Ein Imprint der GH Medienhaus Berlin GmbH Deutsche Ausgabe
Alle Rechte vorbehalten.
Das Werk darf – auch teilweise – nur mit der Genehmigung des Verlags wiedergegeben werden.
Coverillustration: Carmen Segovia
Illustrationen im Buch: Gisela Goppel, Carmen Segovia, Andrea Ventura
Covergestaltung, Layout und Satz: Eva von Tsurikov
Lektorat: Shirin Faupel, Sebastian Schulin
Redaktion: Alicia Franze, Antonia Müller
Druck und Bindung: READ ME Printing House
ISBN: 978-3-9825423-3-1
Haftungsausschluss
Die Geschichten unterschiedlicher Protagonisten in diesem Buch sind fiktiv. Namen, Charaktere, Unternehmen, Ereignisse und Begebenheiten sind entweder der Fantasie der Autoren entsprungen oder werden fiktiv verwendet. Jede Ähnlichkeit mit tatsächlichen lebenden oder toten Personen oder tatsächlichen Ereignissen ist rein zufällig. Die Informationen in diesem Buch sollen hilfreiche Informationen zu den besprochenen Themen liefern. Der Autor bietet sie nicht als professionelle Beratung an und übernimmt keinerlei Haftung für die Richtigkeit oder Vollständigkeit des Inhalts.
Jede Kundin und jeder Kunde und jeder Fall ist anders, und die hierin enthaltenen Ratschläge und Strategien sind möglicherweise nicht für Ihre Situation geeignet.
Schritt für Schritt in ein erfülltes Leben
Möge dieses Buch Ihr Begleiter sein, der Sie zu weisen Entscheidungen für eine glückliche und erfüllte Zukunft führt.
Warum die Geldanlage ein wichtiger Schritt für ein erfülltes Leben ist
Warum Emotionen ein schlechter Ratgeber bei der Geldanlage sind KAPITEL_3
Wie sich Fehlentscheidungen bei der Geldanlage einfach vermeiden lassen
Wie Sie Ihre Zukunft selbst gestalten und Freude dabei haben
Fragen, um Ihre finazielle
Zunkunft klarer zu sehen
Warum niemand den Markt schlagen kann und wie Geldanlage dennoch gelingt
und
schlechte Risiken
bei der
Geldanlage
Wie wir für unsere eigene Lebensgeschichte finanzielles Glück gestalten
Auf einen Blick: 244 die wichtigsten Schritte auf dem Finanzparkett
Vor einiger Zeit hatte ich das Vergnügen, Joachim Llambi zu treffen.
Die meisten werden ihn vom Erfolgsformat „Let’s Dance“ kennen. Llambi, einstiger Profitänzer und Turnierrichter, ist in der Sendung der gestrenge Juror, der den Tänzerinnen und Tänzern recht unverblümt mitteilt, was alles schiefläuft. Klar, es ist Show, es ist Unterhaltung.
Was vermutlich nicht jeder weiß: Joachim Llambi hat als Börsenmakler gearbeitet, erst in Düsseldorf, später in Frankfurt. Er ist also jemand, der mit beiden Parketten vertraut ist, mit dem Börsen- und dem Tanzparkett. Einer, der weiß, was einen zu Fall bringt, sowohl da wie dort. Einer, der weiß, es braucht in beiden Sphären Disziplin und Erfahrung. Llambi glaubt, Tanz gebe den ehrlichsten Eindruck eines Menschen. Beim Tanzen könne sich der Mensch nicht verbergen, im Tanz zeige er sich. Tanzen bedeutet: in Bewegung kommen – und mit jedem Schritt besser und sicherer werden. Es braucht dabei allerdings jemanden, der führt, der auf die Hacken schaut, der die Schritte beherrscht – und der einem hilft, die Schwelle zu überschreiten. Die Schwelle von der Hemmung hin zum Vertrauen.
Was hält viele Menschen vom Tanzen ab? Vielleicht ist es Schüchternheit oder zu wenig Vertrauen in die eigene Bewegungsfähigkeit. Fehlt es schlichtweg an Mut, sich zu überwinden und den Schritt auf die Tanzfläche zu machen? Oder fehlt dieser eine Mensch, der einen führt, der hilft, die Hemmungen zu überwinden? So stehen viele am Rand der Tanzfläche und lassen die Feste des Lebens ungetanzt verstreichen.
Mir kommt das alles bekannt vor. Auch ich erlebe Menschen, die sich zu wenig zutrauen. Denen es an Selbstvertrauen auf dem
Finanzparkett fehlt. Die nicht wissen, wie sie anfangen sollen, wo sie anfangen sollen.
Mein Name ist Karl Matthäus Schmidt. Ich bin von Beruf Banker.
Eine Bank zu gründen, das klingt groß. Bei mir als Nachfahre einer Bankerdynastie kam es nicht unerwartet. Vielleicht habe ich nicht das Tanzen im Blut, aber das ursprüngliche, über Generationen hinweg überlieferte Selbstverständnis eines Bankiers schon. Nämlich dass die Aufgabe einer Bank darin besteht, Menschen zu unterstützen, deren Geld arbeiten zu lassen, damit sie es für Pläne und Investitionen nutzen können.
Das Verständnis für Geld wurde mir in die Wiege gelegt. Wie auch das Wissen darum, dass viele Versprechungen der Finanzwelt besser klingen, als sie sind.
„So werden Sie in einem Jahr reich!“ „100 sichere Tipps für Ihre Geldanlage!“ „Mit Methode XY endlich finanziell unabhängig!“
Oder, ganz simpel: „Die Millionärsformel“.
Diese Versprechungen lösen immer großes Unbehagen in mir aus. Das ist, als würde man einfach auf die Tanzfläche gestoßen, und einer sagt: „So, jetzt gewinn den ersten Preis beim Wettbewerb!“
Und wenn es danebengeht, wenn Sie über das Parkett stolpern, liegt es nicht an Ihrer Ratgeberin oder Ihrem Ratgeber, sondern an Ihnen. Sie haben die weisen Worte nicht verstanden. Weil die meisten dieser Finanzratgeber glauben, man müsse es einfach nur so machen wie sie (oder wie sie vorgeben, es gemacht zu haben). Dabei ist jede Kundin, jeder Kunde anders, jeder Weg zum Vermögen ist individuell.
Nur eines ist sicher: Wer Ihnen wirklich beim Aufbau eines Vermögens hilft, wird das selten mit großen Sprüchen garnieren – sondern mit dem Wissen, dass es nur behutsam geht, dass es Geduld braucht. Schritt für Schritt.
In Deutschland ist die Furcht vor der Geldanlage weitverbreitet. Finanzkrisen, Inflation, Kriege und eine Pandemie haben die Menschen gebeutelt und verunsichert. Das erfahren wir, meine Kolleginnen, Kollegen und ich, nahezu täglich. Wir hören Geschichten, wie wenig Vertrauen die Menschen in einen wirklich stabilen und nachhaltigen Vermögensaufbau haben und welche Scheu vor Aktien besteht. Ein besonderes Ärgernis: Viele vermeintlich seriöse Banken in Deutschland nutzen das ihnen entgegengebrachte Vertrauen dazu, ihren Kunden und Kundinnen wenig überzeugende und vor allem teure Anlagemodelle zu verkaufen. Es sind bedeutende Banken, die vorgeben, ein vertrauensvoller Tanzprofi zu sein – und dann ihrem Partner oder der Partnerin während der Performance auf die Füße treten.
Viele Menschen haben schmerzvolle Erfahrungen gemacht. Haben „Geld verloren“, „aufs falsche Pferd gesetzt“ oder sind in höchst riskante Anlagemodelle „reingequatscht“ worden. Solche Erlebnisse fördern nicht gerade das Vertrauen in die Finanzberatung. Dabei ist es beim Anlegen wie beim Tanzen: Sie können zwar irgendwie damit anfangen. Aber um es wirklich hinzukriegen (und sich auch gut dabei zu fühlen), brauchen Sie einen fähigen Tanzpartner, eine kompetente Partnerin.
Eine gute Beratung zu erkennen ist eigentlich recht einfach.
Gute Berater werden nicht vorspielen, mehr zu sein, als sie sind.
Gute Beraterinnen werden auf volltönende Versprechungen verzichten.
Und vor allem werden sie nicht vorgeben, in die Zukunft blicken zu können.
Ich kann Ihnen nicht sagen, wie sich der DAX entwickelt. Keine meiner Kolleginnen, keiner meiner Kollegen kann das. Das kann tatsächlich niemand. Womit ich mich auskenne: seriöse Möglichkeiten, wie Ihr Vermögen auf wissenschaftlich fundierter Basis anwächst, wie
Geld glücklich macht, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Sicher ist: Mit einer klugen Geldanlage werden Sie das Glück für Ihr Geld begünstigen – und damit
es der Vielzahl an Krisen trotzt und wie Sie es schaffen, sich ein Leben nach Ihren Vorstellungen zu ermöglichen. Schritt für Schritt werde ich Ihnen den Weg zur klugen Geldanlage demonstrieren. Sie werden erfahren, wie es gelingt, Ängste abzulegen, Vertrauen aufzubauen und tatsächliche Werte zu schaffen.
Das Schöne ist: Beim Tanzen werden bekanntlich Endorphine ausgeschüttet, Glückshormone! Ob und wie viel Geld glücklich macht, darüber gehen die Meinungen auseinander. Sicher ist: Mit einer klugen Geldanlage werden Sie das Glück für Ihr Geld begünstigen – und damit auch Ihr eigenes.
Mit anderen Worten: Dieses Buch fordert Sie auf, Spaß bei der Geldanlage zu haben. So werden aus unsicheren Anfängern Kapitel für Kapitel versierte, selbstbewusste Akteure und Akteurinnen auf dem Finanzparkett. Also: Let’s Dance!
Viel Vergnügen Ihr
Karl Matthäus Schmidt
> DARF ICH BITTEN?
> Geldanlage < > Zukunftsangst <
> Banker <
WORUM GEHT’S?
Warum die Geldanlage ein wichtiger Schritt ist, um eine direkte Verbindung zur eigenen Zukunft herzustellen
IHRE RENDITE BEIM LESEN
Mit wem haben Sie es in diesem Buch zu tun?
Antwort auf Seite 21
Was haben Aktien mit Unternehmertum zu tun?
Antwort auf Seite 24
Wovon hängt ein Vermögen ab?
Antwort auf Seite 37
DIE ZUKUNFT KOMMT!
Das Gute an der Zukunft: Das Heute ist nicht alles, da kommt noch etwas. Und das kann überaus interessant und positiv sein.
Doch statt uns vorzustellen, wie diese Zukunft aussehen könnte, wie wir sie vielleicht sogar selbst gestalten könnten – neigen wir nicht eher dazu, im Status quo zu verharren? Am besten soll alles bleiben, wie es ist. So wie wir es kennen, wie wir es mögen, so wie es schon immer war.
Das gibt uns Sicherheit.
Nur, warum verhalten wir uns so? Warum neigen wir dazu, unkonkret zu werden, wenn es um unsere eigene Zukunft geht?
Was glauben wir denn? Dass die Zukunft doch nicht kommt? Sie kommt in jedem Fall!
Ich habe gelernt, je konkreter man sich mit seiner eigenen Zukunft beschäftigt, desto wertvoller wird sie. Wenn sich jemand ein klares Ziel vorgenommen hat, wird eine Zukunft plötzlich vorstellbar. Dann ist der Blick nach vorn ein rein konstruktiver.
Diese Erkenntnis geht auf eine lange Geschichte zurück.
Im Jahr 1828 sah die Zukunft zweigeteilt aus. Die Menschen widmeten sich vor allem dem familiären Glück. Es war die Hochzeit des Biedermeiers, die Zeit des deutschen Bürgertums. Tugenden wie Fleiß, Treue und Bescheidenheit wurden zu bürgerlichen Prinzipien
>> Geldmanagement und Geldanlage lassen sich erlernen –so einfach erlernen wie Tanzen.
Niemand ist darin unfähig oder fehl am Platz. Nötig ist einzig der Impuls, endlich anzufangen . <<
erhoben – und eine neue Häuslichkeit war die Norm. Man zog sich in die eigenen vier Wände zurück, blieb in der Familie. Die Ära des frühen 19. Jahrhunderts gilt als Keimzelle der deutschen Gemütlichkeit. Dass wir heute im Wohnzimmer Weihnachten feiern, mit Tannenbaum und Bescherung, dass wir uns gern in die eigenen vier Wände zurückziehen, geht auf jene Zeit zurück.
Zum anderen war das Biedermeier aber auch eine Zeit des Aufbruchs, eine Zeit der neuen Energien und der Mobilität. Die Erfindung der Dampfmaschine befeuerte eine nie da gewesene technische Entwicklung, das Industriezeitalter begann.
Im Nordosten Englands setzte sich die öffentliche Eisenbahn in Bewegung. Erstmals konnten Reisende schnell und mit Maschinenkraft ihr Ziel erreichen. Schon ein paar Jahre später wurde zwischen Nürnberg und Fürth die erste deutsche Bahnstrecke eingeweiht –die Lokomotive „Adler“ dampfte mit ihrem Zug durchs Frankenland. Und in dieser zweigleisigen Dekade gründete Christian Karl Matthäus Schmidt in Oberfranken im Jahr 1828 das „Karl Schmidt Bankgeschäft“, später SchmidtBank genannt. Damit stieg die Familie sozusagen über
Nacht zum Bürgertum auf, die Vorfahren waren noch Handwerker gewesen. Die SchmidtBank wurde eine Institution in Franken, eine der wichtigsten Privatbanken der Region. Als der Gründer starb, wurde die Bank in die Hände des nächsten Schmidt gelegt, der es an den nächsten Schmidt weitergab, und so weiter. Über Jahrzehnte hinweg entstand die verlässliche Tradition einer Bank, die Krieg und Krisen, Inflationen und Währungsreformen überdauerte.
In der langen Reihe der Schmidts stehe auch ich.
Ich bin der letzte Schmidt, der für die SchmidtBank tätig war.
Der letzte SchmidtBanker seit 1828. In gewisser Weise reicht meine Geschichte ins Biedermeier zurück, doch Nostalgie war nie mein Antrieb. Vielmehr hat mich schon immer das motiviert, was kommen wird – und wie die Zukunft der Banken aussehen kann.
Die SchmidtBank gibt es nicht mehr. Anfang des 21. Jahrhunderts hatte sie keine Zukunft. Sie war durch Kreditgeschäfte in Bayern und östlichen Bundesländern in Schieflage geraten. Eine Rettung gab es nicht. Am Ende wurde sie von einem Konsortium aufgefangen, und ich, der einige Jahre zuvor meine „eigene Bank“, die heutige Consorsbank, gegründet hatte, wurde als letzter Schmidt vom Miteigentümer zu einem Manager.
Ich habe diese Zeit in keiner guten Erinnerung. Es wurde gelogen, getrickst und intrigiert. In Zeiten des Niedergangs werden bürgerliche Tugenden tatsächlich über Bord geworfen. Von einem Schmidt wollte sich ohnehin keiner mehr etwas sagen lassen. Gleichzeitig wurde für mich die Situation heikel, da ich persönlich haftender Gesellschafter der SchmidtBank war. Es ging auch um meine Existenz. Die Sache hätte mich komplett ruinieren können, finanziell wie menschlich.
Ich war gerade einmal Anfang dreißig, und die Zukunft sah düster aus. Spätestens da war es an der Zeit, nicht mehr an dem festzuhalten, was vermeintlich Sicherheit gab. Ich war nun gezwungen,
mir über meine Zukunft Gedanken zu machen. Es waren existenzielle
Fragen: Wie will ich leben, was will ich beruflich machen? Und merkwürdig: Je konkreter ich wurde, desto leichter fielen mir die Antworten. Es war der Anfang eines lebensentscheidenden Prozesses.
DIE VERBINDUNG ZUR EIGENEN ZUKUNFT
Oft sind es die schmerzvollen Erfahrungen – eine schwere Krankheit, ein Jobverlust, eine Scheidung –, die uns dazu bringen, eine emotionale Verbindung zu unserer Zukunft aufzubauen. Und dann fragen wir uns, warum wir das nicht schon viel früher getan haben. Warum wir nie tiefgehender darüber nachgedacht haben, welches Ziel wir anstreben. Warum können wir nicht ganz genau sagen, was uns antreibt, was uns wirklich motiviert – und uns durch das Leben trägt?
Eine Verbindung zur eigenen Zukunft nimmt uns die Angst vor dem Unbekannten. Die Angst vor der Zukunft, die Angst vor falschen Entscheidungen. Die Angst, etwas nicht mehr im Griff zu haben.
Angst ist generell keine gute Beraterin. Dominiert die Angst in Zukunftsfragen, schadet sie. Sie wird dann zum Ausdruck des Unwillens, uns mit Dingen zu beschäftigen, die über das Heute hinausgehen.
In jungen Jahren liegt das Leben offen vor uns, das wenigste verläuft nach einem Plan, oft entscheidet der Zufall. Berlin ist doch nicht die Stadt, in der man gern lebt. Die große Liebe führt ins ferne Ausland. Oder der Mann oder die Frau der Träume lebt in Hamburg, plötzlich liegt die Zukunft im Norden, nicht mehr in München.
Es kommen Kinder, die Unberechenbarkeit schlechthin – von einer Planbarkeit kann nun gar keine Rede sein. Bis die Stetigkeit ins Leben einzieht. Mit den Jahren festigt sich das Umfeld. Die Familie wächst, man bleibt an einem Ort, vielleicht hat man ein Haus, man geht dem Job nach, die Aufgaben sind gefunden, die Kinder gehen
zur Schule, machen den Schulabschluss. Das Leben nimmt stabile Konturen an. Doch zwei Fragen bleiben:
Was treibt mich an?
Was will ich in Zukunft machen?
Bei mir begann die Zukunft nach der SchmidtBank-Übernahme mit der Entscheidung, das etablierte Bankgewerbe hinter mir zu lassen. Ich folgte dem Wunsch, mich auf einem neuen Parkett zu bewähren. Ich habe mich als Unternehmensberater versucht und musste schnell feststellen, dass ich kein guter Berater für die Firmen war. Statt geduldig zu analysieren und Ratschläge zu geben, wollte ich Ideen umsetzen! Das führte nicht selten zu Konflikten mit den Auftraggebern. Dabei festigte sich jedoch meine Vision für die Zukunft: Ich wollte Menschen beraten, wie es gelingt, Geld klug anzulegen –wie sie in ihren Vermögensaufbau investieren. Ich wollte sie zu besseren Anlegerinnen und Anlegern machen. Das war und ist mein Antrieb. Das Bankgewerbe hat mich also wieder. Obwohl ich mich – trotz Herkunft, trotz eigener Bankgründung – nie als klassischen Banker gesehen habe. Damit konnte ich mich im Grunde nie identifizieren. Was ist eigentlich ein klassischer Banker? Wir haben da feste Vorstellungen, oder? Ehemals waren es ältere Herren in maximal gestärktem Hemd, die herablassend von „Peanuts“ sprachen und damit zweistellige Millionensummen meinten. Später gab es die etwas Jovialeren mit einem gewissen Charme, die in den Medien vorzeigbar waren und gern in Talkshows saßen, häufig mit Schweizer Akzent. Dann kamen schließlich jene, die sich im Auftritt an Apple-Gründer Steve Jobs orientierten, mit Rollkragenpulli und dem visionären Gehabe eines Tekkies. Sie sahen sich weniger als schnöde Bankiers, eher als Enabler, als Möglichmacher und Teil einer neuen, digitalen Kultur.
Alle eint jedoch, dass sie – ganz gleich, wie sie auftraten – nicht selten das Geld ihrer Kunden und Kundinnen durchbrachten.
DER ETWAS ANDERE BANKER
Bin ich ein richtiger Banker? Natürlich. Ich bin mit dem Thema Geld aufgewachsen. Ich bin in eine Bankerdynastie hineingeboren, in der der Vater, der Großvater und weitere Ahnen eine Bank geleitet hatten, die auch noch den eigenen Namen trug. Ich habe schon als 13-Jähriger 140 Mark zusammengespart und in BASF-Aktien investiert. An der Universität war ich im Börsenverein. In den 1990ern habe ich an der Börse gezockt. Und nicht zuletzt: habe ich zwei Banken und eine Plattform für digitale Geldanlage gegründet. Ich muss ein Banker sein.
Ja, ich bin ein Banker, aber in meinem Selbstverständnis sehe ich mich mehr als Unternehmer – habe ich mich schon immer als Unternehmer gesehen. Dafür gibt es einen Grund: Bei der Bank geht es um Zahlen. Um Prozente, Ergebnisse, Daten, Fakten. Alles sehr nüchtern, sachlich. Tatsächlich war ich dem Thema Geldgeschäfte aber schon früh fast gefühlsbestimmt verbunden, habe gespürt, wie sehr es in diesem Gewerbe auf Beziehung und Vertrauen ankommt.
Einem reinen Zahlenmenschen dürfte es reichen, wenn die Zahlen stimmen. Doch mit dem Kauf der ersten BASF-Aktien begann für mich etwas anderes. Ich war 13 Jahre alt, und mir gehörte ein Teil von BASF. Wenn die Firma BASF erfolgreich war, war das gut für mich. Das habe ich früh kapiert. Im Grunde war es wie die Unterstützung bei einem Fußballspiel: Hoffentlich geben sie ihr Bestes! Hoffentlich gewinnen sie! Denn dann gewinne ich auch.
Ich war Teil von etwas.
Das mag ein kindliches Verständnis von Aktienanlage sein. Doch darum geht es: Man profitiert von gutem Unternehmertum. Man macht geschäftsmäßiges Handeln möglich – und wenn die Firma gut agiert, gehört man zu den Gewinnern. Aktien sind das Fundament.
Wenn wir Geld in Aktien investieren, dient das auch dem Unternehmertum eines Landes. Mit neuem, an der Börse aufgenommenem Kapital lassen sich Großprojekte verwirklichen, oder es kann gezielt in Forschung investiert werden. Und ganz nebenbei sind Aktien auch der beste Baustein für eine nachhaltige Altersvorsorge.
Ich ahne, welche Gedanken Ihnen in den Kopf schießen, und ich klammere nichts aus: Nach einigen Eklats und Finanzkrisen ist die ohnehin nie euphorische Stimmung hierzulande abgekühlt. Gab es in den vergangenen 30 Jahren ein Zwischenhoch – wir erinnern uns: die T-Aktie, der Neue Markt –, haben die generelle Skepsis und der Absturz von einstigen „Börsenlieblingen“ wie Wirecard dafür gesorgt, dass wir die Aktienanlage nicht als die Chance betrachten, die sie ist. Das bedauere ich seit Jahrzehnten, und es geht mir darum, diese Skepsis zu heilen. Schon damals in der Bundeswehrkaserne ging es mir darum.
Die Atmosphäre in der fränkischen Kaserne Anfang der 1990erJahre war wenig gepflegt, eher ruppig. Die verbindenden Interessen der Wehrpflichtigen und Soldaten lagen bei Fußball, Frauen und Alkohol, nicht bei Bankgeschäften, Geldanlagen oder volatilen Aktien. Mein Freund Joe (der spätere Quirin-Mitgründer, mein heutiger Vorstandskollege Johannes Eismann) und ich machten uns daher keine Freunde, wenn wir die freie Zeit nutzten, um im Aufenthaltsraum Sat.1 einzuschalten.
„Was guckt ihr da?“
„‚Telebörse‘.“
„Bitte, was!?“
Die „Telebörse“ war eine der ersten rein auf Anleger und Anlegerinnen zugeschnittenen Sendungen im deutschen Fernsehen. Ein Novum.
Joe und ich waren richtige Fans.
Später hockten wir auf unseren Stockbetten und philosophierten über erfolgreiche Aktien wie die anderen, von denen wir schräg angeschaut wurden, über Fußball. Wehrpflichtige, die sich mit Bullen, Bären, Hausse – mit bitte was? – beschäftigen, waren in der Welt des Militärs nicht hoch angesehen. Wir waren die Bankbubis. Die Schnösel. Auch die Ranghöheren teilten unsere Vorlieben nicht. Sie ließen uns regelmäßig Extrarunden laufen. Für sie hatten wir den Kopf in den Wolken und mussten auf den Boden der Tatsachen kommen. Aktienhandel hatte nichts mit ihrem Leben zu tun. Das war für die meisten ein Paralleluniversum.
Damals war Deutschland ein bisschen anders. Die Rente war „sicher“. Das Land war wirtschaftlich stabil, die sogenannte Deutschland AG hatte alles fest im Griff. Auch nach dem Mauerfall änderte sich zunächst wenig. Vielmehr ergaben sich durch die Wiedervereinigung im Jahr 1990 neue Märkte und Chancen. Und bei den Menschen
selbst herrschte die für Deutschland fast schon typische Vollkaskomentalität: Alles ist geregelt.
In der Firma blieb man 30 Jahre lang, die Bahn fuhr pünktlich, die Post kam an. Alles war sicher. Das Herz des Landes war die Autoindustrie, und obendrein machte uns Franz Beckenbauer als Trainer 1990 zum Fußballweltmeister. Alles schien bestens. Der Weg in die Zukunft lag breit und frisch geteert vor uns. Auch für mich.
In Nürnberg studierte ich BWL und hatte das große Glück, dass Professor Wolfgang Gerke dorthin gewechselt war, einer der prägenden Börsenexperten der damaligen Zeit. Bei ihm konnte ich vertiefen, was in der „Telebörse“ nur angerissen wurde. Es faszinierte mich jeden Tag mehr. Und wie schon bei der Bundeswehr nutzte ich auch an der Universität meine freie Zeit, um Börse zu lernen. Ich wurde Mitglied in einem studentischen Börsenclub, dem Börsenfreunde Wiso Nürnberg e. V. Einmal in der Woche sprachen wir über Anlagen und Entwicklungen, zum Teil gab es hitzige Diskussionen. Ein Traum! Je besser ich Bescheid wusste, desto deutlicher kristallisierte sich eine Berufsperspektive heraus: die Börse. Auch ich wollte mich auf diesem magischen Parkett bewegen. Nur wie genau, das wusste ich noch nicht. In jedem Fall nicht so wie einer dieser berüchtigten Händler, die später in dem Film „The Wolf of Wall Street“ absolut treffend charakterisiert wurden.
Diese Wall-Street-Typen gab es ja wirklich, auch in Deutschland. Sie verhielten sich fast maßstabsgetreu wie die Figuren in Martin Scorseses Film. Es waren genau diese von sich selbst berauschten Börsenhändler, die sich dreist alles nahmen. Die eine Zigarette nach der anderen qualmten und, den Telefonhörer zwischen Kopf und Schulter geklemmt, massiv auf die Kundinnen und Kunden einredeten. Die exzessiv feierten, wenn eine Aktie durch die Decke schoss. Die in ihren PS-starken Autos auf der Mainzer Landstraße in Frankfurt
>> Schmerzvolle
Erfahrungen können uns
dazu bringen, eine emotionale Verbindung
zu unserer Zukunft aufzubauen. Und dann fragen wir uns, warum wir das nicht schon viel früher getan haben. <<
das Gas durchdrückten, Ihnen ungefragt in irgendeiner Bar einen Zettel mit dem „todsicheren Tipp“ in die Hand drückten. Die sich für die Krone der Schöpfung hielten – und jeden Tag reicher wurden.
Für mich ist eine Bank eine Begleiterin im Leben. Ein Ort, an dem man gemeinsam etwas aufbaut, sich aufeinander verlassen, einander vertrauen kann. Das ist für mich eine gute Bank. Und darin zeigt sich der unternehmerische Ansatz. Ich als Unternehmer habe nichts davon, nur meine eigenen Interessen zu verfolgen – wie es viele Banker tun. Man muss den Menschen helfen, das Spiel zu durchschauen, und ihnen klarmachen, dass provisionsbasierter Verkauf eben provisionsbasierter Verkauf ist – von dem letztendlich nur die Bank profitiert.
Heute könnte sich, selbst bei der Anlageberatung, niemand mehr so gerieren wie die Banker in den Achtziger- und Neunzigerjahren. Heute dominieren Mathematikerinnen und Informatiker den Börsenhandel, es herrscht fast eine Nerd-Stimmung, sehr nüchtern, sehr abwägend, sehr zahlenbasiert. Was aber viele Banken nicht davon abhält, ihre provisionsgetriebene Beratung weiter zu praktizieren. Die 1990er-Jahre waren ohnehin die Zeit des überbordenden Finanzwesens. Sie mündete wie so vieles im New-Economy-Boom. Die Jahrtausendwende war die Zeit der ersten Digitalunternehmen und Tech-Start-ups, deren Gründer wie Rockstars gefeiert wurden.
Ich erinnere mich an eine Veranstaltung in Frankfurt, da standen die Menschen in einer fast hundert Meter langen Schlange, um ein Autogramm (ja, ein Autogramm) von Paulus Neef, dem Pixelpark-Gründer, zu erhalten. Pixelpark wurde mit vier Milliarden Mark bewertet, um danach ziemlich rasch und heftig abzustürzen.
Und als die Haffa-Brüder Thomas und Florian, die beiden Gründer des Medienunternehmens EM.TV, bei dieser Veranstaltung auftraten, war eine Stimmung im Saal, als wäre der Heiland – nein, als wären zwei Heilande gleichzeitig erschienen. Sie waren die absoluten Superstars.
Die Sparkasse in Haffas Wohnort, dem bayerischen Pfaffenhofen, organisierte damals Busfahrten, damit Fans ihre Idole mal aus der Nähe sehen konnten. Später, nach Milliardenverlusten von EM.TV, mussten sich die Brüder unter anderem wegen zahlreicher Schadensersatzklagen von Anlegerinnen und Anlegern vor Gericht verantworten. Das war wahres Glücksrittertum zur Jahrtausendwende.
Übrigens sind viele der „todsicheren Tipps“ heute kaum noch etwas wert. Nach dem Börsencrash platzten reihenweise Luftschlösser. Das unendliche Wachstum entpuppte sich als extrem endlich. Und wieder verloren die Menschen wegen einiger Luftnummern das Vertrauen in die Geldanlage an der Börse.
>> Angst ist generell keine gute Beraterin. Dominiert die Angst in Zukunftsfragen, schadet sie. Sie wird dann zum Ausdruck unseres eigenen Unwillens, sich mit Dingen zu beschäftigen, die über das Heute hinausreichen. <<
DIE DREI GRÖSSTEN SORGEN
DER DEUTSCHEN*
65 % Lebenshaltungskosten
60 % Wohnraum
57 % Steuererhöhungen und Leistungskürzungen
Was löst der Gedanke an die Geldanlage bei Ihnen aus?
Freiheit, Glück, Möglichkeiten oder
Angst, Sorge, Verluste?
* Nach einer Befragung der R+V Versicherung vom Oktober 2023
INA NORGMANN (65)
DIE AHNUNGSLOSE
DER WEG VON INA NORGMANN
LEBENSSITUATION : verwitwet, zwei erwachsene Kinder
VERMÖGEN: 350.000 Euro auf Festgeldkonten
EINKÜNFTE: 60 % der Pension ihres Mannes = knapp 2.400 Euro
WUNSCH: finanzielle Sicherheit für sich und die Erbinnen
Nach 40 Jahren Ehe sehen die 65-jährige Ina Norgmann und ihr fünf Jahre älterer Mann der Pension entgegen. Endlich den Wert des Alters genießen. Sie wollen es sich gut gehen lassen. Stattdessen zeigt sich das Leben von der harten Seite: Herr Norgmann erleidet einen Schlaganfall, kurz darauf wird Altersparkinson bei ihm diagnostiziert – mit einem Mal findet sich Ina Norgmann am höhenverstellbaren Einzelbett ihres Mannes wieder. Langsam führt sie den Suppenlöffel an seine zittrigen Lippen, er schaut sie traurig an. So hatten sie das nicht geplant. Pflegegrad 5.
Zum ersten Mal in ihrem Leben muss sich Frau Norgmann mit Finanzen beschäftigen. Es widerstrebt ihr zutiefst. Genauso wie Unterstützung bei der häuslichen Pflege anzunehmen. Auch wenn genügend Geld da ist, pflegt sie Herrn Norgmann weitgehend allein. Sie empfindet das als angemessen nach seinem jahrzehntelangen Arbeitseifer im Einsatz für Wohlstand und Familie.
Geld gehört also nicht direkt zu ihren Sorgen – darum kümmern muss sie sich trotzdem.
Kurz vor seinem Schlaganfall hatte ihr Mann immer von Anlagelösungen gesprochen, deren er sich, wenn er endlich die Zeit dazu habe, dringend annehmen müsse. Sobald sich sein Zustand also stabilisiert, wird er am besten selbst entscheiden, was mit dem bürgerlichen Vermögen geschehen soll. Und sie wird seiner Anleitung folgen, sich kümmern, so wie es immer war. Frau Norgmann findet darin ihre normale Ordnung.
Es vergeht kaum die nächste Jahreszeit, da erhält ihr Mann die tödliche Krebsdiagnose.
Nach der Beerdigung fühlt sich Ina Norgmann leer, erschöpft. Alles im Leben erscheint ihr aussichtslos und trübe.
Fern ist ihr der Gedanke, sich in einer Bank beraten zu lassen. Erst als ihre ältere Tochter, die gerade eine konfliktreiche Scheidung hinter sich hat, und dann auch die jüngere, die sich beruflich neu finden
möchte, sie unnachgiebig dazu drängen, sich endlich mit den Familienkonten auseinanderzusetzen, unterdrückt sie die Gefühle von Trauer, Furcht und Selbstzweifel. Irgendeinen Sinn muss sie im Leben doch noch verfolgen.
Auf Empfehlung des pensionierten Direktors der größten örtlichen Bankfiliale lässt sie sich an einen jungen Berater vermitteln. Überrascht und erleichtert, wie höflich, zuvorkommend, ja mitfühlend der junge Mann ihr doch begegnet, gefallen ihr auch die freundlichen Antworten. Eben hat sie noch etwas nervös und verlegen in ihrem Kaffee gerührt, nun traut sie sich zu sprechen. Ihre einzige Anforderung: wegen der beiden Töchter auf ein hohes Maß an Sicherheit zu setzen.
„Ja, natürlich. Das ist kein Problem“, erwidert der Banker prompt.
Wenn Frau Norgmann seinen nachfolgenden Worten inhaltlich auch nur schwer folgen kann, machen seine Leistungen einen guten Eindruck auf sie. Und er gibt sich ja wirklich Mühe, verständlich zu sein. Er erklärt die Dinge mehrfach, beleuchtet sie von der einen und der anderen Seite, bis Frau Norgmann ihm zustimmend auf den Arm klopft – ihre Ahnungslosigkeit ist ihr insgeheim schon richtig unangenehm –, als hätte sie alles verstanden. Und „äußerst attraktive Renditechancen“ klingt vernünftig. „Dann machen wir es so, wie Sie es sagen.“
Der Berater lächelt breit. „Sie haben die richtige Entscheidung getroffen, Frau Norgmann, ganz im Sinne Ihres verstorbenen Mannes – und natürlich auch der zwei Töchter.“
Einigermaßen beruhigt, endlich eine Lösung gefunden zu haben, denkt Frau Norgmann auf dem Nachhauseweg kurz über den Termin nach. Wie hoch war noch mal die jährliche Rendite? Die Provisionen hat sie kaum wahrgenommen. Aber eine so bodenständige und freundliche Bank würde eine anständige Witwe doch niemals um ihr Geld bringen, oder?
MENSCHEN ZU BESSEREN ANLEGERN MACHEN
Zu jener Zeit war ich bereits Chef einer Bank. 1994, während des Studiums, ging es mir darum, Menschen einen leicht zugänglichen Börsenhandel zu ermöglichen. Ein Ansatz, aus dem später die Consorsbank wurde. Die erste Bank war ein spannendes Abenteuer in der ersten Phase des Internet-Zeitalters und entsprang einem unternehmerischen Gedanken: Was fehlt? Wo ist eine Lücke, die geschlossen werden muss? Ausgehend eben nicht vom Denken eines Bankers, der die gängigen Disziplinen des Bankgeschäfts anbietet, bestenfalls vielleicht modifiziert. Es brauchte in der damaligen Zeit keine weitere Bank mit dem, was Banken schon immer geboten haben. Sondern –neu – einen Discountbroker.
Ein niederschwelliges Angebot für Anleger und Anlegerinnen, ein von vornherein auf Onlinebedingungen angelegtes Geschäft.
Bei der Namensgebung zahlte sich endlich das Latinum aus: Wenn etwas gleich beteiligt ist, wenn Menschen Teilhaberschaft erlangen, spricht man im Lateinischen von consors. Und weil mir dieser demokratische Ansatz sehr zusagte, weil ich dem Börsenhandel die Abgehobenheit nehmen wollte, entschied ich mich für den Begriff „gleiche Teilhabe“ im Namen. Ein Discountbroker, der die Schwelle zum Aktienhandel absenkt, weg von dieser fernen, bisweilen bizarren Finanzwelt, die nach ihren eigenen Gesetzen lebt. Weil es mein Antrieb war, möglichst viele Menschen zu Anlegern und Anlegerinnen zu machen. Das war der Grundgedanke, dem ich mich seitdem verpflichtet fühle: den Menschen in Deutschland einen leichten Zugang zu Aktien ermöglichen – ihnen die Angst vor Aktien nehmen und sie davor bewahren, sich in falschen Sicherheiten zu wähnen.
Mir ist wichtig, dass Menschen erkennen, dass Geldanlage ein Schritt ist, um mit der eigenen Zukunft die Verbindung aufzunehmen.
Und wenn ich so etwas wie eine Mission formulieren müsste, dann wäre es der Satz: „Nutze die Kraft der Börse, lass dein Geld arbeiten.“
Es ist so einfach. Es ist so effektiv. Und man braucht nur ein Minimum an Finanzwissen, um wirklich sinnvoll investieren zu können.
Geldmanagement und Geldanlage lassen sich erlernen – so einfach erlernen wie Tanzen. Niemand ist darin unfähig oder fehl am Platz. Nötig ist einzig der Impuls, endlich anzufangen.
Sicher ist: Das Gehalt wird einen nicht reich machen. Zumindest wenn es sich im normalen Rahmen bewegt. Vermögen hängt nicht davon ab, wie hoch der monatliche Verdienst ist. Vermögen hängt davon ab, ob klug investiert wird oder nicht – ob das Geld für einen arbeitet oder eben nicht. Es könnte so einfach sein, würden Anlegerinnen und Anleger nicht immer wieder den einen grundlegenden Fehler machen.
Es mag paradox klingen, aber je aktiver ein Kunde gehandelt hat, desto schlechter war das Ergebnis. Das waren unsere Erfahrungen bei Consors. Von den aktivsten Kundinnen und Kunden mit mehreren Tausend Trades im Jahr haben nur die wenigsten Geld verdient, die meisten von ihnen haben Geld verloren. Was für eine Erkenntnis! Nicht ein ständiges Kaufen und Verkaufen führt zum Ziel, sondern offenbar gezielte Zurückhaltung, die Passivität bei der Aktienanlage.
Was braucht es also, um aus Menschen gute Anleger und Anlegerinnen zu machen?
Die Erkenntnis, dass aktiv zu sein den Misserfolg für Anleger und Anlegerinnen begründet, war so etwas wie der gedankliche Vorläufer für die Quirin Privatbank. Jene Bank, mit der ich im Jahr 2006 neuen Schwung auf das Finanzparkett brachte – da wir mit ihr die Art der Finanzberatung in Deutschland gänzlich umkrempelten.
Als wir das Konzept der Quirin Privatbank vorstellten, befasste sich die Presse vor allem – mit meiner Kleidung. Ich war früher schon als „Turnschuhbanker“ bezeichnet worden. Und als wir mit der Quirin-Idee vor die Presse traten, machte sich ein Journalist darüber lustig, dass
ich „mit viel zu engem, wohl erstmals gebundenem Schlipsknoten“ die Strategie unserer neuen Bank erläuterte.
Doch weil sie so fasziniert auf meine Krawatte schauten, registrierten die Presseleute nicht, was wir damals vorhatten: eine erneute Disruption im Bankengewerbe.
Damals bei Consors war mir aufgefallen, dass gerade jene, die besonders häufig ihr Depot umschichteten, eine vergleichsweise schwache Rendite erwirtschafteten. Offenbar ließen sich manche eher von ihrer Gier leiten. Irgendwie musste man diese Menschen beraten und ihnen beibringen, die Füße still zu halten. Vermögensbildung hat doch etwas mit Investieren und nicht mit Zocken zu tun. Das hatten wir schon an der Uni in Nürnberg gelernt.
Doch welche Bank gab es da? Wenn mich meine Bekannten fragten, welche Bank ich für die Vermögensverwaltung empfehlen könne, war meine Antwort stets dieselbe: gar keine.
EINE PROVISIONSFREIE BANK
Also mussten Joe Eismann, der Unternehmer (und heutige Aufsichtsratschef) Holger Timm und ich selbst eine Bank aufbauen. 2006 nannte ich sie Quirin. Quirin, so hieß im dritten Jahrhundert vor Christus der Kriegsgott der Sabiner, eines Volks in der Nähe von Rom. Der Name leitet sich vom sabinischen Wort für Lanze oder Schwert ab. Für mich damals ein klasse Bild: der Kriegsgott als Begleiter, der für die Kundinnen und Kunden Partei ergreift.
Vor allem sah ich meinen Quirin als einen ehrlichen Kämpfer –einen, der auf Provisionen verzichtet und sich stattdessen direkt von der Kundin, dem Kunden bezahlen lässt, um unabhängig und von Interessenkonflikten befreit beraten zu können. Dieser Kämpfer Quirin ist heute im Logo symbolisiert durch einen Reiter mit Lanze.
Als wir mit Quirin starteten und ich meinem Ruf als Turnschuhbanker (kurzzeitig sogar mit Krawatte) gerecht werden musste, verlasen wir zunächst die „10 Gebote – die neuen Gesetze des Private Banking“.
Ein bisschen wollten wir damit auch die Erwartung in uns erfüllen. Ich hatte mich schon immer als den etwas anderen Banker gesehen. 1999, als wir mit Consors an die Börse gingen, hissten wir schwarze Flaggen halbmast und symbolisierten einen „Trauertag der Banken“. Wir hängten ein großes Plakat ins Frankfurter Bankenviertel: „Wir sind die Leute, vor denen Ihr Anlageberater immer gewarnt hat.“
Und bei der Quirin-Verkündigung blieb ich mir selbst treu. Wir sind anders. Anders, aber im Sinne der Kundschaft. Unser Slogan zum Start: „Deutschlands unbeliebteste Bank. Bei den Banken.“ Denn unser wichtigstes Anliegen ist: Wir berechnen keine Provision.
Das machen die anderen.
Eine komplett provisionsfreie Bank? Eine Bank, die, wie ein Steuerberater oder eine Rechtsanwältin, ausschließlich für ihre Kundinnen und Kunden arbeitet – und das nicht nur behauptet?
Ja, das war neu und passte exakt in die Zeit. Eine Bank, die mit guten Produkten zu einem fairen Preis berät, die ihrer Kundschaft fair und transparent zu mehr Vermögen verhilft. Damit schloss sich für mich ein Kreis von Consors zu Quirin. Consors war eine verbraucherorientierte Plattform, die erstmals die Aktienanlage im Internet ermöglichte – und damit die Geldanlage ein Stück weit demokratisierte. Quirin dient dem kundenorientierten Vermögensaufbau.
Sie sehen: Der Weg war nicht geradlinig, aber die Beschäftigung mit der Zukunft hat mir an verschiedenen Stellen geholfen, meinen Weg zu finden. Ich habe nie aufgehört zu tanzen.
Mein Tipp: Machen auch Sie sich konkrete Gedanken über Ihre Zukunft. Je konkreter, desto einfacher können Sie Ableitungen für Ihr Leben und auch Ihre Geldanlage treffen. Ich weiß, aller Anfang ist schwer, aber es lohnt sich.
Deshalb möchte ich Sie auffordern, die ersten Schritte Richtung Finanzparkett zu wagen.
FINANZIELLE UNABHÄNGIGKEIT
BEDEUTET FREIHEIT
Für 62 % der Deutschen ist finanzielle Unabhängigkeit ein elementarer Aspekt von Freiheit, knapp hinter den Grundrechten freie Meinungsäußerung (83 %) und Freiheit der Person (65 %).*
Wie wichtig ist Ihnen finanzielle Unabhängigkeit?
Mehr als die Hälfte der Menschen in Deutschland wünscht sich einen Renteneintritt mit spätestens 60 Jahren.*
Gehören Sie dazu?
* Financial Freedom Report 2023
Großartig, Sie haben sich überwunden!
>
WEITER GEHT’S MIT SCHRITT 2 IN RICHTUNG
FINANZPARKETT <
Einfach umblättern. Stolpern ausgeschlossen.
MICH IN BEZUG
AUF GELD BESONDERS
GEPRÄGT? <
Weiter geht’s
> VERNÜNFTIG VORGEHEN <
Vermögensaufbau < > German
WORUM GEHT’S?
Warum Emotionen ein schlechter Ratgeber bei der Geldanlage sind und weshalb wir dringend eine bessere Finanzbildung brauchen
–35 MIN
IHRE RENDITE BEIM LESEN
Warum eisernes Sparen enorme
Risiken mit sich bringt
Antwort auf Seite 59
Welche fünf Punkte machen eine gute Anlagestrategie aus?
Antwort auf Seite 61
Warum Aktien gut sind
Antwort auf Seite 82
WENN DIE VERNUNFT AUSSETZT
Von den Menschen in den USA haben wir ein eindeutiges Bild: Sie sind emotional, pathetisch, extrovertiert. Wir kennen sie als extreme Gefühlsmenschen. Sie hissen die US-Flagge im Garten, ständig weinen sie vor Freude. Und wenn ihnen etwas gefällt, schreien sie: „Amazing!“
Uns Deutsche dagegen würden wir als eher sachlich, rational und durchdacht charakterisieren. Gefühlsregungen sind bei uns selten euphorisch. Und wenn uns etwas gefällt, flippen wir nicht aus, sondern sagen: „Nicht schlecht.“ Oder: „Ganz okay für den Preis.“
Während wir die „Amis“ im Überschwang wähnen, sind wir gefühlsmäßig heruntergedimmt – so zumindest die stereotype Auffassung.
Bei der Geldanlage stimmt genau das Gegenteil.
In den USA hat sich in Anlegerkreisen eine nüchterne und rationale Sicht durchgesetzt. Amerikanische Anleger und Anlegerinnen verlassen sich oft weder auf Prognosen noch auf Tipps, sondern analysieren meist vernunftgetrieben den Markt und investieren zielgerichtet. Geldanlage wird in den USA vom Kopf geleitet, weniger von der Intuition.
Das hat einen einfachen Grund: Die soziale Versorgung eines jeden Menschen ist dort seine Privatangelegenheit. Wovon man im Alter lebt, das ist meist Sache jedes und jeder Einzelnen. Ein Großteil der USBürgerinnen und -Bürger assoziiert mit Sozialstaat „Sozialismus“, private Sozialleistungen sollen nur marginal vom Staat getragen werden.
> VERNÜNFTIG VORGEHEN <
Alles andere wäre ein Eingriff in das Privatleben, eine Form der Entmündigung. Es hängt also viel davon ab, eigenständig erfolgreich Kapital zu generieren, das für eine gute Krankenversicherung, das teure Studium der Kinder oder ein sonniges Rentnerleben in Florida benötigt wird.
Fehltritte sind biografisch gesehen fatal. Das lässt die privaten Anleger und Anlegerinnen in den Vereinigten Staaten jedoch nicht gieriger oder unvernünftiger werden, sondern – was die Geldanlage anbelangt – vorsichtiger. Was nicht gleichbedeutend ist mit zurückhaltend.
Viele deutsche Anleger und Anlegerinnen – und ich habe einige erlebt – neigen dazu, sich von ihren Emotionen leiten zu lassen: dem Bauchgefühl, oft verbunden mit einem unrealistischen Verlangen. Vor allem neigen sie zu Extremen. Entweder sie sind komplett risikoavers, vertrauen dem Sparbuch und können sich generell nicht dazu aufraffen, sich mit Aktienanlage zu beschäftigen. Oder sie geben sich wirklich renditegetrieben, ich möchte fast schon sagen: gierig, und sind bereit, richtig zu „zocken“ und Risiken einzugehen, die sie besser nicht eingehen sollten. Der Wunsch nach mehr (mehr Vermögen!) steht dann über allem – und Bankberater haben ein leichtes Spiel. Ich habe oft beobachtet, wie rasch die Vernunft aussetzt, wenn eine vermeintliche Top-Rendite winkt, wenn der Traum vom großen Reichtum zum Greifen nahe scheint. Vor allem bei Menschen, von denen ich es nicht erwartet hätte. Menschen, die sonst sicherheitsbewusst sind, die ihr Leben risikolos gestalten, die sich in einem Angestelltenverhältnis befinden, feste Strukturen schätzen oder verbeamtet sind. Menschen, die generell Vorsicht walten lassen, zahlreiche Versicherungen abgeschlossen haben, im Supermarkt ihren Kassenzettel genau studieren, ob etwa ein paar Cent zu viel abgerechnet wurden, und immer den aktuellen Benzinpreis im Kopf haben. Ausgerechnet diese Menschen sind nicht selten diejenigen, die in Finanzfragen die größten Risiken eingehen. Sie stürmen aufs Tanzparkett, ohne einen einzigen Schritt zu beherrschen.
>> Wenn die Gier
nach mehr über allem steht, haben Bankberater ein leichtes Spiel.
Ich kenne einen Beamten, der sein ganzes Leben lang umsichtig und korrekt gehandelt hat. Der mit seiner Familie sparsam lebte, immer auf die Preise (vor allem die Sonderangebote!) achtete, mit hoher Disziplin und vielen Entbehrungen über Jahre hinweg das Eigenheim abbezahlte – um dann im Rentenalter sein Geld in ein bizarres Anlagemodell zu investieren und damit fast ein Drittel seines Vermögens zu verlieren. Jemand hatte ihm gesagt, er solle in Riesenräder investieren, ja genau: Riesenräder. Das sei irgendwie anschaulicher gewesen und weniger abstrakt als ein Indexfonds, meinte er. Er folgte dem Rat – und bereute es. Wie so viele es bereuen, einem „exklusiven Tipp“ gefolgt zu sein.
Vor einiger Zeit habe ich mich mit einer Rentnerin in Freiburg unterhalten. Aktien, sagte sie, seien „viel zu unsicher“. Sie berichtete mir, dass sie stattdessen in Kryptowährungen investiere und bei dieser kaum durchdachten, in der Regel rein impulsgesteuerten Vermögensanlage recht viel Geld verloren habe.
Das sind keine Einzelfälle.
Viele Menschen in Deutschland, häufig die vermeintlich sicherheitsbewussten, haben große Beträge bei der Geldanlage verloren, weil sie ihrem Bauch, der Gier oder einem Wunschgefühl gefolgt sind – und weil sie ungünstig beraten wurden.
DIE AHNUNGSLOSE
Fortsetzung von Seite 35
Was Ina Norgmann nicht mal ahnt: Hinter den netten Anlagetipps ihres freundlichen Beraters, der in Wirklichkeit ein sehr geschickter Verkäufer ist, stehen üppige Provisionen. Provisionen, die für Laien nahezu unsichtbar sind, das Vermögen über die Jahre aber wie Eis in der Sonne schmelzen lassen.
Es ist daher nicht die eigene Umsicht, die Frau Norgmann davor bewahrt, ihr finanzielles Schicksal in Gänze von dem jungen Bankberater bestimmen zu lassen. Mag es an ihrer generellen Scheu vor der Aktienanlage liegen, am Druck, den die Töchter auf sie ausüben, oder an der wachsenden Unsicherheit im Alter: Eher willkürlich entscheidet sich Frau Norgmann jedenfalls dazu, nicht alles auf das unverständliche Anlage-Potpourri zu setzen. Und so landen „nur“ 150.000 Euro per Unterschrift beim Anlageberater. Ihren Töchtern macht sie eine Schenkung von insgesamt 100.000 Euro. Die restlichen 100.000 Euro behält sie auf dem Girokonto.
Der Ertrag in den folgenden Jahre ist gelinde gesagt ernüchternd. Die 150.000, die sie dem Berater anvertraut hat, potenzieren sich nie.
Statt von guter Anlage zu profitieren, schrumpft das Vermögen dahin, und immer zahlt Frau Norgmann, ohne es zu ahnen, eine Menge Provisionen für unterdurchschnittliche Beratungsleistungen.
Nur dank des Teilanspruchs auf die Pensionszahlungen ihres verstorbenen Mannes kann sie sich – nun selbst pflegebedürftig – gerade noch einen Platz in einer einigermaßen soliden Altersresidenz leisten. Das Verhältnis zu den Töchtern: zerrüttet. Das Thema Familienfinanzen liefert den Hauptanlass ihrer langwierigen Konflikte. Von dem über Dekaden hinweg ordentlich aufgebauten Familienvermögen bleibt für die zwei Kinder und die Enkel am Ende von Frau Norgmanns Leben kein Cent übrig.
Wer von der Geldanlage der Familie Norgmann einfach und mit wenig Aufwand profitiert hat, ist in diesem Fall die Bank.
INA NORGMANN (65)
In den ersten Jahren der Quirin Privatbank haben wir viele dieser frustrierten Anleger und Anlegerinnen erlebt, die in höchst riskante Geschäfte gelockt worden waren. Sie kamen zu uns, demoralisiert, noch immer schockiert darüber, wie ihr Vermögen so rasch hatte wegschmelzen können. Der Grund für den Verlust war oft, dass sie sich von Emotionen hatten tragen lassen. Und das gerade dort, wo Emotionen sie nur in die Irre führen konnten.
Das ist wohl der klassische Verlauf: Erst gibt es den großen Respekt und die große Angst vor der Geldanlage, und sobald diese Gedanken überwunden sind, lässt sich eine zum Teil blinde Gier beobachten. Gravierende Fehler werden gemacht, die einfachsten Sicherheitsmechanismen ignoriert. Oder es sind Vermittler und Beraterinnen am Werk, die sanft, aber sehr bestimmt die Vernunft aushebeln und eine vermeintlich zu erwartende hohe Rendite preisen.
Im Angesicht eines zu erwartenden Vermögens spielen viele ein äußerst riskantes Spiel mit grotesken Folgen. Dass jemand 30 oder 50 Prozent seines Vermögens durch merkwürdige Anlagestrategien verliert, ist keine Seltenheit. Oder eine Anlegerin hat sogar schon den Großteil ihres Vermögens in den Sand gesetzt, weil sie ihrem „Bauchgefühl“ vertraute.
Umgekehrt erinnere ich mich auch an diejenigen, die aus einem starken Sicherheitsgefühl heraus die Aktienanlage ein Leben lang vermieden hatten. Laut einer Forsa-Umfrage von 2023 riskieren viele Deutsche beim Thema Geldanlage extrem wenig. Für 50 Prozent der Befragten steht Sicherheit an erster Stelle, und mit dieser Begründung vertrauen 46 Prozent der Deutschen nach Statista-Angaben immer noch dem guten alten Sparbuch ihr Vermögen an.
Darin sehen sie einen sicheren Weg, wenn nicht den sichersten. Selbst wenn man ihnen vorrechnet, dass ihr Geld auf dem Sparbuch inflationsbedingt jeden Monat an Wert verliert, hat das keine
Chance gegen die Vorstellung, einzig und allein das Sparbuch sei sicher. Gegen dieses irrationale Gefühl ist nur schwer anzukommen.
WAS DIENT DEM VERMÖGENSAUFBAU?
Die Angst sitzt tief. Angst vor dem Kontrollverlust. Angst, sich mit der Geldanlage nicht auszukennen und alles zu verlieren. Die Angst vor einer Finanzkrise. Die Angst, dass man über den Tisch gezogen wird. Die Angst, das familiäre Vermögen unnötig zu belasten. Angst, Angst, Angst. Ich sitze dann Menschen gegenüber, die mir sagen, Sparbuch sei sicher. Sparbuch verstünden sie. Nur auf dem Sparbuch „kommt etwas zusammen“.
Allerdings – ist das nicht wahr. Nichts davon entspricht der Realität oder dient dem Vermögensaufbau.
Die Fixierung auf das vermeintlich sichere Sparen ist Ausdruck fehlender substanzieller Auseinandersetzung mit Geldfragen. Tatsächlich ist die Finanzbildung in Deutschland nicht besonders ausgeprägt – auch deshalb fällt das Vermögen der Deutschen im internationalen Vergleich „eher bescheiden aus“, wie die „Welt“ im Oktober 2023 berichtete.
Die Zeitung bezog sich dabei auf die Daten des „Allianz Global Wealth Report“, nach denen jede Bundesbürgerin und jeder Bundesbürger statistisch gesehen auf ein Nettogeldvermögen von 63.540 Euro kommt. Dazu zählen Ansprüche aus Versicherungen, Aktien, Anleihen und Fonds sowie Bankguthaben. Im Vergleich zu Schwellenländern ist das ein gutes Ergebnis, in den meisten Industrieländern haben die Menschen jedoch wesentlich mehr Vermögen.
In Belgien liegt das Pro-Kopf-Geldvermögen bei 97.790 Euro, in den Niederlanden sogar bei 103.110 Euro, und die Schweizer Bürgerinnen und Bürger kommen durchschnittlich auf 238.780 Euro.
Besonders groß ist der Unterschied zu den USA. Jeder Amerikaner, jede Amerikanerin besitzt im Schnitt Bankeinlagen, Versicherungsansprüche und Wertpapiere im Wert von 253.450 Euro – viermal so viel wie der Durchschnittsdeutsche.
Offenbar nutzen wir in Deutschland die Chance auf persönlichen Wohlstand zu wenig. Viele Menschen haben eine schwer begründbare Furcht vor der Geldanlage. Und diese Furcht schmälert das Vermögen trotz guter Gehälter und stabiler Renten reell. Es geht nicht darum, besonders risikobereit zu sein, sondern einfach vernünftige Entscheidungen zu treffen.
Wir gehen die Sache in Deutschland also sehr naiv an, anders als die Bürger und Bürgerinnen der USA. Das hat mehrere Gründe.
Zum einen sind die Voraussetzungen unterschiedlich. Die Vereinigten Staaten sind das Finanzzentrum der Welt, allein die New York Stock Exchange hat ein Handelsvolumen von 26,4 Billionen USDollar (2023). Hinzu kommt, dass von den 100 wertvollsten Börsenunternehmen der Welt 62 aus den USA stammen, wie eine Studie der Beratungsgesellschaft EY aus Dezember 2023 zeigt.
Der deutsche Finanzmarkt ist viel kleiner, und es steht deutlich weniger freies Geld zur Verfügung. Das hat auch, wie eingangs erwähnt, mit unserem Sozialstaat und einer gesetzlich geregelten Rente zu tun. In den USA muss man sich selbst um das Alter kümmern. Das führt dazu, dass die Anlagephilosophie stärker von einer langfristigen Perspektive geprägt ist. Man investiert in Fonds oder Aktien für seine Altersvorsorge. Das heißt: Die Anleger und Anlegerinnen müssen wissen, was sie da machen, sonst reicht das Geld im Alter nicht aus. Das allein führt zu einem umsichtigeren Umgang mit Anlageprodukten.
In Deutschland gibt es ein soziales Netz, das in seiner Grundkonstruktion einen gewissen Grad an finanzieller Sicherheit bietet.
Im Hinblick auf Vermögensbildung ist das gut und schlecht zugleich. Durch das soziale Netz beschäftigen sich die Leute weniger mit guter Geldanlage. Der Glaube, das sei nicht notwendig, ist weitverbreitet –dabei ist es durchaus notwendig. Durch diese Gleichgültigkeit eignen sich die Deutschen grundsätzlich weniger Wissen auf diesem Gebiet an. Und diese Unwissenheit verstärkt die Tendenz zur Nichtanlage und führt auf der anderen Seite dazu, unbedarfte und unvernünftige Dinge zu tun. Zum Beispiel, einfach nur zu sparen.
Der Gedanke, das Geld auf ein Sparbuch zu legen, weil es da „sicher“ sei, mag nachvollziehbar sein – in der Realität ist das aber ein enormes Risiko. Und der ewige Spargedanke hat ja einen weiteren, nicht unwesentlichen Nachteil: Man legt alles zur Seite, versagt sich die Erfüllung größerer Wünsche und hofft, irgendwann genug Geld zu haben, um sich dann endlich etwas leisten zu können. Deshalb wird gespart. Dieses Denken ist so tief verwurzelt in deutschen Köpfen, dass selbst Kanzler Olaf Scholz – immerhin war er zuvor Bundesfinanzminister – in einem Interview einräumte, seine einzige Geldanlage sei das Sparbuch.
Obwohl das Sparbuch kaum Rendite bringt, die Inflation das mühsam angesparte Geld wieder auf frisst, scheint es in Deutschland immer noch die beliebteste Sparform zu sein. Und der Grund dafür ist eben nicht Vernunft, sondern schlichtweg fehlendes Wissen.
WAS MACHEN AMERIKANER ANDERS?
Vor einigen Jahren reiste ich gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen in die USA. Wir wollten sehen, wie Beratungen mit wissenschaftlichen Asset-Management-Konzepten funktionieren. Wenige Jahre zuvor hatten wir die Quirin Privatbank gegründet, waren gut durch die globale Finanzkrise gekommen, traten nun aber auf der Stelle, weil sich das Geld unserer Kundschaft nicht vermehrte – die
Kundinnen und Kunden wiederum begannen, ihr Geld von uns abzuziehen. Und das nach unseren Boomjahren. Im Jahr 2010 hatten wir 550 Millionen Euro an neuen Kundengeldern gewonnen, wir waren richtig gut. Aber 2011 und 2012 hatten wir unsere Kundschaft nicht optimal beraten. Die Vermögen entwickelten sich „seitwärts“, wie man sagt, während die Aktienmärkte stiegen und stiegen. Das enttäuschte unsere Kunden und Kundinnen, die ersten kündigten. Für mich war das die kritischste Phase in der Entwicklung der Bank.
Wir wuchsen nicht mehr so, wie wir es wollten. Wir führten nicht nur im Management, sondern auch mit unseren Eigentümern im Aufsichtsrat kontroverse Diskussionen. Das war nicht gut.
Nach einer Veranstaltung in München saß ich allein in einem Hotelzimmer. Ich machte mir bewusst, dass der Konflikt zwischen dem Aktionärskreis und unserem Asset-Management nicht weitergehen durfte. Er gefährdete die Existenz der Bank.
Die Reise durch die USA sollte uns neuen Input geben.
Wie macht man es in Amerika? Der Anteil der Aktionärinnen und Aktionäre ist in den USA hoch, jede und jeder Vierte besitzt Aktien. Bei uns sind wir, wie schon erwähnt, eher zurückhaltend, wenn es um diese Anlageform geht. Gerade einmal sieben Prozent der Deutschen vertrauen Aktien als Anlagemodell, Tendenz eigentlich nie wirklich steigend. Auch deshalb wollten wir sehen, wie jenseits des Atlantiks das Vertrauen in den Aktienmarkt hochgehalten wird, und hatten eine Reihe von Terminen ausgemacht.
Es waren große Investmentfirmen dabei, aber auch kleine Büros mit zwei Leuten, die in einem schmalen Raum einander gegenüber saßen. Einmal lud uns ein Vermögensverwalter in seine Villa in der Nähe von San Francisco ein. Das Anwesen entsprach bis ins letzte Detail dem amerikanischen Traum. Ein verschnörkeltes Tor, dahinter eine geschwungene Auffahrt, im Garten griechisch anmutende Skulpturen
und am Eingangsbereich des Haupthauses opulente Säulen. Die landestypische Mischung aus Landadel-Style und Disneyland. Im Haus selbst auch zu viele Schnörkel, die Räume zu groß, üppige Vorhänge an den Durchgängen. In den Wohnräumen standen riesige Sofalandschaften mit quietschbunten Kissen, glänzende Tische, darauf gewaltige Blumenbuketts. Alles war überbordend, alles viel zu emotional. Und alles stand im Gegensatz zum messerscharfen Verstand des Besitzers. Denn dessen Anlagestrategie war sachlich und ließ sich auf wenige Punkte herunterbrechen:
>> Was die Zukunft bringt, weiß keiner.
Hören Sie nicht auf Prognosen.
Diversifizieren Sie so breit und umfassend wie möglich.
Schauen Sie nie nur auf den heimischen Markt.
Und halten Sie sich an die Wissenschaft. <<
Mehr sei es nicht. Das machte der Kalifornier uns deutlich. Die Umgebung und vor allem sein Haus signalisierten unkontrollierte Emotionen, doch bei der Anlage war er glasklar.
Das beeindruckte mich. Diese einfachen Wahrheiten. Dass Expertentum und Prognosen wenig bringen, dass der Rhythmus auf dem Parkett nie treibend ist. Und dass es immer gilt, die Emotionen im Griff zu haben, zumindest bei der Geldanlage. Dann verkraftet man auch bronzefarbene Springbrunnen im Zimmer und kristallglitzernde Kronleuchter.
Die Reise war ein Wendepunkt. Auf dem Rückflug arbeitete ich an der Neuausrichtung der Quirin Privatbank.
Quirin war bereits provisionsfrei, aber eben noch ein aktiver Anlagemanager. Das Konzept der passiven und prognosefreien Anlage wollten wir aus den USA sozusagen importieren und in Deutschland umsetzen. Eine Bank, die komplett provisionsfrei und ausschließlich für ihre Kunden und ihre Kundinnen arbeitet. Eine Bank, die gute Produkte zu einem fairen Preis berät. Eine Bank, die den Kundinnen und Kunden fair und transparent zu mehr Vermögen verhilft. Auf der Basis der Wissenschaft.
Was Banken als sichere Lösung anbieten, birgt oft eine Vielzahl an Unsicherheiten. Diese gilt es auszumachen – und dennoch die Kundinnen und Kunden für die Chancen zu begeistern. Denn oft ist es riskanter, ein Risiko nicht einzugehen. Riskant ist es nämlich, einem vermeintlich sicheren Produkt zu vertrauen, das sich nicht rentiert und aufgrund der Inflation zu einem Minusgeschäft entwickelt. Das können Sie Tag für Tag in vielen deutschen Banken erleben. Sie geben vor, Ihnen eine sichere Lösung zu bieten, weil sie wissen, wie ausgeprägt der Wunsch nach Sicherheit ist. In diesem Deutschland, dem seit Generationen Inflation, Weltkriege, Aufbauzeit und Krisen in den Knochen und Genen sitzen.
Wem es da gelingt, Geborgenheit und Sicherheit zu versprechen, wer den Wunsch nach einem ruhigen Leben, in dem möglichst wenig Aufregendes passiert, zu erfüllen scheint, kann mit Abschlüssen und Provisionen rechnen. Dass das auf Kosten der Anlegerinnen und Anleger geht, scheinen wir immer noch hinzunehmen.
DENKFEHLER, DIE DAS ANLEGEN VERHINDERN
1. Aktien sind nur etwas für Reiche.
2. Aktien sind nur etwas für Zocker.
3. Aktien sind nur etwas für Profis.
4. Ich bin zu alt für die Börse.
5. Jetzt ist der Einstieg viel zu riskant.
EPISODE 1 | 2 | 3
THOMAS RITTMERS (71)
VERMÖGEN UND KONTROLLE
DER WEG VON VATER UND SOHN RITTMERS
EPISODE 1: THOMAS RITTMERS
LEBENSSITUATION: erfolgreicher Unternehmer
VERMÖGEN: 10 Millionen Euro
EINKÜNFTE: 250.000 Euro
WUNSCH: hohe Renditen bei der Geldanlage
Niemandem fällt es leicht, das eigene Unternehmen zu verkaufen. Das Lebenswerk gibt keiner einfach aus der Hand. Zumal viele Unternehmerinnen und Unternehmer eine tiefe emotionale Bindung haben – die auch Thomas Rittmers verspürt. Der 71-Jährige ist ein Selfmademan, der Ende der 1970er-Jahre ganz klein mit Produkten für die Tierhaltung angefangen hat. Zunächst im heimischen Gartenhaus, später in einer kleinen Werkstatt. Der Durchbruch kam mit einem patentierten Frontgeschirr für Hunde und einer reißfesten Schleppleine. Die beiden Blockbuster haben seine Firma zu einer der führenden der Branche gemacht. Rittmers’ Unternehmen beschäftigt inzwischen rund 100 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an drei Produktionsstandorten in der Slowakei, in Serbien und in Deutschland – und seine Produkte werden weltweit genutzt. Die Zahlen stimmen, auch wenn die Konkurrenz aus Asien Marktanteile erobert und der Druck zunimmt.
Noch hält Rittmers dem Druck stand, noch will er das Feld nicht kampflos „den Chinesen“ überlassen. Auf der anderen Seite sieht er auch die Risiken. Denn die Firma ist Rittmers’ Familienvermögen, in der Firma steckt fast das gesamte Geld. Wenn es dem Unternehmen nicht mehr gut geht, steht das Vermögen auf dem Spiel. Das bereitet ihm Kopfzerbrechen.
Und zusätzlich zu diesen Sorgen drängt sich die Frage nach der Unternehmensnachfolge auf.
Er ist Anfang siebzig – wer soll sein Lebenswerk weiterführen?
Sein Sohn, Tom Rittmers junior, scheint keine Option zu sein. Der macht dem Vater dessen Tüchtigkeit zum Vorwurf, dauernd muss sich der Senior anhören, dass er die Firma über alles stelle – sogar über die Bedürfnisse der Familie. Das will Rittmers nicht mal abstreiten. Die Firma ist bei jedem Abendessen präsent gewesen, an jedem Wochenende, in jedem Urlaub. Wie hätte der Junior so privilegiert leben können,
wenn nicht durch das väterliche Unternehmen? Rittmers winkt in Gedanken ab. Wie so viele Unternehmenserben dieser Generation ist auch sein Junior nicht bereit, mit der Bedingungslosigkeit des Seniors das Geschäft weiterzuführen. Seinem Tommy fehlt es schlichtweg an Ambition, an Biss und dem gesunden Gefühl, dass verdientes Geld in Relation zur eigenen Leistung stehen muss, da ist sich Rittmers sicher.
Und die externe Lösung? Einem völlig Fremden die Verantwortung für seine Firma in die Hände legen? Nein, nein, das kann sich der Senior noch weniger vorstellen. Vielleicht ist nun doch die Zeit gekommen, das Unternehmen zu verkaufen und das Vermögen auf andere Weise zu vermehren. Es gibt da nur zwei Probleme.
Zum einen ist ein Verkauf nicht einfach. Wie so viele klassische Familienunternehmen ist Rittmers’ Firma in der Region verwurzelt. Über Jahre hinweg hat er dort nicht nur Arbeitsplätze und Wohlstand gesichert, sondern auch den örtlichen Sportverein, die Kultur und das Brauchtum unterstützt. Man kennt den Rittmers. Er wird auf der Straße gegrüßt, beim Bäcker, im Stadion. Und diese Bekanntheit, so fürchtet er, kann sich als Fluch erweisen, wenn er alles aufgeben wird, wenn er das Unternehmen verkauft. Er würde sehr viel innere Stärke brauchen, um in einem solchen neuen, noch leeren Leben den Mitmenschen in die Augen zu schauen. Hat er die? Rittmers spürt, dass trotz aller rationalen Argumente der Verkauf der Firma für ihn sehr herausfordernd werden könnte.
Das andere Problem ist die Geldanlage – für Rittmers völlig fremdes Terrain. Abgesehen von eigenen Immobilien hat er sich bislang wenig mit Kapitalanlagen beschäftigt. Sein Kapital ist das Unternehmen, Erfahrungen mit Anlageprodukten besitzt er kaum. Und schon bei den ersten Gesprächen stoßen die Berater und Beraterinnen an die Grenzen von Rittmers’ erstaunlich limitiertem Kosmos. Für ihn muss die Geldanlage so funktionieren wie die Unternehmensrendite.
Er muss immer die absolute Kontrolle haben. Und wenn nicht er, dann wenigstens die überbezahlten Bankerinnen und Banker – wer ihm keine Wunder verspricht, dem hört er gar nicht erst zu.
Sein Sohn Tommy, der an den Beratungsgesprächen in zweiter Reihe teilnimmt, begreift im Stillen das, was den Vater an seine Grenzen bringt: Tom Rittmers junior (36) hat das Prinzip vom Wachstum der Märkte sehr schnell aufgenommen. Ihm wird bald klar, wie sich ein Vermögen bei kluger Geldanlage selbst nach Krisen und Rückschlägen mittel- bis langfristig potenziert. Und darin sieht er enorme Möglichkeiten.
Fortsetzung auf Seite 140
Unsere im Flugzeug entstandene Idee ließ sich mit wenigen Worten skizzieren: weg von der prognosegetriebenen Geldanlage, hin zu wissenschaftlich basierten Anlagemodellen und echter Zukunftsplanung für unsere Kundinnen und Kunden.
Die Richtschnur unseres Handelns wurde zu den Wahrheiten, die bis heute gelten – und die ich im Verlauf des Buchs erläutern werde.
• Den Markt kann man nicht schlagen, aber: Der Markt wächst langfristig immer. Trotz jeder Krise, nach jedem Krieg und jeder Katastrophe. Der Markt wächst.
• Prognosen sind meistens falsch.
Mit diesen beiden Erkenntnissen ist Geldanlage ganz einfach. Trotzdem werden genau diese elementaren Wahrheiten oft ignoriert. Statt das Geld klug anzulegen, vertraut man seiner Intuition, den Bankberatern, einem „todsicheren Tipp“ – oder allen dreien. Und am Ende geht viel Geld dabei verloren.
Die Idee oder besser den Schlüssel zum Anlageerfolg nutzen wir zu wenig, weil es Vorbehalte gegenüber der Anlage in Aktien gibt. Weil Aktien gleichgesetzt werden mit Risiko und Spekulation.
Warum wir in Deutschland das Risiko so scheuen, ist eine Frage, die mich schon lange beschäftigt und die vergangenen 30 Jahre im Bereich Geldanlage begleitet hat. Warum gibt es in Deutschland diese Skepsis dem Aktienmarkt gegenüber?
OPTIMISMUS DER WELT VS. DEUTSCHER PESSIMISMUS
Die gute alte Angst der Deutschen – im Ausland wird sie als „German angst“ bezeichnet. Die Journalistin Sabine Bode beschreibt diese „deutsche Krankheit“ als eine Mischung aus Mutlosigkeit und Zögerlichkeit, gepaart mit Zukunftsängsten und einem extremen Sicherheitsbedürfnis. Dabei hebt sie hervor, dass es sich eher um die kollektive Furcht einer ganzen Nation als um etwas Individuelles handele. „Wie Hypochonder befürchteten die Deutschen oft das Schlimmste – nur um dann festzustellen, dass die Wirklichkeit weniger schlimm war.“ So hat wiederum der Historiker Frank Biess im Deutschlandfunk das kollektive Zittern erklärt.
Von Biess stammt das Buch „Republik der Angst“, in dem er die Angst der Deutschen mit den vielen Katastrophen der Vergangenheit begründet: Erster Weltkrieg, große Inflation und schließlich die Nazizeit mit den Gräueltaten des Holocaust und dem Zweiten Weltkrieg. Aus solchen Erlebnissen habe sich hierzulande die Angst genährt, dass Ähnliches oder etwas anderes Schlimmes auch in Zukunft passieren könnte. „Die imaginäre Geschichte der Bundesrepublik war immer spannender, dramatischer und aufregender als die relativ langweilige, reale Geschichte der Bundesrepublik“, fasst Biess zusammen.
Wenn ich ihn richtig verstehe, heißt das: Was sich in den vergangenen sieben Dekaden in den Köpfen der Deutschen abspielte, war schlimmer als das, was wirklich passierte. Die Bedrohung fühlte sich real an. Aber nur, weil die Menschen nicht wussten, wie sich die Zukunft entwickelt.
Das weiß ja tatsächlich niemand. Dennoch lassen sich viele von der Angst leiten, und das kann sich auch bei der Geldanlage als schwierig erweisen. Es geht nicht darum, jede Angst abzulegen und unvorsichtig Geld anzulegen. Es geht darum, sich den Blick in die Zukunft nicht durch Angst verstellen zu lassen. Angst ist eine Emotion. Und wer sich bei der Vermögensbildung von Emotionen leiten lässt, läuft Gefahr, eine Fehlentscheidung zu treffen.
Vermögensbildung nach wissenschaftlich fundierten Grundsätzen, eher nüchtern als emotional, eher vernunft- als angstgetrieben:
Das klingt banal, doch in Zeiten zunehmender Furcht ist es wichtiger denn je.
Deshalb frage ich erneut: Liegt es wirklich an unserer Geschichte? Die Inflation in den 1920er-Jahren, die beiden Weltkriege, die Jahre der Entbehrung, die schwere Aufbauphase, die deutsche Teilung, all das hat generationenübergreifend für Verunsicherung gesorgt?
Tragen wir diese Traumata wirklich mit uns herum? Das würde ja bedeuten, dass wir uns selbst im Weg stehen – gerade was die Geldanlage und das Risiko betrifft. Wir wären so gern gute Aktienanleger, aber die Erfahrungen, die der Uropa vor 100 Jahren machen musste, belasten uns heute noch. Tatsächlich? Die Angst vor dem Aktienmarkt soll auf eine kollektive Trauma-Erfahrung zurückzuführen sein?
Das kann doch kaum stimmen. Sicher, es gibt generationenübergreifende Traumata, die nachwirken. Aber die werden nicht der einzige Grund sein, weshalb sich die Skepsis gegenüber dem Finanzmarkt so hartnäckig hält.
ULRIKE MAHRENS (58)
DIE ANGSTGEPLAGTE
WUNSCH: entspannt und sorgenfrei zu leben EPISODE 1
DER WEG VON ULRIKE MAHRENS
LEBENSSITUATION: unverheiratet in Lebensgemeinschaft
VERMÖGEN: 150.000 Euro auf dem gemeinsamen Festgeldkonto
EINKÜNFTE: bevorstehende Pension von 3.200 Euro, stabile Mieteinnahmen von monatlich 2.800 Euro
Offenbar überdauern Ängste Generationen. Sie werden weitergegeben, vielleicht sogar vererbt – Historiker und Epigenetikerinnen sind sich da uneinig. Haben wir Angst, weil unsere Großeltern ein Trauma erlitten haben? Oder haben wir Angst, weil die Gefahr real ist? Lassen wir uns von düsteren Ahnungen leiten, weil unsere Gene keine Zuversicht kennen? Oder begründen wir unser Nichtstun mit vermeintlichen Ängsten?
Ulrike Mahrens ist 58 Jahre alt und lebt mit ihrer 64-jährigen Partnerin Charlotte in einer Lebensgemeinschaft. Von außen betrachtet geht es den beiden sehr gut, auch finanziell. Ulrike hat 25 Jahre lang als Lehrerin für Geschichte und Deutsch in einem Gymnasium gearbeitet, danach ist sie als Beamtin ins Kulturamt ihrer Heimatstadt gewechselt und verantwortet dort bis heute die Buchung von kulturellen Veranstaltungen, von Konzerten und Theaterabenden. Ihre Partnerin Charlotte ist selbstständige Autorin und hat unter anderem eine sehr erfolgreiche Kinderhörspielreihe entwickelt, die sogar für TV und Kino verfilmt wurde. Ein Glücksfall, der das solide Einkommen der beiden deutlich gesteigert hat.
Gemeinsam haben sie ihr Geld vernünftig angelegt, haben unter anderem kleinere Immobilien erworben, die sie seitdem vermieten.
Das Geld auf dem Konto und dem Depot vermehrt sich. Die Rendite stimmt, auch durch die Mieteinahmen. Eigentlich ließe sich nun entspannt der Ruhestand planen. Ulrike könnte zu ihrem 60. Geburtstag vorzeitig aus dem öffentlichen Dienst ausscheiden, Charlotte würde sich auf die Projekte konzentrieren, die ihr einfach Freude bringen.
Das Ziel ist es, mit weniger Stress noch viele gute Jahre zu verleben. Da sie in den vergangenen Jahren häufig in Portugal waren, gibt es schon lange die Idee, mehr Zeit dort zu verbringen, vielleicht die kleine Ferienwohnung an der Ostsee, die sie vor einiger Zeit erworben haben, zu verkaufen, um am Atlantik ein kleineres Haus zu erstehen. Beide lieben das Land, die Mischung aus Rauheit und Herzlichkeit bei den
Menschen. Bisher ist das mit Portugal nur eine Idee, aufgrund ihrer finanziellen Möglichkeiten jedoch keine abwegige.
Eigentlich könnte alles so gut sein.
Wenn, ja wenn Ulrike nicht diese schlaflosen Nächte hätte. Wenn sie nicht immer von diesen düsteren Vorahnungen heimgesucht würde.
Es ist das alte Familientrauma, und es hat nichts mit dem Leben von Ulrike und Charlotte zu tun – dennoch beeinflusst es sie. Unzählige Male hat Ulrike die Geschichte vom finanziellen Ruin ihres Urgroßvaters schon gehört – und weitergegeben.
Walter Mahrens hatte im Deutschland der 1920er-Jahre die große Familienvilla in Berlin-Lichterfelde verkauft, um das Geld in ein ländliches Anwesen zu investieren. Er stammte aus Mecklenburg und wollte im Alter zurück an die Ostsee. Mit dem Erlös des Villaverkaufs wollte er sich und seiner Frau Else ein kleines Haus am Meer erstehen, der Rest sollte an die beiden Kinder, darunter Ulrikes Großmutter, gehen. Doch Walter Mahrens hatte die Zeichen der Zeit nicht erkannt. Er unterschätzte die verheerende Wirkung der Inflation von 1923.
Das viele schöne Geld vom Verkauf des Hauses reichte am Ende nicht mal mehr für ein Brot. Vermögen, Villa, Landgut – alles war weg.
Eine fatale Fehleinschätzung des Patriarchen. Und auch wenn Ulrike den alten Mann nur von längst verblichenen Fotografien kennt, quälen sie 100 Jahre nach dem Desaster düstere Gedanken:
Was, wenn sich das Familienschicksal wiederholt?
Was, wenn mir das Gleiche widerfährt?
Es sind wieder die Zwanzigerjahre, es herrscht Krieg, und plötzlich heißt es in den Medien: Inflation!
„Ist das so wie damals?“, fragt sie am Abend Charlotte, als beide im Bett liegen.
Charlotte schüttelt den Kopf: „Nun hör schon auf mit diesen alten Geschichten!“
„Liest du denn gar keine Zeitung mehr?“, entgegnet Ulrike nervös.
„Seuchen, Kriege, Krisen, was nur, wenn wir alles verlieren?“
„Das werden wir nicht. Wir haben alles gut angelegt, du brauchst dir keinerlei Sorgen zu machen“, versucht Charlotte sie zu beruhigen.
„Ach ja?!“ Ulrike reibt sich das Gesicht. „Die Börsen, die sind doch im freien Fall! Wegen der Ukraine! Dann draußen diese Hitzewellen!
Bald sind die Wahlen in den USA! Das wird doch wieder ein Desaster. Lass uns lieber alles loswerden, was belastet, am Ende kriegen wir sonst gar nichts mehr.“
„Ulrike …“
„Die Immobilien! Wir sollten alles verkaufen, dann haben wir was auf der hohen Kante, wenn hier ein Krieg ausbricht.“
Charlotte dreht sich genervt zur Seite.
Auch am nächsten Tag ist Ulrike in ihrem ganz eigenen Film und verbreitet selbst unter ihren Freundinnen pessimistische Prognosen.
„Aber euch geht es doch wirklich gut“, meint eine ehemalige Kollegin, doch Ulrike scheint taub zu sein für Zuversicht und Optimismus.
Dieser Zustand hält tagelang an, bis sich eines Morgens die Stimmung merklich aufhellt. „Was ist mit dir denn los?“, fragt Charlotte überrascht am Frühstückstisch.
„Du wirst es nicht glauben, aber die Märkte haben sich wieder erholt. Unser Geld scheint doch sicher zu sein. Oder?“
Wie kann Ulrike ihre existenziellen Sorgen in den Griff bekommen?
Wie geht man damit um, wenn Menschen die Zuversicht abhandengekommen ist – wie bewahrt man sie davor, durch Panikverkäufe schlimme Fehler zu machen und ihr Vermögen aufs Spiel zu setzen?
Auch wenn ich mich mit den erwähnten Erklärungsversuchen schwertue, akzeptiere ich, dass es einen tief verwurzelten Wunsch nach Sicherheit bei der Geldanlage in Deutschland gibt. Dieser Wunsch hat dazu geführt, dass Stabilität und Vorsicht zu zentralen Werten in unserer Finanzkultur wurden. Doch genau dieser tief verwurzelte Wunsch ist eben das größte Risiko. Aus drei Jahrzehnten Anlageberatung weiß ich, dass er dazu führt, sich gegen Fakten zu entscheiden. Es fehlt uns Deutschen an finanzieller Bildung. Ist das verwunderlich?
An den Schulen wird es nicht gelehrt, der Bundeskanzler ist ein schlechtes Vorbild, Banken versprechen falsche Sicherheiten. Über allem steht noch etwas, was sich nur in uns selbst begründen lässt. Die Rede ist von der eigenen Bequemlichkeit. Jedem von uns steht es jeden Tag frei, den klugen Weg Richtung Finanzparkett einzuschlagen. Tun wir es?
Die gedankliche Herleitung der eigenen Selbstbeschränkung ist weitverbreitet und recht simpel: Aktien sind Spekulation, und Spekulation ist Risiko. Risiko wollen wir nicht, deshalb kaufen wir keine Aktien.
Das stimmt so nicht. Aber es wird kaum widerlegt.
Aktien sind keine Spekulation. Aktien sind eine Beteiligung an einem Unternehmen und damit unternehmerisches Kapital. Und unternehmerisches Kapital hat Krisen schon immer überstanden. Es mag in verheerenden Kriegen deutliche Rückschläge gegeben haben, danach aber haben sich die Unternehmenswerte besser entwickelt.
Das ist belegbar, das ist rational. Das zeigt der Blick in die Geschichte. Und falls wir es doch mit einem kollektiven Trauma zu tun haben, liegt genau hier – in der Reflexion der Sache – dessen Bewältigung.
Fortsetzung auf Seite 214
> VERNÜNFTIG VORGEHEN <
>> Wer pessimistisch ist, kauft nie eine Aktie. Das ist das Dilemma. <<
Meine Geschwister und ich wurden in der Schulzeit nicht selten von einem Lehrer verächtlich angemacht: „Ach ja, das Unternehmerkind wieder.“ Das war oft aggressiv, immer persönlich und natürlich ungerecht. Die Lehrer und Lehrerinnen sorgten dafür, dass wir als „Unternehmerkinder“ gebrandmarkt waren – mit dem Nebeneffekt, dass unsere Mitschülerinnen und -schüler Unternehmertum für etwas Negatives hielten.
In diesem Klima waren Aktien natürlich Teufelszeug. Das lernten viele Kinder so zu Hause. Entscheidend für die Finanzbildung ist immer die familiäre Prägung. Und wenn Eltern aus Angst oder Unwissenheit „die Börse“ ablehnen, erleben Kinder die Geldanlage nicht als etwas Positives. Wer pessimistisch ist, kauft nie eine Aktie. Das ist das Dilemma.
Deshalb sehe ich es als meine Aufgabe – es ist fast schon eine Lebensaufgabe –, den Optimismus für die Geldanlage in Aktien zu wecken. Immer und immer wieder zu betonen: Aktien sind die renditestärkste Anlageklasse.
AKTIENANLAGE IST KEINE SPEKULATION
Jedes Jahr im Herbst tauchen in deutschen Lokalzeitungen Überschriften auf wie: „Neuntklässlerin streicht satten Gewinn ein“ oder „Schulklasse räumt bei Börsenspiel ab“.
In den Berichten geht es um die sogenannten Börsenspiele oder das „Planspiel Börse“. Mehrmonatige Aktionen, die Banken und Sparkassen in Kooperation mit Schulen veranstalten, um junge Menschen an das Handeln mit Aktien heranzuführen. Sie gelten als eine Form der Finanzbildung, eine erste Übung zum klugen Umgang mit Geld.
Im Prinzip ist es eine gute Idee, junge Menschen möglichst früh mit dem Thema Geldanlage vertraut zu machen, zu wenig ist davon in der Schule die Rede. In der Regel geht es bei diesen Börsenspielen darum, ein fiktives Kapital, meist einen fünfstelligen Betrag wie 50.000 Euro, über mehrere Monate durch Kauf und Verkauf börsennotierter Aktien, Fonds und Anleihen zu vermehren. Das Planspiel läuft in „Realtime“, die Wertpapierorder werden sofort abgerechnet. Über Wochen fiebern die Teams mit „ihren“ Aktien, am Ende gewinnen die Mannschaften mit der höchsten Depot-Gesamtwertung. Für die Siegerteams werden einige Hundert Euro Preisgeld bereitgestellt, es gibt eine kleine Feier, und bei der Preisverleihung sagen die verantwortlichen Finanzdienstleister Sätze wie: „Als Bank ist es uns ein zentrales Anliegen, die finanzielle Bildung junger Erwachsener in unserem Geschäftsgebiet zu fördern, damit sie in Zukunft eigene Finanzentscheidungen fundiert treffen können.“
Und ich fasse mir an den Kopf.
Ich weiß, das ist schwer vermittelbar. Sogar im eigenen Zuhause. Als meine Kinder von ihren Erfolgen bei den Börsenspielen berichteten, hofften sie auf väterliche Lobpreisung. Doch stattdessen erlebten sie einen unwirschen Erzeuger, der zunächst die Lippen zusammenpresste, um nicht zu sagen, was er wirklich dachte. Irgendwie musste ich mit dem Dilemma zurechtkommen. Einerseits waren sie stolz auf ihre Platzierung, auf der anderen Seite entspricht das Spiel so gar nicht meinen Vorstellungen von einer guten Einführung in die Finanzwelt.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Finanzbildung ist gut und richtig. Es ist essenziell, dass Schüler und Schülerinnen an Themen wie die Geldanlage herangeführt werden, gerade in Deutschland.
Aber doch nicht so!
Warum nicht? Was irritiert mich an diesen Spielen? Warum stört es mich, dass junge Menschen ihre ersten Tanzschritte so lernen?
Ganz einfach: weil es nur ums Zocken geht.
Immer dieses Zocken! In den Börsenspielen und Berichten der Lokalzeitungen wird suggeriert, es gehe an der Börse vor allem ums Zocken. Als wäre es ein großes Spiel, und dieses Game bedeute: ständig kaufen und verkaufen. Als gälte es, immer nur den Moment abzupassen, um Aktien abzustoßen oder zu erwerben. Als wäre der ständige Handel der Schlüssel zum Börsenglück. Als wäre Geldanlage mit Aktien ein atemloser Sprint, den die gewinnen, die ständig handeln. Hier wird jungen Menschen im Rahmen von „Finanzbildung“ beigebracht, dass sich nur durch schnellen Kauf und Verkauf Rendite mit Aktienanlagen erwirtschaften lässt. Das ist völlig falsch!
Rendite entsteht nicht durch Kauf und Verkauf von Aktien. Rendite entsteht, wenn Unternehmen gut und erfolgreich arbeiten. Aktienanlage ist kein Zocken. Aktienanlage ist keine Spekulation.
FALSCH, ABSOLUT FALSCH
Börse ist wie Roulette – es gewinnt, wer zufällig auf die richtige Zahl oder Aktie gesetzt hat. Bei der falschen Zahl oder Aktie ist das Geld eben weg.
Wenn Spiele veranstaltet werden, die vermitteln, dass Anlageprofis durch geschicktes Kaufen und Verkaufen immer eine Überrendite erzielen (was sie nicht tun), ist das keine hilfreiche Finanzbildung für die eigene Geldanlage. Tatsächlich verfestigt sich das Bild, die Börse sei Heimstatt der Zocker und Spekulantinnen – und man müsse aus hartem Holz geschnitzt sein, um in dieser wilden Welt zu überleben. Es wird suggeriert, dass allein abgezockte Händler in der Lage seien, den Vergleichsindex zu schlagen. Nur wer mit allen Wassern gewaschen sei, könne Werte wachsen lassen.
Der Glaube, man könne den Markt schlagen, ist übrigens so alt wie der Aktienhandel selbst. Den Markt zu schlagen, das gelingt selbst den Expertinnen und Experten nicht. Es gibt Studien, die belegen, dass es der großen Mehrheit der Profis (manche Studien wie die S&P Indices Versus Active Funds von 2024 sagen 92 Prozent, andere sogar 98 Prozent) nicht gelungen ist, mit ihrer Strategie den selbst gewählten Vergleichsindex zu schlagen und Überrendite zu erzielen.
Das Problem: Niemand weiß im Voraus, wer zu den zwei bis acht Prozent zählen wird, die es doch einmal hinbekommen. So gut wie sicher ist aber, dass der glücklichste Profi der vergangenen Jahre nicht auch in Zukunft am erfolgreichsten ist.
Die Gewinnerstrategie ist reiner Unsinn, ein Mythos, der sich hartnäckig hält und vor allem diejenigen von der Geldanlage abhält, die sich nicht als Zocker sehen. Noch mal: Werte entstehen, wenn Unternehmen klug und erfolgreich handeln. Nicht, wenn Aktien unentwegt ge- und verkauft werden. Davon profitieren nur die Anbieter von Finanzprodukten. Übrigens: Wenn Sie, aus welchen Gründen auch immer, Spaß daran haben, in Aktien einzelner Unternehmen zu investieren, dann machen Sie das ruhig. Ich möchte Ihnen ja nicht den Spaß nehmen. Meine Empfehlung ist aber, dies nicht mit mehr als zehn Prozent Ihres Geldes zu tun.
Ich verlange von Ihnen also nicht, dass Sie wie verrückt auf dem Finanzparkett herumtoben. Ich fordere Sie dazu auf, einfach den richtigen Schritten zu folgen.
Sie haben sicheren Schritts zum Finanzparkett gefunden.
WARUM AKTIEN GUT SIND
Eine Aktie ist Beteiligung an unternehmerischem Produktivkapital. Man wird zum Miteigentümer, zur Miteigentümerin eines Unternehmens.
Anleger und Anlegerinnen profitieren, wenn die Ökonomie und damit auch die Unternehmen langfristig wachsen.
Unternehmerisches Risiko muss sich höher verzinsen als risikoloses Kapital. Und über die Dividenden sind Anleger und Anlegerinnen immer am Erfolg beteiligt.
> LASSEN SIE SICH
WEITER AUF DEM WEG ZUR KLUGEN GELDANLAGE
BEGLEITEN <
Vor allem aber: Aktien sind per se keine Zockerei. Es ist nur wichtig, wie die Anlage umgesetzt wird. Im nächsten Kapitel können Sie ganz einfach alles Unnötige weglassen.
Durchatmen
> KANN ICH MIR
KONSTANTE GELDVERMEHRUNG
UNABHÄNGIG
VON DER EIGENEN
ARBEIT UND LEISTUNG
VORSTELLEN? <
Weiter im Text
> DIE KUNST DES WEGLASSENS <
Geldanlage gelingt mit dem Fokus auf das Wesentliche
> Provisionen < > Zertifikate <
> Anlageklassen <
WORUM GEHT’S?
Wie sich Fehlentscheidungen bei der Geldanlage vermeiden lassen
Welche Finanzprodukte Sie ablehnen sollten
Antwort ab Seite 98
25 –30 MIN IHRE RENDITE BEIM LESEN
Woran Sie einen schlechten
Finanzberater erkennen
Antwort auf Seite 109
Warum sollten Sie auf gar keinen Fall Provisionen zahlen?
Antwort auf Seite 117
MEHR DURCH WEGLASSEN
Weniger ist mehr. Das ist die umgangssprachliche Version der Kunst des Weglassens. Mich hat es schon immer fasziniert, dass Menschen Erfolg damit haben, auf vieles zu verzichten, was andere für unverzichtbar hielten.
Ein gutes Beispiel sind Discounter wie Aldi. Das Discountgeschäft gilt als Kunst des Weglassens. Die Aldi-Brüder boten von Anfang an ein verknapptes Sortiment, gerade einmal 350 Artikel fanden sich in einer Filiale. Bis heute gibt es von den meisten Produkten wie Butter, Milch oder Waschmittel höchstens ein, zwei Sorten. Dadurch konzentriert sich der Absatz auf einzelne Artikel, und auch die Kosten rund um Einkauf und Logistik halten sich in Grenzen.
Ein weiterer Meister des Weglassens ist Dieter Rams. Der weltberühmte Designer, Jahrgang 1932, war in den vergangenen Jahrzehnten ein Wegweiser für reduzierte Formgebung. Gutes Design sei so wenig Design wie möglich, war und ist seine Devise. Gutes Design sei innovativ, zweckdienlich, ästhetisch, benutzerfreundlich, durchdacht, ehrlich und umweltfreundlich. Mit der Gestaltung der Elektrogeräte von Braun hat er zahlreiche heutige Produkte beeinflusst, unter anderem die komplette Produktpalette von Apple. Das schlanke Design der iPhones und iPads ist auch das Ergebnis von Rams’ Wirken. „Von der Natur können wir lernen, dass Weglassen sinnvoll ist“, sagt Rams.
Auch ein Tanz ist dann wirklich elegant, wenn keine Bewegung zu viel ist. Und für die Geldanlage ist das Weglassen besonders wichtig. Bei der Vermögensbildung braucht es keine Schnörkel, Verzierungen oder Verästelungen, es gilt, sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Leider trifft man allzu oft auf Berater und Beraterinnen, die bemüht sind, vom Wesentlichen abzulenken.
Zum Glück gibt es in der Welt da draußen Menschen, die begriffen haben, dass weniger mehr ist – und dass es bei der Anlage vor
allem darum geht, auf Dinge zu verzichten. Nicht auf Geld, dafür auf vermeintlich vielversprechende Finanzprodukte. „Erfolgreich Vermögen bilden oder vorhandenes Vermögen bewahren ist nicht nur eine Frage des ‚Was tun?‘, sondern auch eine Frage von ‚Was nicht tun?‘, also von Fehlervermeidung und Fehlerbeendigung“, sagt der von mir sehr geschätzte Finanzexperte Gerd Kommer. Er war es, der in Finanzfragen das „Via-negativa-Prinzip“ aufgegriffen hat.
Der Begriff stammt von dem griechischen Philosophen Platon, Denker wie Nassim Taleb („Der schwarze Schwan“) haben den „Weg des Vermeidens“ in die Neuzeit übertragen. Und vor gut 50 Jahren
WARUM PROVISIONEN SCHLECHT SIND
Das fehlende Provisionsverbot führt allein in Deutschland zu einem Schaden von 98 Milliarden Euro jährlich, in ganz Europa sind es 375 Milliarden Euro.*
In Großbritannien, den Niederlanden, Norwegen sowie Australien und Neuseeland ist das Provisionsverbot mittlerweile durchgesetzt, was zu einem signifikanten Anstieg privater Vermögen führte.
* Nach einer Studie (2023) von Professor Steffen Sebastian, Direktor am Center for Finance der Universität Regensburg sowie Forschungsprofessor am Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung.
hat ihn der US-amerikanische Investmentprofi Charles Ellis erstmals im Hinblick auf Anlagemöglichkeiten verwendet.
WENN WIR DAS DUMME UNTERLASSEN
Das Via-negativa-Prinzip besagt im Wesentlichen, dass der finanzielle und auch sonstige Erfolg in unserem Leben – so wie er sich zu einem bestimmten Lebensalter darstellt – eben nicht nur davon bestimmt wird, was wir bis zu diesem Zeitpunkt Schlaues, Richtiges und Gutes getan haben, also von unseren „positiven“ Entscheidungen. Unser Erfolg bemisst sich genauso oder vielleicht sogar mehr nach dem Dummen, Falschen und Schlechten, das wir unterlassen oder beendet haben – also an unseren „negativen“ Entscheidungen.
Übersetzt auf die Aktienanlage bedeutet das: Man beschränkt sich auf ein Weltportfolio aus preisgünstigen Indexfonds, also ETFs, und praktiziert Buy and Hold. Mehr nicht!
Das ist passives Investieren – wobei passiv bedeutet, auf aktives Management in Form von Stock Picking und Market Timing (auf die Begriffe gehe ich später ein) zu verzichten. Auch die wissenschaftliche Forschung kommt zu diesem Ergebnis. Seitdem der US-Ökonom Harry M. Markowitz in den Fünfzigerjahren eine Revolution im Anlagemanagement eingeläutet hat, wurde in unzähligen wissenschaftlichen Studien nachgewiesen, dass sich aus einem aktiven Management keine Renditevorteile ergeben – wenn es doch einmal vorkommt, ist das allenfalls zufällig.
Auch deshalb setzten einige Absolventen der University of Chicago 1971 den ersten Indexfonds auf. Der Fonds war aus der Idee geboren, Unnötiges und Überflüssiges einfach wegzulassen.
Tatsächlich gibt es wahnsinnig viel, worauf sich getrost verzichten lässt. Im Folgenden wird es ein wenig fachsprachlich, aber keine Sorge, ich hole Sie immer wieder ab, sodass auch neue Tanzschritte in Ruhe geübt werden können. Los geht’s.
>> Es gibt
eine
ganze Reihe von Produkten
, auf die Anleger und Anlegerinnen verzichten können und sollten. <<
• Anleger und Anlegerinnen sollten nicht „prozyklisch“ anlegen, also nicht in das investieren, was zuletzt gut lief.
• Sie sollten Konzentrationsrisiken durch zu geringe Diversifikation vermeiden.
• Niemand sollte hohe Kosten hinnehmen, hohe Kosten sind immer entgangene Gewinne.
• Auf keinen Fall sollten Investmententscheidungen auf Basis von Prognosen getroffen werden.
• Nie sollte nach dem „besten Ein- und Ausstiegszeitpunkt“ gesucht werden.
• Natürlich sollte vermieden werden, Einzelwertrisiken einzugehen.
• Und vor allem sollte niemand die Kosten des Investierens unterschätzen und die Interessenkonflikte herkömmlicher Banken verkennen, denen es in erster Linie um den Verkauf geht – und nicht um optimale Beratung.
Zudem gibt es eine ganze Reihe von Produkten, auf die Anleger und Anlegerinnen verzichten können und sollten. Denn es wird nach wie vor so viel – entschuldigen Sie den flapsigen Ausdruck – Quatsch verkauft. Es ist eine unsägliche Praxis, unrentierliche Produkte zu bewerben.
Klassische Banken suggerieren gern, dass die Fülle an Angeboten, die Sie als Kundin, als Kunde dort vorfinden, zu Ihrem Besten sei. Dem ist aber nicht so. Viele Produkte werden vornehmlich deshalb angeboten, weil sie Provisionserträge für die jeweiligen Häuser generieren, nicht weil Sie diese Produkte brauchen. Lassen Sie uns genauer betrachten, was auch bei Ihnen gegebenenfalls wegkann – und was bleiben darf, weil es Sie und Ihr Geld wirklich weiterbringt.
WORAUF SIE ALLES VERZICHTEN KÖNNEN
1. AKTIV GEMANAGTE INVESTMENTFONDS
• Aktives Anlagemanagement kostet Rendite durch häufige Umschichtungen aufgrund falscher Anlageentscheidungen.
• Zudem nagen hohe Kosten heftig am Anlageerfolg.
• Insgesamt enttäuschen diese Fonds systematisch die in sie gesetzten Erwartungen und provozieren dadurch zur Unzeit überflüssige Aktivitäten bei den Anlegerinnen und Anlegern.
Auch wenn ich im Verlauf dieses Buches genauer darauf zu sprechen kommen werde, möchte ich bereits an dieser Stelle auf aktive gemanagte Fonds eingehen. Diese Fonds treffen Anlageentscheidungen, die aus kurz und mittelfristigen ökonomischen Prognosen und Markteinschätzungen abgeleitet werden. Das Fondsmanagement wählt beispielsweise Aktien aus, von denen es glaubt, dass sie mehr Rendite bringen als der Rest – das nennt sich Stock Picking. Zusätzlich wird versucht, möglichst günstige Ein und Ausstiegspunkte abzupassen – Market Timing. Alles mit dem Ziel, besser abzuschneiden als ein für den Fonds repräsentativer Finanzindex.
Wissenschaftliche Studien belegen aber seit Jahrzehnten eindeutig, dass solche Strategien nicht nachhaltig erfolgreich sind. Trotzdem lässt sich das Versprechen, besser abzuschneiden als der Markt, gerade in Krisenzeiten gut verkaufen. Auch der Blick in den Rückspiegel hilft bei der Suche nach den TopPerformern der Zukunft nicht weiter. Die besten Fonds der Vergangenheit gehören fast nie zu den zukünftigen Gewinnern. Lassen Sie sich also nicht von den beliebten „FondsBestenlisten“ zu einem Kauf verführen.
Aktiv gemanagte Investmentfonds, die teilweise extrem hohe Kosten verursachen, sind leider nach wie vor die am häufigsten verkauften Anlageprodukte. Die Wertentwicklungen aber sind enttäuschend. Ich kann daher nur raten: Finger weg!
2. ZERTIFIKATE – DAS BIG BUSINESS DER SPARKASSEN UND VOLKSBANKEN
• Zertifikate werden oft mit einer gut klingenden Investmentidee vermarktet.
• Genau besehen erweisen sie sich jedoch als nutzlos.
• In erster Linie sind es „Gelddruckmaschinen“ für die ausgebenden Institute.
• Die Anlegerinteressen fallen dabei unter den Tisch.
Zertifikate sind eine Anlageform, mit der die ausgebende Bank verspricht, die Entwicklung eines bestimmten Finanzmarkts, etwa eines Aktienindex, oder einzelner Bestandteile davon (einer Aktie, eines Rohstoffs) abzubilden. Dabei gibt es oft besondere Auszahlungsprofile und gut klingende Sicherungsgrenzen. Die werden allerdings in vielen Fällen zum Bumerang, weil sie hohe Kosten verursachen oder schlicht nicht funktionieren. So wird aus einer sicher geglaubten 100ProzentRückzahlung schnell ein gravierender Verlust.
Rechtlich gesehen – und im Krisenfall auch relevant – ist ein Zertifikat eine Anleihe des herausgebenden Instituts. Man hat also beispielsweise bei einem Aktienzertifikat keinen Eigentumsanspruch an den Aktien. Stattdessen ist man der Zahlungsfähigkeit der Bank ausgeliefert, die sich das Zertifikat ausgedacht hat.
Laut „Capital“ tragen die Kundinnen und Kunden dabei „ein doppeltes Risiko, nämlich das der Kursverluste und das aus der Bonität des Emittenten“. Der Vorteil des Vertriebs solcher Produkte ist:
„Es fallen Provisionen an, die für eine Bank oder Sparkasse attraktiver sein können, als selbst ein Sparprodukt mit Zinsmarge anzubieten“, so das Wirtschaftsmagazin im Frühjahr 2023. Auch Verbraucherschützer warnen vor Zertifikaten. Niels Nauhauser von der Verbraucherzentrale BadenWürttemberg sieht im ZertifikateAbverkauf ein erhebliches Problem. „Aus unserer Beratung wissen wir, dass Verbraucher und Verbraucherinnen, die nach einem Festgeld fragen, regelmäßig stattdessen Zertifikate und andere Produkte mit hohen Provisionen angeboten bekommen“, erklärt er in den „Deutschen WirtschaftsNachrichten“ (27. Oktober 2023). Oft würden nicht bloß Festgeldanlagen verkauft, sondern auch komplexe Zertifikate mit Verlustrisiko. „Derartige Produkte sind für überhaupt keinen Kleinanleger und keine Kleinanlegerin bedarfsgerecht“, betont Nauhauser.
So manchen dürfte in diesem Zusammenhang die „LehmanOma“ im Gedächtnis sein, die viel Geld verloren hat, weil sie von ihrer Bank oder Sparkasse Zertifikate der später in die Pleite gerutschten USInvestmentbank Lehman Brothers aufgedrückt bekam. Bei Zertifikaten wie „WM Multi Express Zertifikat Memory mit Airbag“ oder „100 Jahre Freistaat Bayern Multi Express Memory mit Airbag“ versteht kaum eine Kundin, kaum ein Kunde, was sich hinter dem wohlklingenden Namen verbirgt und wie das Geld genau angelegt wird.
Das ganz große Geschäft mit teuren Zertifikaten machen seit geraumer Zeit Sparkassen. Von den Wertpapiergeschäften im Wert von insgesamt etwa 32 Milliarden Euro, die die Sparkassen mit ihren Kundinnen und Kunden im Jahr 2023 gemacht haben, kamen nach Angaben des Branchendienstes FinanzSzene (12. März 2024) sechs Milliarden Euro durch Fonds und unglaubliche 26,1 Milliarden Euro durch Zertifikate zustande.
Man muss sich das einmal auf der Zunge zergehen lassen: 81 Prozent des Wertpapiergeschäfts entfielen bei den Sparkassen auf Zertifikate. FinanzSzene hat sich außerdem die Gebührenstruktur
der zum Untersuchungszeitpunkt von Sparkassen zur Zeichnung angebotenen Zertifikate genau angesehen. Das Ergebnis ist erschreckend. Bezogen auf die 164 untersuchten Zertifikate, lag die Gebührenbelastung im ersten Jahr der Laufzeit bei durchschnittlich 4,7 Prozent. Für Institute, denen angeblich kein Gewinnstreben zugrunde liegt und die dem Gemeinwohl verpflichtet sind, ist das ein Unding.
Für mich gehören Zertifikate ganz eindeutig in die Gruppe der Anlageprodukte, die Sie im Sinne der Via negativa weglassen können und sollten. Wenn Sie von Ihrer Bank zum ZertifikateTanz aufgefordert werden – einfach verweigern. Ihr Geld wird es Ihnen danken.
3. KAPITALBILDENDE LEBENSVERSICHERUNGEN UND RENTENVERSICHERUNGEN
• Altersvorsorge mit Steuervorteilen und Hinterbliebenenabsicherung im Fall der Fälle – das klingt verlockend.
• In Wahrheit erfüllen entsprechende Versicherungen ihre Versprechen höchst selten.
• Das liegt an hohen Kosten und verpassten Anlagechancen.
Kapitalbildende Lebensversicherungen verbinden zwei für sich genommen wichtige finanzielle Ziele: Auf der einen Seite minimieren Sie das finanzielle Risiko für die Familie, falls Sie verfrüht sterben; auf der anderen Seite sorgen Sie mit Kapitalbildung für das Alter vor, falls Sie lange leben. Das klingt wahnsinnig attraktiv: scheinbar zwei Vorteile zum Preis von einem.
Wenn jedoch Risikoabsicherung und Vermögensbildung kombiniert werden, entsteht ein viel zu kompliziertes und intransparentes Produkt, das zum einen zu teuer ist und zum anderen wenig Ertrag bringt. Denn Kapitalgarantien erfordern eine sehr defensive
Kapitalanlage mit nur geringen Aktienanteilen. Die echten Renditebringer werden also klein gehalten. Zudem nutzen die meisten Versicherungen für ihre Kapitalanlage immer noch sehr teure Fondsprodukte. Um den überdimensionierten Vertriebs und Verwaltungsapparat der Versicherungen aufrecht zu erhalten, fallen hohe Kosten an, die selbstverständlich auf die Kundinnen und Kunden abgewälzt werden. Trotz sehr langer Anlagezeiträume ergeben sich daher in aller Regel nur äußerst magere Renditen, die oftmals nicht einmal die inflationsbedingte Geldentwertung ausgleichen.
Der Kauf solcher kombinierter Anlage und Versicherungsprodukte wird gern mit dem Verweis auf steuerliche Vorteile schmackhaft gemacht. Ein Hinweis, der bei vielen Menschen gut verfängt. Doch auch denen möchte ich zu bedenken geben: „Steuervorteil“ klingt zwar gut, bringt aber nur etwas, wenn tatsächlich etwas zu versteuern da ist, sprich, wenn ordentliche Erträge entstehen.
Leider ist das bei solchen Produkten nicht oft der Fall. Mein Rat: Versicherungen sind eine Sache, Vermögensbildung ist eine andere. Sie sollten niemals ein Produkt akzeptieren, das beides kombiniert.
Das Ganze gilt ebenfalls für Rentenversicherungen, selbst wenn sie auf die besonders kostenträchtige Absicherung des Sterberisikos verzichten. Auch hier sind die genutzten Anlagestrategien meistens viel zu teuer, sodass am Ende wenig dabei rumkommt.
4. PRIVATE EQUITY FÜR PRIVATANLEGER
• Das Kapital ist im Normalfall sehr lange gebunden.
• Objektive Studien zeigen, dass Private Equity für Privatanleger nicht mehr Rendite erwirtschaftet als der internationale Aktienmarkt.
• Private Equity kann für institutionelle Profis mit einen langen Anlagehorizont und hoher Risikobereitschaft eine passende
Anlageklasse sein. Sie können sehr große Portfolios mit Private Equity weiter diversifizieren.
• Produkte für Privatanleger sind aber meist weniger attraktiv, teurer und deshalb nicht empfehlenswert.
„Investieren Sie wie die Reichen!“ Kommt Ihnen das bekannt vor? In jüngster Zeit häufen sich solche oder ähnliche Schlagzeilen. Die mehr oder weniger subtile Botschaft: Auch „normale“ private Kundinnen und Kunden ohne großes Vermögen können mit dem „richtigen“ Produkt vom „richtigen“ Anbieter nun einfach und schnell in bislang sehr exklusive und besonders lukrative Anlagesegmente investieren – mit eindeutig höheren Renditen, als sie an den internationalen Aktien und Anleihemärkten erzielbar sind.
Häufig vertreten sind bei solchen Angeboten PrivateEquityFonds. Damit beteiligt man sich an (meist kleineren) nicht börsennotierten Unternehmen. Das Kapital soll beispielsweise der Optimierung betrieblicher Abläufe dienen, um die Profitabilität zu verbessern. Ziel ist also die Steigerung der Unternehmenswerte, was sich in einer möglichst hohen Rendite für die Investorinnen und Investoren niederschlagen soll.
Das klingt schon fast magisch – und nach großer Finanzwelt. Die angenommene Überrendite steht aber auf keinem sicheren Fundament. Studien des OxfordProfessors Ludovic Phalippou und anderer Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass die erzielbaren Renditen keinesfalls verlässlich höher sind als beispielsweise die eines globalen Aktienportfolios. Dass es sich bei PrivateEquityAnlagen – im Gegensatz zu Aktien – um im Prinzip illiquide Investments handelt, wiegt deshalb umso schwerer.
Das in solche Fonds investierte Geld ist langfristig blockiert, weil es dauert, bis die Unternehmen, in die investiert wird, börsenoder verkaufsreif sind. Um diese Blockade etwas zu lockern, werden
bei Produkten für die Privatkundinnen und kunden oft Teile des Fondsvolumens beiseite gelegt. So bleibt eine gewisse Liquidität gewährleistet. Da diese Gelder dadurch aber nicht renditeträchtig investiert werden können, schmälert das die Erträge. Den gleichen Effekt haben die oft außerordentlich hohen Produktkosten. Denn was oft schwungvoll beworben wird, sind meist sogenannte Dachfonds oder Investmentzertifikate. Diese investieren ihrerseits in riesige und deshalb oft unwirtschaftliche PrivateEquityKonstrukte. Insgesamt verdienen Anlegerinnen und Anleger dadurch erheblich weniger, die Anbieter dafür umso mehr. Für mich sind diese verschachtelten Kostenstrukturen der Hauptgrund dafür, dass Banken auch Privatkunden solche Anlagemöglichkeiten verstärkt anbieten. Sie sind vordergründig attraktiv, schwer zu durchschauen und extrem provisionsträchtig. Lassen Sie es lieber bleiben.
5. HEDGEFONDS
• Für spezielle Anlageprodukte wie die sagenumwobenen Hedgefonds werden in der Regel hohe Renditen in Aussicht gestellt.
• Aber die landen, falls überhaupt erwirtschaftet, aufgrund exorbitanter Kosten in der Regel in den Taschen der Fondsgesellschaft.
• Bei den Anlegern und Anlegerinnen kommen sie normalerweise nicht an.
• Darüber hinaus scheitern mehr solcher Fonds, als es nach außen hin den Anschein macht.
Hedgefonds eilt auch heute noch oft der Ruf einer „Wunderwaffe“ der Finanzmärkte voraus. Das hat vor allem damit zu tun, dass ihnen in der Regel keinerlei Beschränkungen auferlegt werden. Das Anlagemanagement kann also in alle möglichen Bereiche investieren. Angefangen bei den klassischen Aktien oder Anleihemärkten
über Währungen und Rohstoffe bis hin zu exotischen Marktsegmenten wie Produkten zur Absicherung gegen Wetterereignisse oder Naturkatastrophen. Zudem kann durch den Einsatz sogenannter Finanzderivate auch noch munter auf steigende oder fallende Kurse gesetzt werden.
Der Mythos Hedgefonds lebt aber vor allem von den Gewinnerstorys rund um die Fonds, die sensationell gut gelaufen sind. Solche gibt es tatsächlich immer wieder. Tatsache ist aber auch: Die meisten Hedgefonds werden wegen Erfolglosigkeit geschlossen, und die Anleger verlieren ihr gesamtes Vermögen. Davon hört man in der Regel nichts, denn die Medien sprechen auch hier – mit Ausnahme besonders spektakulärer Pleiten – lieber über Gewinner als über Verlierer. Mein dringender Rat: weglassen.
6. GESCHLOSSENE FONDS
• Das investierte Kapital ist langfristig gebunden.
• Ausstiegsmöglichkeiten sind noch rarer als bei Private Equity.
• Trotz spektakulärer Pleitefälle und entsprechend schlechter Presse sind solche Anlagen immer noch zu finden.
• Auch bei diesen Fonds scheitert eine viel größere Anzahl, als den meisten bewusst ist.
Geschlossene Fondsanlagen versprechen aufgrund der langfristigen Bindung („Das Kapital kann dann in Ruhe arbeiten“) und der Investition in zukunftsträchtige Bereiche, zum Beispiel Solaranlagen, Infrastruktur, Agrarflächen oder Containerschiffe, hohe Renditen –häufig in Verbund mit der Aussicht auf steuerliche Vorteile.
Die Risiken sind allerdings eklatant, denn meist mangelt es an einer vernünftigen Risikostreuung. Die Fonds investieren in einen Solarpark, in ein Schiff oder in ein Infrastrukturprojekt, nicht selten
ganz bewusst mit einem steilen Risikoprofil, um mit glänzenden Renditeaussichten werben zu können. Dazu kommen oft horrende Kosten, die in den hochkomplexen Fondsstrukturen bestens versteckt werden können. In den vergangenen Jahrzehnten gab es zahlreiche Beispiele dafür, dass diese Kombination ausgesprochen toxisch sein kann. Insbesondere deutsche Anlegerinnen und Anleger haben in windigen Bauträgerprojekten oder auch Schiffs und Flugzeugbeteiligungen viel Geld versenkt. Ausgestorben sind solche Anlagen dennoch nicht. Sollten Ihnen entsprechende Relikte begegnen, machen Sie am besten einen großen Bogen darum.
7. ANDERE ANLAGEKLASSEN
Es gibt Anlagen, die kein unbedingtes NoGo sind, die man aber trotzdem kritisch hinterfragen sollte. Vor allem mit Gold und Immobilien werde ich im Kundenkontakt immer wieder konfrontiert.
Okay, Gold. Gold gilt als die stabile Anlage in Krisenzeiten. Viele Menschen haben sogar eine starke emotionale Bindung, Gold als Anlage gibt es schließlich schon seit Ewigkeiten. Und es ist selbst in den größten Krisen nie wertlos geworden, auch nicht in der Hyperinflation der 1920erJahre. Gold hat sich beim Platzen der Techblase in den 2000ern und in der Finanzkrise 2008 ebenfalls gut geschlagen. Insgesamt waren die 2000erJahre eine außerordentlich gute
Zeit für Goldanlagen. Das ist bei Anlegerinnen und Anlegern hängen geblieben. Für viele hat Gold fast Versicherungscharakter.
Ein Selbstläufer ist es aber nicht. In den Achtziger und Neunzigerjahren, aber auch in den vergangenen zehn Jahren gab es lange Durststrecken, also eine schwache Wertentwicklung – und an Krisen hat es in diesen Zeiträumen nicht gemangelt.
Eine Anlage in Gold ist also als eine Art Versicherung völlig in Ordnung. Aber bitte schauen Sie nicht ständig auf die
Wertentwicklung, sondern lassen Sie Ihr Goldinvestment einfach in Ruhe liegen. Denn aus rein rationalen Gründen kann man Goldanlagen eigentlich nicht empfehlen. Es gibt keinen ökonomischen Grund, warum ein Goldinvestment verlässlich eine positive Rendite erzielen sollte. Die Knappheit von Gold allein, die gern angeführt wird, ist kein Grund. Eine Rendite, mit der man langfristig kalkulieren kann, lässt sich nur erwarten, wenn mit Gold wirklich etwas Produktives passiert. Wenn es verarbeitet wird wie in der Elektronikoder der Schmuckindustrie.
Aber dann sind wir wieder in der Welt der Unternehmen und Aktien, wo man aus ökonomischer Logik eine positive Rendite erwarten kann. Beim Gold gibt es eine solche Logik leider nicht, darum ist die langfristige Wertentwicklung nicht zuverlässig kalkulierbar. Gold braucht man also nicht zwingend für den langfristigen Vermögensaufbau, es dient allenfalls als emotionaler Sicherheitsanker, aber nur mit sehr überschaubaren Anlagequoten – aus meiner Sicht im Bereich von fünf bis maximal sieben Prozent im Gesamtvermögen.
Immobilien gelten gemeinhin als gute Kapitalanlage. Vor allem das eigengenutzte, nach Jahren abbezahlte Haus oder die eigene Wohnung verschaffen ein gutes Gefühl. Das verstehe ich, auch ich liebe mein Haus und genieße es, in den eigenen vier Wänden zu sein. Im Vordergrund steht hier für mich die emotionale Rendite.
Die gibt es bei der vermieteten Immobilie als Kapitalanlage natürlich nicht. Hier lockt stattdessen die Aussicht, die entsprechenden Kredite allein aus den Erträgen der Vermietung zu tilgen zu können. Am Ende stehe dann ein schuldenfreies Objekt, das womöglich noch mehr wert sein wird als heute.
Aber ist das wirklich bis zum Ende überlegt? Meistens ist es alles andere als sicher, dass die Mieteinnahmen tatsächlich ausreichen, sämtliche Kosten abzudecken. Vor allem dann nicht, wenn man
wirklich alle laufenden Aufwände und Risiken einkalkuliert: mögliche Mietausfälle, Baufertigstellungsrisiko und Instandhaltungskosten. Auch werden Immobilien von Privaten in aller Regel nicht vollständig fremdfinanziert. 20 bis 30 Prozent werden üblicherweise an Eigenkapital mitgebracht. Der Mieter übernimmt also schon mal nicht den ganzen Job. Auch das eingesetzte Eigenkapital verursacht Kosten, die bei einer sauberen Rentabilitätsrechnung mit angesetzt werden müssten.
Und ganz von selbst klappt es auch nicht mit der Wertsteigerung. Nur weil es in den vergangenen Jahrzehnten meist funktioniert hat, muss das nicht für immer so bleiben.
Laut einer Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus dem Jahr 2014 erzielten private Immobilienvermieter und anlegerinnen von 2002 bis 2012 eine durchschnittliche Nettorendite nach Steuern, aber vor Inflation von jährlich 1,5 bis 2,0 Prozent. Zieht man von dieser nominalen Rendite die Inflationsrate dieses Zeitraums von 1,7 Prozent ab, kommt man auf eine Rendite von minus 0,2 bis plus 0,3 Prozent. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sich diese Zahlen im aktuellen, schwierigen Marktumfeld für Immobilien verbessert haben.
Das ließe sich mit einem international vernünftig diversifizierten Portfolio aus Aktien und AnleihenETFs sehr leicht übertreffen, und das mit weniger Risiko und viel weniger Aufwand.
Was die Alternative offene Immobilienfonds angeht: Bis auf wenige Ausnahmen sind diese relativ teuer und haben es zunehmend schwer, attraktive Renditen zu erwirtschaften. Außerdem bleiben sie in turbulenten Marktphasen meist nicht liquide.
Auch der Blick auf die Wertentwicklung der in Deutschland nach wie vor heiß geliebten Sparbücher und Festgeldkonten verursacht Trübsinn. Vor allem die vergangenen zehn Jahre haben den unerschütterlichen Sparern und Sparerinnen heftig zugesetzt, denn
da war der Zins praktisch verschwunden. Aber selbst wenn wir die Uhr zurückdrehen in die Zeiten höherer Erträge, beispielsweise über die vergangenen 30 Jahre hinweg, kommt man im Schnitt lediglich auf rund zwei Prozent Verzinsung.
Dabei darf man nicht vergessen, dass die Inflationsrate immer am Vermögen nagt. Perfiderweise lag sie in den vergangenen 30 Jahren im Schnitt ebenfalls bei rund zwei Prozent. Und in jüngerer Vergangenheit, als die Inflation teilweise deutlich höher war als die Verzinsung von Sparbuch & Co., konnte durch die Anlage nicht einmal der Realwert des Vermögens erhalten werden. Mit anderen Worten: Die Kaufkraft des Vermögens schmolz dahin.
Wenn ich nun einen Strich unter all diese Überlegungen ziehe, dann kann ich Ihnen nur kurz und bündig ans Herz legen: Lassen Sie all den Unsinn weg und konzentrieren Sie sich auf das Wesentliche. Sie brauchen keine Zertifikate, keine aktiven Fonds, keine Hedgefonds und kein Private Equity – am allerwenigsten aber brauchen Sie ein Sparbuch. Für den Notgroschen reicht das Tagesgeldkonto.
Wirklich gute Beraterinnen und Berater würden Sie davon auch abhalten. Nur leider machen sie es nicht. Auf eine solche Beratung können sie aber getrost verzichten.
Und damit sind wir bei Punkt 8. Bei den Beraterinnen und Beratern, die eigentlich Verkäuferinnen und Verkäufer heißen müssten.
8. BERATER, AUF DIE SIE VERZICHTEN KÖNNEN
Wofür braucht man eigentlich eine Anlageberaterin? Und woran erkennt man einen guten Berater? Besser gesagt: Woran erkennt man die schlechten?
Ein sicheres Zeichen dafür ist, wenn nach wenigen Minuten der Satz fällt: „Da habe ich genau das Richtige für Sie!“
Sie haben einen Termin in Ihrer Bank vereinbart, es gibt etwas Geld zum Anlegen, Sie haben geerbt, etwas verkauft oder viele Jahre lang gespart. In den ersten Minuten des Gesprächs werden pro forma die Familienverhältnisse und die Berufssituation abgefragt. Oftmals in durchaus zugewandter Art und Weise. Tatsächlich aber hört man Ihnen häufig kaum wirklich zu, denn Ihr Gegenüber hat wahrscheinlich bereits ein Finanzprodukt im Kopf. Wie Sie leben wollen, was Ihre Ziele sind, wie Sie sich Ihr Leben in 20 Jahren vorstellen, wird man nicht fragen.
In der Regel haben diese Gespräche ein klares Ziel: „Da habe ich genau das Richtige für Sie!“ Ehrlicherweise aber müsste der Satz lauten: „Da habe ich genau das Richtige für mich!“
Denn die berühmte „hidden agenda“ der nun folgenden Empfehlungen ist geprägt von teuren Anlageprodukten und möglichst hohen Provisionserlösen für die Bank. Die wenigsten Menschen ahnen, welch teures Produkt sie im Begriff sind zu erwerben. Kurzum: Es geht um den Verkauf provisionsstarker Finanzprodukte. Nicht um Sie.
Auf diesem Weg ist schon viel Unsinn unter die Menschen gebracht worden. Teurer Unsinn, teuer vor allem für Sie.
Woran Sie weiterhin sicher erkennen können, dass ein Berater oder eine Beraterin es bei der Vorstellung eines Anlagevorschlags nicht so gut mit Ihnen meint: wenn über einige Dinge nicht gesprochen wird, wichtige Details einfach nicht erwähnt werden. Zum Beispiel:
• wie hoch die Kosten sind,
• welche günstigen Alternativen es unter Umständen gäbe,
• ob es eine Kündigungsfrist gibt.
Und da die wenigsten Kundinnen und Kunden mit dem Thema vertraut sind, werden diese Fragen auch nicht gestellt.
In den üblichen Beratungsgesprächen wird über die Dinge, die besonders wichtig wären, häufig überhaupt nicht gesprochen. Allzu schnell fällt der Satz: „Da habe ich genau das Richtige für Sie!“ Später, beim genaueren Hinsehen, stellen die Kunden und Kundinnen dann fest, dass ihre Geldanlage erstens viel zu teuer ist und zweitens weit hinter den Möglichkeiten zurückbleibt, die die internationalen Aktien und Anleihemärkte bieten.
EPISODE 1 | 2
LISA (42) UND MARC PINSCHA (55)
WAS WÜNSCHST DU DIR AM MEISTEN?
DER WEG DES EHEPAARS PINSCHA
LEBENSSITUATION: verheiratet, drei Kinder
VERMÖGEN: Eigentumswohnung, hypothekenbelastet
EINKÜNFTE: gemeinsames Jahreseinkommen von 245.000 Euro
WUNSCH: mehr Zeit für die Familie im Jetzt und im gemeinsamen Alter
Lisa Pinscha (42) und ihr 13 Jahre älterer Mann Marc investieren viel Zeit in ihre Arbeit. Marc ist Arzt, Lisa arbeitet in der Pharmaindustrie. Beide sind sehr engagiert und bestrebt, ein „gutes Leben“ zu haben. Homeoffice oder Viertagewoche sind für sie die Ausnahme. Lisa ist unter der Woche im ganzen Land unterwegs, Marc hat seine eigene Praxis.
Abzahlen müssen beide ihre Eigentumswohnung, die sie noch im hohen Alter bewohnen möchten. Ihre Devise lautet deshalb: mehr Arbeit – und zwar solange es geht. Denn auch die drei Kinder (sieben, zehn und vierzehn Jahre) sollen unterstützt werden, nach Möglichkeit bis zum Ende ihres Studiums.
Lisa und Marc befinden sich in der sogenannten Rushhour des Lebens, und wenn sie abends nach ihrem Zehnstundenarbeitstag plus ein paar Stunden Familie erschöpft im Bett liegen, träumen sie von Zeiten, in denen die Kinder aus dem Haus sind, sie deutlich weniger arbeiten müssen und endlich ein eigenes Leben haben.
Aber ist das überhaupt realistisch? Werden sie sich dieses „eigene Leben“ später leisten können?
Beide gehen davon aus, arbeitstätig zu sein, bis sie mindestens 70 Jahre alt sind. Hinzu kommt, dass Lisa erst viele Jahre nach Marc in Rente gehen wird. Da wäre Marc schon Mitte achtzig. Kaum die Zeit, um noch mal gemeinsam durchzustarten. Mit anderen Worten: Sie hätten sich dann das ganze Leben über abgerackert, um im hohen Alter ein paar Jahre gemeinsam zu verbringen, wenn überhaupt.
Auch wenn Lisa und Marc bereit sind, sehr viel zu geben, dieser Preis scheint den beiden doch zu hoch. Ist die viele Arbeit denn wirklich ihr einziger Weg zu einem guten Leben im Alter? Doch selbst für diesen Gedanken bleibt kaum Zeit. Der stressige Alltag holt Marc und Lisa schon am nächsten Morgen wieder ein. Keine Muße, um ihr Lebensmodell den Umständen anzupassen. Und so rückt das Thema
Alter erneut in weite Ferne – bis das Schicksal mit einem Mal gnadenlos zuschlägt. Ihre jüngste Tochter erkrankt schwer und muss über einen langen Zeitraum in Kliniken versorgt werden. Die Eltern verbringen ihre Nächte auf Kinderstationen und müssen gleichzeitig weiterarbeiten. Die selbst gesteckten Ziele sind nur noch durch unrealistisch viel und harte Arbeit bei extrem wenig Schlaf erreichbar.
Eines frühen Morgens kippt Lisas Kopf erschöpft zur Seite. Der Sekundenschlaf erwischt sie am Steuer, auf dem Nachhauseweg –sie erwacht erst wieder in der Notaufnahme, zwei Etagen unter ihrer Tochter. Gehirnerschütterung, drei Knochenbrüche und für die nächsten Monate nur eingeschränkt arbeitsfähig. Das ist so etwas wie ein Wendepunkt.
Marc und Lisa trifft die Erkenntnis hart, dass sie sich, wenn sie so weitermachen, wortwörtlich totarbeiten. Kein Geld der Welt wird ihnen dann etwas nützen. Also trifft Marc eine Entscheidung: Er verkauft einen Teil der Praxis an einen jüngeren Kollegen. Mit dem Verkauf macht das Ehepaar eine neue Erfahrung. Zum ersten Mal verfügt die Familie über ein flüssiges Vermögen. Nun stehen Lisa und Marc vor der Frage, was sie mit dem Geld machen sollen, wie es ihnen das Leben erleichtern kann. Sollten sie die belastete Eigentumswohnung abbezahlen? Sollten sie es anlegen? Sollten sie eine weitere Immobilie als Absicherung erwerben? Lisa fragt Marc: „Was wünschst du dir für uns am allermeisten?“
Seine Antwort kommt direkt: „Gesundheit und ein schönes, langes Leben mit dir zusammen. Ich weiß nur nicht, wie ich das für uns alle hinkriege.“
Proaktiv bietet in dieser Zeit die Hausbank dem Ehepaar Pinscha ein Beratungsgespräch an. Der Berater reagiert betroffen auf die Schicksalsschläge der Familie und signalisiert, helfen zu wollen: „Da
habe ich genau das Richtige für Sie!“ Ein Portfolio, das Sicherheit und hohe Renditen verspricht.
Als Lisa und Marc ein paar Tage später über die Dokumente gebeugt schon den Stift in der Hand halten, werden plötzlich Zweifel wach. Lisa kann gar nicht genau sagen, warum, aber das zu unterschreiben fühlt sich irgendwie unfrei an. Waren sie nicht schon einmal in der Situation gewesen, sich an Dinge zu ketten, die ihr Leben eher erschwert als erleichtert haben?
Fortsetzung auf Seite 223
AM BESTEN OHNE PROVISIONEN
Wenn Sie bereit sind zu investieren, achten Sie darauf, wie abhängig oder unabhängig Ihre Beraterin oder Ihr Berater ist. Das müssen Sie. So schlicht das Sprichwort klingt, so wahr ist es: „Wes Brot ich ess, des Lied ich sing.“
Sie ahnen, worauf ich hinauswill.
Für die Kundschaft eines klassischen Anlageberaters wird genau diese Volksweisheit zum Problem. Da die Berater und Beraterinnen im klassischen Vergütungsmodell vom Produktanbieter bezahlt werden (und damit nur indirekt von den Kundinnen und Kunden) und die Bezahlung an den Verkauf bestimmter Produkte gekoppelt ist, muss davon ausgegangen werden, dass die Interessen und Verdienstmöglichkeiten der Beraterinnen und Berater nicht mit den Interessen ihrer Kundschaft übereinstimmen.
Offensichtlich wird der Interessenkonflikt an folgendem Beispiel: Während der Produkttausch zwischen zwei gleichwertigen Fonds für den Kunden oder die Kundin nachteilig ist (es fallen Abschlussgebühren ohne einen Zusatzwert an), ist er für die Beraterin und den Berater aufgrund dieser Abschlussgebühren vorteilhaft.
Deshalb schließen sich das in Deutschland vorherrschende Provisionsmodell und eine gute Beratung gegenseitig aus. Ich sage: Man kann nicht Diener zweier Herren sein. Das wäre in etwa so, als wenn Ihre Steuerberaterin vom Finanzamt bezahlt würde. Sobald neben der Kundenbeziehung weitere, häufig intransparente Geldkanäle existieren, kann Geldanlage nicht mehr im Kundeninteresse stattfinden. Häufige Produktwechsel und der Vertrieb unnötig teurer Produkte sind dann die Folge.
Deshalb stehe ich konsequent für unabhängige Beratung. Die Kunden und Kundinnen bezahlen Leistungen über eine fixe und damit transparente Gebühr, die allein von der Höhe des zu verwaltenden Vermögens abhängt. Mit anderen Worten: Steigt das Vermögen des Kunden, verdienen auch wir als Bank – und umgekehrt. Win win.
Willkommen auf dem Finanzparkett!
>
FINDEN SIE IHR TEMPO UND FREUEN SIE SICH AUF NEUE
SCHRITTFOLGEN <
Lassen Sie sich auf den nächsten Seiten die Hand für Ihre Zukunftsplanung reichen.
Halbzeit. Sie sind richtig gut!
> AUF WAS WARTE ICH, UM MEINEN UMGANG
MIT GELD ZU ÄNDERN? <
Bereit?
> WER LOSLEGT, FINDET
GLÜCK <
Klug anlegen, beser leben
WORUM GEHT’S?
Wie Sie Ihre Zukunft selbst gestalten und warum Geld Ihr Glückspotenzial steigert
Was ist der erste Schritt für eine erfolgreiche Finanzplanung?
Antwort auf Seite 150
MACHT GELD DOCH GLÜCKLICH?
Geld allein macht nicht glücklich, so heißt es, und da wird keiner widersprechen. Es sind die Beziehungen, die das Leben ausmachen, die Familie, Freunde und Freundinnen, die Gesundheit, Erlebnisse, der Zusammenhalt. All das ist mehr wert als Geld. Aber: Geld ist das Mittel, um ein gutes und erfülltes Leben zu gestalten. Punkt. Fakt. Geld verschafft uns nun mal die Möglichkeit, im Leben zufrieden zu sein. Ohne Geld würden wir ein nicht sehr glückliches Leben führen.
Nur, wie viel Geld brauchen wir? Reicht das, was wir haben? Müssen wir nach mehr streben? Das sind Fragen, die auch die Wissenschaft und die Glücksforschung seit einigen Jahren umtreiben. Wenn Geld glücklich macht, macht mehr Geld dann glücklicher? Und sollte man alles daransetzen, richtig viel Geld zu verdienen, um richtig glücklich zu werden?
Geld verspricht in jedem Fall Sicherheit. Und Sicherheit ist so etwas wie ein Fundament für Glück. Bis heute ist sich die Glücksforschung jedoch uneins, wie viel Geld es braucht, um glücklich und zufrieden zu sein.
2018 legte der amerikanische Psychologe Andrew Jebb von der Purdue University in Oklahoma eine viel diskutierte Studie vor, die den Zusammenhang zwischen Einkommen und persönlichem Glück untersuchte. Jebb kam zu dem Ergebnis, dass das ideale jährliche Haushaltseinkommen für ein zuverlässig emotionales Wohlbefinden in den USA zwischen 60.000 und 75.000 USDollar liegt, damals etwa 50.000 bis 62.000 Euro. Wer das habe, sei glücklich, mit mehr Einkommen lasse sich das Glück nicht steigern, so Jebb.
Damit bestätigte er seinen berühmten Kollegen, den Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman von der Princeton University, der bereits 2010 festgestellt hatte: 75.000 USDollar – das reicht, um
glücklich zu sein. Danach lasse sich das Wohlbefinden nicht erhöhen. Wer mehr verdiene, habe oft keine Zeit für etwas Erfüllendes, beispielsweise die Familie.
Doch dann kam Matthew Killingsworth von der University of Pennsylvania, ebenfalls ein Psychologe. Auch er legte eine Studie vor. Im Jahr 2021 berichtete das deutsche Magazin „Geo“ darüber. Killingsworth ging bei der Untersuchung einen sehr direkten Weg. Er befragte 33.000 erwerbstätige Erwachsene in den USA an zufällig gewählten Zeitpunkten des Tages über eine auf deren Smartphone installierte App: „Wie fühlen Sie sich gerade?“
Die Antworten ergaben einen Berg von 1,7 Millionen Daten. Das Ergebnis: Nicht nur die allgemeine Lebenszufriedenheit, sondern auch das tägliche emotionale Wohlbefinden steigt mit wachsendem Haushaltseinkommen – und das bei Summen, die weit über die einstmals glückselig machenden 75.000 USDollar hinausgehen. Als einen der Gründe gibt Killingsworth an, dass reiche Menschen das Gefühl hätten, mehr Kontrolle über ihr Leben zu besitzen. Einen oberen Grenzwert gebe es nicht.
Mit anderen Worten: Ein finanzielles Limit, ab dem das persönliche Glück nicht mehr steigt, ist nicht messbar. Der unlängst verstorbene Daniel Kahnemann zeigte sogar die Größe, seine alte Studie selbst als widerlegt zu bezeichnen. Er tat sich mit Matthew Killingsworth zusammen und untersuchte im Jahr 2023 erneut das Glücksempfinden von 33.391 Probandinnen und Probanden. Auch diese Studie ergab: Eine Einkommensobergrenze, ab der das Glück nicht mehr wächst, ist nicht ermittelbar. In Sachen Geld gibt es kein Glückslimit.
Auch in Deutschland beteiligen sich Glücksforscher an der Diskussion, beispielsweise der Soziologe Jan Delhay von der Universität Magdeburg. Er lobt Killingworths Methode der Ansprache in Echtzeit,
meint aber, dass man die Befunde nicht so leicht auf Deutschland übertragen könne: „Die Gesellschaft in den USA ist wesentlich wettbewerbsorientierter und materialistischer, der Erfolg eines Menschen wird stärker über seinen ökonomischen Status bewertet.“
Doch auch Delhay glaubt, dass es nach oben keine Grenzen gibt – und das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung ebenfalls. Das hat 2020 in einer Untersuchung herausgefunden, dass „Millionärinnen und Millionäre in Deutschland die größte allgemeine Lebenszufriedenheit haben“.
In einem Punkt sind sich die Glücksforscher und forscherinnen einig: Erlebnisse machen glücklicher als Güter. Ebenso macht es glücklicher, wenn man Geld nicht nur für sich, sondern auch für andere ausgibt.
Zufriedenheit lässt sich mit mehr Geld also durchaus steigern. Doch woher kommt das Geld? Und vor allem, wie gelingt die recht glücklich machende finanzielle Unabhängigkeit?
Ab wann kann man sich überhaupt als finanziell unabhängig betrachten?
Es gibt eine Faustformel dafür. Man ist dann finanziell unabhängig, wenn man so viel Geld auf der Seite hat, dass es sich von den Erträgen leben lässt. Um allerdings von den Erträgen des eigenen Vermögens leben zu können, braucht es viel Geld – sehr viel Geld. In Zahlen heißt das, dass man von einem Aktienvermögen ungefähr vier Prozent entnehmen können sollte, ohne dass es weniger wird.
Was bedeutet, dass es ein Vermögen braucht, das dem 25Fachen des Jahreseinkommens entspricht. Wenn ich beispielsweise 100.000 Euro pro Jahr benötige, müsste ich 2,5 Millionen Euro angelegt haben, um ein finanziell sorgenfreies Leben zu führen.
EPISODE 1 | 2
MARIE LEPPDORF (38)
DIE SELBSTBESTIMMTE
DER WEG VON MARIE LEPPDORF
LEBENSSITUATION: alleinerziehend und verdienend
VERMÖGEN : 80.000 Euro
EINKÜNFTE : monatlich 6.200 Euro
WUNSCH: möchte die Ausbildung ihrer Tochter allein finanzieren
Marie Leppdorf (38) liebt den Erfolg. Schon auf der Universität hat sie jede Möglichkeit genutzt, um aufzusteigen. Während sie noch studiert hat, sind bereits erste Angebote von Beratungsfirmen gekommen – für Marie eine große Bestätigung, ist ihr die Karriere doch sehr wichtig. Ihren BWL-Abschluss meistert sie mit Bravour. Zwar möchte sie auch Kinder, doch zunächst den raschen Aufstieg.
Schon nach kurzer Zeit leitet sie in der Beratungsfirma ein Projektteam, ist gefragt bei Kollegen und Kolleginnen, bei Kundinnen und Kunden. Ihrem Aufstieg zur Topberaterin steht nichts mehr im Weg.
Doch da bleibt dieser Kinderwunsch, der sich nicht beliebig hinauszögern lässt. Trotz beruflichen Erfolgs will sie unbedingt eine Familie gründen. Mit ihrem Freund Phil glaubt sie einen verlässlichen Partner gefunden zu haben. Er arbeitet im Marketing einer Agentur und war schon immer flexibler in der Zeiteinteilung als Marie.
Obwohl Marie beruflich sehr eingebunden bleibt, beschließen sie, dass es nun – beide sind Anfang dreißig – Zeit für eigene Kinder ist.
Als Marie schwanger wird und ihre Tochter auf die Welt kommt, scheint alles klar: Phil entscheidet sich dazu, in Elternzeit zu gehen und sich um das Baby zu kümmern, während Marie die Chance nutzt, als junge Führungskraft in einem Konzern anzufangen. Das Unternehmen hat sie auf der Beraterseite kennen- und schätzen gelernt und ihr ein entsprechendes Angebot gemacht. Was für eine Chance!
Wieder startet Marie durch. Sie verdient gutes Geld, ihre Tochter ist versorgt. Alles scheint perfekt. Dann passiert es: Phil trennt sich im ersten Lebensjahr der Tochter von beiden und nimmt einen Job im Ausland an. Ein Schock.
Marie hat das nicht kommen sehen. Sozusagen über Nacht ist sie alleinerziehend.
Es ist der Anfang einer schwierigen Lebensepisode, und doch lässt Marie sich nicht unterkriegen. Arbeiten und ein Kind großziehen – für sie stellt das kein unlösbares Problem dar. Ihre Mutter hat das schließlich auch hingekriegt.
Für Marie ist sie ein Vorbild.
Als der Konzern Marie eine noch bessere Position in der Zentrale in Leipzig anbietet, ist Marie außer sich vor Freude. Ausgerechnet ihre Heimatstadt, in der die Mutter lebt, die nun regelmäßig Zeit mit der Enkelin verbringen kann. Marie liebt ihr Kind, und sie liebt ihre Arbeit.
Und sie möchte sich und dem Kind nicht nur einen guten Lebensstandard bieten, sondern auch die Ausbildung ihrer Tochter gesichert wissen. Geht das?
Fortsetzung auf Seite 227
SPARPLAN FÜR DIE ENKEL
Wer ein gutes Verhältnis zu seinen Kindern und Enkeln hat, kann Spargeld zu ihnen umleiten. Sie kennen sicher auch die Rechnungen, welches Depotvolumen man beispielsweise in 25 Jahren mit einem Sparplan selbst bei relativ geringen monatlichen Zuzahlungen von, sagen wir, 50 Euro erreichen kann. Ein Aktiensparplan wächst in diesem Zeitraum selbst bei einer konservativ angesetzten Rendite von rund 6,5 Prozent p. a. auf ein Volumen von rund 35.000 Euro an. Insgesamt eingezahlt hat man aber nur 15.000 Euro.
Das ist immer eine freudige Überraschung, wenn man dem Enkel oder der Enkelin zum 25. Geburtstag die Erlöse eines solchen Sparplans schenkt. Und das alles für nur 50 Euro monatlich. Der Clou ist die Automatik. Man investiert kontinuierlich und damit unabhängig von dem, was am Markt los ist. Das fördert rationales Anlegen und schaltet emotionale Gedanken aus wie: Soll ich jetzt einsteigen oder lieber noch etwas warten?
Solche Timing-Strategien gehen am Ende sowieso nur zulasten der Rendite.
Wo bekomme ich die 2,5 Millionen Euro her, die ich nach unserer Beispielrechnung brauche, um ein gutes Leben zu führen?
Wie kriege ich das hin?
Lösung A: erben.
Wenn Lösung A nicht eintritt, dann muss man – Lösung B – das Geld selbst verdienen, selbst sparen, selbst anlegen. Und vor allem muss man so früh wie möglich damit anfangen. Schon als junger Erwachsener, schon mit kleinen Beiträgen. Alles, was mit Geldanlage zu tun hat, sollte nicht auf die lange Bank geschoben werden. Dazu ist nicht „irgendwann mal“ Zeit. Das sollte anfangen, wenn die ersten kleinen Beträge verdient werden. Im Job während des Studiums, bei der Ausbildung oder mit dem ersten Gehalt.
Aber das hätte man mal unserer Generation sagen sollen, den Boomern.
Die Generation meiner Kinder, also die oft kritisierte Generation Z, steht dem Thema Geldanlage viel interessierter gegenüber. Nein, nicht nur meine Kinder, deren Vater eine Bank aufgemacht hat und öfter mal über Geldanlage spricht. Tatsächlich sind es auch ihre Freundinnen und Schulkameraden. Ich höre von anderen Eltern, dass da eine Generation heranwächst, die sich schon früh mit Aktien, mit ETFSparplänen beschäftigt und sehr offen für die Geldanlage ist.
Eine Generation, die erkannt hat, dass sie selbst etwas tun muss. Eine Generation, die eher bereit ist, das Parkett zu betreten.
Das mag mehrere Gründe haben. Zum einen erleben die jungen Menschen eine viel unsicherere Welt. Krisen häufen und überlappen sich. Der technische Fortschritt rast. Wie vergangene Generationen vertrauensselig auf eine sichere Rente hinzuleben, wäre schon
aus demografischer Sicht ein hohes Risiko. Dazu am Ende dieses Kapitels mehr.
Der andere Grund: In der Generation Z herrscht eine größere Offenheit gegenüber dem Unternehmertum. Während viele von uns in den 1980er, 1990erJahren besonders in der Schule erlebt haben, wie negativ und abwertend über „die Unternehmer“ gesprochen wurde, interessieren sich die Jüngeren für Startups und die Finanzierung mit Risikokapital. Die Lust, selbst zu gründen, mit einer neuen Technologie wie künstlicher Intelligenz ein eigenes Unternehmen zu starten, ist heute ausgeprägt. Nach Angaben des Deutschen StartUpVerbands ging in Deutschland fast an jedem Tag des Jahres 2023 ein weiteres Unternehmen mit KIBezug an den Start.
>> Da wächst eine Generation heran, die sich mit Aktien beschäftigt und sehr offen für die Geldanlage an der Börse ist. <<
TOM RITTMERS JUNIOR (36)
VERMÖGEND MIT MITTE DREISSIG
DER WEG VON VATER UND SOHN RITTMERS
EPISODE 2: TOM RITTMERS JUNIOR
LEBENSSITUATION: Single
VERMÖGEN: 3,5 Millionen Euro, stetig wachsend
EINKÜNFTE: 750.000 Euro an jährlichen Ausschüttungen durch patentierte Emojis und Lizenzverträge
WUNSCH: möchte eine Stiftung zur Förderung innovativer Lösungen für den Klimaschutz gründen
Eine neue Generation tritt immer an, um mit vorangegangenen Glaubenssätzen zu brechen und es aus ihrer Sicht besser zu machen. So versteht sich auch Tom Rittmers junior (36) – Tommy, wie ihn Familie, Freundinnen und Freunde und auch die Geschäftspartner nennen – nicht als Erbe. Für ihn wäre es zu langweilig, einfach das Vermögen seines Vaters spazierenzufahren. Tommy ist mehr als ein Erbe. Tommy ist klug, denn er hat früh begonnen, sich mit Geldanlage zu beschäftigen.
Das hat auch mit seiner Prägung im Elternhaus zu tun. Viele Gespräche am Abendbrottisch drehten sich um Geld und ums Unternehmertum. Auch wenn es Tommy nervte, in der Schule „Sohn des Hundeleinen-Imperators“ genannt zu werden. Das Unternehmerkind zu sein, das alles bekommt, alles „hinten reingeschoben“ kriegt – was im Übrigen nie der Fall war. Denn, so die Ironie des Schicksals, Thomas Rittmers senior achtete darauf, seinen Sohn an der kurzen Leine zu halten, auch und gerade finanziell.
Nach der Schule machte der Junior seine kaufmännische Ausbildung im väterlichen Betrieb, ehe er ein BWL-Studium absolvierte. In der Zeit im Familienunternehmen war der Vater penibel darauf bedacht, seinen Sohn unter gar keinen Umständen zu bevorzugen. Das führte dazu, dass alles, was Tommy tat oder nicht tat, extrem kritisch beurteilt wurde. Nicht selten kam es zu heftigen Auseinandersetzungen. Tommy hatte das Gefühl, dem Vater nicht zu genügen, irgendwie alles falsch zu machen.
Eine eigene Meinung dem Vater gegenüber zu vertreten war lange Zeit hoch riskant. Nicht nur einmal drohte der Senior damit, Tommy „endgültig“ zu enterben.
Die Drohungen blieben folgenlos – und jetzt, wo der Vater in ein Alter kommt, in dem er seinen Abschied vorbereitet, kann Tommy
endlich eine andere Qualität ihrer Gespräche wahrnehmen. Oder mag das daran liegen, dass Tommy immer souveräner auf die harten Reden seines alten Herrn reagiert? Denn was niemand in der Familie weiß: Der Junior hat unbemerkt von allen seine ganz eigene Erfolgsstory geschrieben.
Ob nun unverschämtes Glück oder echtes Können: Tommy versteht es, von den Neuerungen seiner Zeit persönlich zu profitieren, von der technologischen Entwicklung, den sozialen Netzwerken, von dem, was im digitalen Zeitalter alles möglich ist, ohne sich dabei halb tot arbeiten zu müssen. Mit einer genialen Idee hat er sich ein passives Einkommen auf Jahre hinaus gesichert – und es ist hoch.
Rückblick: Bevor es WhatsApp gab, kam Tommy schon im ersten Semesters seines Studiums mit ein paar Kommilitonen und Kommilitoninnen eher spielerisch auf die Idee, das, was bis dahin als Symbole und Piktogramme bekannt war, patentieren zu lassen. Die Rede ist von den Emojis.
Während der langwierige Prozess den anderen viel zu kompliziert und kaum lukrativ erschien, blieb Tommy als Einziger bis zum Abschluss dran.
Seither und jedes Mal, wenn irgendjemand irgendwo auf der Welt ein grollendes oder ein weinendes Emoji versendet, verdient Tommy Geld. Sogar Hollywood musste mit seinem Emoji-Blockbuster Lizenzgebühren an ihn abdrücken. Damit ist ihm etwas gelungen, was alle Menschen gern hätten: viel zu verdienen, ohne sich krumm zu machen.
Mit 36 Jahren ist sein monetärer Reichtum größer als das, was sein Vater im selben Alter aufgebaut hatte. Tommy hütet sich jedoch, ihm das unter die Nase zu reiben. Das ist klug. In der ohnehin für den
Vater herausfordernden Zeit – mit der Frage der Unternehmensnachfolge – will Tommy keinen Streit vom Zaun brechen.
Abgesehen davon weiß er schon genau, wie es für ihn weitergeht. Er möchte eine Stiftung gründen und mit seinem Geld etwas Vernünftiges unterstützen. Die Stiftung soll der Förderung innovativer Lösungen für den Klimaschutz dienen.
Wie das so ungefähr klappen könnte, hat er seit dem Gespräch mit den Bankerinnen und Bankern seines Vaters verstanden. Aber kann man einen großen Teil seines Geldes für andere Zwecke ausgeben und trotzdem von den Erträgen leben? Tommy ist hohe Geldsummen mittlerweile zwar irgendwie gewohnt, aber bei dem Gedanken, so entscheidende Schritte zu gehen, wird ihm doch ein bisschen mulmig zumute. Wie teilt man sein Vermögen auf? Und vor allem: Wie wird man dabei nicht über den Tisch gezogen?
DIE VERWIRKLICHUNG DER ZIELE
Wie sehen Sie sich in der Zukunft? Vielleicht denken Sie: Ich lebe doch jetzt. Ich genieße jetzt mein Leben! Was morgen ist – wir werden sehen. Zukunft? Zukunft ist für mich der nächste Freitag, der nächste Urlaub. Zukunft ist für mich das Studium meiner Tochter. Zukunft ist meine Rente. Zukunft ist – ja, was denn nun genau?
Tatsächlich beginnen so meine Gespräche über Geldanlage. Es sind die notwendigen Fragen, wenn jemand sein Angespartes oder das Geerbte anlegen will. Und da scheiden sich die Geister. Es mag Finanzdienstleister geben, die nur das Produkt anbieten. Wir aber drehen den Scheinwerfer von Anfang an in die andere Richtung, leuchten einen anderen Aspekt aus: Wohin führt das? Wohin soll das führen?
Fortsetzung auf Seite 232
Diese Gespräche sind wichtig, sie bringen immer Klarheit. Sie müssen manchmal mit großer Hartnäckigkeit geführt werden. Doch Therapeuten sind meine Kolleginnen, Kollegen und ich im Gespräch mit den Kunden und Kundinnen nicht: Wir sind Partner, wir helfen bei den ersten Schritten auf dem Finanzparkett.
Wir wollen, dass das Geld für Sie arbeitet. Das ist unser Geschäft, damit kennen wir uns aus. Damit das Geld gut arbeitet, braucht es ein gut zusammengestelltes Portfolio. Das findet sich aber nicht, wenn Sie gar nicht wissen, wofür und wie lange das Geld arbeiten soll.
Damit eine zielführende Geldanlage gelingen kann, müssen die Ziele klar sein. Und wenn sich herauskristallisiert, dass ein Kunde, eine Kundin keine konkrete Vorstellung von der eigenen Zukunft hat, ist auch das ein erstes produktives Ergebnis. Mit dieser Selbsterkenntnis beginnt das Nachdenken.
Ich sehe es als Aufgabe einer Bank, die Menschen nicht nur bei der Verwirklichung ihrer Ziele zu begleiten, sondern ihnen bei der Erkenntnis zu helfen, was überhaupt das Ziel sein könnte.
Dafür nehmen wir uns ein weißes Blatt Papier und fragen Sie:
Wie lange wollen Sie noch arbeiten? Was soll mit 70 sein? Was motiviert Sie? Wovon träumen Sie? Antworten wie: „Wer weiß, ob ich da noch lebe“ oder „Wer weiß, ob da nicht Krieg ist oder das Klima kaputt“ lassen wir nicht durchgehen. Es gilt in diesen Gesprächen, eine emotionale Bindung zur Zukunft aufzubauen. Das ist der erste Schritt einer klugen Finanzplanung. Und es ist so viel mehr als der provisionsgetriebene Produktverkauf, wie ihn Banken sonst bieten.
Auch die Ängste sollen – müssen auf den Tisch. Sie sind ebenso ein Teil der Wahrheit. Schließlich haben viele schon Geld verloren oder sind unsicher, weil sie Menschen in ihrem Umfeld kennen, die Geld verloren haben. Das beeinflusst. Finanzielle Unsicherheiten und ganz persönliche Befürchtungen von der Arbeitslosigkeit bis hin zu Gesundheitsproblemen verstärken diese Ängste.
Ich sehe mich auch immer wieder mit der tief sitzenden Furcht vor dem Unerwarteten konfrontiert. Angst davor, das eigene Leben nicht in der Hand zu haben. Angst davor, dass jemand anders das Heft des Handelns in die Hand nimmt. Oder schlichtweg Angst vor „den Bankern“, die man grundsätzlich verdächtigt, nichts Gutes im Schilde zu führen. Oft zu Recht.
MENSCHEN MIT EINEM KLAREN PLAN
Wohl eher ungewöhnlich ist es, dass auch ich mit der Kundschaft spreche. Normalerweise sitzt der CEO einer Bank in seinem Büro und verwaltet. Ich treffe die Kunden und Kundinnen und berate sie gern.
Manche wissen sehr genau, welchen Weg sie einschlagen wollen. Unlängst habe ich ein Paar beraten mit einem recht großen Altersunterschied, das aber den Ruhestand gemeinsam verbringen will. Da lag es an uns auszuloten, wie sich das finanziell darstellen lässt.
Ein anderer wusste, dass er eine DoityourselfReparaturwerkstatt aufmachen wird, sobald er Rentner ist. Es gibt diese Menschen, die einen sehr klaren Plan haben. Sie kommen mit einer genauen Vorstellung in ein Beratungsgespräch – und das ist schon der erste Schritt bei der Finanzplanung.
Wer davon träumt, im Winterhalbjahr auf Teneriffa zu leben, sollte einen Finanzplan haben, der sowohl ein Häuschen oder eine Wohnung auf der Insel beinhaltet als auch das Leben in den Sommermonaten in Deutschland. Wer sich nach Jahren am Stadtrand (im Grünen, wegen der Familie) künftig ein urbanes, umtriebiges Leben vorstellt, mit Cafés, Galerien, Theatern, sollte schauen, ob und wie eine Wohnung im Zentrum der Stadt finanziert werden kann. Wer weiterhin arbeiten will, aber nur noch drei Tage die Woche, muss mit der finanziellen Ausgestaltung bereits viele Jahre vorher beginnen.
All das ist realistisch, nur muss manches dafür geklärt werden. Wie wahrscheinlich ist es, einen entsprechenden Arbeitsplatz zu finden? Welche Mittel braucht es, um mit drei Tagen Arbeit auszukommen? Oder: Was ist mit Ihrem Haus, Ihrer Wohnung in Ihrer Abwesenheit? Brauchen Sie sie noch? Gibt es Alternativen?
Das sind Dinge, die jetzt in die Wege geleitet werden sollten. Je klarer das Ziel definiert ist, desto leichter und angstfreier wird die Finanzplanung – und desto passender die Geldanlage.
Bei Weitem nicht jeder hat eine konkrete Vorstellung. Sie können gern selbst das Experiment machen: Fragen Sie Ihre Freunde und Freundinnen, wie sie mit 70 leben wollen. Reelle Antworten werden Sie nicht bekommen. Die meisten können nur ganz ungefähr sagen, wie sie im Alter leben wollen. „Ich will meine Rente genießen!“ Klar. Konkret wird es selten, meist sind es Schlaglichter. Ein paar Bilder im Kopf, Ideen, Skizzen. Einen klaren Plan, wie das Leben mit 70 oder
>> Ich sehe es
als Aufgabe einer Bank, Menschen nicht nur bei der Verwirklichung ihrer Ziele zu begleiten, sondern bei der Erkenntnis zu helfen, was überhaupt das Ziel sein könnte. <<
mit 80 aussehen kann, haben die wenigsten – noch weniger wissen, wie das finanziell alles funktionieren soll.
Das ist das Dilemma bei der Geldanlage. Es fehlt an Vorstellungskraft, wie die Zukunft ganz reell aussehen soll.
Das wird aus zwei Gründen ein Problem, gerade in Deutschland.
Erstens: Wir werden immer älter. Die Lebenserwartung steigt. Für Männer liegt sie in Deutschland inzwischen bei fast 79, für Frauen bei gut 83 Jahren. Sogar die Zahl der 100Jährigen wächst, im Jahr 2020 waren hierzulande bereits 20.465 Menschen im dreistelligen Alter. Vor allem bei den Frauen wird das in Deutschland künftig keine Seltenheit sein: Jedes dritte Mädchen, das in den 2020erJahren zur Welt kommt, wird seinen 100. Geburtstag erleben können. So hat es der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft errechnet.
Das heißt, wenn wir in Rente gehen, liegen nicht selten noch 30 Jahre vor uns. 30 Jahre, von denen wir keine Ahnung haben, wie wir sie füllen wollen.
Der zweite Grund ist bekannt – die bedauerliche Realität, die jedoch noch nicht alle wahrhaben sollen und die ich deshalb nicht oft genug betonen kann: Die in Deutschland ausgezahlte Rente wird aller Voraussicht nach nicht die Pläne der Menschen 30 Rentenjahre lang finanzieren können. Wegen des demografischen Wandels werden schlichtweg weniger Personen einzahlen. Das bisherige Rentenniveau wird sich nach Lage der Dinge nicht halten können. Das ist Fakt.
In der Vergangenheit hat man die Rente als Sicherung des erworbenen Lebensstandards betrachtet. Man konnte davon ausgehen, dass man keine großen Einschnitte hinnehmen muss, dass die Rente ausreicht, um gut über die Runden zu kommen. Viele Menschen stellen nun aber fest, dass sie ihren Lebensstandard im Vergleich zu der Zeit ihrer Berufstätigkeit deutlich werden absenken müssen – so viel wie erhofft bekommen sie dann doch nicht.
WIE ENTSTEHT DER PLAN FÜR DIE ZUKUNFT?
Wenn ein Kunde, eine Kundin vor mir sitzt, stelle ich immer die Frage: Was macht Sie glücklich?
Und nicht selten sehe ich an der Reaktion: Da bin ich wohl der erste Banker, der das fragt.
Das Leben ist nicht fair, das wissen wir. Schicksalsschläge begleiten uns alle. Gerade deshalb sollte die Anlage früh und zielgerichtet verfolgt werden. Weil sie dann zumindest schon mal da ist. Erst vor dem Hintergrund eines Unglücksfalls mit der Anlage zu beginnen, ist heikel. Deshalb beginnen Sie lieber jetzt damit.
Das sind die wichtigsten Fragen.
Ihre Antworten auf diese Fragen bilden die Grundlage Ihres Finanzplans – und damit den Schlüssel für die Vermögensbildung.
Seien Sie offen, seien Sie ehrlich zu sich – und lassen Sie sich Zeit.
> WER LOSLEGT, FINDET GLÜCK <
FRAGEN, UM IHRE
FINANZIELLE ZUKUNFT
KLARER ZU SEHEN
> ARBEIT <
Welcher Arbeit möchte ich in 10 Jahren, 20 Jahren oder 30 Jahren nachgehen?
Will ich dann überhaupt noch arbeiten?
Welchen Stellenwert soll Arbeit in meinem Leben haben?
Wann möchte ich in den Ruhestand gehen?
Möchte ich schon vor dem Ruhestand eine längere Auszeit nehmen?
Will ich noch einmal durchstarten, vielleicht sogar ein kleines Unternehmen oder ein Start-up gründen?
> LEBENSMITTELPUNKT <
Wo möchte ich leben? Warum ausgerechnet so?
Kann ich mir vorstellen, das Land zu verlassen, auszuwandern – und wenn ja, wohin?
Werde ich mich auch um Enkelkinder kümmern?
Und was ist mit meinen Eltern, werden die mit mir leben?
Habe ich Haustiere?
Wie wichtig ist mir in den nächsten Jahren das Eigentum, also ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung?
Wer lebt mit mir? Werde ich allein leben oder in einer Partnerschaft?
> VERSORGUNG <
Wenn ich an die nächsten 10 bis 20 Jahre denke, wen möchte ich unterstützt sehen?
Wie alt wird meine Partnerin, mein Partner sein? Was wird sie oder er machen?
Wie werde ich meine Kinder unterstützen?
Wenn ich Kinder habe, was werden die machen? Sollen sie mit mir leben? Vielleicht mit ihren Kindern?
Werde ich ihre Ausbildung finanzieren? Wann, glaube ich, werden meine Kinder auf eigenen Füßen stehen?
Plane ich Schenkungen an meine Kinder?
Gibt es die Überlegung, meinen Kindern eine Immobilie zu übertragen?
Habe ich Reisepläne? Was möchte ich auf der Welt noch sehen? Wohin werde ich reisen?
Werde ich mich, wenn die Arbeit endet, ehrenamtlich engagieren? Wenn ja, was könnte ich mir vorstellen?
Wie und wo möchte ich im Alter gepflegt werden?
Habe ich schon so etwas wie einen Altersruhesitz im Auge?
Gibt es darüber hinaus einen großen Traum oder einen Wunsch, den ich mir erfüllen möchte?
Wem möchte ich mein Vermögen vererben? Jemandem innerhalb oder jemandem außerhalb der Familie?
Gibt es große Ereignisse, die ich noch feiern möchte? Jubiläen, Geburtstage?
Will ich mit meinem Erbe eine gemeinnützige Organisation unterstützen? Wenn ja, wie hoch soll diese Unterstützung sein?
> PERSÖNLICHKEIT <
Wo wäre ich, wenn ich unlimitierte Ressourcen und alle Freiheiten hätte?
> FREIZEIT <
Wie sieht meine Freizeit aus? Welchen Hobbys werde ich nachgehen? Möchte ich mich neuen Hobbys widmen?
Welche Dinge machen mich wirklich glücklich?
Welche Dinge lassen mich mich kompetent und nützlich fühlen?
Was ist meine schlimmste Befürchtung, wenn sich zu heute nichts ändert?
Wenn ich zehn Millionen Euro hätte und wüsste, dass ich nur noch zehn Jahre zu leben hätte, was würde ich sofort anders machen?
Toll! Sie haben die Grundschritte drauf.
> JETZT KÖNNEN
SIE IHRE INDIVIDUELLE CHOREOGRAFIE
ENTWICKELN <
> ABSCHLUSS <
Auf einer Skala von 1 bis 10: Wie hoch ist mein finanzielles Sicherheitsbedürfnis?
Wie wichtig sind mir Freiheit und Flexibilität?
Nehmen Sie den Schwung mit ins nächste Kapitel.
Innehalten
> MEIN LEBEN IN DER ZUKUNFT –WELCHES BILD KOMMT MIR ALS ERSTES IN DEN SINN ? <
Rendite und Risiko <
WORUM GEHT’S?
Warum niemand den Markt schlagen kann und wie Geldanlage dennoch gelingt
BEIM LESEN
Was sind ETFs?
Antwort auf Seite 172
Warum es gute und schlechte Risiken gibt
Antwort auf Seite 178
Welche Psychofallen gibt es bei der Geldanlage?
Antwort auf Seite 191
DER WEG ZUR RENDITE
Ich bin fest davon überzeugt, dass die Geldanlage an den Aktienmärkten als Kern-Investment für den langfristigen Vermögensaufbau alternativlos ist. Dafür lassen sich einige relevante Argumente finden. Das wichtigste: Aktien haben insbesondere langfristig überragende Renditechancen. In ihrem „Global Investment Returns Yearbook 2024“ hat die Schweizer Großbank UBS in Zusammenarbeit mit der London Business School einen Rückblick auf mehr als 120 Jahre an den Kapitalmärkten geworfen. Die Untersuchung ergab, dass in allen untersuchten Märkten die Rendite bei Aktien im historischen Durchschnitt höher lag als bei Anleihen und auch höher als die Inflation.
Die Frage ist nun: Wie gehe ich am besten vor, wenn ich in Aktien investieren will? Zuerst ist es wichtig, die Grundregeln zu kennen. Die sind eigentlich nicht kompliziert, werden jedoch allzu oft von angeblichen Tipps, Trends und fachlichen Abkürzungen überlagert. Erst einmal klären wir also die Sicht.
Sie erinnern sich an das Bild, dass die Börse so etwas wie ein Casino sei. Und Aktien dann – um im Bild zu bleiben – die Zahlen, auf die man seine Jetons beim großen Roulette setzt. Wer mitspiele, könne entweder schnell reich werden oder alles verlieren. Für den einen eine adrenalingeladene Wette, für den anderen wahnwitziges Risiko. Wenn sich das Klischee auch hartnäckig hält – wahr ist es natürlich nicht! Der Aktienmarkt ist kein riesiger Spieltisch.
Aktien sind Produktivkapital. Sie sind nichts anderes als ganz kleine Anteile an einem Unternehmen. Ich investiere in den Produktionsprozess dieses Unternehmens, in die Wertschöpfung, die dort stattfindet und Tag für Tag die Bedürfnisse von Menschen befriedigt.
Unternehmen sind der maßgebliche Ort, an dem ökonomische Werte geschaffen werden. Aktienmarkt und Wirtschaft gehören also
zusammen. Das lässt sich in gleichem Maße von keiner anderen Anlageklasse sagen.
Wichtig ist nun: Die Marktwirtschaft ist auf Wachstum ausgerichtet. Und weil das so ist, zeigt auch der langfristige Trend an den Aktienmärkten nach oben. Natürlich läuft nicht immer alles rund, weder in der Wirtschaft noch an den Märkten. Immer wieder kommt es zu Krisen und Einbrüchen. Die Ölkrise in den 1970ern, der „Schwarze Montag“ im Jahr 1987, die Asienkrise Ende der Neunziger, das Platzen der New-Economy-Blase um die Jahrtausendwende, die große Finanzkrise ab 2007, die Krise im Zuge der Coronapandemie. Allerdings – und das ist elementar – haben sich die Märkte davon nicht nur erholt, sie sind über das vorherige Niveau hinausgewachsen, und das deutlich. Führen Sie sich das vor Augen, auch und besonders dann, wenn es an den Märkten mal abwärts geht.
In der Vergangenheit konnte man sich also auf die Entwicklung verlassen, und nach meiner Einschätzung wird das auch in Zukunft so sein. Aber: Dass die Wirtschaft auf Wachstum ausgerichtet ist, sagt nichts darüber aus, wie es an den weltweiten Aktienmärkten im nächsten Monat oder im nächsten Jahr laufen wird. Und schon gar nicht, welche Unternehmen zu den Gewinnern zählen werden. Egal was Expertinnen, Medien oder Börsengurus Ihnen erzählen: Niemand hat eine Glaskugel, mit der man in die Zukunft schauen kann. Klingt vielleicht logisch, wird aber immer wieder ausgeblendet. Kennen Sie Schlagzeilen wie diese?
„Aktienmärkte auf dem Höchststand – jetzt investieren?“
„Wann drehen die Märkte nach unten – jetzt aussteigen?“
„Das erwarten Experten für die Börsenkurse im kommenden Quartal“
„Nvidia-Aktie: Lohnt sich der Einstieg noch?“
ENTWICKLUNG DES MSCI WORLD INDEX
Wertentwicklung einer Anlage von 100 Euro seit 1973
Platzen der Technologieblase Schwarzer Montag 1987 11. September 2001
RussischUkrainischer Krieg Finanzkrise
Coronakrise
„Diese Sektoren werden die Börse zu einem neuen Rekord führen“
„Diese Entwicklung sagen Experten für den DAX voraus“
Solche Sätze haben wir alle schon irgendwo gelesen. Sie gehören gewissermaßen zum Grundrauschen an den Finanzmärkten. Und ich kann wieder nur darauf hinweisen: Niemand vermag in die Zukunft zu blicken. Anleger verlangen treffsichere Prognosen, die es nicht geben kann. Der Gedanke, es existiere jemand, der mehr weiß als man selbst, ist verlockend. In gewisser Weise kann ich dieses Wunschdenken nachvollziehen. Den Wunsch nach einer Logik bei der Geldanlage, die in etwa einem physikalischen Gesetz entspricht. Wie bei einem Apfel, der sich vom Zweig löst. Er wird nicht nach links schweben oder an der Stelle verharren, er wird nicht in die Lüfte steigen. Er fällt nach unten auf den Boden. Zu verdanken hat er dieses unausweichliche Schicksal der Erdanziehung, einer physikalischen Kraft,
an deren Gesetzmäßigkeit es nichts zu interpretieren oder zu rütteln gibt. An den Finanzmärkten gibt es aber keine naturwissenschaftlichen Zusammenhänge, bei denen auf Ereignis A immer das Ereignis B folgt. Gesetzmäßigkeiten wie in der Mechanik existieren an den Finanzmärkten nicht. Und doch wird das gern suggeriert. Wie vertraut klingen die folgenden Aussagen:
• „Steigen die Leitzinsen, führt das zu einer Rezession.“
• „Wenn die Anleihekurse steigen, fallen die Aktienmärkte.“
• „Immobilien und Gold sind sichere Investitionen in Krisenzeiten.“
• „Dieses Technologieunternehmen ist schon zehn Jahre lang überdurchschnittlich gewachsen, also wird es auch im nächsten Jahr erfolgreich sein.“
Diese (und noch viele weitere) vermeintlich klaren Zusammenhänge haben eins gemeinsam: Es kann so kommen, muss aber nicht. Keine volkswirtschaftliche Gesetzmäßigkeit kann es in Sachen Verlässlichkeit und Unausweichlichkeit mit einem physikalischen Gesetz aufnehmen. Übrigens würde das auch keine seriöse Volkswirtin behaupten. Sie ist sich stets der Tatsache bewusst, dass Wenn-dannBeziehungen immer nur „ceteris paribus“ gelten, also unter der Annahme, dass alle übrigen Einflussfaktoren keine Wirkung entfalten. Selbst wenn in der Vergangenheit auf steigende Leitzinsen eine Rezession folgte, muss es deswegen in Zukunft nicht auch so sein. Der Leitzins ist keine Schwerkraft, die die Wirtschaft unausweichlich nach unten zieht.
Sie können Glück haben und zum Beispiel einen besonders guten Zeitpunkt für den Einstieg erwischen. Das lässt sich jedoch nicht systematisch wiederholen. Selbst wenn häufig etwas anderes suggeriert wird.
IRRGLAUBE: GEHEIMTIPP
Die Oase in Nürnberg war eine dieser Kneipen, die karibisches Flair versprühen wollten. Man saß unter übergroßen Palmen, Sonnenschirme waren aufgespannt, es gab Piña Colada mit klobigen Ananasstücken am Glasrand, Mai Tai oder Tequila. Auf dem Tisch standen Tortillachips, und musikalisch untermalt wurde das Ganze von einer Coco-Jambo-Eurodance-Dauerschleife. Die Buffalos der Kellnerin hatten etwas zu dicke Sohlen, die Cocktails leuchteten ein wenig zu bunt. Es war das Jahrzehnt der schrillen Farben. Es waren die Neunzigerjahre. Ich studierte Betriebswirtschaft in Nürnberg. Ein paar Kommilitonen und ich waren Mitglied im studentischen Börsenverein. Wir trafen uns immer montags, zunächst in der Uni, danach ging es auf einen Absacker in die Oase. Es war ein überschaubarer, dennoch euphorischer Kreis. Wir sogen förmlich auf, was gerade an der Börse passierte. Wir lasen jede Analyse, die wir in die Finger bekamen. Damals kam man da noch nicht so leicht ran wie heute. Manchmal luden wir Referenten ein, die uns etwas über das Börsengeschehen berichteten. Irgendwann diskutierten wir darüber, ob wir in der Lage wären, ein wirklich erfolgreiches Unternehmen zu identifizieren. Wir waren beseelt von dem Gedanken, einen Geheimtipp vor den anderen zu entdecken, vor den Profis, den Experten! Ja, wir nahmen uns vor, eine Studie zu einem Unternehmen zu erstellen, das kaum jemand auf dem Schirm hatte. Einer aus unserer Runde hatte etwas läuten hören: In Süddeutschland gebe es einen Papierhersteller, der ein neues Verfahren zur Papierproduktion entwickelt habe. Ein Verfahren, das – nach unseren Informationen – das Potenzial hatte, die gesamte Branche zu revolutionieren. Das elektrisierte uns. Zumal kaum etwas davon öffentlich bekannt war. Wir witterten die große Chance und nahmen Kontakt zu dem Unternehmen auf.
Man begegnete uns freundlich und offen. Wir wurden eingeladen, vor Ort eine neue Versuchsanlage zu besichtigen. Geduldig erklärte
man uns Pläne und Potenziale. Wir schrieben eifrig mit und stellten Fragen. Das Unternehmen freute sich über unseren Enthusiasmus. Und wir waren davon überzeugt, eine Perle entdeckt zu haben. Eine Perle, die dem Markt bisher verborgen geblieben war.
Wir verfassten tatsächlich eine eigene Studie, seitenweise schilderten wir das Potenzial des Papierherstellers. Was wir dabei irgendwie übersehen hatten: Die Firma stand wirtschaftlich gar nicht so gut da.
WAS SIND ETFs?
ETFs (Exchange Traded Funds) sind Fonds, die an der Börse gehandelt werden. In den allermeisten Fällen bilden sie einen Index ab. So können
Anlegerinnen und Anleger an der Wertentwicklung eines Markts oder Marktsegments gezielt partizipieren. ETFs sind außerdem günstig, weil auf teures aktives Wertpapiermanagement verzichtet wird.
Übrigens: Mittlerweile gibt es immer mehr nachhaltige ETFs. Oft arbeiten diese mit Ausschlusskriterien für bestimmte Branchen oder investieren innerhalb einer Branche nur in die Unternehmen, die dort am nachhaltigsten agieren. Dabei orientieren sie sich meistens an den Verantwortungsbereichen Umwelt (Environment), Soziales (Social) und Unternehmensführung (Governance), die kurz als ESGKriterien bezeichnet werden.
Die positive Stimmung, mit der man uns dort begegnet war, war eher ein Pfeifen im Walde und das neue Verfahren so etwas wie der letzte Strohhalm. Nicht allzu lange nach unserer Studie, auf deren Basis wir natürlich selbst Geld in die Aktien des Unternehmens gesteckt hatten, machte ein betrübliches Wort die Runde – Insolvenzantrag.
Der Traum vom Volltreffer: Schnell war er geplatzt. Kaum hatten wir uns aufs Parkett gewagt, war die Musik aus. Und mir wurde eindrücklich klar, dass nicht mein Glaube an den unternehmerischen Erfolg der Fehler gewesen war, sondern alles auf diese eine Karte zu setzen.
NIEMAND IST SCHLAUER ALS DER MARKT
Wenn es auch keine strengen Gesetzmäßigkeiten gibt wie in der Physik – die Kapitalmarktforschung hat in den vergangenen Jahrzehnten viele interessante und valide Erkenntnisse erbracht. Leider wissen aber nur sehr wenige in der breiteren Öffentlichkeit, dass sich daraus ziemlich klar ableiten lässt, was bei einer Geldanlage sinnvoll ist. Ich fasse das Wichtigste einmal zusammen.
Ganz wichtig: Niemand kann zuverlässig den Markt schlagen. Das folgt aus der sogenannten Markteffizienzhypothese, die eng mit dem Wirtschaftswissenschaftler Eugene Fama verbunden ist. Fama, Jahrgang 1939, gilt als einer der Väter der modernen Finanzmarktforschung. Weil Famas Wirken „wesentlichen Einfluss auf die Börse und das Verhalten der Investoren genommen und vielen Haushalten rund um die Welt geholfen hat, viel günstiger in Aktienmärkte zu investieren, als sie es sonst gekonnt hätten“, verlieh ihm die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften im Jahr 2013 den Alfred-Nobel-Gedächtnispreis für Wirtschaftswissenschaften. Fama habe mit seinen Ideen die Grundlage für eine Billionen Dollar schwere Branche gebildet.
Famas Effizienzmarkttheorie war ein Wegbereiter für börsengehandelte Indexfonds. Oder wie er selbst sagt: „Gegen ETFs kann jemand wie ich, der von der Effizienz der Märkte überzeugt ist, eigentlich kaum etwas sagen. Allerdings habe ich mir all die Jahre immer wieder eine Frage gestellt: Warum in Gottes Namen hat es so lange gedauert, bis diese Art von Fonds populär wurde?“
Seine 1970 aufgestellte „Effizienzmarkttheorie“, die auch als „Markteffizienzhypothese“ oder „Theorie der effizienten Märkte“ bezeichnet wird, befasst sich mit der Preisbildung und daher indirekt damit, wie überdurchschnittliche Gewinne zuverlässig erzielt werden können. Effizient ist ein Markt nach Fama dann, „wenn alle Informationen, die für einen Preis relevant sind, sofort bei der Preisbildung berücksichtigt werden“.
Anders formuliert: Alles, was man zu einem bestimmten Zeitpunkt wissen kann, steckt bereits in den Kursen drin. „Effizienz“ meint dabei eben nicht, dass besonders schlaue oder begabte Experten mit speziellem Know-how die Kursentwicklung im Voraus berechnen oder sonst irgendwie erkennen können. Stattdessen geht man davon aus, dass sich alle verfügbaren und preisrelevanten Informationen bereits in den aktuellen Kursen spiegeln.
Was in der Zukunft passieren wird, bleibt unbekannt. Neue Informationen können eine Neubewertung erforderlich machen – und
NICHT VERGESSEN
Mit aktivem Management verdienen Banken und Fondsgesellschaften viel Geld. Nicht aber Sie.
dann geht es mit den Kursen entsprechend nach oben oder unten. Wenn es also niemand besser kann als der Markt, kann auch niemand den Markt dauerhaft schlagen.
AKTIV UND PASSIV
Dass häufig etwas anderes suggeriert wird, hat mit verschiedenen Ansätzen im Wertpapiermanagement zu tun. Die allermeisten ETFs folgen einem zugrunde liegenden Index – und damit einem bestimmten Markt oder Marktsegment. Sie verhalten sich diesem gegenüber also passiv. Klassische Fonds dagegen sind aktiv. Die Aktivität besteht vor allem darin, dass ein Fondsmanager oder eine Fondsmanagerin in einem bestimmten Anlagesegment eine Auswahl trifft. Das nennt man Stock Picking. Erkennen Sie schon das Problem?
Das Risiko, falsch zu liegen, ist groß. Unnötig groß.
Ein unnötiges Risiko gehen Aktive auch ein, wenn sie versuchen, den „besten Zeitpunkt“ für den Ein- oder Ausstieg in bestimmte Aktien zu finden. Man spricht hier von Market Timing. Wieder ist das Problem die zugrunde liegende Prognose. Selbst wenn man einen Treffer landet, war es am Ende nur gut geraten. Der Versuch, besser als der Markt zu sein, geht jedoch regelmäßig schief. Auch bei den Profis. Das zeigen entsprechende Auswertungen immer wieder. Beispiel gefällig?
Nehmen wir das Ergebnis der SPIVA Europe, einer regelmäßig durchgeführten Studie von S&P Global. 87 Prozent der betrachteten aktiven Fonds mit Fokus auf Deutschland entwickelten sich 2023 schlechter als der Index S&P Germany BMI. Bei weltweit investierenden Fonds waren es 84 Prozent, die einen vergleichbaren Index nicht schlagen konnten, in der Kategorie Europäische Aktien 83 Prozent. Eine Ausnahme sind die Ergebnisse nicht. Das belegt der langfristige
Vergleich in dieser Studie. In einem Zeitraum von zehn Jahren waren 85 Prozent der aktiven Fonds auf deutsche Aktien nicht in der Lage, einen entsprechenden Index zu übertreffen, bei europäischen Aktien waren es 92 Prozent, bei weltweit investierenden sogar 98 Prozent.
So oder ähnlich gehen solche Vergleiche fast immer aus. Ich kann es nicht oft genug sagen: Niemand weiß im Voraus, welche Fonds zu den Gewinnern zählen werden. Keine Beraterin und kein Berater. Wissenschaftlich gesehen ist der Erfolg Zufall. Auch der Blick in die Liste der Outperformer der Vergangenheit hilft nicht weiter, dazu gibt es ebenfalls unzählige Studien.
Außerdem sind aktive Fonds im Vergleich zu ETFs richtig teuer. Laut einer Studie der europäischen Wertpapieraufsicht ESMA aus dem Jahr 2023 lagen die Durchschnittskosten aktiver Aktienfonds in Europa zwischen 2018 und 2022 bei 1,7 Prozent pro Jahr, die von ETFs dagegen nur bei 0,4 Prozent. Also 1,3 Prozentpunkte pro Jahr mehr für nichts und wieder nichts!
Dennoch sind klassische aktive Fonds bei Privatanlegerinnen und -anlegern gerade in Deutschland weiterhin sehr beliebt. Institutionelle Anleger dagegen greifen in der Regel nicht zu diesen Produkten. Warum wohl? Sie glauben offenbar nicht an das Versprechen, dass Fondsmanagerinnen und -manager mit ihrem vermeintlich besonderen Wissen oder ihrer speziellen Erfahrung besser sind als der Markt. Trotzdem wird dieser Irrglaube weiterhin lautstark an Privatanleger verkauft. Die Fondsbranche verdient schließlich sehr gut daran – genau wie Banken, Berater und Beraterinnen, die von den hohen Produktprovisionen aktiver Fonds leben.
Wir kommen nun zu einem besonders wichtigen Punkt, dem Risiko. Denn Rendite und Risiko müssen eigentlich immer in einem Atemzug genannt werden. Das eine ist nicht ohne das andere zu
haben. Allerdings lässt sich das Verhältnis zwischen Renditechancen und Risiken optimieren. Sie sollten auf jeden Fall vermeiden, sich unnötigen Risiken auszusetzen. Die Wissenschaft zeigt uns, wie das geht.
Davor möchte ich Sie bitten, innezuhalten. Denn wenn Sie bis hierhin gelesen haben, haben Sie bereits getanzt. Sie haben sich überwunden, sind aufgestanden und haben Ihren Weg in Richtung Finanzparkett gefunden. Machen Sie nun eine kleine Pause. Vielleicht bei einer Tasse Tee. Danach geht es entspannt weiter.
Bereit für einen Exkurs?
EXKURS
GUTE UND SCHLECHTE RISIKEN
Grundsätzlich unterscheidet die Kapitalmarktforschung zwischen guten und schlechten Risiken. Dafür hat sie natürlich spezielle Fachbegriffe. Sogenannte systematische Risiken sind gut, unsystematische Risiken sind schlecht.
Unsystematische Risiken beziehen sich auf ein bestimmtes Unternehmen, eine bestimmte Branche oder eine bestimmte Region. Ein Unternehmen kann pleitegehen, eine Branche an Relevanz verlieren, eine Region in eine politische Krise geraten. Wenn Sie in ein einzelnes Unternehmen, eine einzelne Branche oder auch ein einzelnes Land oder eine Region investieren, dann setzen sie sich dem entsprechenden Risiko aus. Im Fachjargon: Sie gehen unsystematische Risiken ein.
Nehmen wir nun an, Sie investieren nicht nur in ein Unternehmen, sondern in Tausende. Und nicht nur in eine Branche, sondern in Dutzende. Außerdem nicht nur in ein Land, sondern in möglichst viele. Denken Sie sich, Sie hätten alle Aktien der Welt in Ihrem Portfolio. Dann fällt es kaum noch ins Gewicht, wenn ein einzelnes Unternehmen ausfällt, eine einzelne Branche oder gar ein Land in Schwierigkeiten gerät. Durch eine angemessene Risikostreuung lassen sich Risiken zwar nicht völlig ausschließen, aber reduzieren – nämlich auf das systematische Risiko. Das bleibt übrig, wenn in einem Aktienportfolio durch breite Streuung alle Risiken herausdiversifiziert worden sind, die sich herausdiversifizieren lassen.
Wichtig ist dabei: Nur wer ein systematisches Risiko eingeht, darf eine angemessene Prämie erwarten. Darum ist das ein gutes Risiko. Unsystematische Risiken einzugehen wird in der Regel nicht angemessen entlohnt, denn sie würden sich mit einer entsprechenden Diversifikation vermeiden lassen. Darum sind das die schlechten Risiken.
Auch ein optimal diversifiziertes Portfolio geht also Risiken ein, nämlich die systematischen. Ja, es gibt weltweite Krisen. Aber Sie erinnern sich, was ich ein paar Seiten zuvor beschrieben habe:
Trotz aller Krisen ist der langfristige Trend im Weltaktienmarkt aufwärtsgerichtet.
Kurz gesagt: unsystematische Risiken = spezifische Risiken einzelner Unternehmen, Branchen oder Regionen systematische Risiken = das allgemeine Marktrisiko
Mein Rat ist deshalb:
>> Vermeiden Sie unsystematische Risiken so weit wie möglich, aber gehen Sie das systematische Risiko kontrolliert ein. Denn:
Eine Entlohnung (Risikoprämie) ist bei unsystematischen Risiken nicht gewährleistet.
Bei systematischen Risiken ist die Risikoprämie langfristig praktisch sicher.
Bei unsystematischen Risiken sind Kurseinbrüche häufig und heftig.
Bei systematischen Risiken sind sie eher selten. <<
darum,
Anleger nur so viel
Risiko wie nötig eingehen –und nicht mehr, wie das bei den meisten Anlagen der Fall ist. <<
Wege zur Diversifizierung gibt es übrigens viele. Ein Depot mit zwölf Aktien ist besser gestreut als eines, das nur eine Aktie enthält. Wer in ein Dutzend Aktien investiert, ist beim Ausfall eines Unternehmens schon etwas weniger betroffen. Je größer die Zahl der Unternehmen im Depot, desto geringer sind die Auswirkungen auf das eigene Anlageergebnis. >> Mir geht es
BESSER BREITE STREUUNG ALS EINZELAKTIEN
Totalausfall einer Aktie
8.000 Aktien
Bei einem wissenschaftlich diversifizierten Portfolio mit beispielsweise 8.000 Aktien fällt der mögliche Totalausfall einer einzelnen Aktie kaum ins Gewicht.
DEN WELTMARKT INS DEPOT BRINGEN
Sie kennen nun den Unterschied zwischen systematischem und unsystematischem Risiko, haben von den Vorteilen einer möglichst breiten Streuung gehört. Die Frage ist also: Wie bekommt man den ganzen Weltaktienmarkt möglichst effizient in ein Depot? Alle Aktien, die es auf der Welt gibt, einzeln zu kaufen kommt natürlich nicht infrage. Das wäre ein zu großer Aufwand und viel, viel zu teuer.
Praktischerweise gibt es ETFs für alle möglichen Märkte und Marktsegmente. Beliebt sind zum Beispiel ETFs auf den MSCI World. Was die Streuung betrifft, ist ein solcher Index schon einmal wesentlich breiter aufgestellt als ETFs auf lokal stark konzentrierte Indizes wie den DAX. Achtet man nicht nur auf den Namen und schaut etwas genauer hin, bildet auch der MSCI World den Weltaktienmarkt nicht wirklich ab. Er enthält zum Beispiel keine kleineren Nebenwerte oder Aktien aus Schwellenländern, nutzt also nicht alle Potenziale zur Risikosenkung. Nochmals ein kurzer Blick auf die Wissenschaft:
Letztlich besitzt jede Aktie eine Reihe charakteristischer Merkmale, die sowohl ihre Wertentwicklungsperspektiven als auch ihre Risiken entscheidend beeinflussen. Zu diesen sogenannten Faktoren zählen zum Beispiel das Bewertungsniveau oder die Unternehmensgröße. Für eine maximal diversifizierte Abbildung des Weltaktienmarkts sind neben einem Standardwerteblock, der circa 50 Prozent ausmachen sollte, insbesondere die folgenden vier Aktienmarktfaktoren relevant: Value, Size, Momentum und Low Volatility.
Die Hinzunahme der entsprechenden Faktoren steigert das Diversifikationspotenzial eines Depots und reduziert seine Risiken deutlich. Auch wenn das nicht immer an den üblichen rein quantitativen Risikokennzahlen abgelesen werden kann. Schauen wir uns die Faktoren einmal etwas genauer an.
1. Value
Bei diesem Faktor geht es um die fundamentale Bewertung von Aktien, also solche Aktien, die „unter Wert“ gehandelt werden. Gemessen wird das am Value – Kennzahlen wie dem KursGewinnVerhältnis oder dem KursBuchwertVerhältnis.
2. Size
Auch die Größe des Unternehmens, gemessen an der Marktkapitalisierung, ist ein relevanter Faktor. Kleine Aktiengesellschaften (Small Caps) gehören ebenso in ein wirklich diversifiziertes Portfolio wie große (Large Caps).
3. Momentum
Momentum bedeutet Schwung: Es gibt immer wieder Phasen, in denen eine Reihe von Unternehmen eine besondere Kursdynamik zeigen und „einen Lauf haben“.
4. Low Volatility
Darüber hinaus gibt es Aktien, deren Kurse auch über einen längeren Zeitraum hinweg eine vergleichsweise geringe Schwankungsbreite haben – ohne dass dies mit niedrigeren Renditen verbunden sein muss.
ENDE DES EXKURSES –
Sie haben die wichtigsten Tanzschritte verinnerlicht. Von Eugene Fama haben wir gelernt: Folge dem Markt. Da spielt die Musik! Wir hören nicht auf Nebengeräusche, etwa das Säuseln der Finanzgurus mit ihren „heißen Tipps“. Wir ignorieren auch aufdringliche Annäherungsversuche aktiver Fonds, die uns verleiten wollen, zu ihrer eigenen Melodie zu tanzen. Außerdem schauen wir vor dem Gang aufs Parkett oder während des Tanzens nicht, ob der Markt gerade steigt oder fällt, ob also die Musik gerade in Dur oder Moll erklingt. Wir konzentrieren uns ganz auf uns selbst. Gedanken machen wir uns über Fragen wie diese:
>> Was ist mein Anlageziel ?
Wie lange kann ich das Geld
arbeiten lassen?
Welche Kursschwankungen verkrafte ich? <<
Nicht für jeden Anlagehorizont und nicht für jede Risikoneigung ist ein reines Aktieninvestment das Richtige. So kann es sinnvoll sein, dem Depot Anleihen beizumischen. Gerade Anleihen mit hoher Bonität, etwa Staatsanleihen aus Industrienationen, können die Kursschwankungen des Aktienanteils dämpfen. Wie hoch genau die Anteile von Aktien und
Anleihen jeweils sein sollten, hängt von den individuellen Zielen und der persönlichen Risikoneigung ab. Wenn Sie bei solchen Fragen in der Geldanlage nicht ganz auf sich allein gestellt sein wollen, können Sie eine Beratung nutzen. Aber bitte – bitte – achten Sie unbedingt auf die Unabhängigkeit der Beraterinnen und Berater. Nur so können Sie sicher sein, dass Ihr Gegenüber Ihre Anlageziele und Risikoneigung berücksichtigt, statt nur an die eigene Provision zu denken.
Vielleicht fragen Sie sich jetzt, ob es eine wirklich unabhängige Vermögensberatung überhaupt geben kann. Eine berechtigte Frage. Aber doch, das geht. Die Quirin Privatbank hat gleich zu Anfang ihres Bestehens auf Unabhängigkeit beim Anlagemanagement und bei der Finanzplanung gesetzt, keine unserer Beraterinnen, keiner unserer Berater bezieht Produktprovisionen. Mit dem Aufstieg von ETFs und deren wachsender Vielfalt konnten wir 2010 einen weiteren, entscheidenden Schritt nach vorn machen – mit einer Anlagestrategie auf wissenschaftlicher Basis und einem globalen Marktportfolio, das wir durch den Einsatz effizienter ETFs für Privatanleger und -anlegerinnen investierbar machen.
Etwa zur gleichen Zeit kamen wir auf den Gedanken, die Vorteile effizienter ETF-Portfolios mit den Möglichkeiten der Digitalisierung zu verbinden und so eine professionelle Vermögensverwaltung möglichst vielen Menschen zugänglich zu machen. Das Ergebnis war quirion.
quirion ging 2013 an den Start. Er war der erste Robo-Advisor seiner Art in Deutschland und gilt als Pionier des digitalen Anlegens. Obwohl es inzwischen viele Robo-Advisor gibt, führt der Begriff immer noch zu Missverständnissen. Ein Robo-Advisor nutzt digitale Technologie, um die Geldanlage einfach und effizient zu machen. Bei der Anlagestrategie aber behalten Menschen das Heft in der Hand. Vor der digitalen Vermögensverwaltung ermittelt quirion online zunächst
den Anlagehorizont, die Risikoneigung und die finanzielle Situation des Anlegers, der Anlegerin. Direkt danach wird ein Anlagevorschlag unterbreitet, der dem individuellen Profil genau entspricht. Dabei gibt es die Möglichkeit, alle Vorteile einer professionellen Vermögensverwaltung auch über einen Sparplan zu nutzen, schon ab Sparraten von 25 Euro im Monat. So muss man sich keine Gedanken um Auswahl und Kombination einzelner Produkte machen. Denn eine Diversifizierung im Rahmen eines Weltportfolios und nach wissenschaftlichen Kriterien können Privatanleger auf eigene Faust kaum realisieren.
Zu den Leistungen unseres Robo-Advisors zählt ein regelmäßiges Rebalancing. Das ist der Fachbegriff für einen Wertschwankungsausgleich. Ob mit oder ohne Unterstützung durch eine digitale Vermögensverwaltung – ein Rebalancing ist wichtig, denn das Wertpapierportfolio sollte immer zum eigenen Rendite-Risiko-Profil passen.
Durch die laufenden Kursveränderungen an den Märkten verschiebt sich Schritt für Schritt die Gewichtung der Wertpapiere im Portfolio, sie entfernen sich von der ursprünglichen Ausrichtung. Damit das Portfolio dauerhaft zu den eigenen Zielen und zum Profil passt, müssen die Gewichtungen möglichst regelmäßig – mindestens einmal im Jahr –angepasst werden. Dafür verkauft man Positionen, deren Gewicht zu stark gewachsen ist, und kauft andere, zu klein gewordene, nach.
Auch wenn Begriffe wie Rebalancing etwas sperrig sind: Ich finde solche Details sehr wichtig. Als ich selbst mit der Geldanlage angefangen habe, wusste ich allerdings noch nichts davon. Und an digitale Vermögensverwaltung war gar nicht erst zu denken. Es gab auch keine ETF-Portfolios. Börsennachrichten verfolgte man, wie schon erwähnt, auf Sat.1 in der „Telebörse“, nicht im Internet. Damals habe ich selbst leidenschaftlich gern aktiv einzelne Aktien an der Börse gehandelt. Heute befindet sich, abgesehen von meinen unternehmerischen Beteiligungen, keine einzige Einzelaktie mehr in meinem Depot.
ANLEGEN IN JEDEM ALTER
Ich habe es schon mehrfach erwähnt: Die Antwort auf die Frage nach der richtigen Geldanlage ist eng mit dem Anlagehorizont verbunden – also dem Zeitraum, in dem Sie Geld anlegen wollen. Dabei liegt auf der Hand: Gerade wenn man jung ist, sollte man die Renditechancen von Aktien ausgiebig nutzen. Etwa für die private Altersvorsorge. Ich weiß aber auch, dass die frühzeitige Beschäftigung mit diesem Thema eine mentale Herausforderung sein kann. Ich denke, die große Mehrheit der Deutschen weiß rational, dass sie private Altersvorsorge betreiben muss. Doch wenn man jung ist, vielleicht gerade den ersten Job angetreten hat oder eine Familie gründen will, stehen ganz andere Dinge im Vordergrund.
Auch deshalb werde ich oft gefragt, ob es zu spät ist, erst mit Ende 40, mit 50 oder mit 60 Jahren noch Vermögen für die Altersvorsorge aufzubauen. Also dann, wenn die finanziellen Wogen des Lebens sich allmählich glätten, etwa wenn eine Erbschaft ansteht oder das Haus abbezahlt ist.
Ist es also sinnvoll, in der zweiten Lebenshälfte für die Altersvorsorge noch auf die Aktienmärkte zu setzen? Meine Antwort: Mit 50 Jahren gilt eigentlich nichts anderes als für Jüngere. Bedenken Sie, dass die Lebenserwartung erheblich gestiegen ist und damit auch der Zeitraum, in dem Sie von Rente, Pension oder Ihrem Vermögen leben müssen. Aktien sind, das habe ich zu Beginn dieses Kapitels erklärt, aus gutem Grund eine besonders attraktive Form der Geldanlage. Und über ein weltweit gestreutes Portfolio können Sie sich gewissermaßen das globale Wachstum für die Altersvorsorge zunutze machen.
Sicher: Das Alter sollte bei der Anlageentscheidung mitbedacht werden. Das bedeutet aber nicht, dass man ab einem gewissen Alter auf Aktien zwingend verzichten sollte. Es ist eine Frage der Feinjustierung von Aktien- und Anleihequote.
Zu berücksichtigen sind immer die gleichen Aspekte: Anlageziele, finanzielle Verhältnisse, Verlusttoleranz, Renditeerwartung und eben Anlagehorizont. Darüber hinaus gelten in jedem Alter dieselben Regeln für eine kluge Geldanlage: möglichst global streuen, ohne Prognosen dem Markt folgen, den gesetzten Anlagezielen in allen Marktphasen treu bleiben. Und ob Sie nun jünger oder älter sind, ETFs sind das empfehlenswerteste Anlageinstrument.
Vielleicht kommt Ihnen da der Gedanke, ob für ältere Anlegerinnen und Anleger Produkte aus einer Ertrags- oder Sicherheitsperspektive besonders geeignet sind – etwa solche, die sich auf
ERFOLGREICH GELD ANLEGEN –
AUF EIGENE FAUST
Ob Sie eine (digitale) Vermögensverwaltung nutzen oder auf eigene Faust anlegen wollen – diese sechs Aspekte sollten Sie immer berücksichtigen:
> Anlagehorizont abschätzen
> Risikoneigung bestimmen
> Entscheidungen nicht an Prognosen hängen
> ETFs nutzen
> global streuen
> Anlagestrategie auch in Krisen konsequent verfolgen
schwankungsarme Aktien konzentrieren? Meine Antwort: Zwar gibt es ETFs, die ihren Schwerpunkt auf bestimmte Aktien legen, ich würde sie allerdings nicht als Kerninvestment empfehlen. Sie erinnern sich an das, was ich über Diversifizierung gesagt habe? Je besser ein Portfolio gestreut ist, desto günstiger ist auch das Verhältnis von Renditechancen und Risiken. Außerdem: Eine Geldanlage, die sich auf dividendenstarke oder schwankungsarme Aktien beschränkt, ist nicht wissenschaftlich fundiert. Wenn Aktien in der Vergangenheit hohe Dividenden ausgeschüttet oder weniger stark geschwankt haben, heißt das nicht, dass es auch in Zukunft so bleibt. In einem möglichst nach wissenschaftlichen Kriterien diversifizierten Portfolio sind solche Aktien ohnehin dabei – im Umfang ihrer Marktkapitalisierung. Ich empfehle übrigens grundsätzlich, auch im Alter, für Anlageentscheidungen wie beispielsweise die Aktienquote im Portfolio keine Automatismen heranzuziehen. Die uralte Faustregel, wonach sich der Anteil an Aktien aus der Rechnung „100 minus Lebensalter“ ergibt, kann manchmal in etwa stimmen, liegt in vielen Fällen aber komplett daneben. Nur, wie geht man dann vor?
Auch im Alter sollte man zuerst über das nachdenken, was wirklich entscheidend ist – die eigenen finanziellen Wünsche und Ziele. Geht es darum, aus dem Kapital über die Rentendauer hinweg regelmäßige Auszahlungen für die Lebenshaltung zu bestreiten? Dann bietet sich in der Regel ein Aktienanteil von 30 Prozent an. In bestimmten Fällen kann aber auch eine höhere Aktienquote sinnvoll sein. Sind beispielsweise die Alterseinkünfte und der Lebensstandard gesichert und gibt es darüber hinaus ein größeres Vermögen? Dann kann die Aktienquote weit höher liegen. Oder soll das Geld einmal den Kindern oder Enkeln vererbt werden? Dann liegt es ähnlich. So oder so: Die durchschnittliche Bezugsdauer der gesetzlichen Rente liegt aktuell bei rund 20 Jahren. Für einen so langen Zeitraum auf die
Renditechancen der Aktienmärkte komplett zu verzichten, ist weder notwendig noch ratsam.
Möglicherweise stellen Sie sich aber die Frage: Brauche ich für die private Altersvorsorge keine Garantien? Und: Wenn Vermögen an den Kapitalmärkten angelegt ist, wie kann ich gleichzeitig davon leben?
Meine Antwort: Garantien kosten immer Geld. Wenn man zum Beispiel an Kapitallebensversicherungen denkt – sehr viel Geld! Ein hoher Teil der Beiträge dient in den ersten Jahren dazu, zunächst die Abschlusskosten wie die Vermittlerprovision zu decken. Der Vermögensaufbau zur privaten Altersvorsorge ist kein Versicherungsfall, sondern ein Musterbeispiel für ein Anlageziel. Eine Kapitalanlage zum Vermögensaufbau und die Versicherung von Risiken sind zwei verschiedene Dinge – besser nicht vermischen. Denn dann wird es schnell sehr kompliziert, intransparent und damit auch sehr teuer.
Was die zweite Frage betrifft: Auch im Rahmen einer Geldanlage an den Kapitalmärkten gibt es die Möglichkeit eines Auszahlplans.
Natürlich können Modellrechnungen die genaue Entwicklung nicht vorhersehen. Außerdem wissen wir alle nicht, wie alt wir werden. Trotzdem sollten Sie auch im Alter in angemessenem Rahmen die Chancen breit gestreuter Aktienanlage nutzen. Dazu ein konkretes Beispiel: Nehmen Sie an, Sie haben 200.000 Euro Vermögen in ein global gestreutes ETF-Depot investiert, mit einem Aktienanteil, der nur noch bei rund 30 Prozent liegt. Und Sie möchten sich 650 Euro im Monat auszahlen lassen. Dabei nehmen Sie – wegen der recht niedrigen Aktienquote – eine jährliche Rendite von vier Prozent an. Dann haben Sie unserer Simulationsanalyse zufolge trotz der monatlichen Auszahlung nach 25 Jahren immer noch ein Vermögen, das mit sehr großer Wahrscheinlichkeit über dem Ausgangswert von 200.000 Euro liegen wird – im Erwartungswert bei rund 230.000 Euro.
PSYCHOFALLEN BEI DER GELDANLAGE
Ich freue mich, wenn Sie mir bis hierhin gefolgt sind und einige wichtige Grundregeln für die Geldanlage mitgenommen haben. Wer sie beherzigen will und sich aufs Parkett begibt, wird allerdings immer wieder die Erfahrung machen, dass unsere Psyche nicht für die Geldanlage gemacht ist. Manchmal sind es Fehlschlüsse, manchmal unsere Emotionen, die uns bei der Geldanlage aufs Glatteis führen. Ich habe hier einige Fehler zusammengefasst, die leider zu oft gemacht werden – und Rendite kosten. Finanzdienstleister weisen übrigens nur sehr selten darauf hin.
FALLE 1: UNREALISTISCHE ERWARTUNGEN
Sie erinnern sich: Aktien machen uns zu Mitunternehmern. Sie sind Produktivkapital und für den langfristigen Vermögensaufbau besonders gut geeignet. Aber wer die Börse als Spieltisch benutzt, darf sich nicht wundern, wenn er alles verliert. Widerstehen Sie dem Reiz, irgendwelche Traumrenditen erzielen oder die nächste Apple-Aktie entdecken zu wollen, um auf einen Schlag reich zu werden: Das ist kein Anlageziel. Ich weiß: „Heiße Tipps“ gibt es immer wieder, ob im Freundes- und Familienkreis oder täglich in den Medien. „Experten erwarten Kursverdoppelung“, „Das sind die Rendite-Knaller“: Wenn Schlagzeilen solche Versprechen machen, juckt es manchen in den Fingern. Sehr selten hört man im Nachhinein, wie viele Anleger mit solchen Tipps tatsächlich Geld verdient haben oder wie viel Vermögen vernichtet wurde. Letzteres passiert regelmäßig. Denken Sie an das Beispiel des Finanzdienstleisters Wirecard. Eine wirklich fulminante Börsenentwicklung brachte viele Menschen dazu, ihre Hoffnungen in die Aktie zu setzen. Dann kam das böse Erwachen, als das Unternehmen am 25. Juni 2020 Insolvenz anmeldete. In den Hochzeiten war die Aktie bei fast 200 Euro notiert. Das war 2019, als bekannt wurde, dass Wirecard plane, die Deutsche Bank zu übernehmen. Zahlreiche
Anleger, nicht zuletzt private, verloren innerhalb weniger Stunden ihre komplette Investition; der Gesamtschaden aller Anlegerinnen und Anleger lag bei mehreren Milliarden Euro.
Noch wenige Tage vor dem Zusammenbruch war die Aktie von vielen hochgelobt worden. Es kam anders, wie wir heute wissen. Und es ist sicher ein extremes Beispiel. Dennoch: Zu jeder Zeit stechen manche Aktien besonders heraus. Ihnen wird für die Zukunft viel zugetraut. Nur weiß niemand, von welcher Aktie wir in fünf Jahren sagen werden, wir wären gern mit ihr reich geworden. Wirklich niemand.
FALLE 2: AUF DAS VERTRAUTE SETZEN
Ein Klassiker unter den Anlagefehlern ist, sich auf das zu stürzen, was man kennt, weil man glaubt, das besser einschätzen zu können. In der Behavioral Finance, die sich mit psychologischen Aspekten der Geldanlage beschäftigt, heißt dieser Fehler Home Bias. Die Neigung, Geldanlagen auf dem Heimatmarkt überproportional zu gewichten, ist mehr oder weniger weltweit zu beobachten. Der gedankliche Kurzschluss: Siemens, Mercedes und die Deutsche Bank – die kenne ich. Ich kaufe lieber ein deutsches Unternehmen, von dem ich schon gehört habe, als einen asiatischen Fotovoltaikhersteller, dessen Namen ich nicht einmal aussprechen kann.
In Aktien aus einem einzigen Land zu investieren ist sehr riskant! Führen Sie sich vor Augen: Zwar agieren die großen deutschen Unternehmen aktuell meist rund um den Globus. Der deutsche Aktienmarkt hatte an der weltweiten Marktkapitalisierung im Jahr 2023 aber gerade einmal einen Anteil von 2,1 Prozent. Mit anderen Worten: Die Selbstbeschränkung auf den heimischen Markt ist nicht nur riskanter, Sie nehmen sich dadurch auch die Gelegenheit, an der weit überwiegenden Zahl der Renditechancen teilzunehmen.
FALLE 3: DIE STREUUNG VERNACHLÄSSIGEN
Bei der Geldanlage möglichst breit und global zu streuen, diesen Rat hören Sie nicht nur von mir. „Diversification is the only free lunch in investing“, hat der US-Ökonom und Nobelpreisträger Harry Markowitz einmal gesagt. Gemeint ist, dass Anleger und Anlegerinnen mit Diversifikation die Wahrscheinlichkeit ihres Anlageerfolgs erhöhen, ohne den Preis eines höheren Risikos einzugehen – ganz im Gegenteil.
Allerdings gebe ich zu, es gibt einen „psychologischen Preis“ der Diversifikation. Denn wie auch immer diversifiziert wird: Die Streuung führt zu einer Durchschnittsbildung. Durchschnitt bedeutet, dass es zu jedem Zeitpunkt Depotbestandteile gibt, die deutlich besser oder schlechter laufen als das Depot insgesamt. Das verursacht Anlegern manchmal Unbehagen. Doch es ist sinnvoll, diesen „psychologischen Preis“ zu bezahlen! Nur ein entsprechend diversifiziertes Portfolio bietet ein angemessenes Verhältnis von Renditechancen und Risiken. So erhöhen Sie systematisch die Wahrscheinlichkeit, von den langfristig positiven Durchschnittsrenditen der Aktienmärkte zu profitieren.
FALLE 4: SICH VON FREMDEN ERFOLGEN BLENDEN LASSEN
Erfolgreiche Menschen stehen im Rampenlicht. Ihnen wird zugetraut, auch in Zukunft erfolgreich zu sein. Diese Haltung führt oft zu einem Anlagefehler, den die Psychologie Hot Hand Fallacy nennt: Die Wahrscheinlichkeit für die Fortsetzung eines Erfolgs wird systematisch überschätzt. Ein Beispiel in der Geldanlage ist die Neigung, sich bei der Auswahl von klassischen Fonds auf Bestenlisten zu stützen. Liegt ein Fonds in den Rankings auf einer Spitzenposition, muss das am Können des Fondsmanagements liegen – so die Vermutung. Nur ganz wenige Fonds schaffen es jedoch, über mehrere Jahre ihre Spitzenposition zu halten. Das zeigen Studien immer wieder. Schon rein statistisch liegt nahe: Bei den Tausenden Fonds, die es auf dem Markt gibt, wird es immer welche geben, die eine Zeit lang mit
ihrer Wertentwicklung herausstechen. Aber systematisch und dauerhaft lassen sich diese Erfolge eben nicht wiederholen.
FALLE 5: DER GLAUBE AN DEN „RICHTIGEN ZEITPUNKT“
Ist gerade der richtige Zeitpunkt für eine Geldanlage am Aktienmarkt? Lohnt es sich jetzt einzusteigen, oder soll ich noch warten?
Solche Fragen stellen mir Anlegerinnen und Anleger immer wieder.
Kaum etwas bewegt die Gemüter stärker als die Frage nach dem richtigen Zeitpunkt.
Wo der Markt aktuell auch stehen mag – das ist nur eine Momentaufnahme. Sind Sie langfristig orientiert und haben Ihr Portfolio weltweit gestreut, gibt es immer einen richtigen Zeitpunkt: jetzt. Sie erinnern sich an das, was ich regelmäßig betone? Keiner kann die Zukunft voraussehen. Also weiß auch niemand, wie lange genau die Kurse steigen oder fallen. Das aber müsste man sehr genau wissen, um mit einem optimalen Ein und Ausstiegszeitpunkt die persönliche Rendite zu verbessern. Die meisten Menschen kaufen aber, wenn die Kurse gestiegen sind, und verkaufen nach dem Absturz. Bei Corona ging der DAX um 40 Prozent runter und fast genauso schnell wieder rauf. Wann genau wäre der Zeitpunkt gewesen, um einzusteigen? Wann hätten Sie dem Markt wieder vertraut? Machen Sie sich bewusst: Sind die Kurse eine Weile gefallen, und Sie steigen fürs Erste aus, müssen Sie unter Umständen einen Verlust realisieren, den Sie einfach hätten aussitzen können. Stattdessen haben Sie Rendite versäumt. Durchhalten bewährt sich also.
Mein Rat, ein global gestreutes Portfolio vorausgesetzt: Solange sich die Lebensumstände oder die Risikobereitschaft nicht ändern, gibt es keinen Grund, an seiner Strategie etwas zu ändern.
MARKTTIMING:
DAS PROBLEM IST DER WIEDEREINSTIEG
Entwicklung einer Anlage von 100.000 Euro (ohne Kosten) im MSCI World Index über den Zeitraum von 1994 bis 2023
Startkapital gesamte Zeit investiert denbestenTagversäumt die 5 besten Tage versäumt die 15 besten Tage versäumt die 25 besten Tage versäumt 1.245.052,74 €
Quelle: eigene Darstellung nach Bloomberg 100.000 €
Auch wenn nur einige wenige gute Börsentage verpasst werden, kann dies die Gesamtrendite drastisch reduzieren.
EPISODE 1 | 2
SVEN LOPOW (48)
DER FRÜHRENTNER
DER WEG VON SVEN LOPOW
LEBENSSITUATION: geschieden, zwei Kinder
VERMÖGEN : 150.000 Euro und fast abgezahltes Eigenheim (in dem seine Ex-Frau mit den Kindern wohnt) im Wert von 650.000 Euro
EINKÜNFTE : monatlich 7.800 Euro
WUNSCH: möchte so früh wie möglich aufhören zu arbeiten
Sven Lopow (48) steht an einem Scheideweg in seinem Leben. Er hat immer hart geackert, hat sich hochgearbeitet, war der Erste in der Familie, der Abitur gemacht und studiert hat. Nach Abschluss seines Jurastudiums hat ihn eine große Wirtschaftskanzlei eingestellt. Sein
Alltag war geprägt von Arbeit, Arbeit und Arbeit. Rund um die Uhr war er für nationale und internationale Kunden im Einsatz. Es war normal, dass er regelmäßig nachts um zwei Uhr telefonieren musste, weil „an der Westküste“ erst Nachmittag war.
Kurz vor seinem Eintritt in die Kanzlei hatte er seine Jugendliebe
Tina geheiratet. Sie bekamen zwei Jungs, nach außen wirkten sie wie eine glückliche Familie. Doch tatsächlich hat die Familie, haben weder
Tina noch die beiden Söhne etwas von Sven. Denn er ist nie da. Er lebt mehr oder weniger in der Kanzlei, sogar am Wochenende. Und wenn er physisch zu Hause, im Familienurlaub oder auf einem Ausflug ist, steckt sein Kopf noch in der Kanzlei, ständig am Telefon mit Kunden und Kundinnen.
Nicht nur einmal ist er allein früher aus dem Urlaub nach Hause gereist. Einmal fuhr er sogar vom Ferienhaus in Dänemark die ganze Nacht durch bis nach Frankfurt, um einen Kunden zu beraten und dann in der nächsten Nacht nach Dänemark zurückzufahren. Seine Söhne hatten an diesem Tag das Surfen gelernt – ohne Sven.
Ja, er hat hart gearbeitet und alle finanziellen Ziele erreicht. Er hat Geld zur Seite gelegt, hat eine Immobilie erworben. Nach außen hin hat er alles richtig gemacht und nach innen viele Opfer gebracht. Die Ehe ist in die Brüche gegangen, eine sehr teure Scheidung folgte.
Der Job danach war weniger stressig, dafür schlechter bezahlt als der vorherige. Mit Ende vierzig stellt Sven fest, dass er zwar in vielen Ländern gewesen ist, aber außer Flughäfen, Taxis und Meetingräumen
nie irgendetwas gesehen hat. Alte Träume wie das Segelfliegen oder eine Reise durch Südamerika mit dem Rucksack sind ihm im Laufe der Jahre abhandengekommen.
Nach so vielen Jahren harter Arbeit wünscht sich Sven Lopow nur eines: endlich mehr Freizeit. Zeit für Reisen, neue Dinge erleben, sich vielleicht ganz neu finden. Er möchte mehr Zeit mit seinen beiden Jungs verbringen, die inzwischen erwachsen sind.
Wenn er ehrlich zu sich ist, würde Sven am liebsten ganz aussteigen und den Fokus auf seine Freizeit ausrichten.
Ist dieser Wunsch vermessen?
Fortsetzung auf Seite 236
>> In jedem Alter gelten die gleichen Regeln für eine kluge Geldanlage: möglichst global streuen, ohne Prognosen dem Markt folgen, den gesetzten Anlagezielen in allen Marktphasen treu bleiben. Und ob Sie jünger oder älter sind, das empfehlenswerteste
Instrument für Ihre Geldanlage sind ETFs. <<
Sie wissen, wie es geht!
> HERZLICHEN
GLÜCKWUNSCH, SIE HABEN DEN
DREH RAUS < 1
Das Beste kommt noch. Erfahren Sie mehr im nächsten Kapitel.
Entspannte Pause
> WAS BEDEUTET
EIN
ERFÜLLTES LEBEN
– FÜR MICH ? <
Finale!
> DAS GELD IM GLÜCK <
Sie können tanzen!
> Money und Mindset <
An Krisen wachsen <
Optimismus <
WORUM GEHT’S?
Warum wir uns bei der Geldanlage immer von Vernunft und Optimismus leiten lassen sollten – und wie wir auch für unsere eigene Lebensgeschichte finanzielles Glück gestalten
IHRE RENDITE BEIM LESEN
Warum Krisen uns nicht negativ beeinflussen dürfen
Antwort auf Seite 218
MIN
LESEZEIT
Warum finanzielle Selbstfürsorge wichtig ist
Antwort auf Seite 226
Was, wenn die Zukunft nicht nach Plan läuft?
Antwort auf Seite 234
DAS PRINZIP DER KRISENBEWUSSTEN GELASSENHEIT
Was bedeutet Ihnen Geld jetzt? In den vergangenen Kapiteln habe ich gezeigt, warum Sie überhaupt Geld anlegen sollten, wie Sie klug anlegen und was vermieden werden sollte. Dabei ging ich von der Grundannahme aus, dass Geld sehr wichtig ist. Wir alle wollen den sichersten Weg gezeigt bekommen, wie wir zu mehr Geld kommen. Dorthin, wo Geld ein glückliches Leben ermöglicht.
Die Abwesenheit von Geld sorgt vornehmlich für Stress. Wenn Schulden drücken, wenn Hypotheken auf einem lasten, sinkt das Wohlbefinden. Das verschlechtert sich auch, wenn finanzielle Ziele fehlen und stattdessen nur versucht wird, irgendwie durchzukommen.
Financial Wellbeing. Der Verhaltensforscher Thomas Mathar hat sich damit beschäftigt. Vor allem mit der Frage, warum wir uns oft so irrational verhalten, wenn es um Geld geht. Wir wissen beispielsweise, dass wir „etwas auf die Seite“ legen müssen oder verantwortungsvoll mit Ausgaben umgehen sollten. Dennoch geben viele ihr Geld einfach sorglos aus, weswegen sie nicht für unerwartete Ausgaben gewappnet sind. Sie kaufen Dinge, die sie sich nach rationalen Maßstäben nicht leisten können. Es sind also eher die Emotionen, die unseren Umgang mit Geld beeinflussen. Deshalb ist es so wichtig, das richtige Mindset zum Thema Geld aufzubauen: Mit welcher Haltung begegne ich dem Thema Geld?
Ich habe mich in diesem Buch bereits für die finanzielle Bildung starkgemacht; für den Standpunkt, dass schon während der Schuljahre die kluge Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, die uns der konstruktive Umgang mit Geld verschafft, sinnvoll ist. Dass das Unternehmertum nichts Verwerfliches und Aktienanlage kein Zocken ist. Es gibt sicherlich gute Gründe, warum Kinder sich in die Lebenszyklen
> DAS GELD IM GLÜCK <
von Paarhufern und den Einsatz von Trochäus und Anapäst vertiefen müssen, aber dass sie bis zu ihrem Schulabschluss nie etwas von den Wirkmechanismen der Aktienmärkte und dem Thema Geldanlage vernehmen, ist unzeitgemäß. Nicht zuletzt deshalb, weil Langzeitschäden drohen. Ohne Finanzbildung kann niemand eine auf Vernunft basierende Haltung einnehmen oder verstehen, dass in finanziellen Fragen zu oft Emotionen dominieren und diese Gefühle die schlechtesten Berater sind.
Eine fundierte Finanzbildung, bei der die richtige Haltung zu Geld vermittelt wird, würde uns ziemlich wahrscheinlich davor bewahren, Finanzentscheidungen impulsgesteuert zu treffen. Und noch etwas: Eine innere Stabilität ist auch dann entscheidend, wenn es so aussieht, als würde sich die Geldanlage negativ entwickeln. Dann Ruhe zu bewahren wird nur gelingen, wenn die Materie einigermaßen verstanden ist.
Also. Cool bleiben, wenn andere nervös werden. Cool bleiben, wenn die Medien Angstszenarien entwerfen. Cool bleiben und sich nicht negativ beeinflussen lassen, trotz der Vielzahl an Meldungen und Meinungen.
MONEY UND MINDSET
Waren es früher die Morgenzeitung und die „Tagesschau“ um 20 Uhr, werden heute rund um die Uhr Nachrichten gesendet und konsumiert. Gerade die sozialen Medien leben vom sekundenschnellen Teilen und Kommentieren oft haltloser Nachrichten, die sich spektakulär verbreiten und ihrer schieren Menge nach den Eindruck einer Dauerkrise erwecken. Stecken wir erst einmal in diesem zersetzenden Gedankenkonstrukt, erlahmt unsere Produktivität. Angesichts der
schwarzen Zukunft hören wir auf, uns Ziele zu setzen, denn „da kann man jetzt nichts mehr machen“.
Bei der Geldanlage ist diese Denkweise selbstredend wenig hilfreich. Denn um einen souveränen Umgang mit Geld zu entwickeln, brauchen wir „nicht nur das entsprechende Fachwissen, sondern vor allem die richtige mentale Einstellung und Werkzeuge, die uns dabei helfen, unser Wissen in tatsächliche Handlungen umzusetzen“, sagt Verhaltensforscher Mathar. Es gehe ihm um die Verbindung von „Money“ und „Mindset“ und darum, wie man seine individuelle finanzielle Zukunft „aktiv gestaltet, anstatt von kurzfristigen Emotionen und Impulsen gesteuert zu werden“. Wie gehen Sie also mit schwierigen Situationen um? Sind Sie gelassen genug, um Krisen, die scheinbar Einfluss auf das angelegte Geld haben, vorüberziehen zu lassen? „Ein richtiges MoneyMindset erkennt das Positive und Pessimistische in diesem großen Ganzen an“, sagt Mathar. Aber was heißt das genau?
Es ist tatsächlich dem Tanzen vergleichbar: Die Leichtigkeit kommt mit der Übung. So wie nach mehrmaligem Üben die Füße schon fast wie von selbst die richtigen Schritte meistern, wird einem auch der bewusste Umgang mit Geld mit jeder bestandenen „Prüfung“ vertrauter. Und eine Prüfung bei der Geldanlage ist eben eine Krise, ob vermeintlich oder tatsächlich.
DIE ANGSTGEPLAGTE
Fortsetzung von Seite 76
ULRIKE MAHRENS (58)
Ulrike Mahrens wird die Angst nicht los. Obwohl gut abgesichert, obwohl sie und ihre Lebensgefährtin Charlotte Immobilien besitzen, von Mieteinnahmen profitieren und ordentlich was auf der hohen Kante haben, sorgt sie sich ständig vor dem finanziellen Ruin. Das belastet sowohl ihre Lebenszufriedenheit als auch ihre Beziehung.
Unbeschwert auf dem Finanzparkett
Gestern war Ulrike endlich wieder gut gelaunt. Die Märkte haben sich erholt, und die akute Angst um ihr Geld ist vorbei. Ihre Lebensgefährtin Charlotte ist erleichtert und unruhig zugleich. Was wird passieren, wenn die nächste schlechte Nachricht sie erreicht? Wenn Existenzängste Ulrike erneut packen? Charlotte weiß nicht mehr recht, wie sie damit umgehen soll. Ständig in Sorge sein – das ist doch kein Leben. Vor allem nicht das, das die beiden sich vorgestellt haben!
Ulrike muss sich frei machen von diesem Auf und Ab. Sie darf sich nicht von sinnlosen Prognosen und schlechten Nachrichten einschüchtern lassen. Es wird am Ende doch wieder besser. Das war schon immer so – selbst nach der Pandemie. Charlotte schmiedet einen Plan. Wenn Ulrike erst einmal sieht, wie gut es ihnen geht und wie viel sie mit all ihrem Geld anstellen können, muss sie einsehen, dass die Sorgen ihr nicht helfen. Ohne lange Absprache organisiert Charlotte einen Kurztrip nach Portugal – und vereinbart heimlich einen Besichtigungstermin für ein beschauliches Haus am Strand.
„In Portugal herrscht immerhin kein Krieg“, denkt sich Ulrike und freut sich auf die kleine Auszeit.
In den wenigen Tagen, die sie dort verbringen, merkt Ulrike, wie sich der Kloß in ihrem Hals langsam löst. Vielleicht ist doch nicht alles so schlecht, wie es immer scheint. Und dann überrascht Charlotte sie mit diesem Traumhaus, das besser nicht sein könnte!
Zwei oder drei Wochen später, die beiden liegen schon im Bett, dreht sich Ulrike zu Charlotte um und sagt: „Lass uns nach Portugal ziehen.“
Verwundert knipst Charlotte das Licht an: „Wie kommst du plötzlich darauf? Hast du keine Angst?“
Ulrike lächelt. „Ich habe mit meiner Cousine gesprochen. Über unseren Großvater. Sie sagt: ‚Fluch? So ein Quatsch! Der Kerl konnte einfach nicht mit Geld umgehen! Das wusste jeder in der Familie.‘“
Charlotte blickt sie verwundert an: „Und deswegen möchtest du das Haus in Portugal jetzt kaufen?“
„Nicht deswegen“, antwortet Ulrike lachend. „Ich habe mich finanziell beraten lassen. Der Berater hat mir ausgerechnet, dass unser Vermögen für unser Leben und unsere Pläne locker reicht.“
„Du hast dich beraten lassen?“
„Ja, falls doch mal etwas richtig Schlimmes passiert, meine ich. Wollen wir uns den Finanzplan morgen mal anschauen?“
Charlotte stimmt sofort zu und freut sich, dass Ulrike nun positiv in die Zukunft blickt. Mit einem zuversichtlichen Gefühl schläft sie ein. Beide träumen von ihrem kleinen Haus am Meer.
„Kaufen Sie Aktien, nehmen Sie Schlaftabletten und schauen Sie die Papiere nicht mehr an. Nach vielen Jahren werden Sie sehen: Sie sind reich.“ Dieses Zitat stammt von André Kostolany, dem großen Börsen und Finanzexperten. Im Prinzip rät er: Glauben Sie nicht, dass Sie alles kontrollieren können. Glauben Sie nicht, dass bei der Geldanlage ein ständiges Agieren erforderlich ist. Nach der Lektüre meines Buchs verstehen Sie vermutlich, was Kostolany gemeint hat: Kaufen Sie, und dann geben Sie Ruhe. Das gilt immer noch.
In einem Punkt würde ich Kostolany allerdings widersprechen:
Zu seiner Zeit (im 20. Jahrhundert) gab es noch keine ETFs, wahrscheinlich hat er sich deshalb auf einzelne Aktien bezogen. ETFs sind für diese Form der unaufgeregten langfristigen Geldanlage aber viel besser geeignet. Setzen Sie also auf ETFs anstatt wie Kostolany auf Einzelaktien. Dann schläft es sich noch entspannter. Und ich empfehle eine kleine, aber wichtige Erweiterung zu Altmeister Kostolany: Buy and hold – and check! Am besten jährlich. Einmal im Jahr prüfen, ob die Anlage mit den Zielen übereinstimmt. Nicht aus Angst, sondern aus Vorfreude auf die Zukunft.
Mir ist bewusst, dass die Zukunft angesichts der angespannten Weltlage nicht nur rosig erscheint. Und es erfordert viel Überwindung, daran zu glauben, dass sich die Dinge gut oder wenigstens nicht noch schlechter entwickeln. Wenn Ihnen gerade nicht zum Tanzen zumute ist, sollten Sie jedoch zwei Dinge beherzigen. Erstens, eine Geldanlage an der Börse entwickelt sich trotz Schwankungen langfristig positiv. Zweitens sollten Sie das Ziel der Geldanlage niemals aufgeben. Nicht das aufgeben, was Sie im Leben wirklich motiviert. Wenn Sie in einer reellen Krise stecken, dann lassen Sie sich davon nicht umhauen, sondern wachsen Sie daran.
Glauben Sie mir, das geht. Selbst dann, wenn ein jahrhundertealtes Familienunternehmen zerschlagen wird und der Ruin droht.
AN DER KRISE WACHSEN
Sie kennen vermutlich die antike Sage: Wer die Medusa anschaut, erstarrt. Mit ihren Schlangenhaaren, ihrem Schuppenpanzer und ihren glühenden Augen galt die Tochter zweier Meeresgottheiten als so furchterregend, dass sie jeden, der sich ihr näherte, in Stein verwandelte, so die griechische Mythologie. Medusa war also nie eine Sympathieträgerin. Die Auffanggesellschaft, die sich aus dem Konsortium vier deutscher Großbanken und der Bayerischen Landesbank bildete, nannte sich damals Medusa. Ich weiß nicht, wer auf den Namen gekommen war, und ich bin bei diesem Thema sicher subjektiv, aber das kam dem Ende der Geschichte unseres Familienunternehmens schon recht nah: Wir sollten zu Stein erstarren.
2001. Damals, als Medusa begann, die SchmidtBank zu zerlegen. Als sie die Porträts meiner Ahnen aus dem Stammhaus trugen, Gemälde, von denen ich bis heute nicht weiß, wo sie sich befinden. Als sie meinen Vater wegen Untreue (gegenüber seinem eigenen Familienunternehmen) anklagten, als sie festlegten, dass ich weiter mit meinem kompletten Vermögen für die Verluste der SchmidtBank zu haften hatte. Als ich deutsche Bankgeschichte am eigenen Leib erfahren durfte.
Die Bank meiner Vorfahren gab es 177 Jahre lang. Die SchmidtBank war ein wichtiger Kreditgeber für kleine und mittlere Firmen in der Region Franken. Sie war fast so etwas wie eine Förderbank im eher strukturschwachen Nordostbayern und galt als eine der erfolgreichsten Privatbanken in Deutschland – sie zählte zur Top 3 der inhabergeführten Banken des Landes. Als ich Mitte der Neunzigerjahre mit Consors die Chancen eines OnlineBrokers erkannte und enorm vom damaligen Börsenboom profitierte, spielten wir auf einmal bei den „Großen“ mit. Das hat sicher nicht jedem gefallen.
Die SchmidtBank hat Fehler gemacht. Sie geriet in Schieflage wegen einer strategisch nicht gut umgesetzten Expansion und durch Verluste im Kreditgeschäft im früheren Zonenrandgebiet und in den östlichen Bundesländern. Auch spielte das Platzen der NewEconomyBlase seine Rolle, sodass 2001 die Bank und ihre Tochter Consors (meine Gründung) vor großen Herausforderungen standen. Das alles musste nicht zwangsläufig das Ende bedeuten, doch offenbar gab es Kräfte, die Interesse daran hatten, diese Bank aus der fränkischen Provinz nicht noch größer werden zu lassen.
Für mich war es einer der trübsten Tage meines Lebens, als wir in Frankfurt saßen, auf der einen Seite mein Vater, meine Schwester und ich, auf der anderen Seite die Vertreter des Konsortiums. Es war der 18. November 2001, zwei Monate zuvor waren die Twin Towers in New York angegriffen worden und in sich zusammengefallen – und nun stürzten wir ein. Eine einzige Unterschrift, und für den symbolischen Betrag von einem Euro (es wurde schon in der neuen Währung bezahlt) verkauften wir unsere Familiengeschichte. Mit einer Unterschrift waren 177 Jahre Bankgeschichte aus und vorbei.
Ich weiß noch genau, wie ich damals ein letztes Mal durch die Vereinbarung blätterte, mich dann umdrehte, um aus meinem Rucksack einen Stift zu holen. Als würde sich mein ganzer Körper dagegen sträuben, erlitt ich bei der ruckartigen Drehung einen Hexenschuss und musste mich krümmen. Das war fürs Erste der letzte Tanz. Und es sollte eine ganze Weile dauern, bis ich wieder Lust verspürte, aufs Finanzparkett zurückzukehren.
Mit Consors hatten wir Mitte der Neunzigerjahre ziemlich unbekümmert einen Markt aufgemischt. Einen Markt, von dessen Existenz die meisten Großbanken nicht einmal wussten. Es war eine klassische Disruption. Der OnlineBroker Consors war nicht einfach eine
Innovation, die den Markt weiterentwickelt. Consors krempelte ihn komplett um. Eine Disruption macht den anderen klar: Du hast etwas zu verlieren. Im Rückblick würde ich sagen, wir haben die anderen Banken richtig genervt. Und aus meiner heutigen Sicht hätte die SchmidtBank vermutlich gerettet werden können.
Sich nicht erschüttern zu lassen, ja, das ist ein guter Vorsatz. Gelassen zu bleiben, egal wie das Leben spielt – auch das mag ein richtiger Leitspruch sein. Das Leben selbst stellt diese Vorsätze aber immer wieder auf eine harte Probe. Mein Dilemma damals: Ich haftete persönlich unbegrenzt für die SchmidtBank. Dadurch war ich kaltgestellt. Ziel war es, die Unternehmen der Schmidt-Gruppe zu verkaufen, darunter auch Consors. Ich sollte den Laden zwar weiterführen, nur nicht wirklich. Und obwohl ich die Bank einst gegründet hatte, war ich von nun an nicht einmal mehr maßgebender Manager der Bank. Ich ging morgens ins Büro, sprach kein Wort mit den neuen Eigentümern – und die nicht mit mir. Ich machte meine Arbeit so gut wie möglich, wohl wissend, dass ich in meiner einstmals eigenen Firma keine Zukunft mehr hatte. Keine leichte Erfahrung mit Anfang dreißig. Wenn das Leben eigentlich richtig losgehen soll.
Nachdem Medusa mich dann „enthaftet“ und Consors an die französische BNP Paribas verkauft hatte, entließ sie mich in die Freiheit, die sich zunächst nicht schön anfühlte.
Ich bin nicht den Jakobsweg entlangmarschiert, war auch nicht ein Jahr in Indien oder im Kloster. Meine engste Familie hat mir Halt gegeben, und ich habe einfach weitergemacht. Mein Leitgedanke war immer, Geldanlage für möglichst viele Menschen zu ermöglichen – und ihnen die Angst davor zu nehmen. Weil ich selbst erlebt und beobachtet habe, wie Menschen dubiose Anlageprodukte angeboten wurden, wie Menschen viel Geld verloren und es Banker gab,
die dann feixten: „Ach, die Leute wollen doch betrogen werden.“ Ich habe etliche Erfahrungen damit gemacht, wie zynisch Banken oft hinter dem Rücken ihrer Kundinnen und Kunden vorgehen. Weil es mir immer gegen den Strich gegangen ist, wie Geldanlage in Deutschland gehandhabt wird, weil es für mich befremdlich ist, wie viel Angst die Menschen davor haben, habe ich nicht damit aufgehört, andere Wege zu gehen. Deshalb gründete ich die Quirin Privatbank, dann quirion – um möglichst allen Menschen den Zugang zu kluger Geldanlage zu ermöglichen.
Paradoxerweise hat mich also die Krise Zuversicht und Optimismus gelehrt. Mit der konsequenten Verwirklichung meiner eigenen Visionen entstand etwas sehr Nachhaltiges. Ich glaube nicht daran, dass Krisen uns völlig fertigmachen oder sogar brechen können. Ich glaube, sie lassen uns nach dem ersten Schock stärker werden – zumindest dann, wenn wir uns neuen Möglichkeiten öffnen. Meist sind es sogar die besseren.
In meinem Fall sah ich nun glasklar: Was ich will, ist kluge Geldanlage, für die Menschen und für mich! Sie ist die beste Versicherung gegen alles, was einem das Leben zumutet. Sie ist der Stabilisator, selbst in Krisenzeiten. Aus ihr wachsen mächtige Möglichkeiten. Für alle.
WAS WÜNSCHST DU DIR AM MEISTEN?
Fortsetzung von Seite 116
Ein Paar in der Rushhour des Lebens. Die beiden kümmern sich um drei Kinder, eines davon schwer krank, und arbeiten hart. Hinzu kommen die Praxis und eine Eigentumswohnung, die abbezahlt werden müssen. Sie träumen vom Alter, das sie – trotz des Altersunterschieds – möglichst lange zusammen erleben möchten. Nachdem Lisa Pinscha einen Unfall überstanden hat, verkaufen sie einen Teil der Praxis – und bekommen prompt ein scheinbar passendes Anlageportfolio angeboten.
LISA (42) UND MARC PINSCHA (55)
Schritt für Schritt ins Lebensglück
Als die beiden, noch immer über die Papiere des Bankberaters gebeugt, einander fragend ansehen, ist es Lisa Pinscha, die plötzlich nickt und sagt: „Das Ganze kommt mir komisch vor. Das wäre doch zu schön, um wahr zu sein. Ich glaube nicht, dass dieses Angebot realistisch ist.“
Marc Pinscha sieht seine Frau an und nickt ebenfalls. Sie hat recht, sie dürfen sich nicht von ihrer Gier leiten lassen. Also lehnen sie das Angebot ab und holen eine zweite Meinung ein. Der neue unabhängige Berater erklärt ihnen, dass sie sehr richtig gehandelt haben und dass es volle Sicherheit und hohe Renditen gleichzeitig nicht geben kann. Das wäre also ein Reinfall gewesen.
Im weiteren Gespräch stellen sie einen besseren Plan auf die Beine: Durch den Teilverkauf der Praxis stehen ihnen 800.000 Euro an flüssigem Kapital zur Verfügung. Mit 300.000 Euro soll die Eigentumswohnung abbezahlt werden. Die restlichen 500.000 Euro werden aufgeteilt: 300.000 Euro werden mit einer niedrigen Aktienquote angelegt, die regelmäßige Entnahmen und Renditen ermöglicht. Die verbleibenden 200.000 Euro werden mit einer hundertprozentigen Aktienquote langfristig für das Alter angelegt. Hier wird die Aktienquote bis zum Renteneintritt von Marc Schritt für Schritt abgesenkt. So steht noch mehr regelmäßiges Einkommen aus diesem Kapital bereit, und auch Lisa kann sich schrittweise in ihrem Ruhestand einfinden.
Die beiden werden nicht nur im Alter, sondern schon jetzt ein deutlich entspannteres Leben mit weniger finanziellen Sorgen haben.
FINANZIELLE SELBSTFÜRSORGE
Der erste Job – ein großes Ereignis im Leben. Ein eigener Arbeitsplatz plus das erste richtige Gehalt. Nun fängt das selbstbestimmte Leben an. Nun bin ich in der Lage, Verantwortung für mich zu übernehmen, denn ich kann für mich selbst sorgen. Das ist eine enorm wichtige Erkenntnis und auch Erfahrung im Leben eines jeden Menschen. Ich kann für mich selbst sorgen – ein Leitgedanke, den Sie im Laufe Ihres Lebens nie ablegen sollten. Gerade weil das Leben nicht linear verläuft. Nicht alle Partnerschaften halten „bis dass der Tod uns scheidet“. Streit oder Schicksalsschläge werfen uns oft auf uns selbst zurück.
Für sich selbst sorgen. Das sollte auch bei der Geldanlage gelten. Sie ist etwas sehr Eigenständiges und Individuelles. Jeder ist für seinen Plan und die finanzielle Zukunft selbstverantwortlich. Das heißt: Verfolgen Sie aktiv Ihre Lebensziele. Werden Sie unnachgiebiger und unnachsichtiger mit denen, die von Ihrem Geld profitieren wollen. Seien Sie kein Spielball und lassen Sie sich niemals in Ihren persönlichen Ideen und Wünsche beschneiden. Das ist kein Egoismus, sondern vielmehr Achtsamkeit. Ob Sie Vater, Mutter, Partner oder Partnerin sind, ob Großvater oder Großmutter, ob Sie im Beruf Führungskraft oder Angestellte sind, Unternehmerin oder Freiberufler – es kommt auf Sie an. Sie sollten ein ständiges Bewusstsein für Ihre aktuelle Lebenssituation entwickeln. Warum? Nun, ganz einfach: Wer Sie sind und was Sie tun, hat großen Einfluss auf Ihren Plan – Ihren Finanzplan (schauen Sie sich noch einmal die Seiten 151 bis 156 dazu an). Und dieser Finanzplan sollte tatsächlich von Ihnen mit Leben gefüllt werden. Nicht von Ihrem Partner, nicht von Ihren Kindern oder Eltern, nicht von einer guten Freundin, nicht von einem „Experten“ aus dem Internet. Sie allein wissen, was Ihnen guttut. Und deshalb sollten Sie auch immer Ziele verfolgen, die Ihnen guttun. Wie wollen Sie in 20 Jahren leben?
DIE SELBSTBESTIMMTE
Fortsetzung von Seite 135
Eigentlich schien alles gut im Leben von Marie Leppdorf. Nach der Uni hat sie schnell Karriere gemacht, ist in einer TopBeratungsfirma eingestiegen, während ihr Freund sie immer unterstützt hat – auch bei ihrem Kinderwunsch. Doch nach der Geburt der gemeinsamen Tochter trennt er sich von ihr. Marie Leppdorf ist nun alleinerziehend, das heißt, dass sie sich und ihre Tochter finanziell absichern muss.
MARIE LEPPDORF (38)
Weitertanzen in schwierigen Lebenssituationen
Heute ist Dienstag, aber es ist trotzdem kein normaler Arbeitstag für Marie Leppdorf. Sie hat sich freigenommen und bringt ihre Tochter zur Mutter. Marie Leppdorf hat einen Termin mit einer Bankberaterin ausgemacht. Es ist ihr wichtig, ihre Tochter für die Zukunft versorgt zu wissen. 80.000 Euro hat sie auf dem Konto. Da will das Geld gut und so bald wie möglich investiert sein. Während des Gesprächs tun sich verschiedene Möglichkeiten auf. Das Geld könnte sofort in ein aktiengeprägtes Depot investiert werden, wo es den üblichen Weg gehen und sich kräftig vermehren kann. Wenn ihre Tochter volljährig ist, hätte Marie Leppdorf damit einen guten Grundstock für eine erste Wohnung oder die gesamten Studiengebühren.
Zusätzlich schlägt die Beraterin vor, dass sie monatlich einen bestimmten Betrag investiert, um sich schrittweise ein weiteres Vermögen für ihre Altersvorsorge aufzubauen. Falls sie in der nächsten Zeit doch etwas kürzertreten möchte, um ihre Tochter aufwachsen zu sehen, könnte sie den monatlichen Sparplan pausieren.
Am Ende des Tages fährt Marie Leppdorf zu ihrer Mutter. Sie spielt gerade mit ihrer Enkelin im Garten. Lächelnd beobachtet sie die beiden aus dem Auto heraus, bis sie Marie entdecken und zu ihr laufen.
„Du siehst zufrieden aus, Marie“, stellt ihre Mutter fest.
„Ja, es ist ein gutes Gefühl, sich auf die Zukunft zu freuen. Schön, dass es euch beide gibt.“
>> Cool bleiben, wenn andere
nervös werden. Cool bleiben, wenn die Medien Angstszenarien entwerfen. Cool bleiben und sich nicht negativ beeinflussen lassen, trotz der Vielzahl an Meldungen und Meinungen. <<
Wie wollen Sie in 20 Jahren leben? Die Antwort darauf kann Ihnen keiner abnehmen. Natürlich tragen Sie mit der Entscheidung für eine Geldanlage auch Verantwortung für andere, Ihre Kinder beispielsweise. Aber Sie sind nicht für deren Glück verantwortlich. Und umgekehrt sind eben Ihre Kinder, Enkelinnen und Enkel oder Partner nicht für Ihr Glück verantwortlich. Es steht Ihnen zu, in 10, 20 oder 30 Jahren so zu leben, wie Sie es sich vorstellen – und nicht so, wie andere es für Sie am besten halten. Mit einer klugen Geldanlage machen Sie sich nicht nur unabhängiger, Sie stärken auch Ihr Selbstbewusstsein. Mein Rat:
Stehen Sie immer auf eigenen Beinen! Sorgen Sie dafür, dass Sie stets ein eigenes Konto haben, das nur Sie verwalten und schützen können. Wie gesagt: Das Leben verläuft selten geradlinig. Umso mehr sollte Ihre Geldanlage geradlinig verlaufen. Investieren Sie in ein Finanzpolster, in ein eigenes Depot. Behalten Sie immer im Hinterkopf, dass Schicksalsschläge sich zumindest finanziell auch undramatisch meistern lassen. Und bitte, bitte bleiben Sie gelassen. Seien Sie so angstfrei wie möglich. Selbstbestimmung heißt also auch, ohne Angst Entscheidungen für sich selbst zu treffen.
Optimismus ist für mich der Gedanke daran, dass eine Sache gut ausgehen kann, und die Erfahrung, dass wir in den meisten Fällen viel zu negativ denken. Sicher, wir sind Deutsche, die Schwere wurde uns in die Wiege gelegt. Wir haben ein wenig verlernt, zuversichtlich in die Zukunft zu schauen. Das wirkt sich auch auf die Geldanlage aus. Direkt ausgedrückt: Die meisten Menschen rechnen falsch, was ihre Altersvorsorge angeht. Wir haben im vorigen Kapitel gezeigt, dass trotz monatlicher Entnahme nach 25 Jahren mehr Geld da sein kann als am Anfang (Seite 190). Doch viele übersehen genau das. Dabei soll es darum gehen: vom wachsenden Kapital leben – und auf eine angemessene und realistische Rendite bauen.
VERMÖGEND MIT MITTE DREISSIG
Fortsetzung von Seite 144
TOM RITTMERS JUNIOR (36)
Der Sohn von Thomas Rittmers ist in jungen Jahren zu einem Vermögen gekommen, indem er sich das Patent auf die global verwendeten Emojis gesichert hat.
Diesen Reichtum möchte er nun halten und vermehren. Gleichzeitig möchte Rittmers junior Gutes tun und einen Teil des Geldes in eine Stiftung investieren. Jetzt steht er vor der Aufgabe, die nächsten – hoffentlich richtigen –Schritte zu gehen.
Mit Schwung aufs Finanzparkett
Das erste Treffen mit einer unabhängigen Bankberaterin –
Tommy ist positiv überrascht. Die Beraterin stellt ihm viele Fragen, hört ihm geduldig zu und schlägt schließlich ein Konzept vor, das durchdacht und vernünftig aussieht. Tommy wünscht sich eine ausgewogene Mischung aus Risiko und Sicherheit – und natürlich ein gutes Leben für sich selbst. Deshalb lauscht er aufmerksam, als die Beraterin ihm vorschlägt, die 750.000 Euro, die er aktuell jährlich einnimmt, unter verschiedenen Gesichtspunkten aufzuteilen. Nachdem sie gemeinsam abgezogen haben, was er wirklich zum Leben braucht, wird ein weiterer Teil so investiert, dass immer ein Grundstock übrig bleibt – falls es mit den Emojis mal nicht mehr so gut laufen sollte. Der Rest fließt in die neue Klimastiftung.
Tommy ist beruhigt. Er weiß jetzt, dass sein Anlage horizont recht lang ist und dadurch hohe Aktienquoten angepeilt werden können. Seine Beraterin rechnet mit sieben bis acht Prozent Rendite pro Jahr.
Jetzt kann Tommy vielleicht seinem Vater erzählen, was in den vergangenen Jahren so los war. Auf dem Weg nach Hause leuchtet sein Handy auf. Die coole Bankberaterin hat ihm geschrieben. Als Tommy die Nachricht öffnet, steht da nichts, nur ein lächelnder Emoji.
DER UMGANG MIT LEBENSBRÜCHEN
Die zweite falsche Annahme bezieht sich in der Regel auf die Lebensplanung.
„Was ist, wenn sie sich von mir scheiden lassen will?“
„Was ist, wenn einer von uns ganz plötzlich stirbt?“
„Was ist, wenn wir unsere Kinder unterstützen müssen, weil sie in eine schlimme Notlage geraten sind?“
Meine Antwort ist immer: „Das ist egal.“
Dabei ist mir das Schicksal der Menschen natürlich nicht gleichgültig, ganz im Gegenteil. Aus eigener Erfahrung weiß ich sehr gut, wie das Leben einem zusetzen kann. Egal ist das nicht, auf keinen Fall. Das ist lebensverändernd.
Ich weiß aber auch und habe das vielfach bei Kunden erlebt, dass viele der befürchteten Ereignisse bei den meisten Menschen nicht eintreten. Daher wundere ich mich immer wieder, wie sehr Menschen sich in ihrer Planung einschränken, weil ganz, ganz vielleicht, ja eventuell doch die Katastrophe eintritt. Der Gedanke an einen möglichen Schicksalsschlag lässt sie nicht los. Nur: Sie werden nicht einfach vom Blitz getroffen, verlieren nicht plötzlich ihr Hab und Gut. Und ihre Kinder kommen auch zurecht. Mein „Egal“ bezieht sich also auf den Vermögensplan.
Aus meiner Sicht ist ein Vermögensplan keine starre Abmachung. Ein Plan sollte als etwas Veränderliches gesehen werden. Und wenn sich in Ihrem Leben etwas ändern sollte, dann ändern wir eben den Plan. Aber bitte erst dann, wenn die persönliche Katastrophe tatsächlich eingetreten ist. Also: Anstatt WorstCaseSzenarien zu pflegen, ist es für die Vermögensbildung viel entscheidender, sich
mit der eigenen guten Zukunft zu beschäftigten. Was liegt an Jahren vor mir, wie will ich diese Jahre füllen? Welche Träume und Ideen habe ich noch – und wie ist meine Geldanlage strukturiert, um das alles zu erreichen?
Nur darum geht es.
Zum Ende des Buchs hoffe ich, Ihnen die wesentlichen Schritte nahegebracht zu haben. Die geschilderten Fälle sind inspiriert von realen Vorbildern. Menschen, die es meist geschafft haben, sich die Weichen für ein glückliches Lebens zu stellen. Bei der Geldanlage geht es nicht darum, ein gezuckertes La La Land zu erzeugen, das wunschlos glücklich macht. Das war und ist nie meine Absicht. Es geht darum, dass die Lebensleistung nicht verrinnt, es geht um Genuss und Wohlbefinden im Alter – und es geht darum, einen aufrichtigen Tanzpartner zu haben, der einen respektvoll führt und auch vor ungestümen Fehltritten bewahrt, wie im Beispiel von Sven Lopow.
DER FRÜHRENTNER
Fortsetzung von Seite 199
Sein Leben war bisher die Arbeit – und dafür hat er teuer bezahlt. Zwar hat Sven Lopow in einer renommierten Wirtschaftskanzlei einen steilen Aufstieg hingelegt, dabei aber sein Privatleben schleifen lassen.
Die beiden Söhne hat er nur selten gesehen, seine Ehe ist in die Brüche gegangen. Nun will er einen Turnaround. Nicht mehr arbeiten, am besten ganz aus steigen, das Leben genießen und viel mehr am Leben seiner Söhne teilhaben.
Realistisch bleiben
Wünsche sollten immer im Einklang mit der Realität stehen. Um wirklich mit dem Arbeiten aufzuhören, brauchte Sven Lopow zum jetzigen Zeitpunkt mehr Geld. Das zeigt der Finanzplan eindeutig. Sven Lopow verdient nicht schlecht, hat aber wenig flüssiges Vermögen. Ob das noch die finanziellen Folgen der Scheidung sind, ist zweitrangig. Es reicht einfach nicht, um komplett auszusteigen. Vermutlich müsste er noch zehn Jahre im jetzigen Job arbeiten, erst dann könnte er schauen, ob er das Aufhören finanziell stemmen kann.
SVEN LOPOW (48)
DAS BESTE KOMMT NOCH
Ich habe zu Beginn dieses Buchs von der Überwindung gesprochen, die es kostet, loszutanzen. Der Scheu vor dem ersten Schritt. Das liegt nun weit hinter Ihnen. Sie wissen jetzt, dass alles gelingt, wenn klar ist, wohin das eigene Leben steuern soll. Wer sich selbst besser kennt, wer seine Träume und Wünsche benennen kann, baut eine starke Verbindung zur eigenen Zukunft auf und erkennt den Weg dorthin. So gelingt der Tanz ins Glück. Und Geldanlage an der Börse ergibt auf einmal Sinn.
Und ist es nicht ein gutes Gefühl, in einer Sache aufzugehen?
Endlich die neuen Schritte zu beherrschen und sich dabei selbst zu vertrauen? Das ist der beste Grundstein für ein sehr gutes Leben – im Jetzt wie auch im Alter.
Vielleicht galt früher der Glaube, mit der Rente sei das Leben irgendwie vorbei. Man sei dann alt, würde auf die Enkel aufpassen, habe mehr Zeit für Hobbys und führe ein bisschen öfter in den Urlaub.
Mehr Ziele wurden nicht definiert. Und was man über die Jahre angespart hatte, wurde irgendwann als Erbe weitergegeben.
Heute gilt etwas viel Besseres. Lebenskonzepte enden nicht mit der Rente. Medizinischer Fortschritt, eine bewusste Lebensführung und eine höhere Lebenserwartung haben dazu geführt, dass Ziele und Träume auch im letzten Drittel des Lebens verwirklicht werden können.
Und wie lässt sich das realisieren? Durch kluge Geldanlage.
Davon erzählt zum Schluss das Ehepaar Burg. Statt sich aufs „Altenteil“ zu begeben, haben die beiden ihren Traum eines erfüllten Lebens wahr gemacht. Einfach deshalb, weil sie es können.
EPISODE 1
HENRY (60) UND KARINA BURG (55)
DIE SORGLOSEN
DER WEG DES EHEPAARS BURG
LEBENSSITUATION: verheiratet, pensioniert
VERMÖGEN: wachsendes Vermögen durch kluge Geldanlage von 850.000 Euro, Gewerbeimmobilie mit eigenem Betrieb
EINKÜNFTE: 4.200 Euro Rente plus 2.000 Euro aus selbstständiger Arbeit plus 750 Euro vom eigenen Kapital nach festgelegtem Auszahlplan pro Monat
WUNSCH: wunschlos glücklich
Es ist das perfekte Timing! Henry (60) und Karina Burg (55) verabschieden sich zeitgleich von ihrem Beruf. Sie haben viel erreicht, viel bewegt, sehen ihre Zukunft aber nicht im vorzeitigen Ruhestand. Beide verspüren noch enorm viel Energie.
Henry Burg hat für einen TV-Sender gearbeitet, leitete über Jahrzehnte hinweg verschiedene Nachrichtenformate. Karina Burg arbeitete als Mediendesignerin. Henry hatte immer ein gutes Einkommen und begann früh damit, sein Geld anzulegen. Karina war lange selbstständig und hat ebenfalls vorgesorgt. Damals haben einige Freunde die beiden schräg angeguckt, wenn sie ihnen eröffneten, dass sie ihr Geld für sich arbeiten ließen. Sie wären doch gar nicht solche Spekulanten, warum sie ihr Geld nicht einfach sparen oder eine Wohnung kaufen und vermieten würden. Doch die Burgs wussten, was sie wollten und was nicht.
Sie hatten ein inspirierendes und schönes Berufsleben, haben nie die Tage bis zum Ruhestand gezählt und gehen nun auch gern, denn sie haben einen großartigen Plan. Gemeinsam wollen sie einen lang gehegten Traum verwirklichen – und das ist keine Fernreise, sondern ein neuer Job. Ein Traumjob! Beide haben parallel zu ihrem Berufsleben weitere Leidenschaften entwickelt.
Henry tüftelt nämlich für sein Leben gern und hat begonnen, alte Dinge zu reparieren. Karina träumt schon lange von einem eigenen Café, das nicht nur Kaffee und Kuchen anbietet, sondern auch eine Art Kulturtreff ist. Und nun, mit Ende des bisherigen Berufslebens, starten sie in ihr neues.
Finanziellen Druck haben sie dank kluger Anlage nicht. Sie haben rechtzeitig die Weichen gestellt und aus ihren Rücklagen ein gutes Vermögen aufgebaut. Ihr Leben ist in eine neue, aufregende Phase
getreten. Sie tun nun ausnahmslos Dinge, die ihnen Spaß bringen, und bereiten dabei auch anderen eine Freude. In ihrem Heimatort haben sie das Reparaturcafé Burg gegründet. Schnell hat es sich herumgesprochen, die Menschen bringen gern ihre kaputten, doch lieb gewonnenen technischen Geräte in die Werkstatt, wo Henry schaut, was er machen kann. Parallel bestellen die Gäste ein Stück hausgebackenen Kuchen, plauschen miteinander und freuen sich auf die nächste Lesung. Es ist ein liebenswertes Leben, das die beiden führen, und es ist nahezu frei von Sorgen.
Henry und Karina – sie haben die richtigen Entscheidungen im Leben getroffen, und das hat sich ausgezahlt: ein erfülltes, glückliches Leben.
AUF EINEN BLICK: DIE WICHTIGSTEN SCHRITTE AUF
DEM FINANZPARKETT
SCHRITT 1
Los geht’s: Nehmen Sie Verbindung zu Ihrer Zukunft auf. Fangen Sie einfach an.
SCHRITT 2
Gehen Sie stockvernünftig vor. Emotionen sind ein schlechter Ratgeber bei der Geldanlage.
SCHRITT 4
Sie kennen Ihr Ziel: Legen Sie los. Investieren Sie weltweit breit gestreut –und nicht in falsche Produkte (Kapitel 3).
Vermeiden Sie die in Kapitel 5 aufgeführten Psychofallen.
SCHRITT 5
Überbewerten Sie niemals eine negative Nachricht.
Stattdessen: Bleiben Sie cool und zuversichtlich. Das zahlt sich aus.
SCHRITT 3
Gestalten Sie aktiv Ihr Leben!
Gehen Sie alle Fragen ab Seite 151 durch.
Die Antworten liefern die Basis für die individuelle Planung Ihrer finanziellen Zukunft.
SCHRITT 6
Genießen Sie ein erfülltes Leben.
> ZEIT FÜR ENTSPANNUNG . UND WAS KOMMT ALS NÄCHSTES ?
DAS ENTSCHEIDEN SIE . SIE BEHERRSCHEN
DIE RICHTIGEN SCHRITTE . SIE WISSEN , WAS GUT
FÜR IHR LEBEN IST –
UND FÜR DIE MENSCHEN ,
DIE IHNEN WICHTIG SIND .
IM HEUTE UND IM MORGEN . ALSO, TANZEN SIE LOS . UND DANN …
GENIESSEN SIE IHR LEBEN . <
>> Potenzielles Glück entsteht durch eine kluge, individuelle Vermögensplanung, die auf Freude und Erfüllung ausgerichtet ist. <<
Karl Matthäus Schmidt
DANKSAGUNG
Ich erinnere mich gut, wie ein Bankvorstand einst zu mir sagte: „Unabhängige Beratung wird nie klappen! Die Menschen wollen doch übers Ohr gehauen werden.“
Er sollte Unrecht behalten.
Am Anfang waren wir wenige, heute sind wir 350 Mitarbeitende mit ihren mehr als 1.000 Familienmitgliedern, die von einer besseren und professionellen Beratung überzeugt sind.
Neue Wege zu beschreiten, so wie wir mit dem Verzicht auf Provisionen in der Bankberatung, und eine hierzulande völlig unbekannte Beratungsphilosophie zu etablieren, funktioniert nur mit den richtigen Mitstreitern. Daher bin ich allen Beraterinnen und Beratern sehr dankbar. Für ihr Vertrauen und den Mut, ihre sicheren Arbeitsplätze in anderen Banken zu verlassen, um die Beratungswelt in Deutschland besser zu machen.
Gemeinsam haben wir an diese bessere Version der Beratung geglaubt und sie erfolgreich umgesetzt. Heute sind wir wirtschaftlich erfolgreich und betreuen mehr als 100.000 Kunden.
Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Zentrale. Dank eurer Energie und eurem Fachwissen haben wir die prozessuale Komplexität des Bankgeschäfts im Griff. Nur so können wir vor Ort das Ohr für die Kundinnen und Kunden frei haben.
Dank an meine engsten Mitstreiter Joe Eismann und Holger Timm, die meine Quirin-Reise erst möglich gemacht haben – und auf einem unbekannten Weg an den Gabelungen an meiner Seite geblieben sind.
Für die Erstellung des Buches möchte ich vor allem Dirk Althoff danken. Ohne ihn würde das Buch nicht fertig vor Ihnen liegen. Ich danke auch Jane de Vries und Professor Stefan May für ihren intensiven Input. Daneben Philipp Dobbert, Arndt Kussmann, Silvana Gritzke und Janine Pentzold für ihre Unterstützung.
Ich danke auch meiner Frau Anna und meinen Kindern Maximilian, Johanna, Matthäus, Theodor und Annabel für ihre Hilfe und das Rückenstärken.
Und Ihnen für das Lesen und Verteilen des Buchinhaltes.
Es gibt noch viel zu tun. Die Menschen haben es verdient, gut anzulegen.
Karl Matthäus Schmidt ist Banker in sechster Generation – seinen Blick richtete er zeit seines Lebens der Zukunft entgegen. Mehrmals revolutionierte er den deutschen Bankenmarkt. Im Alter von 25 Jahren gründete er Consors, den ersten Online-Broker Deutschlands. 2006 brachte er mit der Quirin Privatbank die erste unabhängig beratende Bank des Landes auf den Markt, 2013 quirion – den ersten Robo-Advisor Deutschlands. Karl Matthäus Schmidt spricht sich entschieden gegen das Provisionsgeschäft der Banken aus. Sein Anliegen: möglichst vielen Menschen durch unabhängige Beratung den Zugang zu einer guten und günstigen Geldanlage zu ermöglichen.
Der Vater von fünf Kindern lebt mit seiner Familie in Brandenburg und in Berlin.
LITERATURVERZEICHNIS
KAPITEL 1
Seite 29
Kuri, Jürgen: Pixelpark: Von der Drei-Mann-Firma über den Börsenliebling zum Sanierungsfall. Heise Online, www.heise.de/hintergrund/ Pixelpark-Von-der-Drei-Mann-Firma-ueber-den-Boersenliebling-zum-Sanierungsfall-301690.html
> Kurzlink: https://bit.ly/46Yao2r
Seite 30
Röhrig, Johannes et al.: Thomas Haffa – Mein Haus, meine Yacht, meine Jets. Stern, www.stern.de/wirtschaft/geld/thomas-haffa-mein-haus-meine-yacht–meine-jets-3899830.html
> https://bit.ly/3SZ5agV
Michler, Inga: Nadine und die verlorene Million. Welt, www.welt.de/print-welt/article551719/Nadine-und-die-verlorene-Million.html
> https://bit.ly/3YUggYA
Seite 31
„Die Ängste der Deutschen“ im Langzeitvergleich. R+V, www.ruv.de/newsroom/themenspezial-die-aengste-der-deutschen/langzeitvergleich
Presseinformation – Sparerinnen und Sparer bleiben am Jahreswechsel entspannt. Union Investment, https://unternehmen.union-investment.de/dam/jcr:94a96590-1c7f-4537-8f3d-6bddd04293c9/ 20231219_Presse-Info_Anlegerbarometer Q4_final.pdf
> https://bit.ly/3Tnm6yb
Bosch, Rene: So beliebt ist das Sparbuch weltweit. Statista, https://de.statista.com/infografik/26077/ anteil-der-befragten-die-ein-sparkonto-besitzen-in-ausgewaehlten-laendern > https://bit.ly/4fXqzkq
Seite 57
Subran, Ludovic et al.: Allianz Global Wealth Report 2023: The next chapter. Allianz, www.allianz-trade.com/content/dam/onemarketing/aztrade/ allianz-trade_com/en_gl/erd/publications/2023-09-26-GlobalWealthReport-AZT.pdf > https://bit.ly/3YX2swn
Pro-Kopf-Geldvermögen in ausgewählten Ländern weltweit im Jahr 2022. Statista, https://de.statista.com/statistik/daten/studie/164626/umfrage/ geldvermoegen-pro-kopf-2009/ > https://bit.ly/3XdkUiR
Seite 58
Größte Börsen der Welt nach dem Handelsvolumen mit Aktien im Jahr 2023. KiVVON, www.kivvon.com/de/das-ist-fakt/ die-new-yorker-boerse-nyse-grosse-bewegungen-und-globaler-aktienhandelsvolumen-status-im-jahr-2022 > https://bit.ly/3MeT7Zc
Eggenberger, Nina et al.: US-Technologieunternehmen dominieren die Weltbörsen. EY – Building a better working world, www.ey.com/de_at/news/2023/12/ at-presse-analyse-marktkapitalisierung-2023-top-100-unternehmen > https://bit.ly/4dTis6W
Seite 70
Bode, Sabine: Die deutsche Krankheit – German Angst. 5. Aufl. 2008, Klett-Cotta
Biess, Frank: German Angst: In die Zukunft projizierte Vergangenheit. Deutschlandfunk Nova, www.deutschlandfunknova.de/beitrag/german-angst-in-die-zukunft-projizierte-vergangenheit > https://bit.ly/4czUEE4
Borries, Friedrich von: Ein Deutscher entwickelte die Apple-Vorgänger. Welt, www.welt.de/kultur/article7728575/Ein-Deutscher-entwickelte-die-Apple-Vorgaenger.html > https://bit.ly/46U0O0x
Seite 94
Sebastian, Steffen: Fehlendes Provisionsverbot: 375 Mrd. Euro Schaden jährlich. Universität Regensburg, www.uni-regensburg.de/newsroom/presse/ mitteilungen/index.html?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller
Ancell, Kate: The Origin of the First Index Fund. Chicago Booth, https://static1.squarespace.com/static/6287d36ffddf305090ab54b6/t/ 6426e2909bd4d929363d52cc/1680269969245/
Kirchner, Christian et al.: Verlieren die Sparkassen ihre Kunden? Vier Beobachtungen jenseits des Rekordgewinns. Finanz-Szene, https://finanz-szene.de/banking/ verlieren-die-sparkassen-ihre-kunden-vier-beobachtungen-jenseits-der-rekordgewinns/ > https://bit.ly/4dXpQhF
Kirchner, Christian et al.: Fast 5 % Kosten im Schnitt – was die Sparkassen pro DekaZertifikat aufrufen. Finanz-Szene, https://finanz-szene.de/banking/ fast-5-kosten-im-schnitt-was-die-sparkassen-pro-deka-zertifikat-aufrufen/ > https://bit.ly/3yPkfeh
Huber, Elias: Milliarden-Absatz: Lohnen sich Expresszertifikate?
Deutsche Wirtschaftsnachrichten, https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/706288/ milliarden-absatz-lohnen-sich-expresszertifikate
> https://bit.ly/4dS7wGG
Seite 103
Phalippou, Ludovic et al.: Performance of Private Equity Funds. SSRN, https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=473221
> https://bit.ly/3yMhpGY
Seite 106
Schmidt, Karl Matthäus (2022, 26. 1.): Klug anlegen – Der Podcast zur Geldanlage mit Karl Matthäus Schmidt. Folge 200, www.quirinprivatbank.de/anlegerwissen/podcast/podcast-folge-200
> https://bit.ly/4dTr9Oi
Seite 108
Bach, Stefan et al.: Renditen von Immobilieninvestitionen privater Anleger. Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung, www.diw.de/documents/publikationen/73/diw_01.c.488172.de/diwkompakt_2014-089.pdf
> https://bit.ly/3Ax109Z
KAPITEL 4
Seite 129
Jebb, Andrew T et al.: Happiness, income satiation and turning points around the world. nature human behaviour, www.nature.com/articles/s41562-017-0277-0
> https://bit.ly/4dysivd
Seite 130
Kahnemann, Daniel et al.: High income improves evaluation of life but not emotional well-being. PNAS, www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.1011492107
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Killingsworth, Matthew A. et al.: Income and emotional well-being: A conflict resolved. PNAS, www.pnas.org/doi/10.1073/pnas.2208661120
> https://bit.ly/3WW5NJp
Macht sehr viel Geld doch glücklicher? Welt, www.welt.de/newsticker/dpa_nt/ infoline_nt/wissenschaft_nt/article224686493/Macht-sehr-viel-Geld-doch-gluecklicher.html
Hirschfeld et al.: Startups und Generative KI. Ein neues Zeitalter beginnt. Startup-Verband, https://startupverband.de/fileadmin/startupverband/forschung/ studien/ki/Startups_Generative_KI_2024.pdf
> https://bit.ly/3AMyv80
Seite 149
Sterbefälle und Lebenserwartung. Destatis – Statistisches Bundesamt, www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/ Sterbefaelle-Lebenserwartung/_inhalt.html
> https://bit.ly/3MiFE2E
KAPITEL 5
Seite 167
Dimson, Elroy et al.: Global Investment Returns Yearbook 2024. UBS – Wealth Management in Deutschland, www.ubs.com/content/dam/assets/wm/static/noindex/ wm-germany/2024/doodownload/UBS Global Investment Returns Yearbook 2024 Summary EN.pdf
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Seite 173
McCormick, Robert R.: Eugene F. Fama. Chicago Booth – The University of Chicago Booth School of business, www.chicagobooth.edu/faculty/directory/f/eugene-f-fama
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Hettel, Anja et al.: Der unbeugsame Verteidiger der Märkte. Welt, www.welt.de/wirtschaft/article121038838/Der-unbeugsame-Verteidiger-der-Maerkte.html
> https://bit.ly/3Z2Ubqy
Seite 174
Kremer, Dennis: „Niemand ist schlauer als der Markt“. Frankfurter Allgemeine, www.faz.net/aktuell/finanzen/aktien/ eugene-fama-im-gespraech-niemand-ist-schlauer-als-der-markt-13825812.html > https://bit.ly/3YX2Xqf
Seite 175
Edwards, Tim et al.: SPIVA Europe Year-End 2023. S&P Global, https://www.spglobal.com/spdji/en/documents/spiva/spiva-europe-year-end-2023.pdf > https://bit.ly/46VS7CI
Seite 176
Costs and Performance of EU Retail Investment Products 2023. ESMA, www.esma.europa.eu/sites/default/files/2023-12/ESMA50-524821-3052_ Market_Report_on_Costs_and_Performance_of_EU_Retail_Investment_Products.pdf
> https://bit.ly/46U3TxH
Seite 189
Die Dauer des Rentenbezugs – So lange erhalten Frauen und Männer durchschnittlich ihre Rente. Deutsche Rentenversicherung, www.deutsche-rentenversicherung.de/ SharedDocs/Downloads/DE/Statistiken-und-Berichte/Rentenatlas/2023/ rentenatlas-2023-dauer-des-rentenbezugs.html
> https://bit.ly/3YVyKrp
Seite 191
Wirecard AG: Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. wirecard, www.wirecard.com/de/tag/insolvenz/ > https://bit.ly/3yXWoZO
Seite 193
Shakernia, Omid: The Only Free Lunch in Investing. VettaFi – Advisor Perspectives, www.advisorperspectives.com/commentaries/2024/03/14/ only-free-lunch-in-investing#:~:text=Nobel%20laureate%20Harry%20 Markowitz%20famously,returns%20without%20necessarily%20increasing%20ris > https://bit.ly/3Mj5Z0E
Seite 194
Jauernig, Henning et al.: Der schnellste Börsencrash der Geschichte. Spiegel Wirtschaft, www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/ corona-krise-der-schnellste-boersencrash-aller-zeiten-a-2b6cde01-966d-4aa4-b7b9-90f2c4886415 > https://bit.ly/4cEutfx
KAPITEL 6
Seite 211
Mathar, Thomas: Financial Wellbeing – Die 10 Money- und Mindset-Bausteine für ein krisenfestes, glückliches und erfolgreiches Leben. 1. Aufl. 2023, GABAL
Seite 213
Mathar, Thomas: Zwischen Finanzwissen und Finanzverhalten – Warum Deutschland ein Mindset-Update benötigt. GABAL Magazin, www.gabal-magazin.de/karriere/zwischen-finanzwissen-und-finanzverhalten/ > https://bit.ly/4cFxc8l
Die Webseiten wurden am 22. August 2024 abgerufen.
>> Wenn Geldanlage die Tür zu einem glücklichen Leben öffnen kann, ist dieses
Buch der Schlüssel. <<
Zu einem zufriedenen Leben gehört Geld – ausreichend Geld. Die Initiative selbst ergreifen, sich in der Welt der Finanzen sicher bewegen: Das ist viel leichter als oft geglaubt.
Karl Matthäus Schmidt stammt aus einer jahrhundertealten Bankiersfamilie – und teilt seine wegweisenden Erkenntnisse. Er gibt einfache wie kluge Antworten auf die wichtigsten Fragen zum Thema Geldanlage. Was sind die richtigen finanziellen Schritte für Ihr Leben?
Wie lassen sich Fehlentscheidungen von vornherein vermeiden? Und woran erkennen Sie eine schlechte Finanzberatung? Anhand von Fallbeispielen wird sich zeigen: Sorgen und Ängste vor Krisen und Wendepunkten lassen sich überwinden. Ein erfülltes, glückliches Leben ist möglich.
GELD IM GLÜCK bietet Leserinnen und Lesern einen unkomplizierten Einstieg in die Welt der Finanzen. Schritt für Schritt zeigt es, wie einfach es sein kann, Geld sicher und gewinnbringend anzulegen.