2 minute read

Kleine Theologen

Von Böckings hat niemand Theologie studiert. Aber von ihrem Glauben an Gott können auch die Kinder schon erzählen.

Neulich durfte ich einen Vortrag in der Schweiz halten. Noch immer verblüfft mich, dass ich regelmäßig zu solchen Veranstaltungen eingeladen werde. Meiner Meinung nach habe ich nicht so viel zu erzählen, und die Spannung zwischen „BILD-Journalist mitten im Leben“ und „begeisterter Vollzeit-Christ“ ist auch nicht so groß, dass man damit einen Abend füllen könnte. Ehe ich also davon berichte, wie Jesus mein Leben gerettet hat, warum es nicht peinlich ist, öffentlich an Gott zu glauben, und dass die Nachfolge ein turbulentes Abenteuer mit Happy-End-Garantie ist, starte ich meist so: Ich erkläre, dass ich kein Theologe bin, keine Weisheiten teile – sondern nur aus meinem Leben und von meiner Dankbarkeit erzählen kann.

Das flog mir dieses Mal mit Schmackes um die Ohren: Ein Zuhörer schrieb mir nachher sehr deutlich, dass solche Entschuldigungen totaler Unfug seien. Dass ich selbstverständlich eine Theologie hätte. Und dass auch Begeisterung und Aufrufe zum Miteinander und Ermutigungen theologisch begründet seien. Motto: Wir sind alle kleine Theologen und dürfen unseren Glauben mitteilen – egal, ob wir es studiert haben. Was bei mir hängen blieb: Theologie ist nichts Trockenes, dem man sich nur intellektuell widmet, bevor man wieder ins echte Leben geht. Die „Lehre von Gott“ ist ganzheitlich, betrifft jeden Moment unseres Alltags, und oft ist es kein „Reden darüber“, das bei anderen die Neugier weckt, sondern ein „Handeln danach“. Weniger „theologisches Kopf-Wissen“, mehr „theologische Alltags-DNA“.

Unsere Kinder (3, 7, 10, 11) sind nicht unbedingt die Speerspitze religiösen Sachwissens, trotz Religionsunterricht und häufiger Kinderbibel-Lektüre (unser

Highlight war, als einer von ihnen vor Jahren die Frage nach dem ersten Menschen beantwortete mit „Er hieß Edelhelm“). Hat die „Lehre von Gott“ trotzdem Wirkung in ihrem Leben? Haben auch sie schon ihre eigene Theologie?

Gott ist immer dabei

Ich fragte sie beim Abendgebet, wie sehr ihr Glaube an Jesus ihr normales Leben beeinflusst. Wie oft am Tag denken sie an ihn? Elsa (11): „Schon öfter. Vor jedem Test in der Schule zum Beispiel.“ Carl (7): „Wenn ich Minecraft (ein Computerspiel; d. Red.) starte, bete ich immer, dass es lädt! Ich halte extra den Ladebalken zu, weil wir vielleicht nicht sehen sollen, wenn er Wunder macht.“ Die Kinder wissen, dass Lügen falsch ist und viel kaputt macht. Sie haben sich schon mehrfach hinter Kinder gestellt, die unfair behandelt wurden. Sie versuchen zu teilen – auch wenn es manchmal schwerfällt. Gott ist für sie Ansprechpartner für ihre Sorgen, Hoffnung vor Schul-Arbeiten, Werte-Vermittler in dem, wie sie Dinge anpacken. Fritz (10) antwortete auf meine Frage: „Ich denke so ein Viertel an ihn. Also immer so ein bisschen.“ Wenn ich ihn richtig verstanden habe, meinte er damit nicht „in sechs von 24 Stunden“, sondern „Gott ist immer irgendwie dabei – wenn auch nicht immer in der allerersten Reihe und manchmal sogar weit im Hintergrund.“ Er ist allgegenwärtig – und wenn wir ihn gerade nicht im Kopf haben, dann doch in unseren Herzen. |

Daniel Böcking, 45 Jahre, ist Autor der Bücher „Ein bisschen Glauben gibt es nicht“ und „Warum Glaube großartig ist“ (Gütersloher Verlagshaus). Nach Stationen in den Chefredaktionen bei BILD und der Agentur Storymachine kümmert er sich bei BILD um die strategische Ansprache des Publikums. Mit seiner Frau und den vier Kindern lebt er bei Berlin.

Zwei „Mini-Theologen“ bei der Arbeit: Hans (3) und Carl (7) präsentieren die Konzepte Nächstenund Geschwisterliebe (seltener Moment …)

Solaranlagen auf älteren Kirchengebäuden stand bisher oft der Denkmalschutz im Weg. Ein neues Gesetz schafft da mehr Spielraum.

This article is from: