interview Magazin Nr. 03/2012

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Management / Marketing

verantwortung zu übernehmen. Für Führungskräfte bedeutet dies: Differenzieren Sie zum Beispiel zwischen Empfehlungen und Weisungen. Eine klare Vorgabe seitens des Chefs ist eine Weisung. Wird dem Mitarbeiter hingegen empfohlen, in einer bestimmten Weise zu handeln, hat er die Wahl und kann selbstverantwortlich entscheiden. Empfehlungen motivieren ihn daher deutlich mehr als Anweisungen.

Eigenverantwortung übernehmen Die jüngst geführte Diskussion um die Glaubwürdigkeit von Bundespräsidenten offenbart, dass Führungskräfte nur dann als glaubwürdige Autoritäten wahrgenommen werden und Würde haben, wenn sie für ihr Handeln auch die Selbstverantwortung übernehmen. Das gilt auch für Führungskräfte in Unternehmen. Deren Entscheidungen resultieren aus den jeweiligen persönlichen Werten und Überzeugungen, die für ihre Mitarbeiter deutlich sichtbar sind. Chefs, die Wert auf persönliche Glaubwürdigkeit und Autorität legen, ist daher zu raten, Entscheidungen so zu treffen, dass sie kongruent zu ihrem eigenen Wertekanon sind. Dann ist es für sie leichter, die Konsequenzen ihrer Entscheidungen zu verantworten und Selbstverantwortung für ihr Handeln zu übernehmen. Die Folge: Die Mitarbeiter schreiben ihnen Würde zu. Die betreffende Führungskraft wird glaub»würdig» und gewinnt an Autorität. Autorität lässt sich nicht einfordern, sie ist eine Zuschreibung durch Mitarbeiter bzw. Kollegen und muss somit mit Würde verdient werden. Chefs hingegen, die Entscheidungen damit begründen , dass «die Geschäftsführung es so will», «weil wir keine andere Wahl haben», «weil der Kunde Druck macht» oder «weil ich der Chef bin», verweisen auf eine externe Autorität – und werden als deren Abziehbild wahrgenommen, ohne Format. Wer als Führungsautorität gelten will, muss für seine Mitarbeiter verlässlich, glaubwürdig und berechenbar sein.

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Die Belegschaft muss spüren, dass die Führungskraft ihren eigenen Überzeugungen folgt, autonom und damit nicht käuflich ist. Diese Vorgesetzten machen ihren Wert nicht vom Urteil anderer abhängig, da sie Würde haben und die Verantwortung für ihr Handeln übernehmen.

Authentisch führen Als echt, wahrhaftig und authentisch werden die Chefs wahrgenommen, die auf allen Ebenen ihres Lebens kongruent sind. Was genau heisst das für Führungskräfte? Sie sollten den Verantwortungsbereich ihrer Aufgabe klären und das tun, was für die Aufgabe in ihrem Umfeld zielführend ist. Das Handeln sollte sich an den vorhandenen Fähigkeiten ausrichten, so kommt es zu keiner Unter- oder Überforderung. Den Kollegen und Mitarbeitern sollte deutlich gemacht werden, woran bezüglich der Aufgaben geglaubt wird und wovon man selbst überzeugt ist. Auch als Chef sollte man sich mit dem identifizieren, was man tut und woran man glaubt. Doch es ist auch deutlich zu machen, womit man sich nicht identifizieren will, auch wenn eine Führungskraft aufgrund der Weisungen von oben anders handeln muss. Vorgesetzte sollten wissen und zeigen, ob das, was sie tun, zu ihnen passt. Tun

interview Magazin, Ausgabe Nr. 3 / 2012

sie es nicht, dann sündigen sie, hätte der alte Kirchenvater Augustinus gesagt. Er definierte «Sünde (als) nicht mit sich identisch sein». Jede Führungskraft sollte daher für sich klären, wem oder was sie sich letztendlich zugehörig fühlt, etwa dem Unternehmen oder der Familie, um dann entsprechend zu handeln. Wer als Vorgesetzter noch auf der Suche nach Orientierung ist, um zu klären, was ihm wichtig ist und womit er sich identifiziert will, sollte eine Antwort auf diese Frage finden: „Was gibt meinem Leben Sinn?“ „Was ist mein Beitrag für etwas, was grösser und wichtiger ist als ich selbst?“

Kontakt Helmut Kraft Managementtrainer, Coach

Kraft-Training Schillerstrasse 11 D-71679 Asperg Tel.

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