PRESTIGE Austria Volume 1

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Die Offshore-Veteranen des ehemaligen Whitbread-Rennens verkörpern jeweils die Spitze damaliger Yachting-Technologie – mit den heutigen Leichtbau-Rennmaschinen sind sie kaum zu vergleichen. Ein Blick zurück auf die bewegte Geschichte der berühmtesten Crew-Regatta der Welt.

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Stefan Detjen, www.wave-mag.ch

Daniel Forster, Jonathan Eastland / A jax News Photos / DPPI / Seasee.com

ortsmouth, 8. September 1973. Im Hafen liegen 17 Yachten mit ­167 Teilnehmern aus sieben Nationen – und bilden das Feld des ersten «Whitbread Around the World Race». Francis Chicester und Robin Knox Johnston haben ein paar Jahre zuvor gezeigt, wie man Einhand um die Welt kommt. Guy Pearce und Anthony Churchill, zwei britische Yachties, ­kam dann die Idee einer Crew-Regatta um die Welt auf der Clipperroute. 1971 kontaktierten sie die Royal Naval Sailing Association bezüglich der Organisation und so traf man sich in einem verrauchten Pub in Portsmouth mit Colonel Bill Whitbread, Spross einer Brauereifirma, und Admiral Otto Steiner von der RNSA. Ein paar Bierchen später war das Konzept verabschiedet und der Sponsor stand auch gleich fest. Nach zwei Jahren Vorbereitung ist es dann so weit, ist das Rennen tatsächlich startklar: Die Regatta geht über 30’000 Meilen in vier Etappen von Europa rund um Afrika über den Südpazifik nach Südamerika und wieder zurück nach England. Jedes Teilstück wird nach Punkten einzeln gewertet, wobei die gesegelte Zeit in eine berechnete Zeit umgewandelt wird, um die unterschiedlichsten Yachttypen und -grössen miteinander vergleichen zu können. Die Boote zwischen 32 und 80 Fuss Länge haben 150 Pfund Startgeld bezahlt und es präsentiert sich eine sehr unterschiedliche Flotte, die eher einer bunten Mittelmeer-Cruiserschar als einer wettkampfmässigen Regattatruppe gleicht.

So gegensätzlich wie die Yachten sind auch die Skipper und die Crews. Der schneidige Marine­ offizier Éric Tabarly ist nicht nur in seiner Heimat Frankreich eine bekannte Segelgrösse und geht mit seiner «Pen Duick VI» an den Start. Militärisch streng geht es auf der «Great Britain II» zu – kein Wunder, ihr Skipper Chay Blyth ist Sergeant der British Army! Er hat bereits den Atlantik im Ruderboot überquert und die Welt von Ost nach West ohne Zwischenstopp als Einhandsegler umrundet. Seine Crew besteht aus der «Red Berets»-Fallschirmeinheit, und die ist zwar topfit, kann aber nur geringe Seglererfahrung vorweisen. Neben den eigens gebauten 70-Fuss-Ketchen von Tabarly und Blyth liegt auch ein Oldtimer vor Anker: Die «Peter von Danzig» hat bereits knapp vier Jahrzehnte auf dem Buckel. Gesegelt wird sie von Mitgliedern des Akademischen Segler-Vereins Kiel, die das Abenteuer mit einem Budget von umgerechnet 25’000 Euro in Angriff nehmen und über eine Tonne Proviant gebunkert haben, davon 200 Kilo eingemachte Kartoffeln und 75 Kilo Zucker.


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