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den Blick nehmen. Mehr Dokus, weniger „Rote Rosen“
Ich bin ein leidenschaftlicher Verfechter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks in Deutschland. In den vergangenen Monaten war diese Rolle nicht immer leicht auszufüllen. Die ARD-Anstalten sind keine Skandalbuden – in der Regel. Es ist aber sehr wohl ein Skandal, welches QuasiImperium Ex-rbb-Intendantin Patricia Schlesinger um sich herum errichtet hatte: überdimensionierte Altersversorgung, exorbitante Jahresgehälter, merkwürdige dienstliche Abendessen im privaten Wohnzimmer eingeschlossen. Eine ausreichende Kontrolle war nicht gegeben.

Was bedeutet es, dass kürzlich ausgerechnet Tom Buhrow, Intendant des WDR, der größten Sendeanstalt der ARD, einen Reformbedarf des öffentlich-rechtlichen Rundfunks feststellt? Zunächst hilft das, den Blick auf das Wesentliche zurückzugewinnen: auf die Leistungen des Programms nämlich. Die Sendeanstalten sind eben keine Verwaltungseinheiten mit angeschlossenem Sendebetrieb, als die sie gelegentlich verschrien werden. Sie sind Nachrichten- und Geschichtenproduzenten. Deswegen dürfen Reformen nicht nur den administrativen Teil in den Blick nehmen: Nötig ist auch eine Programmreform. Da geht es um Inhalte.
1) Wichtigstes Motto: Berichten, was ist. Wirklichkeit zeigen und Hintergründe darstellen sind Stärken des öffentlich-rechtlichen Rundfunks. Bitte mehr davon!
Dr. Hartmut Spiesecke, Jahrgang 1965, Geschäftsführung des Ernst-Schneider-Journalistenpreises bei der Deutschen Industrieund Handelskammer und Vorstandsvorsitzender der Christlichen Medieninitiative pro
2) Gerne Sport – aber nicht zu jedem Preis. Die Fußball-WM in Katar hat jedenfalls in Deutschland gezeigt: Wenn es primär ums Geld geht, schalten viele Menschen um oder aus. Gezeigte Leidenschaft ist stark – gekaufte Leidenschaft ist abgeschmackt.
3) „Rote Rosen“, „Sturm der Liebe“, „In aller Freundschaft“, „Bettys Diagnose“ – softe Unterhaltung ist okay, aber nicht in dem Umfang notwendig im öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Gleiches gilt für Krimis aus allen Regionen. Weniger wäre mehr, nämlich Zeit für anderes.

4) Dokumentationen sind eine der Perlen des Fernsehens. Völlig zu Recht spielen sie in der jüngsten Programmnovelle der ARD eine wichtige Rolle. Auch Kultursendungen von Klassik bis Hip-Hop und Gottesdienstübertragungen sind mit den Öffentlich-Rechtlichen untrennbar verbunden.
5) Nicht erst seit Fake News zum Habitus bestimmter Präsidenten gehören, ist seriöse Aufklärung das A und O des öffentlich-rechtlichen Rundfunks.
Daneben brauchen die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten funktionsfähige Kontrollgremien. Hierfür hatte ich unlängst die Form der Aufsichtsräte von Aktiengesellschaften als Vorbild empfohlen (PRO 5/2022). Die Mitglieder brauchen mehr Kompetenz und Zeit für diese Tätigkeit. Und benötigen wir für einen leistungsstarken öffentlich-rechtlichen Rundfunk neun ARD-Anstalten, das ZDF, die Deutsche Welle, Kinderkanal, Phoenix, 3sat, Arte, Deutschlandfunk samt diverser Spartenkanäle? Auch diese Frage muss mittelfristig von Medienpolitikern und Medienchefs neu beantwortet werden –Ergebnis vorerst offen. Wichtiger ist mir der Streit um gute Inhalte. Er lohnt sich! |
Dieses Bild stammt nicht von einem Menschen. Stattdessen hat PRO eine KI-Software damit beauftragt, ein Bild zu zeichnen, das eine Mischung aus Mensch und Maschine zeigt.
KÜNSTLICHE INTELLIGENZ