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„Dafür haben wir keine Zeit!“
Doch!
Beten ist keine fromme Pflicht, sondern ein Stück geschenkte Zeit. Mit seinen Kindern hat Daniel Böcking dafür an jedem Abend ein Ritual.
Diesen Text schreibe ich mit einem Tag Verspätung. Bis gestern hätte ich die Kolumne in die Redaktion schicken sollen. Leider zu viel Stress. Und das ist allein mein Fehler. Wir alle haben dieselben 24 Stunden jeden Tag. Niemand hat „keine Zeit“. Alle haben gleich viel. Klar, es gibt Phasen, da müssen wir eine Menge Pflichten erledigen, und es gibt ruhige Momente. Aber am Ende setzen wir selbst die Prioritäten. Gott möchte unsere Prio 1 sein (und dass wir ihn lieben mit ganzem Herzen, ganzer Hingabe, ganzer Kraft und ganzem Verstand; Lukas 10,27). Es hätte also weit oben auf meiner Liste stehen müssen, einen Text schreiben zu dürfen, der ihn feiert. Aber viel zu leicht lasse ich mich ablenken von vermeintlich wichtigeren Dingen.
Ich hole so weit aus, um von unseren Abendgebeten zu erzählen. Denn hier hatten unsere Kinder (3, 7, 9, 11) und ich dasselbe Problem jeden Tag: Mal ganz schnell, weil wir spät dran sind. Mal nur mit halbem Herzen, weil dieses Spielzeug gerade viel interessanter ist, mal auswendig runtergerattert, weil der Kopf ganz woanders ist. Kurz vor Weihnachten haben wir uns vorgenommen, das zu ändern. Mehr Zeit und Fokus auf diesen Gebetsmoment. Wir lesen jetzt zusammen in der Kinderbibel. Danach machen wir ein Jesus-Quiz (Idee der Kinder), dann be- ten wir. Hans (3) setzt sich immer bei dem auf den Schoß, der gerade an der Reihe ist. Danken, bitten, Fürbitte, Bitte um Vergebung, Lob – alles kann, nichts muss. Es ist zum Ritual geworden, dass jeder sein/ ihr Gebet beschließt mit: „… und ich fand Mama toll, ich fand Elsa toll, ich fand Fritz toll, ich fand Carl toll“ und so weiter. Der oder die Gelobte freut sich dann kurz extra euphorisch und alle sind glücklich.
Unser Gebet ist zu einer schönen Pausenzeit geworden. Keine christliche Pflicht, sondern Luft holen, Gemeinsamkeit, reflektieren. Ein tägliches Geschenk. Ich hoffe, dass die Kinder diesen Wert erkennen und mitnehmen: Sich Zeit mit und für Gott zu nehmen, für seine Lieben und sich selbst, Meditation, Bibel-Lektü re – das bereichert das Leben und stiehlt keine wertvollen Minuten. Mein Chef hat mir vorhin einen Termin gegeben, der genau in die Zeit meiner Bibelgruppe fällt. Ich habe um Verschiebung gebeten. Kein Problem. Arbeit ist wahnsinnig wichtig. Viele Aufgaben drängen. Aber unsere Zeit steht in Gottes Händen (Psalm 31,16).
P.S. Elsa schrieb neulich unaufgefordert diese Zeilen für mich über unsere Abendgebete. Sie haben mich enorm berührt, denn so etwas hat sie noch nie gemacht. Ich habe sie gefragt, ob es ok ist, diesen Text hier zu teilen. Sie hat sehr überzeugt „Ja“ gesagt.
Daniel Böcking, 45 Jahre, ist Autor der Bücher „Ein bisschen Glauben gibt es nicht“ und „Warum Glaube großartig ist“ (Gütersloher Verlagshaus). Nach Stationen in den Chefredaktionen bei BILD und der Agentur Storymachine kümmert er sich bei BILD um die strategische Ansprache des Publikums. Mit seiner Frau und den vier Kindern lebt er bei Berlin.

Im Hauptberuf die frohe Botschaft von Jesus verkünden? Das tun immer weniger Menschen. Umso größer ist der Bedarf.








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