vorgestellt
Andreas Braschler – Berufsfischer Im Interview verrät uns Andreas Braschler, Berufsfischer aus Hurden, worauf es bei seiner Arbeit ankommt, was er daran liebt und wie sein Berufsstand dazu beiträgt, die Vielfalt der einheimischen Fischfauna zu erhalten.
Herr Braschler, Sie kommen aus einer
nach die Vereinbarkeit von Beruf mit
Familie
Wurde
Familie und Kindern. Die meisten Fische-
Ihnen das Fischen in die Wiege gelegt?
von
Berufsfischern.
reibetriebe sind kleine Familienbetriebe,
Ein wenig vorbelastet war ich sicher! Ich
in denen alle am gleichen Strick ziehen.
durfte die Fischerei Braschler bereits in der 6. Generation übernehmen.
Welche Fische fangen Sie im Zürichsee? Die Fischereierträge können – je nach
Welche besonderen Kenntnisse und Fä-
Laune der Natur – sehr unterschied-
higkeiten braucht ein Fischer? Der Beruf
lich sein. Im Zürichsee sind vor allem
setzt Liebe zur Natur und eine Beziehung
die Fischarten Egli, Schwalen, Hecht,
zum Wasser und seinen Lebewesen vo-
Brachsmen, Seeforelle, Rotauge, Trüsche,
raus. Ein Fischer benötigt gute Beobach-
Karpfen und Schleie heimisch.
tungsgabe, Orientierungssinn, Kraft und körperliche Widerstandsfähigkeit sowie
Was passiert mit dem frischen Fang?
Ausdauer und Freude an selbständiger
Die schnelle Verarbeitung ist die grosse
Arbeit. Auch technische Begabung, hand-
Chance der heimischen Fischerei mit fri-
werkliches Geschick und kaufmännisches Denken sind wichtig. Kurz: Man muss ein Allrounder sein.
scher, hochwertiger Ware der steigenden Fischnachfrage und dem zunehmenden Verbraucherbewusstsein für erstklassige, heimische Produkte ideal nachzukommen.
Wie kann man sich Ihren Alltag und Tagesablauf vorstellen?
Die gefangenen Fische werden auf Wunsch geschuppt, aus-
Ein Fischer fährt in der Regel früh am Morgen (4 Uhr) mit dem
genommen, filetiert, enthäutet, geräuchert oder anderweitig
Boot zu den Tags zuvor ausgelegten Netzen und holt die darin
veredelt und schliesslich im Laden in Hurden verkauft bzw. an
gefangenen Fische vorsichtig ein. Nach meist drei bis vier Stun-
Gastronomen in der Region ausgeliefert.
den Arbeit auf dem Wasser beginnt an Land unverzüglich die Verarbeitung der Fische. Vor dem Mittag wird der Fisch, getreu
Ist die Arbeit dank heutiger Maschinen einfacher geworden?
unserem Motto «Frischer geht's nicht!», an unsere Kundschaft
Wenn ich an die Zeiten mit meinem Grossvater auf dem See
ausgeliefert oder kann in unserem Verkaufsladen direkt bezo-
zurückdenke, war die Entwicklung von Rudern zu den heutigen
gen werden. Am Nachmittag folgen die Vorbereitungen für den
Bootsmotoren sehr wertvoll und hat uns die Arbeit doch merk-
nächsten Fangtag. Netzschäden müssen ausgebessert und die
lich erleichtert. Die Verarbeitung der Fische ist jedoch auch
Fanggeräte geordnet werden. Zuletzt werden vor Sonnenunter-
heute noch grösstenteils Handarbeit und wird mit diversen
gang die Netze erneut an den Fangplätzen ausgelegt.
Verarbeitungsmaschinen unterstützt.
Was sind die Herausforderungen des Jobs? Eine grosse He-
Welche Belastungen für den Zürichsee und dessen Fischbe-
rausforderung ist die Anzahl der Anspruchsgruppe, die diverse
stand gehen von Mensch und Tier aus? Die Nährstoffverände-
Ansprüche an die Berufsfischer stellt. Unter anderem sind das
rung und die Klimaerwärmung haben fraglos zu Veränderungen
die Politik, die Wirtschaft, die Wassersportverbände, die Gas-
geführt, welche einen Einfluss auf die Fischbestände haben. Das
tronomen und der Umweltschutz. Eine nicht zu unterschätzende
grosse Vorkommen der Blaualgen (Burgunderblut) beispielswei-
Herausforderung sind die Billig-Fischimporte aus dem Ausland.
se erschwert die Netzfischerei massiv. Auch die grosse Anzahl
Damit wir unseren Kunden hochwertige Fischprodukte auch
der Kormoran ist eine Belastung für den Zürichsee.
nachhaltig anbieten können, ist es in unserem ureigenen Interesse, dass wir die Seen in der Schweiz nicht überfischen.
Was wird getan, um langfristig eine vielfältige einheimische Fischfauna zu sichern? Der Fischer sieht sich nicht nur als Jäger,
Was ist für Sie das Schöne am Beruf des Fischers? Man kann
sondern auch als Pfleger. Im Sinne eines nachhaltigen Bewirt-
den Tag selber gestalten und ist vor allem sehr viel in der Natur.
schaftens muss er ebenso Naturschutzmassnahmen zum Erhalt
Auch die Berufsaussichten sind gut, denn die Nachfrage nach
der Fischbestände durchführen. Hierzu zählt z.B. Unterstützung
frischen, hochwertigen und ökologisch unbedenklichen Le-
der Aufzucht von Fischbrut in der Fischbrutanstalt oder der
bensmitteln nimmt stetig zu. Sehr positiv ist meiner Meinung
Schutz der natürlichen Laichplätze der Fische. 37