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nützen „Enthüllungen“ über Döpfner?











Wem nützt es? Cui bono?, fragten schon die alten Römer. Die „Zeit“ hat Mitte April eine Doppelseite mit „Enthüllungen“ über Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender der Axel-Springer-Verlagsgruppe, veröffentlicht. Döpfner ist einer der einflussreichsten deutschen Medienmanager, zu seinem Haus gehören Dutzende Medienmarken, darunter „Bild“, „Welt“ oder „Politico“, aber auch digitale Anzeigenplattformen für Jobs und Immobilien. Der Text über ihn hat es bis zu einer Meldung in der „Tagesschau“ gebracht und fand auch in anderen Medien Echo. Was wurde denn da investigativ recherchiert und präsentiert? Zunächst eine Reihe von Zitaten aus Mails, die Döpfner an verschiedene Adressaten gesendet hatte. Inhalt waren politische Auffassungen von Döpfner, unter anderem zur Unterstützung der FDP. Manche seiner Äußerungen gehören sich nicht, sind unangemessen – manche einfach nur schräg. Allerdings waren sie nie für eine Öffentlichkeit bestimmt, darauf wies Döpfners Haus unmittelbar nach Veröffentlichung hin. Darf aus einem erkennbar privaten Mailwechsel überhaupt zitiert werden? Nach meiner Auffassung ja, soweit ein öffentliches Interesse erkennbar ist. Das wird man bei dem Vorstandschef eines der größten Me-




Vorstandsvorsitzender
Dr. Hartmut Spiesecke, Jahrgang 1965, Geschäftsführung des Ernst-Schneider-Journalistenpreises bei der Deutschen Industrieund Handelskammer und Vorstandsvorsitzender der Christlichen Medieninitiative pro dienunternehmen in Deutschland wohl unterstellen dürfen. Doch ein neues Bild über Döpfner ergab sich aus den Zitaten nicht. Dass Verleger auf die Berichterstattung auf eine Weise Einfluss nehmen, die über die Ausübung ihrer Grundsatzkompetenz hinaus geht, gilt als medienethisch fragwürdig. Hat Döpfner Einfluss auf die Berichterstattung der Medien seines Hauses genommen? Wir wissen es nicht, und die Kollegen aus der „Zeit“ wissen es auch nicht. Belege dafür haben sie jedenfalls nicht geliefert. Einer der Mailempfänger war Julian Reichelt, früherer Chefredakteur der „Bild“-Zeitung und selber auch kein Kind von Traurigkeit. Der wurde im vergangenen Jahr gefeuert, weil ihm die Verquickung dienstlicher Interessen mit privaten Zuneigungen zu Mitarbeiterinnen vorgeworfen worden war – ohne hinreichende Beweise von Fehlverhalten, wie sein Medienanwalt betont. Was haben Döpfners politische Auffassungen in Mails mit dem Verhalten des früheren Chefredakteurs zu tun? Nichts.

Wem nützt also das Stück in der „Zeit“, das wie eine investigative Großtat vermarktet wird, aber jetzt in einem Beschwerdeverfahren auch den Presserat beschäftigt? Es soll Döpfner schaden. Dessen persönliche Integrität ist infrage gestellt. US-amerikanische Investoren, die für Springer wichtig sind, schauen sehr genau auf solche Veröffentlichungen. Und so bleibt nach der Lektüre ein schaler Geschmack zurück. Döpfner zeigt manchmal schlechtes Benehmen. Seine politischen Überzeugungen muss man nicht teilen. Das Verhalten von und den Umgang mit Ex-„Bild“-Chefredakteur Julian Reichelt kann man jeweils unangemessen finden. Aber das Interesse, Springer zu schaden, sollten die Kollegen der „Zeit“-Redaktion nicht teilen. Ein korrekter Bericht reicht. |
