Stadtmagazin, April 2014

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vorgestellt

Andreas Braschler – Berufsfischer Im Interview verrät uns Andreas Braschler, Berufsfischer aus Hurden, worauf es bei seiner Arbeit ankommt, was er daran liebt und wie sein Berufsstand dazu beiträgt, die Vielfalt der einheimischen Fischfauna zu erhalten.

Herr Braschler, Sie kommen aus einer

nach die Vereinbarkeit von Beruf mit

Familie

Wurde

Familie und Kindern. Die meisten Fische-

Ihnen das Fischen in die Wiege gelegt?

von

Berufsfischern.

reibetriebe sind kleine Familienbetriebe,

Ein wenig vorbelastet war ich sicher! Ich

in denen alle am gleichen Strick ziehen.

durfte die Fischerei Braschler bereits in der 6. Generation übernehmen.

Welche Fische fangen Sie im Zürichsee? Die Fischereierträge können – je nach

Welche besonderen Kenntnisse und Fä-

Laune der Natur – sehr unterschied-

higkeiten braucht ein Fischer? Der Beruf

lich sein. Im Zürichsee sind vor allem

setzt Liebe zur Natur und eine Beziehung

die Fischarten Egli, Schwalen, Hecht,

zum Wasser und seinen Lebewesen vo-

Brachsmen, Seeforelle, Rotauge, Trüsche,

raus. Ein Fischer benötigt gute Beobach-

Karpfen und Schleie heimisch.

tungsgabe, Orientierungssinn, Kraft und körperliche Widerstandsfähigkeit sowie

Was passiert mit dem frischen Fang?

Ausdauer und Freude an selbständiger

Die schnelle Verarbeitung ist die grosse

Arbeit. Auch technische Begabung, hand-

Chance der heimischen Fischerei mit fri-

werkliches Geschick und kaufmännisches Denken sind wichtig. Kurz: Man muss ein Allrounder sein.

scher, hochwertiger Ware der steigenden Fischnachfrage und dem zunehmenden Verbraucherbewusstsein für erstklassige, heimische Produkte ideal nachzukommen.

Wie kann man sich Ihren Alltag und Tagesablauf vorstellen?

Die gefangenen Fische werden auf Wunsch geschuppt, aus-

Ein Fischer fährt in der Regel früh am Morgen (4 Uhr) mit dem

genommen, filetiert, enthäutet, geräuchert oder anderweitig

Boot zu den Tags zuvor ausgelegten Netzen und holt die darin

veredelt und schliesslich im Laden in Hurden verkauft bzw. an

gefangenen Fische vorsichtig ein. Nach meist drei bis vier Stun-

Gastronomen in der Region ausgeliefert.

den Arbeit auf dem Wasser beginnt an Land unverzüglich die Verarbeitung der Fische. Vor dem Mittag wird der Fisch, getreu

Ist die Arbeit dank heutiger Maschinen einfacher geworden?

unserem Motto «Frischer geht's nicht!», an unsere Kundschaft

Wenn ich an die Zeiten mit meinem Grossvater auf dem See

ausgeliefert oder kann in unserem Verkaufsladen direkt bezo-

zurückdenke, war die Entwicklung von Rudern zu den heutigen

gen werden. Am Nachmittag folgen die Vorbereitungen für den

Bootsmotoren sehr wertvoll und hat uns die Arbeit doch merk-

nächsten Fangtag. Netzschäden müssen ausgebessert und die

lich erleichtert. Die Verarbeitung der Fische ist jedoch auch

Fanggeräte geordnet werden. Zuletzt werden vor Sonnenunter-

heute noch grösstenteils Handarbeit und wird mit diversen

gang die Netze erneut an den Fangplätzen ausgelegt.

Verarbeitungsmaschinen unterstützt.

Was sind die Herausforderungen des Jobs? Eine grosse He-

Welche Belastungen für den Zürichsee und dessen Fischbe-

rausforderung ist die Anzahl der Anspruchsgruppe, die diverse

stand gehen von Mensch und Tier aus? Die Nährstoffverände-

Ansprüche an die Berufsfischer stellt. Unter anderem sind das

rung und die Klimaerwärmung haben fraglos zu Veränderungen

die Politik, die Wirtschaft, die Wassersportverbände, die Gas-

geführt, welche einen Einfluss auf die Fischbestände haben. Das

tronomen und der Umweltschutz. Eine nicht zu unterschätzende

grosse Vorkommen der Blaualgen (Burgunderblut) beispielswei-

Herausforderung sind die Billig-Fischimporte aus dem Ausland.

se erschwert die Netzfischerei massiv. Auch die grosse Anzahl

Damit wir unseren Kunden hochwertige Fischprodukte auch

der Kormoran ist eine Belastung für den Zürichsee.

nachhaltig anbieten können, ist es in unserem ureigenen Interesse, dass wir die Seen in der Schweiz nicht überfischen.

Was wird getan, um langfristig eine vielfältige einheimische Fischfauna zu sichern? Der Fischer sieht sich nicht nur als Jäger,

Was ist für Sie das Schöne am Beruf des Fischers? Man kann

sondern auch als Pfleger. Im Sinne eines nachhaltigen Bewirt-

den Tag selber gestalten und ist vor allem sehr viel in der Natur.

schaftens muss er ebenso Naturschutzmassnahmen zum Erhalt

Auch die Berufsaussichten sind gut, denn die Nachfrage nach

der Fischbestände durchführen. Hierzu zählt z.B. Unterstützung

frischen, hochwertigen und ökologisch unbedenklichen Le-

der Aufzucht von Fischbrut in der Fischbrutanstalt oder der

bensmitteln nimmt stetig zu. Sehr positiv ist meiner Meinung

Schutz der natürlichen Laichplätze der Fische. 37


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