Broschüre Senatsverwaltung für Stadt und Umwelt Berlin: Aktive Zentren in Berlin

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Evaluierung des Programms

Aktive Zentren in Berlin Programmeinf端hrungsphase 2008 - 2011



Inhaltsverzeichnis Aktive Zentren in Berlin

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Evaluierungskonzept

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Turmstraße 12 Müllerstraße 16 City West

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Wilhelmstadt 24 Karl-Marx-Straße 28 Marzahner Promenade

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Bilanz und Empfehlungen

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Aktive Zentren in Berlin

Das Bund-Länder-Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ ist ein wichtiger Bestandteil der Städtebauförderung von Bund und Ländern. Seit den 1990er Jahren wurden die Städtebauförderprogramme weiterentwickelt, damit sie aktuellen Problemlagen aufgrund veränderter demografischer, ökonomischer, sozialer und ökologischer Rahmenbedingungen differenzierter Rechnung tragen können. Das Programm Aktive Stadt- und Ortsteilzentren konzentriert sich auf die Folgen des wirtschaftlichen Strukturwandels und zielt darauf ab, die (geschwächte) Funktionstüchtigkeit ausgewählter Stadt- und Ortsteilzentren durch eine integrierte Handlungsstrategie nachhaltig wiederherzustellen und auszubauen. Die Kooperation mit privaten Akteuren der Stadtentwicklung wird dabei in den Mittelpunkt gerückt.

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Berlin hat Zentren unterschiedlicher Größe und Funktion. Neben der historischen Mitte und der City West – Zentrenbereichen mit internationaler Ausstrahlung – gibt es Hauptzentren von überregionaler Bedeutung sowie die Stadtteil- und Ortsteilzentren, die für den täglichen Einkauf und dem Lebensalltag wichtig sind. Sie bieten eine attraktive Mischung aus Wohnen, Sozial- und Bildungsein-

Karl-Marx-Straße: Aktives Zentrum seit 2009

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

richtungen, Einzelhandel, Dienstleistungen sowie Kulturund Freizeiteinrichtungen. Hier findet Identifikation statt. Ziel der Berliner Zentrenentwicklung ist es, die bewährte polyzentrale Struktur zu erhalten, zu entwickeln und die Zentren als Mittelpunkt des Alltagslebens zu stärken. Dies ist angesichts des demografischen Wandels, aber auch für den Klimaschutz wichtig: Eine Grundversorgung in fußläufiger Entfernung erleichtert Bewohnern jeden Alters den Alltag und hilft, den motorisierten Verkehr einzuschränken. Ein Einzelhandelsangebot mit einem umfassenden Branchenmix zu erhalten und weiterzuentwickeln hat daher Priorität. Der Berliner Stadtentwicklungsplan (STEP) Zentren 3 enthält neben Leitlinien, Zielen und Steuerungsgrundsätzen ein hierarchisch gestaffeltes, gesamtstädtisches Zentrenkonzept: Hier ist festgelegt, welche Gebiete als Zentrumsbereich, Haupt-, Stadtteil- oder Ortsteilzentrum gelten. Die für diese Zentrentypen definierten Ausstattungsmerkmale bilden die Grundlage für die bezirkliche Zentrenentwicklung.


Das Programm Aktive Zentren stellt Fördermittel zur Zentrenstärkung in festgelegten Gebietskulissen zur Verfügung.1 Zentral für den Erfolg des Förderprogramms sind die Integrierten Entwicklungskonzepte. Hiermit werden die programmbezogenen Interventionsschwerpunkte und Maßnahmen festgelegt, mit den bezirklichen strategischen Grundlagen abgeglichen und im engen Kontakt mit den betreffenden Ressorts umgesetzt. Das Programm startete im Jahr 2008 mit einem Bewerbungsverfahren, um Zentren mit schlüssigen Konzepten, die einem nachweislichen Handlungsbedarf begegnen wollen, auszuwählen. Entscheidend war, dass die Konzepte allen wichtigen Funktionsaspekten des Zentrums mit tragfähigen Strategien und Maßnahmen Rechnung trugen und die Gebiete im Rahmen der Konzepterarbeitung bereits Partner für einen gemeinschaftlichen Umsetzungsprozess gewinnen konnten. Vor dem Hintergrund der je-

weils spezifischen Ausgangslage waren folgende Beurteilungskriterien von Belang: • der absehbare Beitrag zur Stärkung der Zentrumsfunktion, der Wirtschafts- und Identifikationskraft sowie zur Steigerung der touristischen Anziehungskraft • die Verbindlichkeit des Entwicklungskonzepts (z. B. durch Bezirksamtsbeschluss) • die Mitwirkungsbereitschaft der privaten Akteure, vorzugsweise von Eigentümern (zur verbindlichen Mitarbeit in Arbeitsgemeinschaften, zur Tätigung privater Investitionen in eigenes Eigentum oder zur Beteiligung an öffentlichen Maßnahmen). Im Jahr 2008 wurden die Zentren Marzahner Promenade und Turmstraße in das Programm aufgenommen. 2009 kamen die Zentren Müllerstraße, Karl-Marx-Straße und City West in das Programm hinzu und 2010 wurde die Förderkulisse um das Gebiet Wilhelmstadt erweitert.

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1 Die Gebietsfestlegung erfolgt als Sanierungsgebiet § 142 BauGB, städtebauliches Entwicklungsgebiet § 165 BauGB, Erhaltungsgebiet § 172 BauGB, Stadtumbaugebiet § 171 b BauGB oder als Gebiet der Sozialen Stadt § 171 e BauGB.

City West: Aktives Zentrum seit 2009

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Aktive Zentren in Berlin

Berlin hat viele Zentren mit unterschiedlicher Größe und Funktion. Neben der historischen Mitte und der City West Im Ergebnis des Wettbewerbes wurden zwei Gebiete (Turmstraße und Marzahner Promenade) im Jahr 2008 in das Programm Aktive Zentren aufgenommen, drei Gebiete (City West, Müllerstraße, Karl-Marx-Straße) im Jahr 2009, die Spandauer Wilhelmstadt im Jahr 2011. Die Festlegung der Fördergebiete erfolgte durch Senatsbeschluss.

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Der Förderschwerpunkt AZ 01 • Handel und Gewerbe stärken dient den Primärzielen: dem Ausgleich von wirtschaftlichen Funktionsverlusten und strukturellen Mängeln, dem Stopp von Trading-Down-Prozessen durch ein vielfältiges Handels- und Dienstleistungsangebot, durch Nutzungsmischung sowie zeitgemäße Handelsstrukturen.

Die Berliner Programmgebiete sind überwiegend zusammenhängende und gewachsene Geschäftsstraßen, die durch eine hohe Bebauungs- und Wohndichte geprägt sind. Die vielerorts wirkenden Tendenzen des intensiven Wettbewerbs im Einzelhandel, des Nachfragerückgangs, die Verschiebungen zwischen großflächigem und kleinteiligem Einzelhandel, die Kaufhaus- und Warenhauskrise und nicht zuletzt das differenzierte Nachfrageverhalten der Kunden sind auch in den Berliner Zentren deutlich zu spüren. Trading-Down-Prozesse haben eingesetzt und werden im Stadtbild sichtbar.

Die Förderschwerpunkte AZ 02 • Kultur- und Stadterleben ermöglichen AZ 03 • Lebensqualität wahren/Wohnfunktion stärken AZ 04 • Soziale und ethnische Integration fördern AZ 05 • Zukunftsfähige Mobilitätslösungen entwickeln dienen den Sekundärzielen: der Stabilisierung der Programmgebiete als lebenswerte Zentren und attraktive Wohnstandorte durch Wahrung der Lebensqualität, die ihren Ausdruck in vielfältigen Bildungs-, Freizeit- und Kulturangeboten, in zeitgemäßen öffentlichen Räumen, in einem hohen Maß an sozialer und ethnischer Integration sowie in zukunftsfähigen Mobilitätsangeboten findet.

Alle Gebiete weisen Funktionsschwächen auf, insbesondere durch Funktionsverluste auf gewerblichen und öffentlichen Flächen. Es besteht ein erheblicher städtebaulicher Investitionsbedarf, zudem ist häufig eine Konzentration sozialer Probleme zu verzeichnen. Die Berliner Programmgebiete stehen vor der Herausforderung, ihre zentralen Geschäftslagen zu qualifizieren und zugleich die Wohnfunktion und die kulturellen Angebote sicherzustellen sowie den sozialen Zusammenhalt zu stärken.

Die Förderschwerpunkte AZ 06 • Strategisch handeln AZ 07 • Kooperatives Handeln ermöglichen AZ 08 • Baukultur und Gestaltqualität fördern dienen den Querschnittszielen: der Entwicklung integrierter Handlungsstrategien und der Förderung kooperativen Handelns. Vorhaben sollen modellhaft in Public-PrivatePartnership-Konstellationen realisiert, baukulturelle Aspekte bei allen Bauvorhaben berücksichtigt werden.

Diese differenzierte Aufgabenstellung spiegelt sich in den Förderschwerpunkten des Programms Aktive Zentren wider.­

Aktuelle Herausforderung im Zentrum Turmstraße: Spielotheken und stark motorisierter Verkehr

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Aktives Zentrum Wilhelmstadt

Das Hauptzentrum Müllerstraße: Stärkung als wichtiger Versorgungsstandort für den Ortsteil Wedding und in seiner Funktion als Geschäftsstraße

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Aktuelle Herausforderung in der Wilhelmstadt: Spielotheken und stark motorisierter Verkehr

Aktives Zentrum Müllerstraße

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Evaluierungskonzept

Die Evaluierung des Programms Aktive Zentren Berlin erfolgt in drei Schritten, jeweils nach Abschluss vorher festgelegter Evaluierungsphasen: 1. Phase: Programmeinführung 2008-2011 2. Phase: Programmumsetzung I 2012-2015 3. Phase: Programmumsetzung II 2016-2019 Die Evaluierung stützt sich auf ein für alle Phasen gültiges Evaluierungskonzept, das fortlaufend überprüft und bei Bedarf aktualisiert wird. Die vorliegende Evaluierung betrifft die Programmeinführungsphase.

EVALUIERUNGSKONZEPT Der gesamte Prozess stützt sich auf folgende Leitfragen, die sich an den Programmzielen orientieren:

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Evaluierungsleitfragen zur Bewertung der Primärziele: Konnte mithilfe des Programms Aktive Zentren ein Beitrag geleistet werden, um Funktionsverluste und strukturelle Mängel auszugleichen sowie Trading-Down-Prozesse zu stoppen? Konnten ein vielfältiges Handels- und Dienst-

Aktives Zentrum Karl-Marx-Straße: Wirtschaftlicher und demographischer Wandel als Herausforderung der aktuellen Stadtentwicklung

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leistungsangebot, Nutzungsmischung sowie zeitgemäße Handelsstrukturen befördert werden? Evaluierungsleitfragen zur Bewertung der Sekundärziele: Konnte mithilfe des Programms Aktive Zentren ein Beitrag geleistet werden, die Programmgebiete als lebenswerte Zentren und attraktive Wohnstandorte zu stabilisieren? Konnte die soziale und ethnische Integration gesichert werden? Konnte ein vielfältiges Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebot abgesichert werden? Konnten zeitgemäße öffentliche Räume und zukunftsfähige Mobilitätsangebote geschaffen werden? Evaluierungsleitfragen zur Bewertung der Querschnittsziele: Werden im Rahmen des Programms integrierte Handlungsstrategien entwickelt sowie kooperatives Handeln, die Realisierung von Vorhaben in Public-Private-Partnership-Konstellationen und die Einbeziehung baukultureller Aspekte in allen Bauvorhaben befördert? Ergänzend werden die Akteure in den Gebieten und auf Landesebene nach übergreifenden Bewertungen befragt.

Aktive Zentren Marzahner Promenade (oben) und City West (unten): Einsatz baulich-investiver Maßnahmen kombiniert mit partizipativen Maßnahmen.


Auf Gebietsebene:

Auf Landesebene:

• Spiegeln die derzeitigen Schwerpunkte in den Integrierten Entwicklungskonzepten die aktuellen Herausforderungen in den Gebieten optimal wider? • Ist eine Schwerpunktveränderung hinsichtlich der gesetzten Ziele und Maßnahmen in den Gebieten erforderlich? Reagiert das Konzept adäquat auf den Handlungsbedarf? • Konnten Multiplikatoren gewonnen werden, um eine integrierte Gebietsentwicklung zu befördern? • Existieren hemmende Rahmenbedingungen für die Programmumsetzung in den Gebieten? • Welche Schlussfolgerungen ergeben sich für die weitere Programmdurchführung in den Gebieten?

• Spiegeln die Programmziele die Herausforderungen der Stadtentwicklung in den Zentren wider? • Welche Schwerpunkte ergeben sich durch die Zielsetzung und Maßnahmenumsetzung in den einzelnen Gebieten für das Programm Aktive Zentren? Spiegeln diese die Programmziele wider? • Haben sich die eingesetzten Instrumente (Prozesssteuerung, Gebietsfonds, Geschäftsstraßenmanagement) bewährt und die Zielerreichung wirksam unterstützt? • Konnten Multiplikatoren gewonnen werden, um die Programmziele zu kommunizieren? Ist die Kommunikationsstrategie umfassend definiert und wurde sie wirksam eingesetzt? • Wird die Maßnahmenumsetzung durch schnelle und schlanke Förderverfahren befördert? Sind Änderungen im Förderverfahren erforderlich? • Konnten die zur Verfügung stehenden Mittel durch die Gebiete umgesetzt werden? Wie hoch ist der Förderbedarf in der nächsten Programmphase?

Aktives Zentrum Müllerstraße: Gebietsfond 2011 - Livemusik auf dem Leopoldplatz.

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

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Evaluierungskonzept

Für jedes Gebiet erfolgt eine Erfolgsbewertung je Programmziel sowie im Resümee für das gesamte Gebiet. Aus den Ergebnissen der Evaluierung werden Empfehlungen abgeleitet: a) für die Programmgestaltung auf Landesebene (Förderpolitik, Fördervolumen und Förderschwerpunkte) b) für die weitere Programmumsetzung in den Gebieten (Überarbeitung Integrierter Entwicklungskonzepte, Umsetzung der Maßnahmen). Für die Evaluierung werden verschiedene Instrumente herangezogen.

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Grundlegend: • die Integrierten Entwicklungskonzepte für die Programmgebiete • die zum Stichtag abgeschlossenen und begonnenen Maßnahmen (SenStadtUm Maßnahmenliste) • die jährlichen Selbstevaluierungen der Gebiete (Berichte zur Gesamtmaßnahme) • die Selbstevaluierung abgeschlossener Teilmaßnahmen

Aktives Zentrum Wilhelmstadt: Stabilisierung des Wohnstandortes durch zeitgemäße Gestaltung öffentlicher Räume

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durch die Gebiete (Verwendungsnachweise) • die Datenerhebung für abgeschlossene Teilmaßnahmen (Verwendungsnachweise) • die laufende Auswertung des Mitteleinsatzes (SenStadtUm Maßnahmenliste) • das Monitoring Aktive Zentren. Ergänzend: • 2 Reflexionstermine je Gebiet: mit dem Programmverantwortlichen der Bezirke, der Prozesssteuerung und Schlüsselpersonen sowie mit dem Geschäftsstraßenmanagement und Gewerbetreibenden • 3-5 Fallbeispiele für Fördermaßnahmen, ausgewählt von complan in Abstimmung mit SenStadtUm, um Wirkungszusammenhänge und Folgeeffekte auszuloten. • Gespräche mit Schlüsselpersonen (z. B. Projektträgern, Fachverwaltung, Gebietsbearbeitern SenStadtUm) und Experten (Vertreter SenStadtUm, IHK und Sonstige) • Auswertung von Internetauftritten und Fachliteratur sowie Fachplanungen (z. B. STEP Zentren 3, Gebietspässe, bezirkliche Einzelhandelskonzepte).

Aktive Zentren Turmstraße (oben) und Müllerstraße (unten): Zukunftsfähige Mobilitätsangebote in den Zentren schaffen


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Aktive Zentren Gebietskulissen 2011

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Turmstraße

GEBIETSENTWICKLUNG 2008-2011 Stabilität und Vielfalt, Modernität, Profilbildung und Identität

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Im Jahr 2008 verfügte die Turmstraße mit 111 Einzelhandelsbetrieben über eine Gesamtverkaufsfläche von ca. 23.000 m². Dem nahversorgungsrelevanten Sortimentsbereich waren 50 Betriebe mit ca. 11.000 m² zuzuordnen, 57 Ladeneinheiten mit einer annähernd gleich großen Verkaufsfläche zählten zur sonstigen zentrenrelevanten Sortimentsgruppe, die übrigen vier Betriebe mit nichtzentrenrelevanten Sortimenten verfügten über ca. 2.000 m². Das Angebot der meist kleinteiligen Einzelhandelsbetriebe verlagerte sich zunehmend auf das untere Preissegment, da das Kaufkraftniveau im Gebiet unter dem Berliner Durchschnitt liegt. Der Leerstand wurde mit 13 Ladeneinheiten trotz hoher Fluktuation als moderat beschrieben. Die bedeutenden Magnetbetriebe wiesen strukturelle und gestalterische Defizite auf: Die Arminiusmarkthalle verzeichnete einen überaus hohen Leerstand von 35-40 %, das Hertie-Warenkaufhaus hatte erheblichen Modernisierungsbedarf, der Biowochenmarkt vor der Heilandskirche galt als ausbaufähig. Positiv wurde die Durchmischung des Geschäftsstraßenbesatzes mit 21 Gastronomiebetrieben und 24 Dienstleistungseinheiten vermerkt. Im Stadtentwicklungsplan (STEP Zentren 3) wird die Turmstraße als besonderes Stadtteilzentrum ausgewiesen, das sich u. a. durch gute Erreichbarkeit, ein über die Bezirksgrenzen hinausgehendes Einzugsgebiet und durch überwiegende Angebote des mittleren und langfristigen Bedarfs auszeichnet. Mit der Schließung des Hertie-Kaufhauses im Sommer 2010 büßte die Turmstraße ca. 30 % Verkaufsfläche ein, die Anzahl der Betriebe sowie die Aufteilung der verbliebenen 15.800 m2 Verkaufsfläche auf die Sortimentsgruppen

(Schwerpunkte: Nahrungs- und Genussmittel, Bekleidung/ Textilien und Drogeriewaren) blieben laut STEP Zentren 3 jedoch in etwa gleich. Bemängelt wurden – auch von der Bevölkerung – das geringe Angebot an Fachgeschäften sowie die Ausbreitung von Läden minderer Qualität. Ende des Jahres 2011 werden im zentralen Versorgungsbereich, insbesondere in den Nebenlagen, acht Ladenleerstände gezählt, was als unproblematisch erachtet wird. Die anhaltende Verschiebung im Geschäftsbesatz hin zu minderwertigeren Angeboten gilt jedoch als kritisch. Zur Häufigkeit der Vermietungswechsel können derzeit keine Angaben gemacht werden; sie soll im Zuge des sanierungsrechtlichen Genehmigungsverfahrens durch das Bezirksamt erfasst werden. Das Geschäftsstraßenmanagement ist bestrebt, die Turmstraße als kleinteilige und ausdifferenzierte multikulturelle Geschäftsstraße zu etablieren. Die Arminiusmarkthalle verzeichnet eine gestiegene Nachfrage nach Gewerbeeinheiten sowie eine vielfältigere Angebotsstruktur. Von der Wiedereröffnung des ehemaligen Hertie-Kaufhauses durch einen neuen Investor im Jahr 2013 verspricht man sich bedeutendes Potenzial. Die Zusammenarbeit mit den Betreibern und Investoren der Ankerstandorte und Magnetbetriebe wird von Bezirksseite als aufgeschlossen und gesprächsoffen bezeichnet und als insgesamt stimmig eingeschätzt. Die Betreiber der Arminiusmarkthalle beispielsweise haben sich durch vielfältige Aktionen und Maßnahmen in die Gebietsentwicklung Aktive Zentren eingebracht.

Zeitgemäße öffentliche Räume und Wohnumfeld Die potenziell wertvollen Grünflächen Kleiner Tiergarten und Ottopark werden im Jahr 2008 von der ThusneldaAllee und der Stromstraße zerteilt, das innere Wegesystem

Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, eigene Darstellung

Abb 1: Gesamtkostenvolumen lt. RV vom 15.3.2011: 32,5 Mio. Euro Kostenverteilung nach Handlungsschwerpunkten

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Abb. 2: Turmstraße: verausgabte Fördermittel (in Tsd Euro)


weist keine räumlichen Bezüge zum umliegenden Straßenraum auf, die Fuß- und Radwege sind unzulänglich gestaltet. Insgesamt wirkt die pflege- und erneuerungsbedürftige Parkanlage introvertiert und wie eine Barriere zwischen der Nord- und der Südseite des Gebietes. Der Ottopark verfügt jedoch über ein flächenmäßig gutes Angebot an öffentlichen und betreuten Kinderspielplätzen. Potenziell attraktive und repräsentative Platzflächen mit unterschiedlichen Nutzungsprofilen und Qualitäten bieten auch der Otto- und der Mathilde-Jacob-Platz. Im Rahmen des Programms Aktive Zentren wurde im Frühjahr 2008 unter Einbeziehung von Gewerbetreibenden und Anwohnern ein landschaftsplanerischer Wettbewerb zur Aufwertung des öffentlichen Raumes durchgeführt. Das daraus erwachsene Freiraum- und Gestaltungskonzept dient nun als Grundlage für die baulichen Einzelmaßnahmen, die – von einer umfassenden Beteiligungs- und Öffentlichkeitsarbeit begleitet – sukzessive umgesetzt werden. Da die Teilmaßnahmen mehrheitlich noch nicht

abgeschlossen sind, lassen sich deren Effekte zum aktuellen Zeitpunkt noch nicht bewerten. Die 2008 identifizierten Stärken und Schwächen des öffentlichen Raumes werden in einer Befragung zur Auftaktveranstaltung des Geschäftsstraßenmanagements im April 2011 noch im Wesentlichen bestätigt.

Förderschwerpunkt Kultur- und Stadterleben ermöglichen

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Turmstraße: Aufgrund des hohen Handlungsbedarfs wurde das Stadtteilzentrum im Jahr 2008 in das Programm Aktive Zentren aufgenommen

HANDLUNGSBEDARFE

ENTWICKLUNGSZIELE

• • • •

• Aufwertung der Aufenthalts- und Angebotsqualität • Neugestaltung des kleinen Tiergartens und des Ottoparks zum Gebietsmittelpunkt • Stärkung denkmalgeschützter und städtebaulich prägnanter Gebäude • Qualifizierung des Wohnumfelds • Einbeziehung von Akteuren u.a. durch Einsatz des Gebietsfonds

Abnehmende Kaufkraftbindung hohe Fluktuation im Gewerbebesatz Qualitative Defizite im Warenangebot Zunehmende Angebote im unteren Preissegment/ „Trading-down“-Prozess • Defizite im öffentlichen Raum

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Vielfältige Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebote Die Turmstraße verfügt über einige „Leuchttürme“: das Bezirksamt Mitte mit der City-Volkshochschule, die Musikschule, die Galerie Nord und das Berlin Kolleg am Standort Turmstraße 75, außerdem das multikulturell genutzte Theater „Engelbrot“ mit einem Club, einer Schauspielschule und mehreren Ateliers sowie die Kulturkirche der Kirchengemeinde Moabit-West. Die Versorgung mit Kitas und Schulen ist ausreichend. Die Angebote werden 2008 insgesamt als vielseitig beschrieben, orientieren sich jedoch überwiegend an örtlichen Zielgruppen; die Außenwahrnehmung ist begrenzt, es fehlt an überregionaler Attraktivität. Das leer stehende Kino „Turmpalast“ wird durch Einzelhandelsbetriebe genutzt und verfällt.

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Im Rahmen des Aktionsfeldes D („Aufwertung städtebaulich bedeutender Projekte“) wurden bis 2011 eine Kita saniert, die Glockenanlage der Heilandskirche erneuert sowie die Mehrzweckhalle der Jugend- und Freizeiteinrichtung Wolfgang-Scheunemann-Haus instand gesetzt. Im Zuge der Sanierungsmaßnahme wurden im Scheunemann-Haus weitere bauliche Mängel festgestellt und mithilfe des Programms Aktive Zentren behoben. Für die nächsten Jahre sind bauliche Aufwertungsmaßnahmen wie die energetische und denkmalpflegerische Sanierung des kulturellen und sozialen Infrastrukturzentrums „Turmstraße 75“ geplant. Ferner konnten dank kleinteiliger Maßnahmen vielfältige soziokulturelle Events wie Kunstprojekte, Kulturveranstaltungen und Ausstellungen sowie Video- und Zeitungsaktionen initiiert und unterstützt werden, die nach Auskunft des Geschäftsstraßenmanagements und des Bezirkes stets auf positive Resonanz trafen.

Soziale und ethnische Integration Zwischen 2008 und 2011 hat das Gebiet einen, gemessen am Durchschnittswert des Bezirks Mitte, leicht überdurchschnittlichen Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen; der Anteil der Bewohner mit Migrationshintergrund war jedoch rückläufig. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen sowie der Personen im erwerbsfähigen Alter lag über den Berliner Durchschnittswerten. Im Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2011 wird dem Gebiet dennoch ein niedriger Status-/Dynamikindex und geringer Entwicklungsindex bescheinigt, der Interventions- und Präventionsbedarf bleibt entsprechend hoch. Quelle:Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, eigene Darstellung

Abb. 3: Turmstraße: Einwohnerstruktur 2008 und 2011, Angaben in Prozent

Zukunftsfähige Mobilität Der Straßenraum der Turmstraße wird ganztags besonnt, so dass auch deren Nordseite mit Außengastronomie genutzt werden könnte. Dem steht indes die PKW-freundliche Straßenaufteilung mit engen Gehwegen und teilweise fehlenden Radwegen entgegen, die zu einer hohen Lärmund Luftschadstoffbelastung führt. Erste positive Effekte im Sinne einer gehobenen Aufenthaltsqualität lassen sich durch Gehwegverbreiterungen im Bereich Gotzkowskystraße beobachten. Nach Einschätzung des Geschäftsstraßenmanagements wurden die Neuerungen von den Anwohnern begrüßt. Weitere Erfolge sind zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht messbar. Aus dem Verkehrskonzept geht hervor, dass die Mehrheit der kurzfristig zu realisierenden Maßnahmen dem Ausbau des Fuß- und Radverkehrs dient – Schritten, von denen man sich die weitgehende Behebung der verkehrlichen Defizite bei hoher Kosteneffizienz erhofft.

Turmstraße: Einzelhandel geprägt von der ethnischen und sozialen Situation des Umfelds

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Das Verkehrskonzept wurde im Jahr 2009 in umfassender Abstimmung mit öffentlichen und privaten Akteuren sowie Anwohnern erstellt. Die komplexen Beteiligungsstrukturen, unter Einbeziehung der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt sowie der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) und der Verkehrslenkung Berlin (VLB), brachten einen vielschichtigen Abstimmungsbedarf mit sich; die daraus abgeleiteten Maßnahmen werden in Teilabschnitten umgesetzt.


Integrierte Strategie, Kooperation

Impulswirkung, Qualität, Dauerhaftigkeit

Die im Wettbewerbsbeitrag 2008 avisierten Konzepte zur Vorbereitung von Investitionen, Ideenwettbewerbe, öffentlichen Planungswerkstätten, Workshops, Beratungsangebote, eine mehrdimensionale Kommunikations- und Aktivierungsstrategie sowie das Geschäftsstraßenmanagement haben sich nach Aussagen der Beteiligten und des Bezirksamtes als Instrumente bewährt und sollen auch in Zukunft eingesetzt werden.

Im Wettbewerbsbeitrag 2008 wurde die Bündelung öffentlicher und privater Mittel in einem Verfügungsfonds angestrebt. Der daraus abgeleitete Gebietsfonds stellt ein wichtiges Instrument zur Beteiligung Privater dar und soll in seinem Umfang noch erhöht werden. Dank des Gebietsfonds konnten im Jahr 2010 zwei und im Jahr 2011 drei Projekte realisiert werden. Der notwendige 20-prozentige Eigenanteil ist vielen privaten Akteuren laut Geschäftsstraßenmanagement jedoch zu hoch; auch das zeit- und ressourcenintensive Antrags- und Genehmigungsverfahren erleben viele Gewerbetreibende als hinderlich. Über weitere Impulse und Folgeinvestitionen sowie über nachhaltige Wirkungen des Programms lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts sagen.

Die im Wettbewerbsbeitrag 2008 als Gebietspartnerschaft genannte IG Turmstraße löste sich im Jahr 2010 aufgrund vieler Geschäftsaufgaben und -umzüge auf. An ihre Stelle trat die Stadtteilvertretung, für die zusätzliche Akteure, vor allem Anwohner, gewonnen werden konnten. Als effektive Arbeits- und Steuerungsrunde hat sich der Stammtisch erwiesen: Die Stadtteilvertretung, das Geschäftsstraßenmanagement, das Bezirksamt, weitere relevante Akteure sowie interessierte Anwohner kommen regelmäßig zusammen, um über alle Maßnahmen im Gebiet zu beraten. Das Geschäftsstraßenmanagement hat im Januar 2011 die Arbeit aufgenommen. Die Aktivierung von Gewerbetreibenden, die als dessen wesentliche Aufgabe gilt, ließ sich aus Geld- und Zeitmangel vieler Adressaten bisher jedoch nur teilweise realisieren. Die Abstimmung mit anderen Bezirksplanungen wird zwar angestrebt, erfolgt jedoch nicht kontinuierlich – in der Verkehrsplanung ja, im Bereich Schulplanung dagegen nicht. Die Bezirksseite hält diesen Aspekt für notwendig und ausbaufähig. Die Programmdurchführung im Schulterschuss mit den Förderprogrammen Soziale Stadt und Stadtumbau West erfolgt punktuell und soll weiter vorangetrieben werden.

Identifikation und Image Laut einer Passantenbefragung aus dem Jahr 2003 wurden der Turmstraße ein guter Branchenmix, Geschäftsvielfalt, eine gute Erreichbarkeit und eine freundliche Atmosphäre bescheinigt. Kritisiert wurden die „vielen Baustellen“, der Straßenlärm sowie das negative Erscheinungsbild des Rathauses, gewünscht wurden mehr „Flair“, Fachgeschäfte, Magnetbetriebe und Sauberkeit, eine kontinuierliche Imagearbeit und ein starker Partner vor Ort. Außerdem wurde ein subjektives Unsicherheitsgefühl geäußert. Um Bewohnern und Gewerbetreibenden „ihre“ Turmstraße näherzubringen, wurde das Programm Aktive Zentren für zahlreiche Informationsveranstaltungen und gruppenspezifische Beteiligungsforen genutzt, die nach Einschätzung von Bezirk und Geschäftsstraßenmanagements gut besucht und erfolgreich umgesetzt wurden. Aus einem außerdem erarbeiteten Kommunikationskonzept lassen sich die konkreten Einzelmaßnahmen ableiten.

15 Arminiushalle: das Engagement des neuen Betreibers sowie Maßnahmen innerhalb des Programms Aktive Zentren trugen zur Verbesserung der Angebotsstruktur bei und konnten positive Impulse für die Turmstraße erzielen

ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG Gelungen sind: • Gute Kontakte zu den Betreibern der Magnetbetriebe und imagebildenden Versorgungseinrichtungen • Realisierung erster Kooperationsprojekte • Positive Entwicklung der Arminiushalle • Abstimmung von Freiraum- und Verkehrskonzepten mit allen Akteuren • Soziokulturelle Events und Veranstaltungen im Rahmen der kleinteiligen Maßnahmen zur Unterstützung von Bildungs-, Kultur- und Freizeiteinrichtungen • Etablierung von Geschäftsstraßenmanagement und Stadtteilvertretung • Kreative Öffentlichkeitsarbeit und Einbeziehung von Anwohnern und Gewerbetreibenden

Ausbaufähig sind: • Abstimmung mit anderen Förderprogrammen und bezirklichen Planungen • Gebietsfonds

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Müllerstraße

GEBIETSENTWICKLUNG 2008-2011 Stabilität und Vielfalt, Modernität, Profilbildung und Identität

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Im Jahr 2008 wurden im Hauptzentrum Müllerstraße 175 Betriebe mit einer Gesamtverkaufsfläche von ca. 57.000 m² gezählt. Jeder dritte Laden war inhabergeführt, zumeist mit einer Verkaufsfläche von unter 50 m². Die kleinteilige Geschäftsstruktur wies einen breiten, u.a. auf Kunden mit Migrationshintergrund ausgerichteten Branchenmix auf. Die attraktiven Magnetbetriebe wie Karstadt, C&A, H&M und Woolworth befinden sich im mittleren Bereich der Müllerstraße. Angeboten wurden vor allem zentrenrelevante Sortimente des mittelfristigen Bedarfs sowie die Warengruppen Bekleidung/Schuhe/Sport und Lebensmittel. Nördlich der Seestraße gibt es das Schillerpark Center mit dem Warenhaus Real. Das Gebiet war durch eine hohe Passantenfrequenz, aber geringe Kaufkraft gekennzeichnet. Der Leerstand war bis auf nennenswerte Einzellagen nördlich der Seestraße und in der Müllerhalle unproblematisch. Lediglich in den Nebenstraßen standen vereinzelt Ladenlokale leer. Das Image der Einkaufsstraße Müllerstraße war negativ, es fehlte an höherwertigen Produkten und solchen des langfristigen Bedarfs, die Auswahl im Textil- und Lebensmittelsektor war jedoch attraktiv, das Kundenpotenzial aufgrund der wohnortnahen Lage hoch.

gestuft, im nördlichen Abschnitt der Müllerstraße siedeln sich bei Neuvermietungen allerdings vermehrt Spielcasinos, Wettbüros und Internetcafés an. Bezirk und Prozesssteuerer betonen das Engagement der Magnetbetriebe für die Aktiven-Zentren-Projekte, die Beteiligungsbereitschaft sei hoch. Der Ankerstandort Karstadt entwickelt sich laut Bezirksamt positiv, C&A hat allerdings seinen Umzug auf eine kleinere Verkaufsfläche in der Turmstraße zum Jahresende angekündigt. Eine adäquate Nachnutzung steht noch aus. Dem Zwischenbericht des Geschäftsstraßenmanagements 2011 zufolge ist die Müllerstraße zu anderen innerstädtischen Einkaufsstraßen und -zentren wenig konkurrenzfähig, die Aufwertung der Geschäftsstraße scheiterte an der geringen Kaufkraft. In den Seitenstraßen ist indes die Zunahme kleinteiliger und höherwertiger Kreativgewerbe zu beobachten.

Zeitgemäße öffentliche Räume und Wohnumfeld Der Leopoldplatz und der Rathausplatz mit den städtebaulichen Dominanten Alte und Neue Nazarethkirche auf der einen und Rathaus Wedding auf der anderen Seite wurden im Jahr 2008 ihrer Rolle als bedeutende Stadtplätze nicht gerecht. Der markante, aber abweisend und verwahrlost wirkende Doppelplatz diente lediglich als Warteraum für den ÖPNV und das Bürgeramt. Trotz teils neu gestalteter Grünverbindungen sowie Bänken entlang der Müllerstraße und auf den Plätzen wurden die Grün- und Erholungsflächen nicht ausreichend wahrgenommen.

Auch im Jahr 2011 dominieren im Gebiet kleine, inhabergeführte und zumeist ethnisch geprägte Geschäfte mit Waren des kurz- und mittelfristigen Bedarfs aus mittleren bis unteren Preissegmenten. Laut STEP Zentren 3 ist die Müllerstraße ein innenstadttypischer Einzelhandelsstandort mit auf die Grundversorgung orientierten Anbietern (Sortimentsschwerpunkte: Bekleidung/Textil, Nahrungs- und Genussmittel sowie Drogeriewaren). Die Leerstandsentwicklung wird weiterhin als moderat ein-

Abhilfe verspricht man sich von einer Reihe von Einzelmaßnahmen, deren Umsetzung laut Bezirksamt gut vorankommt. Zu den wesentlichen Erfolgen zählt die von einem Platzmanagement begleitete Neugestaltung des Leopoldplatzes, die neue Nutzungsmöglichkeiten ohne Verdrängungsprozesse eröffnet: Hinzugekommen sind ein

Quelle: Rechtsverordnung vom 15.3.2011, eigene Darstellung

Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, eigene Darstellung

Abb. 4: Gesamtkostenvolumen lt. RV vom 15.3.2011: 35,8 Mio. Euro Kostenverteilung nach Handlungsschwerpunkten

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

Abb. 5: Müllerstraße: verausgabte Fördermittel (in Tsd. Euro)


Spielplatz und ein Aufenthaltsbereich für die lokale Szene im hinteren Platzbereich sowie öffentliche Toiletten. Nach Aussage des Bezirksamtes wird der Platz gut angenommen. Die Umgestaltungsmaßnahmen im vorderen Bereich des Leopoldplatzes befinden sich Ende 2011 noch in der Detailplanung bzw. Bauvorbereitungsphase, die zur Neu-

gestaltung des Rathaus-, des Zeppelin- und des Weddingplatzes sowie der Freifläche der Beuth-Hochschule sollen mehrheitlich ab 2012 eingeleitet werden. Die Folgen für den öffentlichen Raum sind daher noch nicht spürbar, die 2008 beschriebenen Stärken und Schwächen weiterhin zu beobachten.

17 Sekundärziel Absicherung eines vielfältigen Bildungs-, Freizeit - und Kulturangebots: Schillerbibliothek im Aktiven Zentrum Müllerstraße

Planungswerkstatt Leo: Schaffung zeitgemäßer öffentlicher Räume mit Unterstützung von Bürgern und Planern

Die Umgestaltung des vorderen Leopoldplatzes ist planerisch vorbereitet – ab 2012 beginnt der Umbau

HANDLUNGSBEDARFE

ENTWICKLUNGSZIELE

• Negatives Image der Einkaufsstraße • Niedriges Kaufkraftniveau bei hoher Passantenfrequenz • Mangelhafte Aufenthaltsqualität des öffentlichen Raums

• Zeitgemäßes Outfit – Wiederentdeckung der Müllerstraße als Zentrum des Stadtteils • Verbesserte Zusammenarbeit und Vernetzung lokaler Akteure

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin


Vielfältige Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebote Im Jahr 2008 verfügte das Gebiet mit acht Grundschulen und einer weiterführenden Schule, der Volkshochschule (City-VHS), dem Hauptcampus der Beuth-Hochschule für Technik und der unmittelbar angrenzenden Berlitz Sprachschule über ein vielfältiges Bildungsangebot. Auch die Schiller-Bibliothek, das Kino Alhambra, das Prime Time Theater und die Bowlingbahn im Schillerpark Center trugen wesentlich zur Zentrenstärkung bei. Administrative Funktionen wie das Bürgeramt, die Wirtschaftsberatung und die Arbeitsagentur sorgten für eine konstant hohe Passantenfrequenz. Die kulturelle Diversität der Bevölkerung soll sich jedoch im Kulturangebot stärker widerspiegeln, es gab baulichen Modernisierungs- und Instandsetzungsbedarf, die Fassaden des Rathauses Wedding sowie der Schiller-Bibliothek wiesen erhebliche Gestaltdefizite auf.

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Eine Vielzahl von Baumaßnahmen wurde bereits bestimmt, das städtebauliche Gutachterverfahren mit Bürgerbeteiligung und der architektonische Hochbauwettbewerb zum Erweiterungsbau der Schiller-Bibliothek sind – begleitet von einer umfangreichen Öffentlichkeitsarbeit – abgeschlossen. Zwecks Stärkung des „Bildungsbandes“ sollen die einzelnen Bildungsträger zur Zusammenarbeit und Vernetzung ermuntert werden; die Einrichtungen bekunden großes Interesse. Das vom Programm Aktive Zentren unterstützte Kommunikationskonzept für eine bessere Wahrnehmbarkeit der Institutionen bildet einen weiteren Schwerpunkt. Außerdem wurden kulturelle Events wie die Fête de la Musique und Open-Air-Veranstaltungen auf dem Leopoldplatz sowie entlang der Müllerstraße im Rahmen der kleinteiligen Projekte und mit Unterstützung des Gebietsfonds realisiert.

Soziale und ethnische Integration Quelle: Programmmonitoring Aktive Zentren, eigene Darstellung

steigt den für die Stadt ermittelten Durchschnittswert bei Weitem. Probleme mit Randgruppen (Drogen- und Alkoholkonsum), etwa auf dem Leopoldplatz, verschärfen die Lage. Im Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2011 werden der Müllerstraße ein niedriger bis sehr niedriger Status-/Dynamikindex sowie ein geringer Entwicklungsindex bescheinigt, der Interventions- und Präventionsbedarf ist entsprechend hoch.

Zukunftsfähige Mobilität Die Müllerstraße ist mit den zwei U-Bahnlinien U6 und U9, einem direkten Anschluss an den S-Bahn-Ring sowie Tram- und Buslinien sehr gut an das ÖPNV-Netz angebunden und verbindet das Berliner Zentrum mit der Stadtautobahn A 100. Die Kehrseite: Man hält sich nicht gern dort auf. Die Lärm- und Schadstoffbelastung ist hoch, die Stadtmöblierung unattraktiv und altmodisch, die Gehwege sind ungepflegt und schlecht gegliedert. Radwege fehlen, und auch unübersichtliche Kreuzungsbereiche erhöhen die Unfallgefahr. Unter Einbeziehung der Öffentlichkeit wurde daher ein Verkehrs -und Gestaltungskonzept erarbeitet, das den Ausbau des Rad- und Fußgängerverkehrs berücksichtigt. In einer Planungswerkstatt Ende 2010 konnten die Bürger ihre Ideen einbringen; die im Anschluss erarbeiteten Konzepte (Schwerpunkte: Verkehrsberuhigung in den Kiezen, Umgestaltung der Müllerstraße) wurden Anfang 2011 öffentlich präsentiert und diskutiert. Die Anregungen fließen nun in die abschließende Planung ein. Im mittleren Bereich der Müllerstraße sind Gehwegvorstreckungen mit Querungsmöglichkeiten und ein Radmittelstreifen vorgesehen. Der vom Aktive Zentren Programm unabhängige Bau eines Radmittelstreifens nördlich der Seestraße wirkt sich bereits positiv aus; für den gleichartigen Bau des vom Programm finanzierten Radstreifens sind ähnliche Effekte zu erwarten. Weitere Umbauten sind ab 2012 geplant.

Integrierte Strategie, Kooperation 2008 wurde die Gewinnung strategisch wichtiger Partner empfohlen: Karstadt, Cittipoint und H&M signalisierten früh Kooperationsbereitschaft bei der Standortvermarktung und Imagebildung, auch Vertreter der Kirchengemeinde, der Volkshochschule und der Schiller-Bibliothek zeigten Interesse. Angestrebt wurden eine umfassende, vielseitige und zielgruppenspezifische Ansprache und Einbeziehung der einzelnen Akteure sowie der Anwohner mittels Workshops, Informationsveranstaltungen und Einzelaktionen.

Abb. 6: Müllerstraße: Einwohnerstruktur, 2008 und 2011, Angaben in Prozent

Die Müllerstraße ist nach wie vor durch eine junge und internationale Bevölkerung gekennzeichnet. Der Anteil der Kinder und Jugendlichen ging zwar wie der der Migranten leicht zurück, liegt aber über dem Berliner Durchschnitt. Die sozioökonomischen Bedingungen sind jedoch schlechter als die Gesamtberlins, die „Kinderarmut“ über-

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

Im Jahr 2009 wurde eine Stadtteilvertretung gegründet, die sich mittlerweile als beratendes Gremium im Gebiet etabliert hat und laut Bezirk und Prozesssteuerer als kritischer Gebietspartner sehr geschätzt wird. Die insgesamt 35 Akteure – aus der Kirchengemeinde, Kulturschaffende, Bürger und Gewerbetreibende, wobei aus Sicht des Bezirkes ein höherer Anteil von Akteuren mit Migrationshintergrund wünschenswert wäre – treffen sich monatlich, um


über die aktuellen Sachstände zu beraten. Ein aus ihrer Mitte gewählter Beirat kommt regelmäßig mit dem Bezirksamt, dem Prozesssteuerer, der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt und Vertretern der Stadtteilzeitung „ecke Müllerstraße“ zusammen. Die Stadtteilvertretung wird in Juryentscheidungen (Wettbewerb Neubau Bibliothek, Zwischennutzung vorderer Leopoldplatz etc.) und bei der Gebietsfondsvergabe einbezogen. Austausch- und Beratungsformate wie das Händlerfrühstück und der Runde Tisch Leopoldplatz ergänzen die Beteiligungsformen. Die Kooperation mit den wichtigen Partnern verläuft konstant und positiv: Die Aktion „Ein geschenkter Tag“ wurde von Karstadt unterstützt, die Nazarethkirchengemeinde als Miteigentümerin des Leopoldplatzes wirkt an dessen Aufwertung mit. Ein mittlerweile etabliertes Geschäftsstraßenmanagement hat – etwa bei der Organisation des Händlerfrühstücks – vielfältige Kontakte zu Gewerbetreibenden und entsprechende Vernetzungsstrukturen aufgebaut sowie Kooperationsprojekte initiiert und umgesetzt. Künftig werden die Beratung der Akteure unter dem Aspekt der Verstetigung sowie die Ansprache von Gewerbetreibenden mit Migrationshintergrund im Mittelpunkt stehen. Bei der Erarbeitung des Gestaltungs- und Verkehrskonzeptes und bei der Durchführung des Hochbauwettbewerbes zur Schiller-Bibliothek kamen Instrumente wie Bürgerforen, Ausstellungen, Kinder- und Jugendbeteiligungen, Feste, Slideshows, Netzwerktreffen, Aktionen u. a. zum Einsatz.

Identifikation und Image Um die Müllerstraße als vielfältiges, urbanes und vitales Zentrum und Einkaufsstandort im öffentlichen Bewusstsein zu verankern, halten Bezirk und Prozesssteuerer die Bündelung und Verstetigung des kreativen Potenzials in der Müllerstraße für wichtig. Die auf dem Leopoldplatz realisierten Events wie die Fête de la Musique, ein Open Air Tango-Abend und ein Open Air Kino-Abend wirkten sich bereits positiv auf die Außenwirkung der Müllerstraße aus. Ferner ist – im Sinne eines eindeutigen Wiedererkennungswertes – eine einheitliche Außendarstellung erforderlich. Dazu dienen ein gemeinsames Logo sowie ein Kommunikationskonzept: Ausgehend von einer Imageanalyse werden hier verschiedene Handlungsstrategien entworfen, Handlungsfelder identifiziert und konkrete Einzelmaßnahmen vorgeschlagen. Der Marketing- und Öffentlichkeitsarbeit dienen außerdem die Stadtteilzeitung „ecke Müllerstraße“, das Magazin „Die Müllerstraße“ und die Internetseite „Aktives Zentrum Müllerstraße“, allesamt in den Programmjahren etabliert.

Impulswirkung, Qualität, Dauerhaftigkeit Mit dem Aufbau nachhaltiger Kooperationsstrukturen möchte man dafür sorgen, dass Projekte und Aufgaben für die Geschäftsstraße nach Auslaufen des Programms Aktive Zentren in Eigenregie übernommen werden. Momentan

sind Verstetigungstendenzen laut Bezirk und Prozesssteuerer vor allem bei investitionsvorbereitenden und -begleitenden Maßnahmen erkennbar. So soll der 2010 veranstaltete und durch das Programm geförderte Kunst- und Kulturweihnachtsmarkt auf dem Leopoldplatz unter Beteiligung der Nazarethkirchengemeinde und zahlreichen Händlern künftig von diesen selbst organisiert und finanziert werden. Außerdem streben Händler und Gewerbetreibende die Gründung einer Standortgemeinschaft als Verein an – ein Impuls zur dauerhaften Zusammenarbeit, der sich den Händlerfrühstücken und dem Geschäftsstraßenmanagement verdankt. Ein zentrales Beteiligungsinstrument, das Impulswirkung entfaltet, ist der Gebietsfonds, der nach Einschätzung des Bezirkes seit 2010 erfolgreich genutzt wird. Nach einem Projekt im Jahr 2010 konnten 2011 bereits fünf Projekte realisiert werden. Für das Jahr 2012 wird eine noch höhere Anzahl von Anträgen erwartet. In Einzelfällen gelang es, für impulsgebende Aktivitäten im Rahmen der kleinteiligen Maßnahmen, des Gebietsfonds und der Öffentlichkeitsarbeit die lokale Privatwirtschaft als Sponsoren zu gewinnen: Die Gesobau unterstützte die Fête de la Musique, Karstadt beteiligte sich am Gebietsfondsprojekt „Wiesensaaten“, das Kino Alhambra an der Feier zum Spatenstich für den Spielplatz auf dem Leopoldplatz.

ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG Gelungen sind: • Erarbeitung einer schlüssigen Imagestrategie • Gründung der Stadtteilvertretung und Facharbeitsgruppen • Etablierung des Geschäftsstraßenmanagements • Aktivierung und Zusammenarbeit unterschiedlicher Partner durch eine vielfältige Öffentlichkeitsarbeit • Nutzung eines Gebietsfonds • Kulturelle Belebung des Leopoldplatzes • Abgestimmtes Verkehrs- und Gestaltungskonzeptes für den öffentlichen Raum • Einleitung erster radfahrer- und fußgängerfreundlicher Baumaßnahmen • Abschluss des Hochbauwettbewerbs der Schiller-Bibliothek unter Einbeziehung der Öffentlichkeit • Erste Umbauten auf dem Leopoldplatz

Ausbaufähig sind: • Kontakte zu Gewerbetreibenden mit Migrationshintergrund und zu strategisch wichtigen Partnern wie Bayer Schering, Beuth Hochschule für Technik Berlin und der Charité • Verstetigung der Netzwerkaktivitäten • Außendarstellung der strategischen Vernetzung

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

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City West

GEBIETSENTWICKLUNG 2008-2011 Stabilität und Vielfalt, Modernität, Profilbildung und Identität

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Aufmerksamkeit und ökonomische Impulse. Die hochwertige Baukultur gilt es als „Geschichtsträger“ zu präsentieren und in der zukünftigen Entwicklung zu wahren. STEP Zentren 3 bestätigt die City West als prosperierendes Zentrum mit gehobener und vielfältiger Angebotsstruktur.

Die City West: wichtigster Einzelhandelsstandort Berlins und einer der bedeutendsten Einkaufsstandorte Deutschlands. Laut STEP Zentren 3 kommt dem „Aushängeschild“ Berlins besondere Entwicklungspriorität zu. Das Gebiet bündelt unterschiedlichste Zentrumsfunktionen. Im Bereich östlicher Kurfürstendamm/Tauentzienstraße mischen sich inhabergeführte Fachgeschäfte und zahlreiche Filialisten, alte und neue Geschäftsformate, Angebote aller Preiskategorien und Sortimentsgruppen. Die touristische Anziehungskraft und die Passantenfrequenz sind u. a. dank KaDeWe, vielfältigen gastronomischen sowie kulturellen und freizeitbezogenen Angeboten hoch. In dem Gebiet wird viel investiert. Bis auf strukturelle Leerstände im Kernbereich, vor allem in den Passagen, gab es im Jahr 2008 kaum untergenutzte Gewerbeflächen. Im nördlichen Bereich der Tauentzienstraße dominierten jedoch unattraktive Läden in Erdgeschosslage, Parkhauszufahrten und abweisende Büro- und Konferenzräume. Die Kaufkraft lag im Jahr 2007 deutlich über dem Berliner und leicht über dem bundesdeutschen Durchschnitt, ist indes seit dem Jahr 2002 im berlinweiten Vergleich überdurchschnittlich gesunken.

Im Jahr 2008 fungierte das image- und symbolträchtige Gebiet rund um Kurfürstendamm und Breitscheidplatz als öffentliche Bühne: Hier flanierte man, genoss die Straßencafés und nahm an Events aus Sport, Kultur und Politik teil. Die attraktive, gründerzeitlich geprägte, kleinteilige Bau- und Nutzungsstruktur wurde jedoch durch unflexibel gestaltete und städtebaulich defizitäre Nachkriegsbauten unterbrochen. Der Zustand der öffentlichen Räume war pflege- und instandsetzungsbedürftig: Vor allem der Kurfürstendamm wurde seiner Bedeutung als international bekannter Boulevard nicht mehr gerecht; der Hardenbergplatz fungierte lediglich verkehrstechnisch als Scharnier zwischen dem Tiergarten, dem Bahnhof Zoologischer Garten und der City West; der Breitscheidplatz bot gestalterisch wie nutzungsstrukturell ein unausgewogenes Bild. Außerdem fehlte es an einer zeitgemäßen Straßenmöblierung, die Gehwegbereiche waren uneinheitlich gepflastert, Mittelstreifen unattraktiv gestaltet.

Die 2008 noch zu beobachtenden ersten Anzeichen eines Trading-Down-Prozesses (z. B. Leerstände) sind mittlerweile überwunden. Die Hauptstraßen Kurfürstendamm und Tauentzienstraße entwickeln sich ebenso wie die Kantstraße zufriedenstellend auf hohem Niveau. Der Zuzug von Filialisten – insbesondere mit höherwertigen Angeboten – zeigt, dass der Standort als Premiumlage geschätzt wird. Vorhaben wie der Umbau des Bikini-Hauses und der Neubau eines Waldorf-Astoria-Hotels bescheren dem Gebiet

Die im Jahr 2008 empfohlene Schaffung attraktiver Eingangssituationen zum Gebiet erfolgte am Friedrich-Hollaender-Platz durch den Bau von Sitzgelegenheiten und die Erneuerung der Brunnenanlage; für den Olivaer Platz wurden Bürgerworkshops und ein Wettbewerbsverfahren durchgeführt; an der neuen Beleuchtung und Pflanzung von Straßenbäumen in der Nürnberger Straße beteiligten sich die örtlichen Einzelhändler finanziell. Ein Gesamtgestaltungskonzept („Lineares Regelwerk“) wurde erstellt, an

Quelle: Rechtsverordnung vom 15.3.2011, eigene Darstellung

Abb. 7: Gesamtkostenvolumen lt. Wettbewerbsbeitrag: 16,6 Mio. €

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Zeitgemäße öffentliche Räume und Wohnumfeld

Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, eigene Darstellung

Abb. 8: Kostenverteilung nach Handlungsschwerpunkten, verausgabte Fördermittel (in Tsd. Euro)


dem sich nun die Aufwertung der öffentlichen Gehwege und Plätze auf dem Kurfürstendamm orientiert. Die Referenzstrecke zwischen Joachimsthaler und Meinekestraße

wurde bereits realisiert, die weiteren Maßnahmen sollen von privater Seite kofinanziert werden. Die Akquise dieser Mittel steht jedoch noch aus.

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City West: seit 2011 wird der Mittelstreifen der Tauentzienstraße neu gestaltet

Beleuchtung und Pflanzungen unter Beteiligung von Anrainern in der Nürnberger Straße

HANDLUNGSBEDARFE

ENTWICKLUNGSZIELE

• Sichtbare Tendenzen funktionaler Defizite • Städtebauliche Defizite

• Sicherung der internationalen Konkurrenzfähigkeit unter dem Leitgedanken „City West 3.0. Bühne-Vielfalt-Internationalität“ • Stärken ausbauen – Aktivierung und Unterstützung vorhandener Potenziale und des bürgerschaftlichen Engagements • Behebung baulich-räumlicher Defizite

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Vielfältige Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebote Das Bildungs- und Forschungsangebot in der City West war im Jahr 2008 mit zwei Universitäten (UdK und TU) und zahlreichen Forschungseinrichtungen hervorragend. Im Kulturbereich hatte das Gebiet jedoch Kapazitäten eingebüßt: Die kulturelle Förderung der historischen Mitte Berlins seit dem Mauerfall führte in der City West zu Theaterschließungen, auch das Nachtleben wanderte ab. Hinzu kamen in den 1990er Jahren viele Kinoschließungen. Trotzdem verfügte die City West im Jahr 2008 mit der Deutschen Oper, dem Theater des Westens, der Schaubühne, dem Tiergarten und vielen Galerien über ein breit gefächertes und hochwertiges, zum Teil einzigartiges Kultur- und Freizeitangebot. Handlungsbedarf gab es jedoch hinsichtlich der Vernetzung dieser Einrichtungen. Mit dem Campus Charlottenburg findet dank einer regelmäßig tagenden Lenkungsgruppe, die sich in den letzten Jahren etablierte, ein Austausch über die Ziele des Programms Aktive Zentren statt. Längerfristig soll sich der Campus stärker der Umgebung öffnen.

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Außerdem möchte man das Gebiet als traditionellen Kinostandort wiederbeleben: Gedacht ist an ein entsprechendes Angebot im Bikini-Haus und dessen Einbeziehung als Spielstätte in die Berlinale. Von neuen, kulturell geprägten Vorhaben wie dem Bikini-Haus erhofft man sich generell eine Signalwirkung, um die junge Kreativwirtschaft für das Gebiet zu begeistern.

Soziale und ethnische Integration Quelle: Programmmonitoring Aktive Zentren, eigene Darstellung

Zukunftsfähige Mobilität Das Gebiet City West ist mit mehreren U-Bahnstationen, Buslinien sowie dem S- und Regionalbahnhof Zoologischer Garten ausgezeichnet an den ÖPNV angeschlossen, die Straßenanbindungen sind aufnahmestark, das Stellplatzangebot ist ausreichend. Als Schwächen galten im Jahr 2008 die funktional und städtebaulich erheblich gestörten Bereiche auf den Hauptachsen An der Urania, Nürnberger, Kurfürsten- und Lietzenburger Straße, die generell hohe Belastung durch Verkehrslärm und Schadstoffemissionen sowie die eingeschränkten Nutzungsmöglichkeiten für Fußgänger und Radfahrer. Zwecks Wiederherstellung des Mittelstreifens in der Tauentzienstraße wurden bereits planerische Vorleistungen erbracht und nach Umbauten der BVG die Bauarbeiten wieder aufgenommen. Geplant ist außerdem die Illuminierung von acht Bahnbrücken; nach einem Wettbewerbund Workshopverfahren stehen die Lichtkonzepte für drei Bahnbrücken fest und sollen ab 2012 mithilfe privater Mittel umgesetzt werden. Bei der Umgestaltung des Olivaer Platzes und des Friedrich-Hollaender-Platzes ist im Sinne einer zukunftsfähigen Mobilität an eine Reduktion der Stellplätze gedacht. Die Entwicklung eines allgemein verbindlichen Verkehrskonzeptes mit Verknüpfung der unterschiedlichen Verkehrssysteme gilt als wichtige Zukunftsaufgabe.

Integrierte Strategie, Kooperation Schon im Jahr 2008 zeigten die unterschiedlichsten Akteure großes Engagement: Die Arbeitsgemeinschaft City e.V. (AG City) aus Einzelhändlern, Gastronomen und Dienstleistern setzte sich insbesondere für Fragen der Stadtentwicklung, für die Sicherheit und Sauberkeit und für internationale Partnerschaften in der City West ein; die 50 Mitglieder der IG Kurfürstendamm bemühten sich um die Förderung des Kurfürstendamms als Flaniermeile von internationalem Rang, die Initiative „Service in the City“ und die Gewerbegemeinschaft Nürnberger Straße waren in der Nürnberger und Budapester Straße aktiv. Das Programm Aktive Zentren sollte die verschiedenen Netzwerke – auch in die Finanzierung der beschlossenen Leuchtturmprojekte – einbinden und im Sinne eines integrierten Vorgehens über ein Schnittstellenmanagement mit dem Bezirk als ressortübergreifendes Steuerungsgremium verknüpfen.

Abb. 9: City West: Einwohnerstruktur, 2008 und 2011, Angaben in Prozent

In den Jahren 2008 bis 2011 nahm die Bevölkerung im Gebiet nur geringfügig zu. Der Anteil der Personen über 65 Jahren liegt über dem Berliner Durchschnitt, Arbeitslosigkeit und „Kinderarmut“ liegen darunter. Im Monitoring Soziale Stadtentwicklung werden der City West im Jahr 2011 ein mittlerer Status-/Dynamik- und ein mittlerer Entwicklungsindex bescheinigt, Interventions- und Präventionsbedarf werden als niedrig bewertet.

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

In regelmäßig tagenden Lenkungsgruppen werden die AG City, die IHK, der Campus Charlottenburg, die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt sowie die Senatsverwaltung für Wirtschaft, Technologie und Frauen in Richtungsentscheidungen der Aktive-Zentren-Projekte einbezogen. Die Umsetzung erfolgt in Abstimmung mit anderen Bezirksplanungen und in enger Kooperation mit dem Regionalmanagement City West der Wirtschaftsförderung. Das Regionalmanagement koordiniert und moderiert das Akteursnetzwerk, bündelt die Öffentlich-


keitsarbeit und führt Beteiligungs- und Informationsveranstaltungen durch. Finanziert wird es aus Mitteln der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der regionalen Wirtschaftsstruktur“ und der AG City. Die „Kümmerer“ fallen, so die Koordinatoren des Programms Aktive Zentren, im Gebiet positiv auf. Bewährt haben sich nach ihrer Einschätzung auch die beteiligungswirksamen Planungsinstrumente, etwa das zweistufige Verfahren für die Umgestaltung des Olivaer Platzes.

Identifikation und Image Trotz seiner bedeutenden Imagefunktion und seines internationalen Flairs galt der repräsentative Kurfürstendamm im Jahr 2008 im Vergleich zu anderen innerstädtischen Zentrumsbereichen als „leicht verstaubt“. Gewünscht war ein zukunftsorientiertes Standortmarketing durch Inszenierung der City West und Aufwertung ihrer Bühnenfunktion. Aus Anlass des 125-jährigen Jubiläums des Kurfürstendamms wurden im Jahr 2011 ein Marketingkonzept erarbeitet sowie ein Touristenführer und rund 350.000 Postkarten produziert. Zur„Designmeile Kantstraße“ haben sich lokale Geschäftsinhaber zusammengeschlossen, um mit Events und Aktionen auf die Attraktivität des Standortes aufmerksam zu machen. Die Öffentlichkeit wird durch den Newsletter des Regionalmanagements, zahlreiche Faltblätter und die Ausstellung „Berliner Zentren lebenswert gestalten“ über das Programm informiert. Gebietspartnerschaften entwickeln sich derzeit allerdings lediglich zu konkreten Projekten und sofern ein stark räumlicher Bezug gegeben ist. Angestrebt wird eine darüber hinausgehende und konsequente Zusammenarbeit.

ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG Gelungen sind: • Förderung kooperativen Handelns, dauerhafter Arbeitsstrukturen sowie integrierter Handlungsstrategien durch regelmäßig tagende Lenkungsgruppen • Stopp des sich abzeichnenden Trading-DownProzesses • Imageaufwertung des Gebietes • Gewinnung designaffiner Unternehmer • Erste Aufwertungs- und Umgestaltungsmaßnahmen für Plätze, Frei- und Straßenräume • Einbeziehung der Öffentlichkeit durch Veranstaltungen, Wettbewerbe, Ausstellungen

Ausbaufähig sind: • Konsequente Kooperation zum Nutzen des gesamten Gebietes • Akquise privater Mittel • Generierung weiterer Impulse durch Schaffung eines „Wir-Gefühls“

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Impulswirkung, Qualität, Dauerhaftigkeit Im Jahr 2008 plante man den Ausbau der vorhandenen Stärken durch eine nachhaltige, „minimalinvasive“ Strategie: gezielte Bündelung und zeitliche Taktung von Einzelmaßnahmen bei räumlicher Fokussierung auf den Kernbereich des Gebietes. Von der Verknüpfung dieser Schritte mit anderen privaten und öffentlichen Vorhaben erhoffte man sich einen weiteren wirtschaftlichen Aufschwung. Die AG City – aktiver Partner im Regionalmanagement und Kofinanzierer vieler Aktive-Zentren-Projekte – hat sich als konstitutiv für den Aufbau tragfähiger Arbeitsstrukturen erwiesen. Die Etablierung der Arbeitsgruppe „Stadtplanung“ im Rahmen der AG City führt zu ersten Versteigungstendenzen. Über den Gebietsfonds konnte 2011 die Aktion „Designmeile Kantstraße“ organisiert werden, die dem Gebiet neue Besucher bescherte, von den Einzelhändlern mit hohem Engagement (Werbebudget, Eigenveranstaltungen) begleitet wurde und deren Fortsetzung erwünscht ist. Die Programmkoordination erwartet von dieser Aktion weitere Impulse. Die Gewinnung weiterer potenter Akteure bleibt eine ständige Aufgabe.

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin


Wilhelmstadt

GEBIETSENTWICKLUNG 2008-2011 Stabilität und Vielfalt, Modernität, Profilbildung und Identität

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Im Jahr 2010 wies das Ortsteilzentrum Wilhelmstadt mit 450 Ladeneinheiten eine breit gefächerte Ladenstruktur auf. Etwa zwei Drittel der Läden befinden sich an den Hauptachsen Klosterstraße/Wilhelmstraße, Pichelsdorfer und Adamstraße, deren umfassendes Angebot von den Bewohnern wird. Die Sortimentsschwerpunkte der zumeist inhabergeführten Geschäfte liegen zur Hälfte im periodischen Bereich, was die Bedeutung des Standortes als Nahversorgungszentrum hervorhebt. Die weiteren Ladennutzungen verteilen sich auf die Bereiche Gastronomie, Handwerk, soziale Einrichtungen und Vergnügungsstätten. Die Leerstandsquote liegt mit 48 gezählten Leerständen bei fast 11 %. Die meisten Vergnügungsstätten und Leerstände befanden sich auf der Picheldorfer Straße; der Trading-Down-Prozess verschlechterte deren Image deutlich. „Minderwertige“ Angebote und Nutzungen nahmen zu, Fachgeschäfte gingen verloren. Aufgrund der wirtschaftlichen Bedeutung des Nahversorgungsstandortes gilt es, die Geschäftsstraßen zu stabilisieren und weiterzuentwickeln: durch eine Umkehrung der derzeitigen Abwärtsspirale, durch gemeinsames Handeln von Laden- und Gebäudeeigentümern, durch die Aktivierung der Akteure und Schlüsselpersonen vor Ort, durch den Aufbau einer Stadtteilvertretung („Meine Wilhelmstadt“) und den Einsatz eines Geschäftsstraßenmanagements. Laut STEP Zentren 3 dominieren im südlichen Bereich hauptsächlich nahversorgungsrelevante Angebote und im nördlichen Abschnitt Dienstleister und autokundenorientierte Geschäfte. Die Einzelhandelsdichte ist gering, im öffentlichen Raum lässt die Aufenthaltsqualität zumeist zu wünschen übrig. Quelle: Rechtsverordnung vom 15.3.2011, eigene Darstellung

Abb. 10: Gesamtkostenvolumen lt. RV vom 15.3.2011: 27,4 Mio. € Kostenverteilung nach Handlungsschwerpunkten

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

Zeitgemäße öffentliche Räume und Wohnumfeld Die Wilhelmstadt ist ein ansprechendes Jahrhundertwende-Viertel mit qualitativ hochwertigen Siedlungsbauten, verfügte im Jahr 2010 jedoch nur über wenige bzw. nur verbaute städtische Platzanlagen. In der Umgebung gab es zur Naherholung vier großräumige, attraktive Grünzüge, außerdem mehrere wohnungsnahe Grünflächen – allerdings allesamt unvernetzt. Der gepflegte ZiegelhofPark wurde von verkehrsreichen Straßen durchschnitten, der Földerichplatz, die einzige öffentliche Grünanlage im dicht bebauten Kern der Wilhelmstadt, hatte erheblichen Pflege- und Instandsetzungsbedarf. Andere Grünanlagen wie die an der Wilhelmstraße 14 und 20 waren mangelhaft gestaltet, räumlich isoliert, die Umgebung ist laut. Die Versorgung mit Spielplätzen war unzureichend: Während die Defizite in der südlichen Wilhelmstadt nur geringfügig ausfielen, fehlte es nördlich der Adamstraße gänzlich an Spielanlagen. Deren Ausstattung galt indes zumeist als zufriedenstellend, lediglich am Földerichplatz sollte nachgebessert, der Stadtplatzbereich am Földerichplatz außerdem durch Neugestaltung aufgewertet werden. Bis Ende 2011 erhielt der Földerichplatz eine neue Spielplatzanlage, der Vorplatz der Földerichschule wurde neu gestaltet und laut Geschäftsstraßenmanagement gut angenommen. Weitere Maßnahmen wie die Schaffung von Fußwegeverbindungen zum Havelufer und die Aufwertung der Wegeverbindung zwischen Jäger- und Adamstraße inklusive Neubau eines Spielplatzes werden durch Machbarkeitsstudien vorbereitet. Die Stadtteilvertretung wird regelmäßig über die Vorhaben informiert; Bezirk und Prozesssteuerer sehen deren Umsetzung auf gutem Weg.

Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, eigene Darstellung

Abb. 11: Wilhelmstadt: verausgabte Fördermittel (in Tsd. Euro)


Wilhelmstadt: der zentrale Földerichplatz konnte mit Unterstützung aus Aktive Zentren umgestaltet werden

Die Wegeverbindung zwischen Jäger- und Adamstraße soll aufgewertet und funktional ergänzt werden

Handlungsbedarfe

Entwicklungsziele

• Bedeutungsverlust des Geschäftsstraßenstandortes durch Ladenleerstand und Trading-DownProzesse • Defizitäre Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum • Mangelhafte Erschließung des Havelufers

• Starke Einkaufsstraßen mit Profil, Entwicklung des Bahnhofsbereiches als Zentrum und Scharnier • Verbesserung der sozialen Lebensbedingungen durch qualitativ ansprechende und energieeffiziente Wohnungen • Qualifizierung von Straßenräumen, Ausbau grüner Wege in die Wilhelmstadt • Schaffung höherwertiger Nutzungen am Wasser • Nutzung des (Wasser-)Tourismus als Wachstumsimpuls • Unterstützung von Netzwerken

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

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Vielfältige Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebote Das Ortsteilzentrum Wilhelmstadt verfügte im Jahr 2010 über ortsbezogene Bildungs- und Freizeitangebote. Die soziale Infrastruktur ist mit sechs Kitas, drei Grundschulen und einer Oberschule ausreichend, allerdings bestanden zum Teil qualitative Mängel sowie Instandsetzungs- und Sanierungsbedarf. Es fehlte an Sportflächen und Jugendfreizeiteinrichtungen: Nur im südlich angrenzenden Bereich gab es einen Sport-Jugendclub, der überdies dringend modernisiert bzw. erneuert werden musste. Das Frei- und Hallenbad Spandau-Süd, die Freizeitanlage Südpark und die Volkshochschule in der Altstadt Spandau grenzen an das Gebiet an. Die Infrastruktureinrichtungen sollen durch Instandsetzung, Modernisierung, energetische Sanierung und bedarfsorientierte Umbauten aufgewertet werden. Dafür bedarf es des Engagements aller Beteiligten. Dem Bericht zur Gesamtmaßnahme 2011 zufolge ist die Zeit- und Maßnahmenschiene ausreichend. Noch nicht abschließend geklärt ist indes die Bereitstellung finanzieller Ressourcen aus der bezirklichen Investitionsplanung für den Erweiterungsbau am Standort der Bertold-Brecht-Oberschule.

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Soziale und ethnische Integration Quelle: Programmmonitoring Aktive Zentren, eigene Darstellung

Zukunftsfähige Mobilität Das Gebiet Wilhelmstadt ist mit tangierenden Hauptverkehrsachsen, örtlichen Hauptsammelstraßen und einem engmaschigen Nebenstraßennetz gut erschlossen. Der ÖPNV wird durch mehrere Buslinien sichergestellt, der Bahnhof Spandau mit S-Bahn-, Regional- und Fernbahnanschluss ist nicht weit entfernt. Gut ausgebaute Fahrradwege gab es im Jahr 2010 jedoch nur am Rande des Gebietes, in der Wilhelmstadt waren sie teilweise zu schmal, die Beläge schadhaft. An manchen Strecken fehlten sie ganz. An den Hauptverkehrsstraßen war die Belastung durch Lärm und Schadstoffe wegen des enormen Aufkommens an gebietsfremdem Durchgangsverkehr sehr hoch, insbesondere im dicht bebauten Teil der Wilhelmstadt hatten Fußgänger und Radfahrer zu wenig Raum. Die Gehwege waren streckenweise nicht abgesenkt, uneben, zu schmal, zugeparkt oder „übernutzt“. Unübersichtliche Kreuzungsbereiche erhöhten das Unfallrisiko. Die Passantenfrequenz im Kern der Wilhelmstadt war dank der gemischten Nutzungsstruktur und guten Erreichbarkeit (kurze Wege) jedoch vergleichsweise hoch. Dem Bericht zur Gesamtmaßnahme 2011 zufolge konnten bisher drei von insgesamt zehn geplanten Kreuzungsbereichen behindertengerecht umgebaut werden. Eine Verkehrsberuhigungs- und Aufwertungsmaßnahme in der Földerichstraße sowie ein künstlerischer Ideenwettbewerb zur Gestaltung und Aufwertung der DB-Unterführung an der Klosterstraße sind in Vorbereitung. Laut Bezirk und Prozesssteuerer ist außerdem an die Erarbeitung eines Verkehrskonzeptes für die Pichelsdorfer Straße und angrenzende Bereiche gedacht.

Integrierte Strategie, Kooperation

Abb. 12: Wilhelmstadt: Einwohnerstruktur, 2008 und 2011, Angaben in Prozent

Anders als im Bezirk Spandau nahm die Bevölkerungszahl im Gebiet zwischen 2008 und 2011 leicht zu. Die Altersstruktur entwickelte sich stabil und fast identisch mit der der Gesamtstadt, auch der Anteil an Personen mit ausländischer Staatsbürgerschaft glich sich durch einen leichten Zuwachs dem Berliner Durchschnitt nahezu an. Die sozialwirtschaftliche Situation verbesserte sich, ist aber nach wie vor schlechter als die der Gesamtstadt. Insbesondere „Kinderarmut“ ist weit verbreitet. Im Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2011 werden der Wilhelmstadt weiterhin ein mittlerer Status-/Dynamik-Index, aber ein (verbesserter) mittlerer Entwicklungsindex bescheinigt.

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

Im Sinne der Leitlinie „Gemeinsam Handeln“ wird im Jahr 2010 die Gründung einer Stadtteilvertretung angestrebt; deren Sprecher wiederum soll an der Steuerungsrunde teilnehmen, in der die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, das Bezirksamt Spandau, der Sanierungsbeauftragte, das Geschäftsstraßenmanagement und eventuell das Programm Aktionsräume Plus für einen umfassenden und transparenten Informationsaustausch sorgen. Im Jahr 2011 wurde die Stadtteilvertretung mit ca. 15-25 Teilnehmern – Bewohnern, Mietern, Eigentümern und Gewerbetreibenden – ins Leben gerufen. Sie tritt monatlich zusammen und kooperiert mit dem Land Berlin und dem Bezirk Spandau. Ihr gewählter Sprecher nimmt regelmäßig an den ebenfalls monatlich tagenden Sanierungsbeiratssitzungen teil. Das Geschäftsstraßenmanagement hat seine Arbeit aufgenommen und bis Ende 2011 erste Gespräche geführt. Die Angesprochenen reagieren aufgeschlossen, aufgrund des regen Engagements funktioniert die Zusammenarbeit laut Geschäftsstraßenmanagement hervorragend. Als starker Gebietspartner hat sich die AG Wilhelmstadt etabliert, die sich regelmäßig in die Projekte einbringt. Zudem ist – als Sitz des Geschäftsstraßenmana-


gements und der AG Wilhelmstadt – ein Stadtteilladen in der Adamstraße als Anlaufstelle geplant.

Identifikation und Image Einer großen Anzahl von Akteuren mit hoher Ortsverbundenheit, die willens sind, sich für ihr Gebiet stark zu machen, steht eine wachsende Anzahl von neuen Anwohnern gegenüber, die sich nicht mit der Wilhelmstadt identifizieren. Von vielfältigen öffentlichkeits- und beteiligungswirksamen Maßnahmen verspricht man sich lebhafte Diskurse und die optimale Einbindung der Akteure in die Wilhelmstädter Gebietsentwicklung: Es gab Auftaktveranstaltungen, Foren und Informationsveranstaltungen, eine Internetseite ist eingerichtet, eine Broschüre wurde veröffentlicht. Eine Stadtteilzeitung und projektbezogene Veranstaltungen sind laut Bericht zur Gesamtmaßnahme 2011 geplant. Mittels Flyern, Plakaten, Mails, Presseberichten und Gesprächen werden die Bewohner und Gewerbetreibenden über laufende Projekte und die Aufgaben des Geschäftsstraßenmanagements informiert. Zudem wird dem Geschäftsstraßenmanagement zufolge eine zukunftsorientierte und effiziente Öffentlichkeitsarbeit angestrebt: Herkömmliche Instrumente wie der Einkaufsführer könnten zeitgemäß durch ein Profil bei Facebook und eine „App Wilhelmstadt“ ergänzt werden.

ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG Gelungen sind: • Gründung einer Stadtteilvertretung • Etablierung des Geschäftsstraßenmanagements • Entwicklung eines einheitlichen Auftritts (Logo, Slogan) • Ansprache der Gebietsöffentlichkeit durch vielfältige Maßnahmen • Erste Baumaßnahmen zur barrierefreien Umgestaltung von Kreuzungsbereichen • Aufwertung des Földerichplatzes inklusive der Spielplatzanlage.

Ausbaufähig sind: • Zukunftsorientierte Öffentlichkeitsarbeit • Nachhaltige Stabilisierung der Geschäftsstraßen • Förderung eigenständiger Impulse und Strukturen

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Trotz ihres guten Images ist die Wilhelmstadt über die Jahre in Vergessenheit geraten. Um dem entgegenzuwirken, entwickelte man ein Logo und einen Slogan, den Bezirk, Prozesssteuerer und Geschäftsstraßenmanagement gemeinsam nutzten. Laut Geschäftsstraßenmanagement ist der einheitliche Auftritt ein Erfolg; ein Kommunikationskonzept soll folgen.

Impulswirkung, Qualität, Dauerhaftigkeit Dank der hohen Beteiligungs- und Mitwirkungsbereitschaft der Akteure und aufgrund der im Gebiet bereits aktiven Gruppen sind wichtige Voraussetzungen zur Übernahme von Verantwortung gegeben. Für Verstetigungsprozesse wesentliche Vernetzungstendenzen zwischen den Akteuren waren schon zum Programmstart zu beobachten. Für das Jahr 2012 ist die Etablierung eines Gebietsfonds geplant, von der Stadtteilvertretung erhofft man sich die eigenverantwortliche Initiierung und Bearbeitung von Projekten. Für Impulswirkungen – von privater Seite angestoßene Maßnahmen oder die Ausbildung dauerhafter Strukturen – ist es nach Einschätzung des Geschäftsstraßenmanagements noch zu früh. Aktivierend wirkten indes Aktionen wie der gemeinsame Winterdienst, der laut Geschäftsstraßenmanagement als erfolgreich bewertet wird.

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin


Karl-Marx-Straße

GEBIETSENTWICKLUNG 2008-2011 Stabilität und Vielfalt, Modernität, Profilbildung und Identität

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Gegenläufig zur Entwicklung im Gesamtbezirk Neukölln reduzierte sich die Verkaufsfläche für den Einzelhandel in der Karl-Marx-Straße seit dem Jahr 2000 um 18 %. Im Jahr 2008 wies das Gebiet ca. 57.300 m² Einzelhandelsfläche und eine überdurchschnittlich hohe Leerstandsquote von 16 % auf. Das Einkaufszentrum Neukölln Arcaden im zentralen Geschäftsbereich kam mit insgesamt 60 Einzelhandelsbetrieben auf eine Gesamtverkaufsfläche von 27.000 m². Die Angebotsschwerpunkte der Geschäftsstraße lagen in den Bereichen Textilien, Schuhe, Elektrowaren sowie Nahrungs- und Genussmittel. Etwa die Hälfte des Angebots ist auf den mittelfristigen Bedarf ausgerichtet, jeweils ein Viertel entfällt auf den kurz- und den langfristigen Bedarf. Etwa 20 % der Betriebe wurden dem ethnisch geprägten Einzelhandel zugerechnet. Es gab einige Magnetbetriebe wie C&A, Media Markt und H&M, andere großflächige Bekleidungs- und Textilhäuser wie Hertie und Sinn Leffers hatten den Standort verlassen. Auch das KindlGelände und die Alte Post verfügten durch Unternutzung über große Flächenpotenziale. Im Norden und Süden der Karl-Marx-Straße sowie in den Seitenstraßen dominierten beschränkt leistungsfähige, inhabergeführte Geschäfte. Das Kaufkraftniveau lag im Jahr 2008 leicht unter dem Berliner Durchschnitt. Im bedeutenden Dienstleistungs- und Gesundheitsstandort Karl-Marx-Straße befanden sich über 230 Dienstleister sowie ein Drittel der 517 Neuköllner Arztpraxen.

und vielseitig, jedoch mit starker Niedrigpreis- und Discounterorientierung, die Sortimentsschwerpunkte liegen nach wie vor in den Warengruppen Bekleidung sowie Nahrungs- und Genussmittel, die überwiegend den zentrenrelevanten Sortimentsgruppen zugeordnet werden. Die hohe Passantenfrequenz und eine kleinteilige, ethnisch geprägte Geschäftsstruktur haben sich erhalten. Dienstleistungsbetriebe machen fast 50 % der Branchenverteilung aus, 30 % entfallen auf den Einzelhandel, 10 % auf die Gastronomie und etwa 5 % auf Kunst- und Kulturangebote. Die Leerstandsentwicklung hingegen ist positiv: Durch die Nachnutzung des ehemaligen Hertie-Warenkaufhauses durch Einzelhändler, Dienstleister und Büros und dank der Neubesetzung der ehemaligen Sinn Leffers-Flächen mit einem dem Niedrigpreissegment zugeordneten Einzelhandelsbetrieb sank die Leerstandsquote auf 7 %.

Laut STEP Zentren 3 hat sich die Einzelhandelsstruktur bis 2011 kaum verändert: Die Angebotsstruktur ist umfassend

Die durch das Programm Aktive Zentren finanzierte Imageanalyse hat ergeben, dass die Karl-Marx-Straße als Einkaufsstraße bei fast allen Befragten präsent ist; geschätzt werden das unkonventionelle Angebot, die Ausrichtung auf die Vielfalt der Kundschaft und das öffentliche Leben, gewünscht werden u.a. mehr Sauberkeit und Ordnung sowie ein attraktiveres Warenangebot. Laut Prozesssteuerer gilt es, das Image als „Ein-Euro-Meile“ abzuschütteln und die Ansiedlung von „Billigläden“ zu verhindern. Ehemalige Einzelhandelsflächen werden vermehrt durch eine international ausgerichtete Gastronomie für eine breitere Zielgruppe genutzt, das Kindlgelände wird kulturell bespielt. In enger Zusammenarbeit mit dem Eigentümer wird eine abgestimmte Entwicklung des Areals angestrebt. Die Alte Post erlebt durch diverse Zwischennutzungen und kulturelle Aktionen und Events eine Imageaufwertung, eine langfristige Nachnutzung der Flächen steht jedoch noch aus.

Quelle: Rechtsverordnung vom 15.3.2011, eigene Darstellung

Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, eigene Darstellung

Abb. 13: Gesamtkostenvolumen lt. RV vom 15.3.2011: 29 Mio. € Kostenverteilung nach Handlungsschwerpunkten

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

Abb. 14: Karl-Marx-Straße: verausgabte Fördermittel (in Tsd. Euro)


Zeitgemäße öffentliche Räume und Wohnumfeld Der Karl-Marx-Straße wurde 2008 ein hoher Identifikationswert hinsichtlich der städtebaulichen Struktur und der Abfolge von Plätzen und Kreuzungsbereichen bescheinigt. Aufgrund der auf den motorisierten Individualverkehr (MIV) ausgerichteten Gestaltung des öffentlichen Raumes war die Aufenthaltsqualität jedoch gering. Der zentrale Platz der Stadt Hof wurde seiner Bedeutung als verbindendes Element nicht gerecht, Straßenbäume gab es entlang der Karl-Marx-Straße nur wenige (allerdings bietet die nahe Umgebung attraktive, grüne Erholungsmöglichkeiten). Unattraktive Wegeverbindungen in den Seitenstraßen sowie Gestaltungsdefizite und Erneuerungsbedarf an markanten Gebäuden fielen ebenfalls unangenehm auf.

Nach der Schaffung verkehrsplanerischer Grundlagen für die Durchführung eines Wettbewerbes für den Platz der Stadt Hof ist dieser im Jahr 2010 als integriertes Verfahren mit hoher Beteiligung realisiert worden. Zur Wahrung vorhandener, baukultureller Qualitäten wird ein Leitfaden für die energetische Sanierung und Gestaltung von Fassaden erarbeitet, dem Wunsch nach mehr Raum für Versammlungen, Feste und Veranstaltungen sucht man mit Maßnahmen zur Qualifizierung des öffentlichen Raums zu entsprechen. Der Imageanalyse und der Bestandserhebung des Citymanagements im Jahr 2011 zufolge sind die 2008 konstatierten Stärken und Schwächen noch virulent.

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Erfolgsfaktor Stabilität und Vielfalt: Wochenmarkt auf dem Karl-Marx-Platz im Aktiven Zentrum Karl-Marx-Straße

HANDLUNGSBEDARFE

ENTWICKLUNGSZIELE [Aktion! Karl-Marx-Straße - jung, bunt, erfolgreich]

• Rückgang der Verkaufsflächen und hoher Ladenleerstand • Lücken im Branchenmix • Negative Entwicklung der Angebotsstruktur • Geringe Kaufkraft

• Bündelung von Interessen • Verbesserung der Aufenthaltsqualität • Stärkung der Vielfalt

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin


Vielfältige Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebote Mit u. a. zwei Gymnasien und einer Hauptbibliothek wurde die Bildungsinfrastruktur im Gebiet 2008 als gut aufgestellt und profiliert bezeichnet. Die zahlreichen Kultur- und Freizeiteinrichtungen zogen Besucher aus ganz Berlin an: die Neuköllner Oper etwa, der Saalbau, aber auch kleinteilige Kultureinrichtungen, die sich gemeinsam z.B. auf dem Kulturfestival „48 Stunden Neukölln“ präsentierten. Der Fortbestand bestimmter Einrichtungen (Puppenmuseum, Saalbau mit Galerie) war jedoch ungesichert, außerdem litten die Bildungsangebote unter Platzmangel. Im Sinne des Investitionsschwerpunktes „Handeln, Begegnen und Erleben“ wurden zahlreiche und vielfältige Kunstund Kulturaktionen etwa in der Alten Post und auf dem Kindl-Gelände sowie verschiedene Projekte des Gebietsfonds (hier: Aktionärsfonds) durch das Programm Aktive Zentren gefördert, die laut Prozesssteuerer erfolgreich waren. Außerdem werden verschiedene Ansätze der Bürgerbeteiligung und Öffentlichkeitsarbeit verfolgt. Seit 2010 findet – dank Mitteln aus dem Programm Aktive Zentren – eine Zusammenarbeit mit dem Kulturfestival „48 Stunden Neukölln“ statt, in dessen Rahmen eine zentrale Kunstfiliale geschaffen wurde.

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Soziale und ethnische Integration Quelle: Programmmonitoring Aktive Zentren, eigene Darstellung

Zukunftsfähige Mobilität Die Karl-Marx-Straße ist hervorragend erschlossen: mit mehreren Stationen der U-Bahnlinie U7, einem direkten Anschluss an den S-Bahn-Ring, an die Autobahn (Buschkrugallee) und damit zum künftigen Flughafen BER. Auch Stellplätze gibt es genügend. Die daraus resultierende hohe Verkehrs-, Lärm- und Schadstoffbelastung schränkt jedoch die Aufenthaltsqualität enorm ein. Schlechte Ampelschaltungen, schmale Bürgersteige und unzureichende Aufenthaltsmöglichkeiten verschlechtern die Bedingungen für Fußgänger und Radfahrer noch, unübersichtliche Kreuzungsbereiche erhöhen das Unfallrisiko. Künftig soll laut Projektsteuerer der Fahrradverkehr ausgebaut werden. Bereits realisiert wurden Fahrradstellplätze vor dem Amtsgericht Neukölln. Die geplanten Umbaumaßnahmen für die Karl-Marx-Straße sowie für die Richard-, Ganghofer- und Neckarstraße haben sich dem Bericht zur Gesamtmaßnahme zufolge aufgrund komplexer Abstimmungs- und Koordinierungsstrukturen verzögert. Die genannten Stärken und Schwächen bestehen daher unverändert: Laut der Imageanalyse ist die Qualität des Verkehrsraumes mangelhaft, laut einer Erhebung des Citymanagements im Jahr 2011 sind Radfahrer und Fußgänger nach wie vor benachteiligt. Es fehlen grundsätzlich ausgewiesene Radwege sowie strukturierte Kreuzungsbereiche. Von den Besuchern der Karl-Marx-Straße kommen 42 % mit der U-Bahn, 33 % mit dem Auto, 21 % mit dem Fahrrad, 12 % mit der S-Bahn und 12 % zu Fuß.

Integrierte Strategie, Kooperation

Abb. 15: Karl-Marx-Straße: Einwohnerstruktur, 2008 und 2011, Angaben in Prozent

Das Gebiet hat stetig einen leichten Bevölkerungszuwachs zu verzeichnen, die Bevölkerung ist im Schnitt jünger und ethnisch vielfältiger als die der Gesamtstadt. Die sozioökonomischen Rahmenbedingungen sind jedoch problematisch: Der Anteil der erwerbsfähigen Empfänger von Existenzsicherheitsleistungen ist überdurchschnittlich hoch, die „Kinderarmut“ sogar doppelt so hoch wie in der Gesamtstadt. Im Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2011 wird dem Gebiet ein sehr niedriger Status-Index mit stabiler Entwicklung bescheinigt. Der konstant sehr niedrige Entwicklungsindex verweist auf einen weiterhin hohen Interventions- und Präventionsbedarf.

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

Betont wurden schon im Jahr 2008 das Engagement und die Kooperationsbereitschaft lokaler Akteure. So hatten sich Händler bereits zur AG Karl-Marx-Straße und Kulturtreibende zum Kulturnetzwerk e.V. zusammengeschlossen. In Form der [Aktion! Karl-Marx-Straße] gibt es nun eine Organisationsstruktur und Kommunikationsplattform, die eine kontinuierliche Kooperation zwischen Politik und Verwaltung, externer Steuerung und lokalen Akteuren sicherstellt und für die frühzeitige Einbindung der Akteure in wichtige Projekte des Programms Aktive Zentren sorgt. Das betrifft die Entwicklung des Kindl-Geländes und das Nutzungskonzept für die Alte Post ebenso wie die Vorplanung bei Baumaßnahmen und die Öffentlichkeitsarbeit. Im Jahr 2010 wurde eine Lenkungsgruppe der [Aktion! Karl-Marx-Straße] etabliert, die als Standortgemeinschaft wie als Betroffenenvertretung fungiert und aus Vertretern der wichtigsten Institutionen der Karl-Marx-Straße besteht. Sämtliche Maßnahmen werden laut Prozesssteuerer von den beteiligten Fachämtern als gemeinsame Querschnittsaufgabe aufgefasst und angegangen. Dank der Einsetzung eines vom Programm Aktive Zentren und aus WDMMitteln (Wirtschaftsdienliche Maßnahmen) finanzierten Citymanagements im Jahr 2010 ist zudem eine stärkere Fokussierung auf den Einzelhandel und die institutionelle Einbindung der Wirtschaftsförderung des Bezirks gewähr-


leistet, die bei den Themen Leerstand, Eigentümerwechsel und Neuvermietung zum Tragen kommt. Aktuell werden die Vernetzung und Zusammenarbeit der Gewerbe- und Kulturtreibenden auf halbjährlichen Foren, die Kooperation von Handelsverbänden, Projektentwicklern, Investoren und anderen Experten in der AG Zukunft Handel sowie die Stärkung des lokalen Modeclusters durch Unterstützung des Events „2. Neuköllner Fashion Week“ und der AG Mode vorangetrieben. In offenen Runden sollen Händler, Gewerbetreibende und Kulturschaffende dauerhaft für den Erneuerungsprozess gewonnen werden; hier hat man jedoch noch nicht alle gewünschten Akteure erreicht, zum Teil aufgrund unzureichender Deutschkenntnisse der Adressaten. Zahlreiche Aktionärsfonds-Projekte sowie vielfältige Beteiligungsmaßnahmen und Formen der Öffentlichkeitsarbeit haben sich nach Aussage des Prozesssteuerers ebenfalls bewährt und sollen in diesem Umfang weitergeführt werden.­

Identifikation und Image Im Jahr 2008 wurden dem Gebiet zwar ein negatives Image, aber auch Potenzial zum Aufbruch bescheinigt, zumal die Anwohner sich stark mit ihrem Wohnort identifizierten. Die von einer Agentur professionell begleitete Kampagne [Aktion! Karl-Marx-Straße], unter deren Dach sich sämtliche Fördernehmer und involvierten Akteure versammeln, hat einen überörtlichen Bekanntheitsgrad erzielt: Alle Beteiligten verwenden das Logo, es gibt ein einheitliches Corporate Design, die Außenwirkung ist die eines geschlossenen Auftritts. Gemeinschaftlich organisierte Kulturevents trugen laut Prozesssteuerer und Citymanagement zur besseren Wahrnehmung von Schlüsselimmobilien bei. Darüber hinaus kamen eine Vielzahl an öffentlichkeitswirksamen Maßnahmen – Publikationen, Newsletter und eine Internetseite – sowie unterschiedliche Beteiligungsinstrumente im Rahmen der Maßnahmenumsetzung zum Tragen.­

Impulswirkung, Qualität, Dauerhaftigkeit Dank des Gebietsfonds (hier: Aktionärsfonds) konnten bereits seit 2009 kleine Projekte sowie Kunst- und Kulturaktionen bzw. Events gefördert werden: In den ersten beiden Jahren jeweils etwa 10 Projekte, im Jahr 2011 bereits 13, darunter die Besteigung des Neuköllner Rathausturmes oder die Aktion Graffiti-Projektion. Prozesssteuerer und Citymanagement bescheinigen dem Fonds außerdem die Freisetzung weiterer Impulse. Bei kulturellen Projekten zeigen sich erste Verstetigungsansätze: Das Ramadanfest, das noch im Jahr 2011 intensiv durch das Programm Aktive Zentren unterstützt wurde, soll 2012 lediglich durch Öffentlichkeitsarbeit begleitet werden. Die Vernetzung der Akteure führt überdies zu neuen Ideen und Impulsen – erste wichtige Schritte zur Etablierung dauerhafter und tragfähiger Strukturen.

Für die Alte Post in der Karl-Marx-Straße fehlt bislang ein langfristiges Nachnutzungskonzept

ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG Gelungen sind: • Kooperation mit Vertretern der Schlüsselimmobilien • Belebung des Kindl-Geländes • Einrichtung der AG Zukunft Handel zur Profilierung der Geschäftsstraße • Bündelung von Kommunikationssträngen, die Vernetzung der Akteure, die Imagesteigerung des Standortes durch die [Aktion! Karl-MarxStraße] • Sicherstellung transparenter Verfahren und tragfähiger Entscheidungen durch die neu geschaffene Lenkungsgruppe der [Aktion! KarlMarx-Straße] • Schlüssige Imagestrategie und Öffentlichkeitsarbeit • Stärkung des Kulturstandortes durch vielfältige Aktionen, Events und Projekte • Etablierung eines Gebietsfonds (hier: Aktionärsfonds) • Erste Schritte zum Umbau der Straßenräume und zur gestalterischen Aufwertung des Gebietes

Ausbaufähig sind: • Langfristige Nachnutzungskonzepte für Schlüsselimmobilien (z. B. Alte Post) • Abstimmungs- und Kommunikationsstrukturen in Vorbereitung der Umgestaltung der KarlMarx-Straße sowie angrenzender Bereiche • Aufbau nachhaltiger Strukturen zur Begleitung der Geschäftsstraßenentwicklung

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

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Marzahner Promenade

GEBIETSENTWICKLUNG 2008-2011 Stabilität und Vielfalt, Modernität, Profilbildung und Identität

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Im Jahr 2008 verfügte das Stadtteilzentrum Marzahner Promenade im Einkaufszentrum Eastgate über eine Verkaufsfläche von 32.000 m² mit 149 Fachgeschäften, im Handels- und Dienstleistungszentrum com@care waren es 1600 m², belegt von zwei Lebensmittelmärkten und einer Apotheke, in der teils überdachten Einkaufspassage Marzahner Promenade 3360 m² mit 118 Gewerbeeinheiten. Der Einkaufsstandort war durch ein umfangreiches Angebot an Waren für den täglichen Bedarf wie Lebensmittel/ Drogeriewaren (29 %) und des mittelfristigen Bedarfs wie Bekleidung, Textilien, Leder- und Haushaltswaren (44 %) gekennzeichnet. Das Angebot an Dienstleistungen galt als vielfältig. Defizite gab es jedoch in den Bereichen Hauswirtschaft, Spielwaren und ökologische Produkte sowie hinsichtlich des Gastronomieangebotes. Insbesondere in der Marzahner Promenade mangelte es an wohnortnahen, attraktiven Gastronomiebetrieben mit ansprechenden Außenbereichen. Das Kaufkraftniveau lag weit unter dem Berliner Durchschnitt. Das nahe dem S-Bahnhof Berlin-Marzahn gelegene Einkaufszentrum Eastgate zog mit einer Vielzahl an Magnetbetrieben (H&M, Saturn, C&A u. a.) und einem breiten Branchenmix im mittleren Preissegment den Großteil der überörtlichen Besucher an. Diese nahmen jedoch die Promenade kaum wahr, da sich das Eastgate ihr gegenüber verschließt. Das com@care, ein weiterer Anziehungspunkt, liegt ebenfalls am Rande des Gebietes. Die Promenade selbst verfügte nur auf einer Straßenseite über – größtenteils nicht zeitgemäß gestaltete Ladenflächen –, der Geschäftsbesatz wurde zudem von leeren Erschließungsflächen und Niveauunterschieden unterbrochen. Der GeQuelle: Rechtsverordnung vom 15.3.2011, eigene Darstellung

Abb. 16: Gesamtkostenvolumen lt. Wettbewerbsbeitrag: 13,2 Mio. € Kostenverteilung nach Handlungsschwerpunkten

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

werbeleerstand bezifferte sich im Jahr 2008 auf 1600 m² und nahm mit wachsender Entfernung vom Eastgate und dem S-Bahnhof zu. Bis 2011 verschärfte sich diese Entwicklung noch, da Traditionsgeschäfte aus Altersgründen aufgegeben wurden. Die Vermietung der leer stehenden Gewerberäume verläuft laut Geschäftsstraßenmanagement jedoch gut. Durch dessen Erhebungen werden Leerstände (eine Quote zwischen 10 % und 17 %) laufend erfasst. Außerdem werden gemeinsam mit der DEGEWO auch unter Inkaufnahme von kurzfristigem Leerstand neue Mieter gezielt so ausgewählt, dass sich Trading-Down-Prozesse verhindern lassen. Nach wie vor sind Dienstleistungen und soziale Einrichtungen entlang der Promenade stärker vertreten als klassische Einkaufsläden. Seit Kurzem beobachtet das Geschäftsstraßenmanagement jedoch erste Wiederansiedlungen: Eine Eisdiele, ein Bekleidungs- und ein Schreibwarengeschäft zogen vom Eastgate in die Promenade um. Laut STEP Zentren 3 ist die Marzahner Promenade ein Stadtteilzentrum mit dem typischen Shoppingcenter-Mix: Bekleidung/Textilien, Nahrungs- und Genussmittel sowie Unterhaltungselektronik.

Zeitgemäße öffentliche Räume und Wohnumfeld Die 1,5 km lange Marzahner Promenade war im Jahr 2008 als zusammenhängende Geschäftsstraße weder erkennnoch erlebbar. Es fehlten klare Übergangs- und Entreesituationen, Sichtbeziehungen zwischen den beiden Magnetpolen Eastgate und Freizeitforum Marzahn sowie eine durchgängig urbane Ausstrahlung. Die Lauflagen in der Promenade waren unterbrochen, man musste Niveauunterschiede überwinden, die Orientierung gelang nur mit Mühe, Wegebeläge, Ausstattungsgegenstände und Bepflanzungen waren unattraktiv und in schlechtem ZuQuelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, eigene Darstellung

Abb. 17: Kostenverteilung nach Handlungsschwerpunkten


stand. Gewünscht wurde eine akzentuierende, räumliche Gestaltung, die Fußgängerströme lenkt und ansprechende Platzsituationen schafft. Auf einen landschaftsplanerischen Ideenwettbewerb folgt nun – ausgehend von dem Gewinnerentwurf – die Umsetzung der einzelnen Maßnahmen, jeweils unter Einbeziehung von Anwohnern und Akteuren. Der erste Bauabschnitt des Kulturraumes vor dem Freizeitform Marzahn (Victor-Klemperer-Platz) zur Schaffung einer attraktiven Eingangssituation und besseren Aufenthaltsqualität ist ab-

geschlossen. Die Fläche verfügt laut Geschäftsstraßenmanagement schon jetzt über mehr Platzangebote und wird besser genutzt. In Kofinanzierung mit der BVG erfolgte der Umbau der Verkehrsfläche am Busbahnhof zu einem barrierefreien Stadtplatz mit dem neuen Namen „Torplatz“. Davon profitiert der westliche Eingangsbereich, den Besucherströmen wird die Orientierung erleichtert – laut Bezirk und Prozesssteuerer ein erheblicher Qualitätsgewinn für das Gebiet. Weitere Umbauten entlang der Promenade und auf dem Marktplatz vor dem Eastgate sind in Planung

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Marzahner Promenade: Die Promenade erstreckt sich über 1,5 km zwischen dem Eastgate und Freizeitforum Marzahn

Die Aufenthaltsqualität auf dem zukünftigen Victor-Klemperer-Platz wird schrittweise verbessert

HANDLUNGSBEDARFE

ENTWICKLUNGSZIELE

• Funktionsverluste und Ladenleerstände • Bedeutungsverlust der Geschäftsstraße u.a. durch städtebaulich mangelhafte Erschließung • Fehlende Verbindung zum Einkaufszentrum „Eastgate“ • Sinkende Kaufkraft

• Bedarfsgerechte Entwicklung, multifunktionale Belebung und wirtschaftliche Stabilisierung des Stadtteilzentrums • Sanierung der Ladenlokale • Coaching ansässiger Unternehmen • Aufwertung des Wohnstandortes

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin


Vielfältige Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebote Im Stadtteilzentrum Marzahner Promenade gab es im Jahr 2008 ein breites Spektrum an Freizeit- und Kulturangeboten: das großflächige Freizeitforum Marzahn mit qualitativ hochwertigen, überwiegend öffentlichen Angeboten (u.a. Konferenzräumen und Veranstaltungssälen, Schwimmhalle, Bibliothek und Jugendclub), allerdings ohne angemessene Fassadengestaltung und Nutzungsauslastung, die „Galerie M“ sowie das südlich des Eastgate gelegene Kinound Freizeitzentrum Le Prom. Die soziale Infrastruktur galt mit einer Oberschule, drei Grundschulen, zwei Kitas, mehreren Sportplätzen und Angeboten für Jugendliche als hervorragend.

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Die Vertreter des Freizeitforums Marzahn haben sich als strategisch wichtige Partner im Gebiet etabliert und unterstützen die Projekte und Aktivitäten des Programms Aktive Zentren. Die Aufwertungsmaßnahmen auf dem Victor-Klemperer-Platz trugen zur Belebung des Kulturraumes bei, programmunabhängig wurden die Installationsstränge am Gebäude saniert und das Freizeitforum brandschutztechnisch instand gesetzt. Ab 2012 soll die energetische Sanierung des Gebäudes vorbereitet werden. Die Nutzung des Freizeitforums hat sich laut Bezirksamt/ Prozesssteuerer außerdem aufgrund neuer Angebote im Jahr 2011 stabilisiert.

einen leichten Anstieg. Einwohner mit ausländischer Staatsbürgerschaft sowie Senioren sind im Gebiet unterdurchschnittlich, Kinder und Jugendliche überdurchschnittlich vertreten. Die „Kinderarmut“ ist sehr hoch. Im Monitoring Soziale Stadtentwicklung 2011 wird dem Gebiet ein niedriger Statusindex mit Tendenz nach oben bescheinigt, daraus resultiert ein (verbesserter) mittlerer Entwicklungsindex.­

Zukunftsfähige Mobilität Das Gebiet ist sowohl über den ÖPNV (S-Bahn, Bus, Straßenbahn) wie mit dem Auto von Innenstadt und Umland aus erreichbar. Das Einkaufszentrum Eastgate verfügt über 1.400 Parkplätze, das Dienstleistungs- und Handelszentrum com@care bietet weitere. Das Gebiet ist jedoch von Verkehrschneisen umschlossen und durch den Durchgangsverkehr von den umliegenden Quartieren abgeschnitten. Die ÖPNV-Haltestellen sind an den Außenachsen des Quartiers angelegt, die S-Bahn-Haltestelle bezieht sich via Brücke direkt auf das Eastgate. Ortsfremden erschließt sich das Gebiet daher nur schwer, die Einkaufspassage Marzahner Promenade ist hinter den Parkflächen kaum zu erkennen. Die Anbindung für Fußgänger und Fahrradfahrer aus Süden und Osten ist ungenügend, so dass auch das Kaufkraftpotenzial aus der näheren Umgebung nicht ausgeschöpft wird.

Soziale und ethnische Integration

Der Ausbau der Fahrradroute TR 7 durch die Raoul-Wallenberg-Straße wird derzeit geprüft. Der Erleichterung des Rad- und Fußgängerverkehrs soll auch der Bau einer ersten Rampe im Kulturraum zur Überwindung der Niveauunterschiede bzw. Fortführung der Barrierefreiheit dienen. Weitere sind geplant. Das Gebiet beteiligte sich am Wettbewerb „MittendrIn Berlin!“ mit einem Ideenkonzept unter dem Motto „Marzahn bewegt“, in dessen Zentrum die Entdeckung der Promenade und der angrenzenden Areale steht.

Quelle:Programmmonitoring Aktive Zentren, eigene Darstellung

Integrierte Strategie, Kooperation

Die „Galerie M“ beteiligt sich als Gebietspartner und mit einem Ausstellungsraum an der kulturellen Aufwertung der Marzahner Promenade. Das Atelierprogramm, bei dem im Sinne einer kreativen Zwischennutzung leer stehende Ladenlokale temporär an Künstler vermittelt werden, wird derzeit in Kooperation mit der Galerie und der DEGEWO realisiert.

Abb. 18: Marzahner Promenade: Einwohnerstruktur, 2008 und 2011, Angaben in Prozent

Das Gebiet ist eine Großwohnsiedlung in Plattenbauweise. Im Jahr 2008 wurde ein Angebot an bedarfsgerechten innovativen Wohnkonzepten (Start-up-Wohnungen, Wohngemeinschaften, betreutes Wohnen für Senioren) vorgeschlagen, um den prognostizierten Bevölkerungsverlust zu vermeiden. Stattdessen gab es bis 2011 jedoch

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

Die Gebietsentwicklung setzt einerseits auf eine intensive prozessbegleitende und umfassende Partizipation der Bevölkerung, andererseits auf die gezielte Akquise und Aktivierung von Gewerbetreibenden für das Standortmarketing. Zu diesem Zweck wurden ein Geschäftsstraßenmanagement eingesetzt und eine Akteursrunde als Beirat geschaffen, der die Eigentümer- und Nutzer des Stadtteilzentrums vertritt. Die DEGEWO, als Haupteigentümerin der Wohn- und Gewerbeeinheiten an der Stabilisierung des Quartiers stark interessiert, beteiligt sich an der Finanzierung des Geschäftsstraßenmanagements und ist insgesamt hoch engagiert. Die Teilnehmer der Akteursrunde stellen Räume bereit, wirken bei Aktionen und Veranstaltungen sowie an der Abstimmung von Maßnahmen mit. Vierteljährlich wird ein anlassbezogener Gewerbestammtisch organisiert; der Zulauf ist noch relativ gering, Tendenz jedoch steigend. Bürgerbeteiligungen kamen beim landschaftsplanerischen Wettbewerb für den Kulturraum sowie bei der Spielplatzgestaltung zum Einsatz.


Der produktiven Zusammenarbeit von BVG, Senatsverwaltung, Planungsbüro und Prozesssteuerung verdankt sich die zügige Umgestaltung des Busbahnhofs. Aktionen wie der Adventskalender im Jahr 2009 oder der Kulturmarkt „Treffpunkt M“ im Jahr 2010 wurden mit unterschiedlichen Akteuren durchgeführt.

Für die Teilnahme am Wettbewerb „MittendrIn Berlin! Die Zentreninitiative“ konnten rund 50 Partner gewonnen werden – ein weiterer Schritt zur Vernetzung, der überdies den Bekanntheitsgrad der Promenade steigerte.

Identifikation und Image

Der Einsatz des Gebietsfonds hat sich bewährt: Im Jahr 2010 wurde unter Beteiligung der DEGEWO Außenwerbung durch Austausch veralteter Hinweisschilder angepasst, im Jahr 2011 im Sinne eines einheitlichen Erscheinungsbildes der Farbton Orange in der Promenade verbreitet – das Freizeitforum und die Konditorei Engel erhielten entsprechende Sonnenschirme, der Verein FAIR Kinder-Jugend-Freizeit einen Pavillon, die Sportschule PalChang bedruckte Anzüge. Über den Gebietsfonds informiert wurden alle Gewerbetreibenden und Haushalte in der Marzahner Promenade mittels einer Wurfsendung. Die bisher durchgeführten Projekte kamen durch persönliche Ansprache der Gewerbetreibenden/Vereine zustande und wurden von der Prozesssteuerung betreut.

Um die Marzahner Promenade deutlicher und positiver im öffentlichen Bewusstsein zu verankern, war im Jahr 2008 zweierlei geplant: eine einheitliche Gestaltung der Promenade durch Entwicklung eines Farb- und Gestaltungskonzeptes für die Außenmöblierung und die Werbeanlagen der Gewerbenutzungen sowie die Aufwertung des öffentlichen Raumes als Kunst- und Kulturerlebnisraum. Von Bezirksseite wird betont, dass die Ausrichtung der Beteiligten auf ein gemeinsames Ziel erfahrungsgemäß den wichtigsten Programmgewinn darstellt. Hier besteht noch Einigungsbedarf, was die Profilschärfung der Marzahner Promenade betrifft. Die ganzheitlichen Farb- und Gestaltungskonzepte (lineares Orientierungskonzept, einheitlicher Fries zur Gewerbebeschriftung) wurden in Auftrag gegeben, erwiesen sich jedoch als relativ kostenintensiv, so dass die Umsetzung wegen hohen Abstimmungsbedarfes auf 2012 verschoben wurde. Die vom Gebietsfonds geförderten Mast- und Orientierungsschilder wurden bereits angebracht, außerdem verwenden immer mehr Akteure und Gewerbetreibende das gemeinsame Logo, das zur neuen Marke entwickelt werden soll. Aktionen wie der Adventskalender, der Kulturmarkt „Treffpunkt M“ oder der „Weihnachtstag“ trafen laut Geschäftsstraßenmanagement bei den Anwohnern auf positive Resonanz. In monatlichen Infobriefen wird überdies das Programm Aktive Zentren erläutert, es hat einen festen Platz im Eastgate-Centermagazin, in Beilagen der Marzahn-Hellersdorfer Zeitung sowie im Bezirksmagazin Marzahn-Hellersdorf. Die Wohnungsgesellschaften bewerben es mit Flyern, entsprechende Artikel in ihren Mieterzeitungen sind vorgesehen. Die Öffentlichkeitsarbeit der verschiedenen Einrichtungen soll künftig noch stärker koordiniert werden. Im Rahmen eines Seminars der Universität der Künste wurden 2010/2011 unter dem Titel „Urbane Codes“ verschiedene Konzepte erarbeitet, um die Signalwirkung der Plattenbauten optisch zu verstärken; deren Umsetzung wird angestrebt. Im gleichen Zeitraum wurden je drei temporäre Kunstprojekte für den öffentlichen Raum ausgewählt und insgesamt fünf Projekte realisiert. Die Anwohnerschaft reagierte laut Bezirk anfänglich mit Skepsis, die Fachpresse hingegen sehr positiv.

Impulswirkung, Qualität, Dauerhaftigkeit

Es gibt bereits Folgeinvestitionen: Die DEWEGO gestaltet die Fensterfronten neu, auf dem umgebauten Stadtplatz am Busbahnhof wird ein BVG-Kundencenter eingerichtet.

ZUSAMMENFASSENDE BEWERTUNG Gelungen sind: • Etablierung einer Akteursrunde • Einsetzung eines Geschäftsstraßenmanagements • Schlüssige Verknüpfung von privatwirtschaftlichen und öffentlichen Interessen • Kulturelle Belebung durch Events und Festivals, ein Atelierprogramm und künstlerische Interventionen • Etablierung eines Gebietsfonds • Schaffung eines einheitlichen Erscheinungsbildes (Außenmöblierung, Beschilderung, Logo) • Erste Baumaßnahmen zur Erschließung der Eingangsbereiche.

Ausbaufähig sind: • Vernetzung und Aktivierung der Gewerbetreibenden • Umsetzung des Werbe-, Farb- und Gestaltungskonzeptes.

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

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Bilanz und Empfehlungen

Von der Kooperation mit Unternehmen, Einrichtungen und Institutionen werden hohe Synergieeffekte und Impulse für die Gebietsentwicklung erwartet. In einigen Gebieten wurden Kooperationsprojekte bereits erfolgreich umgesetzt. An diese positiven Erfahrungen gilt es anzuknüpfen und die aufgebauten Kontakte für neue gemeinsame Projekte zu nutzen. Der Public-Private-Partnership-Ansatz – die Akquisition von Kofinanzierungsbeiträgen – hat sich als eine wichtige impulsgebende Aktivierungsstrategie erwiesen, die zukünftig voranzutreiben ist. Um öffentliche Räume zeitgemäß zu gestalten, zukunftsfähige Mobilitätsformen zu ermöglichen und attraktive Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebote zu gewährleisten, wurden beteiligungsintensive Konzepte erstellt sowie verschiedene Wettbewerbe durchgeführt. Dank der partizipativen Erarbeitung sind die Ziele und Maßnahmen auf breiter Basis abgesichert und können als tragfähig beurteilt werden. Stellenweise resultierten daraus jedoch sehr zeit- und ressourcenintensive Verfahren, welche die zur Verfügung stehenden Mittel und personellen Kapazitäten stark strapazierten.

36 Turmstraße: Traditionelle Geschäftsstraße mit zunehmender Tendenz zu Angeboten im Niedrigpreissegment sowie qualitativen Defiziten im Warenangebot

Die Einführungsphase 2008 bis 2011 des Programms Aktive Zentren in Berlin ist im Wesentlichen durch Maßnahmen in den Bereichen Beteiligung/Aktivierung Dritter und Geschäftsstraßenmanagement geprägt. Weitere Schwerpunkte bilden die Image- und Öffentlichkeitsarbeit und vorbereitende Maßnahmen zur Umsetzung baulich-investiver Vorhaben. Diese Phase zielt vor allem auf Vernetzung, Ansprache, Kooperationsaufbau, Beteiligung und Kommunikation. Mit Gründung von Stadtteilvertretungen, Etablierung der Geschäftsstraßenmanagements und Aufbau von Kooperationen zu gebietsprägenden Einrichtungen und Multiplikatoren wurden erste wichtige Schritte zur Förderung integrierten und kooperativen Handelns eingeleitet, die als erfolgreich bewertet werden können. Herausforderung bleibt die Aktivierung und Einbindung von Gewerbetreibenden, vor allem Geschäftsinhabern mit Migrationshintergrund. Unabdingbar für die Schaffung selbsttragender und nachhaltiger Arbeits- und Steuerungsebenen ist indes die Ermunterung der privaten Akteure zur Initiierung und Durchführung von Maßnahmen in Eigenregie. Hier bedarf es der weiteren Festigung der Strukturen durch organisatorische und inhaltliche Unterstützung seitens der Prozesssteuerung.

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

In vielen Gebieten konnten erste bauliche Aufwertungsmaßnahmen zur Schaffung öffentlicher Freiräume und Aufenthaltsbereiche für alle Bevölkerungsgruppen umgesetzt und positive Effekte wie erhöhte Aufenthaltsqualitäten erzielt werden, die langfristig wirken. Bei diesen Qualifizierungsmaßnahmen ist daher von Beginn an die dauerhafte Akzeptanz der Nutzer mitzudenken. Bedarfsweise kann dies ein integriertes Projektmanagement oder begleitende Sozialmaßnahmen erfordern, um Nutzungskonflikten und Verdrängungsprozessen vorzubeugen. Mit der Durchführung von soziokulturellen Events und Kunst- und Kulturaktionen ließen sich die Anwohner und Nutzer vor Ort mobilisieren. Diese Aktionen stärken die Gebiete in ihrer Funktionsvielfalt, verschaffen ihnen Aufmerksamkeit und leisten einen Beitrag zur Sicherung der Bildungs-, Freizeit- und Kulturangebote. Durch Kommunikations- und Imagestrategien sollen die vielfältigen PRMaßnahmen und Kulturveranstaltungen zugunsten eines einheitlichen Auftritts in einen Rahmen eingepasst werden. Hier sind die Erfolge in den Gebieten unterschiedlich ausgeprägt. Die Karl-Marx-Straße konnte sich weit über die Bezirksgrenzen hinaus positiv profilieren, während die erhoffte Schaffung eines Wir-Gefühls in der City West oder die Steigerung des Bekanntheitsgrades der Marzahner Promenade erst im Ansatz spürbar sind. Auch in der Müllerstraße fehlt es bisher an einem einheitlichen Auftreten, das zukünftig durch die Umsetzung des Kommunikationskonzeptes erreicht werden soll.


Da die beschlossenen baulich-investiven Maßnahmen Ende 2011 mehrheitlich noch nicht abgeschlossen sind, lassen sich deren Folgen für die Gebietsentwicklung noch nicht beurteilen. Mit der positiven Ausnahme der City West unterscheidet sich das Standortprofil aller anderen Gebiete noch kaum von der Ausgangssituation im Jahr 2008. Dass der Mitteleinsatz im Programm Aktive Zentren einen wirkungsvollen Beitrag leistet, um die Beschleunigung von Trading-Down-Prozessen zu verhindern, ist jedoch unübersehbar. Hinsichtlich der sozialen und ethnischen Integration, der Aufwertung des öffentlichen Raumes und der Einbeziehung baukultureller Aspekte konnten punktuell wesentliche Erfolge erzielt werden. Insgesamt gesehen spiegeln die derzeit in den Integrierten Entwicklungskonzepten genannten Ziele und Investitionsprioritäten die aktuellen Herausforderungen in den Gebieten wider. Lediglich in den Schwerpunktsetzungen bezüglich der Aktivierungs- und Akquisitionsstrategien, der Schaffung dauerhaft tragfähiger Arbeits- und Beteiligungsstrukturen und der Image- und Öffentlichkeitsarbeit sind zur optimalen Umsetzung und Zielerreichung des Programms Aktive Zentren einzelne Anpassungen notwendig. Mit der integrierten Handlungsstrategie steht das gemeinsame Vorgehen von Bürgerschaft, Wirtschaft und öffentlicher Hand im Vordergrund – vor allem das private und unternehmerische Engagement, das wichtige Impulse in der Stadtentwicklung freisetzen kann, soll gezielt gefördert werden. Diese Zielsetzung brachte neue Herausforderungen mit sich, die in den ersten drei Jahren der Program-

Aktives Zentrum Marzahner Promenade: Teil des Stadtumbaugebietes Marzahn-Hellersdorf

mumsetzung in den Gebieten erprobt wurden: durch die Erarbeitung integrierter Konzepte; durch Abstimmung mit den Schlüsselakteuren und beteiligten Behörden; durch Entwicklung von Grundlagenkonzepten zu einzelnen Handlungsschwerpunkten und Festlegung von Einzelmaßnahmen; durch die Einbindung der lokalen Akteure – Initiativen, Eigentümer, ansässige Gewerbetreibende und Anwohner – und deren Vernetzung.

Gezielte Investitionsprioritäten Im Sinne einer effektiven Programmumsetzung empfiehlt sich die gezielte Auswahl der Investitionsvorhaben. Durch Prioritätensetzung und Konzentration auf die wesentlichen Schlüsselinvestitionen sowie eine zielorientierten Umsetzung sind die vorrangigen Maßnahmen konsequent und mit Unterstützung aller Beteiligten voranzutreiben. Als prioritär sind insbesondere solche Kooperationsvorhaben einzustufen, die weitere Investitionen im Gebiet erwarten lassen.

Förderung der Kooperationsvorhaben Die Beteiligung Dritter an Investitionen ist weiter auszubauen. Nachdem in den Jahren 2008 bis 2011 erfolgreich Kontakte geknüpft und erste Erfahrungen in der Durchführung gemeinsamer Projekte gesammelt wurden, gilt es nun, diese Kooperationen für weitere Investitionsvorhaben zu festigen und die Zusammenarbeit zu intensivieren. Dazu empfiehlt es sich, zielgruppenorientierte Mobilisierungsstrategien insbesondere unter dem Aspekt

Aktives Zentrum Karl-Marx-Straße

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

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der nachhaltigen Einbindung Privater weiterzuentwickeln und ausgewählte gebietsbezogene Partner – Eigentümer gebietsprägender Potenzialstandorte und imagebildender Versorgungsangebote sowie Unternehmen und große Einzelhandelsbetriebe – aktiv für die Mitwirkung zu gewinnen.­

Verstetigung der Arbeitsstrukturen Bis zum Jahr 2011 haben sich durch Unterstützung des Programms Aktive Zentren Beteiligungs- und Arbeitsstrukturen konstituiert. Im Sinne einer nachhaltigen Strategie müssen nun Verstetigungsmaßnahmen als nächste Schritte folgen. Es empfiehlt sich daher, die aufgebauten Strukturen dahingehend zu unterstützen, dass Projekte und Aktionen selbstständig erarbeitet werden und auch die Entscheidungsfindung eigenständig erfolgt – mit dem Ziel, dass sich die Strukturen nach dem Ende der Förderung selbst tragen, beispielsweise in Form von Standortgemeinschaften. Dazu ist es unerlässlich, dass die privaten Akteure zukünftig in gefestigten Arbeitsstrukturen und Abstimmungsgremien mehr Verantwortung übernehmen und sich über finanzielle oder nichtmonetäre Beiträge einbringen.

Unterstützung der Gebietsebenen

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Aus den Empfehlungen für die Programmumsetzung in den Gebieten lassen sich Empfehlungen für die Landesebene ableiten. Zum einen lässt sich die Beteiligung Dritter an Investitionen zusätzlich befördern, indem die in den Gebieten festgelegten Investitionsprioritäten von Landesseite unterstützt und als besonders wichtig eingestuft werden. Vor dem Hintergrund des Verstetigungsgedankens ist es außerdem ratsam, die Arbeits- und Steuerungsebenen

Beteiligungsverfahren: Planungswerkstatt zur Umgestaltung des Kleinen Tiergartens/Ottoparks

Evaluierung Aktive Zentren in Berlin

in den Gebieten durch Beratungs- und Coachingangebote zu stärken.

Leitfaden zum Programm Aktive Zentren Zudem empfiehlt es sich, die Förderverfahren innerhalb des Programms Aktive Zentren zu optimieren. Durch Erarbeitung und Vermittlung von Vorgaben hinsichtlich Akteursstrukturen, Aktivierungsstrategien, Förderverfahren und Mittelbewirtschaftung, beispielsweise in Form eines Leitfadens, lassen sich die Verfahren weiter standardisieren, dadurch vereinfachen und letztlich beschleunigen. Die mit solchen Vorgaben einhergehende Präzisierung von Aufgabenbereichen, Fördervoraussetzungen, Fördergegenständen und Einzelschritten für die Förderbewilligung sorgt für einen eindeutigen Rahmen, der für alle Beteiligten gültig ist und so die Umsetzung des Programms Aktive Zentren in Berlin erleichtert.

Ressortübergreifendes Handeln Die Ziele der Berliner Zentrenentwicklung sowie die Ziele des Programms Aktive Zentren greifen aktuelle Herausforderungen der Stadtentwicklung wie Klimaschutz, demografischen Wandel und wirtschaftlichen Strukturwandel auf. Diese Herausforderungen erfordern als Querschnittsaufgaben den integrierten Stadtentwicklungsansatz. Es empfiehlt sich daher die gezielte Zusammenarbeit der Ressorts Wirtschaft, Arbeit, Bildung und Gesundheit auf Strategie-, Planungs- und Steuerungsebene, um Vorhaben zur Steigerung der Energieeffizienz in den Quartieren, zur Schaffung lebenswerter Stadträume für alle Bevölkerungsgruppen und zur Stabilisierung und Funktionsstärkung der Zentren ressortübergreifend realisieren zu können.

Gebietsfonds 2011: Das Jazzfest des Optikers Golücke konnte das Interesse der Bewohner und die positive Außenwahrnehmung der Turmstraße steigern


Impressum

Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt Referat Städtebauförderung / Stadterneuerung (IV C) Württembergische Straße 6 10707 Berlin www.stadtentwicklung.berlin.de

Programmbeauftragter complan Kommunalberatung GmbH Voltaireweg 4 14469 Potsdam www.complangmbh.de

QUELLEN Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt (Hg.): Aktive Zentren Berlin. Evaluierung der Programmeinführungsphase 2008-2011. Berlin März 2013 (vollständige Fassung)

BILDNACHWEISE Stefan Günther: Titel, Seite 5, 6 , 7, 8, 13, 14, 15,17, 21, 25, 31, 33, 37 F+S: Seite 4 Thomas Krahl: Seite 8 Jahn, Mack und Partner: Seite 9, 17 Sandra Hoyn: Seite 13, 29 complan: Seite 36 BSG: Seite 37 KOSP: Seite 38 Raumplaner: Seite 38

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