VECTURA #22

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POLE POSITION

sich ja überhaupt die Stahlklappdächer rargemacht haben; rich­ tigerweise, weil sie zusammengelegt zu viel Platz im Heck ver­ schwenden und zu viel Gewicht ins Auto bringen. Mit dem nor­ malen C-Cabrio teilt sich der C 43 nur das nur 50 Kilogramm wiegende Verdeck und den Heckdeckel – der Rest der Aussen­ haut wurde neu gestaltet und an die thermo- und aerodynami­ schen Erfordernisse des Antriebs angepasst. Aber auch in den Tiefen der Struktur musste angepasst werden. Weil die Cabrio-­ Version in der Grundkonstruktion des zweitürigen Coupés mit­ gedacht wurde, genügten aber zusätzliche Kreuzverstrebungen und Querträger, um das fehlende Stahldach zu kompensieren. Man spürt diesen Aufwand, weil man eben nichts spürt von ­Verwindungen. Nicht einmal auf frostversehrten und schlagloch­ übersäten Passstrassen. Das Stoffverdeck öffnet sich innert 20 Sekunden und bis Tempo 50. Hinter der flach stehenden Frontscheibe stehen die Zeichen auf Flaute. In den meisten viersitzigen Cabrios wird das Windschott händisch über den Fondsitzen montiert und dann hochgeklappt. Im C 43 lässt sich dagegen das Aircap-System ordern; ein Windabweiser am Scheibenrahmen und ein hoch ausfahrendes Windschott hinter den Rücksitzen. Damit bleiben die Fondsitze frei und lassen sich tatsächlich auch offen nutzen, ohne dass den Fondpassagieren die Haare zu Berge stehen würden. Aber ganz ehrlich: schade dann um die hinreissende Linie der offenen Karos­ serie. Zumal man solch ein fahraktives Cabrio am liebsten ja nur mit einem anderen Menschen teilt. Schliesslich könnten sich

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Kurvendynamik und Wohlbefinden im Fond ja ab und an aus­ schliessen. Zu zweit fährt man Windschott und Scheiben herunter, lässt sich von der sich ans Open-Air-Klima anpassenden Klima­ anlage gezielt mit Warmluft umströmen und schaltet den soge­ nannten Airscarf ein; eine Heizdüse im Kopfstützenbereich, auf dass der Hals ebenfalls warm bleibe. Geschlossen sorgt dann das optionale Akustikverdeck mit einer eingelegten zusätzlichen Dämmschicht dafür, dass man kaum mehr hört als ein Säuseln um die Aussenspiegel. Und die von Zwischengasstössen getaktete Melodie des doppelt aufgeladenen V6. All die Cabrio-Extras und die erweiterte Grundausstattung – LED-Scheinwerfer serienmässig, zum Beispiel – bringen moderate 125 Kilogramm Mehrgewicht zum vergleichbaren Coupé ins Auto, die die Kraftentfaltung des Antriebs indes leicht vergessen machen. Dafür überzeugt die Sorgfalt im Detail wie die lautlosen Gurtbringer, denen man ohne Verrenkungen den Gurt abnehmen kann, die makellosen Alu-Intarsien und die üppige Belederung im Interieur. Kritik? Nur am ob der wuchtigen Mittelkonsole für Grossge­ wachsene etwas beengenden Cockpit. «Ausverkauf!», so rufen manche hartgesottenen Fans, wenn die Marke ihres Vertrauens neue Kundengruppen zu erschliessen ver­ sucht. Ausverkauf? Ein weichgespültes Modell für Gernegrosse? Aber kein Stück. Mit dem C 43 Cabriolet liefert Mercedes-AMG ein stimmiges Konzept, das Genuss und Giftigkeit im Vortrieb optimal ausbalanciert. Und jetzt passt auch der Name.


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