Westflügel hws 20142015

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Der Westfl체gel

Zeitung der Fachschaft Jura der Universit채t Mannheim Herbst / Wintersemester 2014 / 2015




Vorwort vom Superuju

Liebe Leserinnen und Leser,

Selbstverständlich aufgrund der zahlreichen Umtrunke zu Semesterbeginn, aber auch aufgrund der guten Vorsätze, die man für das kommende Semester verabschiedet. Also habe ich mir wieder die Und so fühle ich mich geehrt, euch Frage gestellt, was dieses Jahr wohl alle im neuen HWS2014 in Mann- ein guter Vorsatz für das kommenheim begrüßen zu dürfen. Für de Semester wäre? viele ist dieses ihr erstes Semester in Mannheim und der Beginn ei- Klar, fleißiger sein geht immer. Genes spannenden neuen Lebensab- schenkt. Nicht wie die letzten Seschnitts. Für andere ist es „nur“ ein mester die Bibliothekszeiten durch neues Semester. eine wohl eingeteilte Abwechslung aus großen Kaffeepausen und kleiAber ganz so unbedeutend ist der nen Internetpäuschen maximieren. Beginn eines neuen Semesters für Ist aber schon recht unkreativ. niemanden von uns. Gerade die ungeraden Semester, in denen wir Oder vielleicht endlich mehr Sport neue Kommilitonen begrüßen dür- treiben und zum Wohle der Gefen und alte verabschieden müssen, sundheit gesünder essen(oder das sehe ich ein klein wenig als persön- mitternächtliche Puddingessen zuliches studentisches Silvester. mindest dienstags und mittwochs entgegen aller Erwartungen wurde mir wieder die Ehre zu Teil, das Vorwort für den diesjährigen Westflügel zu verfassen.

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auszulassen)? Ist aber auch eher in Töpfern usw.. die Kategorie „schon tausendmal gehört“ einzuordnen. Mein Traum ist eine Bibliothek voller strickender und sich in ZeiNach langem Überlegen kam mir chensprache übender Juristen. Soll eine gute Idee. Wie wäre es, mal A3 mal sehen, wer alternativer auswieder etwas gänzlich Neues, ein sehen kann! In diesem Sinne freue klein wenig abseits des Vertrauten ich mich auf ein neues Semester zu lernen? mit euch! Euer Superuju

ein klein wenig Abseits des Vertrauten Macht man das Ganze jedes Semester hat man auch einmal wieder richtig etwas zu erzählen und muss die völlig entnervten Freunde nicht täglich darauf hinweisen, wie viel Verträge sie beim Brötchenkauf schließen. Lernt eine neue Sprache, ein Instrument, Jonglieren, Tanzen, 5


Inhaltsskizze I. INHALT ENTSTANDEN? A. Universitäres

1. Vorwort §§4 ff. (+) 2. Inhalt §§6 ff. (+) 3. Bericht aus der Fachschaft §§8 ff. (+) 4. Interview mit Professor Dr.Jochen Taupitz §§12ff (+) 5. Lasst dem Leben seinen Lauf! §§24 ff (+) 6. Ein etwas anderer Initiativenüberblick §§28 ff (+)

B. Collage

1. Superuju um die Welt 2. Entstanden §§ 30 ff. (+)

C. Sportliches 1. Ein Bericht des 1. FC Ujurist 6

§§32 ff. (+) 2. Das Fachschaftsflunkyballturnier §§36 ff. (+)


D. Außeruniversitäres

1. Rund um die Uni- das Studentenwerk §§38 ff. (+) 2. Das Justizsystem in der DDR §§46 ff. (+) 3. Eine Nacht aus dem Leben eines Zweitis §§51 ff. (+)

E. Endergebnis

1. Inhalt gem. §§ 2014, 2015 HWS entstanden (+)

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Bericht aus der Fachschaft Die neuen Fachschaftssprecher, Jochen Erhardt und Marcus Kessler, erzählen vom letzten Semester.

Hallo liebe Kommilitonen, wir gratulieren euch zu euer Wahl für die Universität Mannheim und insbesondere natürlich zu eurem Studiengang Unternehmensjurist. Wir, das sind Jochen, der Sprecher eurer Fachschaft Jura und Marcus, der Vize Sprecher. Je nachdem, wie aufmerksam ihr bis jetzt bei den unzähligen Begrüßungsvorträgen und Grußworten zugehört habt, wisst ihr bereits, was die Fachschaft ist und was die Fachschaft denn alles so macht.

Jochen Erhardt

Die Fachschaft ist jedoch nicht nur Ersti-Wochenende und kostenlo- Angelegenheiten für unseren Stuse BGBs, sondern die Fachschaft diengang und seine Studierenden setzt sich noch in vielen weiteren ein. Über das Semester kommen 8


da unsere Fakultät ja bekanntlich die Fakultät für Rechtswissenschaft und Volkswirtschaftslehre ist. Über diese Wahlen hat die Fachschaft die Möglichkeit aktiv an Fragen zur Gestaltung des Studiengangs mitzubestimmen. Also wurden Plakate gedruckt, diese überall in der Uni verteilt und eifrig die Werbetrommel gerührt, damit unsere KommilitonInnen auch zur Wahlen gehen würden.

Marcus Kessler dadurch dann auch so einige Veranstaltungen zusammen.

Eine hohe Wahlbeteiligung bei den Juristen ist das A und O, um den VWLern die Stirn bieten zu können. An beiden Wahltagen wurde dann nochmals tief in die Trickkiste gegriffen: Der Duft von Gratis- Waffeln mit Paragrafenzeichen aus Puderzucker lockte doch noch den ein oder anderen Unentschlossenen ins Wahllokal.

Das FSS 2104 startete mit unserer Katakomben Party, die unter dem Motto „Die Rückkehr der Jedi-Richter“ lief und schon im Vorhinein so zu begeistern wusste, dass wir gar keine Abendkasse mehr anbieten konnten, weil die Dank einer sensationellen WahlbeParty restlos ausverkauft war. teiligung, die höher war als die der VWLer, konnten wir einen granBald danach begannen die Planun- diosen Sieg erringen. Die komgen für die Uni-Wahlen am 2. und menden zwei Semester werden alle 3. April. Die Fachschaft stellt bei 5 Plätze für Studentenvertreter im den Uni-Wahlen ihre eigenen Kan- Fakultätsrat von Ujus besetzt sein! didaten für die Fakultätsratswahlen Zwischenzeitlich wurde ein Großauf, die sich dann bei den Wahlen teil der auf dem Fachschaftswomit den VWLern messen müssen, chenende im HWS 2013 erarbei9


teten Pläne umgesetzt und in den üblicherweise sehr heiteren, aber auch produktiven Fachschaftssitzungen jeden Dienstag wurde an dem uns selbst verschriebenen Ziel, unseren Studiengang für die Studierenden immer noch ein bisschen besser zu machen und uns für die Belange unserer KommilitonInnen stark zu machen, gefeilt.

Gratiswaffeln mit Paragraphenzeichen

So sah man dann auch schon bald die Zielgerade des Semesters und es ging daran, vor der Klausurenphase noch einmal ausgiebig Zeit Organisation haben den Abend zu miteinander zu verbringen und die einem Highlight des Semesters gevielbeschriebene „Fachschaftsat- macht! mosphäre“ zu genießen. In den letzten Sitzungen wurden Dafür wurde unter anderem das vollends die Weichen für die nun erste „Running-Dinner“ unserer anstehenden zwei Semester gestellt. Fachschaftsgeschichte veranstaltet. Unter anderem standen Wahlen Bei dieser Methode des Abend- für jegliche Ressortleiterposten an. essens kocht man in Teams und Diesbezüglich wollen wir uns im nimmt Vorspeise, Hauptspeise und Namen aller Ressortleiter nochNachtisch jeweils an einem ande- mals für das ausgesprochene Vertrauen bei der ganzen Fachschaft ren Ort mit weiteren Teams ein. bedanken. Wir freuen uns auf zwei So rannten wir zwischen den WGs interessante, produktive und spaßider Fachschaftler hin und her und ge Semester mit euch! trafen uns danach zum gemeinsamen „Verdauungstanz“ im ZIM- Dies war nun ein kurzer Rückblick MER. An dieser Stelle wollen wir auf das FSS 2014 aus der Sicht der uns nochmal bei allen bedanken, Fachschaft. die dabei waren! Kulinarische Glanzleistungen und eine sehr gute 10


Natürlich konnten wir nicht alles, was die Fachschaft in dieser Zeit bewegt hat, hier auflisten, denn das hätte sicherlich den Rahmen gesprengt. Wenn Du jedoch wissen willst, wie die Fachschaft sich für deine Interessen einsetzt und du dir vorstellen könntest ein Teil der aktiven Fachschaftsarbeit zu sein, dann nichts wie los nach L13 zum Fachschaftszimmer! Dort findet jeden Dienstagabend unsere Sitzung statt (genaue Zeiten bitte unserer Facebookseite oder Homepage entnehmen). Wir würden uns sehr freuen dich dort zu sehen und begrüßen zu dürfen! Wir sehen uns nächsten Dienstag! Text: Jochen Erhardt und Marcus oooo Kessler

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Professor Dr. Jochen Taupitz Ein Interview über Patentschutz, Medizinethik und dem Reiz an der Lehre

Es ist wieder soweit. Die neuen Erstsemester sind da und auch dieses Jahr veranstalten Sie die Einführungsvorlesungen. Zum wievielten Mal machen Sie das eigentlich? Ich biete die Veranstaltung inzwischen zum vierten Mal an.

Semestern, dass die Studierenden durch die Einführungsveranstaltung besser in die Juristerei hinein kommen im Vergleich zu jener Zeit, als wir die Veranstaltung noch nicht angeboten haben. Den Studierenden wird ein guter Überblick über das System des deutschen Zivilrechts geboten, was Und sehen Sie auch Veränderun- ihnen dann die Feinarbeit in den gen bei den Erstsemestern mit darauf folgenden Semestern sehr den Jahren? Es viele Bildungsre- erleichtert. formen, wodurch sich zum Beispiel auch das Durchschnittsalter Ihre erste Vorlesung (als Studieverändert hat. render) war 1973 in Göttingen. Ich sehe bei den Erstsemestern kei- Wie haben Sie diese in Erinnenen großen Unterschied. Aber ich rung? sehe in der Vorlesung BGB AT, die Vieles hat man anfangs noch nicht ich mir mit Professor Bitter und in verstanden. Damals haben wir diesem Jahr mit Professor Kainer aber, anders als im Mannheimer teile, sowie auch in den höheren Studiengang Unternehmensjurist, 12


Strafrecht, Öffentliches Recht und Bürgerliches Recht parallel gelernt. Die Strafrechtvorlesungen waren eigentlich die Eingängigsten. Dabei ging es unter anderem um Mord und Totschlag, über die man leider auch täglich in der Zeitung liest. Da war zunächst noch nicht so viel dogmatisches Denken gefordert, während die Zivilrechtsvorlesung damals sehr trocken losging. Zivilrecht ist mir anfangs sehr schwer gefallen. Strafrecht hingegen empfand ich als eingängiger. Und haben Sie aus diesen Erfahrungen Lehren gezogen für Ihre eigenen Vorlesungen? Insbesondere versuche ich, in meinen Vorlesungen immer Beispielsfälle zu bringen, die den Studierenden Sachverhalte aus dem täglichen Leben nahe bringen. Daran anknüpfend behandeln wir dann kleine juristische Probleme, die allmählich schwieriger werden. Und wie war ihre eigene erste Vorlesung als Professor bzw. wissenschaftlicher Mitarbeiter? Wir haben als Assistenten in Göttingen, so wie das auch hier in Mannheim der Fall ist, Arbeitgemeinschaften halten müssen – oder besser gesagt: halten dürfen. Das fand ich besonders spannend,

„von zu Hause aus“ Zivilrechtler weil in den AGs konkrete Fälle bearbeitet werden und man im Zwiegespräch mit den Studierenden diese Fälle löst – also im Frageund Antwortspiel. In einer großen Vorlesung geht das natürlich nur schwieriger. Ich versuche dies zwar auch immer in den Vorlesungen, aber ich weiß auch, dass es nicht bei allen Studierenden gut ankommt, wenn ich sie dann auch ein bisschen piesacke. Aber ich denke, dass es für das Fortkommen der Studierenden gut ist, wenn sie durch diese Feuertaufe gegangen sind. Und als Jurist muss man nun mal vom ersten Tag an lernen, sich juristisch exakt auszudrücken. Wenn Sie nicht gerade Vorlesungen halten, forschen Sie unter anderem im Bereich der Medi13


zinethik und des Medizinrechts. Wie sind Sie auf diesen Zweig gekommen? Letztlich über meinen Lehrer Erwin Deutsch, der einer der Ersten war, der in Deutschland das Medizinrecht als eigenständige Disziplin etabliert haben. Wenn man an einem Lehrstuhl tätig ist, wird man natürlich für Gutachten, Vorträge und andere Tätigkeiten auf dem Forschungsgebiet des Lehrstuhlinhabers herangezogen. So bin ich allmählich in das Medizinrecht und damit in das interdisziplinäre Arbeiten hineingekommen, wel-

schauend mit Fachleuten anderer Disziplinen, zum Beispiel mit Medizinern, Philosophen, Ethikern und Theologen zu tun hat, vielmehr muss man selbst innerhalb der Juristerei das „Säulendenken“ überwinden- also die herkömmliche Trennung zwischen Zivilrecht, Strafrecht und öffentlichem Recht. So reicht zum Beispiel ein Großteil meiner Forschung weit in das öffentliche Recht und vor allem in das Verfassungsrecht hinein, obwohl ich „von Hause aus“ Zivilrechtler bin.

A pro pos: Über den Tellerrand hinaus mit anderen Fachrichtungen arbeiten: Sie sind auch stellvertretender Vorsitzender des Deutschen Ethikrates. Wie wird man Mitglied in diesem Gremium? Im Herbst 2000 gab es ein Treffen auf Einladung von ches für mich das Spannendste Bundeskanzler Schröder, bei dem überhaupt an der Juristerei ist. ungefähr zehn Personen anwesend Dabei zeichnet sich das Medizin- waren. In diesem relativ kleinen recht nicht nur dadurch aus, dass Kreis haben wir mit Bundeskanzler man „über den Tellerand“ hinaus- Schröder und zwei seiner Ministe14


rinnen, übrigens bei einem super Abendessen, gemeinsam überlegt, wie man ein nationales Beratungsgremium zu bioethischen Fragestellungen etablieren kann. Wir besprachen, wie die Zusammensetzung aussehen soll und welche Aufgaben dem Gremium zugeteilt werden. Daraufhin hat die Bundesregierung beschlossen, den Nationalen Ethikrat als Beratungsgremium einzurichten. Die Regierung unter Bundeskanzler Schröder hat mich zwei Mal in den Nationalen Ethikrat berufen.

Mal wiederberufen werden darf. Deshalb ist nach dieser Amtsperiode nun endgültig Schluss. Aber dafür kann ich meine Mitarbeit in der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina intensivieren.

Wie kann man sich den Meinungsfindungsprozess in einem solchen Gremium vorstellen? Der Ethikrat tagt einmal im Monat im Plenum, das heißt in voller Besetzung seiner 26 Mitglieder. Wenn sich der Rat für ein Thema entschieden hat, was, auch zur Ausrichtung der Bearbeitung des Themas, durchaus längere DisDanach wäre eigentlich Schluss ge- kussionen beinhaltet, wird eine wesen, weil festgelegt war, dass nur Arbeitsgruppe gebildet, an der die eine einmalige Wiederberufung besonders an dem Thema interesmöglich ist. Jedoch wurde aber sierten Ratsmitglieder mitwirken. durch den Bundestag der Deutsche Ethikrat geschaffen, weshalb der In der Arbeitsgruppe werden von Nationale Ethikrat aufgelöst wurde. den verschiedenen Mitgliedern – je Beim Deutschen Ethikrat wird die nach ihrer Fachrichtung – TextentHälfte der Mitglieder vom Bundes- würfe zu einzelnen Teilen der Steltag gewählt, die andere Hälfte von lungnahme gefertigt, die dann geder Bundesregierung nominiert. In meinsam diskutiert werden. Wenn der ersten Amtsperiode hat mich die Stellungnahme dann eine geder Bundestag auf Vorschlag der wisse Form angenommen hat, oder SPD-Fraktion gewählt; für die jetzt wenn Grundsatzfragen zu klären laufende Amtsperiode wurde ich sind, wird der Entwurf ins Plenum dagegen von der damaligen CDU/ gebracht und dort diskutiert. CSU/FDP-Bundesregierung nominiert. Auch im Deutschen Ethikrat Danach wird der Entwurf mit Vorgilt die Vorgabe, dass man nur ein gaben für die weitere Bearbeitung 15


wieder in die AG verwiesen – so geht das manchmal 4 – 5 Mal hin und her. Wenn man sich intensiv an der Arbeit des Rates beteiligt, ist das ganz schön zeitaufwändig – in manchen Wochen bin ich bis zu drei Tage in Berlin.

krat Aufträge zu erteilen. Wir haben inzwischen auch tatsächlich mehrere Aufträge von der Bundesregierung erhalten, zum Beispiel zur Zukunft der Gendiagnostik oder zur Biosicherheit. Das letztgenannte Thema hat uns über zwei Jahre sehr intensiv beschäftigt. Was die Themenfindung angeht, Im Jahr 2012 ging groß durch die diskutieren die Mitglieder des Ra- Presse, dass Forscher Viren „angetes in regelmäßigen Abständen, schärft“ haben. welche bioethischen Themen für die Gesellschaft heute oder in der Sie haben einen Vogelgrippevirus, Zukunft besonders relevant sind. der nur schwer von Tier zu Mensch So haben wir zum Beispiel Stel- oder von Mensch zu Mensch übertragbar ist, aber sehr gefährlich ist, wenn man sich mit ihm infiziert hat, mit einem Virus gekreuzt, der zwar wenig gefährlich, aber leicht übertragbar ist. Das heißt, sie haben einen Virus geschaffen, der leicht übertragbar und tödlich ist. Weltweit wurde darüber debattiert, ob man so gefährliche Forschung überhaupt machen darf oder ob der Staat sie verbieten sollte.

ein Zeichen unserer Unabhängigkeit

lungnahmen zur Präimplantationsdiagnostik, zur Erzeugung von Mensch-Tier-Mischwesen, zur anonymen Kindesabgabe oder zur Versorgung von Demenzkranken erarbeitet. Darüber hinaus haben der Bundestag und die Bundesregierung die Möglichkeit, dem Ethi16

Und es stellte sich auch die Frage, ob die Ergebnisse veröffentlich werden dürfen. Denn es wurde befürchtet, dass Terroristen den Virus nachbauen und damit eine Pandemie auslösen. Wir haben in unserer Stellungnahme unter anderem


len Fällen haben sie später sehr darunter gelitten. Wir haben durch eine Stellungnahme des Ethikrates dafür gesorgt, dass das Personenstandsgesetz geändert wurde, sodass die Geschlechtszugehörigkeit eines Kindes offen bleiben kann. Die Kinder können jetzt aufwachsen und später selbst entscheiden, welchem Geschlecht sie angehören wollen. ein interdisziplinäres Gremium Wir haben also mit unserer Stelgefordert, das entsprechende For- lungnahme die Politik unmittelbar schungsvorhaben beurteilt und bis beeinflusst. hin zur Frage der Veröffentlichung von Ergebnissen begleitet. Heißt das, dass die Politik in der Regel dem Urteil der KommissiDer erste Auftrag der Bundesre- on folgt? gierung bestand seinerzeit übri- Nein, das kann man so nicht sagen. gens darin, eine Stellungnahme zur Als Nationaler Ethikrat haben wir Intersexualität zu erarbeiten. Es zum Beispiel die „Widerspruchsgibt Menschen, die früher Zwitter lösung“ für die Transplantationsgenannt wurden, die sich keinem medizin gefordert. Menschen, die Geschlecht eindeutig zugehörig zu Lebzeiten trotz entsprechender fühlen. Aufklärung über die KonsequenUnser Deutsches Personenstands- zen nicht festlegt haben, ob ihnen recht hat bisher verlangt, dass bei nach ihrem Tod Organe entnomder Geburt eines Kindes eingetra- men werden dürfen, sollten als Orgen werden muss, ob es sich um ei- ganspender in Anspruch genomnen Jungen oder um ein Mädchen men werden dürfen, wenn auch die handelt. Vor diesem Hintergrund Angehörigen dem nicht widerspresind Kinder, die nicht eindeutig chen. einem Geschlecht zugeordnet werden können, früher oft schon im Dies hat die Politik jedoch abgeBabyalter operiert worden. In vie- lehnt, obwohl diese Lösung aus 17


Veröffentlichen, was ich gestern gedacht habe?

gibt – umso besser, aber nicht um jeden Preis. Der Rat soll ja auch die Meinungsvielfalt in der Gesellschaft widerspiegeln, und da wäre es merkwürdig, wenn wir in gesellschaftspolitisch hoch umstrittenen Fragen einer Meinung wären. Im Bereich der Medizinethik gibt es ja den Begriff der „Publikationspflicht“. Das heißt, dass Forscher dazu verpflichtet sind, sämtliche Forschungsergebnisse, auch in den Anfängen, zu publizieren. Das gibt es in Deutschland noch nicht, was von vielen Seiten kritisiert wird. Laut Kritikern wird dadurch der Schutz des Patienten eingeschränkt, da es zu Verfälschungen in der Bewertung von Arzneiprodukten führen kann, wenn nicht alles veröffentlicht wird. Wie bewerten Sie als Medizinethiker diesen Streit? Soweit es um risikoreiche Forschung am Menschen und nicht etwa um geisteswissenschaftliche Forschung geht (oder soll ich etwa verpflichtet sein, das, was ich gestern gedacht habe, schon heute zu veröffentlichen?), ist die Forderung zu begrüßen, insbesondere auch dahin gehend, dass auch Fehlschläge veröffentlicht werden.

ethischen und verfassungsrechtlichen Gründen durchaus möglich ist. Die Politik folgt uns also nicht immer. Man kann sogar sagen, dass das ein Zeichen unserer Unabhängigkeit von der Politik ist. Wir machen eben keine Blaupausen für den Gesetzgeber, und der Gesetzgeber selbst überlegt auch gut, ob er unseren Empfehlungen folgt. Im Übrigen kommen wir häufig auch gar nicht zu einem einstimmigen Ergebnis – und wollen es in der Regel auch gar nicht. Denn wir sehen unsere Hauptaufgabe darin, die verschiedenen Optionen für eine Regelung und die verschiedenen Argumentationslinien transparent darzulegen, damit sich die Politik und die Gesellschaft auf dieser Basis eine eigene Meinung Denn dann müssen nicht andebilden können. Wenn es Konsens 18


re Patienten noch einmal in einer vergleichbaren Studie einem Risiko ausgesetzt werden. Aber wir Juristen sollten gelernt haben, dass es bei vielen Dingen zwei Seiten gibt, dass man auch die andere Seite beleuchten und erst danach zu einem endgültigen Ergebnis kommen sollte. Und aus diesem Blickwinkel muss man die Dinge differenzierter sehen: Die Entwicklung eines neuen Arzneimittels kostet viel Geld. Und in vielen Fällen stellt sich erst im Laufe der Entwicklung heraus, ob das Arzneimittel etwas taugt, ob es hinreichend nebenwirkungsarm ist und ob es den herkömmlichen Arzneimitteln überlegen ist. Deshalb wird ein Arzneimittel in verschiedenen Phasen getestet – zunächst an wenigen gesunden Probanden, dann an relativ wenigen Patienten und schließlich an einer großen Zahl von Patienten. Wenn ein Pharmaunternehmen in diese langwierige Entwicklung eines neuen Arzneimittels investiert, will es natürlich im Erfolgsfall auch davon profitieren. Es ist ja einleuchtend, dass ein Unternehmen Gewinn machen muss, wenn es Forschung betreibt. Deshalb gibt es aus guten Gründen

Patentschutz und andere Formen des geistigen Eigentums. Wenn man nun verlangen würde, dass alle Ergebnisse unmittelbar nach einer Studie, oder gar nach dem jeweiligen Abschluss der Phase einer Studie, veröffentlich werden, dann könnten die Pharmaunternehmen keine Patente auf ihre neu entwickelten Produkte erlangen. Denn etwas, was schon allgemein bekannt ist, kann man nicht mehr patentieren lassen. Und ganz allgemein muss es einem Wissenschaftler doch wohl grundsätzlich selbst überlassen bleiben zu entscheiden, wann er seine Forschung für veröffentlichungswürdig hält – sie also der Kritik der Wissenschaftsgemeinschaft aussetzen will. Bedeutet das, dass hier ökonomische und humane Interessen abgewogen werden müssen? Im Hinblick auf die Forschung am Menschen haben Sie zum Teil Recht: Hier stehen die Interessen des Unternehmens, nämlich Patentschutz, möglicherweise gegen die Interessen von anderen. Jedoch sollte man sich auch hier genauer fragen, wer ,neben den Konkurrenten des Unternehmens, „die Anderen“ und ihre Interessen sind. 19


Sicher haben die in die Forschung einbezogenen Probanden und Patienten ein berechtigtes Interesse daran, dass ihr Beitrag zu der Forschung, und damit auch das Risiko, das sie eingegangen sind, nicht vergebens war. Schwieriger ist die Lage schon bezüglich anderer Patienten: Wenn sich im Nachhinein herausstellt, dass das Medikament gut ist, dann ist man schnell bei der Hand mit dem Argument: Es hätte schon viel früher – und natürlich möglichst preiswert – zur Verfügung stehen sollen. Wenn sich aber umgekehrt im Nachhinein herausstellt, dass das Medikament zu hohe Nebenwirkungen hat, dann wird ebenso schnell der Vorwurf erhoben, das Pharmaunternehmen habe verantwortungslos gehandelt. Und schließlich: Natürlich ist es für einen Kranken unter Umständen von Vorteil, wenn er weiß, dass für seine Krankheit ein neues Medikament entwickelt wird. Dann kann er versuchen, an der betreffenden Studie teilzunehmen. Aber: Kein Patient hat einen Anspruch darauf, in eine Arzneimittelstudie eingeschlossen zu werden.

len, wer zu dem zu untersuchenden Personenkreis gehört. Und die Teilnahme an einer Studie beinhaltet ja auch Risiken: Mancher Patient sagt sich im Nachhinein vielleicht, dass es besser gewesen wäre, wenn er mit dem herkömmlichen Arzneimittel behandelt worden wäre. Über das Konfliktpotenzial zwischen Ökonomie und Ethik hinaus: Sehen Sie in der Zukunft weitere Konfliktfelder? Ökonomie und Ethik verlangen häufig dasselbe, zum Beispiel, dass mit knappen Ressourcen „ökonomisch“ umgegangen wird. Im übrigen sollten wir uns vor Augen führen, dass es nicht nur um die Sichtweise verschiedener Disziplinen (Ökonomie vs. Ethik, wobei man noch die verschiedenen Ethikrichtungen unterscheiden müsste) geht, sondern dass sich hier Rechtsgüter gegenüber stehen, nämlich in dem von Ihnen angesprochenen Bereich das Recht auf geistiges Eigentum und die körperliche Integrität und Gesundheit der Patienten.

Wir haben also ein Problem innerhalb der Rechtsordnung und hier Es ist Sache des Forschers bzw. des der Abwägung zwischen verschiePharmaunternehmens auszuwäh- denen Rechten. 20


Gewinne durch den Verkauf der erfolgreichen Arzneimittel erzielen können. Wenn die Arzneimittelpreise jedoch immer mehr gedeckelt werden, führt es dazu, dass die Pharmaunternehmen immer weniger Mittel haben, um in die Forschung zu investieren. Das ist auch keine gute Entwicklung.

Und meinen Sie, dass es in der Zukunft zu mehr solcher Abwägungen zwischen Rechtsgütern kommen wird? Das Abwägen zwischen Rechten, Rechtsgütern und Interessen ist das tägliche Brot des Juristen. Man kann hier nicht von einer quantitativen Zunahme sprechen. Das Problem der Arzneimittelentwicklung wird sich allerdings in der Zukunft deshalb verschärfen, weil die Entwicklung von neuen Medikamenten immer teurer wird und die Frage aufwirft, wer das dann bezahlen soll. Den Universitäten fehlen die Mittel, um diese Forschung zu betreiben, das heißt, dass das nur Pharmaunternehmen machen können. Diese können jedoch nur in die Forschung investieren, wenn sie

Ein ganz anderes Thema: Sie sind auch einigen grenzüberschreitenden Gremien und Vereinen aktiv, wie zum Beispiel der Türkischen Gesellschaft für medizinische Ethik oder der Deutsch- Koreanischen-Juristenvereinigung. Wie kam es dazu? Der Deutsch- Koreanische Juristenvereinigung ist ein Verein, der sich mit dem juristischen Austausch zwischen den beiden Ländern beschäftigt. Man muss wissen, dass die Koreaner sehr stark auf das deutsche Rechtssystem blicken, weil das koreanische BGB dem deutschen BGB sehr ähnlich ist. Daher ist das Interesse der koreanischen Forscher sehr groß zu beobachten, was sich in der deutschen Rechtsordnung bewegt. Und auch für uns ist sehr interessant zu sehen, wie unsere alten BGB-Vorschriften in Korea abgewandelt, modernisiert und weiter21


entwickelt werden. Denn zum Beispiel in technischer Hinsicht sind die Koreaner zum Teil viel weiter als wir. So ist es zum Beispiel schon länger möglich, Gerichtsverhandlungen im Rahmen von Videokonferenzen durchzuführen. Grund ist, dass man den Bürgern nicht zumuten wollte, zu einem weit entfernten Gericht zu fahren, um an einer Verhandlung teilzunehmen. Ganz allgemein findet in Korea sehr viel mehr auf elektronischer Ebene statt, als das bei uns der Fall ist.

ist es ja ein relativ junges Gebiet, das von wenigen Personen aufgebaut worden ist als integratives Medizinrecht über die vorhin schon genannten drei Säulen hinweg.

In der Türkei ist das noch nicht so etabliert, dort gibt es zwar auch einige Kollegen, die sich mit Arztstrafrecht oder Arzthaftungsrecht befassen, aber dass man übergreifende Themen behandelt, ist noch sehr selten. Und es gibt schon Unterschiede, denn in mancher Hinsicht ist die Türkei deutlich konservativer, wie zum Beispiel in Sachen Sterbehilfe. Oder auch Und wie kam es zu der Ehrenmit- Zwangsbehandlungen werden dort gliedschaft der Türkischen Ge- noch viel stärker befürwortet als sellschaft für medizinische Ethik? bei uns. Ich habe in der Türkei zahlreiche Vorträge gehalten, auch insbeson- Und eben über diese Unterschiede dere zu medizinrechtlichen und sollte man im Austausch bleiben, medizinethischen Themen. Au- denn ich finde es unglaublich spanßerdem haben wir zahlreiche ge- nend, mit Fachleuten aus anderen meinsame Tagungen organisiert. Ländern zu diskutieren und von Die Ehrenmitgliedschaft ist Aus- ihren Erfahrungen zu lernen und druck des Dankes für die gute Zu- dann kritisch zu hinterfragen: „Ist sammenarbeit. denn das, was wir hier für richtig halten, wirklich noch immer das Können sie denn auch Unter- Richtige oder sollte man nicht die schiede zwischen den beiden Län- Regeln ändern?“ dern im Medizinrecht feststellen? Das Medizinrecht ist in der Türkei Bei all den Austauschen, Mitnoch nicht so weit entwickelt wie gliedschaften und Publikationen bei uns. Auch hier in Deutschland mit Namen wie „Pandemien als 22


Trotzdem: Reden.

Erstsemester? Trotzdem: Reden, reden, reden. Und nicht nur stumpfsinnig hinter den Büchern sitzen in der Bibliothek, sondern unterschiedliche Lernmethoden anwenden. Vorlesungen besuchen, mit Kommilitoninnen und Kommilitonen diskutieren, sich gegenseitig abhören. Und vor allem: Fragen stellen und sich allgemein trauen, auch gegenüber uns Professoren kritisch zu sein.

Herausforderung für die Rechtsordnung“. Was ist da für Sie noch der Reiz am Lehren von Anfängerveranstaltungen? Ganz allgemein reizt mich an der Universität, dass das eigene Aufgabenfeld so vielfältig ist. Mit kritischen jungen Leuten umzugehen, Interview: Hela Ben Mansour ist ungeheuer spannend. Vor allem in der Einführungsveranstaltung in der Woche „null“ sind die Studierenden noch mutig und äußern frei Ihre Meinung. Im Laufe des Studiums wird das leider immer weniger, weil sie immer mehr an Prüfungen denken und weil von Ihnen natürlich im Laufe der Zeit juristisch Exakteres erwartet wird. Aber zum Beispiel im Seminar kommt dann wieder ein intensiveres Gespräch in Gang. Und nun sind wir schon bei der letzten Frage: Angenommen, es gäbe nicht die Möglichkeit, Kleingruppen zu bilden, was wäre dann Ihr wichtigster Tipp für die

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Lasst demLeben seinen Lauf! Eine Meinung zum Lebenslaufwahn an der Universität Mannheim „Ich mache das, weil das gut aussieht für meinen Lebenslauf.“ Dieser Satz war den meisten von uns während unserer Schullaufbahn glücklicherweise gänzlich unbekannt.

Social Life? check.

Spätestens im Verlauf des 1. Semesters, oft aber schon während oder vor den ersten Vorlesungen, prasselt er so sicher wie das Amen in der Kirche auf den ohnehin schon Weder handelt es sich vorliegend um einen yoloistischen Aufgriff des völlig überforderten Ersti ein. carpe diem Gedankens der Marke Schlimmer noch, dass er nicht über „Engelmann“, noch will ich irgenddie Lippen der Obrigkeit in Form jemand belehren, wie ehrgeizig er von Professoren oder Dozenten zu sein hat oder auch nicht. kam, sondern durch die als verbündet geglaubten Kommilitonen. Es handelt sich vorliegend lediglich Um jeder vorschnellen Vernich- um meine persönliche kritische tung des Artikels entgegenzuwir- Auseinandersetzung mit der Problematik des Drucks auf Studierenken. de durch Lebenslaufoptimierung. 24


In juristischen Maßstäben wäre ich Anruf zuhause, ein Brief, oder auch wohl als (aufstrebende) TvA. Lit. zu schlicht ein langer Spaziergang. bezeichnen. Ganz besonders natürlich das Spaß Der Lebenslauf dient zur Abbil- haben mit Freunden und, je nach dung dessen, was man bis zum ge- Lust, auch das Trinken und um die genwärtigen Zeitpunkt erlebt hat, Häuser ziehen. Viele lesen diese und was einen für die fragliche Passagen und werden sagen: „Klar Stellung besonders befähigt. mache ich alles!“ Er soll einen unzweifelhaft in das bestmögliche Licht rücken, um die Chancen einer Einstellung zu maximieren. Problematisch ist, dass immer mehr Studierende in Mannheim, besonders im Studiengang Unternehmensjura, ihren persönlichen und objektiven Maßstab für gut und wertvoll an einem optimalen lückenlosen Lebenslauf und glänzenden Noten ausrichten. Dieses hat die fatale Folge, dass Dinge, die weder in einer Punkteskala von 0-18 bewertet, noch mindestens als „Social Skill“ vermerkt werden können, im eng getakteten Lebenslauf keinen Platz mehr finden. Damit ist das berühmte „rechts und links Gucken“ gemeint. Also das Reisen, Sprachen lernen usw., aber auch gerade die Details im Alltag, wie zum Beispiel das tatsächlich lange Kochen und Genießen einer Mahlzeit, ein langer

Das Problem ist aber, sofern man sich für dergleichen Zeit nimmt, wird dieses selten mit Muße genossen, sondern ebenfalls eng getaktet und buchstäblich einer Effektivitätsprüfung unterzogen.

Ve r g n ü gen? check. Am Beispiel eines Donnerstag Abends: Bib bis 18:30. Essen 19:00. Vortrinken 20:00-22:00. Schneckenhof bis 1:00. Tiffs bis 3:30. Dann noch ein betrunkener Facebookpost und 25


den nächsten Tag um 11 wieder in die Bib. Social Life, check. Vergnügen, check. Das Leben an sich wird auf Bullet Points einer To-Do Liste reduziert. Fast noch schlimmer ist aber nicht der Verlust, Dinge mit Muße zu genießen, sondern die fast schon krankhafte Verschiebung der objektiven Vorstellung von Werthaltigkeit.

aber einen Lebenslauf haben, der sich maßgeblich in der Adresse erschöpft, weil man sein Studium damit verbracht hat, im Vienna Bilder anzugucken und über Musik und Politik zu diskutieren.

Das nicht Wertschätzen nicht benotbarer Leistung macht viele Unternehmensjuristen gegenüber Studierenden anderer Fachbereiche zu mitunter unausstehlichen Zeitgenossen.

weil ihr v e r dammt noch mal mit helfen wollt.

Es verbietet sich, irgendjemandem vorzuschreiben, wie er sein Leben oder sein Studium anzugehen hat. Jemand kann einen 1,0 Bachelor machen, mit Praktika bei Angela Merkel persönlich und Empfehlungsschreiben von Canaris, oder

Beides sind legitime Wege, solange sich beide Parteien gegenseitig akzeptieren und der anderen Seite kein schlechtes Gewissen wegen ihrer Entscheidung machen. Nicht

Wertvoll ist für das zukünftige Leben nicht nur die Kostenvergleichsrechnung, sondern auch ob man toll kochen kann. Bewundernswert ist nicht nur eine 1,0 in Marketing, sondern auch wenn jemand spannende Geschichten erzählen oder wundervolle Bilder malen kann.

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jeder muss oder will jede Woche feiern gehen; genauso wenig wie jeder jeden Tag 8 Stunden lernen muss. Wenn man etwas tut, sollte man es tun, weil man es will und nicht, weil es sich für irgendwelche Eventualitäten im Lebenslauf gut eignet.

Und vor allem haltet euren Freunden nicht vor, wenn sie Dinge nicht tun bzw. anders tun. Wir sind in Mannheim Freunde und keine Konkurrenten. Text: Stephan Alexander

Tut man etwas nur, um einen anderen Zweck zu erreichen und nicht aus einer eigenen Motivation heraus, besteht das Risiko, dass man eines Tages nach Erreichen aller Ziele äußerst unzufrieden erwacht. Ich lerne, damit ich eine gute Note schreibe, damit ich ein gutes Praktikum ergattere, damit ich den Beruf kriege, damit ich im Alter abgesichert bin. Und nun? „Ich helfe im Tierheim, weil ich im Lebenslauf sozial noch schwach aufgestellt war, Initiativen habe ich letztes Jahr schon erledigt!“ Ist und bleibt einer der widerlichsten Sätze, die ich während meines Studiums gehört habe. Helft Hunden, weil ihr Hunden helfen wollt und seid in Initiativen aktiv, weil ihr da verdammt nochmal mithelfen wollt. Tut Dinge aus euch selbst heraus mit zwei Augen auf der Sache selbst und nicht mit einem ständig auf den Lebenslauf schielend. 27


Ein etwas anderer w

Polimotion e.V. Ziel von Polimotion ist es, Interessierten ein Forum zu bieten, sich mit politischen, sozialen und wirtschaftlichen Themen kritisch auseinander setzen zu können. Zu diesen Themen organisiert Polimotion an der Universität Mannheim Vorträge, Seminare und Exkursionen. Mitmachen: Dienstags, 19.00 Uhr, Uniclub (L4, 11)

MTP – Marketing zwischen Theorie und Praxis Hinter der Abkürzung MTP verbirgt sich die Grundidee der größten deutschen Marketinginitiative: „Marketing zwischen Theorie SICoR Club of Rome und Praxis e.V.“ Die Mitglieder gestalten sowohl das Herzstück MTP bietet Mitglievon SICoR, die 14-täglichen internen Diskussi- der Workshops, Beonsrunden (Plenen), als auch öffentliche Poratungsprojekte bei diumsdiskussionen, Vorträge, Workshops und Unternehmenspartkulturelle Aktivitäten, in denen sich mit den nern, Kongresse und gesellschaftlichen, ökologischen und ökonomi- spannende Vorträge. schen Herausforderungen unserer Zeit beschäftigt wird. Mitmachen: Mittwochs, 19.00 Uhr, B6 A 3.05 Radioaktiv (alle zwei Wochen) Studentischer RadiosenENACTUS der der Hochschulstädte Internationale, unpolitische Non-Profit-Or- Mannheim, Ludwigsganisation, deren Ziel es ist, soziales Engage- hafen und Heidelberg. ment und unternehmerische Tätigkeit zu 46 Stunden Radio von verbinden, indem sie theoretisches Wissen Studenten für Studenten aus der Universität praktisch umsetzen, um in der Woche auf der eigenverantwortlich in innovativen Projekten Frequenz 89,6 Mhz. in der Region mitzuarbeiten. Amnesty International Hochschulgruppe Mannheim Amnesty International ist eine von Regierungen, politischen Parteien, Ideologien, Wirtschaftsinteressen und Religionen unabhängige Menschenrechtsorganisation. Als Hochschulgruppe arbeiten wir jedes Semester zu verschiedenen Themenschwerpunkten, die wir selber aussuchen, zuletzt beispielsweise „Asyl in Europa“ und „Frauenrechte in Indien“. 28


r Initiativenüberblick w Uni Spirit Das Ziel von Uni Spirit ist es, durch Arbeitskreise Börse Events an der Uni das Gemeinschafts- Arbeitskreis Börse bildet eine gefühl der Studierenden zu stärken, Schnittstelle zwischen Studendie Identifikation mit der Universität ten und Wirtschaft, in dem es Mannheim zu fördern, das Kennenler-eine Reihe von Fachvorträgen, nen der Studierenden untereinander Arbeitsgruppen und Workzu unterstützen und die Integration shops mit namhaften Unteraller Studienrichtungen zu schaffen. nehmen wie KPMG, Goldman Mitmachen: Dienstags, 19.00 Uhr, EO Sachs und McKinsey anbietet. 156 Mitmachen: Informationsabend Mannheim Forum Bai Ganyo e.V. Das Team des Mannheim Forum orga- Der Studentenverein Bai nisiert seit 2013 jährlich ein Symposium Ganyo e. V. vertritt Interessen für ca. 450 Studenten an der Universität der bulgarischen Studenten Mannheim .Teilnehmer können an den und bietet allen Studenten drei Tagen des Kongresses an interessan- der Universität Mannheim ten Workshops teilnehmen oder Vorverschiedenste Möglichkeiten trägen und Podiumsdiskussionen von zur Unterhaltung und zum hochkarätigen Vertretern von Politik, interkulturellen Austausch. Mentor Lesehilfe Journalismus und Wirtschaft. MENTOR - Die Leselernhelfer Model United Nations Mannheim Mannheim e.V - bietet Kindern e.V. und Jugendlichen in Mannheim Bei MUN Mannheim e.V. werden ehrenamtlich individuelle LeseKonferenzen der Vereinten Nationen förderung an. Grundlegend ist die simuliert. Studenten schlüpfen dabei Überzeugung, dass die Lese- und in die Rolle eines Diplomaten und Sprachkompetenz entscheidend diskutieren über internationale Prob- für den schulischen Erfolg und die leme und fahren auf Konferenzen. spätere Zukunft sind. VISUM e.V. VISUM ist eine Studenteninitiative, die ausländischen Studierenden an der Uni Mannheim die Integration er-leichtert und dabei den Kontakt zwischen Mannheimer und GaststudentenInnen intensivieren möchte, beispielweise durch ein Buddy-Programm oder Trips durch Deutschland. 29


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Der 1. FC Ujurist Im nächsten Jahr wieder nach Paris!

Wieder ein Semester rum; dieses Mal haben wir anderen einmal wieder den Vortritt gelassen (nur um das vorweg zu nehmen).

und die Saufbolde durchsetzen. Um danach die volle Konzentration und eine optimale Vorbereitung für die KO-Runde zu erreichen, legte die Mannschaft ein KurztrainingsAber fangen wir besser von vorne lager inklusive Turnier in Paris ein. an: Beim 1. FC U-Jurist, als Titelverteidiger ins Turnier gestartet, Bei der bereits zweiten Teilnahwaren die Erwartungen ähnlich me an der inoffiziellen Weltmeisdenen des FC Bayern München/ terschaft der Hochschulen (dem der spanischen Nationalmann- T5B) sollte sich das unter dubiosen schaft, sich nicht mit weniger als Umständen erfolgte Ausscheiden dem Titel zufrieden zu geben. schon vor dem Viertelfinale des letzten Jahres nicht wiederholen. Die Gruppenphase gab dabei In der dortigen Vorrunde ließen nur weiteren Anlass, die Erwar- die Ujus nur gegen technisch übertungen wieder und wieder zu ragende Belgier alle Punkte liegen formulieren. Der FC U konnte und zogen so auch in Paris spiesich in besagter Vorrunde ins- gelbildlich zum Unipokal souvegesamt als Gruppensieger mit ei- rän in die KO-Phase ein. Seit dem nem Torverhältnis von 21:2 gegen Auftaktsieg gegen das ortsansässige Mannheim Revolution, DJ Ötzi Team von Franzosen redet man bei 32


einem Tor nach einem 60m-Sprint nur noch vom „Einriehlen“. Ein sehr bekannter fliegender Holländer hat diese Technik bei der WM 2014 lediglich kopiert und kommt trotzdem nicht an die Eleganz und Durchsetzungskraft des blonden Blitzes vom FC U heran; eine Anwendung der Technik im Pokal aller Pokale ist lediglich eine

beim Paris-Abenteuer FC U abgeguckt und ebenfalls den dritten Platz errungen. Die Ujus mussten sich im Halbfinale der tschechischen Mannschaft in einer der brasilianischen Mannschaft im Halbfinale der WM ebenbürtig grausamen Manier geschlagen geben und so blieb nur das Spiel um Platz 3. Da der französische Gegner aber nach massiven Alkohol-

weitere Form einer Patentverlet- konsum und schlechter Organisazung und kann den Ursprung die- tion nicht antreten, die Ujus aber ser Art von Toren nicht verdrängen. ihre müden Kadaver noch einmal auf den Platz schleppen konnten, Dies ist jedoch nicht die einzige wurde das Spiel mit 3:0 gewerParallele zwischen der holländi- tet und man durfte eine Medaille schen Nationalmannschaft in Bra- mit nach Hause nehmen und auf silien 2014 und dem 1. FC U-Ju- der Abschlussparty den Triumph rist (so traurig das auch ist). Auch noch einmal feiern und genießen. die Platzierung hat sich Oranje 33


Zurück in Mannheim musste die Konzentration wieder auf das Tagesgeschäft gelenkt werden, was so einer Spitzenmannschaft nicht allzu schwer fallen sollte. Im Großen und Ganzen muss man allerdings sagen, dass die Konkurrenz in die-

des CSH bestehen sollte. Das Spiel stand im Zeichen des Kampfes und es entstand wenig Spielfluss. Die Tore fielen überwiegend aus Standardsituationen und so stand es am Ende 3:2 für die Ujus. Schmerzhaft und unverständlich war zusätz-

sem Pokal sich im Laufe der Semester erheblich verbessert hat, sodass ein Durchmarsch fast nicht mehr möglich ist. Erstaunlich ist aber, dass viele Teams sich aus den Fakultäten der Rechtswissenschaft und des anderen Flügels rekrutieren.

lich der Verlust von Dino Krause wegen einer roten Karte aufgrund einer angeblichen Schiedsrichterbeleidigung. Auf ins Halbfinale!

In besagtem Halbfinale gab es ein Wiedersehen mit den Spielern in den hässlichen rosafarbenen PoloIm Viertelfinale traf der FC U auf hemden, die man nur als BWLer die Chaos Sand Hoppers, ein Team, tragen kann. Nach einer zwischendas ausschließlich aus Bewohner zeitlichen 2:1-Führung musste 34


Kapitän Paul Greef den Platz ver- zu neuen Ufern! Die Dauerkarte lassen und reihte sich in die ohne- für Paris liegt in unseren Händen! hin lange Liste der Verletzen ein. Diese Liste umfasste dieses Semes- Text: Paul Greef ter mehrere wichtige Spieler, deren Ausfall sehr schmerzhaft war. Unter anderem hatte sich bereits vorher Niklas Simon verletzt, der eigentlich im defensiven Mittelfeld den aggressiven Leader im Stile eines Mark van Bommel verkörperte und einige der Offensivkräfte. Die Ujus konnten jedoch durch geschickte Einkäufe vor der Saison und das geschickte Verschieben von Spielern auf andere Positionen á la Jogi Löw die hinterlassenen Lücken fast immer schließen. Trotz allem ging das Spiel gegen die falsche Fakultät mit 8:3 verloren und so blieb nur ein Spiel um Platz 3. Dieses wurde dann nach einer endlich wieder überzeugenden Leistung mit 4:1 gewonnen und der dritte Platz gesichert werden. Als Trost bleibt, dass die BWLer auch bei ihrem zweiten Sieg im Pokal keine Reise nach Paris antreten werden, da sie leider nur im FSS gewinnen können. Also bleibt nur zu sagen, dass der 1. FC U-Jurist im HWS bei völlig genesenen Stammkräften wieder angreifen und das Triple in Paris anstreben wird. Auf 35


Das Fachschaftsflunkyballturnier Am 15.06.2014 war es soweit: Es ten angetreten ist: „Die alten Sefand zum ersten Mal ein Flunkyball- natoren“ und „#sozialeBaustelle“. turnier zwischen den Fachschaften der Universität Mannheim statt. Doch nicht nur die Juristen waren in der Namensgebung kreativ, Wer sich fragt, was denn Flunky- auch die anderen Fachschaften ball sei, dem kann dies nicht ein- tauften ihre Teams unter anderem deutig beantwortet werden, da „Schlucken statt spucken“ oder es bezüglich der Spielregeln star- auch „Sehr sehr geiler Dorsch“. ke regionale Unterschiede gibt. Grundsätzlich geht es darum, dass zwei Mannschaften gegeneinander antreten und und versuchen vor dem Gegnern ihr Bier leer zu trinken. Dafür stehen sich die Mannschaften gegenüber und versuchen mit einem Ball eine Flasche in der Mitte umzuwerfen. Wenn dies gelingt, darf die Mannschaft so lange trinken, bis die Gegnerische die Flasche aufgestellt hat Die Vorrunden meisterten beiund wieder hinter der Linie steht. de Juristenmannschaften souverän mit jeweils drei gewonnen Diesen Spaß konnte sich selbst- en und einem verlorenem Spiel. verständlich auch die Fachschaft Jura nicht entgehen lassen, sodass Hervorzuheben ist das Spiel der diese gleich mit zwei Mannschaf- #sozialenBaustelle im Viertelfina36


le gegen die Fachschaft BWL, namentlich „Schlucken statt spucken“. Die beiden Mannschaften lieferten sich ein Schluck-an-Schluck rennen und waren gleichauf.

die #sozialeBaustelle im Viertelfinale aus dem Turnier ausschied. Die Alten Senatoren schafften jedoch den Einzug in das Halbfinale mit einem starken Sieg gegen die WiPets. Auch im Halbfinale wurde es erneut knapp gegen „Schlucken statt spucken“. Hier verloren die überlebenden Unternehmensjuristen gegen die BWL-Mannschaft, sodass sie sich auf den großartigen vierten Platz positionieren konnten.

Im Allgemeinen war das ein mehr Als die Betriebswirtschaftler bei als erfolgreiches Turnier in jeder einem Treffer die eventuell letzten Hinsicht. Obwohl an der UniSchlucke exten und somit gewon- versität Mannheim zum ersten nen hätten, rannten einige Fans Mal ein Flunkyballturnier stattder Mannschaft bereits während gefunden hat, mangelte es wedes Spiels auf das Spielfeld, um der an Teilnahmebereitschaft den vermeintlichen Sieg zu feiern. der Fachschaften, noch am Engagement der Organisatoren. Dabei wurde jedoch für einen Spieler der #sozialenBaustelle der Weg Und trotz aufgeheizter Anfeuezurück hinter die Linie versperrt. rungsgesänge und Buhrufe wähEs brach eine Diskussion zwischen rend der Spiele, erfreuten sich den beiden Schiedsrichtern, Mann- nachher alle Teilnehmer fachschaften und Unterstützern aus, bei schaftsunabhängig an dem geder man sich letztlich darauf einigte, meinsamen Ausklingen des das gesamte Spiel zu wiederholen. Abends (bei der wahrscheinWeder dem ersten noch dem zwei- lich zwangigsten Flasche Bier). ten Spiel mangelte es an Spannung, Die Fachschaft Jura freut sich beKnappheit oder Stimmung. Jedoch reits auf das Flunkyballturnier 2015. konnte die Fachschaft BWL das Spiel knapp für sich entscheiden, womit Text: Hela Ben Mansour 37


Rund um die Uni: das Studentenwerk Über die Tätigkeiten, Hintergründe und Veränderungen des Studierendenwerks

Jeder kennt es noch unter dem werks, Zeit genommen, um unsere Namen Studentenwerk. Doch auf- Fragen zu beantworten. grund des wachsenden Bedürfnisses an ‚Gender Equality‘ und der männlichen Behaftung des Wortes Studenten wurde es umbenannt in Studierendenwerk.

Fremdsprachenkurse

In naher Zukunft werden dementsprechend alle Schriftzüge an den neuen Namen angepasst. Der Begriff des Studierendenwerks ist je- Nachdem sie ihren Magister in Rodem geläufig. manistik und Geographie in Mannheim absolviert und später u.a. in Offen bleibt in der Regel die Frage, einer PR-Agentur und bei der wob inwieweit es in den Alltag an der AG (BtoB-Agentur), als EntwickleUni Mannheim eingebunden ist, rin von Kommunikationskampagdaher hat sich Astrid Brandenbur- nen tätig, kam Frau Brandenburger ger, Abteilungsleiterin für Kommu- im September 2012 zum Studierennikation und Studierendenservice denwerk in Mannheim. des Mannheimer Studierenden38


Das Studierendenwerk selbst beschäftigt derzeit um die 250 Mitarbeiter, diese sind hauptsächlich Festangestellte. Allerdings werden

Cafe EO diese auch zum Teil durch studentische Hilfskräfte ersetzt, gerade im Cafe EO, beim Anbieten von

universitären Alltag vom Studierendenwerk überhaupt abgedeckt werden. Allen voran ist dabei der Betrieb von den Mensen und Cafeterien in ganz Mannheim zu nennen. Insgesamt werden 25.000 Studierende vom Studierendenwerk durch die 13 Mensen und Cafeterien der 5 Mannheimer Hochschulen bedient, neben der Uni u.a. die DHBW oder auch die Popkademie.

Mensen

Fremdsprachenkursen oder auch bei der Einführung des Autoloadsystems, dieses soll in Zukunft durch das Installieren einer App weiter vereinfacht werden. Finanziert wird das Studierendenwerk hauptsächlich durch einen Anteil vom Semesterbeitrag. Zunächst stellte sich die Frage, welche verschiedenen Bereich im

Jährlich werden 475 t an Nahrung verarbeitet, um dem Appetit aller Studenten gerecht werden zu können. Beachtlich hierbei ist vor allem, dass der Mensa ein eigene Metzgerei angehört, die das Fleisch selbst verarbeitet, bevor es serviert wird. Über 500 verschiedene Gerichte werden über das Jahr verteilt von den verschiedenen Mensen angeboten, diese müssen stets an derzeitige Trends und Entwicklungen, wie die wachsende Anzahl von Vegetariern oder dem Bedarf möglichst kohlehydratfrei zu essen, an39


gepasst werden. Daher müssen ständig neue Inspiration gesucht werden, auch für die verschiedenen Aktionswochen, wie die Wildwoche oder die Burgerwoche. Diese können zudem saisonal bedingt sein, wie beispielsweise die

Spargelwoche. Hierbei wird vor allem Wert darauf gelegt, regionale Produkte einzukaufen, um die regionale Landwirtschaft zu stärken und ausschließlich frische Lebensmittel und keine Fertigprodukte zu nutzen. Auch der logistische Aufwand bis das Essen jeweils zur Ausgabe und auf den Teller gelangt, stellt täglich eine Herausforderung dar, da das Essen in den jeweiligen Küchen zubereitet wird und von dort aus in 40

möglichst großen Mengen mit Hilfe von Konvektomaten oft durch Fahrstühle transportiert werden muss. Anschließend müssen die übrig gebliebenen Essensreste möglichst effizient entsorgt werden. Hierfür arbeitet das Studierendenwerk mit einem zertifizierten Entsorgungsunternehmen zusammen, welches die Speisereste in eine Biogasanlage abführt. Die Räume der Mensen und Cafeterien werden aber auch anderweitig zur Verfügung gestellt. Beispielweise werden vom Institut für Sport Kochkurse angeboten und das Café EO veranstaltet regelmäßig Public Viewing Events, wie für

BAföG die Fußball WM dieses Jahres. Ein weiterer Bereich, der durch das Studierendenwerk abgedeckt wird,


ist die Unterstützung von Finan- zu informieren, da auch Stipendizierungsmöglichkeiten. Hierbei ist engeber bestimmte Voraussetzunzunächst BAföG zu nennen. gen oder Qualifikationen vor der Vergabe festsetzen. BAföG setzt sich aus einem staatlichen gezahlten Zuschuss und ei- Neben Stipendien kann man sich nem zinslos gewährten Darlehen aber auch bemühen, einen Kredit zusammen. während des Studiums zu erhalten. Das Studierendenwerk ist dabei ein Vertriebspartner des KfW-StudienDie Hälfte muss also später zurück- kredits und übernimmt für die Stugezahlt werden. Da die Anspruchs- denten die Legitimationsprüfung, voraussetzungen für BAföG teil- inwieweit ein Antrag Aussicht auf weise intransparent sind und viele Erfolg hat und ist auch hier beraStudenten verunsichert sind, ob sie tend bei der Ausfüllung des Anüberhaupt BAföG erhalten wür- trags tätig. den, unterstützt das Studierendenwerk die Studenten bei allen Fragen, die sich beim Ausfüllen der Anträge gestellt haben. Ein weiterer Schwerpunkt der ArDiese werden dann an das Amt für beit des Studierendenwerks liegt Ausbildungsförderung weiterge- bei der Bereitstellung der psycholeitet. Andere Möglichkeiten, um logischen Beratungsstelle (PBS). während des Studiums finanzielle Immer mehr Studierende leiden Zuschüsse zu erhalten, sind Stipen- unter dem zunehmenden Erfolgsdien. und Erwartungsdruck der auf ihnen lastet und trauen sich oft nicht, Verschiedene Stiftungen, oft staat- diese Probleme anzusprechen. lich gefördert, haben Stipendien ins Leben gerufen, um Studenten Hierbei unterstützt die PBS die aller Art zu fördern. Hier bietet es Studierende, um ihnen Prüfungssich an, sich auf der Stipendienda- angst oder Entscheidungsprobleme tenbank des Bildungsministeriums zu erleichtern. Zudem wird jedes

Studienkredite

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Jahr ein Workshop veranstaltet, die Schreib-Nacht, um Probleme wie Schreibblockaden, dauerhaft überwinden zu können. Frau Bensberg, die Leiterin der PBS, hat zudem diverse ‚Survival guides‘ verfasst, um den Studierenden Hilfestellungen zu geben, um den alltäglichen Stress auch alleine überwinden zu können.

auch Finanzierungsmöglichkeiten. So steht das Kinderhaus in N6 vorranging Studierenden zur Verfügung, welches ein ganzheitliche Betreuung für die Kinder anbietet.

Psychologische Beratungsstelle

Bei schwerwiegenderen Problemen, wie Suizidgefahr, bietet das 2013 kam es zu 80 Beratungen mit PBS auch eine dauerhafte psycho- studierenden Müttern oder Vätern. logische Beratung an. Zudem umfasst die Sozialberatung auch das Studieren mit Kind, da es sich regelmäßig schwierig gestaltet, Studium und Familie miteinander zu verknüpfen. Hierbei werden die Studierenden unterstützt bei Suche nach Betreuungsangeboten oder

Kinderbetreuung & Sozialberatung 42

Auch Studierende mit Behinderung oder Handicap erhalten vom Studierendenwerk langfristige Unterstützung, um ihnen den Alltag an der Hochschule zu erleichtert, vor allem finanziell. Auch hier wird das Studierendenwerk tätig, indem es den Studierenden Finanzierungsmöglichkeiten aufzeigt. Letztes Jahr nahmen 33 Studierende mit Handicap eine solche Beratung wahr. Der letzte große Bereich des Studierendenwerks umfasst das Bereitstellen von Wohnraum. Insgesamt betreibt das Studierendenwerk 19 Wohnhäuser, die 3200 Bettplätze umfassen. Die einzel-


nen Wohnheime bietet Platz für 8 Betten im Einfamilienhaus, aber auch bis zu 774 Betten in einer Wohnanlage. Diese sind unter den Semestern restlos belegt. Die Plätze werden kontinuierlich belegt, um eine möglichst passende Mischung in den betroffenen Wohnheimen herzustellen. Viele dieser Wohnhäuser bietet zunächst ein begrenztes Kontingent für ausländische Studenten an, um diesen den Einstieg in Deutschland zu erleichtern. Zudem arbeiten in den jeweiligen Wohnheimen Studenten als Tutoren, die Neuankömmlingen Hilfe nach deren Einzug anbieten.

heimen zu Beginn jedes Semesters und auch unter den Semestern Aktivitäten an den Abenden angeboten, um das gemeinsame Wohnen sozial auszurichten.

Wohnheime Gerade zu Beginn des Jahres ist der Ansturm auf die Plätze besonders hoch, daher versucht das Studentenwerk flexible Kündingungsfristen anzubieten. Insgesamt übersteigt dennoch die Nachfrage das Angebot.

Ein zuletzt sehr konträr diskutierAußerdem werden in den Wohn- ter Bereich waren die Verhandlungen um das Semesterticket. Dieses Jahr ist jedoch das letztes Jahr, in dem das Studierendenwerk dafür zuständig ist. Mit der Bildung des verfassten Studierendenschaft (vS) hat diese eine eige43


ne Rechtspersönlichkeit und kann ÖPNV auszuhandeln. selbständig mit dem ÖPNV Verhandlungen führen und Verträge Problematisch ist jedoch, dass die abschließen. Bis heute setzt sich fünf VS der Hochschulen Mannheims auf einen gemeinsamen Nenner kommen müssen. Allerdings müsste aufgrund der Vorlaufsfristen gerade bezüglich der Rückmeldeunterlagen bald der zukünftige Preis feststehen.

Semesterticket

das Semesterticket aus zwei Komponenten zusammen. Zum einen durch das Bezahlen des Tickets, zum anderen durch den Sockelbeitrag, der einen Teil des Semesterbeitrags ausmacht. Es stand zur Debatte, ob dieser abgeschafft wird, wodurch das Ticket für alle Nutzer erheblich teurer geworden wäre. In den letzten Jahren wurde das Semesterticket bereits zunehmend teurer. Das Studierendenwerk hatte immer 5-Jahres-Verträge mit dem ÖPNV abgeschlossen. Dieser wurde nur um ein Jahr verlängert, um jetzt der VS genügend Zeit zu geben, einen neuen Preis mit dem 44

Text: Benny Wollweber


Die wichtigsten Adressen und Kontakte Zentraler Kontakt fĂźr allg. Fragen und Anregungen: Telefon: 0621 49072-333 | Telefax: 0621 49072-399 Studentisches Wohnen Telefon: 0621 49072-888 E-Mail: wohnen(at)stw-ma.de Privatzimmervermittlung Telefon: 0621 49072-713, E-Mail: wohnen(at)stw-ma.de Studienfinanzierung/BAfĂśG Telefon: 0621 49072-444, E-Mail: bafoeg(at)stw-ma.de Essen + Trinken Telefon: 0621 49072-601 E-Mail: mensa/at)stw-ma.de

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Über das Justizsystem in der DDR Zwischen Verfassungsanspruch und Wirklichkeit „Das sozialistische Recht ist der zum Gesetz erhobene Wille der Arbeiterklasse“. Dieses Zitat wird Walter Ulbricht, dem mächtigsten Politiker der DDR von 1949 bis 1971, zugeschrieben. Es verdeutlicht, wie politisiert und ideologisiert das Rechtssystem der DDR war.

Konzentrationslagers Buchenwald befand und in dem insgesamt 28000 Menschen interniert wurden, von denen rund 7000 starben. Todesursachen waren überwiegend Unterernährung und Krankheiten. Es wurden aber nicht nur ehemalige Nationalsozialisten interniert, sondern auch Sozialde-

Schon vor der Staatsgründung der DDR am 7.10.1949 gab es diese Ideologisierung auf dem Gebiet der sowjetischen Besatzungszone. Vielfach wurden Entnazifizierungsprozesse genutzt, um mokraten und andere Personen, Personen zu beseitigen, die dem So- die nicht in das System eines Arzialismus kritisch entgegenstanden. beiter- und Bauernstaates passten.

„Staats verleumdung“

Ein besonders trauriges Beispiel ist hierfür das Speziallager Nummer 2 in Buchenwald, welches sich auf dem Gelände des ehemaligen 46

Mit der ersten Verfassung der DDR vom 7.10.1949 wurden den Bürgern justizielle Grundrechte zugebilligt. Diese waren in den Artikeln


126-138 festgelegt und umfassten Grundsätze, welche bis heute gelten. Beispiele hierfür sind das Recht auf einen Verteidiger und die Öffentlichkeit bei Verhandlungen vor den Strafgerichten. Diese Grundsätze wurden oft grob missachtet, und es entwickelte sich ein System von politischen Schauprozessen und politischen Geheimprozessen. Beide Prozessarten waren geprägt von Präjudikation: Urteile wurden durch die Richter mit der politischen Führung abgesprochen. Walter Ulbricht bestätigte die meisten Vorschläge, es kam aber auch dazu, dass er handschriftlich Anmerkungen machte, die im schlimmsten Fall nur das Wort “Todesstrafe“ enthielten.

Dieser Absatz kommt einer Generalklausel sehr nahe und wurde auch so verwendet, unter diesem Absatz konnten die Gerichte jedes Verhalten gegen die Interessen der Leitung der DDR als Straftat subsumieren. Die beiden wichtigsten Personen der Rechtspflege in den frühen Jahren der DDR waren Hilde Benjamin und Ernst Melsheimer. Erstgenannte war in einigen Schauprozessen Vorsitzende Richterin am Obersten Gericht, dem höchsten Rechtssprechungsorgan der DDR. Sie fällte in diesen Prozessen einige Todesurteile und wurde in den westlichen Medien als “Rote Hilde“ oder auch als „Blutige Hilde“ tituliert. Ernst Melsheimer, der sich schon energisch in den Dienst der nationalsozialistischen Diktatur gestellt hatte, war Generalstaatsanwalt der DDR und forderte in einigen politischen Prozessen die Todesstrafe. Berühmt wie auch gefürchtet waren seine Angriffe gegen Zeugen, denen er zuweilen damit drohte, sie würden, wenn sie den Angeklagten nicht belasteten, selbst in das Visier der DDR Führung geraten und auf der Anklagebank enden.

Eine exponierte Stellung in der Verfassung nimmt der Artikel 6 ein. Im zweiten Absatz heißt es: “Boykotthetze gegen demokratische Einrichtungen und Organisationen, Mordhetze gegen demokratische Politiker, Bekundung von Glaubens-, Rassen-, Völkerhaß, militaristische Propaganda sowie Kriegshetze und alle sonstigen Handlungen, die sich gegen die Gleichberechtigung richten, sind Verbrechen Einen markanten Punkt in der im Sinne des Strafgesetzbuches.“ Rechtsgeschichte der DDR stellt der Aufstand am 17. Juni 1953 dar. 47


An diesem Tag streikten und demonstrierten viele Ostdeutsche, um ihren Unmut über die Politik der SED zu äußern. Die Angaben über die Teilnehmerzahl schwankt zwischen 400.000 und 1,5 Millionen, jedenfalls kam es flächendeckend zu Demonstrationen. Während des Aufstandes wurden auch rund 1300 politische Gefangene aus den Gefängnissen befreit.

Ereignisse auseinander. Der Vorwurf durch das Gericht ist, dass Jennrich gezielt auf einen Volkspolizisten geschossen haben soll. Laut Jennrichs Aussage aber wurde ein Schuss ungezielt in die Luft abgeben und der andere gegen eine Mauer, wobei das Ziel lediglich gewesen sei, die Waffe zu entladen. Der Prozess fand am 25.8.1953 statt, während des Prozesses versuchte sich Jennrich zu verteidigen, doch er wurde zu einer lebenslangen Zuchthausstrafe verurteilt. Dies war aber noch nicht das Ende dieses politischen Prozesses, zwei Tage später, also am 27. August, legte die Staatsanwaltschaft Revision gegen das Urteil ein. Die Begründung war, dass es zum Schutze des Staates für solch ein Verbrechen nur die Todesstrafe geben könne. Der gleiche Richter, der Jennrich schon im ersten Prozess verurteilt hatte, tat dies auch im zweiten, aber diesmal zum Tode. Der Prozess dauerte 15 Minuten. Das

Der Paragraph gegen das Rowdytum

Nach der Niederschlagung des Aufstandes durch die Rote Armee griff die DDR-Justiz mit aller Macht gegen die Aufständischen durch, 1600 Aufständische wurden von den DDR-Gerichten zu teilweise hohen Haftstrafen verurteilt und zwei sogar zum Tode. Einer der zum Tode Verurteilten war Ernst Jennrich aus Magdeburg. Am 17.6.1953 war er im Magdeburger Stadtgebiet unterwegs und kam am Gefängnis Sudenburg vorbei. Die Wachtposten waren bereits entwaffnet, und er nahm eines der Gewehre an sich und gab zwei Schüsse ab. Ab diesem Punkt driften die Darstellung der 48


Gnadengesuch bei Präsident Wilhelm Pieck wurde abgelehnt. Die Todesstrafe wurde am 20.3.1954 durch das Fallbeil vollstreckt. Nach dem Tod Josef Stalins im März 1953 kam es zu Entstalinisierungsbestrebungen in der Sowjetunion. Dies trat zum ersten Mal wirklich zu Tage auf dem XX. Parteitag der Kommunistischen Partei der Sowjetunion im Februar 1956. Dort hielt Nikita Chruschtschow, der Nachfolger Stalins, eine Rede hinter verschlossenen Türen, in der er Stalin kritisierte und Verbrechen, die Stalin angewiesen hatte, aufdeckte. Die SED reagierte auf ihrer dritten Parteikonferenz im März 1956 auf diesen Kurs und milderte ihren eigenen etwas ab. Kurzfristig spiegelte sich das auch im rechtspolitischen Bereich wieder: Bis zum Oktober 1956 wurden über 20.000 politische Gefangene aus den Gefängnissen entlassen.

Auch die Aufweichung des Artikel 6 der DDR-Verfassung durch das Strafrechtsergänzungsgesetz vom 11. Dezember 1957 brachte keine Stärkung der “Gesetzlichkeit“ der DDR-Justiz. Es wurde lediglich der Begriff Boykotthetze gestrichen und die Straftatbestände „Spionage“, Staatsgefährdende Propaganda und Hetze“ und „Staatsverleumdung“ geschaffen. Im Jahr 1968 kommt es nochmal zu einem großen Umschwung in der DDR und ihrem Justizsystem. Zuerst wird am 12. Januar das Strafgesetzbuch beschlossen. Dieses steht ganz im Zeichen der Manifestation des Herrschaftsanspruches der SED, es finden sich hier wieder viele Normen, welche der Verfolgung politisch Andersdenkender einen legalen Rahmen geben. Beispielhaft ist hier der § 215 StGB zu nennen, in dem in Absatz 1 steht: „Wer sich an einer Gruppe beteiligt, die aus Missachtung der öffentlichen Ordnung oder der Regeln des sozialistischen Gemeinschaftslebens Gewalttätigkeiten, Drohungen oder grobe Belästi

„Staatsgefährdende Hetze und Propaganda“

Diese Maßnahme war aber nicht der Beginn der Stärkung einer fairen Justiz, sondern ein Strohfeuer.

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gungen gegenüber Personen oder böswillige Beschädigungen von Sachen oder Einrichtungen begeht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Haftstrafe bestraft.“ Dieser Paragraph geht gegen das sogenannte Rowdytum vor, dieser Absatz ist aber inhaltlich so unbestimmt, dass viele politische Gegner wegen dieses Rechtsbruches verurteilt wurden. 50

Die zweite und wohl noch größere Änderung in diesem Jahr war die neue Verfassung der DDR, verabschiedet am 6. April. Diese neue Verfassung wurde von der SED als nötig erachtet, da die gedachte Wirklichkeit eines nun weitgehend umgesetzten Sozialismus sich immer mehr von der Verfassung von 1949 unterschied, welche noch „bürgerliche“ demo-


kratische Züge hatte. Grundfreiheiten wie Presse- oder Gewissenfreiheit finden sich auch noch weiter in der Verfassung von 1968, sie wurden aber weiterhin grob missachtet.

Mindestens 80 von diesen Personen wurden „Staatsverbrechen“ vorgeworfen. Insgesamt wird die Zahl der politisch Verurteilten auf 150.000 bis 200.000 geschätzt.

Schon in den ersten Artikeln gibt sich die SED das Recht zur Herrschaft. Bereits in Artikel 1 wird festgeschrieben „Die Deutsche Demokratische Republik ist ein sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern. Sie ist die politische Organisation der Werktätigen in Stadt und Land unter der Führung der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei.“ damit legitimierte sich die SED als Herrschaftsorgan aller. Proteste gegen die durch die neue Verfassung verbürgte Unrechtsherrschaft kamen allein aus den Kreisen der evangelischen Kirche in der DDR.

Viele wurden mittlerweile rehabilitiert, auch der oben genannte Ernst Jennrich. Das Bezirksgericht Halle hob das Urteil gegen ihn am 20.8.1991 posthum auf. Auch wenn also die Strafjustiz einen der allgemeinen Rechtspflege entsprechenden Kern gehabt haben mag, war das Justizsystem insgesamt doch völlig den politischen Vorgaben der SED-Diktatur unterworfen: Die DDR war ein Unrechtsstaat und das Recht war in den Händen der herrschenden Partei ein bloßes Werkzeug ihrer Herrschaft. Text: Felix Fitschen

Der letzte große juristische Schritt der DDR war die Abschaffung der Todesstrafe am 17.7.1987. Anhand diesen Schrittes kann auch Bilanz gezogen werden über das Justizsystem der SED-Diktatur. Insgesamt wurden in der DDR 227 Menschen zum Tode verurteilt und das Urteil wurde bei mehr als zwei Dritteln auch vollstreckt. 51


Eine Nacht aus dem Leben eines Zweitis. Ein Artikel von Philipp Esmek.

Langsam werde ich wach, ich öffne meine Augen und schaue mich um. Ich brauche einige Sekunden, um zu merken, dass es sich bei dem prachtvollen Interieur sowie dem behaglichen Gefühl eines frisch bezogenen Bettes nicht um meine überschaubare Behausung irgendwo in den Quadraten handelt.

Mein Kopf unterliegt einem pochenden Schmerz, der sich anfühlt, als würde eine Abrissbirne im pulsierenden Rhythmus abwechselnd an meine Kopfhälften anklopfen. Ich sollte wohl weniger trinken. Nach mehreren Anläufen schaffe ich es, mich aus dem gemütlichen Nachtlager zu erheben.

Das Gefühl über diese Erkenntnis zieht die durchaus nicht unwichtige Frage nach sich, wo ich mich befinde und wie ich hier hergekommen bin. „Jawoll, Philipp, du hast es geschafft. Die Frauenwelt liegt dir zu Füßen.“ Ermutigt von dem Gedanken, dass der gestrige Abend durch eine neue Mädchenbekanntschaft bereichert wurde, richte ich mich schlagartig auf. Keine gute Idee. 52

Wenigstens muss ich mich nicht mehr anziehen. Weißes Shirt, ausgewaschene Jeans, Schuhe. Alles noch dran. Praktisch eigentlich. Etwas benommen und immer noch angeschlagen vom gestrigen Gelage, von dem ich mir mittlerweile sicher bin, dass es stattgefunden hat, hangele ich mich vom Regal über die Kommode raus aus dem Zimmer, in dem ich aufgewacht


bin. Ich öffne eine für meine gewohnten Verhältnisse prunkvolle Tür, die mir den Weg zu einem schmalen Flur versperrte.

dem Kühlschrank befindlichen Vase, die meinem Anschein nach Lion Cereals enthält. Ihr wisst schon. Diese kleinen hell- und dunkelbraunen Frühstücksflakes.

Ich stütze mich an einem modischen Sideboard entlang der rech- Das Frühstück, das laut zahlreiten Wand und nehme beiläufig Bil- chen zweitklassigen Werbeander von einer glücklichen Familie noncen „Respekt verdient“. Im nächsten Moment vernehme ich ein lautes Klirren. Die Frage, warum sich mein Frühstück jetzt vereinzelt auf dem Boden befindet, brauche ich wohl nicht zu beantworten. Verwirrt entnehme ich einem Schrank über den Herdplatten eine Schüssel und befülle sie mit jenem Inhalt, dessen zweifache Farbenvielfalt harmonisch mit dem braunen Holzton des Parketts im Einklang ist.

Kater verdient Respekt.

wahr, die ich auf meinem unbeholfenen Weg in den nächsten Raum hinter mir lasse. Aha. Die Küche. Mein Bild einer traumhaften Einbauküche wird durch Brandflecken auf dem Parkett sowie durch ein Arsenal an geöffneten Spirituosen und leeren Bierflaschen gestört.

Schnell entnehme ich dem weißen Porzellangefäß noch eine Zigarettenkippe, die sich vom Boden irgendwie in mein Frühstück verirrt haben muss und lege sie bedacht wieder dorthin, wo sie mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ursprünglich war. Jetzt noch ein guter Schuss Milch und der „Kater verdient Respekt“. Lustiger Slogan eigentlich. Passt irgendwie.

Hunger. Mal wieder wird mir meine Körpergröße zum Verhängnis. Ich greife nach einer sich auf Zu meiner Enttäuschung muss ich 53


feststellen, dass ich iKühlschrank, von dem ich mir sicher war, dass Ich sehe mich um. Nur häuslier den heiligen Kuhsaft enthält, ches Mobilar. Kein Aufschluss ausschließlich Gemüse vorfinde. über meinen Aufenthaltsort, kein Mensch, kein Lebenszeichen. Stille. In vergleichbaren Situationen, die ich bisher nur von der Kinoleinwand kenne, gibt der Tascheninhalt Antworten auf bislang offene Fragen. Ich fühle mich wie Phil Wenneck in Hangover. Dieses Gefühl wird allerdings von Unsicherheit und meinen anhaltenden Kopfschmerzen überspielt. Nichts von großer Auffälligkeit. Schlüssel, Handy, Portemonnaie.

ein präziseres Ergebnis als „Mitteleuropa“

Meine vorübergehende schlechte Laune, die einem trockenen Unterfangen aus Lion Cereals und Asche zugrunde liegt, hält jedoch nicht lange an. Der Küchentisch, darauf ein halbvolles Bier. Perfekt! Ist ja fast dasselbe. Das flüssige Naturprodukt, das mittlerweile auch keine Kohlensäure mehr enthält, kommt der Milch ziemlich nahe. Eigentlich ist nur die Farbe anders. Und der Geschmack. Nach einer geräucherten Portion Respekt stütze ich mich auf dem Glastisch in der Küche ab und stehe auf. 54

Die Basics also. Enttäuscht von der jetzt wohl doch nicht stattfindenden Schnitzeljagd nach Hinweisen durchsuche ich mein Handy. In der Whatsapp-Gruppe „Möchtegernjuristen“, die einige Jungs und ich zum formellen Beweis unserer innigen Freundschaft gegründet haben, habe ich 276 neue Nachrichten. Die eignen sich wahrscheinlich eher für einen SMS-Roman, der es unter den schlechtesten Literaturtexten in der Kategorie „inhaltslos und zweitverschwendend“ immer noch aufs Siegertreppchen schaffen würde. Ich schweife ab.Neben der Tatsache, dass mir die Hauseigentümer unbekannt sind, weiß


ich auch nicht, an welchem Ort ich mich befinde. Ich könnte auf der anderen Seite der Welt sein, ohne es zu bemerken. Cool! Ich blicke aus dem Küchenfenster in den Garten.

tür und staune nicht schlecht, als sich das Hangoverklischee vollständig erfüllt. Inmitten von noch mehr Bierflaschen und Redcups, die einer Party vergeblich den amerikaniEine mitteleuropäische Nord- schen Touch verleihen sollen, manntanne zieht meinen Blick befindet sich ein in die Erde auf sich. Dem Namen des klas- eingelassener hohler Quarder, sischen Weihnachtsbaums nach der mit Wasser gefüllt ist. „Die zu urteilen wird es mich wohl Jungs zu Hause glauben mir weder nach Melbourne noch das nie“, murmele ich laufe nach Hawaii verschlagen haben. die Terrassentreppe herunter. Schade eigentlich.Immer noch ein bisschen stolz auf die professionel- Ich stütze mich auf der kleinen le Herleitung meines Aufenthalts- Leiter ab, die in das Schwimmortes öffne ich Google Maps in der becken führt und betrachte mein Hoffnung, auf ein präziseres Ergeb- Spiegelbild. Kein Mike-Tynis als „Mitteleuropa“ zu kommen. son-Tattoo. Hätte mich auch gewundert. Immer noch angeDer kleine blaue Punkt, der wohl schlagen und übermüdet schließe meine Lokation darstellen soll, pochtauf einer Weltkarte. Ich zoome, indem ich Zeigefinger und Daumen auf dem Bildschirm auseinanderziehe. Ich halte die Luft an. Spannung. Das Ergebnis, ebenso absehbar wie trivial. Mannheim. Wo auch sonst. Etwas desillusioniert, aber gleichzeitig glücklich, weil ich mir ein

„Lauf“, brülle ich.

One Way Ticket ohnehin nicht hätte leisten können, mache ich mich weiter auf die Suche nach Hinweisen.Ich öffne die Garten-

ich meine Augen und lasse mich nach vorne fallen. Geiles Gefühl, auch wenn ich einen kleinen Elektroschock an meiner rechten Ho55


ein überbreites Grinsen

nes sich im Haustürschloss herumdrehenden Schlüssels. Fuck! Was war nochmal die Rechtsfolge von Hausfriedensbruch? Keine Ahnung, hab ja kein Strafrecht. Der Bauchplatscher in den Pool hätte wirklich nicht sein müssen. Scheiß auf Transzendenz. Ich muss hier weg! Blitzschnell springe ich aus dem Wasser.

„Hallo?“, höre ich aus dem Flur in sentasche spüre. Das war‘s dann die Küche bis in den Garten schalwohl mit meinem Handy. Mir al- lend, „ist hier jemand?“ Dicht les egal. Hauptsache abtauchen. gefolgt von vorausgehender Frage des aus meiner Sicht ungebeIch tauche wieder auf und ver- tenen Gastes folgt ein lauter und nehme zum ersten Mal schö- durchdringlicher Schrei. nes Vogelgezwitscher und eine leichte Brise, die durch die Scheiße, scheiße, scheiße. „Lauf “, Äste weht. Harmonie, Harmo- brülle ich mich selbst an und nie. Der angenehme Wind auf lege einen Sprint ein, der für meiner Haut kühlt mich ab, eine Ehrenurkunde bei den meine Klamotten haften wie Bundesjugendspielen reichen ein Neoprenanzug an meinem würde. Während alle andeKörper.Ich verschränke die ren Partygäste seelig zu Hause Arme, stütze sie auf dem Ba- schlafen, mache ich Usain Bolt ckenrand, halte inne und atme Konkurrenz und entscheide aus. Harmonie, Harmonie. Mei- mich für einen schmalen Weg ne kleine Transzendenzerfahrung, der zwischen dem Haus und die ohne das Fehlen einer ein- dem Nachbargrundzigen Komponente meines Si- stück vorbeiführt. tuationscocktails nicht stattgefunden hätte, verfliegt genauso „HEY, STEHENBLEIBEN!“, höre schnell wie sie gekommen ist. eine mir unbekannte Stimme Ich vernehme das Geräusch ei56


aus der Küche. Aber ich bleibe nicht stehen. Ich fühle mich wie der Roadrunner von Looney Tunes, der vor dem hässlichen Wüstenwolf wegrennt. Nur schneller. Und immer noch nass. Endlich auf der Straße, aber noch lange nicht am Ziel. Nur weg von hier! Und während ich so um mein Leben und ein lupenreines Vorstrafenregister renne, zeichnet sich auf meinem Gesicht mit jedem Meter Vorsprung langsam aber sicher ein überbreites Grinsen ab. Auch wenn ich mich an die letzten Stunden nicht mehr so gut erinnern kann, die erhoffte Mädchenbekanntschaft wohl nicht stattfand und ich im Applestore ein halbes Vermögen für den Wasserschaden bezahlen werde, diese Story werde ich nicht so schnell vergessen. Text: Philipp Esmek

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Nachwort vom Superuju Abschiedsgedanken von unserem Lieblingssuperhelden So schnell ist der Westflügel auch schon wieder vorbei. Ich hoffe ihr wurdet gut unterhalten und informiert und habt vielleicht sogar neue Denkanstöße erhalten.

ein Nachwort schreibt, stieß ich auf die Antwort, dass sich dort häufig noch einmal die Moral der Geschichte oder ein Sinnspruch finde.

Dank gebührt den Autoren für die Artikel und das Zusammensetzen dieser Zeitung und Euch für das sich Zeit Nehmen und Lesen der selbigen.

Diese Tradition möchte ich nicht brechen und bediene mich dafür bei einem Zitat eines der berühmtesten Jurastudenten Deutschlands, welches trotz seines Alters nach wie vor volle Geltung hat.

Deshalb der obligatorische Aufruf: Falls ihr auch Lust habt, „Es ist mit der Jurisprudenz wie selbst mitzuschreiben, kommt mit dem Bier; das erste Mal schauin der FS vorbei. dert man, doch hat man‘s einmal getrunken, kann man‘s Dort ist man über jede hel- nicht mehr lassen.“ fende Hand und jedes freundliche Gesicht dankbar. - Johann Wolfgang von Goethe Nach einer kurzen Befragung einschlägiger Internetsuchmaschinen, was man denn überhaupt so in Euer Superuju 58


Impressum Herausgeber Fachschaft Jura Chefredakteurin Hela Ben Mansour Redaktion Benny Wollweber Laura Jugel Stephan Alexander Felix Fitschen Matthias Riehl Jule Reder Gastschreiber Philipp Esmek Marcus Kessler Jochen Erhardt Paul Greef Kontakt Universit채t Mannheim Fachschaft Jura L 13, 9 in Zimmer 314 Tel: 0621 - 181 1313 E-Mail: fsjura@uni-mannheim.de

Bildquellen

S.14: www.Ethikrat.org S.30,31: https://www.facebook. com/pages/Der-Superuju/207095909318451?sk=photos_stream S. 33, 34: https://www.facebook. com/pages/1-FC-U-Jurist/199743350057939?sk=photos_stream S.38,40,43: www.stw-ma.de S. 56: eigener Scan - Scan. Lizenziert unter Public domain 체ber Wikimedia Commons - http://commons. wikimedia.org/wiki/File:DDR-Verfassungsentwurf-1949. png#mediaviewer/Datei:DDR-Verfassungsentwurf-1949.png

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