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Seefeld ringt mit Bund um

Jetzt braucht Bgm. Markus Wackerle vermutlich einen WM-Urlaub. Mehr als drei Wochen lang haben er, seine Angestellten, die TVBMitarbeiter und die Rechtsabteilung des Landes alle Daten und Fakten zur WM ausgehoben, um jenen Fragenkatalog der Finanzprokuratur zu beantworten, der Ende Jänner zu den WMFörderungen eingegangen ist. Immerhin ging es dabei um mögliche MillionenRückforderungen.

Obwohl der Bund nach vier Jahren seine Förderzusagen immer noch nicht ausgezahlt hat, haben das Sportministerium und die Bundesfinanzprokuratur die Prüfung nunmehr angeordnet. Während Tirols Oppositionsparteien, Neos und Liste Fritz, bereits von einem handfesten Finanzskandal sprechen, gibt sich der zuständige Sportlandesrat, LH-Stv. Georg Dornauer, zurückhaltend: „Bevor nicht alle Fakten am Tisch liegen, darf es zu keiner Vorverurteilung kommen. Ich möchte Seite an Seite mit Seefeld diese Situation aufklären und lösen.“

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Um wirklich Licht in die Sache zu bringen, muss man wohl zurückblicken: Als Seefeld 2014 in Barcelona überraschend den Zuschlag für die Nordische WM 2019 erhielt, ging man noch davon aus, keine WM-Bauten sondern nur temporäre Zelte und Container zu errichten. Die vom Skiclub errechneten Gesamtkosten betrugen 16,5 Mio. Euro. Doch bereits bei den ersten Verhandlungen über die Finanzierung ließen Bund, Land und TVB durchblicken, dass man nicht gewillt sei, in Wettkämpfe zu investieren, bei denen kein nachhaltiger Impuls für die Sportinfrastruktur geschaffen werde. Die Kosten stiegen daher auf 28 Mio. Euro. Bereits zu die- sem Zeitpunkt legte der Gemeinderat eine Kostenobergrenze von 4,5 Mio. Euro für die WM fest. Der TVB fixierte, seinen Anteil großteils mittels Kredit zu zahlen. Sportminister war Burgenlands LH Hans-Peter Doskozil, der

Gemeindeklausur

Alle Seefelder Gemeinderäte hatten sich Anfang Feber die Zeit zu einem gemeinsamen Klausurtag genommen. Trotz des Fragenkatalogs der Bundesfinanzprokuratur ging es bei diesem Treffen ausschließlich um den baulichen Zustand der örtlichen Infrastruktur und um die Kreditabdeckung und die Finanzlage der Gemeindebetriebe. „Es gab viele Vorschläge, wie wir die Infrastruktur retten können“, resumiert Bgm. Markus Wackerle das Treffen.

mündlich im Golfrestaurant bei einem Seefeld-Besuch die Botschaft überbrachte, dass der Bund maximal 8,9 Mio. Förderung zahle, weil die übrigen eingereichten Projekte nicht WM-relevant seien. Bis zur WM waren weitere vier Minister zuständig. Ob es mit einem von ihnen Gespräche über die Erhaltung und Nachnutzung der WM-Bauten gegeben hat, ist unklar. Vizekanzler Werner Kogler war jedenfalls erst ab 2020 – also ein Jahr nach der WM– für die Abrechnung zuständig. Die schriftliche Bestätigung des Bundes, dass man sich mit 8,9 Mio. Euro an den WM-Bauten beteilige, kam vom damaligen FPÖVizekanzler Heinz-Christian Strache wenige Monate vor der WM, als die Kosten bereits auf 30,7 Mio. Euro angestiegen waren. LH Günther Platter und Stellvertreter Josef Geisler hatten Alt-Bgm. Werner Frießer geholfen, einen

Kontokorrentkredit für die Mehrkosten aufzunehmen, für den es keinen Gemeinderatsbeschluss gab. Geisler hatte auch einem Seefelder Verhandlungsteam um OKChef Frießer zugesagt, dass das Land die Restfinanzierung übernehme, sollte der Bund seine Subvention nicht auf ein Drittel der Gesamtkosten aufstocken.

Nach der WM erfolgte die WM-Endabrechnung mit dem Land Tirol, das 12 Mio. Förderungen anstandslos auszahlte. Vom Bund kam vier Jahre lang nichts, bis zum Fra-

Zuständig im Sportministerium

Ein Grund, warum es zu den Streitigkeiten zwischen Bund und der Gemeinde Seefeld um die Förderungen für die Nordische WM 2019 gekommen sein dürfte, liegt wohl auch darin, dass in der Zeit zwischen 2014 (WM-Zusage in Barcelona) und Prüfung der WM-Finanzen nicht nur unterschiedliche Beamte im Bundeskanzleramt für Sport für dieses Projekt zuständig waren, sondern insgesamt sieben Minister. Zunächst lag das Sportministerium in den

Händen des Ministeriums für Landesverteidigung von Gerald Klug (SPÖ, bis Jänner 2016), dann bei Hans-Peter Doskozil (bis Dez. 2017), bei Mario Kunasek (FPÖ, bis Jän. 2018), bei Heinz-Christian Strache (FPÖ, bis Mai 2019), bei Juliane Bogner-Strauß (ÖVP, bis Juni 2019), bei Julian Müller (parteifrei, bis Jän. 2020) und schließlich bei Vizekanzler und Bundesminister für Sport und öffentl. Dienst, Werner Kogler (Grüne, bis heute).

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