Port01 Neuss -02.2010

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20 Kolumne ist schön »ländlich« gelegen. Direkt gegenüber des Olympiastadions. Ja richtig, ich sehe fast jeden Tag wie Hertha BSC trainiert und nicht gewinnt. Interessant hierbei ist, dass man mit der Zeit mitfiebert und hofft, dass das nächste Spiel gewonnen wird. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass man viele Mitarbeiter kennen lernt, deren Arbeitsplatz maßgeblich davon abhängt, ob der Verein in der Bundesliga bleibt oder nicht. Jedenfalls bin ich irgendwann an den Punkt gelangt, an dem ich alles hinschmeißen und nach Hause wollte. Ich glaubte nicht mehr an mich selbst. Ein Anschluss ans soziale Leben war so gut wie nicht vorhanden und ich fühlte mich ziemlich einsam und verloren. Nach vielen Gesprächen mit meinen Freunden, einen davon habt ihr ja bereits in der Januarausgabe kennen gelernt, bin ich zu dem Entschluss gekommen, aus meiner »Arbeit« auszuziehen. Grundsätzlich macht mir die Arbeit sehr viel Spaß und ich erlebe jeden Tag auf´s Neue, wie es ist, in einer »Behörde« zu arbeiten und einen Wall von Bürokratie zu stemmen. Aber wohnen in der Arbeit? So weit vom »Zentrum der Macht« entfernt? Ganz alleine in einem Haus mit knapp 80 Betten? NEIN, das wollte ich nicht mehr. Mir war bewusst, dass mein Arbeitsplatz und mein FSJ an dieses Zimmer gekoppelt war. Ein Abbruch würde bedeuten, dass ich mir einen neuen Zivi-Platz suchen und das bereits gezahlte Kindergeld zurückzahlen müsste. Ich hatte also die Wahl und setzte alles auf eine Karte. Wie erwartet, war die erste Reaktion meiner Vorgesetzten nicht so po-

sitiv, womit ich ehrlich gesagt gerechnet hatte. Doch zum Glück liegt meiner Chefin sehr viel an mir und meiner Arbeitskraft und sie fragte sehr intensiv nach den Hintergründen zu meiner Entscheidung. Nichtsdestotrotz bat sie um Bedenkzeit und die Woche des Wartens begann. Ich hatte Glück. Ich bekam eine Ausnahmeregelung und durfte ausziehen. Eine Woche später war es dann soweit. Zwei nette Mädels nahmen mich freundlicherweise für eine Übergangszeit in ihrer WG in Friedrichshain auf, bis ich Anfang Februar mit Lennart zusammenziehen konnte. Und bis heute habe ich meine Entscheidung keinen Tag bereut. Sicherlich sind jetzt damit finanzielle Einschnitte verbunden, da mein Zimmer in der Arbeit kostenlos war. Allerdings ist das tägliche Gefühl, das man hat, wenn man auf dem Weg zur Arbeit das Berliner Großstadtleben zu spüren bekommt, jeden Cent wert. Und ja - auch die Ansagen kann ich mittlerweile auswendig mitsprechen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, was man in einer 40-minütigen U-Bahn-Fahrt alles erlebt. Da wären zum Beispiel die vielen Musiker, die sich jedes Mal in der Qualität unterscheiden oder aber die... So, nun wisst ihr, was die letzten zwei Monate in meinem Leben in Berlin so passiert ist. Ihr könnt also darauf gespannt sein, wenn ich in zwei Monaten von den vielen spannenden und teils schrägen Erlebnissen in der U-Bahn berichte. Bis dahin, Helau! Euer Alex


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