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Auf Reisen London: Immer einen

Unsere Autorin Nina Vagli

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Von WC-Eiern bis zu Scotch Eggs

Ein Reisebericht von der wahrscheinlich meistfotografierten Toilette der Welt, dem ziemlich sicher besten Street Food Market und einer royalen Trauung. Was alles vereint? So gesehen und geschehen an ein und demselben Wochenende in London.

Text und Bilder: Nina Vagli

Nun, wenn es der Zufall will – dann will er es. Und so kam es, dass ich am 19. Mai 2018 in die Stadt an der Themse reiste. Sie glauben jetzt vielleicht, ich reiste damals wegen der an diesem Samstag bevorstehenden königlichen Vermählung von Prinz Harry und seiner Meghan an. Purer Zufall. Selbstverständlich lag der Gedanke nah, einen kurzen Abstecher ins nahegelegene Windsor zu wagen und den beiden aus der achten Zuschauerreihe zuzuwinken. Ich jedoch bin wie immer für den leiblichen Genuss – mit Nebenschauplatz Shopping oder umgekehrt – angereist. Wie keine andere Stadt ist London seit Jahrzehnten für alle Foodbegeistertenein Mekka. Und genau deswegen, weil die Stadt immer sehr voll ist, plane ich jeden kulinarischen Erguss bis ins kleinste Detail. Hier von allen zu erzählen, würde den Rahmen sprengen. Für zwei sehr unterschiedliche Gastronomiekonzepte hat es in diesem Bericht aber sehr wohl Platz.

Willkommen im Märchenland

Wenn deine Restauranttoilette öfter in InstagramFeeds erscheint als deine Gerichte, könnte man meinen, dass im Sketch etwas falsch läuft. Doch weit gefehlt. Das Sketch ist ein Statement, ein Gesamtkunstwerk. Dieses Lokal ist für mich bei jeder Londonreise gesetzt und hat mich noch nie enttäuscht. Vermutlich in erster Linie, weil bei mir das Auge immer mitisst. Und dies beginnt bereits beim Eintritt ins Lokal. Von aussen ein altehrwürdiges Haus aus dem 18. Jahrhundert im glamourösen Londoner Stadtteil Mayfair, im Inneren ein wahrer Augen und Gaumenschmaus. Üppig und innenarchitektonisch bis ins letzte Detail zu Ende gedacht, sind die vier Räume unterschiedlich und jeder auf seine skurrile Art sehr eigen gestaltet. Ob die Bekleidung der Mitarbeitenden, das eigens designte Geschirr oder der waldbodenartige Teppich. Nichts passt und es gibt von allem zu viel – als Gesamtes aber grossartig.

Aber kommen wir zum Wichtigsten, dem Essen. Ich muss gestehen, meine liebste Mahlzeit hier ist eigentlich gar keine: Der Nachmittagstee oder meine bevorzugte Version davon, der «Champagne Tea». In der «Gallery», die mehr an ein Schminkzimmer aus den 1950erJahren als ein Restaurant erinnert, fühle ich mich wie eine in Zuckerwatte gepackte Prinzessin. Und so überrascht es wenig, dass in diesem Ambiente Scones mit einem Gläschen RoséChampagner einfach noch ein bisschen besser schmecken. Wenn dir vorher noch kein Wow über die Lippen kam, dann geschieht dies spätestens beim Toilettenbesuch. Aber wo sind sie eigentlich – die WCs? In einem hohen, futuristisch anmutenden Raum verbergen sich hinter grossen weissen Eiern voll funktionstüchtige Klos.

Sei es nun das selbstspielende, transparente Klavier im Gang, das Geschirr, das dir beim Leertrinken Botschaften schenkt, oder seien es die Stühle, die Ballettschuhe tragen, oder die WCEier – es ist ein bisschen wie bei Alice im Wunderland: Zeit und Raum geraten bei einem Besuch im Sketch ins Wanken. Einfach ein fabelhafter Ort, der (nebenbei) drei MichelinSterne trägt.

Street Food ohne Ende

Erst noch im schicken Mayfair verlasse ich nur 20 Minuten später die Underground in Londons East End. Von Shoreditch geht es zu Fuss weiter in Richtung Brick Lane und Spitalfields. Beide Viertel sind vor allem für zwei Dinge bekannt: Street Art und FoodMärkte. Es versteht sich von selbst, dass ich hier für neue FoodEntdeckungen Halt mache. Ich starte meine kleine StreetFoodTour in der Brick Lane. Die Strassen hier sind eher heruntergekommen, und das macht vermutlich ihren Charme aus.

In London, everyone is different, and thät means anyone can fit in.!

Paddington Bear

Dutch Poffertjes – erfreuen das Auge und den Magen.

Die Gegend, in der einst Jack the Ripper sein Unwesen trieb, konnte bis heute einen Hauch des alten London aus dem Industriezeitalter bewahren Heute ist Sonntag und die Brick Lane wird zu einer gefühlt unendlichen Flaniermeile, denn es ist Brick Lane Market und ganz schön voll. Die Strasse wird gesäumt von Ständen mit allerlei Nützlichem und Unnützem, dazwischen Strassenmusiker und Food Trucks. Am besten, man bringt viel Zeit und Hunger mit, denn es gibt hier das eine oder andere ausgefallene Gericht zu entdecken; Scotch Eggs (Eier mit Brät und Panade umhüllt), Halloumi Fries orientalische KäsePommes), Onigiri (japanische Reisbällchen), Dutch Poffertjes (holländische MiniPancakes), Meringue Kiss (von meiner Namensvetterin Nina Bakes) und, und, und ... Die Liste könnte ich endlos weiterführen. Aber mein Magen lehnt dankend ab. Zeit für eine Pause.

Hoch sollen sie leben

Der Tag neigt sich langsam dem Ende zu, und wie immer, wenn in London die Sonne scheint, sitzt man draussen und trinkt. Ich ergattere einen Platz vor der Old Truman Brewery. Die einst grösste Brauerei der Welt ist heute ein Hub für Kreative. Auf dem 10 Hektar grossen Gelände sind mehr als 200 Unternehmen ansässig, darunter viele kreative Betriebe und Geschäfte, Galerien, Märkte und Bars. Ein wunderbares kulinarisches Wochenende ist bereits wieder Geschichte, ich bin pappsatt und mein Abflug in die Schweiz rückt näher. Aber vorher gönne ich mir noch ein Brothers Strawberry & Lime Cider. Psssst … es muss auch in England nicht im Bier sein! Mit einem «Long live Harry und Meghan» stosse ich dann immerhin noch auf das frisch vermählte Paar an und sinniere über meine nächste Londonreise. ▪

Es muss nicht immer Bier sein!

brotherscider.co.uk

Ein Platz an der Sonne: Ely’s Yard vor der Old Truman Brewery.

Traditionell im Papier

Eine Englandreise und ein Pub-Besuch mit Fish & Chips gehören zusammen wie siamesische Zwillinge. Traditionell wird das Nationalgericht in Zeitungspapier serviert.

Wickelpapier fettdicht, 200 St., B 25xL 37.5 cm Art.-Nr. 20077

Sich einmal wie Alice im Wunderland fühlen

Märtke im East End

Sketch, London

Reservation empfiehlt sich!

sketch.london

Brick Lane Market

Flanieren, entdecken, essen, noch mehr essen.

Nur samstags und sonntags

Old Spitalfields Market

Keine Chinaware, sondern Handwerk vom Feinsten: Geschenke, Kleider, Kunst und natürlich viel Street Food aus der ganzen Welt. Der Markt befindet sich in einem viktorianischen Gebäude, welches 1887 errichtet wurde, und ist halb überdacht.

Jeden Tag ab 10.00 Uhr oldspitalfieldsmarket.com

Halt Underground/ Overground

Liverpool Street Station, Whitechapel Station, Shoreditch High Street oder Metro-Station: Und dann immer den verlockenden Düften folgen.

Strassenkunst

Wer das East End besucht und neben Street Food mehr zu Street Art erfahren möchte, bucht am besten eine Führung bei Strawberry Tours. Die Tour dauert zwei Stunden, ist kostenlos und kann online gebucht werden.

strawberrytours.com/london

"In London, everyone is different, and that means anyone can fit in”

Paddington Bear

Planung geht vor

Meine zwei ultimativen Städte-Guides und somit für jede Londonreise unverzichtbar:

timeout.com/london abouttimemagazine.co.uk

Die Auswahl an Street-Food-Märkten in London ist riesig. Wer Inspiration für neue, eigene Kreation sucht, ist hier mehr als richtig. Eine Übersicht finden Sie sich unter den oben genannten Links.

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