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Verborgene Talente entdecken

Neues kennenlernen. Ausprobieren und schauen, Bereicherung.

Ausflüge machen, reisen

Eine Car- oder Städtereise buchen, eine organisierte Kräutertour machen oder mit Ornithologen Vögel beobachten. Auch bei öffentlichen Lesungen oder Konzertbesuchen ergeben sich herzliche Bekanntschaften. Im Sommer sind Freiluftkinos am Laufen. Am 1.August finden lokale Feiern statt.

Bewegung und Sport

Bei Gymnastik, Aqua-Fitness, Yoga, Pilates, Schwimmen oder auch Wander-, Bike- und Spazierangeboten entstehen neue Kontakte und spontane Gespräche. Im Freien Sonne tanken hilft dem Gemüt.

Neues Hobby finden

Töpfern, Malen oder Fotografieren entspannt. Neue Techniken inspirieren. Djembé ist eine afrikanische Trommel, die man auch im hohen Alter spielen kann. In einem Chor singen oder in einem Theater mitwirken beschwingt das Gedächtnis.

Gratis-Treffen

In vielen Gemeinden und in der Stadt werden kostenlose Treffen angeboten. Auch Pro Senectute organisiert Spielnachmittage mit Schach, Jassen, Boccia oder Stricktreffs.

Persönliche Weiterentwicklung

Sprachen lernen, mehr über Geschichte und Kultur erfahren – Workshops und Seminare bereichern den Geist. In Meditationsgruppen lernt man den Körper spüren.

Hütedienst

Wenn ein Wohnbesitzer vorübergehend abwesend ist, gibt es den Briefkasten zu leeren, Fenster zu lüften, Pflanzen zu giessen und ein Haustier zu füttern. Manche Eltern schätzen es, wenn man ihre Kinder abholt und umsorgt, damit die Erwachsenen eine kurze Auszeit nehmen können.

ein Ehrenamt übernehmen

Es ist ein schönes Gefühl, wenn man helfen kann. Verschiedene Institutionen schätzen die Unterstützung. Fragen Sie bei Gemeinde, Stadt, Kirchen, Heimen oder KISS im Kanton Zug nach. Mit langjähriger Geschäftserfahrung kann man als Mentor und Fachexperte junge Firmen oder Stellensuchende begleiten. Pro Senectute sucht regelmässig Freiwillige für Treuhandaufgaben. Auch Hilfsorganisationen wie Caritas, Heks oder das Rote Kreuz sind froh um Hände, die anpacken.

Wann muss man einschreiten bei einsamen Menschen? Und wer ist zuständig?

Immer wieder mal nachfragen, aber es braucht Geduld. «Ich habe dich letztes Mal schon darauf angesprochen, jetzt erlebe ich dich wieder niedergeschlagen. Wollen wir das mal näher prüfen?» Bei meinen Eltern würde ich als erste Ansprechperson den Hausarzt beiziehen. Wenn sich jemand für keine Aktivität motivieren lässt oder Aussagen folgen wie: «Es ergibt alles keinen Sinn», dann gilt es ernst. Der Auslöser kann Verlust sein, eine beginnende Depression oder eine depressive Episode. Oder sogar eine beginnende Demenz.

Werden Menschen, die gerne allein sind, zu Eigenbrötlern?

Ich würds umdrehen. Eigenbrötler sind viel alleine. Menschen pflegen unterschiedliche soziale Kontakte – viele oder wenige. Sie sind trotzdem mit sich im Reinen. Auch wenn sie wenig unterwegs sind. Das ist völlig in Ordnung. Manche sind in ihre Gedanken versunken, mehr «im Innen», andere mehr «im Aussen». Benötigt jemand viel Wertschätzung und will sich in einer Beziehung austauschen, reagiert er oder sie erfahrungsgemäss vulnerabler, wenn sich das soziale Netz reduziert. In sich Gekehrte, die gerne alleine sind, ein Buch lesen, sind stille Situationen gewohnt. Das heisst aber noch lange nicht, dass diese eigenbrötlerisch wären.

Was können Einsame tun, um an Feiertagen oder Wochenenden nicht in ein Loch zu fallen?

Selbstfürsorge ist der Schlüssel. Sich selber in dem Moment so liebevoll behandeln wie einen guten Freund. Statt jemandem ein paar Blumen vorbeizubringen, kaufe ich mir diese selber. Statt zu warten, tue ich mir selber etwas Gutes, oder ich kontaktiere jemanden aus der Nachbarschaft. Beim Konsum soll man aufpassen, dass man sich nicht mit Essen oder Alkohol befriedigt. Das kann zur Sucht führen. Wellness, Unterhaltung sind schöne Ablenkungen.

Was können wir weiter tun?

Wir können uns im Voraus überlegen, was sinnstiftende Aktivitäten im häuslichen Umfeld sind. So machen wir uns eine Liste für «einsame» Momente, was wir tun könnten, was Freude macht. Wenn uns am Wochenende keiner braucht, lese ich endlich mein Wunschbuch, höre Musikwerke, studiere eine Bastelanleitung oder vertiefe mich in die Malerei, schreibe ein Tagebuch oder Briefe. Es sind alles Dinge, für die man sich während der Woche weniger Zeit nimmt.

Das Glück steht vor der Tür, aber wir sehen es nicht. Wie schafft man in schwierigen Zeiten ein gutes Gefühl?

Es sind die kurzen Momente im Alltag, wenn mir ein kleines Lächeln über die Lippen huscht. Es sind kleine Zufriedenheitsmomente. Wenn ich ein schönes Gespräch führe, das laue Lüftlein beim Spaziergang wahrnehme, einen übermütigen Hund beobachte oder einen hübschen Vogel entdecke. Wir sollten versuchen, viele kleine Glücksmomente im Alltag einzubauen. Meine Grossmutter nennt sie Momente, wenn dir ein Engel aufs Herz spuckt – also wenn wir ein kurzes Wohlgefühl empfinden.

Hat das Alleinsein auch Vorteile?

Ja, es ist wertvoll, sich mit sich selber zu beschäftigen. Wenn man keine Beziehung hat und Geborgenheit sowie Aufgehobensein vermisst, kann man sich sein Zuhause gemütlich einrichten. So schafft man selber Geborgenheit. Sich wohl fühlen. Was zum Glücklichsein dazugehört. Auch Wärme hilft, indem wir einen feinen Kakao auf dem Sofa trinken.

Zufrieden und entspannt sein hat auch mit Dankbarkeit zu tun. Wie integriert man das im Alltag?

Was ich empfehle, ist ein Dankbarkeitstagebuch. Da schreibe ich jeden Abend hinein, für was ich heute dankbar bin. Dann wird man merken, dass es die kleinen Augenblicke sind. Eine Alternative zum Buch wäre, eine Schale oder ein Glas auf dem Küchentisch hinzustellen, wo ich Notizzettel des Tags hinterlege. So kann ich beobachten, wie sich das Dankbarkeitsglas von Tag zu Tag füllt. Und genauso macht man es mit den Glücksmomenten, die man aufschreiben kann. Der Tag kriegt so jeden Abend einen positiven Abschluss. Man kann im Kopf die Momente passieren lassen, auch die schwierigen, aber zum Schluss fokussiert man das, was schön war. Das bringt auch einen besseren Schlaf.

Wie kann man über den eigenen Schatten springen? Ich finds wichtig, für neue Dinge offen zu sein. Und diese mutig auszuprobieren. Es kann nicht mehr als schiefgehen. Ich sehe dann ja, wie wohl ich mich fühle und ob es mir guttut. Im Publikum sitzen und einen Vortrag oder ein Konzert besuchen, ergibt Gesprächsstoff. Raus und neue Erfahrungen sammeln. Die Spazierroute ändern.

Gilt das auch für familiären Zwist zwischen Geschwistern und Verwandten oder Nachbarn?

Ja, es ist für alle Beteiligten ein Gewinn.

Stimmt die Formel, wenn ich etwas säe, kriege ich auch etwas zurück?

Etwas zu schenken, macht ja oft mehr Freude, als etwas geschenkt zu bekommen. Wenn ich selber bedürftig bin und dennoch versuche, anderen Menschen etwas zu geben, sehe ich, was ich bewirken kann. Nur zu säen, um etwas zu ernten, das funktioniert nicht. Freiwilligenarbeit ist eine solche Möglichkeit, um andern zu helfen.

Alte Menschen haben Ressourcen. Was meinen Sie damit?

Ja, sie sind nicht nur bedürftig, sondern haben ganz viele Ressourcen und Kompetenzen: Erfahrung, Wissen, Emotionalität – geistige Ressourcen. Ältere Personen sind sehr viel kompetenter in der sinnvollen Lebensgestaltung – zu entscheiden, was wichtig oder unwichtig ist. Ihr Lebensrucksack ist voll von Erfahrungen. Ältere Personen haben schon ganz viele Krisen gemeistert. Auf das sollten sie sich ein Stück weit zurückbesinnen, dass sie schon grosse Hürden bewältigt haben, auch wenn sie im Moment grad nicht wissen, wie es weitergehen soll.

Wir vergessen, dass wir Freundschaften vernachlässigt oder frühzeitig beendet haben. Wie kann ich alte Kontakte auffrischen oder Schuldgefühle rückgängig machen?

Also, da gibt es nur eines: um Verzeihung bitten. Nicht zu stolz sein. Und tatsächlich mit einer kleinen Karte, mit einem Brief mitteilen: «Ich wünschte, ich könnte das, was nicht gut war, wiedergutmachen. Ich würde mich über einen erneuten Kontakt mit dir freuen.» Da muss man mit der Wahrheit herausrücken. Vergeben können. Und um Entschuldigung bitten. Das geht in Richtung Weisheit. Weise, kleine Dinge aufräumen, die mich noch beschäftigen.

Was empfehlen Sie Menschen, damit mehr Zufallskontakte entstehen?

Rausgehen, ins Migros-Café sitzen, einen Gottesdienst besuchen, einen Vortrag buchen, da wo man Menschen begegnet – und wenn es beim Shoppen nur zwei Einkaufswägeli sind, die sich touchieren oder die man vertauscht hat …. Lachen ist so gesund!

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