18 Konditoreien Die Timphus-Konditorinnen Verena Storch (vorn) und Kerstin Hagemann bei der Maikäfer-Produktion.
Kunst und Handwerk
Handwerker oder Künstler? Bei manchen Berufen kann man diese Frage stellen. Bei Konditoren nicht – sie müssen beides sein. Drei Beispiele aus Hildesheim. Relativ neu im Geschäft – zumindest im eigenen – ist Gabi Wende. Die gelernte Konditorin arbeitete viele Jahre als Filialleiterin einer Bäckerei, im Service bei verschiedenen Restaurants und hatte immer heimlich den Traum vom eigenen Laden. Der Ruf ihrer Torten eilte ihr voraus, regelmäßig wurde sie angesprochen, bis sie sich zunächst eine Backstube mietete und später ihr heutiges Domizil in der Einumer Straße entdeckte. Gabi Wendes Café ist auch an Wochentagen voll mit Frühstücksgästen, in der Auslage buhlen die Tortenkreationen um Aufmerksamkeit. „An einem Sonntag hatten wir mal 24 Sorten im Tresen“, wirft ihr Mann Andreas ein. Gerade hat er noch in der Backstube mitgeholfen, jetzt sitzt auch er in Arbeitskleidung am Frühstückstisch – aber nicht mit Schürze, sondern
mit Busfahrer-Hemd. Gabi Wende hatte ihren Mann – ebenfalls ein gelernter Konditor – in Sarstedt beim Hefeholen kennengelernt, doch dann stellte sich heraus, dass er an einer Roggen- und Weizenmehl-Allergie leidet. Im Café gibt es allerdings auch ohne Mehl-Kontakt genug zu tun. Die Wendes sind stolz, wie sich ihr Geschäft in den gut fünf Jahren seines Bestehens entwickelt hat. „Am Anfang haben wir 90 Eier pro Woche verarbeitet, heute sind es 720“, sagt Andreas Wende. Mit ihren Torten beliefern sie das Restaurant Nil im Museum, das Filmcafé im Thega und das Café Vivat am Kalenberger Graben. Dass ihr Café nicht in der Innenstadt liegt, sondern an einer viel befahrenen Straße, ficht Gabi Wende nicht an. „Wenn die Qualität stimmt, kommen die Leute
auch in die Einumer“, sagt sie. „Wir backen, wie man das von zu Hause kennt, ohne Fertigmischungen.“ Dabei ist Mund-zu-MundPropaganda immer noch die beste Werbung. Wie zum Beweis kommt eine Frau ins Café, deren Tochter sich gerade in Sorsum ein Brautkleid ausgesucht hat. Bei der Frage nach einer Hochzeitstorte wurde sie an Gabi Wende verwiesen. Nachdem die 51-Jährige nun seit fünf Jahren ihren Traum lebt, traut sie sich auch den nächsten Schritt zu: vielleicht doch noch ein zweites Café in der Innenstadt, auf jeden Fall aber eine größere Backstube. Ein ganz anderes Jubiläum steht Jutta Timphus bevor: Im nächsten Jahr feiert ihr Familienbetrieb 50-jähriges Bestehen. Im Oktober 1965 übernahmen ihre Eltern Bernard und Rosemarie Timphus die Bäckerei
Safft in der Goschenstraße. Ihr Stammhaus am Neustädter Markt kauften sie 1967. Von 1988 bis 2003 betrieben sie außerdem das Café am Dom. Alles Eckhäuser. „Unser Name setzt sich aus ‚Timp‘ wie Ecke oder Winkel und ‚Hus‘ wie Haus zusammen“, sagt die 46-Jährige, „aber das ist wirklich Zufall.“ Ihre Eltern, beide 79, sind noch frisch und munter und mischen weiterhin mit. Doch schon seit 20 Jahren leitet Jutta Timphus die Bäckerei und Konditorei am Neustädter Markt. Ihre Mutter steht nach wie vor gern im Laden. „Wir teilen dann in ‚meine Kunden, deine Kunden‘ ein“, verdeutlicht die 46-Jährige den Generationswechsel. Aber der Wunsch nach handgemachter Qualität ist zeitlos. Und da hat vor allem der Vater Maßstäbe gesetzt: „Er hatte 19 Gesellenstel-