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Masters World Cup in Seefeld
from PZ 032023 gesamt
Auf den Seefelder WMLoipen von 2019 steht von 18. bis 24. März ein echtes Wettkampf-Highlight an: der Masters World Cup. Bei der inoffiziellen Weltmeisterschaft für Skilangläufer ab 30 Jahren geht es richtig zur Sache. Von Hobbyathleten bis zu ehemaligen Spitzenathleten ist dort alles vertreten, was im nordischen Sport eine Herausforderung sucht.
Mehr als 1.000 Athleten werden in der Seefeld Sports Arena für eine Menge Action sorgen beim Masters World Cup (MWC). Dieser wird seit 1980 ausgetragen, anfangs unter dem Titel „World Masters XC Championships“, ab 1982 unter dem Weltverband „World Masters Cross-Country Ski Association“ (WMA). „Masters“ bezeichnet im Skilanglauf – wie in vielen anderen Sportarten – die Altersklassen ab 30 Jahren.
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Das Regelement: Für einen Wettbewerb wie den MWC müssen Teilnehmer bis 31. Dezember des Vorjahres das 30. Lebensjahr vollendet haben und dürfen nicht (mehr) Mitglied einer Nationalmannschaft sein. Altersmäßig gibt es nach oben keine Beschränkung: Die Sportler werden in Klassen mit einer Spanne von fünf Jahren eingeteilt, 90+ ist die älteste, sodass insgesamt 13 Altersklassen für Damen wie Herren gewertet werden. Der „Masters“-Skisport ist in den meisten Ländern im jeweiligen nationalen Verband organisiert. Thomas Heckmann, Chef des Organisationskomitees des MWC in Seefeld, und Christian Lingl, „Chief of Media“ des OK, beklagen jedenfalls, dass der Masters-
Skilanglauf in Deutschland an Bedeutung verloren habe und diesbezüglich hinter vielen anderen Ländern zurückbleibe. Mit beiden haben wir über den bevorstehenden Event gesprochen. Sie sind Mitglieder des Skiclub Monte Kaolino Hirschau e.V., Thomas Heckmann, der als Nachfolger seines Vaters Dieter von 2007 bis 2014 WMA-Präsident war, ist Erster Vorsitzender. Skilanglauf ist der Schwerpunkt des Vereins, der für seine Nachwuchsarbeit bekannt ist und viele Größen des Langlaufs wie Peter Schlickenrieder oder Jochen Behle hervorgebracht hat. Er richtet auch jährlich einen Deutschlandpokal aus, inzwischen aber nicht mehr im rund 70 Kilometer von Nürnberg entfernt gelegenen Hirschau selbst, sondern im Arber Hohenzollern Skistadion im Bayrischen Wald. Bereits 2003 hatte der Skiclub einen MWC in Seefeld durchgeführt. Und weitere 18 Jahre davor, 1985, im Langlaufgebiet an der Silberhütte, rund 50 Kilometer östlich von Hirschau. Doch inzwischen sind die Anforderungen an die Infrastruktur für ein solches Event erheblich gestiegen. In Seefeld ist man nicht erst seit der Nordischen Ski-
Weltmeisterschaften 2019 auf Wintersport-Großereignisse eingerichtet und verfügt beispielsweise über die erforderliche Zahl an Gästebetten, den gesamten Tross an Sportlern, Betreuern, Angehörigen und Helfern nah am Wettkampfort unterzubringen.
Seefeld sprang ein: Nachdem Otepää in Estland aufgrund der Corona-Pandemie von der Ausrichtung des MWC zurücktreten musste, holte Heckmann den Bewerb nach Seefeld, wo er selbst ein kleines Haus besitzt und gute Kontakte zu Gemeinde und TVB pflegt. „In Seefeld ist fast alles bereit“, erklärt Heckmann, der die OK-Leitung ehrenamtlich ausübt und beruflich als Unternehmer in den Bereichen Maschinenbau und Eisenbahnen tätig ist. 2021 bekam der Verein den Zuschlag – und hatte mit nur zwei Jahren statt normalerweise vier eine ziemlich kurze Vorbereitungszeit. Doch der Standort macht es relativ leicht. Der Bus-Service für die Athleten ließ sich schnell einrichten, ein Container fürs Skiwachsen ist vorhanden. Umgekehrt ist die Veranstaltung auch für die Gemeinde Seefeld interessant, denn sie beschert ihr für mehr als eine Woche circa 1.500 Übernachtungsgäste. Ungefähr 1.200 Teilnehmer plus Betreuer, Familien, Freunde aus fast 30 Ländern werden bei der 41. Auflage des Events erwartet.
Viele Spitzensportler: Die überwiegende Mehrheit der MWC-Starter sind erfahrene und ehrgeizige Wettkämpfer. Manche Teams bringen mittlerweile ihren eigenen Wachstruck und einen Betreuerstab mit, auch wenn es außer Medaillen und kleinen Präsenten nichts zu gewinnen gibt. „Für mich ist das die Amateur-Weltmeisterschaft“, sagt Medien-Chef Christian Lingl und vergleicht die Wettkämpfe mit AmateurTitelkämpfen im Radsport, wo Masters einen hohen Stellenwert genießen. Gerade in den Altersklassen zwischen 30 und 40 Jahren zeigten die Laufzeiten die hohe Qualität. Genusslangläufer, wie man sie bei den Volksläufen in großen Zahlen sieht, seien beim MWC inzwischen kaum noch dabei.
Gelaufen wird auf den WMStrecken von 2019, allerdings nur in bestimmten Teilabschnitten. Denn was die Homologierung, also Vorgaben bezüglich des Streckenprofils, betrifft, müssen „wir 50 Prozent der FIS-Norm einhalten“, erläutert Heckmann. In jeder Altersklasse werden drei Distanzen in beiden Techniken ausgetragen. Jeder Teilnehmer muss sich pro Distanz für eine entscheiden.
Die Staffeln werden von den nationalen Direktoren zusammengestellt, die Leistungen in den Einzelrennen spielen eine entscheidende Rolle für die Nominierung. Alle Rennen werden als Massenstart durchgeführt. 16 Startspuren stehen zur Verfügung, die Athleten stehen aufgereiht nach FIS-Punkten, die sie bei Masters-Wettkämpfen und einigen Skimarathon-Läufen sammeln können – und für ihre Startberechtigung auch vorweisen müssen. Sorgen um eventuellen Schneemangel Mitte März machen sich die Organisatoren nicht – vor allem dank der 40 Schneekanonen im Seefelder Langlaufzentrum. Schon Mitte Dezember war die Grundbeschneiung erfolgt. „Wenn es nicht ganz verrückt läuft, sollte das passen. Schnee aus der Maschine hält ja ewig,“ sagt Heckmann.
Die Finanzierung: Das Catering ist eine der größten Herausforderungen. Dafür wird ein Zelt für 1.200 Personen beim Skiclubbasisgebäude aufgestellt, wo zudem Eröffnungsund Abschlussfeier sowie die Siegerehrungen stattfinden werden und auch für musikalische Unterhaltung gesorgt wird.
Das Zelt mit allem Drum und Dran macht einen Großteil der Kosten für den Verein aus. Auf
16 Startspuren stehen für die Massenstarts der MWC-Bewerbe zur Verfügung.
400.000 Euro beziffert Heckmann das Gesamt-Budget für den MWC 2023. Auch die Zeitnahmentechnologie über den Anbieter Datasport stellt mit 26.000 Euro einen großen Posten dar.
Da es keine öffentlichen Fördermittel gibt, beruht die Finanzierung zum einen auf den Startgebühren der Teilnehmer, die von 200 auf 250 Euro erhöht worden sind. „Sie können dafür an drei Rennen teilnehmen, sogar an vier, wenn sie für die Staffel ihres Landes ausgewählt werden. Wenn man das mit dem Startgeld für manchen Straßenmarathon vergleicht, ist das schon ein hoher Gegenwert“, betont Christian Lingl. Viele Spender: Die andere große Finanzierungsquelle sind Spenden. „Unser Ziel von 60.000 Euro haben wir bereits erreicht“, sagt Heckmann. Auch die Skiindustrie engagiert sich. Große Firmen stellen die Startnummern oder kleine Präsente im Teilnehmerbeutel wie Stirnbänder oder anderes bereit. Nicht umsetzbar wäre die Veranstaltung ohne das große Engagement der Hirschauer und ihre Begeisterung für den Skilanglauf. 70 freiwillige Helfer sind in Seefeld dabei. „Wir hatten noch viel mehr Anfragen“, erzählt Lingl. Gemeinde und TVB Seefeld stellen die Quartiere für die Helfer und entlasten den SCMK damit finanziell.
Event-Plan
Hier eine Übersicht über den Wettkampfreigen:
Fr. 17.3.: Anreise, Training, Akkreditierung
Sa. 18.3.: Anreise, Training, Akkreditierung, Eröffnungsfeier
So., 19.3.: 1. Wettkampftag
20|15|10 km
Mo., 20.3.: 2. Wettkampftag 10|5 km
Di., 21.3.: Ruhetag
Mi., 22.3.: 3. Wettkampftag
Staffelrennen 4x5km
Do., 23.3.: 4. Wettkampftag
FT 30|20|15 km
Fr. 24.3.: 5. Wettkampftag
CT 30|20|15 km
Sa. 25.03.: Abreise