European Fruit Magazine - DE - No.10/2021

Veranstaltungen • Lagerkrankheiten • Epiphytische Pilze • Rote Birnen • Neue Apfelsorten • Neues aus der Forschung • Unternehmen

European Fruit Magazine Nr.

10 – 2021 (152)

In dieser Ausgabe: PL-ISSN 1689-8567

Befall durch epiphytische Pilze nimmt zu

Große Themenvielfalt in Randwijk

Gene bestimmen, ob rote Deckfarbe bleibt

Lagerkrankheiten

Gala-Mutante drei Wochen früher reif

Und noch viel mehr …

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European Fruit Magazine

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INHALTSVERZEICHNIS Artikel: Lagerungstagung Versuchszentrum Laimburg 2021:

Befall durch epiphytische Pilze nimmt zu.....6 Lagerungstagung Versuchszentrum Laimburg 2021:

Neue Erkenntnisse aus der Forschung zur Optimierung der Obstlagerung............................9 Lagerkrankheiten heute und morgen..........10 Große Themenvielfalt beim Tag der offenen Tür in Randwijk.................................................................12 Gene bestimmen, ob rote Deckfarbe bleibt.........................................................................................15 Besichtigung neuer Apfelsorten bei pcfruit.......................................................................................18 Gala-Mutante drei Wochen früher reif..........20 Rubriken: EFM Aktuell.............................................................................4 Produktions- und Marktentwicklungen......21 Neuigkeiten aus aller Welt......................................22 Neuigkeiten aus der Forschung..........................23 Neuigkeiten von Unternehmen..........................24 Kalender..................................................................................26 IMPRESSUM Website: www.fruitmagazine.eu Herausgeber:

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Endfassung: Debora Havenaar info@deborahavenaar.com Anzeigen: Gerard Poldervaart, Tel +31 (0)6 180 54231 oder e-mail: gerard.poldervaart@fruitmagazine.eu ISSN: 1689-8567 Auflage: 3.500

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Kein Teil dieser Ausgabe darf ohne vorherige schriftliche Einwilligung des Herausgebers vervielfältigt, in elektronischen Systemen gespeichert oder veröffentlicht werden.

Neue Normalität Nach anderthalb Jahren Corona werden die Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus langsam etwas zurückgenommen. Ich merkte dies vor allem bei den vielen Tagen der offenen Tür in Versuchsanlagen und Forschungsinstituten, Techniktagen und Seminaren, die ich im August besucht habe. Im Vorjahr schrieb ich an dieser Stelle noch über den Einzug, den Webinare in den Obstsektor halten. Tage der offenen Tür und Seminare fanden nicht als Präsenzveranstaltungen statt, sondern konnten über PC oder Tablet online verfolgt werden. Das ist zwar sehr effizient, aber manchmal möchte man die Dinge doch mit eigenen Augen sehen und bei einer Veranstaltung mit Kollegen sprechen.

Die meisten Versuchsstationen wagten es in diesem Jahr, ihre Tage der offenen Tür – wenn auch in veränderter Form und mit oft begrenzter Teilnehmerzahl – als Präsenzveranstaltungen abzuhalten. Die alljährliche Lagerungstagung im norditalienischen Südtirol war glücklicherweise auch in diesem Jahr wieder über einen Livestream zu verfolgen. Ich hoffe, dass dies auch in Zukunft so gehandhabt wird. Lagertagungen bestehen größtenteils aus einer Präsentation von Versuchsergebnissen. Der Faktor „mit eigenen Augen sehen“ ist hier weniger wichtig als etwa an einem Tag der offenen Tür in einer Obstanlage einer Versuchsstation.

Die abnehmende Palette an verfügbaren Fungiziden, Insektiziden, Akariziden und Herbiziden wird für den Obstsektor immer prägender. Es wird immer klarer, dass Anbau und Lagerung von Obst ohne gute, wirksame Pflanzenschutzmittel immer schwieriger und manchmal auch teurer werden.

Bei den vielen Seminaren und Tagen der offenen Tür im August fiel mir auf, dass ein sehr großer Teil der behandelten Themen direkt oder indirekt mit der kleiner werdenden Palette an Pflanzenschutzmitteln zu tun hatte: weniger krankheitsanfällige Sorten, Probleme mit der Bekämpfung neuer Schädlinge, ökologische Mittel als notwendige Ergänzung zu chemischen Fungiziden, Lagerkrankheiten, die sich schwerer bekämpfen lassen, mechanische Unkrautbekämpfung, neue Spritztechniken und so weiter. Der Obstbau auf Autopilot gehört der Vergangenheit an. Obstbauern werden sich mehr denn je über die Entwicklungen informieren und ihre Strategie entsprechend anpassen müssen.

In dieser Ausgabe des EFM berichtet die Redaktion über einige Tage der offenen Tür, Seminare und Exkursionen. Die oben angerissenen Themen kommen dabei ausführlich zur Sprache.

Gerard Poldervaart

Chefredakteur EFM

EFM Aktuell BAUMWANZE KOMMT MIT DEM WOHNWAGEN Bis vor Kurzem war die Marmorierte Baumwanze (Halyomorpha halys) vor allem ein südeuropäisches Problem. In diesem Jahr sind erstmals auch in den Niederlanden Marmorierte Baumwanzen in größerem Ausmaß entdeckt worden. Urlauber scheinen die schädlichen Wanzen bei ihrer Rückkehr aus Urlaubsländern in Südeuropa unabsichtlich mitzubringen, so ergaben Beobachtungen von Forscher Herman Helsen vom niederländischen Wageningen University & Research (WUR).

WUR rief im vergangenen Frühjahr Privatpersonen auf, Sichtungen der Marmorierten Baumwanze zu melden. Mit Erfolg: Vor allem aus den südlichen Niederlanden gingen mehrere Meldungen über Sichtungen der Marmorierten Baumwanze ein. Die Wanzen waren in einigen Fällen im Wohnwagen aus Italien mit in die Niederlande gekommen. Helsen berichtete auch von einem Fall, in dem die schädlichen Wanzen mit einer Lieferung

Die Marmorierte Baumwanze kann von Urlaubern eingeschleppt werden, zum Beispiel weil sie unbemerkt im Wohnwagen aus Südeuropa mitreist.

Pixabay

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aus Italien stammender Hagelnetze in die Niederlande transportiert wurden.

Aufgrund der Meldungen wurden von den WUR-Forschern Fallen aufgestellt, mit denen sehr selektiv nur die Marmorierte Baumwanze gefangen wird. Im Frühjahr 2021 wurden mit den Fallen große Mengen überwinternder Wanzen gefangen.

Die Tiere haben sich also lokal in den südlichen Niederlanden erfolgreich fortgepflanzt. Im Juni wurde die Marmorierte Baumwanze erstmals auch in niederländischen Obstanlagen nachgewiesen. „Die Wanzen können sich also auch in den Niederlanden fortpflanzen, aber wir finden hier vorerst noch kleinere Mengen als in Südeuropa vor. Das Insekt hat in den Niederlanden – im Gegensatz zu Italien und Süddeutschland – nur eine Generation pro Jahr. Ein anderes Glück ist, dass mit den Wanzen auch ihre natürlichen Gegenspieler wie Schlupfwespen mit in die Niederlande kommen“, so Helsen. (EFM, GP)

ÖKOLOGISCHE MITTEL AUF DEM PRÜFSTAND Die Palette der verfügbaren chemischen Pflanzenschutzmittel wird immer kleiner.

Deshalb prüfen Forscher vielerorts, ob Mittel natürlichen Ursprungs, sogenannte ökologische Mittel, einen Beitrag etwa zur Schorfbekämpfung leisten können.

2021 ist für viele Obstbauern hinsichtlich Schorfbekämpfung ein problematisches Jahr. Selbst mit intensiven Behandlungen lässt sich der Pilz kaum unter Kontrolle halten. Ideale Bedingungen also, um Mittel und Bekämpfungsstrategien zu testen.

In einem Versuch des Versuchsbetriebs Proeftuin Randwijk in den Niederlanden bei der Sorte Jonagold werden herkömmliche Mittel mit ökologischen Mitteln, Phosphonaten und Mitteln, die im ökologischen Obstbau zugelassen sind, kombiniert. Ein neues ökologisches Mittel erzielte besonders gute Ergebnisse.

Das Mittel muss jedoch innerhalb von 3 Stunden nach einer Schorfinfektion appliziert werden. Dies ist in einem Versuch möglich, unter Praxisbedingungen jedoch schwierig. Erwartet wird, dass dieses Mit-

In der unbehandelten Kontrolle des Versuchs ist der größte Teil der Blätter und Früchte schwer von Schorf befallen.

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tel in den nächsten Jahren eine Zulassung bekommen wird. (EFM, GP)

GESCHÜTZTE URSPRUNGSBEZEICHNUNG FÜR ÄPFEL AUS TUZSÉR Die Europäische Kommission hat für Äpfel aus der Gemeinde Tuzsér im Nordosten Ungarns nahe der Grenze zur Slowakei und der Ukraine unter der Bezeichnung ‚Tuzséri alma‘ eine geschützte Ursprungsbezeichnung vergeben. Die Bezeichnung gilt für Äpfel der Sorten Gala, Jonagold, Red Delicious, Golden Delicious, Mutsu, Idared, Jonathan und Granny Smith, die aus dieser Region stammen und zum Frischverzehr bestimmt sind. (EFM, GP)

BAYWA-TOCHTER GRÜNDET UNTERNEHMEN FÜR NEUE OBSTSORTEN T&G Global, die neuseeländische Tochterfirma der deutschen Firma BayWa, hat ein Unternehmen für die Entwicklung neuer Obstsorten gegründet. Die neue Firma VentureFruit ist auf Pflanzengenetik und Sortenmanagement spezialisiert. Das Ziel ist, Erzeuger, Händler und Verbraucher weltweit mit neuen Premiumfrüchten zu bedienen. VentureFruit investiert über

EFM Aktuell eine Partnerschaft mit dem Forschungsinstitut Plant & Food Research in die Entwicklung neuer Beerenobstsorten und über eine Kooperation mit Plant IP Partners in die Prüfung und Evaluation neuer Apfelsorten. Bei Beerenobst ist der Fokus auf Himbeeren, Brombeeren und Boysenbeeren gerichtet.

T&G Global ist schon seit vielen Jahren sehr aktiv in der Vermarktung neuer Apfelsorten. Die letzten Neuheiten sind Scilate/ Envy™ und der weltweit erste ‚klimaresistente‘ Apfel HOT84A1. (EFM, GP)

GROSSE UNTERSCHIEDE BEI GALA-REIFE An den Tagen der offenen Tür im Versuchsbetrieb Proeftuin Randwijk (Niederlande) am 18. und 19. August war der unterschiedliche Reifezustand der verschiedenen Gala-Mutanten gut zu sehen.

In einer der Anlagen sind die Mutanten Fendeca, Fengal, Fenplus, Nikangie, Early Gala/Wildfire® RKD, Galaxy Selecta und Gala One nebeneinander gepflanzt. Die Deckfarbenausbildung von Early Gala/ Wildfire war am weitesten entwickelt und die Früchte waren im Gegensatz zu den anderen Mutanten bereits erntereif.

Zum Zeitpunkt der Tage der offenen Tür wurde in den Niederlanden die Sommersorte Delcorf geerntet. Die Gala-Ernte stand in diesem Jahr erst nach dem 10. September auf dem Programm. Die Bäume von Early Gala/Wildfire wurden im Frühjahr 2020 gepflanzt und sind 2 Jahre jünger als die Bäume der meisten anderen Mutanten. Die Bäume von Irene wurden erst in diesem Frühjahr gepflanzt und trugen daher noch keine Früchte. An anderer Stelle in dieser Ausgabe des EFM werden Erfahrungen mit Early Gala/Wildfire in Frankreich besprochen. (EFM, GP)

Unterschiedlich weit fortgeschrittene Reife von Early Gala/Wildfire® RKD (links) und einer der anderen Mutanten in der Versuchsanlage in Randwijk EFM

ROTE BIRNEN AN TAGEN DER OFFENEN TÜR Züchter, Obstbauern, Handelsunternehmen und Forschungsinstitute sind eifrig auf der Suche nach Birnensorten mit roter Fruchtschale. Derzeit stehen vor allem die Sorten Celina/QTee®, Red Conference, CH201/Fred®, Gräfin Gepa/Early Desire®, Regal Red Comice und RNA0802/Red Modoc® im Brennpunkt des Interesses. Rund um die neuen Sorten gibt es aber viele Fragen, etwa: Halten die Sorten, was die

Sorteninhaber versprechen? Bleibt die rote Farbe erhalten oder verschwindet sie, je näher die Ernte rückt? Tage der offenen Tür von Forschungseinrichtungen sind eine gute Gelegenheit, die Sorten mit eigenen Augen zu betrachten und sich über die Erfahrungen der Forscher zu informieren. Die Redaktion des EFM berichtet in dieser Ausgabe von einigen Tagen der offenen Tür. (EFM, GP)

Tage der offenen Tür sind eine gute Gelegenheit, neue Sorten genauer unter die Lupe zu nehmen.

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Pressemitteilung Versuchszentrum Laimburg, Südtirol (I) office@fruitmagazine.eu

Lagerungstagung Versuchszentrum Laimburg 2021:

Befall durch epiphytische Pilze nimmt zu Info Lagerungstagung Kurz vor Beginn der Ernte- und damit auch der Lagerungssaison fand am Freitag, 6. August die traditionelle Lagerungstagung des Versuchszentrums Laimburg am NOI Techpark in Bozen Süd statt. Die Veranstaltung, zu der mehr als 90 Interessierte gekommen waren, wurde unter Berücksichtigung der geltenden Maßnahmen zur Prävention von COVID-19 abgehalten. Ziel der alljährlich stattfindenden Lagerungstagung ist es, Fachpersonen des Bereichs Obstlagerung aber auch der interessierten Öffentlichkeit Einblick in laufende Versuche zu bieten, aktuelle Forschungsergebnisse des Versuchszentrums Laimburg vorzustellen aber auch über neue Entwicklungen des Sektors zu informieren.

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Am Freitag, 06. August 2021 stellten die Experten des Versuchszentrums Laimburg (Südtirol, Italien) bei der traditionellen Lagerungstagung die Ergebnisse ihrer Forschung auf dem Gebiet der Obstlagerung vor. Themenschwerpunkt der Tagung waren dieses Jahr epiphytische Pilze auf dem Apfel.

Der Rußtau-Komplex

Rußtau macht sich als dunkle Flecken auf der Fruchtschale bemerkbar. Da die Pilze nicht in die Frucht eindringen und diese nicht beschädigen, kann man von einem kosmetischen Schadbild sprechen, welches aber trotzdem dazu führt, dass Epiphytische Pilze sind Pilze, die auf der Oberfläche die betroffenen Früchte nicht mehr als Tafelware lebender Pflanzen wachsen. Für den Obstsektor vermarktet werden können. An der Symptomatik stellt insbesondere der sog. „Rußtau“ oder „Re- sind zahlreiche verschiedene epiphytische Pilze genfleckenkrankheit“, ein Pilzkomplex, ein großes beteiligt, weswegen man von einem „Rußtau-KomProblem dar, da er beträchtliche Lagerausfälle, ins- plex“ spricht. „Um gezielte Bekämpfungsstrategibesondere bei Bio-Äpfeln, verursacht. en entwickeln zu können, müssen wir verstehen, welche Pilze am Rußtau-Komplex beteiligt sind“, Epyphyten: Rußtau & Co erklärte Sabine Öttl, Leiterin der Arbeitsgruppe „Phytopathologie“: „Die Zusammensetzung der am Epiphytische Pilze wachsen auf der Oberfläche von Rußtau beteiligten Epiphyten ist nicht nur geogralebenden Pflanzen und können sich dort vermeh- phisch bedingt, sondern hängt auch von der Beren. Anders als bei klassischen Pilzerkrankungen wirtschaftungsform sowie von der Apfelsorte ab.“ des Apfels wie Schorf oder Mehltau drinDie Identifizierung der einzelnen Pilze des Rußtau-Komplexes mit mikrogen epiphytische Pilze nicht in das Pflanzengewebe ein, sondern biologischen und molekularbioverbleiben auf der Oberflälogischen Methoden im Labor che, und sind darum nicht gestaltet sich sehr aufwändig. als direkte Schaderreger zu Für Südtirol konnten die Exbetrachten. Das Verbleiben perten des Versuchszentder Pilze auf der Oberfläche rums Laimburg jedoch beführt aber auch dazu, dass reits etwa 30 verschiedene die Pflanze den Befall nicht Arten identifizieren. „bemerkt“ und folglich auch Das Auftreten des Rußtaus keine Abwehrreaktion in kann von verschiedenen FakGang gesetzt wird, sodass die toren begünstigt werden, in Pilze ungehemmt weiterwachsen erster Linie feuchte Witterungskönnen. Ein epiphytischer Pilz, der bedingungen, Niederschlagsmenfür beträchtliche Lagerverluste insbeSchwerpunktthema der diesjährigen Ausgabe der sondere bei Bio-Äpfeln sorgt, ist der Rußtau.

Lagerungstagung waren epiphytische Pilze wie Das Versuchszentrum Laimburg untersucht den Rußtau, die relevante Lagerausfälle verursachen können.

Rußtau seit vielen Jahren interdisziplinär, um ge Versuchszentrum Laimburg eignete Bekämpfungsstrategien zu entwickeln.

ge, relative Luftfeuchtigkeit, Blattnassdauer. Spät reifende Sorten sind anfälliger für die Entstehung des Rußtau-Komplexes. Darüber hinaus können die Behandlung mit Blattdüngern, die Beschaffenheit der Fruchtoberfläche, das Vorhandensein von Fruchtmumien am Baum sowie der Befall mit Läusen das Auftreten des Pilzes fördern. Was die Bekämpfung des Rußtaus anbelangt, so sind vorbeugende Warnsysteme schwierig zu etablieren, da zu viele Variablen zusammenspielen. „Darum ist es wichtig, agronomische Maßnahmen durchzuführen, wie beispielsweise die richtige Sorte am richtigen Standort anzubauen, für einen lockeren Baumaufbau zu sorgen, und am Baum verbliebene Fruchtmumien zu entfernen. Nicht zuletzt sind auch Regenabdeckungen sowie Behandlungen mit Fungiziden relevant für die Bekämpfung“, unterstrich Öttl.

Mittelprüfungsversuche im Freiland zum Themenkomplex der Epiphyten Am Versuchszentrum Laimburg führt die Arbeitsgruppe „Mittelprüfung“ bereits seit 20 Jahren Versuche zu Epiphyten mit verschiedenen Mitteln und Einsatzzeiträumen durch. In der Mittelprüfung konnten organische Breitband-Fungizide das Auftreten von Epiphyten zwar vermindern, erreichten aber keine durchschlagende Wirkung. Kürzere Behandlungsintervalle erwiesen sich als vorteilhaft, und sollten zwei bis drei Wochen auch bei längeren Trockenperioden auf sensiblen Sorten und Standorten nicht überschreiten.

Fungizide wie Captan und Phosphonate konnten das Schadbild des Weißen Hauchs und des Rußtaus relativ gut minimieren, wobei die in den Versuchen erzielten Wirkungsgrade eine größere Variabilität aufweisen als zum Beispiel Fungizide in Schorfversuchen. Die Ursache hierfür vermuten die Experten des Versuchszentrums in der großen Anzahl an Erregern, welche das Schadbild des Rußtaus verursachen. „In Zukunft wird sich das Problem Epiphyten mit Sicherheit verschlimmern“, prognostizierte Werner Rizzolli von der Arbeitsgruppe „Mittelprüfung“: „Dies einerseits, da aufgrund fehlender zugelassener Mittel Schädlinge wie die Blutlaus kaum mehr zu regulieren sein werden und diese deshalb mit ihren Ausscheidungen das Problem Rußtau besonders auf sensiblen Sorten wie Fuji extrem verschärfen werden. Auf der anderen Seite werden künftig Breitband-Fungizide wie Dithiocarbamate ihre Zulassung verlieren bzw. signifikante Restriktionen im Einsatz erfahren.“ Darum ist die Forschung an alternativen Bekämpfungsstrategien von größter Wichtigkeit.

Rußtau auf Braeburn

Versuchszentrum Laimburg

Die Bekämpfung von Rußtau im biologischen Anbau Die größten Probleme im ökologischen Apfelanbau sind zurzeit die Blutlaus und die Rußtauflecken.

Noch vor 20 Jahren waren in Südtirol selten Früchte mit Rußtauflecken zu sehen. Freilandversuche ergaben damals eine Wirkung von Kupfer, Schwefelkalk und Karbonaten von ca. 50 %. In den letzten Jahren hat der Befall mit Rußtau jedoch stark zugenommen, wobei vor allem spät reifende Sorten in feuchten Lagen betroffen sind. Problematisch für den Bio-Anbau ist, dass die Standardpräpara-

Werner Rizzolli erläuterte die Mittelprüfungsversuche des Versuchszentrums Laimburg zur Bekämpfung des Rußtaus.

Versuchszentrum Laimburg/fmhack

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Bitter- und Lentizellenfäule in Südtirol: Wer steckt dahinter?

Während der Lagerung kann die Qualität von Äpfeln durch physiologische Störungen und krankheitserregende Mikroorganismen, zumeist Pilze, beeinträchtigt werden. Einige Pilzarten befallen reife Früchte durch Wunden, Läsionen oder Risse nach der Ernte, andere Erreger infizieren Apfelfrüchte bereits im Feld, wobei die Infektion zunächst symptomlos bleibt. Die verursachten Fäulen werden schließlich während der Lagerung, beim Sortieren, Verpacken, im Verkauf oder kurz vor dem Verzehr sichtbar. Zur Gruppe dieser zunächst nicht sichtbaren (latenten) Nacherntekrankheiten gehören die Bitterfäule und die Lentizellenfäule. Obwohl die Erreger unterschiedlichen Pilzgattungen angehören, sind die Krankheitssymptome sehr ähnlich und eine genaue Diagnose bedarf einer Laboranalyse.

Sanja Baric und Greice Amaral Carneiro von der Freien Universität Bozen (Italien) führten eine Studie durch, um die Erreger der Bitterfäule und der Lentizellenfäule in Südtirol zu erfassen. Dafür wurden mehr als 1.000 Äpfel mit Lagerfäulen in verschiedenen Lagerhäusern gesammelt, die Erreger isoliert und die gewonnen Pilzisolate molekulargenetisch charakterisiert und identifiziert. Die Studie zeigte, dass die in Südtirol am häufigsten vorkommende latente Nacherntekrankheit die Lentizellenfäule ist, wobei die Mehrzahl der Pilzisolate der Art Phlyctema vagabunda zuzuordnen waren.

Ein anderer Erreger, die Art Neofabraea kienholzii, wurde in dieser Studie zum ersten Mal für Südtirol und Italien beschrieben.

Die Bitterfäule hingegen wird in Europa durch den Colletotrichum acutatumArtenkomplex verursacht; in Südtirol scheint sie bislang eine eher untergeordnete Rolle zu spielen. Hier wurden drei verschiedene Erreger identifiziert, Colletotrichum godetiae, Colletotrichum fioriniae und Colletotrichum salicis, wobei keine davon bisher als Erreger der Bitterfäule in Südtirol und Italien bekannt war. „Verschiedene Arten von Krankheitserregern können sich in ihren biologischen und pathogenen Eigenschaften wie auch in ihrer Empfindlichkeit auf verschiedene Klassen von Fungiziden unterscheiden“, resümierte Baric: „Deshalb können Kenntnisse über das Vorkommen und die genaue Identifizierung der Arten wesentlich zur Vorbeugung und Kontrolle von Nacherntekrankheiten beitragen.“

Lentizellenfäule bei der Apfelsorte Bonita

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Versuchszentrum Laimburg

te keine Wirkung mehr zeigen. Darum prüft das Versuchszentrum Laimburg mögliche alternative Strategien zur Rußtau-Bekämpfung. „Das einzige einsetzbare Präparat mit Wirkung gegen Rußtau ist aktuell die Seife, die allerdings Gloeosporium-Fruchtfäule während der Lagerung fördert und deshalb nicht eingesetzt wird“, erklärte der Leiter der Arbeitsgruppe „Ökologischer Anbau“, Markus Kelderer.

Ausschlaggebend für die Bekämpfung des Rußtaus sind Maßnahmen zur Verminderung der Feuchtigkeit. Regenabdeckungen zeigen interessante Ergebnisse, sind allerdings mit vielen Vor- und Nachteilen behaftet. Ein anderer Ansatz sieht die Behandlung befallener Äpfel nach der Ernte vor, um die Ausbreitung des Pilzes während der Lagerung zu reduzieren. Hier bietet sich das Tauchen befallener Äpfel in Warmwasser an. „Als effizienteste Variante stellte sich hingegen das mechanische Bürsten der Früchte nach der Lagerung heraus, wobei hier die Stiel- und Kelchbucht kritische Punkte sind“, betonte Kelderer zusammenfassend.

Lagerungstechnologien und Entwicklung von Epiphyten Epiphytische Pilze wie Rußtau oder die Regenfleckenkrankheit können besonders bei Bio-Äpfeln beträchtliche Ausfälle verursachen. Die Kontamination mit dem aus verschiedenen Pilzarten bestehenden Komplex findet bereits im Feld statt, wobei jedoch eine zufriedenstellende Abwehr in der Obstanlage bisher nicht möglich ist. Bereits am Baum können die Pilze einen deutlich sichtbaren Hyphenrasen bilden oder aber sie vermehren sich erst während der Lagerung. Daher untersucht die Arbeitsgruppe „Lagerung und Nacherntebiologie“ des Versuchszentrums Laimburg den Einfluss verschiedener lagertechnischer Maßnahmen zur Vorbeugung einer solchen Epiphytenentwicklung nach der Ernte. „Wir wissen, dass die herkömmliche Veränderung der Luftatmosphäre während der Lagerung in Kontrollierter Atmosphäre (CA) die Entfaltung dieser Mikroorganismen zum Schadbild nicht wesentlich verhindern, jedoch verzögern kann“, sagte Lagerungsexperte Angelo Zanella. Darum prüften die Experten des Versuchszentrums Laimburg weitere Maßnahmen, etwa die Atmosphäre zusätzlich zu ionisieren oder mit geringen Konzentrationen an Ozon anzureichern. „Diese Maßnahmen erzielten eine gewisse Wirkung zur Kontrolle des Schadbildes und hinsichtlich der Fruchtqualität, die Umsetzung in der Praxis gestaltet sich jedoch aus verschiedenen Gründen sehr schwierig“, resümierte Angelo Zanella.