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Selber aktiv werden

Überlegen Sie, was Freude macht und guttut. Informieren Sie sich bei der Gemeinde, in der und Veranstaltungen. Andere Personen kennen Einsamkeit auch.

Gleichgesinnte finden

Durch eine Anzeige, eine Vermittlungsagentur oder eine Webplattform findet man gleichgesinnte Personen im ähnlichen Alter. Auf Sport-Internetseiten werden Tennis- oder Golfspieler gesucht. Wer einen Kurs besucht, findet am schnellsten Gleichgesinnte.

Vereinsleben auffrischen

Nachbarschaft aktivieren

Für jemanden aus der Nachbarschaft einkaufen, zum Apéro oder Kaffeekränzchen einladen. Gemeinsam den Pizzakurier bestellen oder eine Tavolata organisieren, zu der jeder etwas mitbringt. Dazu eignen sich auch Grilltreffen, Spiel- oder TV-Abende.

Alte Kontakte auffrischen

Da war doch mal… Im Internet kann man nach ehemaligen Kameraden aus der Schule oder der Berufslehre googeln und Adressen ausfindig machen. Oder auf Webplattformen von ehemaligen Schulen nach Gspänli suchen. Alte Freunde freuen sich über einen Überraschungsbesuch.

Patenschaft übernehmen

Dies kann für ein Tier oder einen Menschen im In- oder Ausland sein. Aus solchen Kontakten können Freundschaften entstehen.

Es gibt lokale Vereine, die sich für Umweltschutz einsetzen, oder Parteien, bei denen viel Administration ansteht. Man trifft sich regelmässig. Man kann ein Ämtli belegen. Unterstützung ist immer willkommen.

Wohnsituation ändern

Eine Siedlung mit Jung und Alt in Betracht ziehen oder eine WG gründen, in der sich zwei bis drei ältere Menschen eine Wohnung teilen. Oder eine Alterswohnung wählen, bei der man im gemeinsamen Speisesaal frühstückt. Ganz in ein Altersheim zu ziehen, hat den Vorteil, dass der Tag eine geregelte Struktur hat.

Sackgeld verdienen, einfache Arbeit finden

Ein paar Beispiele:

–Garderobiere an einem Theater

–Rasen mähen, Hecken schneiden

–Erntehelfer beim Gemüse- und Obstanbau

–die Theke in einem Café bedienen

–Detektivarbeit ausrichten

–Büroarbeit für Betagte

–Ticketkontrolle bei Veranstaltungen, Platzanweiser (z.B. EV Zug)

–Fahrten anbieten mit dem Auto

Geniert sich der Mensch, über Einsamkeit zu reden, weil man sozusagen schon im Kindergarten «versagt» und sich nicht beliebt gemacht hat? Es ist einfach schwierig, Einsamkeit zuzugeben. Daraus kann ein Teufelskreis entstehen – man ist einsam, redet nicht darüber und wird noch einsamer. Aber jeder von uns wird irgendwann in seinem Leben eine situative Einsamkeit erleben. Und wir kommen nur da raus, wenn wir darüber sprechen und es nicht als Versagen ansehen. Das kann eben passieren – ich habe über Jahre einen guten Freundeskreis und dann das grosse Pech, dass mehrere wegsterben. Davor sind wir alle nicht gefeit. Dann bin ich aus einem aktiven, guten Sozialleben plötzlich in die Einsamkeit zurückgeworfen. Das ist nicht Versagen, sondern das bringen die Umstände mit sich. Darum sollten wir mutig darüber reden. Wenn wir es aussprechen, sind wir ja schon im Handeln.

Wie erkennt man Menschen, die einsam sind?

Die Person muss sich selber dazu äussern. Wir dürfen einen Rückzug, Traurigkeit, negative Aussagen, Weinen, Sucht oder Unordnung nicht der Einsamkeit zuordnen. Wir wissen nicht, mit was für einem Gefühl diese Situationen verbunden sind.

Sie sagen, dass gut gemeinte Ratschläge verletzend sein können. Wie gehen wir als Angehörige oder Bekannte mit einsamen Menschen um?

Wir dürfen auf keinen Fall behaupten, dass jemand einsam ist, sondern fragen vorsichtig: «Ich habe den Eindruck, dass du recht viel alleine bist. Fühlst du dich einsam?» Das ist taktvoller und nicht verletzend. Denn einsam und allein sein ist nicht das Gleiche. Auf keinen Fall Vorschläge einbringen wie: «Du musst eben mehr unter die Leute. Oder dich mehr verabreden.» Das kommt nicht gut an. Besser: «Ich habe da eine Idee. Willst du sie hören?» oder «Was kann ich für dich in dieser Situation tun?»

Es ist unangenehm, wenn sich Einsame festklammern. Was kann man gegen das schlechte Gewissen tun, wenn die Zeit fehlt? Sehr wichtig ist, dass man verbindliche Abmachungen trifft. Menschen mit wenig Kontakten benötigen Verlässlichkeit. Die Termine sind Stützpunkte – heute muss der Betroffene noch selber schauen, aber morgen kommt dann ja der Besuch. Wenn einsame Menschen im Gespräch nur von sich reden, möchten sie alles loswerden. Da braucht es ganz viel Verständnis. Auch bei einer angehenden Altersdemenz. Da kann man gar nichts anderes machen, als immer wiederholen: «Ja schön, dass du anrufst, aber ich komme ja schon morgen.»

Sind Männer eher von Alterseinsamkeit betroffen?

Schon möglich, denn Frauen kümmern sich um das Häusliche, um Einladungen. Wenn diese Form von Geselligkeit wegfällt, entsteht eine Lücke.

Viele haben Bedenken, in ein Pflegeheim zu wechseln. Doch die Gemeinschaft bietet viel Gutes. Die Bewohner blühen wieder auf, weil sie eine Tagesstruktur haben. Können Sie das bestätigen?

Ich würds nicht pauschalisieren. Wenn jemand geistig komplett aktiv ist, wird ein Wechsel anders erlebt, als wenn jemand pflegebedürftig ist. Es gibt Menschen, denen die Gemeinschaft ein Stück Sozialleben zurückgibt. Es ist eine Möglichkeit.

Wann ist Einsamkeit gefährlich?

Menschen ohne soziale Kontakte achten weniger auf sich. Es gibt ein interessantes Buch von Manfred Spitzer. Einsamkeit verursacht seelischen und körperlichen Stress. Herz-Kreislauf-Erkrankungen werden begünstigt. Schlechter Schlaf führt auch zu weniger Belastbarkeit. Einsamkeit ist ein Weckruf an unsere moderne Gesellschaft und keine Altersfrage.

Buchtipp

Einsamkeit sei das Lebensrisiko Nummer eins, sagt der renommierte Psychiater und Gehirnforscher Manfred Spitzer in seinem Sachbuch über die Gefahren und Gefährdungen durch das Massenphänomen Einsamkeit. Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Depressionen und Demenz können die Folgen sein.

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