PRESTIGE Germany Volume 10

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DRIVE STYLE

Im Gespräch Seit fünf Jahren leitet er den Bereich BMW Motorrad Design. Begonnen aber hat die Karriere des gebürtigen Bayern und studierten Industriede­ signers Edgar Heinrich schon viel früher beim Münchner Traditionsunternehmen. Genauer gesagt 1985 und im Zuge seiner Abschlussarbeit, als er auf der Suche nach einem Sponsor für Motorradteile war. Der Kontakt mit BMW sollte zukunfts­ weisend sein. Neben Motorradteilen erhielt er die Gelegenheit, dem damaligen Leiter der Design-­ Abteilung, Klaus Volker Gevert, sein Design vorzustellen, worauf ein Vertrag als freier Mitarbeiter ebenso folgte wie die Festanstellung danach. Für ein paar Jahre zog es den charismatischen Designer noch in die Dienste eines indischen Motorradherstellers, bevor er 2012 nach München zurückkehrte, wo er heute das Unternehmen auf zwei Rädern in die Zukunft führt. Ein Gespräch über den Coolness-Faktor, «Rallye-Streifen der Zukunft» und Indien. PRESTIGE: Herr Heinrich, mit dem «Motorrad Concept Link» haben Sie in diesem Jahr die Zukunftsmusik schon ziemlich laut gestellt … EDGAR HEINRICH: In der Tat war das Spannungsfeld ­zwischen den historischen Fahrzeugen hier und unserem diesjährigen Konzept sehr hoch. Auch, weil wir mit unseren Konzeptfahrzeugen der letzten Jahre eher die analoge Experience in einer zum Teil überentwickelten MotorradTechnologie gesucht haben. Wir möchten aber auch immer wieder die Leute begeistern und für Überraschung sorgen. Für dieses Jahr haben wir mit dem Thema Elektromobilität ein ganz anderes Thema gewählt. Ein Thema, mit dem viele Mensch noch Berührungsängste haben. Elektromobilität, das ungeliebte Thema …? Nun, heute ist es noch so, dass Elektromobilität etwas ist, wovon man weiss, dass es kommen wird, aber man hofft eben «nicht zu schnell». Man weiss, dass es funktional, praktisch und gut ist, der «Coolness-Faktor» ist aber noch nicht verinnerlicht. Und genau das ist der Punkt, an dem wir angesetzt haben – ein Elektrofahrzeug zu ent­ wickeln, das über die Funktionalität hinaus auch die Emotionalität anspricht. Welche Grundgedanken liegen diesem Ansatz zugrunde? Zum einen wollten wir weg von diesem rein funktionalen Argument der Mobilität, um von A nach B zu gelangen. Natürlich ist das gerade im urbanen Umfeld und auf Kurzstrecken ein zentrales Thema, doch in manchen Dingen muss man die Funktionalitäten anders gewichten. So lässt sich beispielsweise in Sachen Komfort ein wenig reduzieren,

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Das Konzept der Zukunft: das «Motorrad Concept Link» von BMW

dafür werden mehr Funktionen für die Connectivity, die Sicherheit und auch für den Anspruch an Convenience verstärkt. Die Menschen sind es sich beispielsweise gewohnt, ihr Smartphone stets bei sich zu haben, und wir wollten nicht, dass sie es während der Fahrt ausstellen müssen. Durch das Auflösen von Grenzen zwischen Mensch, Maschine und Umgebung lässt sich analoge Mobilität mit der digitalen Mobilität verbinden. Entscheidend aber ist auch die neue visuelle Formensprache, mit der man auf eine positive Weise nach aussen kommuniziert, denn ich sage immer, das Motorrad ist «The biggest accessory that you can wear», also eine Verlängerung der Persönlichkeit. Das Statement hier lautet: «Ich bin auch ein Trendsetter und 100% ohne Emission.» Ich will zeigen, dass ein Elektrobike auch cool ist. An welche Zielgruppe haben Sie bei der Kreation des Concept Bike gedacht? Ich glaube, dass es diese ganz streng umrissene Klientel nicht gibt. Interessanterweise kennen wir auch einige «Hardcore-Motorradler», die das Bike cool finden und es als Er­ gänzung zu ihrem Motorrad verwenden würden. Sie sind selbst ein leidenschaftlicher Motorradfahrer. Wie gelingt Ihnen der emotionale Spagat zwischen Elektrofahrzeugen und echtem Öl? Beides spielt sich natürlich in der Zweiradwelt ab, und die hat immer ganz viele Facetten. So ist ein Motorrad zu restaurieren überhaupt nicht kreativ. Vielmehr ist es meditativ, ­etwas zu bauen, was schon einmal da war. Null Kreativität, aber schön, um sich zu entspannen. Dinge umzubauen oder eben ganz neu zu gestalten, ist natürlich schon etwas


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