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Die schleichende Gefahr –allein und einsam
Unsere Deutsche Schäferhündin ist meine treue Begleiterin. Sie kommt überallhin mit, wo es möglich ist: ins Büro zur Arbeit, in die Ferien, auf Ausflüge. In Restaurants gehen wir nur, wenn Hunde willkommen sind. Wir haben unsere Routen, und auf einer dieser Routen begegnet uns immer wieder dieselbe Person: ein älterer Mann. Ich schätze ihn zwischen 70 und 75 Jahre alt. Meistens sitzt er auf einer Bank am Waldrand und schaut still vor sich hin. Manchmal stochert er mit einem Stock, den er dabei hat, im losen Boden. Irgendwie wirkt er «befremdend», macht einen etwas verschlossenen Eindruck. Eine seltsame Begegnung.
Dann, eines Tages rannte meine Hündin auf diesen Mann zu, begrüsste ihn und umkreiste schwanzwedelnd die Bank. Ich habe den Hund sofort zurückgerufen und mich bei dem Mann entschuldigt. Da erwiderte er: «Sie haben einen schönen Hund. Wir hatten früher auch einmal einen Deutschen Schäfer.»
So kam ich mit dem Mann ins Gespräch. Ich erfuhr, dass er früher in einem anderen Kanton in einer kleinen Gemeinde gelebt hatte. Nach seiner Scheidung hat er den Wohnort gewechselt und den grössten Teil seiner sozialen Kontakte aus den Augen verloren. Fast sein ganzes Leben lang besass er Hunde. Der letzte starb kurz vor seiner Scheidung. Er vermisse ihn noch heute. Mir wurde klar, dass dieser Mann weder komisch noch unheimlich ist, sondern einfach einsam.
Ich habe ihm geraten, sich doch wieder einen Hund zuzulegen. Er meinte: «Ja, das wäre vielleicht eine Lösung, aber dann etwas Kleineres, ein Schäferhund würde meine Kräfte übersteigen.» Er lachte, als er das sagte, und ich meine, ein Funkeln in seinen Augen erkannt zu haben. Seither halten wir immer wieder einen kleinen Schwatz, wenn wir uns begegnen. Und meine Hündin erhält immer ein kleines «Leckerli» von ihm.
Einsamkeit im Alter ist ein wachsendes Problem in der Schweiz. Eine Studie von Pro Senectute Schweiz, in Zusammenarbeit mit der ZHAW, aus dem Jahr 2020 ergab, dass sich rund 160 000 Personen im Alter von über 62 Jahren in der Schweiz einsam fühlen. In dieser Ausgabe haben wir uns diesem Thema gewidmet und es von verschiedenen Gesichtspunkten her beleuchtet.
Pro Senectute Kanton Zug ist in verschiedenen Bereichen aktiv. Wir bieten ein sehr vielfältiges Programm mit Kursen für Körper und Geist. Das hält fit – und man kann neue gleichgesinnte Menschen treffen sowie Kontakte knüpfen. In der Sozialberatung bieten wir individuelle Unterstützung. Und wer sich gerne freiwillig engagieren möchte, findet bei uns spannende Gelegenheiten. Auch die kostenlosen Treffs sowie die Tavolatas bieten Momente, neue Kontakte zu schaffen. Wer Hilfe im Haushalt benötigt, kann diese Dienstleistung bei uns beziehen und so länger selbstbestimmt zu Hause wohnen bleiben. Auch das Fachgeschäft für Hilfsmittel trägt viel dazu bei.
Ich wünsche Ihnen viel Spass bei der Lektüre und gesellige, schöne und erfüllte Stunden!
Ihr
Martin Kolb Geschäftsleiter
Pro Senectute Kanton Zug
IMPRESSUM
Ausgabe: 2. Halbjahr 2023 (erscheint im Juni 2023, Nummer 58, 30. Jahrgang) Auflage: 11 900 Abonnement: Die Zeitschrift wird gratis abgegeben. Herausgeberin: Pro Senectute Kanton Zug Redaktion: Claudia Baltisberger (Leitung), Caroline Keller, Regula Hauser und Team (Bildung und Sport), Martin Kolb Inserate: sales@zg.prosenectute.ch, Roli Diglas (Medienberatung), 076 583 41 48, 041 727 50 50 Layout & Grafik: silent studio AG, Cham Druck & Versand: Heller Druck AG, Cham Korrektorat: 1-2-fehlerfrei, Kriens Abonnement & Adressänderungen: info@zg.prosenectute.ch, 041 727 50 50 Nächste Ausgabe: 1. Halbjahr 2024, erscheint im Dezember 2023, Redaktions- und Inserateschluss: 15. Oktober 2023 Foto Titelseite: Martin Kolb