Print & Publishing 181

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P&P: In der Heidelberg Agenda 2015 steht ganz klar formuliert, dass man mit den neuen Bereichen das Unternehmen auch krisenresistenter machen will. Wie hoch wird der Anteil der neuen Geschäftsfelder sein?

MK: Das ist richtig und eine klare interne Zielsetzung. Für unsere Kunden ist das jedoch kein relevantes Ziel, für unsere Kunden bleibt weiter entscheidend, dass wir ihnen Mehrwerte anbieten, die überzeugen. Da müssen wir uns im Markt gegen alle unsere Wettbewerber messen.

P&P: Einer ihrer Wettbewerber – manroland – hat ja mittlerweile bekannt gegeben in Zukunft eigenständig wachsen zu wollen. Wollen Sie das kommentieren?

MK: Das ist die Entscheidung von manroland, die ich auch nicht kommentieren werde. Wir fühlen uns gut aufgestellt mit unseren Produkten und Dienstleistungen sowie den richtigen Technologien. Wenn Sie sehen, welche neuen Produkte wir in den letzten Jahren am Markt eingeführt haben, so ist das enorm. Wir werden auch weiterhin mit Nachdruck daran arbeiten innovative Lösungen zu entwickeln. Deswegen werden weiter auch 5 Prozent vom Umsatz in die Entwicklung investiert.

P&P: Das Thema Ökologie und Nachhaltigkeit ist zu einem der Kernthemen von Heidelberg geworden. Warum? Und wie stellen Sie die Weichen dafür?

MK: Ökologie ist seit vielen Jahren ein zentrales Thema in der Ausrichtung des Unternehmens. Wir haben einen ganzheitlichen Ansatz, der sämtliche Abläufe und Prozesse im Unternehmen umfasst und unter Umweltgesichtspunkten abbildet. Das betrifft Forschung und Entwicklung genauso wie die einzelnen Produktionsstätten. Dann ist natürlich das Thema »Ökologisches Drucken« zu betrachten, das wiederum unsere Kunden interessiert. Wo wir mit den entsprechenden Maschinen als auch Verbrauchsmaterialien unterstützen ökologisch und umweltbewusst zu drucken. Wichtig: Für uns ist Ökologie und Ökonomie kein Gegensatz sondern gehen zusammen, denn was ökologisch Sinn macht, macht auch ökonomisch Sinn. Welche Auswirkungen haben die Reduzierung von Emissionen oder Abfall, wenn man beispielsweise bedenkt, dass bei einer typischen Kostenstruktur einer Druckerei zwischen 30 und 60 Prozent der Materialund Energieeinsatz beträgt? Jede Verringerung beim Makulaturanfall und jede Steigerung der Energieeffizienz haben eine direkte Auswirkung auf die Profitabilität. print+publishing 181|10

P&P: Welche Lösungen kann Heidelberg seinen Kunden hier anbieten?

MK: Im Bereich der Papiereinsparung bieten wir Technologien wie Inpress Control an, womit der Rüstvorgang weitgehend automatisiert wird, damit die Anlaufmakulatur auf das Notwendigste reduziert wird. Ein gutes Beispiel ist auch die Speedmaster 52 Anicolor, die praktisch mit den ersten Druckbogen schon verkaufbare Drucke produziert. Ebenso zu erwähnen ist die Prozessoptimierung durch Prinect, indem richtige Daten zur Maschine gebracht werden und beispielsweise die Farbvoreinstellung hilft Rüstzeit und Anlaufmakulatur zu minimieren. Oder nehmen Sie die von uns angebotene Dienstleistung Print Color Management, also die Standardisierung des gesamten Vorstufen- und Druckprozesses auf optimale Bedingungen inklusive der eingesetzten Verbrauchsmaterialien.

P&P: Die Thematik ist schon sehr komplex geworden. Gibt es ähnlich wie beim Business Consulting spezielle »Öko-Consultants« bei Heidelberg? Das kann ja im Grunde genommen bis zur kompletten Planung einer Druckerei reichen?

MK: Ja absolut, auch hier haben wir mehrere Ansätze. Mit dem Heidelberg Consulting arbeiten wir intensiv am Thema Materialeffizienz. Dazu gibt es auch in Deutschland ein von der Bundesagentur gefördertes Programm zur Materialeffizienz in mittelständischen Unternehmen. Wir haben hier zertifizierte Trainer, die in Druckereien die Materialeffizienz optimieren, und die Kosten werden zu zwei Drittel von der Bundesagentur übernommen. Wir haben aber auch Fälle, wo Druckereien mit der Frage an uns herantreten, ob wir ihnen nicht helfen können, eine energieeffiziente Druckerei zu konzipieren bzw. ein neues nachhaltiges Projekt auf der grünen Wiese zu planen.

P&P: Man hatte während der Krise das Gefühl, dass aufgrund anderer Aufgabenstellungen das Thema Ökologie nicht so im Vordergrund steht. Wie sehen Sie das?

MK: Ich sehe das ganz anders. Heidelberg veröffentlicht seit 1995 einen Umweltbericht, für uns steht Ökologie und ökologisches Handeln praktisch in Fleisch und Blut. Ich betone nochmals, es macht ökonomischen Sinn und wenn es der Umwelt hilft, dann muss man es einfach tun. Ich bin davon überzeugt, dass es für Druckereien ebenso Sinn macht, selbst wenn der Endkunde der Druckerei das Thema vielleicht nicht so in den Mittelpunkt rückt. Wir sehen aber bei vielen Einkäufern, dass

zertifizierte Lieferanten immer mehr gefordert werden. Ich sehe das als wichtiges Kriterium für Druckereien, sich in einem hart umkämpften Markt zu positionieren.

P&P: Ab welcher Druckereigröße rechnet es sich ökologisch zu drucken? Können sich auch kleine Unternehmen das leisten?

MK: Es gibt heute keine Entschuldigung mehr dafür unabhängig von der Unternehmensgröße nicht mehr effizient und ökologisch zu produzieren. Egal ob mit einer oder mehreren Maschinen, es muss gemacht werden, bevor man bares Geld zum Fenster hinaus wirft. Und mit Prinect S haben wir nun auch eine leistbare Einstiegslösung für kleinere Druckereien im Programm, wenn es um Prozessautomatisierung geht.

P&P: Wo wird Heidelberg 2015 stehen, und was wird das Unternehmen darstellen?

MK: Wir wollen 2015 nach wie vor der beste Partner unserer Kunden sein und sie weiterhin dabei unterstützen, ihre Wettbewerbsfähigkeit sicher zu stellen. Wenn wir das gut machen, also das Geschäft unserer Kunden besser verstehen als andere, dann sind wir weiterhin gut positioniert.

P&P: Das heißt, es gibt auch 2015 noch genug zu drucken?

MK: Ja absolut! Ich denke, es ist wichtig, dass alle in der Druckindustrie, Druckereien wie auch Zulieferer, selbstbewusst den Stellenwert von Druck vertreten. In einer Welt, die durch elektronische Medien sehr stark geprägt ist, wo es aber eine Koexistenz zwischen den elektronischen Medien und dem Gedruckten gibt. Es zeigt sich, dass der Druck wächst, die Zahlen dazu liegen auf dem Tisch. Und wichtig wird sein, dass sich eine Druckerei in Zukunft Gedanken darüber macht, wie sie gedruckte Medien mit anderen Medien und anderen Kommunikationskanälen verbindet, um auch hier gegenüber ihren Kunden gut positioniert zu sein. Die Druckbranche hat auch in Zukunft Potenzial, davon bin ich überzeugt.

P&P: Zum Abschluss: Was macht Herr Kiessling gern in seiner Freizeit?

MK: Also, natürlich bin ich gerne mit meiner Familie zusammen, die ja noch in den USA lebt, und da genieße ich natürlich jeden Moment des Zusammenseins. Ich mache zudem gerne Sport, spiele Fußball, lese und freue mich über ein gutes Essen und ein gutes Glas Wein. e

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