kmuRUNDSCHAU 03/2015

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Software & Hardware technischer Natur sein. Beispielsweise kann dies die Umsetzung oder Einführung einer bestimmten Technologie sein, aber auch der Einsatz eines bestehenden Standards. Dabei stehen auch grundlegende Dinge wie die Software-Architektur oder das Software-Engineering im Fokus. Es geht also nicht nur um kurzfristige Werttreiber, sondern ebenfalls um die mittelfristige Transformation bezogen auf projektunabhängige Tätigkeiten. Hierbei steht ein ganzheitliches Handeln (nicht nur Produktion, IT oder Geschäftsprozesse, sondern alles in Wechselwirkung) im Vordergrund. Um dies zu erreichen, wurde eine gemeinsame Wissensdatenbank aufgebaut und ein entsprechendes Vorgehensmodell entwickelt. Erstens: Awareness Die Haupt- und Unterthemen innerhalb der Wissensdatenbank werden im ersten Schritt (Awareness) auf relevante

Innovativer Hintergrund Die Gruppe «Leitsysteme und Anlagenmodellierung» der Abteilung «Informationsmanagement und Leittechnik» des Fraunhofer IOSB befasst sich seit über 25 Jahren mit produktionsnahen IT-Systemen, unter anderem Manufacturing Execution Systems (MES). Atos bringt aufgrund von Erfahrungen aus mehr als 400 ManufacturingProjekten weltweit in den zurückliegenden 20 Jahren ebenfalls fundierte Praxiskenntnisse mit. Damit agieren beide Partner im Spannungsfeld zwischen IT und Produktion, das hier fokussiert wird. Gerade der starke und wichtige Schweizer und deutsche KMUSektor in der Produktion profitiert von einer praxisnahen, in kurzer Zeit definierten Strategie, die gemeinsam mit dem Endanwender entsteht und konkrete Massnahmen und Schritte zur Umsetzung von Industrie 4.0 vorgibt. Hier gilt es, dem Thema Industrie 4.0 die Komplexität zu nehmen und mit einem Zeithorizont von ein bis zwei Zeit-Monaten zu einer individuellen Lösung, einem Massnahmenplan, zu kommen, der konkret umgesetzt werden kann.

Das Vorgehensmodell und seine strategischen Meilensteine.

Bereiche eingegrenzt, indem auf Basis der MES-Funktionalitäten gemäss VDI5600-1 (beispielsweise Qualitätsanalyse) oder den Kategorien der ISA95 (Production) eine Vorauswahl relevanter Industrie 4.0-Kategorien getroffen wird. Dies kann beispielsweise die eingeführte Industrie 4.0-Kategorie «Connected Machines and Products» sein. Auch der Bezug zum Referenzarchitekturmodell Industrie 4.0 (RAMI) wird nicht vergessen. So werden auf Basis der vorgeschlagenen Industrie 4.0-Kategorien einzelne Ausschnitte des RAMI (beispielsweise die Hierarchie-Ebenen der IEC 62264 und IEC 61512) abgebildet. Zweitens und drittens: Assesment und Identification Bezogen auf die ausgewählten Kategorien wird nun im zweiten Schritt (Assesment) ein Katalog von Haupt- und Unterthemen bereitgestellt, der zur Bestimmung der Ist-Situation, aber auch zur anschliessenden Festlegung zu adressierender Themen – der Soll-Situation im dritten Schritt (Identification) – genutzt wird. Ein Thema könnte hier das Smart Product sein. Die zu adressierenden Themen sind jeweils mit konkreten funktionalen Massnahmen in der Industrie 4.0 Wissensdatenbank belegt. Beispielsweise muss für das Smart Product bestimmt werden, welcher Umfang von Informationen auf dem Produkt selbst gespeichert werden soll. Weiterhin werden im dritten Schritt auch nicht funktionale Anforderungen festgelegt wie beispielsweise die Wartbarkeit oder Benutzerfreundlichkeit, die im konkreten Fall erfüllt werden müssen.

Viertens und fünftens: Justification und Implementation Gleichzeitig sind aber auch mögliche qualitative Nutzenpotenziale in der Wissensdatenbank enthalten wie beispielsweise weniger unnötige Lagerzeiten oder weniger manueller Aufwand, um die ausgewählten Massnahmen nach verschiedenen Zielkriterien priorisieren zu können und daraus im vierten Schritt (Justification) einen entsprechenden Umsetzungsplan zu erzeugen. Nach erfolgter Umsetzung im fünften Schritt (Implementation) geht es zurück in eine Überprüfung zur iterativen Fortschreibung der Strategie. So kann die Entwicklung in Richtung Industrie 4.0 Schritt für Schritt erfolgen.

Dr. Ing. Miriam Schleipen arbeitet am Fraunhofer IOSB und leitet aktuell die Gruppe Leitsysteme und Anlagenmodellierung in der Abteilung Informationsmanagement und Leittechnik. Ihr Schwerpunkt liegt auf der Adaptivität und Interoperabilität von Teilsystemen in Produktionsanlagen, speziell für die MES-Ebene. www.iosb.fraunhofer.de/?fabrik+und+tools www.de.atos.net

Ausgabe 3_2015 // Seite 99


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