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Reportage Bootsbau

Wie entsteht ein Boot? Die Redaktion des STADT&LANDmagazin durfte in der Bootsbauwerkstatt von Thoma Boote am Walensee vorbeischauen und live miterleben, wie ein Boot gebaut wird.

Konzentriert steht er an der Kehlmaschine. Walter Thoma ist Bootsbauer und bearbeitet soeben mehrere Holzblenden. «Diese werden als Dekoelemente eingesetzt, dort, wo das Deck und der Rumpf zusammen kommen», erklärt Andreas Nötzli. Auch er ist Bootsbauer und hat die Firma Thoma Boote in Mühlehorn am Walensee vor drei Jahren übernommen. Der Inhaber und Geschäftsführer fertigt zusammen mit seinen beiden Angestellten jährlich 15 bis 20 Boote. Vom kleinen Sportfischerboot, über die traditionellen Boote der Classic-Baureihe bis zur sportlichen Variante. «Das Herzstück jedes Bootes ist die Form», erklärt Andreas Nötzli, während er durch die Produktionshalle führt. In der hinteren Halle stehen drei Bootsformen: der Rumpf, also der Boden, der Innenbereich und das Deck. Sie wurden soeben mit Pinseln und Rollen weiss angestrichen. Die Wunschfarbe des zukünftigen Besitzers. Hier wird noch alles von Hand gemacht. Jedes kleine oder grosse Teil wird in Handarbeit gefertigt und zusammengebaut.

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Einzelstücke mit individuellem Ausbau

Das Boot, das zurzeit in Produktion ist, ist das Modell S600. Es ist das kleinste von drei Sportfischerbooten, welche die Firma anbietet. «Wir haben in dieser Baureihe drei Grundmodelle, aber selbstverständlich können wir auch ganz andere, neue Modelle bauen», versichert Nötzli. Die Bootsbauer können auf Spezialwünsche und Ideen ihrer Kunden sehr individuell eingehen. In der Fischereiszene haben die ThomaBoote einen speziell guten Namen. «Unsere Boote sind hochwertig, von bester Qualität und trotzdem in Design und Funktionalität einfach in der Handhabung. Das wird geschätzt», weiss der Inhaber. Mit Rutenablagebox, selbstlenzender Pflicht, integriertem Schleppmast, viel Stauraum und zahlreichen weiteren Optionen sind sie die idealen Fahrzeuge für ambitionierte Sportfischer und Freizeitböötler. «Jedes Boot entsteht umfassend in unserer eigenen Werft und ist ein Einzelstück mit individuellem Ausbau», erklärt Andreas Nötzli.

Nötzli selber kümmert sich nebst der Geschäftsführung, dem Verkauf und der Beratung auch noch um Reparaturen und Service aller Boote – auch um Boote anderer Marken. An seinem Beruf, den er schon bei Thoma Boote erlernte, mag er vor allem die Vielseitigkeit und dass er mit den Händen arbeiten kann. «Für mich ist es immer noch ein Traumberuf», schwärmt er. Die Boote bei Thoma Boote werden im sogenannten Elementbau hergestellt: aus einem Modell gibt es eine Form und aus mehreren Formen/Elementen ein Boot. Andreas Nötzli und sein Team arbeiten dafür mit glasfaserverstärktem Polyester, das sind Glasfasermatten, die durch flüssiges Harz hart werden. Das

Polyester wird dabei in mehreren Schichten auf das Modell geklebt und wenn alles getrocknet ist, wird die Form vom Modell gelöst. Dann werden die verschiedenen Elemente – in unserem Beispiel sind es Rumpf, Innenbereich und Deck – aufeinandergebaut und mit Polyesterkleber festgemacht. Und schon steht da ein fast fertiges Boot. Jetzt kommen noch die Ausbauarbeiten mit Ausschneiden der Fenster und Türen, Einsetzen der Scheiben, Spalten laminieren, Elektrik und Zubehör werden eingebaut, Dach- und Bugreeling sowie die Handläufe montiert. Danach folgt die Ausstattung mit dem Motor, nach Wunsch Benzin oder Elektro, sowie die Endreinigung und Endkontrolle. Zum Schluss kommt der Teil, den Andreas Nötzli als den schönsten Teil seiner Arbeit bezeichnet: die Auslieferung an den Kunden. «Wenn ich ein brandneues, von uns gebautes Boot dem glücklichen Besitzer übergeben kann, dann bin auch ich glücklich.» Rund vier bis sechs Wochen Handarbeit stecken in diesem Boot. Und ein Thoma-Boot kann laut dem Geschäftsinhaber bei richtiger Handhabung problemlos 30 bis 40 Jahre alt werden. •• text: carole bolliger, fotos: carole bolliger & thoma boote

1972 gründete der gelernte Bootsbauer Walter Thoma sen. mit 21 Jahren in Weesen einen Service-Betrieb für Boote. Fünf Jahre später entstand das erste selbst gebaute Boot, die Segelyacht Fan 22. Seit 1979 baut die Firma auch Sportfischerboote. Damals hiessen sie noch Speer-Boote. Um der grossen Nachfrage gerecht zu werden und kostengünstiger produzieren zu können, zog die Firma anfangs der Neunzigerjahre nach Mühlehorn in eine neue, speziell für den Bootsbau konstruierte Halle. Seit fast 50 Jahren baut der Betrieb Boote mit Leidenschaft und in bester Schweizer Handwerkstradition.

Jedes Boot ist individuell ausbaubar.

Bootsbauer Walter Thoma bearbeitet Holzblenden.

Besitzer und Inhaber Andreas Nötzli. Die Boote bei Thoma Boote werden im sogenannten Elementbau hergestellt.