effektiv. Und man braucht nur ein Minimum an Finanzwissen, um wirklich sinnvoll investieren zu können.
Geldmanagement und Geldanlage lassen sich erlernen – so einfach erlernen wie Tanzen. Niemand ist darin unfähig oder fehl am Platz. Nötig ist einzig der Impuls, endlich anzufangen.
Sicher ist: Das Gehalt wird einen nicht reich machen. Zumindest wenn es sich im normalen Rahmen bewegt. Vermögen hängt nicht davon ab, wie hoch der monatliche Verdienst ist. Vermögen hängt davon ab, ob klug investiert wird oder nicht – ob das Geld für einen arbeitet oder eben nicht. Es könnte so einfach sein, würden Anlegerinnen und Anleger nicht immer wieder den einen grundlegenden Fehler machen.
Es mag paradox klingen, aber je aktiver ein Kunde gehandelt hat, desto schlechter war das Ergebnis. Das waren unsere Erfahrungen bei Consors. Von den aktivsten Kundinnen und Kunden mit mehreren Tausend Trades im Jahr haben nur die wenigsten Geld verdient, die meisten von ihnen haben Geld verloren. Was für eine Erkenntnis! Nicht ein ständiges Kaufen und Verkaufen führt zum Ziel, sondern offenbar gezielte Zurückhaltung, die Passivität bei der Aktienanlage.
Was braucht es also, um aus Menschen gute Anleger und Anlegerinnen zu machen?
Die Erkenntnis, dass aktiv zu sein den Misserfolg für Anleger und Anlegerinnen begründet, war so etwas wie der gedankliche Vorläufer für die Quirin Privatbank. Jene Bank, mit der ich im Jahr 2006 neuen Schwung auf das Finanzparkett brachte – da wir mit ihr die Art der Finanzberatung in Deutschland gänzlich umkrempelten.
Als wir das Konzept der Quirin Privatbank vorstellten, befasste sich die Presse vor allem – mit meiner Kleidung. Ich war früher schon als „Turnschuhbanker“ bezeichnet worden. Und als wir mit der Quirin-Idee vor die Presse traten, machte sich ein Journalist darüber lustig, dass
ich „mit viel zu engem, wohl erstmals gebundenem Schlipsknoten“ die Strategie unserer neuen Bank erläuterte.
Doch weil sie so fasziniert auf meine Krawatte schauten, registrierten die Presseleute nicht, was wir damals vorhatten: eine erneute Disruption im Bankengewerbe.
Damals bei Consors war mir aufgefallen, dass gerade jene, die besonders häufig ihr Depot umschichteten, eine vergleichsweise schwache Rendite erwirtschafteten. Offenbar ließen sich manche eher von ihrer Gier leiten. Irgendwie musste man diese Menschen beraten und ihnen beibringen, die Füße still zu halten. Vermögensbildung hat doch etwas mit Investieren und nicht mit Zocken zu tun. Das hatten wir schon an der Uni in Nürnberg gelernt.
Doch welche Bank gab es da? Wenn mich meine Bekannten fragten, welche Bank ich für die Vermögensverwaltung empfehlen könne, war meine Antwort stets dieselbe: gar keine.
EINE PROVISIONSFREIE BANK
Also mussten Joe Eismann, der Unternehmer (und heutige Aufsichtsratschef) Holger Timm und ich selbst eine Bank aufbauen. 2006 nannte ich sie Quirin. Quirin, so hieß im dritten Jahrhundert vor Christus der Kriegsgott der Sabiner, eines Volks in der Nähe von Rom. Der Name leitet sich vom sabinischen Wort für Lanze oder Schwert ab. Für mich damals ein klasse Bild: der Kriegsgott als Begleiter, der für die Kundinnen und Kunden Partei ergreift.
Vor allem sah ich meinen Quirin als einen ehrlichen Kämpfer –einen, der auf Provisionen verzichtet und sich stattdessen direkt von der Kundin, dem Kunden bezahlen lässt, um unabhängig und von Interessenkonflikten befreit beraten zu können. Dieser Kämpfer Quirin ist heute im Logo symbolisiert durch einen Reiter mit Lanze.
Als wir mit Quirin starteten und ich meinem Ruf als Turnschuhbanker (kurzzeitig sogar mit Krawatte) gerecht werden musste, verlasen wir zunächst die „10 Gebote – die neuen Gesetze des Private Banking“.
Ein bisschen wollten wir damit auch die Erwartung in uns erfüllen. Ich hatte mich schon immer als den etwas anderen Banker gesehen. 1999, als wir mit Consors an die Börse gingen, hissten wir schwarze Flaggen halbmast und symbolisierten einen „Trauertag der Banken“. Wir hängten ein großes Plakat ins Frankfurter Bankenviertel: „Wir sind die Leute, vor denen Ihr Anlageberater immer gewarnt hat.“
Und bei der Quirin-Verkündigung blieb ich mir selbst treu. Wir sind anders. Anders, aber im Sinne der Kundschaft. Unser Slogan zum Start: „Deutschlands unbeliebteste Bank. Bei den Banken.“ Denn unser wichtigstes Anliegen ist: Wir berechnen keine Provision.
Das machen die anderen.
Eine komplett provisionsfreie Bank? Eine Bank, die, wie ein Steuerberater oder eine Rechtsanwältin, ausschließlich für ihre Kundinnen und Kunden arbeitet – und das nicht nur behauptet?
Ja, das war neu und passte exakt in die Zeit. Eine Bank, die mit guten Produkten zu einem fairen Preis berät, die ihrer Kundschaft fair und transparent zu mehr Vermögen verhilft. Damit schloss sich für mich ein Kreis von Consors zu Quirin. Consors war eine verbraucherorientierte Plattform, die erstmals die Aktienanlage im Internet ermöglichte – und damit die Geldanlage ein Stück weit demokratisierte. Quirin dient dem kundenorientierten Vermögensaufbau.
Sie sehen: Der Weg war nicht geradlinig, aber die Beschäftigung mit der Zukunft hat mir an verschiedenen Stellen geholfen, meinen Weg zu finden. Ich habe nie aufgehört zu tanzen.
Mein Tipp: Machen auch Sie sich konkrete Gedanken über Ihre Zukunft. Je konkreter, desto einfacher können Sie Ableitungen für Ihr Leben und auch Ihre Geldanlage treffen. Ich weiß, aller Anfang ist schwer, aber es lohnt sich.
Deshalb möchte ich Sie auffordern, die ersten Schritte Richtung Finanzparkett zu wagen.
FINANZIELLE UNABHÄNGIGKEIT
BEDEUTET FREIHEIT
Für 62 % der Deutschen ist finanzielle Unabhängigkeit ein elementarer Aspekt von Freiheit, knapp hinter den Grundrechten freie Meinungsäußerung (83 %) und Freiheit der Person (65 %).*
Wie wichtig ist Ihnen finanzielle Unabhängigkeit?
Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland wünscht sich einen Renteneintritt mit spätestens 60 Jahren.*
Gehören Sie dazu?
* Financial Freedom Report 2023
Großartig, Sie haben sich überwunden!
>
WEITER GEHT’S MIT SCHRITT 2 IN RICHTUNG
FINANZPARKETT <
Einfach umblättern. Stolpern ausgeschlossen.
MICH IN BEZUG
AUF GELD BESONDERS
GEPRÄGT? <
Weiter geht’s
> VERNÜNFTIG VORGEHEN <
Vermögensaufbau < > German
WORUM GEHT’S?
Warum Emotionen ein schlechter Ratgeber bei der Geldanlage sind und weshalb wir dringend eine bessere Finanzbildung brauchen
–35 MIN
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WENN DIE VERNUNFT AUSSETZT
Von den Menschen in den USA haben wir ein eindeutiges Bild: Sie sind emotional, pathetisch, extrovertiert. Wir kennen sie als extreme Gefühlsmenschen. Sie hissen die US-Flagge im Garten, ständig weinen sie vor Freude. Und wenn ihnen etwas gefällt, schreien sie: „Amazing!“
Uns Deutsche dagegen würden wir als eher sachlich, rational und durchdacht charakterisieren. Gefühlsregungen sind bei uns selten euphorisch. Und wenn uns etwas gefällt, flippen wir nicht aus, sondern sagen: „Nicht schlecht.“ Oder: „Ganz okay für den Preis.“
Während wir die „Amis“ im Überschwang wähnen, sind wir gefühlsmäßig heruntergedimmt – so zumindest die stereotype Auffassung.
Bei der Geldanlage stimmt genau das Gegenteil.
In den USA hat sich in Anlegerkreisen eine nüchterne und rationale Sicht durchgesetzt. Amerikanische Anleger und Anlegerinnen verlassen sich oft weder auf Prognosen noch auf Tipps, sondern analysieren meist vernunftgetrieben den Markt und investieren zielgerichtet. Geldanlage wird in den USA vom Kopf geleitet, weniger von der Intuition.
Das hat einen einfachen Grund: Die soziale Versorgung eines jeden Menschen ist dort seine Privatangelegenheit. Wovon man im Alter lebt, das ist meist Sache jedes und jeder Einzelnen. Ein Großteil der USBürgerinnen und -Bürger assoziiert mit Sozialstaat „Sozialismus“, private Sozialleistungen sollen nur marginal vom Staat getragen werden.
> VERNÜNFTIG VORGEHEN <
Alles andere wäre ein Eingriff in das Privatleben, eine Form der Entmündigung. Es hängt also viel davon ab, eigenständig erfolgreich Kapital zu generieren, das für eine gute Krankenversicherung, das teure Studium der Kinder oder ein sonniges Rentnerleben in Florida benötigt wird.
Fehltritte sind biografisch gesehen fatal. Das lässt die privaten Anleger und Anlegerinnen in den Vereinigten Staaten jedoch nicht gieriger oder unvernünftiger werden, sondern – was die Geldanlage anbelangt – vorsichtiger. Was nicht gleichbedeutend ist mit zurückhaltend.
Viele deutsche Anleger und Anlegerinnen – und ich habe einige erlebt – neigen dazu, sich von ihren Emotionen leiten zu lassen: dem Bauchgefühl, oft verbunden mit einem unrealistischen Verlangen. Vor allem neigen sie zu Extremen. Entweder sie sind komplett risikoavers, vertrauen dem Sparbuch und können sich generell nicht dazu aufraffen, sich mit Aktienanlage zu beschäftigen. Oder sie geben sich wirklich renditegetrieben, ich möchte fast schon sagen: gierig, und sind bereit, richtig zu „zocken“ und Risiken einzugehen, die sie besser nicht eingehen sollten. Der Wunsch nach mehr (mehr Vermögen!) steht dann über allem –und Bankberater haben ein leichtes Spiel. Ich habe oft beobachtet, wie rasch die Vernunft aussetzt, wenn eine vermeintliche Top-Rendite winkt, wenn der Traum vom großen Reichtum zum Greifen nahe scheint. Vor allem bei Menschen, von denen ich es nicht erwartet hätte. Menschen, die sonst sicherheitsbewusst sind, die ihr Leben risikolos gestalten, die sich in einem Angestelltenverhältnis befinden, feste Strukturen schätzen oder verbeamtet sind. Menschen, die generell Vorsicht walten lassen, zahlreiche Versicherungen abgeschlossen haben, im Supermarkt ihren Kassenzettel genau studieren, ob etwa ein paar Cent zu viel abgerechnet wurden, und immer den aktuellen Benzinpreis im Kopf haben. Ausgerechnet diese Menschen sind nicht selten diejenigen, die in Finanzfragen die größten Risiken eingehen. Sie stürmen aufs Tanzparkett, ohne einen einzigen Schritt zu beherrschen.
>> Wenn die Gier
nach mehr über allem steht, haben Bankberater ein leichtes Spiel.
Ich kenne einen Beamten, der sein ganzes Leben lang umsichtig und korrekt gehandelt hat. Der mit seiner Familie sparsam lebte, immer auf die Preise (vor allem die Sonderangebote!) achtete, mit hoher Disziplin und vielen Entbehrungen über Jahre hinweg das Eigenheim abbezahlte – um dann im Rentenalter sein Geld in ein bizarres Anlagemodell zu investieren und damit fast ein Drittel seines Vermögens zu verlieren. Jemand hatte ihm gesagt, er solle in Riesenräder investieren, ja genau: Riesenräder. Das sei irgendwie anschaulicher gewesen und weniger abstrakt als ein Indexfonds, meinte er. Er folgte dem Rat – und bereute es. Wie so viele es bereuen, einem „exklusiven Tipp“ gefolgt zu sein.
Vor einiger Zeit habe ich mich mit einer Rentnerin in Freiburg unterhalten. Aktien, sagte sie, seien „viel zu unsicher“. Sie berichtete mir, dass sie stattdessen in Kryptowährungen investiere und bei dieser kaum durchdachten, in der Regel rein impulsgesteuerten Vermögensanlage recht viel Geld verloren habe.
Das sind keine Einzelfälle.
Viele Menschen in Deutschland, häufig die vermeintlich sicherheitsbewussten, haben große Beträge bei der Geldanlage verloren, weil sie ihrem Bauch, der Gier oder einem Wunschgefühl gefolgt sind – und weil sie ungünstig beraten wurden.