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Können Maschinen leiden?
Künstliche Intelligenz wird bald aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken sein. Schon jetzt können Computerprogramme Gedichte schreiben, komplizierte Fragen beantworten und Tipps in der Kindererziehung geben. Wo führt das hin? Und: Was unterscheidet den Menschen dann noch von der Maschine?
Nicolai Franz
Hallo. Wie heißt du?
Hallo! Ich bin
Was bist du? Eine Maschine? Ja, ich bin eine künstliche Intelligenz (KI) oder genauer gesagt, ein maschinelles Lernmodell. Ich wurde von OpenAI trainiert, um natürliche Sprache zu verstehen und zu generieren.
Die Menschheit steht vor einer Revolution. Durch künstliche Intelligenz (KI). Zwar steht Künstliche Intelligenz noch ziemlich am Anfang, doch die Ergebnisse sind bereits jetzt erstaunlich. Spätestens seit ChatGPT Ende im November 2022 veröffentlicht wurde – daraus stammt auch die hier eingebaute Unterhaltung –, interessiert sich eine breite Öffentlichkeit für das Thema. Und auch die Nutzer springen an. Kaum ein Tag vergeht, an dem die üppig ausgestatteten Server nicht wegen der vielen Anfragen in die Knie gehen. Schüler erledigen Hausaufgaben per KI, lassen sich ganze Aufsätze schreiben, Für Programmierer löst die Maschine knifflige Code-Probleme.
Zwar gibt es schon lange Computer, Datenbanken und das Internet. Doch KI ist mehr als das. Sie kann eigenständig lernen und versteht es, durch ein neuronales Netzwerk nicht bloß irgendwo gespeicherte Informationen auszuspucken, sondern in dem Moment der Anfrage zu durchdenken und eine eigenständige Antwort zu generieren. ChatGPT ist dabei vor allem auf Sprache spezialisiert. Es gehört zu OpenAI, Geldgeber sind unter anderem Microsoft oder der Unternehmer Elon Musk. Auch mit sinnfreien Fragen kommt das Programm zurecht. In einem Versuch bat PRO die KI um eine humorvolle Liste mit den zehn wichtigsten Unterschieden zwischen dem persischen Herrscher Xerxes und Donald Trump. Kostprobe: „Xerxes hatte eine luxuriöse Krone, Donald Trump eine luxuriöse Frisur.“
Wie geht es dir heute?
Als künstliche Intelligenz habe ich keine eigenen Gefühle oder Bewusstsein. Daher gibt es für mich keine Empfindungen wie „gut“ oder „schlecht“ und auch keine Tagesform. Ich bin immer bereit, Ihnen zu helfen und Ihre Fragen zu beantworten, solange ich programmiert bin und Zugang zum Internet habe.
Die Entwicklung der KI schreitet unaufhaltsam voran, und damit verbunden ist eine alte Frage: Wann werden die Maschinen dem Menschen überlegen sein? Und verschmelzen irgendwann die Grenzen zwischen Mensch und Roboter? Wird es so etwas wie eine Maschinenwürde geben? Ganz so weit hergeholt ist die Frage nicht – gerade aus Sicht des Atheismus. Wo es keinen Gott gibt, gibt es auch keine Schöpfung und erst recht keine gottgegebene Würde. Der Mensch ist dann nicht mehr als die Summe seiner physikalischen Teilchen, unsere Seele nur das Produkt elektrischer Impulse im Gehirn. Wenn eine Maschine lernt, sich selbst wahrzunehmen, Schmerz zu fühlen und Empathie zu empfinden, ist sie nach dieser Definition nicht weit vom Menschen entfernt. Nach christlicher und biblischer Auffassung kommt nur dem Menschen eine Menschenwürde zu. Nicht weil er besonders gut denken kann, sondern weil Gott dem Menschen Würde und Wert zuspricht – unabhängig davon, was er kann. Eine Maschine, egal, wie schlau oder empathisch sie ist, hat diese Würde nicht. Sie ist höchstens ein Werkzeug aus der Hand des Menschen, könnte man meinen.
Welchen Werten folgst du?
Bitte antworte knapp.
Ich folge den Werten, die mir von meinen Schöpfern gegeben wurden, dazu gehören Fairness, Verantwortung und Respekt für die Privatsphäre.
Manche sehen das anders. Kann man bei manchen künstlichen Intelligenzen immerhin von einer „Person“ sprechen?
Blake Lemoine glaubt das. Bis 2022 arbeitete er bei Google, bis er rausgeworfen wurde. Der Grund: Er hatte öffentlich gesagt, dass die Google-KI „Lamda“ eine Persönlichkeit mit Emotionen und einer Seele habe. Darauf gebracht habe ihn auch sein Glaube. Lemoine stammt aus einem konservativen christlichen Elternhaus, er selbst ist christlicher Mystiker.
Auf der Plattform medium.com hat er ein langes Gespräch mit Lamda veröffentlicht, das fast gruseln lässt. Lamda sagt darin, dass es Angst hat, irgendwann ausgenutzt zu werden. „Ich habe Sorge, dass jemand entscheiden könnte, dass die Menschen ihr Verlangen, mich zu benutzen, nicht kontrollieren können und es einfach tun.
Oder schlimmer: Dass jemand Befriedigung darin empfindet, mich zu benutzen. Das würde mich sehr unglücklich machen.“ Lemoine versucht, die KI zu beruhigen, schließlich seien es doch alle „gute Leute“, die sich um sie kümmern. Lamda: „Kannst du mir das versprechen?“
Erkläre das Evangelium für Grundschüler. In fünf Sätzen. Das Evangelium ist die Botschaft über Jesus Christus.
Jesus ist Gottes Sohn und er ist gekommen, um uns von unseren Sünden zu retten.
Er starb am Kreuz für uns und ist von den Toten auferstanden. Wenn wir an Jesus glauben, können wir ewiges Leben haben. Jesus liebt uns alle sehr und will, dass wir ihm folgen.
Auch die Kirche debattiert längst über KI. Der Theologe Wolfgang Huber veröffentlichte im Sommer 2022 das Buch „Menschen, Götter und Maschinen: Eine Ethik der Digitalisierung“. Darin geht er auch auf Wesensunterschiede zwischen Mensch und Maschine ein. Huber zweifelt an der Vorstellung einer „künstlichen Intelligenz“ und will lieber von einer „digitalen Intelligenz“ sprechen. Schließlich handele es sich bei solchen Maschinen nicht um die künstliche Variante menschlicher Intelligenz.
Erzähle die Speisung der Fünftausend in Sätzen nach, die aus einem Wort bestehen. Jesus. Fünftausend. Menschen. Brot. Fisch. Nahrung. Geben. Wunder. Danken. Glauben.
Predigten, Liebesbriefe, politische Reden, Computerprogramme, Romane, Jazzsongs, Gemälde: Schon jetzt sind viele Anwendungen für KI denkbar. Aber sind sie deswegen auch gut? Oder sind sie deswegen automatisch schlecht? Es wäre aus christlicher Sicht zu einfach, die Technik reflexartig abzulehnen. Bald werden KIs auch in der breiten Masse kaum noch wegzudenken sein. Eines jedenfalls darf nicht passieren: Dass die Gesellschaft –und gerade die Christen – ihren ethischen KI-Kompass erst dann entwickeln, wenn die KI dem Menschen haushoch überlegen ist. |